tests/11-02-01_burmester
 

Burmester Phono Preamp 100

01.02.2011 // Dirk Sommer

Selbstverständlich lässt sich der Phono Preamp in das Burlink-System integrieren. Bei den Digitalausgängen wünschte ich mir auch einen nach AES/EBU-Norm
Selbstverständlich lässt sich der Phono Preamp in das Burlink-System integrieren. Bei den Digitalausgängen wünschte ich mir auch einen nach AES/EBU-Norm

Über die Verarbeitungs- und Bauteilequalität braucht man bei einer Komponente aus der Berliner High-End-Schmiede ja keine Worte mehr zu verlieren, weshalb ich nur noch kurz anmerke, dass in den Ausgangsstufen die bewährten X-Amp 2-Module zum Einsatz kommen, deren kräftige Treiber weder bei niederohmigen Eingängen des folgenden Gerätes noch bei großen Kabellängen klangliche Beeinträchtigungen erwarten lassen. Das wichtigste technische Merkmal des Phono Preamps – ohne ins Detail zu gehen, was Burmesters Informationspolitik sowieso nahezu unmöglich macht – ist für mich jedoch seine symmetrische Signalverarbeitung. Einmal ganz davon abgesehen, dass ein Tonabnehmer eine ideale symmetrische Signalquelle darstellt, macht diese Schaltungsart dem Phonofreund den Alltag leichter, selbst wenn es nur um solche Kleinigkeiten geht, wie das An- und Ausschalten einer nahe beim Laufwerk stehenden Lampe. Bei einer symmetrischen Phonostufe braucht man nicht zu fürchten, einen mehr oder minder lauten Knackser über die Anlage zu hören. Auch andere Störsignale werden bei einer hohen Gleichtaktunterdrückung des Verstärkers – und die weist der 100 selbstverständlich auf, auch wenn Dieter Burmester hier keine Zahlen nennt – nahezu völlig eliminiert. Wer einmal einen guten symmetrischen Phonoentzerrer gehört hat, wird diese nahezu gänzliche Abwesenheit von Nebengeräuschen nicht mehr missen wollen. Mich stört weder das Laufgeräusch der Nadel in der Rille noch das – wenn überhaupt in Pausen hörbare – leichte Bandrauschen. Die Elektronik aber sollte zu dem nichts mehr beitragen. Und das tut der Phono Preamp auch nicht.

Selbstverständlich habe ich den Burmester symmetrisch mit meiner Brinkmann-Vorstufe verbunden – und beinahe gleich eine Phasendrehung verursacht. Erfreulicherweise lässt einem der Entzerrer per Schiebeschalter die Wahl, ob Pin 2 der XLR-Buchse das „positive‟ oder „negative‟ Signal führt. Nach deutscher Studionorm sollte es das „positive‟ sein, wozu man den Schalter auf 180 (Grad Phasendrehung) stellen muss. Da beim Eingang des 100ers der Anschluss 2 aber als „negativ‟ festgelegt wurde, wäre eine Drehung des Signals am Ausgang kontraproduktiv: Das Signal, das an Pin 2 des XLR-Steckers am Tonarmkabel anliegt – und das ist bei meinen Armen das „positive‟ – sollte den Verstärker ohne Phasendrehung durchlaufen.

Beispielgebend: Symmetrische Eingänge mit der Angabe der Belegung sowie unsymmetrische und symmetrische Ausgänge, wobei bei letzteren die Phase gedreht werden kann
Beispielgebend: Symmetrische Eingänge mit der Angabe der Belegung sowie unsymmetrische und symmetrische Ausgänge, wobei bei letzteren die Phase gedreht werden kann

Dankenswerterweise durfte der Phono Preamp eine ganze Zeit in meinem Hörraum verbringen, wo er mich zu den digitalen Klangbeispielen inspiriert hat, deren Erstellung mich dann leider viel zu lange von ihm ablenkte. Aber die ersten Höreindrücke waren so positiv, dass ich mich entschloss, schon vor dem Verfassen dieses Textes quasi als Appetithäppchen die Klangbeispiele 7,8 und 9 ins Netz zu stellen, in denen der Burmester die Signale eines Lyra Olympos für die Nagra LB entzerrt. Nein, Sie brauchen nicht zu befürchten, dass ich wegen dieser Kostproben auf jegliche Klangbeschreibung und einen Vergleich mit dem Einstein-Entzerrer verzichte. Ich kann ja nicht voraussetzen, dass alle interessierten Leser das zur Wiedergabe von wav-Dateien mit 24 Bit und 96 Kilohertz nötige Equipment installiert haben und sich so selbst einen Eindruck vom Phono Preamp verschaffen können. Dennoch kann ich schon hier mindestens sechs weitere Downloads mit dem 100er versprechen.

Auch der Anschluss von unsymmetrisch verkabelten Tonarmen stellt dank der mitgelieferten Adapter kein Problem dar
Auch der Anschluss von unsymmetrisch verkabelten Tonarmen stellt dank der mitgelieferten Adapter kein Problem dar

Wohl weil ich mich in letzter Zeit viel zu oft mit eigenen Aufnahmen und dazu noch meist mit digitalen für unsere Download beschäftigt habe, freue ich mich jetzt richtig darauf, ein paar bestens bekannte Vinylscheiben wiederzuhören, die mir vor einem Jahr nur noch ein müdes Gähnen entlockt hätten. Eine davon ist natürlich Jonas Hellborgs Elegant Punk mit dem fast subsonischen „Drone‟ und dem Impulsgewitter „It‘s The Pits, Slight Return‟. Ich kann mich nicht erinnern, beim ersten Song die Griff- und feinsten rhythmischen Modulationsgeräusche über den mächtigen Tiefen so detailliert und präsent gehört zu haben wie nun beim Zusammenspiel von Air Tight PC-1 Supreme und Burmester. Dazu kommt diese unglaubliche Energie im Bassbereich: einfach fantastisch. Ein Wechsel zum Einstein zeigt dann, dass die Fülle an Feininformation zu einem guten Teil auf das Konto des Abtasters geht: Sie sind über „The Turntable‘s Choice‟ genauso differenziert zu hören. Allerdings bringt der in der untersten Oktave einen Hauch weniger Druck, zeichnet die Strukturen des Halls dafür aber minimal feiner nach. Doch egal welche der beiden vorzüglichen Phonostufen gerade aktiv ist: Es ist schier unglaublich, welche Kombination von feinsten Schwingungen und brachialer Energie ein im Prinzip ja recht grobes mechanisches Speichermedium wie die LP zu transportieren in der Lage ist.

Auch der Anschluss von unsymmetrisch verkabelten Tonarmen stellt dank der mitgelieferten Adapter kein Problem dar
Auch der Anschluss von unsymmetrisch verkabelten Tonarmen stellt dank der mitgelieferten Adapter kein Problem dar

Auch bei der schnellen Abfolge von ebenso flirrenden wie drückenden Slap-Sounds wird der leicht unterschiedliche Charakter der beiden Entzerrer deutlich. Der Burmester bildet das Geschehen etwas größer ab und verfügt über eine kleine Portion mehr Schub im unteren Frequenzbereich. Er spielt damit eine Spur gefälliger und beeindruckender als der Einstein, der das Knarzen des Basses und den virtuellen Raum ein wenig mehr in den Fokus rückt. Um ein mehrfaches übertrieben und ein wenig zugespitzt könnte man sagen, der Burmester orientiere sich stärker am Live-Erlebnis, während der Einstein etwas mehr intellektuelle Distanz wahre. Aber wie gesagt, so groß und griffig sind die klanglichen Unterschiede nicht, es geht hier lediglich darum, schwach ausgeprägte Tendenzen zu  beschreiben. Ich finde es übrigens gar nicht langweilig, sondern eher beruhigend, dass die klanglichen Differenzen ab einer gewissen (Preis-)Klasse relativ gering ausfallen. Wenn sie die finanziellen Vorgaben nicht zu Kompromissen zwingen, scheinen alle Entwickler ein recht ähnliches Ziel zu verfolgen. Es muss doch so etwas wie ein gemeinsames Klangideal geben. Ist man jedoch aus pekuniären Erwägungen gezwungen, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, dann werden die Kompromisse in Bereichen eingegangen, die je nach individuellem Geschmack als weniger wichtig angesehen werden. Die Folge: In den bezahlbareren Regionen findet man viel häufiger Geräte mit ausgeprägtem Klangcharakter.


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