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Silvercore MC Pro 1:20

24.08.2013 // Dirk Sommer

Den MC Pro gibt es in verschiedenen Gehäusevarianten: Da wäre erstens das Modell aus schwarzem Acrylglas und mit polierten und gravierten Edelstahlblenden. Ebenfalls ohne Aufpreis ist die Version aus weißen Delrin plus Edelstahl erhältlich. Sie soll laut Hersteller einen sehr resonanzarmen Aufbau garantieren. Für Makassaholz statt Acryl oder Delrin wird dann ein Zuschlag von 200 Euro fällig. Das Testobjekt kommt in weiß daher und wirkt dank des glänzenden Stahldeckels mit dem ausgestanzten oder -geschnittenen Firmennamen ausgesprochen edel. Vorsichtshalber platziere ich den Übertrager aber möglichst weit von Geräten mit Netztrafos entfernt auf der Fensterbank hinter den Racks – technisch sinnvoll, optische aber eine Schande: Der Übertrager in seinem eleganten Gehäuse sollte eigentlich mit seinem Anblick den Besitzer erfreuen.

Die Übertrager des MC Pro werden symmetrisch beschaltet. Als Ein- und Ausgangsbuchsen sind ganz nach Wunsch des Kunden XLR- oder Cinch-Typen erhältlich
Die Übertrager des MC Pro werden symmetrisch beschaltet. Als Ein- und Ausgangsbuchsen sind ganz nach Wunsch des Kunden XLR- oder Cinch-Typen erhältlich

Bei der Wahl des Tonarms schränken mich die Cinch-Eingänge des MC Pro ein wenig ein: Meine beiden aktuellen Favoriten, der Kuzma 4Point und der Thales Simplicity, sind durchgehend verkabelt und mit XLR-Steckern konfektioniert. Im AMG 12J2 ist gerade ein Brinkmann EMT ti mit einem Innenwiderstand von etwa 25 Ohm montiert und damit ist es nicht gerade der ideale Spielpartner des MC Pro in der 1:20-Version. Also muss der AMG seinen Platz auf dem LaGrange für einen Ortofon RMG-309i räumen. Darin lässt sich im Handumdrehen und ganz ohne Überhang-Justage ein SPU montieren. Das ist nicht unbedingt mein Lieblingstonabnehmer, aber es passt perfekt zum Arm, erfordert – wie gesagt – keine langwierige Einstellung und hat noch den Ortofon SPU-T100, einen speziell angepassten Übertrager, dessen Wicklungen ebenfalls aus hochreinem Silber bestehen, im Gefolge, mit dem sich dann auch der MC Pro messen kann. Zumindest für die vom Silvercore empfohlene Einspielzeit für den Silberübertrager von 20 Stunden schraube also ich ein SPU Royal in den RMG-309-i.

Nach bestandenem Funktionstest der Arm-System-Kombination – hin und wieder kommt es zu Problemen zwischen den gefederten Kontakten des 309i und den geraden Flächen des SPU Royal – am MC-Eingang des EAR 912 tritt dann der Silvercore an dessen MM-Eingang in Aktion. Ich suche ein paar musikalisch interessante, aber weder besonders gepflegte noch audiophile Scheiben heraus, da das SPU ja auch ältere, ein wenig mitgenommene – weil gebraucht erstandene – Scheiben nicht gnadenlos seziert, und erlebe eine der größten HiFi-Überraschungen seit langem: So lebendig, mitreißend und auch in der räumlichen Darstellung überzeugend habe ich das Royal noch nicht gehört. Und das kann nur an der Kombination aus der MM-Phonostufe des EAR und dem Silvercore liegen. Zwar schätzte ich das SPU bisher auch als klangfarbenstarken, eher entspannt und gelassen als besonders aufwühlend zu Werke gehenden Abtaster, habe aber den Hype um diesen Klassiker nie wirklich verstanden – vielleicht auch nur, weil einige der eher „modernen“ Top-Tonabnehmer, die ich in den letzten Jahren genießen durfte, in puncto Emotionalität ebenfalls einiges zu bieten hatten und ich deshalb den vielgerühmten Schmelz und die Homogenität eines SPUs auch bei zeitgenössischen System-Kreationen nie entbehrt habe.

Mit der jetzigen Kombination erlebe ich aber eine solche Dynamik und Klangfarbenfülle in Verbindung mit einer Vielzahl von Feininformationen vor allem zur Beschaffenheit des Aufnahmeraumes, dass ich plötzlich alle Analogfans verstehe, die behaupten, mit einem SPU könne man auf Jahre hinaus glücklich und zufrieden seine Vinyl-Schätze genießen.

Dazu bedarf es keiner hochpreisigen, spezieller Pressungen oder Produktionen, wie eine in dieser Hinsicht unverdächtige Amiga-Scheibe beweist: Johnny Griffin Quartet – LIVE dokumentiert den Auftritt des amerikanischen Tenorsaxophonisten mit seinem Trio im Friedrichstadtpalast (Ost-)Berlin im Jahre 1984 voller Frische und Lebendigkeit. Griffins Komposition mit dem etwas beliebigen Titel „Call It Whacha Wanna“ strotz nur so vor Groove und Spielfreude. Die Wiederbegegnung mit Ellingtons „Sophisticated Lady“ fasziniert vor allem durch feine mikrodynamische Abstufungen und den entspannten musikalischen Fluss. Die nicht ganz perfekte Tonalität der Aufnahme – vor allem beim Flügel –, die bei moderneren Tonabnehmern schon mal nervt, spielt hier plötzlich keine Rolle mehr. Royal, Silvercore und 912 verleihen der Musik soviel – ich möchte fast sagen: positive – Energie, dass kleinere technische Unstimmigkeiten der Aufnahme einfach in den Hintergrund gedrängt werden.

Die auf Hochglanz polierten Edelstahl-Deckel zeigen jeden Fingerabdruck. Deshalb liefert Silvercore ein Putztuch mit
Die auf Hochglanz polierten Edelstahl-Deckel zeigen jeden Fingerabdruck. Deshalb liefert Silvercore ein Putztuch mit

 

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