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Lyngdorf Audio TDAI-2170

27.02.2017 // Wolfgang Kemper

Die Front TDAI-2170 besteht auf der linken Hälfte aus einer dicken Acryl-Glas-Scheibe. Hinter ihr bietet das blaue Display all die Informationen, die sich über den kleineren der beiden Bedienknöpfe oder, deutlich bequemer, über die gelungen gestaltete Fernbedienung aufrufen lassen. Selbstverständlich ist die Helligkeit des Displays programmierbar, ebenso die Option, dass es sich einige Sekunden nach Anzeigen eines Bedienungs-Schrittes wieder gänzlich ausschaltet. Es leuchtet jedoch stets dass kleine Lyngdorf-Logo unten links – im Standby-Betrieb natürlich ganz dezent. Ein zweites, noch kleineres, quadratisches Logo weißt im Betriebszustand auf das Lyngdorf RoomPerfect™ hin.

Zum Lieferumfang des TDAI-2170 gehört einiges mehr als das übliche Netzkabel. Neben der Infrarot-Fernbedienung befinden sich in der Verpackung ein einfaches Galgen-Stativ, ein kalibriertes Mess-Mikrofon und ein acht Meter langes XLR-Kabel, um dieses Mikrofon an den Verstärker anzuschließen. Denn unabdingbare Voraussetzung für RoomPerfect™, eine ausgeklügelte DSP-Raum-Optimierung, ist das Einmessen auf den Hörraumes.

Das Mikrofon ist auf das Einmess-System kalibriert und auf dem Galgenstativ flexibel positionierbar
Das Mikrofon ist auf das Einmess-System kalibriert und auf dem Galgenstativ flexibel positionierbar

DSP-Signal-Aufbereitung ist ein Thema, mit dem ich mich seit rund 20 Jahre nbeschäftige und gegenüber dem ich grundsätzlich sehr positiv eingestellt bin. In den 90er-Jahren konnte ich als Mitarbeiter eines namhaften Lautsprecherherstellers im Taunus erleben, was digitale Raumkorrektur zu bewirken vermag. Trotz der damals noch bescheidenen Rechenleistung des Prozessors lagen die Klang-Gewinne bei „etwas besser“ bis „unglaublich“. Das damalige Konzept unterschied sich von dem moderneren RoomPerfect™ außer in der Leistungsfähigkeit in einem weiteren, wichtigen, konzeptionellen Punkt. Bei RoomPerfect™ ist das Erfassen des gesamten Hör-Raumes wesentlich. Die Prozedur des Einmessens beginnt mit dem Ermitteln des korrekten Mess-Pegels. Als Signal werden im TDAI-2170 generierte, gewobbelte tiefe Frequenzen und anschließend ein Paket hoher Frequenzen für etliche Sekunden auf die Lautsprecher gegeben, erst links, danach rechts. Dabei ist von sehr großer Bedeutung, dass das Mess-Mikrofon mit dem variablen Stativ exakt dort platziert wird, wo sich üblicherweise der Kopf des Hörers befindet. Das Mikrofon sollte dabei waagrecht auf die Mitte zwischen die Lautsprecher ausgerichtet sein. Nun kann per Fernbedienung die erste Messung gestartet werden. Dieser Signal-Ablauf ist weder leise noch akustisch ein Genuss. Aber er ist erträglich und man muss da durch. Unbeteiligte Familien-Mitglieder sollten sich vielleicht während dieser Zeit nicht direkt in der Nähe aufhalten. Wenn ein Hund im Hause ist, wäre nun ein geeigneter Zeitpunkt fürs Gassi-Gehen. So ganz nebenbei kann man beim Signal-Ablauf auch feststellen, welche Einrichtungs-Gegenstände zum Mitschwingen neigen. Dies abzustellen ist sinnvoll, da die Störungen ja auch bei Musik auftreten können. Sobald der erste Messvorgang mit seinen vier Segmenten abgeschlossen ist, fordert das Display auf, das Mikrofon an beliebiger Stelle im Raum zu platzieren. Nach Betätigen von „Enter“ wird ein weiterer, identischer Messvorgang gestartet. Sobald der beendet ist, stellt das Display die gleiche Forderung noch einmal, informiert aber zusätzlich darüber, wieviel Wissen in Prozent das System über den Raum nun bereits hat. Der Wert nach der ersten Zufalls-Raum-Erfassung liegt bei 50 bis 60 Prozent. Dieser Vorgang soll so oft mit unterschiedlichen, willkürlichen Positionen des Mess-Mikrofons im Raum wiederholt werden, bis über 90 Prozent Raum-Wissen angezeigt sind. Da zur Akustik auch die Höhe des Raumes eine Rolle spielt, soll das Mikro auch in höheren und Boden-nahen, sowie Wand-nahen Positionen aufgestellt werden. Üblicherweise benötigt das System fünf bis sechs Prozeduren. Erst dann fragt das Display, ob weitere Messungen folgen sollen. Es kann keineswegs schaden, fortzufahren. Selbst wenn das DSP einhundert Prozent ermittelt hat und dies kundtut, kann man weitermachen. Beim ersten Einmess-Vorgang habe ich dies schon deshalb gemacht, weil ich wissen wollte, ob das System auch das Phänomenen aufweist, mehr als einhundert Prozent leisten zu können. Erfreulicherweise ist dem DSP dieser Schwachsinn nicht implantiert. Wenn man davon ausgeht, dass die erste Hörplatz-Messung oder Focus-Messung die wichtige Basis für die Berechnung der Raum-Korrektur darstellt und mit einem bedeutenden Prozentsatz – der leider nirgends angegeben wird – in den Rechenprozess einfließt, verteilt sich jede weitere Messung auf den restlichen Prozent-Anteil. Je mehr Messungen mit beliebiger Mikrofon-Platzierung stattfinden, umso genauer wird der Raum erfasst. Ein kleines Manko ist die Tatsache, dass sich eine Messung nicht verwerfen lässt – etwa wenn eine Störung in die Messung einfließt, wie beispielsweise die lautstarke, freundliche und sonst wohl auch gern gehörte Aufforderung, zum Essen zu erscheinen, womöglich, wie in meinem Falle, noch untermauert mit einem hell und laut klingelnden Glöckchen. Dann muss der gesamte Vorgang wiederholt werden. Andererseits kann aber ein gespeicherter Messvorgang jederzeit um weitere Messungen erweitert werden. So kann man durch rechtzeitiges Beenden einer Mess-Prozedur auf Nummer Sicher gehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Einmess-Systemen, die über einen Computer aufrufbar sind, ist eine Einflussnahme auf das Rechenergebnis bei RoomPerfect™ nicht möglich. Es gibt nicht, wie bei Computer-Software, eine gestaltbare Zielkurve. RoomPerfect™ arbeitet unbeirrbar nach seinen Algorithmen.

Ein geordneter Aufbau trägt sicherlich zum guten Ton bei. Im rechten oberen Viertel erkennt man links das HDMI-4K-Audio-Video-Board und rechts das High-End-Analog-Eingangs-Modul. Darunter, zwischen diesen beiden nur teilweise sichtbar, befindet sich das USB-Board
Ein geordneter Aufbau trägt sicherlich zum guten Ton bei. Im rechten oberen Viertel erkennt man links das HDMI-4K-Audio-Video-Board und rechts das High-End-Analog-Eingangs-Modul. Darunter, zwischen diesen beiden nur teilweise sichtbar, befindet sich das USB-Board


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