Samstag, 31 August 2013 02:00

German Physiks The Unicorn MK II

Ich habe im Laufe der Zeit schon den ein oder anderen German Physiks-Schallwandler beschrieben. Und alle waren nach dem Prinzip Biegewellenstrahler plus dynamisches Bass-Chassis konstruiert. Aber beim Unicorn fehlt etwas: der Tieftontreiber. Und das macht es besonders spannend. Das Unicorn ist ein reinrassiger Vollbereichslautsprecher: eine technische Sensation, die aber – bisher – viel zu wenig Beachtung fand.


Die beiden Biegewellenstrahler arbeiten auch als Konuslautsprecher und decken den Frequenzbereich von 40 bis 24000 Hertz ab
Die beiden Biegewellenstrahler arbeiten auch als Konuslautsprecher und decken den Frequenzbereich von 40 bis 24000 Hertz ab
Und ich gebe gern zu, dass mich diese spezielle Spezies in den vergangenen 20 Jahren professioneller Beschäftigung mit dem Thema Hifi respektive High End nie sonderlich interessiert hat. Denn nach meiner bisherigen Erfahrung fehlt es den Ein-Wege-Konstruktionen entweder an Tieftonfundament oder ausreichend Energie in den Höhen, schlimmstenfalls gar an beidem. Natürlich ist die Wiedergabe des gesamten Audiospektrums mit nur einem Chassis das theoretische Ideal: Laufzeitprobleme, Interferenzen und Phasenprobleme in den Bereichen, in den sich zwei Chassis überlappen, können erst gar nicht vorkommen. Aber Treiber, die den Bereich von etwa 40 Hertz bis 24 Kilohertz – wie beim Unicorn – möglichst auch noch ohne störende Bündelungseffekte abdecken, sind so gut wie nicht zu finden. Dass man weiter intensiv nach einer solch idealen Lösung sucht, wird jeder verstehen können, der einmal ein Manger- oder Göbel-Lautsprechersystem gehört hat. Hier übernimmt ein einziges Chassis ab 330 respektive 160 Hertz den gesamten Frequenzbereich bis weit über die Hörgrenze hinaus: Da gibt es nur ganz wenige Mehrwege-Konstruktionen, die ebenso bruchlos und homogen musizieren. Wer in seinem Raum einen rundum abstrahlenden Schallwandler integrieren kann – und das ist meist weit weniger problematisch, als gemeinhin befürchtet –, der kann dieselben positiven Erfahrungen auch schon zum Einstandpreis von nur 5500 Euro mit der German Physiks Unlimited machen, bei der ab 200 Hertz allein der Biegewellenstrahler arbeitet. Ein ebensolcher ist bei der Unicorn für das gesamte Klangspektrum zuständig.

Die charakteristische Form brachte dem Unicorn firmenintern den Spitznamen „Slot Machine“ ein, redaktionsintern heißt es „Schuhputzmaschine“ Aber das tut seinen akustischen Qualitäten keinen Abbruch
Die charakteristische Form brachte dem Unicorn firmenintern den Spitznamen „Slot Machine“ ein, redaktionsintern heißt es „Schuhputzmaschine“ Aber das tut seinen akustischen Qualitäten keinen Abbruch

 

Da sich eine etwas ausführlichere Version der Geschichte des Biegewellenstrahlers im gerade genannten und über den Link leicht zu erreichenden Bericht über die German Physiks Unlimited findet, beschränke ich mich hier auf eine gekürzte Variante: Der Ingenieur, Mathematiker und Soziologe Peter Dicks begann schon 1978 mit der Entwicklung eines Schallwandlers dieses Typs. Ab den frühen 90-er Jahren verbesserte er dann in Kooperation mit German Physiks-Chef Holger Müller, der als Besitzer einer Ohm F mit Walsh-Wandler vom enormen Potential der Biegewellenstrahler überzeugt war, seinen Treiber. Im Jahre 1992 wurde dann der erste German Physiks Lautsprecher der Öffentlichkeit präsentiert.

In der Zwischenzeit erfuhr der German Physiks-Wandler zwar eine Reihe von Optimierungen. Er arbeitet aber trotz aller Modifikationen nach dem bewährten Prinzip: Eine Spule versetzt den Konus in der Form eines Kegelstumpfes in Schwingungen. Beim aktuellen Modell ist dies eine Flachdraht-Aluminiumspule auf einem Kapton-Träger und sls Membranmaterial dient heutzutage ein Verbundmaterial mit Karbonfasern mit einer Dicke von nur 0,15 Millimetern. In den unteren Frequenzbereichen verhält sich der Wandler wie ein Konuslautsprecher. Zu höheren Frequenzen hin werden mehr und mehr und schließlich alle Schallanteile durch Biegewellen in der Membran abgestrahlt. In seinem Hauptarbeitsbereich kommt der German Physiks Wandler dem Ideal einer Punktschallquelle sehr nahe. Die Besonderheit beim Unicorn ist nun, dass der Arbeitsbereich des Chassis nicht durch eine Frequenzweiche nach unten begrenzt wird und der vom Konus nach unten abgestrahlte Schall nicht in einer geschlossenen Kammer bedämpft wird, sondern durch eine hornähnliche Konstruktion in Bodennähe in den Hörraum entlassen wird. Verblüffenderweise – zumindest für mich – reicht diese Energie aus, ein vollwertiges Bassfundament zu liefern.

Das geht allerdings nicht von selbst: German Physiks hat dem Unicorn dafür eine Impedanzanpassung spendiert, mit der sich der Pegel im Bassbereich sogar noch in drei Schritten um plus dreieinhalb Dezibel anheben lässt. Ebenfalls durch das Umstecken von Jumpern lässt sich die abgestrahlte Hochtonenergie um zwei Dezibel vermindern oder um zwei respektive vier Dezibel verstärken. Die Center-Frequenz liegt bei der Bass-Korrektur bei 60 Hertz, im Hochtonbereich um acht Kilohertz. Während des Tests blieb es bei den linearen Einstellungen, da es weder an Bässen noch an Höhen mangelte. Neben der Impedanzanpassung mit ihren Klangstellern bedarf es aber noch einer ganz speziellen Gehäusekonstruktion, um dem einzigen Chassis zu ausreichend Bassdruck zu verhelfen. Holger Müller ließ wissen, dass es sich beim Gehäuse des Unicorn nicht um ein klassisches Horn handele. Der Biegewellenwandler arbeitet auf ein weniger als fünf Zentimeter hohes, die Gehäusebreite und -tiefe ausnutzendes Volumen. Das Brett, das dieses Volumen definiert und parallel zum Gehäusedeckel verläuft, ist allerdings mehrfach gelocht. Durch diese Löcher gelangt der tieffrequente Schall dann weiter ins Innere des Gehäuses. Dort gibt es noch zwei schräg nach unten weisende Bretter zur Schallführung, die aber ebenfalls keiner klassischen Horngeometrie entsprechen.

Die aus dem Inneren des Carbon-Konus abgestrahlte Energie sorgt für ein solides Bassfundament
Die aus dem Inneren des Carbon-Konus abgestrahlte Energie sorgt für ein solides Bassfundament

Im Gegensatz zu den bekannten German Physiks-Lautsprechern, bei denen die Wände oft mit Hawaphon-Platten und dicken Filzauflagen am Mitresonieren gehindert werden, dürfen die Flächen des Unicorn schwingen, wie sie wollen – oder, um korrekt zu sein, wie sie sollen. Denn sie bestehen aus Holzwerkstoffen verschiedener Dichte und haben selbstverständlich auch unterschiedliche Abmessungen, so dass sie unterschiedliche Resonanzfrequenzen besitzen. Material und Maße wurden von einem extra zum Konstruktionsteam hinzugezogenen Instrumentenbauer vorgegeben. Das schwingungstechnische Eigenleben des Gehäuses ist also ein integraler Bestandteil der Konstruktion. Und deswegen lässt sich auch – leider – nicht das geringste an den Abmessungen des Unicorn ändern. Etwas weniger Breite und ein wenig mehr Tiefe – und schon würde das Gehäuse viel gefälliger wirken. Aber das sei wirklich nicht machbar, versichert mir Holger Müller, der natürlich auch um die – nennen wir sie mal freundlich – leicht gewöhnungsbedürftige Optik des Unicorn weiß. Grund für meine Frage nach einer ein wenig gefälligeren Form war übrigens die spontane Reaktion meiner Gattin, die nach ein paar Minuten Musikgenuss meinte: „Gibt's die auch in schön? Dann könnte ich mir ein Paar für meine Anlage im Wohnzimmer schon gut vorstellen.“

Das Testexemplar in Nussbaum zielt eher auf den asiatischen Markt. Es gibt das Unicorn aber auch in einer speziell für den deutschen Mark gefertigten D-Version in Schleiflack mattweiß. Auf Wunsch und gegen Aufpreis sind zusätzlich hochglänzende oder mit Carbonfaser-Platten beschichtete Teilflächen erhältlich. Komplette Hochglanzgehäuse oder solche mit Carbon-Beschichtung würden das Resonanzverhalten der Konstruktion zum Negativen hin verändern und werden deshalb nicht angeboten. Mich erinnert die Unicorn in ihrem Nussbaumfurnier an meine Ohm C2, meinen ersten wirklichen Hifi-Lautsprecher, eine konventionelle Drei-Wege-Konstruktion …

Schon beim ersten Song verblüffen die Unicorn im meinem Hörraum mit jeder Menge Bass. Aber der erst so positive Eindruck schlägt mit der Zeit ins Gegenteil um. Ihrem Tieftonbereich mangelt es an Präzision und wohl auch an Linearität: Mal ist es des Guten schon ein bisschen zuviel, dann – vielleicht eine Oktave darüber oder darunter – wünschte man sich ein wenig mehr. Zum Glück ist Holger Müller noch da und kann das Phänomen erklären: Die Impedanzkorrektur arbeitet nur bei niedrigen Innenwiderständen der Endstufen, wie man sie normalerweise bei Transistorverstärkern antrifft, wie beabsichtigt. An den Ausgangsübertragern der Ayon Epsilon Röhrenendstufen kann die Impedanzkorrektur prinzipbedingt nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Abends schließe ich dann meine kleinen, aber feinen Cello Encore 50 an und das Bassproblem ist verschwunden: Jetzt musizieren die Unicorn auch im Tieftonbereich völlig ausgewogen. Selbst bei den nun ein Stück geringeren Pegeln verwöhnen einen die Biegewellenstrahler mit einer vom Chassis losgelösten, schnellen, offenen und homogenen Wiedergabe. Aber die Freude dauert nur bis zum nächsten Morgen.


Das gelochte Brett liegt einige Zentimeter unter dem Gehäusedeckel und filtert die Frequenzen aus, die nicht weiter ins Innere der Box gelangen sollen
Das gelochte Brett liegt einige Zentimeter unter dem Gehäusedeckel und filtert die Frequenzen aus, die nicht weiter ins Innere der Box gelangen sollen

Bei einem Tuba-Solo vom Michel Godard und gehobener Lautstärke passiert es: Die Biegewellen verzerren deutlich. Holger Müller versichert mir zwar telefonisch, dass dies gar nicht sein könnte und die Unicorn saftige Pegel völlig unangestrengt verkraften könnte. Aber auch bei Versuchen mit einigen anderen Scheiben höre ich deutliche Verzerrungen. Die waren allerdings nicht zu vernehmen, als die Ayon Epsilon für die Verstärkung zuständig waren, erinnere ich mich. Sollte den Cellos etwa die Puste respektive der Strom ausgegangen sein? Diese Vermutung macht eine ein wenig aufgebohrte, fast 30 Jahre alte Audiolabor ES200 Endstufe zur Gewissheit: Die Verzerrungen sind ab sofort vergessen, der Bassbereich wirkt wieder deutlich ausgewogener als über die Röhren, und ich bin um eine Erkenntnis über die German Physiks reicher: Die Unicorn wünschen sich Verstärker mit einer guten Stromlieferfähigkeit. Sie müssen keine 200 Watt leisten, aber bei Bedarf locker Strom nachschieben können.

Von meinen Vergleichen der ES200 mit den Cello in der Anlage meiner Gattin im Wohnzimmer weiß ich aber, welchen nicht ganz unbeträchtlichen Anteil an Raum- und Detailinformationen die mächtig nach vorn spielende Audiolabor Endstufe unterschlägt. Wenn man schon einmal einen Schallwandler im Hörraum hat, der dem theoretischen Ideal so nahe kommt wie die Unicorn, sollte man aber nichts unversucht lassen, ihm sein gesamtes Potential zu entlocken. Deswegen entschließe ich mich entgegen allen bisherigen Gepflogenheiten, eine zweite Unbekannte in meine Kette zu integrieren. Das dürfte aber schon deshalb zu keinerlei Unschärfe bei der Beurteilung führen, da die German Physiks nach den bisherigen Experimenten ja keine wirklich Unbekannte mehr ist. Im Fotostudio wartet bereits eine mächtige ModWright Instruments Transistor-Endstufe auf ihren Einsatz: die KWA 150 Signature Edition. Und selbst ohne jegliche Einspielzeit erfüllt sie im Hörraum dann die in sie gesetzten Erwartungen: Sie ermöglicht es den Unicorn, bei wohlbekannten Songs wie Misha Alperins „Heavy Hour“ oder Ravi Shankars „West Eats Meat“ ihre enormen Fähigkeiten zu demonstrieren. Plötzlich gibt es eine Menge mehr Details zu entdecken als zuvor im Verbund mit der ES200.

Ein Blick aus der anderen Richtung: von der großen Öffnung ins Innere des Gehäuses
Ein Blick aus der anderen Richtung: von der großen Öffnung ins Innere des Gehäuses

Auch die räumliche Darstellung gelingt noch einmal deutlich überzeugender: Zwar suggerieren Lautsprecher vom Kaliber der LumenWhite eine noch weiter in die Tiefe reichende Bühne, aber ein solcher Vergleich verbietet sich ja eigentlich schon aufgrund er unterschiedlichen Preisklassen, in den Lumen und Unicorn zu Hause sind. Letzteren gelingt es aber, akustisch völlig in den Hintergrund zu treten und Instrumente gänzlich von den Chassis gelöst in den virtuellen Raum zu stellen. Feinzeichnung, farbliche Differenzierungen und die ansatzlose Ansprache faszinieren hier wie auch schon bei den Unlimited. Bei Michel Godards Le Concert Des Parfums, Carpe Diem CD-16277, wirkt der Raum – die CD wurde in verschiedenen, halligen Sälen eines Klosters aufgezeichnet – ungeheuer realistisch: Die „Improvisation Gavino Murgia“ zieht einen regelrecht in eines der unbedämpften, steinernen Gemäuer. Man kann präzise zwischen dem Ton des Saxophons und seinen ersten Reflexionen an den Wänden unterscheiden. Beim zweiten Stück mit demselben Titel kommt der virtuose sardische Musiker ohne Instrument aus. Durch seinen Kehlkopfgesang fühlt man sich  in den halligen Raum versetzt, statt wie von anderen Schallwandlern gewohnt nur in diesen hineinzuhören. Bei „Nebia del Baix camp Gerard Marais“ erklingt die Snare so stimmig und zum Greifen plastisch, wie ich sie wohl noch nie gehört habe. An solchen Details wird dann die bruchlose, enorm homogene Wiedergabe des Einwegekonzeptes deutlich.

Trotz all der fantastischen Leistungen in den beschriebenen Disziplinen werde ich den Unicorn aber zwei harte Prüfungen nicht ersparen: Jonas Hellborgs Elegant Punk und Dick Schorys Bang Baa-Room and Harp. Das melodiöse Perkussionspektakel bringen die Unicorn bestens differenziert, klangfarbenstark und ungemein dynamisch rüber. Und auch der Raumeindruck kommt dem von den Lumen gewohntem nahe, allerdings erzeugt die DiamondLight die Illusion von noch mehr Tiefe. Jedenfalls gelingt es mir auch mit dieser Lautsprecher enorm fordernden Scheibe in Verbindung mit ganz erheblichen Lautstärken nicht, die German Physiks an ihre Grenzen zu bringen. Dabei überrascht es immer wieder, wie trocken und tief der einsame Biegewellenstrahler auch Pauken und Bass-Drums in den Raum drücken kann. Wirklich beeindruckend!


Keine externe Frequenzweiche, sondern die Box mit der Impedanzkorrektur, die den Frequenzgang linear nach unten erweitern und sanfte Anpassungen an den Hörraum ermöglichen soll
Keine externe Frequenzweiche, sondern die Box mit der Impedanzkorrektur, die den Frequenzgang linear nach unten erweitern und sanfte Anpassungen an den Hörraum ermöglichen soll

Jonas Hellborgs „Drone“ kommt mit tiefem, sonoren Bass-Druck rüber, auch wenn bei einigen der beinahe subsonischen Töne ein bisschen weniger Energie in den Raum fließt als bei großen Mehrwegkonstruktionen. Aber das macht die Unicorn mit ihrer präzisen Durchzeichnung und der enorm schnellen Ansprache schnell vergessen. Bei „It's The Pits, Slight Return“ traue ich mich so nach und nach den Pegel einzustellen, den ich mir sonst nur mit dynamischen Chassis und entsprechender Membranfläche gönne. Die Unicorn machen das klaglos mit und faszinieren mit einem ungemein straffen und soliden Fundament. Dass die schnelle Abfolge mächtiger Impulse differenziert und packend wiedergegeben wird, dürfte nach der Schilderung der bisherigen Klangeindrücke klar sein. Ich gebe auf: In meiner Plattensammlung finde ich nichts, dass die Unicorn in Verlegenheit bringen könnte. Dabei soll nicht in Vergessenheit geraten, dass die ModWright KWA 150 ihren Teil zur Souveränität dieser Leistung beigetragen hat.

Nach den Testscheiben erlaube ich es den Unicorn und mir, in kammermusikalischem Jazz zu schwelgen. Und was wäre dazu geeigneter als Jimmy Giuffre 3, die – soweit ich weiß – einzige Wiederauflage einer Produktion eines anderen Labels auf ECM? Wenn das Foto auf der Rückseite des Covers wirklich die Aufnahmesituation eingefangen hat, gruppierten sich Jimmy Giuffre mit seiner Klarinette, Steve Swallow am Bass und Paul Bley am Flügel um ein einzelnes Stereo-Mikro. Es ist einfach ein Genuss, die ebenso ruhige wie intensive Interaktion der drei Musiker so stimmig, homogen und fast völlig frei von technischen Beimengungen über die German Physiks miterleben zu können. Schon toll, wie realistisch ein einzelner Wandler zum Beispiel die Klarinette in den Hörraum projizieren kann. Der unverstärkte Bass klingt leicht und farbig und der Flügel viel „richtiger“ und tonal ausgewogener als man das bei Aufnahmen aus dem Jahre 1961 gewohnt ist. Meist ist es selbst bei gelungenen Verve oder Blue Note Reiusses der Flügel, der das Alter der Aufnahme verrät. Das ist hier glücklicherweise nicht der Fall: Hier stimmt einfach alles: die Musik, der Klang der Scheibe und ihre Wiedergabe über die Unicorn.

Bitte nicht wundern, wenn die von Hand aufgebaute Impedanzkorrektur Ihrer Box ein wenig anders aussieht: Die individuell abgestimmte Schaltung soll bei einem Unicorn-Paar für einen maximalen Frequenzgangunterschied von nur einem Dezibel sorgen
Bitte nicht wundern, wenn die von Hand aufgebaute Impedanzkorrektur Ihrer Box ein wenig anders aussieht: Die individuell abgestimmte Schaltung soll bei einem Unicorn-Paar für einen maximalen Frequenzgangunterschied von nur einem Dezibel sorgen

Obwohl ich ja ansonsten nicht gerade ein Fan der menschlichen Stimme bin, werde ich es mit der so geschlossen musizierenden Unicorn mal wieder probieren, mich dafür zu erwärmen. Aber eine Scheibe einer dieser so angesagten (Pseudo-)Jazzerinnen aufzulegen, bringe ich dann doch nicht über mich. Da greife ich lieber zu etwas Handfesterem wie Hans Theessinks wunderbaren Album Slowtrain. Aber beim Titelstück sind es nicht vorrangig die Stimmen – Theessinks Lead und der großartige Background seiner drei afrikanischen Begleiter –, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Obwohl die einzelnen Musiker in verschiedenen Zimmern und Sälen aufgenommen wurden, ergibt sich ein unglaublich stimmiger und glaubwürdiger virtueller Raum. Und so bleibt es nicht bei einem Song: Ich höre die ganze Seite. Die Unicorn ermöglichen es, selbst bei bekannten Scheiben neue Aspekte zu entdecken. Ein wirklich außergewöhnlicher Schallwandler!

STATEMENT

Für technisch Interessierte: Die Unicorn stellt eine einzigartige technische Lösung dar. Oder kennen Sie eine andere Einwegekonstruktion, die völlig bruchlos den Frequenzbereich von – laut Herstellerangabe – 40 Hertz bis über 20 Kilohertz abdeckt? Wie gut das funktioniert, muss man einfach selbst gehört haben.
Für Musikfans: Stellen Sie diesen – optisch etwas gewöhnungsbedürftigen – Schallwandler, ohne bei der Positionierung auf den Zentimeter achten zu müssen, in Ihr Wohnzimmer, gönnen Sie Ihm eine stabile Transistorendstufe und genießen Sie einfach die schnelle, homogene und räumliche Wiedergabe – nicht nur im Sweet Spot.
 

GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity
Tonabnehmer Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Atlas und Olympos
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice
MC-Übertrager Silvercore MC Pro
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Mytek 192-DSD-DAC
Bandmaschine Studer A 80
Vorverstärker Brinkmann Marconi, EAR 912
Endstufe Ayon Epsilon, Cello Encore 50, Audiolabor ES200 mit Brinkmann-Modifikation, ModWright Instruments KWA 150 Signature Edition
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Ortofon TSW 5000Silver, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus


Der Konus des Biegewellenstrahlers besteht bei der Unicorn MK II aus einem Carbon-Verbundwerkstoff. German Physiks hat aber auch eine Version aus Titan im Programm
Der Konus des Biegewellenstrahlers besteht bei der Unicorn MK II aus einem Carbon-Verbundwerkstoff. German Physiks hat aber auch eine Version aus Titan im Programm

 

 

HERSTELLERANGABEN
German Physiks The Unicorn MK II
Prinzip 1-Wege-Lautsprecher mit 360 Grad Abstrahlwinkel
Chassis Carbon-Biegewellenwandler
Impedanz 4 Ohm
Belastbarkeit 100 Watt (Sinus), 140 Watt (Musik)
Wirkungsgrad 88 dB
Oberfläche Akustisches Linoleum
Abmessungen (B/H/T) 55/124/46cm
27/17/23cm (Impedanzkorrektur)
Gewicht 56kg
4,4kg (Impedanzkorrektur)
Paarpreis 12500 Euro in Holzfurnier
14400 Euro in Holzfurnier, Seitenteile in Hochglanz
15200 Euro in Schwarz-Hochglanz, Seitenteile mit Carbonfaser
10950 Euro als D-Version in Weiß Schleiflack matt
Garantie 5 Jahre

 

HERSTELLER
DDD-Manufactur GmbH
Anschrift Gutenbergstraße 4
63477 Maintal
Telefon +49/6109/5029823
E-Mail contact@german-physiks.com
Internet www.german-physiks.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/13-08-31_germanphysiks
Mittwoch, 28 August 2013 02:00

Totaldac DAC d1-tube

Eine der interessantesten Neuentwicklungen gab es auf der Highend 2013 in München zu sehen, die vielleicht im Rahmen des riesigen Angebots untergegangen ist. Es handelt sich hier um einen DA-Wandler der Firma totaldac aus Frankreich. Neben dem Wandler wurde auch noch ein Server sowie ein sogenannter Reclocker vorgestellt.
teaser


Die wichtigsten Funktionen werden über ein OLED Display angezeigt, der Netztrafo ist ausgelagert. Bedient wird das Gerät über die beiliegende Fernsteuerung
Die wichtigsten Funktionen werden über ein OLED Display angezeigt, der Netztrafo ist ausgelagert. Bedient wird das Gerät über die beiliegende Fernsteuerung

Aber verglichen mit Asien leben wir hier in Europa auf einer Insel der Glückseligen. HiFitechnisch gesehen. In der schnelllebigen Zeit von Hongkong wird von den dortigen Audiophilen wie selbstverständlich erwartet, dass es alle zwei Jahre einen entwicklungstechnischen Salto nach vorne gibt. Wie lange haben Sie ihr Gerät schon? Zwei Jahre? Weg damit, da gibt es längst etwas Besseres! Dass dies natürlich nicht geht, dürfte jedem von uns klar sein, es wird dort aber einfach erwartet.

Doch zurück zu totaldac: Die französische HiFi Szene war schon immer sehr kreativ, hier gibt es einige hochinteressante Geräte mit neuen Ideen; leider schaffen diese oftmals nicht den Weg über die Grenze. Die gibt es doch eigentlich gar nicht mehr. Totaldac ist ein neueres französisches Unternehmen, gegründet von Vincent Brient. Dieser ist in Frankreich kein Unbekannter, auch durch seine Verbindungen zu Mélaudia, einem audiophilen Zirkel in Frankreich. Hier wurden auch verschiedene seiner Prototypen vorgestellt und beurteilt. Brient arbeitete vorher als Elektronikingenieur in der Telekommunikationsbranche, aus dieser Zeit besitzt er auch zahlreiche Patente. In der Audiobranche ist er schon längere Zeit tätig, allerdings noch nicht mit seiner neu gegründeten Firma. Bei ihm findet man die eher seltene Kombination aus Ingenieur und kompromisslosem Audiophilen. Jedenfalls hat sich Vincent Brient bei seinem totaldac einiges einfallen lassen. Dieser ist nun nicht die xte Variante mit einem ESS oder Wolfson DAC-Chip, sondern eine völlig neue Entwicklung.

Leser meiner Texte wissen, dass ich eine Vorliebe für Multibit R2R-Wandler habe, deshalb benutze ich auch in meinem DAC den BurrBrown 1704. Allerdings wird dieser seit einiger Zeit nicht mehr produziert und nachdem mittlerweile mehrere Hersteller auf dessen Qualitäten gestoßen sind, kann man sich ausmalen, dass dieser über kurz oder lang vom Markt gänzlich verschwunden sein wird. Überlegen wir doch einmal kurz, was wir von einem DAC erwarten: er soll digitalisierte Musik wieder ins analoge Format zusammensetzen, platt ausgedrückt. Und zwar so, dass am Ende wieder Musik herauskommt und keine Datenansammlung. Nun liegen 99 Prozent der verfügbaren digitalen Musik im CD-Redbook-Format vor, mp3 und so Zeugs mit einbezogen. Mit Letzterem wollen wir uns hier natürlich nicht beschäftigen. Im HighRes Format gibt es ein paar interessante Titel, DSD (nein, nicht DSDS!!) ist dann etwas für die Fans des French Polynesian Symphony Orchestra unter der Leitung von Eddy Etaeta. Hm, oder war das doch der Fußballtrainer? Oder gar beides? Egal, was lag also näher, als ein Gerät zu konstruieren, welches das Format mit der am meisten verfügbaren Musik bereits optimal wiedergeben kann? Wobei totaldac natürlich auch HighRes Formate bis zu einer Abtastrate von 192 Kilohertz in höchster Qualität wiedergegeben kann.

Der tube DAC ist unsymmetrisch, deshalb liefern die XLR Ausgänge auch kein symmetrisches Signal. In der oberen Reihe sieht man die Aussparungen für die Anschlüsse einer nachrüstbaren Frequenzweiche.
Der tube DAC ist unsymmetrisch, deshalb liefern die XLR Ausgänge auch kein symmetrisches Signal. In der oberen Reihe sieht man die Aussparungen für die Anschlüsse einer nachrüstbaren Frequenzweiche.

Bei der DA Wandlung sind drei Prozesse ausschlaggebend: der Umwandlungsprozess selbst, die digitale Aufbereitung vor dem Wandelprozess und das Timing all dieser Prozesse. Die zentrale Idee von Brient bei der Neukonstruktion des eigenen DAC war nun, statt einen der üblichen Wandler-Chips zu benutzen, einen diskret aufgebauten R2R-Wandler zu bauen. Übrigens, diese Chips werden in Frankreich „Flöhe“ genannt! Landplage!  Völlig neu ist die Verwendung von diskreten Widerständen nicht, Profihersteller wie Lavry oder auch MSB benutzen bei den teuren Modellen ebenfalls ein ähnliches System. Das Ganze soll jetzt nicht nur den drohenden Engpass bei den BB 1704 auffangen, sondern natürlich in erster Linie eine Verbesserung gegenüber diesem darstellen.


Als Versuchsobjekt diente zunächst ein mit einfachen Widerständen mit einprozentiger Toleranz aufgebauter Prototyp. Das tonale Ergebnis war vielversprechend und sehr musikalisch, allerdings fehlte es an Auflösung. Dies war aber der Ausgangspunkt für weitere Verbesserungen, die letztlich bei den hochwertigen Vishay 0,01-prozentigen Bulk-Foil-Folienwiderständen endeten. Pro Gerät werden hierfür 96 Widerstände benötigt! Nachdem diese Präzisionswiderstände nur im zweistelligen Eurobereich angeboten werden, kann man sich ausrechnen, dass das Ganze nicht als Schnäppchen daherkommen wird. Die Steuerfunktionen der einzelnen Widerstände für den Wandelprozess werden von FPGAs übernommen. FPGAs (Field Programmable Gate Arrays) sind integrierte Schaltkreise der Digitaltechnik, in welche logische Schaltungen programmiert werden können. Insbesondere dort, wo es auf schnelle Signalverarbeitung ankommt, werden diese ICs gerne eingesetzt. Zu den zahlreichen Möglichkeiten, die sich hiermit in den Geräten von Brient ergeben komme ich gleich.

Interessanter Nebeneffekt bei diesem diskret aufgebauten Wandler: Der totaldac benötigt keinen Strom/Spannungswandler, wie sonst bei jedem konventionellen DAC üblich. Dieser wird meistens mit Hilfe von OP-Amps realisiert, die ihrerseits natürlich auch wieder den Klang beeinträchtigen. Der diskrete Wandler liefert bereits 1,4 Volt rms Ausgangsspannung, so dass die Röhrenausgangsstufe offensichtlich nur als eine Art Buffer fungiert, um den Wandler von den Ausgängen zu trennen. Näheres war nicht zu erfahren, Brient möchte sich hier nicht in die Karten schauen lassen.

Ich hatte für den Test eine DAC-Version mit einer ECC82 im Ausgang geordert, den  d1 tube DAC. Die Geräte werden in verschiedenen Versionen angeboten, möglich ist auch eine Variante mit Transistorausgang, sowie ein symmetrisches Gerät. Bei letzterem liegen zwei komplette Wandler vor, es wird dann die doppelte Anzahl an Vishay Widerständen benötigt!

Rechts sieht man die Batterie von Vishay Widerständen. Auf den freien Feldern in der Mitte und links kann die Frequenzweiche nachgerüstet werden
Rechts sieht man die Batterie von Vishay Widerständen. Auf den freien Feldern in der Mitte und links kann die Frequenzweiche nachgerüstet werden

Alle Versionen beinhalten eine Lautstärkeregulierung, die auf digitaler Ebene in den FPGAs erfolgt, mit einer Auflösung von 69 Bit. Ich höre jetzt schon den Aufschrei mancher Leser! Bei den meisten digitalen Lautstärkeregelungen ergibt sich ja das Problem des Bit-Verlustes bei geringen Lautstärken respektive hoher Dämpfung. Die hier eingesetzte Variante soll dies verlustfrei regeln; aber auch hier ist Brient wenig auskunftsfreudig. Dies ist wegen der Kopierwut in einigen Ländern ja auch verständlich.

Ich bin gespannt. Gesteuert wird das Ganze – und zwar ausschließlich – über eine Philips Plastik-Fernbedienung. Hier hätte das Gerät sicher eine chicere Variante verdient, aber funktionieren tut das natürlich einwandfrei. Sollte die Fernsteuerung allerdings einmal irgendwo in der Sofaritze verschwunden sein, geht gar nichts mehr!

Jedenfalls kann der tube DAC bei einer Ausgangsimpedanz von 420 Ohm auch eine Endstufe direkt ansteuern. Somit erhält man mit Vincents DAC auch ein einfaches, aber sehr anspruchsvolles Frontend. Wie gesagt, der tube-DAC liefert maximal 1,4 Volt rms Ausgangsspannung, man sollte also wissen, welche Spannung die Endstufe zur Vollaussteuerung benötigt. Üblich sind hier 2 Volt oder weniger.

Was bietet der DAC noch an Besonderheiten? Über die Fernsteuerung lassen sich verschiedene Funktionen steuern:

  • FIR: der totaldac ist als non-oversampling DAC konzipiert. Erfahrungsgemäß wird damit die Wiedergabe etwas harmonischer, mit natürlicheren Klangfarben. Nachteilig ist dabei ein Frequenzabfall von -3 Dezibel bei 20 Kilohertz, dies ist nun keine Besonderheit des totaldac, sondern der Effekt tritt bei allen non-oversampling DACs auf. Für die Fledermausohren unter uns kann aber dieser Abfall über ein zuschaltbares FIR Filter ausgeglichen werden.  
  • PHASE: Hier kann die absolute Phase umgeschaltet werden.
  • EARTH: Mit einem weiteren Schalter lässt sich die Signal-Erde von der Netz-Erde trennen. Hier muss man einfach die beste Variante ausprobieren.
  • BASS BW: ein Hochpassfilter, mit dem sich der Tiefbass abschwächen lässt, für Hörsessions zur Geisterstunde...


Aber es kommt noch besser, für die Profis unter uns bietet Brient noch eine Erweiterung des DAC an. Diese beinhaltet eine digitale Frequenzweiche mit wahlweise bis zu drei Kanälen. Hier erfolgt die Trennung bereits auf digitaler Ebene in den FPGAs. Hiermit lassen sich dann sämtliche Weichenparameter wie Trennfrequenz, Flankensteilheit, Filterordnung und Laufzeitverzögerung einstellen. Dies ist eine hochinteressante Lösung, würde aber den Rahmen dieses Berichtes sprengen und das vorliegende Gerät ist hierfür auch nicht vorbereitet.


Die Widerstände werden ohne Gehäuse geliefert und sind auf 0,01 Prozent Toleranz lasergetrimmt
Die Widerstände werden ohne Gehäuse geliefert und sind auf 0,01 Prozent Toleranz lasergetrimmt

Für den ersten Eindruck habe ich den tube DAC direkt an die Endstufe angeschlossen, hier ergibt sich eine unheimlich transparente und musikalische Wiedergabe. Allen Bedenken zum Trotz, die Präzision der 0,01-prozentigen R2R-Widerstände könnte hierfür nicht ausreichen, wird die Musik mit extrem hoher Auflösung wiedergegeben. Irgendwelche Einschränkungen bei geringer Lautstärke konnte ich ebenfalls nicht feststellen. Anschließend hatte ich dann die Vorstufe dazwischen geschaltet und den Ausgangspegel beim DAC auf 0 dB gestellt. Mit der Vorstufe als „Nachbrenner“ bekommt die Wiedergabe etwas mehr Schub und Volumen, die Auflösung und Transparenz ist aber auf Grund der zusätzlichen Elektronik leicht verringert. Die Gesamtwiedergabe ist hierbei natürlich zusätzlich von der eingesetzten Vorstufe abhängig, so dass ich zur besseren Beurteilung des Gerätes beim direkten Anschluss geblieben bin.

b_250_0_16777215_10_images_content_tests_13-08-28_totaldac_celibidache.jpgAls erstes kommt  die H-Moll Messe von Johann Sebastian Bach mit Sergiu Celibidache auf den Teller. Wie ja bekannt ist, hat sich Celibidache ein Leben lang gewehrt, seine Musik zu veröffentlichen, weil er der Meinung war, dass diese nur im Konzertsaal selbst erlebt werden kann. Nach seinem Tod hat schließlich sein Sohn die vorhandenen Aufnahmen über EMI veröffentlicht. Über das Dirigat von Celibidache gab es seinerzeit sehr unterschiedliche Meinungen, manche fanden seine verlangsamten Tempi völlig unangebracht, andere hätten ihm dafür einen Orden verliehen. Jedenfalls sollte aber die H-Moll Messe für seine Art der Musikauffassung prädestiniert sein. Dieses großorchestrale Werk ist natürlich auch ein Heimspiel für den tube DAC. Durch seine außergewöhnliche Auflösung erscheinen das Orchester und der Chor nicht als undifferenzierter Brei, sondern sehr detailliert. Aber auch nicht so, dass alles in Einzelteile zerfällt, sondern die Gesamteinheit der Musik immer erhalten bleibt. Trotzdem bleibt der Chor so verständlich, dass man fast den Text mitschreiben könnte. Dies kommt auch der Intuition des Maestros, der stets auf eine deutliche Artikulation Wert gelegt hat, sehr entgegen. Auch bleibt die Ausgewogenheit der Chorstimmen untereinander gut erhalten, sehr oft wird bei anderen Interpretationen die Altstimme vom Sopran übertönt. Die Musik insgesamt strahlt eine unheimliche Kraft und Ruhe aus, die auch über den tube DAC entsprechend gewürdigt wird. Schade, dass der Maestro dies nicht mehr mitbekommt, vielleicht hätte er seine Meinung doch noch geändert.

b_250_0_16777215_10_images_content_tests_13-08-28_totaldac_sanz.jpgKontrastprogramm: Gaspar Sanz Laberintos ingeniosos, mit dem Gitarristen Diaz-Latorre und dem Altmeister Pedro Estevan an der Percussion. Gaspar Sanz gilt als Vater der spanischen Gitarrenmusik. Wie im 16. Jahrhundert üblich spielt Diaz-Latorre auf einer fünfchörigen Barockgitarre. Zudem besaßen die damaligen Gitarren ein wesentlich kleineres Korpusmaß, so dass sich hiermit ein sehr feines und klares Klangbild ergibt. Dies kommt über den totaldac mit unheimlicher Präzision rüber. Es ist sofort zu erkennen, dass es sich hier um keine modernere Gitarre handelt. Die ganzen Feinheiten der Anschlagsdynamik, die Vielfalt der Klangfarben des Instrumentes waren so noch nie zu hören. Man kann förmlich die einzelnen Saiten zählen! Gut zu hören ist auch der kreative Einsatz an Percussionsinstrumenten von Estevan. Diese stammen aus aller Herren Länder, aber wohl nicht aus dem Spanien der damaligen Zeit. Diese Tatsache ist mir bisher noch nie aufgefallen.

b_250_0_16777215_10_images_content_tests_13-08-28_totaldac_bossanova.jpgInteressant für eine Beurteilung sind für mich immer Gesangsstimmen. Deshalb darf jetzt Carlos Lyra zusammen mit Baden Powell auf der CD Bossa Nova Guitar einmal zeigen, was er drauf hat. Es ist absolut faszinierend, wie hier die Stimme von Lyra wiedergegeben wird. Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, da vorne sitzt er. Stimmen über eine HiFi Anlage reproduziert klingen oft – eben nach HiFi. Über Röhrengeräte gespielt haben sie manchmal eine Art Aura, die sehr angenehm sein kann, aber trotzdem falsch ist. Über Transistorgeräte klingen Stimmen manchmal so furztrocken und teilnahmslos, dass mir die Aura in jedem Fall lieber wäre. Mit Hilfe des tube DAC gelingt eine tonal ungewöhnlich natürliche Wiedergabe. Nebenbei werden bei dieser Aufnahme die akustischen Gitarren ebenso hervorragend wiedergegeben. Man kann beispielsweise sehr leicht hören, dass hier keine Stahlsaiten gespielt wurden. Interessanterweise handelt es sich hier um keine Aufnahme eines begnadeten Aufnahmeingenieurs, sondern eher um Standardware.


Die Röhren sind auf der unteren Platine angebracht, wo auch die verschiedenen Netzteile liegen
Die Röhren sind auf der unteren Platine angebracht, wo auch die verschiedenen Netzteile liegen

Es existiert zur Zeit ein riesiger Hype um hohe Samplingraten, mittlerweile haben diese einen genauso hohen Prestigewert wie die PS-Zahl beim Auto. Um allen Diskussionen aus dem Weg zu gehen, hat Brient entschieden, beides optimal zu unterstützen. Hier muss man natürlich im Auge behalten, dass der Rest der Anlage ebenfalls mithalten  muss. Es nützt nichts, wenn der DAC – so wie hier – Rauschabstände von -160(!) dBFS bieten kann und diese dann im Rauschen der Verstärkerelektronik wieder verloren gehen. Möglicherweise gibt es das eine oder andere Gerät, welches noch mehr Auflösung bieten kann; dieses ist mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Die Frage dabei ist, ob mit diesem die Musik auch so harmonisch und natürlich wiedergegeben werden kann wie mit dem totaldac. Grundsätzlich ist das mit der Auflösung ja so eine Sache; wenn mein Gitarrist im Wohnzimmer auf seiner Akustikgitarre spielt, dann habe ich 100 Prozent Auflösung. Es kommt dabei aber niemand auf die Idee, über so ein Thema nachzudenken, das ist einfach so. Wenn aber bei einer Musikanlage als allererstes eine stupende Detailauflösung auffällt und dann erst einmal lange nichts, dann kann dies bei längerem Hören schnell zu einem Ermüdungseffekt führen. Zumindest bei mir. Auflösung ist einer der Mosaiksteine zu einer perfekten Wiedergabe, aber nicht der einzig entscheidende. Ausschlaggebend ist eher die richtige Balance zwischen Musikalität und Auflösung. Beim totaldac ist diese in hohem Maße hervorragend gelungen. Insgesamt ist die Wiedergabe etwas schlanker, oder sagen wir einmal entschlackter! Zudem sehr offen und neutral; dies muss nicht unbedingt zu Systemen passen, die sehr hell abgestimmt sind oder von Haus aus zu einer analytischen Wiedergabe neigen. Dafür kann allerdings der DAC nichts. Klangfarben werden so fein abgestuft wiedergegeben, wie ich es sonst eigentlich nur von sehr guten Analogquellen kenne. Mit der Betonung auf sehr gut. An die Klarheit der Wiedergabe gewöhnt man sich sehr schnell, wie ausgeprägt diese ist, merkt man erst wieder, wenn man den totaldac aus dem System nimmt.

Natürlich habe ich auch hochauflösende Formate gespielt, über ein Macbook Pro mit der Amarra Software. Brient empfiehlt als Software JPLAY im „extreme hibernate“ mode. Da werden dann sämtliche Störenfriede wie Maus, Tastatur, Bildschirm und was es noch so alles gibt, abgeschaltet. Funktioniert aber nur mit Windows-Rechnern. Also wieder zum Macbook zurück und Keith Jarretts Köln Konzert ausgewählt. Davon habe ich sowohl Schallplatte, CD als auch eine 24/96 HighRes Version. Die Unterschiede zwischen CD und HighRes sind minimal und in einem Doppelblindversuch würde ich mich wahrscheinlich schwertun.

Als nächstes habe ich eine 24/192 Aufnahme probiert: A Trace of Grace von Michel Godard. Diese Aufnahme hat für mich den Vorteil, dass ich diese Gruppe auch live gehört habe und mir somit gut vorstellen kann, was bei der Wiedergabe herauskommen soll. Auch hier ist der Unterschied zum Redbook Format nicht so, dass es mir schlaflose Nächte bereiten würde. Am ehesten fällt es noch bei der Violine von Fanny Pacoult auf, die mit dem hochauflösenden Format doch einen Tick natürlicher klingt. Zugegebenermaßen kann dies für einen Klassikfan die entscheidende Verbesserung sein. Trotzdem ist bemerkenswert, was der totaldac aus dem Redbook Format herausholt.

So, und jetzt kommt es knüppeldick: In einem heroischen Selbstversuch habe ich dann eine Datei mit einer lausigen Abtastrate von 256kbits/s gespielt, ZZ Top live: Blue Jeans Blues. Hier hat mich jetzt doch sehr verblüfft, wie der totalDAC mit dieser Aufnahme umgeht. Eigentlich war ich auf das Schlimmste gefasst, aber die unheimliche Kraft in der Musik der drei Herren mit dem Rauschebart kommt erstaunlich livehaftig rüber. Die Qualität der Aufnahme allerdings auch, der tube DAC beschönigt hier nichts. Natürlich ist hier keine Feinauflösung gefragt – die auch gar nicht vorhanden ist – und eine Klassikaufnahme möchte ich mir in diesem Format auch nicht antun; trotzdem erstaunlich. Ähm, ein Plädoyer für mp3 – oder wie immer dieses Zeug heißt – sollte dies nicht werden!

Die untere Platine beherbergt in erster Linie die unterschiedlichen Stromversorgungen. Und natürlich die Röhrenausgangsstufe
Die untere Platine beherbergt in erster Linie die unterschiedlichen Stromversorgungen. Und natürlich die Röhrenausgangsstufe

 

Je besser das digitale Equipment, desto mehr Spaß hat man auch an den stinknormalen CDs. Natürlich würde ich es bevorzugen, alle digitalisierten Aufnahmen im HighRes Format zu besitzen, aber die meiste digitalisierte Musik, die ich gerne höre, liegt nun mal als CD vor. Andererseits ist die Auflösung mit dem totaldac bei normalen CDs so hoch, dass eigentlich der Wunsch nach HighRes nicht groß aufkommt. Endlich die Komponente ohne wenn und aber? Die gibt es natürlich nicht, egal in welcher Preisklasse. Wie bereits erwähnt ist die Wiedergabe in Bass und Grundton etwas schlanker als gewohnt, dafür aber äußerst präzise. Dies gilt auch nur, wenn die Endstufen direkt angesteuert werden. Könnte man auch in die Kategorie „Geschmacksfrage“ einordnen.

Meinen allerhöchsten Respekt verdient Vincent Brient, der dies alles in einer „one man show“ verwirklicht hat! Für seine Produkte gibt noch keinen deutschen Vertrieb, bei Interesse kann man sich aber ein Gerät für einen 10-tägigen Test schicken lassen. Brient spricht übrigens sehr gut englisch.

STATEMENT

Außergewöhnliches Gerät, sowohl technisch als auch musikalisch. Erstaunlich, was man aus der guten alten CD noch herausholen kann. Ein Erlebnis, wenn der Rest der Anlage mitspielt.
GEHÖRT MIT
Digital-Laufwerk Ayon CD-T
DAC Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, van den Hul Grasshopper
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET
Lautsprecher WVL A100i, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting RCA Reference, Auditorium 23 LS
HERSTELLERANGABEN
Totaldac DAC d1-tube
Ausgangsspannung 1.4V rms
Ausgangsröhre ECC82/12AU7
Eingänge USB 192 kHz asynchrones Xmos, Toslink, S/PDIF, AES/EBU
Abmessungen (B/H/T) 36 x 11 x 29cm
Preis 6960 Euro
Gewicht 6.5 kg
HERSTELLER
totaldac, Frankreich
E-Mail totaldac@totaldac.com
Internet www.totaldac.com
Vertrieb Noch kein deutscher Vertrieb. Für Interessenten bietet Brient die Möglichkeit an, das Gerät 10 Tage lang zu Hause unverbindlich anzuhören.

Weitere Informationen

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Samstag, 24 August 2013 00:27

Silvercore MC Pro 1:20

Hin und wieder kommen Testobjekte in den Hörraum, die man gar nicht bestellt hat – und dennoch erweisen sie sich und ihre Begleiter oft als überraschend spannendes Thema. Dass der Silvercore bei mir landete, hat Jörg Schimmel in Tateinheit mit UPS zu verantworten.
teaser


In seinem Delrin-Gehäuse mit polierten Edelstahl-Deckel ist der Silvercore eine Augenweide. Der Firmenname wurde ausgestanzt oder -geschnitten
In seinem Delrin-Gehäuse mit polierten Edelstahl-Deckel ist der Silvercore eine Augenweide. Der Firmenname wurde ausgestanzt oder -geschnitten

Der Kollege war von einem Vollverstärker, der aber lediglich über einen Phonoeingang für Moving-Magnet-Tonabnehmer verfügte, derart begeistert, dass er vorschlug, einen Silvercore MC-Übertrager zu ordern und ihn mit dem momentanen Objekt der Vollverstärker-Begierde gemeinsam zu testen. Da das gewünschte Modell gerade nicht vorrätig war, bot Silvercore-Inhaber Christof Kraus kurzerhand sein Topmodell, den MC Pro, zum Test an. Wer könnte da widerstehen? Kurz darauf traf der Trafo dann auch bei Jörg Schimmel ein, während der Amp noch im Fotostudio stand. Als der dann endlich im Hörraum seines Fans eintraf, wies er leider einen veritablen Transportschaden auf – was den Test des Silvercore erst einmal vereitelte. Der Besuch auf der Webseite von Silbercore hatte mich inzwischen so neugierig gemacht, dass ich mir gut vorstellen konnte, das feine Silberteil auch einmal eine Weile zu hören. Leider ist meine Phonostufe aber nur für MC-Tonabnehmer ausgelegt, die Verwendung im Kombination mit einem MC-Übertrager also ausgeschlossen.

Seit einem Test vor über sieben Jahren habe Tim de Paravicinis EAR 912 Vorverstärker noch immer in bester Erinnerung. Und der bietet sowohl einen – natürlich mit einem Eingangsübertrager ausgestatteten – MC- wie auch einen MM-Eingang und ermöglicht damit nicht nur den Betrieb des Silvercore, sondern liefert den Bezugspunkt für einen Vergleich gleich mit. Lothar Mertens, der Vertriebsleiter von Esoteric Audio Research für Deutschland, erklärte sich freundlicherweise auch gleich bereit, mir eine der mit einer Vielzahl von Übertragern – MC-Eingangs-, XLR-Desymmetrierungs- und Ausgangsübertrager sowie Zwischenübertrager zur dreistufigen Pegelanpassung des Phonoteils – ausgestatteten Vorstufen für eine Weile zu überlassen. Und wie ich es in Erinnerung hatte, agiertet die 912 als reine Line-Vorstufe einen Tick saftiger und emotionaler als meine Brinkmann Marconi, bei der ein minimal schlankerer Oberbass für eine etwas bessere Durchzeichnung sorgte – zumindest, wenn die EAR-Röhrenvorstufe ohne jegliche Tuningmaßnahmen auf einer Ebene des Pagode-Racks steht. Um sie ebenfalls mit Akustic-System-Füßen auf eine höheres (Auflösungs-)Niveau zu liften, reicht der Abstand zwischen den Etagen des Racks leider nicht aus. Aber was soll's: Es hat durchaus seinen Reiz, für eine Weile ein wenig Durchhörbarkeit gegen mitreißende Spielfreude einzutauschen.

Auf der Unterseite des Gehäuses ist das Blockschaltbild mit den Widerstands-Verhältnissen zu finden
Auf der Unterseite des Gehäuses ist das Blockschaltbild mit den Widerstands-Verhältnissen zu finden
Prinzipiell kann man einen MC-Übertrager ja nicht mehr neu erfinden, was macht Christof Kraus, der übrigens auch für den Nobelhersteller Silbatone Übertrager wickelt, also Besonderes? Beim MC Pro verwendet er laut Selbstauskunft beispielsweise so um die 150 Gramm 99,99 prozentig reines Silber. Statt des üblichen massiven Drahtes wickelt er Litzen auf den überdimensionierten, amorphen Ringkern. Die Primärwicklung weist einen Gleichstromwiderstand von lediglich 0,1 Ohm auf, wodurch das Signal des Tonabnehmers nur sehr wenig bedämpft werden soll, was ihn „wesentlich lauter aufspielen“ lasse. Christof Kraus bescheinigt seiner Konstruktion eine so „hohe Resonanzfrequenz und frequenzlineare Abbildung“, dass er auf interne Anpassungswiderstände gänzlich verzichten könne. Das Musiksignal werde also nicht unnötig abgeschwächt und liege daher lauter am Vorverstärkter an als bei herkömmlichen Übertragern mit demselben Übersetzungsverhältnis. Die zum Schutz vor Einstreuungen in MU-Metall gekapselten Übertrager sind konsequent symmetrisch beschaltet, und der MC Pro wird serienmäßig mit XLR-Buchsen ausgeliefert. Jörg Schimmel hatte allerdings eine mit Cinch-Buchsen bestückte Version bestellt und sich beim Übersetzungsverhältnis für die Variante mit 1:20 entschieden, die für Tonabnehmer mit einem Innenwiderstand bis 12 Ohm ausgelegt ist und einen Abschluss mit 25 Ohm darstellt.

 

Den MC Pro gibt es in verschiedenen Gehäusevarianten: Da wäre erstens das Modell aus schwarzem Acrylglas und mit polierten und gravierten Edelstahlblenden. Ebenfalls ohne Aufpreis ist die Version aus weißen Delrin plus Edelstahl erhältlich. Sie soll laut Hersteller einen sehr resonanzarmen Aufbau garantieren. Für Makassaholz statt Acryl oder Delrin wird dann ein Zuschlag von 200 Euro fällig. Das Testobjekt kommt in weiß daher und wirkt dank des glänzenden Stahldeckels mit dem ausgestanzten oder -geschnittenen Firmennamen ausgesprochen edel. Vorsichtshalber platziere ich den Übertrager aber möglichst weit von Geräten mit Netztrafos entfernt auf der Fensterbank hinter den Racks – technisch sinnvoll, optische aber eine Schande: Der Übertrager in seinem eleganten Gehäuse sollte eigentlich mit seinem Anblick den Besitzer erfreuen.

Die Übertrager des MC Pro werden symmetrisch beschaltet. Als Ein- und Ausgangsbuchsen sind ganz nach Wunsch des Kunden XLR- oder Cinch-Typen erhältlich
Die Übertrager des MC Pro werden symmetrisch beschaltet. Als Ein- und Ausgangsbuchsen sind ganz nach Wunsch des Kunden XLR- oder Cinch-Typen erhältlich

Bei der Wahl des Tonarms schränken mich die Cinch-Eingänge des MC Pro ein wenig ein: Meine beiden aktuellen Favoriten, der Kuzma 4Point und der Thales Simplicity, sind durchgehend verkabelt und mit XLR-Steckern konfektioniert. Im AMG 12J2 ist gerade ein Brinkmann EMT ti mit einem Innenwiderstand von etwa 25 Ohm montiert und damit ist es nicht gerade der ideale Spielpartner des MC Pro in der 1:20-Version. Also muss der AMG seinen Platz auf dem LaGrange für einen Ortofon RMG-309i räumen. Darin lässt sich im Handumdrehen und ganz ohne Überhang-Justage ein SPU montieren. Das ist nicht unbedingt mein Lieblingstonabnehmer, aber es passt perfekt zum Arm, erfordert – wie gesagt – keine langwierige Einstellung und hat noch den Ortofon SPU-T100, einen speziell angepassten Übertrager, dessen Wicklungen ebenfalls aus hochreinem Silber bestehen, im Gefolge, mit dem sich dann auch der MC Pro messen kann. Zumindest für die vom Silvercore empfohlene Einspielzeit für den Silberübertrager von 20 Stunden schraube also ich ein SPU Royal in den RMG-309-i.

Nach bestandenem Funktionstest der Arm-System-Kombination – hin und wieder kommt es zu Problemen zwischen den gefederten Kontakten des 309i und den geraden Flächen des SPU Royal – am MC-Eingang des EAR 912 tritt dann der Silvercore an dessen MM-Eingang in Aktion. Ich suche ein paar musikalisch interessante, aber weder besonders gepflegte noch audiophile Scheiben heraus, da das SPU ja auch ältere, ein wenig mitgenommene – weil gebraucht erstandene – Scheiben nicht gnadenlos seziert, und erlebe eine der größten HiFi-Überraschungen seit langem: So lebendig, mitreißend und auch in der räumlichen Darstellung überzeugend habe ich das Royal noch nicht gehört. Und das kann nur an der Kombination aus der MM-Phonostufe des EAR und dem Silvercore liegen. Zwar schätzte ich das SPU bisher auch als klangfarbenstarken, eher entspannt und gelassen als besonders aufwühlend zu Werke gehenden Abtaster, habe aber den Hype um diesen Klassiker nie wirklich verstanden – vielleicht auch nur, weil einige der eher „modernen“ Top-Tonabnehmer, die ich in den letzten Jahren genießen durfte, in puncto Emotionalität ebenfalls einiges zu bieten hatten und ich deshalb den vielgerühmten Schmelz und die Homogenität eines SPUs auch bei zeitgenössischen System-Kreationen nie entbehrt habe.

Mit der jetzigen Kombination erlebe ich aber eine solche Dynamik und Klangfarbenfülle in Verbindung mit einer Vielzahl von Feininformationen vor allem zur Beschaffenheit des Aufnahmeraumes, dass ich plötzlich alle Analogfans verstehe, die behaupten, mit einem SPU könne man auf Jahre hinaus glücklich und zufrieden seine Vinyl-Schätze genießen.

Dazu bedarf es keiner hochpreisigen, spezieller Pressungen oder Produktionen, wie eine in dieser Hinsicht unverdächtige Amiga-Scheibe beweist: Johnny Griffin Quartet – LIVE dokumentiert den Auftritt des amerikanischen Tenorsaxophonisten mit seinem Trio im Friedrichstadtpalast (Ost-)Berlin im Jahre 1984 voller Frische und Lebendigkeit. Griffins Komposition mit dem etwas beliebigen Titel „Call It Whacha Wanna“ strotz nur so vor Groove und Spielfreude. Die Wiederbegegnung mit Ellingtons „Sophisticated Lady“ fasziniert vor allem durch feine mikrodynamische Abstufungen und den entspannten musikalischen Fluss. Die nicht ganz perfekte Tonalität der Aufnahme – vor allem beim Flügel –, die bei moderneren Tonabnehmern schon mal nervt, spielt hier plötzlich keine Rolle mehr. Royal, Silvercore und 912 verleihen der Musik soviel – ich möchte fast sagen: positive – Energie, dass kleinere technische Unstimmigkeiten der Aufnahme einfach in den Hintergrund gedrängt werden.

Die auf Hochglanz polierten Edelstahl-Deckel zeigen jeden Fingerabdruck. Deshalb liefert Silvercore ein Putztuch mit
Die auf Hochglanz polierten Edelstahl-Deckel zeigen jeden Fingerabdruck. Deshalb liefert Silvercore ein Putztuch mit

 

Bei Charlie Hadens Duo-Album The Golden Number, A&M SP-727, umspülen einen dann SPU, Silvercore und die EAR Vorstufe mit warmen Bass-Wellen, während die wechselnden Duo Partner auf Trompete, Flöte, Saxophon und Flügel eher strahlende und leuchtende Klangfarben beisteuern. Der singende Kontrabass fasziniert hier mit druckvollen Tiefen und knarzendem Holz. So mächtig und unerschütterlich stabil habe ich Hadens Viersaiter selten gehört. Und auch Griff- und Anblasgeräusche werden bestens in den Fluss der Songs integriert. Da der Aufnahmeingenieur Archie Shepps Tenorsax und den Bass nahezu ohne Effekte aufgezeichnet hat, scheinen Musiker und Instrumente unmittelbar im Hörraum zu stehen. Einfach schön.

Doch statt weiter von dieser gelungenen Kombination zu schwärmen, sollte ich lieber herausfinden, wie groß der Anteil des MC Pro daran ist. Dazu lege ich Richard Strauss' Also Sprach Zarathustra in der Interpretation des Philharmonia Orchestra unter Lorin Maazel, EMI Concert Classic Series SXLP 30133, auf den Teller des LaGrange, und verbinde die Kabel des Tonarms erst mit dem MC-Eingang des EAR 912, dann mit dem SPU-T100 Übertrager und schließlich mit dem Silbercore. Der im Vorverstärker integrierte Trafo bringt die geringst Auflösung und lässt die Blechbläser eine Spur überpräsent wirken. Der SPU-T100 hingegen bewegt sich tonal auf der überaus angenehmen Seite. Ein Hauch Fülle im Tieftonbereich lässt selbst mittelmäßige Scheiben zum Genuss werden. Der Silvercore verzichtet auf jegliche Schönfärberei und bietet eine noch bessere Feinzeichnung als der Ortofon. Hier kommen Tieftonimpulse schnell und mit Druck. Die höhe Präzision in diesem Frequenzbereich verhindert, dass Details auch nur ansatzweise überdeckt werden. Davon profitieren vor allem Rauminformationen: Kein anderer Übertrager platziert Orchester und Orgel auf einer so großen imaginären Bühne wie der Silvercore.

Die auf amorphe Ringkerne aufgebrachten Wicklungen werden mit MU-Metall geschirmt
Die auf amorphe Ringkerne aufgebrachten Wicklungen werden mit MU-Metall geschirmt

Aber es genügt ja nicht, wenn dieser Übertrager mit einem SPU Royal überzeugt. Theoretisch könnte es ja selbst schon mit einem SPU Meister Silver ein wenig anders aussehen, das mit einem Innenwiderstand von nur 3,1 Ohm nur wenig mehr als die Hälfte des Innenwiderstandes des Royal aufweist. Mit diesem genieße ich Michel Godards „A Trace of Grace“ vom Album Soyeusement, sds 0015-1, das Sie übrigens hier in höher Auflösung als Kostprobe herunterladen können. Bei dieser Eigenproduktion fällt sofort auf, dass das Royal im Bassbereich ein wenig zuviel des Guten tut: Theorbo und Tuba wirken einfach ein wenig fetter als gewohnt. Da fühlt sich das Meister Silver schon deutlich mehr der Wahrheit verpflichtet: Es kommt ohne die – wie ich gerne zugebe, bei vielen Scheiben durchaus angenehme  – Basszugabe aus und verwöhnt daher mit einer noch größeren und glaubwürdigeren Raumillusion. Das ist übrigens unabhängig davon, ob der SPU-T100 oder der MC Pro das Signal aus den Silberspulen herauftransformiert. Die beim Betrieb mit dem Royal beschriebenen Unterschiede zwischen den beiden Silberübertragern bleiben auch in der Kombination mit dem Meister Silver erhalten: Selbst für beide SPUs ziehe ich den Silvercore MC Pro dem von Ortofon speziell für diese Klassiker gefertigten Übertrager vor.

Für mich ist der Anschluss eines SPU über einen Übertrager an den MM-Eingang einer Röhrenvorstufe absolut schlüssig. Das war der technische Standard zu der Zeit, als das SPU entwickelt wurde. Und wie hervorragend eine solche Zusammenstellung funktionieren kann, haben die beiden SPUs – das einschmeichelnde Royal und das wahrhaftigere Meister Silver –, die EAR 912 und der famose Silvercore ja gerade bewiesen. Aber auch wenn es mir einfach nur gefühlsmäßig widerstrebt – eine noch so fadenscheinige technische Begründung dafür kenne ich nicht –, einen modernen Tonabnehmer per Übertrager an einen MM-Eingang anzuschließen, was ja für jeden Analogfan, der keine Transistoren im Signalweg mag, die Lösung der Wahl ist, leite ich die Signale des kürzlich an dieser Stelle getesteten, fantastischen Lyra Atlas über den MC Pro zum Phonoeingang des EAR. Der noble Abtaster befindet sich noch Headshell des SME V, wo ich mit ihm Aufnahmen für unsere Klangbibliothek machte. Im SME läuft er zwar nicht zu denselben Höchstleistungen auf wie im Thales Simplicity, aber für einen aussagekräftigen Eindruck sollte es reichen.

13-08-22 Silvercore-MC-Pro 008
In jedem der beiden Mu-Metall-Gehäuse befinden sich 75 Gramm Hochreiner Silberdraht

 

Wie nicht anders zu erwarten, bleiben ohne einen direkten Vergleich keine Wünsche offen: Dynamik, Raumdarstellung und vor allem diese prächtige, strahlenden Klangfarben garantieren Hörspaß pur. Schwer vorzustellen, dass sich dieser musikalische Hochgenuss noch steigern lässt. Aber es ist zumindest einen Versuch wert: In den Stecker des SME fünf kommt nun ein symmetrisches Kabel, das ich mit dem MC-Phono-Entzerrer von Einstein verbinde. Vom „The Turntable's Choice“ geht es dann zum symmetrischen Eingang des EAR, hinter dem ein Desymmetrierungstrafo sitzt. Das Signal vom MM-Phonoeingang gelangt ebenfalls über einen Trafo in die Line-Stufe des EAR, hier handelt es sich aber um eine dreistufige Pegelanpassung. So verschieden die Signalwege und Kabel für beide Anschlussvarianten des Lyra Atlas sind, so ähnlich ist das klangliche Ergebnis: Die umwerfende Dynamik des Atlas bringen sowohl Transistor als auch Übertrager und Röhre rüber. In beiden Fällen begeistert eine alte RCA mit einer großartigen Raumdarstellung und die Farbigkeit der Wiedergabe ist schlicht zum Dahinschmelzen – mit graduellen Abstufungen: Hier haben Silvercore und MM-Eingang die Nase um Millimeter vorn. Der Einstein punktet hingegen mit einer minimal tieferen Bühne bei einer um eine Nuance kleineren Abbildung. Je nach Aufnahme ziehe ich mal die eine, mal die andere Lösung vor. Und das ist mir mit einem Übertrager noch nie passiert.

STATEMENT

In der gewiss nicht kurzen Zeit, in der ich mich mit Hifi und High End beschäftige, bin ich nun erstmals auf einen MC-Übertrager gestoßen, der mit den besten MC-Phonostufen gleichzieht oder sie in Teilbereichen sogar um Nuancen übertrifft – woran der fantastische MM-Eingang der EAR 912 ganz gewiss keinen geringen Anteil hat. Für mich ist der Silvercore MC Pro die positivste analoge Überraschung seit langem!
GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Ortofon RMG-309i, SME V
Tonabnehmer Ortofon SPU Royal und Meister Silver, Lyra Atlas
Übertrager Ortofon SPU-T100
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorverstärker EAR 912
Endstufe Ayon Epsilon
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Ortofon TSW-5000, HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Wild Blue Yonder und Wild Wood, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs

 

HERSTELLERANGABEN
Silvercore MC Pro
Abmessungen (B/H/T) 20/10/21cm
Preis 3200 Euro
Garantie 2 Jahre

 

HERSTELLER / VERTRIEB
Silvercore, Dipl.-Ing. Christof Kraus
Anschrift Coppistraße 74
04157 Leipzig
Telefon +49 341 911 2571
Internet www.silvercore.de

Weitere Informationen

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Samstag, 17 August 2013 21:20

PS-Audio Dectec Power Center

Für alle, die auch bei kleinerem Budget auf guten Strom für die Anlage nicht verzichten wollen, hat PS-Audio seine Dectec Power Center-Netzleiste auf den Markt gebracht, die sowohl sauberen Strom als auch ungebremste Musikalität nur durch Filterung verspricht. Ob das auch in der Praxis so funktioniert, klärt folgender Test.
teaser


Von links nach rechts die zwei Dosen für hohen Energiebedarf, daneben Zone 1 und 2, die jeweils noch einmal untereinander gefiltert sind
Von links nach rechts die zwei Dosen für hohen Energiebedarf, daneben Zone 1 und 2, die jeweils noch einmal untereinander gefiltert sind

Steckerleisten, teure Netzkabel und Stecker oder Steckdosen sind ja an sich nicht so mein Ding. Seit Jahren benutze ich eine alte Audio Agile-Leiste. An ihr schätze ich die Anordnung der Dosen, so dass man auch mehrere Steckernetzteile nebeneinander benutzen kann, den Winkelstecker und nicht zuletzt die Optik und das Gewicht des Vollmetallgehäuses. Seitdem habe ich das Thema an sich immer wieder umschifft. Als jetzt die Dectec Power Center-Netzleiste bei mir ankam, gab es kein Zurück mehr, jetzt musste ich mal ran. PS Audio geht das Thema Stromversorgung mit dem PerfectWave Power Plant ja schon sehr konsequent an. Nur nimmt man sechseinhalbtausend Euro für die Aufbereitung des Stroms ja nicht mal so eben aus der Portokasse, es wollen ja auch noch die entsprechenden Geräte bezahlt werden, die dann den reinen Saft nuckeln dürfen.

Für diejenigen, die sich das nicht leisten können, aber auch in den Genuss bestmöglicher Stromversorgung für vergleichsweise wenig Geld kommen wollen, bietet PS Audio das Dectec Power Center für 600 Euro an. Bei der ersten Betrachtung erschließt sich der weitergehende Sinn und Zweck über die normale Stromversorgung hinaus nicht sofort. Bei genauerem Hingucken fallen mir drei Anschlussblöcke mit jeweils zwei mal vier und ein mal zwei Steckdosen sowie ein blauer Einschalter mit Firmenlogo auf. Diese Blöcke sind mit Zone 1, Zone 2 und HC bezeichnet. HC, der mit den zwei Dosen, ist für den Anschluss von besonders stromgierigen Verbrauchern wie Subwoofer, Endstufe oder auch großen Flatscreens gedacht, die beiden anderen jeweils mit vier Dosen für den Anschluss von normalen Geräten. In Zone 1 und 2 wird jeweils ein Netzfilter vorgeschaltet, der die beiden auch voneinander trennt. Deswegen sollen Digitalgeräte wie CD-Player und Wandler ausschließlich in der einen und in der anderen analoge Geräte betrieben werden. Der Rückfluss von Frequenzdreck, den digitale Geräte nach Stromkonsum so gern ins Netz zurückspeisen, wird so effektiv von den anderen Geräten ferngehalten. Ob man einen Verstärker mit Wandler oder eine digitale Steuerung vom Plattenspieler, die ja heute nicht mehr komplett unüblich ist, bei den Digitalgeräten einsortiert oder nicht, muss man ausprobieren. In der HC-Sektion fällt der Filter etwas zahmer aus, um bei heftigen (Strom-)Impulsen keine Bremse zu sein. Auch diese Sektion arbeitet gefiltert von den beiden anderen. Laut Manual sollen insgesamt 7,5 Ampère bei 220 Volt (sic – ein wenig mehr dürfte sich der Hersteller für die gültigen Werte außerhalb der USA schon interessieren!) permanent durch die Leiste fließen dürfen, im 120 Volt-Netz dann 10 Ampère, wie auf der Leiste aufgedruckt. Aber auch die 7,5 Ampére dürften in der Praxis nicht einfach zu erreichen sein. Darüber meldet sich der Überlast- und Blitzschutz, der gleichzeitig die Netzspannung überwacht. Weicht diese mehr als 25 Prozent nach oben beziehungsweise 20 Prozent nach unten vom Nominalwert ab, schaltet der Dectec Power Center zum Schutz der angeschlossenen Geräte ab. Intern ist  die Dectec Power Center-Netzleiste handverdrahtet, das Gehäuse besteht aus Metall, so dass das Gerät auch einen Sturz überleben würde. Ein Blick in die Bedienungsanleitung ist etwas verwirrend. Mal ist die Rede davon, dass das Gerät nicht aufstellungsempfindlich ist, dann wird geraten, Isolationsfüßchen zu benutzen, was besser sei. Aber nur, wenn Platz da ist und es finanziell machbar ist. Na gut.

Das Logo ist gleichzeitig der Einschalter. Beim ersten Mal blinkt dieses, bis die richtige Spannung geprüft wurde
Das Logo ist gleichzeitig der Einschalter. Beim ersten Mal blinkt dieses, bis die richtige Spannung geprüft wurde

 

Um elektrisch ordentlich betrieben werden zu können, soll das hochwertigste verfügbare Netzkabel zur Verbindung mit dem Hausnetz benutzt werden, je kräftiger geschirmt, um so besser. Und das mir als Hifi-Tester mit Abgrenzungstendenzen zum High-End heutiger Ausprägung. Das einzige Kabel in meinem Besitz, das den Anforderungen gerecht wird, ist ein Inakustik Referenz AC-1502. Das, auf welchen Wegen auch immer bei mir gelandete, Vovox initio Power ist zum einen nicht geschirmt und darf dank Solid-Core-Technik in Deutschland gar nicht benutzt werden – hat vielleicht jemand aus der Schweiz Interesse? Leider ist das Inakustik nur enervierende 50 Zentimeter lang. Und so landet die Leiste dann doch noch standesgemäß auf meiner Plattenspielerwandhalterung mit gespiktem Brettchen, die nah genug an der nächsten Wandsteckdose hängt, um die Leiste anzuschließen. Na, wenn das nicht hervorragende Bedingungen sind, weiß ich auch nicht.

Sind die Geräte mit den Dosen, die im Gegensatz zur US-amerikanischen Variante übrigens keine Phasenmarkierung (weder am Anschluss für das Netzkabel noch an den Dosen) aufweisen, verbunden, betätigt man den Einschalter. Dieser blinkt erst mal lustig vor sich hin, während die Voltzahl gemessen wird. Ist mit der hauseigenen Netzspannung alles in Ordnung, wird der Strom für die angeschlossenen Geräte freigegeben, und der Schalter leuchtet dauerhaft in einem beruhigenden Blau.

Der Test einer Steckerleiste ist natürlich immer etwas schwierig. Um den Effekt der hochwertigeren Stromversorgung auf einzelne Geräte nachvollziehen zu können, schließt man am besten eins nach dem anderen an. Ich erspare dem Leser an dieser Stelle eine genaue Beschreibung des mühsamen Prozederes der vielen Hin- und Herstöpselei. Wie klingt das Ganze nun? Erst mal unerwartet deutlich. Der erste Eindruck sind sehr klare, pointierte Höhen, ein strukturierter Bassbereich, fein aufgelöste Mitten. Dies allerdings in einem Maß, das schon ins Lästige geht. Das kann so nicht gedacht sein. Deswegen gleich vorab: Es ist unbedingt nötig, auf die richtige Phasenlage beim Anschluss der Leiste an die Wand zu achten, sonst wird’s zwar beeindruckend, aber auch anstrengend. Also Neustart durch Drehen des Steckers.

Großer Aufwand: Für jede Zone ein eigener Filter und die Prüfabteilung für die Spannung – ein simples Netzfilter sieht anders aus
Großer Aufwand: Für jede Zone ein eigener Filter und die Prüfabteilung für die Spannung – ein simples Netzfilter sieht anders aus

Die akustische Szenerie ist nun entschieden ruhiger, die Unterschiede dafür aber nicht wesentlich weniger deutlich. Ohne den berühmten Vorhang, der da nun auf einmal aufgerissen wird, bemühen zu wollen, ist das Vorher/Nachher schon unerwartet klar nachvollziehbar. Ich starte mit meiner neuen Entdeckung, nämlich den vier Perkussionisten von Elbtonal aus Hamburg mit ihrer einzigen Live CD, um mich danach quer durch alle Genres meiner Musiksammlung zu wühlen. Bei Elbtonal gibt es, neben atemberaubender Rhythmik und Dynamik, auch leise Passagen zu bestaunen, in denen immer wieder das Marimbaphon im Vordergrund steht. Dieses steht mit dem PS-Audio Dectec Power Center viel klarer im Vordergrund beziehungsweise vor schwärzerem Hintergrund als mit mit meiner Normalleiste. Die einzelnen Anschläge sind sehr genau nachzuvollziehen, die Impulse kommen direkt und klar. Wenn es nicht so abgegriffen wäre, würde man von beseitigtem Schmutz sprechen. Instrumente wirken blank poliert, der Staub rausgepustet. Begleitende Becken sind sehr gut zu verfolgen, lösen sich schön vom restlichen Schlagwerk ab und legen die eine oder andere, in der Deutlichkeit noch nicht gehörte Variante frei. Das Anreißen einzelner Gitarrensaiten setzt sich akustisch weiter vom Korpus und dem Nachschwingen ab. Manchmal fast wie drei zeitgleiche Schallereignisse, dies ist allerdings auch sehr aufnahmeabhängig und spricht eher dafür, dass meine Geräte dank des besseren Futters an Auflösungsvermögen hinzugewonnen haben und mir jetzt überproduzierten Kram deutlicher um die Ohren hauen.

Räumlich tut sich nicht so viel insofern, dass keine epischen Breiten und Tiefen ausgelotet werden. Aber die realistischere Platzierung einzelner Instrumente gelingt genauer, mit mehr Luft und Durchhörbarkeit. Dazu kommt der jetzt größer direkt im Raum stehende Nachhall einzelner Instrumente. Und was macht der Bass? Sehr strukturiert und klar tönt es jetzt. Bassläufe sind sehr gut zu verfolgen. Allerdings geht das einher mit etwas weniger Volumen und schierem Druck als gewohnt und kann in sehr schlanken Ketten unter Umständen etwas zu viel oder eben zu wenig des Guten werden. Passionierte Dubstep- oder Downbeat-Hörer werden dem PS-Audio Dectec Power Center eher schulterzuckend gegenüberstehen und das Geld in einen größeren Subwoofer investieren. Aber ist ja High-End.


Handwerklich sorgfältige Handverdrahtung und ausgeklügelte Masseführung im Inneren der PS-Audio Dectec Power Center-Leiste
Handwerklich sorgfältige Handverdrahtung und ausgeklügelte Masseführung im Inneren der PS-Audio Dectec Power Center-Leiste

Der von mir oft beobachtete Verlust von Dynamik bei zu starker Filterung – ein Grund, weswegen mich diese Geräte auch lange nicht mehr interessiert haben – ist erfreulicherweise nicht zu beobachten. Dafür versetzt einen die angesprochene Klarheit in die Lage, feindynamischen Abstufungen besser folgen zu können. Der Bereich, in dem am wenigsten Unterschied zur normalen Leiste bestand, sind Stimmen. Das mag daran liegen, dass die zum Test eingesetzten Lautsprecher Rogers Studio 1 und PM DB1 Gold jede auf ihre Art wahre Meister der realistischen Stimmwiedergabe sind. Es klingt schon anders mit der PS-Audio, aber bei mir nicht reproduzierbar besser.

Der Versuch, ganz furchtbar verbotene Dinge zu tun, nämlich das PS-Audio Dectec Power Center mit einem normalen Kaltgerätekabel zu betreiben, brachte interessanterweise überraschend wenig Performanceverlust gegenüber der Nobelvariante mit Schirmung. Etwas laid back, ein klein wenig weniger Detail, das war es aber auch schon. Wer vor dem Erwerb die zusätzliche Investition in ein teures Netzkabel scheut und deswegen zurückschreckt, soll einfach erst mal ein Standardkabel nehmen, es lohnt sich auch so unbedingt.

Wenn man all dies hier liest, muss man sich noch einmal vor Augen halten: Wir reden hier über eine einzige Komponente für nur 600.- Euro, die ALLE angeschlossenen Geräte nach vorne bringt, nicht den Austausch eines Verstärkers für 500.- Euro gegen einen für den dreifachen Betrag, dem der Fortschritt in einigen Teilbereichen durchaus entspricht.

STATEMENT

Die PS-Audio Dectec Power Center-Netzleiste bringt für wenig Geld einen großen Fortschritt für alle angeschlossenen Komponenten einer Anlage. Der monetäre Einsatz, den erzielbaren Qualitätszuwachs durch Komponententausch zu erreichen, dürfte exponentiell höher ausfallen. Also erst mal guter Strom mit PS-Audio Dectec Power Center, danach Geräte tauschen, wenn es dann überhaupt noch nötig sein sollte.
GEHÖRT MIT
Analoglaufwerk TW-Acustic Raven .5, Rega SplitSlab + daCapo-Steuerung
Tonarme Rega RB 250, RB 300 Cardas/XLO
Tonabnehmer Goldring G-1022GX, Audio Technica AT-95 Shibata
Phonopre Heed Questar MM, Graham Slee Audio Era Gold V + PSU1
Computer Notebook, Dual Core 2 GHz, 2 GB, WinXP
Audioplayer foobar2000, musikCube 1.1
Wandler Music Hall dac25.3, ifi iDac + iUSB
Verstärker Music Hall a15.2
Lautsprecher Rogers Studio1, PMC DB1 Gold, RFT BR 26
Kabel Wireworld, TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt
Zubehör Audio Agile-Netzleiste, Inakustik Referenz AC-1502-Netzkabel

 

VERTRIEB
HiFi2die4
Anschrift Austrasse 9
73575 Leinzell
Telefon 07175 90 90 32
E-Mail hifi2die4@gmx.de
Internet www.hifi2die4.de

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Dienstag, 13 August 2013 01:02

Kondo Souga – Teil 2

Dies ist der zweite und letzte Teil der ausführlichen Berichts, den unser Kollege für das Online-Magazin High Fidelity, unserem polnischen Kooperationspartner, verfasste.
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Jetzt, nach ein paar Tagen, ist ein Teil der Begeisterung verschwunden, die ein ganz eigenes Merkmal dieses Verstärker zu sein scheint, und ich kann versuchen, mich auf die Hifi-typischen Aspekte des Klanges zu konzentrieren: Was mich am meisten beeindruckt hat – natürlich von dem, was ich oben beschrieben habe, einmal abgesehen – war eine realistische, nahezu greifbare Klangbühne. Sie wirkte so realistisch, weil sie sich bei jeder Aufnahme anders darstellte. Es gibt viele Geräte, die beispielsweise eine riesige Bühne bieten – unabhängig davon, wie sie bei der Aufnahme aussah. Aber hier war es, als ich Jazz at the Pawnshop spielte, fast offensichtlich, dass sich die Musiker auf der kleinen Bühne des Pawnshop-Club drängelten. Obwohl jedes Instrument dabei die richtige Größe hatte, richtig auf der Bühne platziert war und auch die Abstände zwischen den eng gedrängten Instrumenten schön definiert waren, erlaubte mir die hervorragende Durchzeichnung des Souga, den Klang desjenigen Instruments zu genießen, auf das ich mich in gerade diesem Moment konzentrierte. Wenn ich aber meine Lieblingsversion von Carmen oder The last seven words of Christ on the cross hörte, dann war die Bühne riesig, weil beide Aufnahmen in großen Sälen gemacht wurden (bei letzterer war es, um genau zu sein, eine Kirche).

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Ich war einfach begeistert von dem, was der Souga zu bieten hatte, angesteuert von einem Vitus auf „Einsteiger-Niveau“. Der RD-100 ist eine Neuheit des dänischen Herstellers und entstammt der Reference-Linie. Aber laut Ole Vitus ist „Reference“ erst der Anfang dessen, was seine Firma zu bieten hat – und deshalb „Einsteiger-Niveau“. Egal – es klang sehr gut, aber da war preislich noch ein großes Missverhältnis zwischen dem RD-100 und dem Souga. Deshalb wollte ich noch mal etwas anderes probieren. Ich entschloss mich, meinen eigenen ModWright LS100 Vorverstärker zwischen Vitus und Kondo auszuprobieren. Das veränderte den Klang der Kette, war aber eher ein klangliche Alternative als ein eindeutiger Fortschritt. Der Klang wurde ein bisschen wärmer, ich denke, auch ein wenig geschmeidiger, verlor aber gleichzeitig auch einen Hauch seiner großen Transparenz und Klarheit. Da ich keine Gelegenheit hatte, eine Kondo Vorstufe auszuleihen, bat ich meinen Freund Jacek, den stolzen Besitzer von Reimyo-Komponenten, um einen Gefallen, nämlich dass er einmal mit einigen seiner Geräte vorbeikommen würde. Jacek kam (nochmals vielen Dank!), und brachte seinen CAT-777 Vorverstärker und den D/A-Wandler und CD-Transport mit. Als wir die Geräte mit dem Souga kombinierten, klappte er wieder, der alte Audio-Trick, den viele von Ihnen, wie ich glaube, schon mehr als einmal erlebt haben. Sie dachten, dass Ihre Anlage bereits klangliche Höchstleistungen brachte, aber als Sie eine Komponente gegen eine andere austauschten, merkten Sie, dass das Unmögliche möglich wurde und sich der Klang noch einmal verbesserte und ein Niveau jenseits Ihrer Vorstellung erreichte.

Jetzt wurde deutlich, wie differenziert der Souga verschiedene Aufnahmen wiedergeben kann – nicht nur in puncto Bühnengröße. Ich bin kein so großer Kenner, dass ich sagen könnte, welcher spezielle Flügel bei welcher Aufnahme verwendet wurde, oder wer die gerade gehörte Geige gefertigt hat oder wer sie gerade spielt (ok, das gelingt mir manchmal, aber sicherlich nicht immer. Aber der Kondo Verstärker arbeitet die Unterschiede zwischen Instrumenten, zwischen der Art, wie verschiedene Musiker sie spielen und auch zwischen verschiedenen Aufnahmetechniken deutlich heraus. Ray Browns Bass klingt auf Soular Energy anders als auf The red hot und wieder anders auf der Doppel-CD Live from New York to Tokyo. Verschiedene Orte, unterschiedliche Akustik, eine andere Gemütsverfassung – einfach verschiedene Zeitpunkte, zu denen die Musik auf Band aufgezeichnet wurde, und dementsprechend ein anderer Klang desselben Instruments, vom selben Musiker gespielt: manchmal mit mehr Elan, manchmal etwas ruhiger, die Band antreibend oder nur im Hintergrund spielend. Auf einigen Aufnahmen wirkt der Bass größer, als er in Wirklichkeit ist, auf anderen wird er so sanft gespielt, dass er nur die halbe Größe zu haben scheint.

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Der Bass ist hier nur ein Beispiel, dass ich gewählt habe, weil ich den Klang mag, aber ich könnte mehr oder weniger dasselbe über jedes andere akustische Instrument schreiben. Solche Erfahrungen erlaubten alle Jazz-Aufnahmen, vor allem ältere, aber auch neue wie Tomasz Stańkos ECM-Album. Akustischer Blues und auch klassische Musik erklang auf eine spezielle, einzigartige Weise. Bevor ich den Souga gehört habe, hatte ich behauptet, dass einige andere großartige Verstärker, die ich das Vergnügen hatte zu testen, wie Soulution, Tenor und AirTight so nah wie nur möglich an Live-Musik herankamen. Jetzt weiß ich, dass das nicht wahr ist oder zumindest nicht gänzlich wahr ist. Wenn man den Kondo nach audiophilen Kriterien bewertet, mag er nicht in allen besser sein als seine Mitbewerber: Der Soulution bietet mehr Kontrolle, eine bessere Bass-Definition und eine überwältigende Klarheit. Der Tenor verbindet die besten Eigenschaften von Röhren- und Transistorgeräten und bietet einen dynamischen und doch geschmeidigen Sound, und AirTights 211er Monoblöcke beeindruckten mich mit einer sehr energiegeladenen Wiedergabe in Verbindung mit sehr feinfühligen, aber klaren und spritzigen Höhen. Aber es war der Souga, der mir beim Anhören so vieler hervorragender Darbietungen Nervenkitzel bescherte – mehr als jeder andere Verstärker zuvor. Der Kondo gestattete es mir, neue, tiefere Schichten von Farben, Gefühlen und  Schattierungen bei Platten zu entdecken, die ich schon perfekt zu kennen glaubte. Andere Verstärker ließen es zu, kurz innezuhalten und Notizen zu machen oder den Raum für kurze Zeit zu verlassen, nicht aber der Souga. Ich konnte es mir nicht erlauben, eine einzelne Minute der Zeit zu verlieren, die ich mit ihm verbringen konnte, vor allem, weil ich wusste, dass der Testzeitraum nicht sehr lang sein würde: Ich hatte den Verstärker für etwas mehr als eine Woche zur Verfügung. Dann musste er weiter zu potentiellen Kunden, die schon auf ihre Chance warteten, ihn zu hören.

Die Hörsitzungen mit den Souga erinnerten mich an einen exzellenten Film, einen Thriller, der einen von der ersten bis zur letzten Minute vor dem Bildschirm fesselt. Man kann nicht mal eben rausgehen, um sich etwas zu essen oder zu trinken zu holen oder einen Telefonanruf anzunehmen. Man bleibt total aufmerksam, um jede Kleinigkeit mitzubekommen. Fast jede einzige Aufnahme war ein Art neue, ganz spezielle Erfahrung, obwohl ich sie alle schon dutzende Mal zuvor gehört hatte. Lassen Sie mich eine diesmal literarische Parallele aufzeigen: Mit dem Kondo wohlbekannte Musik zu hören, ist, als ob man ein Buch noch einmal lesen würde, aber dieses Mal zuvor auch die Biographie des Autors gelesen hätte und deshalb das Buch besser verstünde. Und genau das passierte auch hier. Ich verwende für die Tests verschiedener Komponenten immer dieselben Alben und eigentlich kommt es ziemlich selten vor, dass ich dank der getesteten Geräte etwas Neues auf diesen Alben entdecke. Aber der Souga erlaubte es mir, viele Aufnahmen neu zu entdecken, neue Informationsschichten zu finden, die zuvor unter dem Hauptstrom der Musik begraben waren, vielleicht sogar hörbar, aber bis jetzt irgendwie irrelevant. Der Kondo behandelte alle Medien gleich – Vinyl, CDs oder Musik-Dateien: Gute Aufnahmen zu hören, war unabhängig vom Medium ein Aha-Erlebnis. Das Wichtigste für mich war, dass ich Neues meist in den musikalischen und emotionalen Bereichen all dieser Aufnahmen entdeckt und im Klang an sich. Das ist ein großer Unterschied! Wenn ich ehrlich bin, habe ich den Eindruck, dass aktuell viele Audiophile aber auch viele audiophile Firmen ihre Aufmerksamkeit auf den Klang richten und nicht länger auf die Musik. Sie bewerten alles nach der Griffigkeit, der Ausdehnung und der Wucht des Bassbereichs, der Geschmeidigkeit und Fülle der Mitten, der Lebendigkeit der Höhen und so weiter. Damit bin ich einverstanden, alle diese Fähigkeiten sind wichtig, ab sie sind nur Mittel um, das ultimative Ziel zu erreichen, und kein Ziel für sich allein. Man kann alle diese Fähigkeiten haben, aber ohne eine stimmige Balance zwischen ihnen, ohne Emotionen, ohne den Wesenskern der Musik – kann man da das Hören genießen?

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Wenn man versucht, den Klang des Souga zu analysieren – mal angenommen, irgendjemand würde das noch wollen, nachdem er ihn gehört hat –, könnte man einige klangliche Disziplinen nennen, die wahrscheinlich noch ein wenig besser wiedergegeben werden könnten. Aber dennoch: Wenn man Musik hört, kümmert man sich nicht um audiophile Unvollkommenheiten, weil man vor der Anlage sitzt, den Atem anhält und auf eine weitere Überraschung wartet und die absolut unangestrengte Art bewundert, in der dieser Verstärker das Wesentliche einer jeden Aufnahme wiederzugeben pflegt. Man ist fasziniert von der erstaunlichsten Musikreproduktion, die man je gehört hat, und deshalb kümmert es einen nicht, ob einige andere Verstärker möglicherweise ein wenig mehr Wucht oder mehr Durchsichtigkeit bringen könnten – wen stört's? Hören Sie einfach ein paar Aufnahmen der talentiertesten Musiker, die Sie kennen: Diese Personen kommen selbst aus der entferntesten Vergangenheit zu Ihnen, um Ihre Freunde zu werden und wundervolle Musik für Sie zu spielen. Schon nach einer kurzen Zeit kommt Ihnen das alles ganz normal vor: Einige alte Freunde kommen, um bei Ihnen zu Hause für Sie zu spielen. Louis Armstrong, Miles Davis und Tomasz Stańko schauen jeden Donnerstag um 20 Uhr vorbei.

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Der Souga ist kein totaler Allrounder, zuerst einmal braucht man einen hochwertigen, leicht zu treibenden Lautsprecher. Denn auch wenn die acht Watt dieses Verstärkers mehr Leistung zu haben scheinen als die acht Watt meiner 300B SET, bleiben es immer noch acht Watt, und da sind Lautsprecher mit einem Wirkungsgrad von über 90 Dezibel dringend angeraten. Zweitens ist der Souga auch mit den passenden Lautsprechern wie zum Beispiel den Ardento Alter nicht die erste Wahl für Menschen, die am liebsten Rock, Metal oder HipHop hören. Für dies Art Musik sollte man sich besser einen schönen, leistungsstarken Transistor-Amp kaufen. Das bedeutet nicht, dass es dem Souga an Dynamik fehlt, überhaupt nicht! Ich habe sogar eine Menge reichlich dynamischen Rock von AC/DC damit genossen. Aber ich habe erfahren, dass diese Musik auf bessere, überzeugendere Art wiedergegeben werden kann. Aber wenn Sie am meisten Spaß daran haben, akustische Musik zu hören wie Jazz, Blues, Klassik – die hohe Kanaltrennung und Auflösung dieses Verstärkers macht es möglich, auch großorchestrale Werke zu genießen – und so weiter, dann kann ich Ihnen keine bessere Stereo-Endstufe empfehlen als den Souga. Das ist ebenso klar wie einfach. Ich kann nicht behaupten, dass er die beste Endstufe der Welt ist, weil ich sie nicht alle gehört habe, aber der Souga ist so gut, dass ich keinen Grund sehe, noch weiter zu suchen – natürlich nur wenn man ihn sich leisten kann.

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Wenn Sie es geschafft haben, bis zu diesem Punkt dieses überschwänglichen Textes zu gelangen, müssen Sie bemerkt haben, dass ich anders als in den übrigen Tests die allfälligen Klangkriterien nur wenig herausgearbeitet habe. Das unterscheidet diesen Test von den anderen. Aber in diesem Fall sehe ich keinen Sinn darin, auf die üblichen Klangkriterien einzugehen. Beim Souga dreht sich alles um Musik, nicht um den Klang.

Es geht darum, wie nah er den Hörer an die Musik heranbringt, an die Musiker, an die Emotionen, die die Musik uns vermitteln soll, so wie sie es bei einem Live-Konzert tut. Andere High-End-Verstärker versuchen, uns ebenfalls so nah wie möglich an ein Konzerterlebnis heranzubringen, aber mehr auf der klanglichen als auf der musikalischen Seite. Sie versuchen, laut genug zu spielen, mit stimmiger Dynamik, einer großen imaginären Bühne, Kraft und so weiter. Was der Kondo bietet, ist derselbe Kick, den ein Live-Konzert vermittelt, eine enge Beziehung mit den ausführenden Musikern, ja, den direkten Kontakt mit ihnen. Man fühlt einen Schauer den Rücken hinunterlaufen, wenn der große und einzigartige Luciano Pavarotti „Nessun Dorma“ singt oder der fantastische Miles Davis das Concierto de Aranjuez spielt. Da spielt es überhaupt keine Rolle, dass die Aufnahme vor 50 Jahren stattfand und das Vinyl ein wenig knistert und rauscht. Es geht vor allem um den beinahe lebensechten Kontakt mit der wundervollen Musik, die die Seele berührt und enorme Gefühle hervorruft. Für mich war die Begegnung mit dem Souga Liebe auf den ersten Blick, die aber in Anbetracht des Preises eine platonische bleiben wird. Ich wette, dass viel Menschen, die die Möglichkeit hatten, den Souga zu hören, dasselbe empfinden werden. Dieser Test war zuerst einmal eine überraschende Erfahrung für mich und zweitens löst er ein Problem in der Zukunft: Wenn ich mal ein reicher Mann sein werde, brauche ich keine Zeit mehr darauf zu verschwenden, welchen Verstärker ich mir vorrangig zum meiner privaten Freude kaufen werde – für dem Job als Tester gibt es gewiss einige geeignetere.

 

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Post Scriptum


Lassen Sie mich hier einen kleinen Nachtrag zu diesem Text anfügen, den ich nach meinem Besuch der High End in München schrieb. Wie Sie sich nach dem Lesen des Tests sicherlich vorstellen können, musste ich, sobald ich in München eingetroffen war, sofort Kondos Raum aufsuchen und dort habe ich eine ganze Menge Zeit verbracht. In der Tat war dies der Raum, in dem ich mich während der drei Tage die meiste Zeit aufgehalten habe. Ich bin immer wieder zurückgekommen und habe dort viele, viele Minuten gesessen. Die (fast) komplette Kondo Anlage bestand aus den neuen Kondo Biyura Lautsprechern – ja, denen, die es nicht nach Warschau geschafft hatten –, angetrieben von zwei neuen Monoblöcken namens Kagura mit zwei 211 in Parallel-Single-Ended-Schaltung, die wahrscheinlich im Produktportfolio über dem Modell Gakuon angesiedelt sein werden – oder es vielleicht sogar ersetzen. Es gab zwei Quellen: eine analoge, den Kondo Ginga Plattenspieler, und eine digitale, bestehend aus dem Kondo DAC und dem Esoteric CD-Transport. Natürlich gab es auch einen M1000 MkII Vorverstärker und Silberkabel. Die Kondo Crew spielte meistens Jazz und Klassische Musik für die Vorführung, in den Hauptsache ausgewählte ältere Scheiben, aber auch einige zeitgenössische. Und unabhängig davon, wie alt die Aufnahmen waren oder auf welchem Medium sie gespeichert waren, gab mir die Anlage denselben Nervenkitzel wie der Souga in meiner Kette. Wie man weiß, sind die allgemeinen Umstände bei einer Messe immer weit vom Optimum entfernt, aber jedes Mal, wenn ich in diesem Raum saß, vergaß ich sofort den Lärm, der von draußen kam, und alles was zählte, war die Musik. Ich habe wirklich ein, zwei Mal völlig die Zeit vergessen, weil das Kondo-Team ganz außergewöhnliche Musik ausgewählt hatte. Das mag nicht die Traumanlage jedes Audiophilen sein, vielleicht weil es nicht die vielseitigste ist. Aber gewiss wird jeder Musikliebhaber – und das ist nicht immer dasselbe wie ein Audiophiler – eine absolut einmalige Eigenschaft dieser Kette zu schätzen gewusst haben: Wie sie den Zuhörer mit dem Wesen der Musik verbindet und ihm erlaubt, die aufwühlendsten Gefühle zu erfahren. Das hat Kondo für mich getan – und das ist alles, was ich von meiner Traumanlage erwarte.

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Schaltung


Der Kondo ist eine Röhren-Stereo-Endstufe mit zwei 2A3 pro Kanal, die in einer Parallel-Single-Ended-Schaltung arbeiten. Der Röhrensatz umfasst noch zwei 12BH7 und zwei 6072 (12AY7) plus eine 5U4GB Gleichrichterröhre. Anders als bei seinem Vorgänger, dem KSL Neiro, finden sich im Souga eine Menge Bauteile mit Silber: von Hand gewickelte Silber-Ausgangstransformatoren, Kondensatoren mit Silberfolie als Elektrode, Silberkabel, bei denen die Leiter mit Naturseide, die als Isolierung zwischen dem Silber und dem äußeren PVC-Mantel dient, umwickelt sind und sogar Cinch-Buchen, die aus Silber gemacht zu sein scheinen. Das Gehäuse wurde aus Kupfer gefertigt, die Front, die Seiten und die Rückseite sind schwarz, ebenso wie die vier Trafo-Abdeckungen, während der obere Gehäusedecke kupferfarben glänzt. Darauf sind die Sockel für die Leistungsröhren und ihre Treiber vor den Transformatoren angeordnet, während die Gleichrichterröhre und die wenigen großen Kondensatoren hinter den Trafos versteckt sind. Es gibt zwei kleine Knöpfe auf dem Gehäusedeckel: Einer ist der Ein/Aus-Schalter, der andere ein „mute“-Schalter. Zwischen den beiden befindet sich eine LED, die den Betriebszustand signalisiert. Auf der Rückseite ist mittig die IEC-Netzbuchse montiert, rechts und links davon je eine Paar von Kondos eigenen Lautsprecher-Klemmen und je eine Cinch-Eingangsbuchse. Es gibt nur zwei Lautsprecherklemmen pro Kanal: Der Kunde muss seinen Souga entweder für vier oder acht Ohm verdrahtet bestellen. Da die Ausgangs-Transformatoren aber zwei Anzapfungen haben, ist es auch möglich, die Anpassung später zu ändern.

GEHÖRT MIT
CD-Player CEC 51XR
Vollverstärker ArtAudio Symphony II
Plattenspieler Michell Gyro SE
Tonarm Technoarm
Tonabnehmer AT33PTG
Phonostufe ESELabs Nibiru
Lautsprecher modified project Jerycho with FSAC-2B
Kabel Gabriel Gold Extreme mk2, Binaural focus monolith Ag, Gabriel Gold Revelation mk 1, DIY Acrolink 6N-PC4300

 

HERSTELLERANGABEN
Kondo Souga
Ausgangsleistung 2 x 8W
Frequenzgang 8Hz - 35kHz (+0dB, -3dB)
Eingang 1 x Cinch
Eingangsimpedanz 100kΩ
Röhrenbestückung 4 x 2A3, 2 x 12BH7, 2 x 6072 / 12AY7, 5U4GB x1
Leistungsaufnahme 130 W
Abmessungen (B/H/T) 430 x 233 x 314 mm
Gewicht 34 kg


hf-logo

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Freitag, 09 August 2013 11:52

Kondo Souga – Teil 1

Dies ist die erste Übernahme eines Tests von High Fidelity, unserem polnischen Kooperationspartner. Da die Begeisterung des Kollegen über das Testgerät Ausmaße annahm, die unseren übliche Rahmen sprengen, servieren wir Ihnen sein Werk in zwei Portionen.
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Eine gefährliche Begegnung mit einer Legende – oder: ein überschwänglicher Test


Obwohl wir üblicherweise bei unseren Tests keine Überschriften verwenden, hat sich mir diese ganz von selbst für diesen ganz speziellen Artikel aufgedrängt, ich musste sie einfach verwenden. In jeden Jahr beschäftigen wir uns in der Mai-Ausgabe von High Fidelity ausschließlich mit japanischen Geräten. Und wir tun dies auch weiterhin, obwohl es immer schwieriger wird, sie hierzulande zu bekommen. Japan hat eine harte Zeit hinter sich: Die katastrophalen Ereignisse des Jahres 2011 – der Tsunami, das Erdbeben und der Kraftwerksunfall in Fukushima – machten es für die japanische Wirtschaft noch schlimmer, zumal die hohen Wechselkurse ihrer Währung den Export schon in den Jahren zuvor schwierig gemacht hatten. In der Folge wurden weniger japanische Produkte nach Polen importiert, so dass es immer schwerer wird, in Japan hergestellte Geräte für einen Test zu bekommen. Als ich schon ein wenig verzweifelt nach Testgeräten suchte wandte ich mich an Herrn Wojtek Szemis, obwoh ich mir, um ehrlich zu sein, nicht allzu viel davon versprach. Aber sei's drum, warum sollte ich es nicht einfach einmal probieren. Und zu meiner Überraschung bekam ich zur Antwort: „Ja, ich habe im Moment einen Kondo Souga Verstärker da, würde der Sie für einen Test interessieren?“ Da gab es nicht einmal eine Chance von eins zu einer Million, dass ein eingefleischter Fan wie ich sich so eine Gelegenheit entgehen lassen würde.

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Ich muss zugeben, dass während der jährlichen AudioShow in Warschau Herrn Szemis' Raum mein Zufluchtsort ist. Üblicherweise gehe ich dort an den beiden Tagen der Show immer mal wieder vorbei, um mich ein wenig zu erholen und Musik zu hören. Und wenn ich einen guten Platz finde und solange Herr Szemnis nicht seine sehr exotische Musik spielt, sitze ich einfach nur da und sammle meine Kräfte, bevor ich weiter von Zimmer zu Zimmer gehe. Um ganz ehrlich zu sein, mag ich es besonders, mich dort aufzuhalten, wenn ein Plattenspieler als Quelle fungiert: Dann klingt es immer ausgesprochen gut, trotz der ganzen nicht gerade idealen Bedingung, die bei Messen unvermeidlich sind, egal wo immer auf der Welt sie auch stattfinden. Da ist noch ein anderer Grund, aus dem ich in diesem Raum so viel Zeit wie möglich verbringe, wie die Mehrheit aller Audiophilen habe ich keine andere Gelegenheit, die legendären Kondo-Meisterstücke zu hören. Während der AudioShow im letzten November hoffte ich, die neueste Errungenschaft im Kondo-Portfolio hören zu können: die Lautsprecher. Aber unglücklicherweise schafften sie es nicht rechtzeitig, zur Show zu kommen, und ich war wie eine ganze Menge anderer Leute ein wenig enttäuscht. Glücklicherweise hatte ich kürzlich die Gelegenheit, die Lautsprecher während der High End 2013 in München zu hören, worauf ich später noch zurückkommen werde. Das war eine fantastische Erfahrung, ließ mich aber um so mehr bedauern, dass sie nicht auf der polnischen Show zu hören waren.

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Wir beide – unser Chefredakteur Wojtek Pacula und ich – waren uns völlig im Klaren darüber, dass der Souga keine gleichwertigen Spielpartner in meiner Anlage haben würde, aber ich rechnete dennoch mit einer einzigartigen Erfahrung, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Kondo (Audio Note Japan) ist ein Synonym für extrem hochwertige Röhrengeräte, der Traum der meisten Röhren-Fans, Liebe auf den ersten Blick, aber für die meisten von uns nur eine platonische Liebe. Diese japanischen Produkte werden wie Kunstwerke behandelt – und ich persönlich glaube auch, dass sie es sind –, aber das heißt auch, dass sie so viel wie Kunstwerke kosten. Es macht genau so wenig Sinn, über diese Preise zu diskutieren wie darüber, warum Leute Millionen Dollar für irgendwelche Gemälde bezahlen. Einige Menschen versuchen immer, die Kosten der verwendeten Materialien und Technologien zu analysieren, andere fragen, ob ein Verstärker überhaupt so viel kosten solle – wobei sie bedenken sollten, dass es viele andere mit noch mehr Nullen auf dem Preisschild gibt –, aber das alles ist sinnlos.


Ein solches Produkt wird von einer Person gekauft, die es sich zuerst einmal leisten kann, aber auch etwas ganz Besonderes, Außergewöhnliches besitzen möchte, etwas, das seine oder ihre Seele berührt, das es ihm oder ihr ermöglicht, mit wirklicher Kunst in engen Kontakt zu kommen. Oder aber er oder sie behandeln den Kauf als Investition. Kondo ist in beiden Fällen eine sehr gute Wahl: Einerseits bieten die Geräte eine außergewöhnliche Wiedergabe und die Art, wie sie Musik erklingen lassen, berührt viele Herzen und Seelen. Andererseits zählen Kondo Geräte zu den wenigen Produkten auf dem Audio-Markt, die ihren Wert nicht so schnell verlieren. Und obwohl der legendäre Kondo san vor einigen Jahren an einen besseren Ort entschwebte, wo er, wie ich hoffe, weiterhin seine vorzüglichen Werke kreiert, geht es der Firma unter der neuen Leitung von Ashizawa Masaki sehr gut. Und man führt nicht einfach nur fort, was Herr Kondo entworfen hat, sondern entwickelt und baut neue Produkte. Eines von diesen ist die Endstufe Souga, die im Kondo Portfolio das schon etwas ältere Modell KSL Neiro ersetzt.

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Ich denke, den Begriff „Legende“ in der Überschrift habe ich bereits erklärt, aber was ist mit dem „überschwänglich“? Mir stand der Souga für etwas mehr als eine Woche zur Verfügung und ich verbracht damit soviel Zeit wie möglich. Es war eine sehr erstaunliche, ja atemberaubende Erfahrung. Ich machte eine Menge Notizen während der Hörsitzungen, oder genauer: meistens zwischen diesen. Aber ich merkte schnell, dass ich mehr Zeit brauchen würde, um wieder „runterzukommen“ und einen „normalen“ Test schreiben zu können. Ich wollte einfach vermeiden, zu überschwänglich zu sein, wenn ich den Test schrieb. Ich ließ einige Zeit verstreichen und … schaffte es dennoch nicht, einen „normalen“ Test zu schreiben. Ich konnte es einfach nicht – der Souga berührte mein Herz und meine Seele und hinterließ dort Spuren. Zu poetisch? Schade, aber genau das ist passiert – offensichtlich passiert genau das mit der Seele eines sensiblen Menschen, wenn er Kondos Kunst erlebt.
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Klang

 

  • Eine Auswahl der Schallplatten, die während der Hörsitzungen verwendet wurden:
  • The Ray Brown Trio, Summer Wind, Concord Jazz, CCD-4426, CD/FLAC.
  • Pepe Romero, Flamenco, Lasting Impression Music, LIM K2HD 022, CD/FLAC.
  • Eva Cassidy, Live at Blues Alley, G2-10046, CD/FLAC.
  • Louis Armstrong & Duke Ellington, The great summit, Roulette Jazz, 7243 5 24548 2 2, CD/FLAC.
  • Cassandra Wilson, Travelin’ Miles, Blue Note, 7243 8 54123 2 5, CD/FLAC.
  • Keith Jarret, The Koeln Concert, ECM, 1064/65 ST, LP.
  • Rodrigo y Gabriela, 11:11, EMI Music Poland, 5651702, CD/FLAC.
  • Arne Domnerus, Jazz at the Pawnshop, Proprius, ATR 003, LP.
  • The Ray Brown Trio, Soular energy, Pure Audiophile, PA-002 (2), LP.
  • Patricia Barber, Companion, MFSL 2-45003, 180 g LP.
  • Joseph Haydn, Les sept dernieres paroles de notre Rédempteur sur la Croix, Le Concert des Nations, Jordi Savall, Astree, B00004R7PQ, CD/FLAC.
  • Miles Davis, Sketches of Spain, Columbia Stereo, PC8271, LP.
  • Lou Donaldson, LD+3, Blue Note Stereo, MMBST-84012, LP.
  • Ray Brown Trio, The red hot, Groove Note, GRV-1028-1, LP.
 


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Wie ich oben erwähnt habe, war mir schon, bevor ich diesen Test begann, klar, dass ich dem Souga kein gleichwertiges Anlagenumfeld würde bieten können – ich hatte kein Audio Equipment, dass 50000 Euro kostet. Statt wie üblich die hervorragenden Leistungen eines Testkandidaten den Standardbewertungen zu unterziehen, musste ich diesmal eher versuchen herauszufinden, welchen Einfluss er auf die restliche, mir bestens vertraute Anlage haben würde. In der ersten Kette, die ich hörte, wurde der Souga direkt von einem Vitus RD-100, einem neuen D/A-Wandler des bekannten, dänischen Herstellers angesteuert, der nicht nur Digitaleingänge bietet, sondern auch analoge und eine Lautstärkeregelung.

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Als Wojtek Pacula kam, um den Kondo zu mir nach Hause zu bringen, hörte ich noch mit den fantastischen Ardento Alter Lautsprechern, die ich kürzlich besprochen habe. Ich war sehr sicher, dass die etwa acht Watt des Souga nicht ausreichen würden, diese zu treiben. Ich schreibe „etwa acht Watt“, weil jeder Verstärker individuell aufgebaut und gemessen wird und die Ausgangsleistung leicht variieren kann: Der Kunde erhält ein Büchlein mit allen Informationen über seinen individuellen Verstärker, die natürlichen auch die individuellen Messwerte enthalten. Meine Sicherheit rührte daher, dass ich meinen eigenen 300B SET Amp (ArtAudio Symphony II mit Ausgangsübertragern von Diavolo) und den AirTight ATM-300, die beide acht Watt leisten, mit den Lautsprechern ausprobiert hatte und keiner von Ihnen in der Lage war, den Alters ihr gesamtes Potential zu entlocken. Beide Verstärker lieferten wundervolle, üppige und liebliche Mitten sowie einen funkelnden und klaren Hochtonbereich, hatten aber Probleme, den 38-er Bass sauber anzutreiben. Daher habe ich angenommen, ich müsste sie durch meine Bastani Matterhorn ersetzen, die gewiss eine leichter zu treibende Last darstellen. Nur zur Erinnerung, die Ardento Alter sind offene Schallwände mit 38-Zentimeter-Chassis mit Papiermembranen, Sonido Vollbereichs-Chassis und Fountek Bändchen-Hochtönern. Bis jetzt hatte ich jedesmal die Erfahrung gemacht, dass ich einen Verstärker mit mindesten 20 Ausgangsleistung benötigte, damit sie ihr ganzes Potential zeigen. Und so konnte ich wirklich nicht erwarten, dass der Souga etwas schafft, bei dem andere Verstärker mit ähnlicher Leistung versagten.

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Der Souga ist ein Stereo-Leistungsverstärker mit zwei 2A3 Röhren pro Kanal in einer Parallel-Single-Ended-Schaltung. Er ersetzt, wie gesagt, im Kondo-Programm den KSL Neiro. Einer der Unterschiede ist, dass beim Souga, wo immer das möglich ist, Silber statt Kupfer verwendet wird: die Ausgangsübertrager werden von Hand mit Silberdraht gewickelt, die Verdrahtung besteht natürlich auch aus Silber, es gibt Silberfolien-Kondensatoren und auch die Cinch-Buchsen schimmern silbern. In Anbetracht dessen, verwundert es nicht, dass der Hersteller auch Silberkabel empfiehlt, die KSL-LPz. Herr Szemis war so freundlich, mir je einen Satz Kabel zusammen mit dem Verstärker zu liefern, so dass ich beide, NF- und Lautsprecherkabel während des Tests benutzen konnte.

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Ich bekam dem Souga am Abend und hatte ehrlich gesagt keine Lust mehr, zu später Stunde ein Paar 40-Kilogramm-Lautsprecher gegen ein anderes mit je 50 Kilo zu tauschen. Ich beschloss, die Alters mit dem Souga zu verbinden in der Hoffnung, dass der Kondo am Abend, wo ich für gewöhnlich recht leise höre, schließlich doch ganz gut mit den Lautsprechern zurechtkommen würde. Ich legte eine LP des Ray Brown Trios auf den Teller, senkte die Nadel in die Rille und … eine sehr lange Nacht begann. Immer mal wieder bekomme ich Produkte zum Testen, die mir das Leben als Hifi-Autor sehr schwer machen, weil sie die Musik so emotional ansprechend präsentieren, dass man sich nicht auf die Beurteilung der Geräte konzentrieren kann. Aber nun wirkten plötzlich alle bisherigen „schweren Fälle“ wie ein Spaziergang im Park. Wie man es von einem High-End-Röhrenverstärker erwartet hatte, präsentierte der Souga die Musik in einer wahrhaft überzeugenden Art. Und dazu trugen viele Einzelelemente bei, beginnend mit einer wunderschönen, dreidimensionalen und fast greifbaren Darstellung, über eine sehr ehrliche, oder vielleicht besser: überzeugende Tonalität – wenn man eine Aufnahme hört, kann man ja nicht genau wissen, wie es im Studio geklungen hat – und schönen Klangfarben akustischer Instrumente bis zu Offenheit, Geschmeidigkeit und einen fließenden Klang. Dies alles kam zusammen zu einer erstaunlich überzeugenden Wiedergabe: Als Ray Brown begann, seinen Bass zu spielen, liefen mir Schauer den Rücken runter (ja, das ist ein Teil des Überschwangs, den ich in der Überschrift erwähnte). Zu meiner Überraschung klang der Bass trotz der geringen Lautstärke großartig – das war schon auffällig, weil ich das Stück üblicherweise lauter spielen musste, damit der Bass richtig klang. Der Bass reichte schön tief hinab, da war ein guter Teil Holz mit im Spiel, ein wunderschönes Ausklingen, das Geräusch der auf den Saiten rutschenden Finger und vieles mehr – wirklich jedes Detail wurde so greifbar und glaubwürdig dargestellt, dass ich einfach so im Dunklen saß und versuchte den Bass zu sehen, der im Schatten verborgen, aber sicherlich da war – das sagten mir meine Ohren ganz klar. Die einzige sinnvolle Erklärung dafür, dass ich das Instrument nicht sehen konnte, war, dass das blaue Glimmen der 2A3 Röhren einfach nicht hell genug war … Eine andere, selbst bei dieser geringen Lautstärke offenkundige Tatsache war, dass der Verstärker zu meiner Überraschung die Lautsprecher völlig im Griff hatte – ein schnelles Einschwingen und ein wunderbarer Ausklang, außer der Musiker beschloss, die Saiten plötzlich zu dämpfen: Dann war es für den Souga keinerlei Problem, dasselbe zu tun. Aber der entscheidende Punkt war, dass ich über all das nicht eine Sekunde nachdachte, als ich Soular Energy hörte. Die Musik begann und legte in meinem Gehirn den Schalter von „Hifi-Autor“ auf „Musik-Genießer“ um, und da gab es bis zum Ende der Platte nichts als Musik. Es zählte nur, was der brillante Ray Brown und der ebenso phänomenale Gene Harris mit ihren Instrumenten machten. Eigentlich ging es gar nicht darum, wie brillant die Musiker waren, wie gut ihre Instrumente klangen und wie gut das auf dem Band eingefangen wurde, auch wenn das alles so war! Es ging mehr darum, zu dem vorzustoßen, was wirklich im Concord Records Studio passiert ist: Da bestand eine ganz spezielle Chemie zwischen den beiden herausragenden Jazzern, die der Souga bei diesem besonderen Album deutlich hören ließ. Obwohl die beiden noch viele weitere Alben zusammen aufnahmen, war dies offensichtlich ein ganz besonderes – und das stellte der Kondo kristallklar heraus. Da gibt es einige Jazz-Standards von Count Basie oder Billy Strayhorn auf dieser LP, aber Ray und Genes Interpretationen klangen frisch und stimmig, hauptsächlich wegen des außergewöhnlichen Wechselspiels zwischen ihnen. Und obwohl ich diese Scheibe sehr oft über unterschiedliche Anlagen gehört habe, ließ mich der Souga das empfinden, was ich fühlte, als ich dieses Album vor vielen Jahren entdeckte: dieselben Emotionen, derselbe Rausch, dieselbe Freude. Damals habe ich das Album von CD gehört, auf einem viel billigeren, schlechter klingenden Audio-System, aber ich entdeckte etwas Neues, etwas Außergewöhnliches, das direkt Teil meines persönlichen Jazz-Canons wurde und alle die Jahre lang blieb. Nun fühlt es sich an wie eine Neuentdeckung, so als hätte ich Soular Energy noch nie gehört, weil ich jetzt nicht nur die Musik genießen kann, nicht nur die gute Aufnahme, sondern auch die unglaubliche Interaktion zwischen zwei hervorragende Musikern, die Tonnen an Emotionen, die sie austauschen, und mir drängt sich der unwiderstehliche Eindruck auf, dass die beiden Herren eine verdammt gute Zeit hatten, als sie das Album aufnahmen. Ich denke, das muss das gesamte Team im Studio gespürt haben, obwohl es hinter einer Glasscheibe saß, aber dabei die Musik und die Musiker erlebte und selbst ein Teil dieses außergewöhnlichen Ereignisses war. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will nicht behaupten, dass der Klang, den der Souga produziert, derselbe ist wie bei einem echten Konzertereignis – das ist einfach nicht möglich, unabhängig davon wie gut und wie teuer die Anlage auch immer sein mag. Aber die aktuelle Kette war dank des Kondo in der Lage, denselben Grad von Gefühl und Rausch hervorzurufen, wie es sonst nur ein gutes Live-Konzert tut.

Fortsetzung folgt...

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Zur Feier des Tages – oder der Kooperation von High Fidelity und hifistatement.net ein kleines Geschenk für alle audiophilen Musikfreunde: Inga Rumpfs „Sun Is Going Down“ als kostenloser Download in 16bit/44.1kHz, 24bit/192kHz und auch als DSD.
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Die Cover der Tripple-A-Serie sind bei Studioproduktionen wie White Horses in klassischem schwarz-weiß gehalten und kommen ohne Musiker-Portraits aus. Auf der Montreux Session Leon Russells hingegen ist der Musiker zu sehen – live und in Farbe
Die Cover der Tripple-A-Serie sind bei Studioproduktionen wie White Horses in klassischem schwarz-weiß gehalten und kommen ohne Musiker-Portraits aus. Auf der Montreux Session Leon Russells hingegen ist der Musiker zu sehen – live und in Farbe

Auch wenn dieser Artikel aus Anlass der Kooperation zweier Online-Hifi-Magazine verfasst wird, werden die deutsche, die englische und die polnische Version sich inhaltlich unterscheiden – was ja eigentlich nicht Sinn der Sache ist. Aber Ihnen, liebe Leser dieser Variante, brauche ich ja nicht mehr zu erklären, dass meine Gattin und ich sommelier du son, eine kleine Plattenfirma, betreiben und auch für andere, größere Label LPs produzieren und worauf es uns dabei ankommt. Deshalb gleich zur Entstehungsgeschichte dieser Scheibe: Während der Planung für die zweite Tripple-A-LP von edel:content von sah ich zufällig eine Wiederholung von Inga Rumpfs Rockpalast-Auftritt, und ab da war für mich die einzige Frage, ob sich Inga und ihre Freunde auf eine Produktion ohne Netz und doppelten Boden einlassen würden. Und zu meiner großen Freude taten sie es. Denn, wie ich gerne zugebe, war ich schon mit sechzehn bekennender Frumpy- und damit vor allem Inga-Rumpf-Fan: Das Poster der Band hing über meinem Bett. Und natürlich steht auch Hip Walk, die LP, auf der Inga mit Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass zu hören ist, im Plattenregal.

Voller Erwartung fuhren wir also im Oktober des vergangenen Jahres nach Hamburg ins nullviernull, Joja Wendts stilvolle Location, für die der Begriff Studio nicht wirklich passen will. Statt jeder Menge Technik auf engstem Raum gibt es hier Platz im Überfluss und zwei Flügel im aller besten Zustand. Die waren schließlich auch der Grund dafür, das Inga und Joe Dinkelbach, ihr Mann an den Tasten, sich für das nullviernull entschieden haben.

Auch aus unser Sicht waren die Bedingungen ideal: Wir hatten jede Menge Platz zum Aufbau des Equipments, konnten über Monitore statt wie sonst oft üblich über Kopfhörer mischen und – noch wichtiger – für die Musiker und die 30 bis 40 geladenen Gäste gab es einen eher kleinen Raum, in dem Inga ohne jegliche Verstärkung singen konnte: Wer hat diese so markante Stimme schon einmal so direkt gehört? Die Zuhörer waren jedenfalls allesamt wie verzaubert, als sie den Ort des Geschehens verließen.

Inga Rumpf bei den Proben in Joja Wendts nullviernull: Die Ziegelwand sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch akustisch vorteilhaft
Inga Rumpf bei den Proben in Joja Wendts nullviernull: Die Ziegelwand sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch akustisch vorteilhaft
Vor dem Konzert allerdings prallten recht unterschiedliche Vorstellung über den idealen Klang aufeinander. So hätte ich in bester Jazz-Manier Thomas Billers Kontrabass am liebsten mit einem Großmembran-Röhren-Mikrofon aufgenommen, aber für die Rock- und Blues-Songs braucht es einfach einen Schub mehr Energie, der nur durch einen Mix aus dem Signal des Tonabnehmers plus akustischem Sound erreicht werden kann. Da ich Thomas auch die Auswahl und Ausrichtung des Mikrofon überließ, hatte er seinen vertrauten Klang schnell gefunden – und ich muss eingestehen, dass dieser viel besser zur Musikrichtung passt als das, was ich in jazziger Umgebung bevorzuge. Gar keine Diskussionen gab es mit Joe Dinkelbach: Das Earthworks PianoMic-System fing den mächtigen Sound des großen Steinways aller bestens ein und die beiden AKG 414 auf  zwei Seiten des großen Leslie-Cabinets brachten den typischen Orgelsound.


Für Ingas Resonator-Gitarre war nach einigem Herumprobieren das Beyerdynamic Bändchen M160 das Mikro der Wahl. Für ihre Stimme hatte ich mir von Florian Östreicher, dem Inhaber des Realistic Sound Studios, eines seiner Neumann U47 ausgeliehen, eines der begehrtesten Gesangsmikros überhaupt: Ich war mit dem Klang auch rundum zufrieden, Inga schien ihre Stimme aber fremd. Und deshalb probierten wir ihr altes Shure SM58: Das brachte zwar nicht ganz die Feinauflösung und auch ein wenig Schmelz fehlte – aber wer vermisst den bei Ingas Blues-Röhre? Auf der Habenseite stand aber eine Fülle feinster Stimmfärbungen, die man als versierte Sängerin eben nur mit einem wohl vertrauten Mikro hinbekommt. Es blieb also beim Shure. Auch die Menge der Hallzugabe von der EMT Goldfolie war nicht unumstritten: Inga bekam für ihr Empfinden deutlich zu wenig. Aber jedes bisschen mehr hätte Sie für meinen Geschmack akustisch in einen anderen Raum versetzt als den, in dem die Instrumente spielten.

Inga Rumpf mit Thomas Biller und Joe Dinkelbach. Dass wir hier auf Ingas Pressefoto zurückgreifen müssen, liegt schlicht an der unglaublichen Intensität des Konzerts: Die Kollegen, die versprochen hatten Fotos zu machen, fürchteten, das Klicken der Spiegelreflexkameras könnte die Konzentration der Band oder die Aufnahme stören – oder haben es beim gebannten Zuhören schlicht vergessen
Inga Rumpf mit Thomas Biller und Joe Dinkelbach. Dass wir hier auf Ingas Pressefoto zurückgreifen müssen, liegt schlicht an der unglaublichen Intensität des Konzerts: Die Kollegen, die versprochen hatten Fotos zu machen, fürchteten, das Klicken der Spiegelreflexkameras könnte die Konzentration der Band oder die Aufnahme stören – oder haben es beim gebannten Zuhören schlicht vergessen

In drei Sets nahm das Trio dann 22 Songs auf. Und trotz einiger Skepsis wegen der Kompromisse in Klangfragen vor dem Konzert waren alle Beteiligten dann mit dem Ergebnis so zufrieden, dass es uns nicht gelang, uns auf eine Auswahl von acht bis zehn Songs zu einigen, die auf einer Platte Platz finden würden. Es wären immer viel zu viel gelungene Aufnahmen übriggeblieben. So entschieden wir uns, entgegen der ursprünglichen Planung eine Doppel-LP zu produzieren – was es mir jetzt nicht gerade leichter macht, einen Song für den Download auszusuchen. Da ich auf diversen Messen schon die bekannteren Stücke wie „Angie“ und „Undercover Agent For The Blues“ und einige andere Song mit Piano, Kontrabass und Stimme promoted habe, sollte es diesmal etwas mit Gitarre und Orgel sein. Und da ich Sie nicht nur mit einem dreiminütigen Appetithäppchen abspeisen will, habe ich mich für „Sun Is Going Down“ entschieden.

Inga hat sich bereit erklärt, auf Monitore zu Verzichten und ihre Arbeit mit dem Mikrofon über Kopfhörer zu kontrollieren. Sicher nicht die bequemste Art, ein Konzert zu bestreiten, aber wenn man das Ergebnis hört, kann man sagen, dass sich die Mühen gelohnt haben
Inga hat sich bereit erklärt, auf Monitore zu Verzichten und ihre Arbeit mit dem Mikrofon über Kopfhörer zu kontrollieren. Sicher nicht die bequemste Art, ein Konzert zu bestreiten, aber wenn man das Ergebnis hört, kann man sagen, dass sich die Mühen gelohnt haben

Für den Download habe ich das Stück vom analogen Mastertape einmal auf eine Nagra VI und einmal auf einen Tascam DV-RA1000HD überspielt. Die Nagra wandelte den Song in eine 24-Bit-192-Kilohertz-Datei, die ich auf dem iMac mit SonicStudios Mastering-Programm soundBlade auf den Normpegel brachte. Das Ergebnis können Sie als 24/192-File herunterladen. Für den Fall, dass Ihr Wandler lediglich CD-Qualität verarbeitet, habe ich den Song – ebenfalls mit soundBlade – heruntergerechnet. Der Tascam wandelte die Musik in dsd-files, bei denen ich dann mit Korgs AudioGate lediglich den Anfang- und Endpunkt getrimmt habe. High Fidelity und hifistatement.net wünschen Ihnen viel Vergnügen: Sei es beim Vergleich der Formate oder einfach nur beim Genuss diese packenden Songs!


PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.

Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.

Weitere Informationen

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Dienstag, 30 Juli 2013 22:33

Naim Audio SuperUniti

17:56 Uhr der SuperUniti ist aus seiner Verpackung befreit, 17:58 Uhr die notwendigen Verbindungskabel sind angeschlossen. 17:59 Uhr via iPhone wird im App-Store n-Stream gefunden und installiert. 18:04 Uhr die Daten des NAS-Laufwerks stehen dem Streamer zur Verfügung. 18:05 Uhr Buddy Guys Version von „Voodoo Chile“ erklingt mit Kraft und Spielfreude im Hörraum.
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Im kompakten Gehäuse sind einen Vollverstärker, ein Tuner, ein Streamer und ein D/A-Wandler vereint
Im kompakten Gehäuse sind einen Vollverstärker, ein Tuner, ein Streamer und ein D/A-Wandler vereint

Mein hifideler Lebenslauf ist eng mit den Erzeugnissen aus Salisbury/England verwoben. Die Konfrontation eines unscheinbarer Vollverstärker Namens Nait mit einem sicher viermal so großen Vertreter aus fernöstlicher Fertigung geriet in den frühen 80-er Jahren zu meiner Initiation zum hörenden Menschen. Die wattstarke Bolide verbreitete Radau, der schlichte Amp betörte mit Musik. Ein Vergleich ganz im Sinne des Firmengründer Julian Vereker, warb er doch für seine junge Firma mit dem Slogan: "If you can't hear the difference, it's not worth talking to you". Neben musikalischer Leidenschaft verankerte er bei der Gründung im Juni 1973 in der DNA seiner Firma auch die Lust an innovativen Lösungen. Eine Kombination, die Naim Audio zu einem der erfolgreichsten Audio-Produzenten englischer Provenienz werden ließ.

Angesichts dieser Erbanlagen überrascht es nicht, dass dort früh das klangliche Potential und die technischen Chance des Streaming erkannt wurde. Sukzessive ist eine Familie von Streaming-Komponenten entwickelt worden, die ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten und Preisklassen abdeckt: Mit dem SuperUniti hat Naim Audio ein smart verpacktes prall gefülltes Technikpaket zusammengestellt, das im Kern  hinter einer massiven Front eine Wandler-/ Streamingeinheit mit einen Vollverstärker vereint, der vom Topmodell SuperNait abgeleitet ist.

Die All-In-One Lösung ermöglicht auf diese Weise die Wiedergabe von Audiodateien aus dem Netzwerk (LAN/W-LAN), aber auch das Auslesen von Musikfiles eines mp3-Players. Überdies finden Zuspieler wie CD-Laufwerke oder Satellitenreceiver an den vorhandenen digitalen Anschlüssen passenden Kontakt. Die Programmvielfalt des Webradios erschließt ein UKW/DAB+ Tuner. Ein hochwertiger Kopfhörer findet über die Klinkenbuchse auf der Front einen ebenbürtigen Signallieferanten, ein Subwoofer kann per Cinch-Buchse angesteuert werden.

Analoge und digitale Dockingstation
Analoge und digitale Dockingstation

Trotz des digitalen Schwerpunktes komplettieren analoge Eingänge, von denen einer frontseitig als 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse ausgeführt ist, das Kollektiv der Anschlussmöglichkeiten. Auf der Rückseite drängeln sich folgerichtig die unterschiedlichsten Buchsen und Klemmen, so auch die für Naim Audio typischen 5-Pol-DIN-Anschlüsse. Gegenüber den üblichen RCA-Buchsen sind sie allerdings in der Minderheit, zweifellos ein Zugeständnis an den Markt, denn klanglich gelten in Salisbury die 5-Poler als die bessere Kontaktierung. Um direkt klarzustellen, dass eine separate Endstufe möglichst aus dem eigenen Stall kommen soll, ist der Vorverstärkerausgang allerdings mit der unverkennbaren Buchse versehen .Leider fand sich kein Platz mehr für einen fixen analogen Ausgang (ein digitaler Bruder ist vorhanden), was ich mit einer Träne im Knopfloch zur Kenntnis nehme.  

Aber die Kernkompetenz von Naim Audio definiert nicht  die Länge der Ausstattungsliste, sondern eine perfekte musikalische Darbietung. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die technischen Zutaten für das Topmodell der Uniti-Serie mit Bedacht gewählt worden. Als markante Basis dient, wie bereits erwähnt, das modifizierte Verstärkerlayout des SuperNait. Der D/A-Wandler wurde vom Naim Audio DAC abgeleitet, und die für das Streaming verwendeten Bauelemente bewähren sich bereits in ähnlicher Form in den anderen Familienmitgliedern der Baureihe.


Hier schlägt ein kräftiges Herz
Hier schlägt ein kräftiges Herz

Ein stattliches Netzteil drängt sich als eigentliches Herzstück auf, dessen Bedeutung auch ohne ein Blick unter die Haube zu erahnen ist, denn ein Großteil des Gesamtgewichts geht auf den Kraftspender zurück. Mit diesen Ingredienzien gesegnet tritt die moderne Interpretation des HIFI-Receivers zum Hörtest an. Doch halt, da war ja noch etwas: die Installation! Webradio, Streaming von Audiodateien, die auf einem NAS-Laufwerk oder Computer gespeichert sind, das Auslesen der Playlist eines iPhone, eine Weckerfunktion – der SuperUniti als Knotenpunkt einer Multiroom-Anlage und als Höhepunkt die Integration in ein Netzwerk via LAN oder W-LAN. Für die meisten Bewohner der realen Welt eine Liste des Grauen! Erinnerungen an die schlaflosen Nächte während der Installation eines Computer-Updates werden wach! Aber es kam – siehe Einleitung – ganz anders.

Einen SuperUniti in ein bestehendes Netzwerk einzugliedern, ist ein problemloser Vorgang, vorausgesetzt die Netzstruktur ist solide aufgebaut. Was bei mir die Frage aufwirft, wie viele engagierte Hifi-Händler bei der Installation von Streaming-Komponenten wohl nebenher kostenfrei gravierende Netzwerkprobleme im Wohnzimmer des Kunden beseitigt haben. Nach der Inbetriebnahme, einen harten Netzschalter gibt es auf der Rückseite, glimmt das mittig platzierte Markenlogo. Mit sanftem Druck darauf kann die Wiedergabe stumm geschaltet werden. Rechts davon klärt ein großzügiges Display über alles auf, was den SuperUniti im Inneren und seine Rolle im Netzwerk betrifft. Passgenau werden die Informationen je nach gewählten Betriebszustand geliefert. Effektiv können so die gewünschten Einstellungen programmiert werden.

Die gut gestaltete Fernbedienung ist ein Baustein des unkomplizierten Bedienungskonzeptes
Die gut gestaltete Fernbedienung ist ein Baustein des unkomplizierten Bedienungskonzeptes

Ebenso unprätentiös gestaltet sich das Starten des Sendersuchlaufes respektive das Stöbern/Auswählen in der Musikbibliothek, sei es mit den Tastern auf der Gerätefront oder mit der beiliegenden Fernbedienung. Die Funktion des großen Drehregler auf der linken Seite ist eindeutig, auch wenn sich hinter der Front kein klassisches Drehpotentiometer zur Lautstärkeregulierung befindet. Widerstände im Verbund übernehmen im Innenraum diese Funktion.

Moderne Zeiten: Neben dem Lautstärkeregler findet man eine Kopfhörer-Mini-Buchse, einen Mini-Stereo-Analog- und einen USB-Eingang
Moderne Zeiten: Neben dem Lautstärkeregler findet man eine Kopfhörer-Mini-Buchse, einen Mini-Stereo-Analog- und einen USB-Eingang

 

Chapeau, die Bedienung gelingt von Beginn an intuitiv, ein Blick in die gut gemachte Bedienungs-(Kurz)Anleitung ist selbst zu Beginn selten notwendig. Obwohl die Bordmittel vollends ausreichen, den SuperUniti in Betrieb zunehmen, ist es ein Vergnügen, die Steuerung der App n-Stream zu übertragen. Das zweckmäßiges Werkzeug kann kostenfrei für eine Vielzahl von iOS-Geräte wie iPhone, iPad und iPod aus Apples App-Store heruntergeladen werden. Das Surfen durch die technischen Möglichkeiten des Audioplayers wie auch in der eigenen Musiksammlung gelingt mühelos, Hintergrundinformationen zu den gestreamten Alben und Interpreten ergänzen das Hörvergnügen.

Das klanglich Fallbeil darf bei einem Naim niemals in den ersten Stunden nach der Inbetriebnahme zum Einsatz kommen: Das war schon in den 80-iger Jahren so! Ein Naim muss ankommen. Nach dem Anschluss an das Stromnetz müssen alle Kondensatoren und Schaltkreise durch das üppige Netzteil mit dem neuen, ungewohnten Strom hinreichend versorgt werden: Erst dann beginnt die Show.

Die mit „Der für die Sünden der Welt gemarterte und sterbende Jesus“ untertitelte  Brockes Passion von Philipp Telemann beginnt mit einem wunderbaren Vorspiel. Geradezu lieblich wird der Hörer in das Werk eingeführt, bevor im weiterem Verlauf die Brutalität der Passion hier eine nahegehende musikalische Umsetzung findet. Die fulminante Einspielung der Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von René Jacobs ist als Doppel-CD veröffentlicht worden. Mithilfe der Ripping Software dBpoweramp fand sie wie die meisten meiner CDs ihren Platz als FLAC Datei auf dem NAS-Laufwerk. Auf der imaginären Bühne, die sich mehr in die Breite als in die Tiefe öffnet, hebt sich nach wenigen Takten das Soloinstrument präzise aus dem Kreis der Musiker hervor, ergreifend wird jeder Ton der Partitur zelbriert. Die Platzierung der Instrumentalisten innerhalb des Ensembles ist ebenso stabil wie präzise umrissen. Trotz aller Zartheit ist die musikalische Bewegtheit des Werkes schon hier deutlich zu spüren.

Lautsprecher finden hier nur mit Bananen-Steckern Anschluss
Lautsprecher finden hier nur mit Bananen-Steckern Anschluss

Basis des packenden Auftritts des SuperUnity ist ein prächtiger Mitteltonbereich, der akustischen Instrumenten und Gesangsstimmen eine beeindruckende Natürlichkeit verleiht: besonders schön zu erleben bei „A case of you“ in der Interpretation von Diana Krall. Die Dame am Flügel scheint den Aufführungsort von Paris in einen Hörraum im Rheinland verlegt zu haben.

Geradezu kindliche Freude kam auf, als sturmfreie Bude angesagt war. Beherzt habe ich den Volumensteller im oberen Drittel der Scala justiert. PSP steht für die Musiker Simon Phillips, Drums, Philippe Saisse, Tasten, und Pina Palladino,Bass: In dieser Besetzung wird der Jazz-Klassiker „Blue Rondo A La Turk“ zum dynamischen Erlebnis, insbesondere wenn der SuperUniti eine tragende Rolle übernimmt. Ohne Kompression, sondern mit livehaftiger Wucht stehen die harten Tomtom-Anschläge von Mr. Philips im Raum. Trotz der hohen Leistungsanforderung zeigt der Naim keine Anzeichen von Stress – weder an den Enden des Frequenzspektrums noch in der Raumdarstellung. Pianissimo steht dem SuperUniti aber ebenso gut zu Gesicht. Dank der guten Lautstärkeregelung lässt sich der Pegel feinfühlig einstellen, aber noch wichtiger ist, dass die Musik auch bei leiserer Wiedergabe ihre Autorität behält und nicht verflacht.

Einige Musikstücke stehen mir nicht nur in normaler CD-Qualität, sondern auch als hochaufgelöste Daten-Files zur Verfügung. 44,1 Kilohertz bei 16 Bit und 96 Kilohertz bei 24 Bit sind bei „Twelve Moons“ der Jan Garbarek Group die Vergleichsgrößen. Das zu erwartende Ergebnis: Die gesamte Wiedergabe profitiert vom mehrfach größeren Datenfluss – mehr Stabilität, mehr Räumlichkeit, mehr Feinheit, mehr... Unruhe bringt ein anderes Experiment ins Klanggeschehen: Statt Datenpakete über das LAN-Netzwerk zuzuspielen, übertrage ich die Information auch einmal via Lichtleiter von einem CD-Laufwerk an den SuperUniti. Diesen Vergleich entscheidet ein wenig überraschend das Streaming mit seiner deutlich natürlicherem -– ich möchte fast sagen: analogeren –  und stabiler wirkenden Wiedergabe klar für sich!

Hier wird gerechnet
Hier wird gerechnet

 

Außer der Haupttribüne gibt es beim Musikfestival Namens SuperUniti noch weitere Auftrittsorte mit überaus interessanten Akteuren: Signale eines iPhone/iPod können dank der Autorisierung durch deren Hersteller digital abgegriffen werden, klanglich ist damit die Kombination iPhone und SuperUniti einen Quantensprung vom üblichen Wehklagen eines mp3-Players entfernt. Auch von öffentlichen oder privaten Rundfunkanstalten ausgestrahlten Wellen bietet der SuperUniti einen sicheren Hafen. Aber leider gehen viele Radiomacher selbst nicht immer gewissenhaft mit ihrem Medium um. Insbesondere Mainstream-Programme werden bis zur Unerträglichkeit komprimiert, so dass im Nachgang dann auch die beste UKW-Empfangseinheit daraus kein ordentliches Ergebnis mehr zaubern kann. Gutes Futter wie meine Haussender WDR 3 und WDR 5 vorausgesetzt überzeugte die Tunersektion des Naim aber mit ehrlichen Klangfarben und einer überzeugenden Räumlichkeit: Radiohören kann so schön sein –  trotz recht karger Antennenausstattung bei mir zuhause. Ein ähnlichen positiven Eindruck hinterlassen die digitalen Hörfunk-Geschwister, wobei hier selbstredend die Datenübertragungsrate die entscheidende Qualitätsgröße ist. Davon unbenommen ist jedoch der Spaß, nach exotischen Radiosendern im Netz zu fahnden.

Abschließend wäre nur noch anzumerken: Der SuperUniti besitzt auf der Rückseite einen Mini-USB-Anschluss, Naim Audio pflegt über diese Hintertür regelmäßig die Performance seiner Produkte. Die Aktualisierung erfolgt durch den autorisierten Händler respektive über den heimischen PC. Bitte bedenken sie daher, lieber Leser, dass sich alle Aussagen über abspielbare Datenformate, Bedienungsoptionen, lizensierte Produkte und so weiter  auf den Firmware-Stand Juli 2013 beziehen. Sollten Sie diesen Text zu einem späteren Zeitpunkt lesen, so lohnt sich zur Aktualisierung der betreffenden Informationen ein Blick auf die Homepage des Vertriebes oder Herstellers.

Ein üppig dimensioniertes Netzteil ist einen Naim Verstärker Pflicht
Ein üppig dimensioniertes Netzteil ist einen Naim Verstärker Pflicht

 

STATEMENT

Im bester Naim Audio Tradition serviert der SuperUniti ehrlichen, bodenständigen Musikgenuss. Er vermittelt mit seiner Spielweise genau das rechte Maß an Spielwitz und Ernsthaftigkeit, die eine hochklassige Musikmaschine auszeichnet. Dass dieser vielseitige digitale Hansdampf darüber hinaus noch ausgesprochen unkompliziert im Umgang ist, kann ihm nicht hoch genug angerechnet werden!
GEHÖRT MIT
Computer Audio NAS-Laufwerk Qnap 109 / Twonky Media Server 5.1.6, Control: iPhone 4s / iPhone 3 jeweils mit n-Stream
Laufwerk AMG Laufwerk
Tonarm AMG
Tonabnehmer Ortofon black
Phonoentzerrer Trigon Vanguard II & Volcano III
Lautsprecher Audio Physic Sitara 25
Kopfhörerverstärker Lake People Amp G 100
Kopfhörer Sennheiser HD 800
Kabel Linn NF, NAIM Audio Lautsprecherkabel, LAN-Verbindung Monster Cable, Music Line Netzleiste
Möbel Phonosophie Tripod

 

HERSTELLERANGABEN
Naim Audio SuperUniti
Typ Vollverstärker, Streamingplayer, UKW/DAB-Tuner, Webradio, D/A-Wandler und iPod-Dock
Audioformate WAV und AIFF (bis 32 Bit/192 kHz), FLAC (bis 24 Bit/192 kHz),  ALAC (24 Bit/96 kHz), AAC und MP3 (bis 320 kBit/s), Ogg Vorbis (bis 320 kBit/s), WMA 9 (bis 320 kBit/s) (Stand 07/2013)
Tuner UKW: 87,5 bis 108 MHz, DAB+: Band III und L-Band
Analogeingänge 1 x DIN, 2 x Cinch, 1 x 3,5-mm-Buchse (Front)
Digitaleingänge 3 x TosLink, 1 x Cinch, 1 x BNC, 1 x 3,5-mm-Mini-TosLink, USB Typ A  für iPod/iPhone/iPad, USB-Stick (Front), USB Typ Mini B (Updates), Ethernet, Fernbedienungseingang
Analogausgänge Vorstufenausgang (DIN), Subwooferausgang (Cinch), 1x Lautsprecherausgang, 1x Kopfhörerausgang 3,5-mm-Buchse (Front)
Digitalausgang BNC (75 Ohm)
Ausgangsleistung 80 Watt pro Kanal an 8 Ohm / 120 Watt an 4 Ohm
Abmessungen (H/B/T) 87/432/314 mm
Preis 4400 Euro

 

VERTRIEB
Music Line Vertriebs GmbH
Anschrift Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
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Freitag, 26 Juli 2013 13:42

Valvet E1r, A3.5 MKII und L2

Die Lobeshymnen eines  mir befreundeten Kollegen aus den USA gaben den längst überfälligen Impuls. Bis zu diesem Zeitpunkt schwirrte mir der Name „Valvet“ immer mal wieder durch den Kopf – ohne wirklich etwas damit anzufangen. Eine audiophil schwer wiegende Nachlässigkeit – wie sich schnell herausstellen sollte.
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DREI AUF EINEN STREICH: VALVET E1R (OBEN RECHTS), A3.5 (MITTE) UND VALVET L2 (SILBER)
DREI AUF EINEN STREICH: VALVET E1R (OBEN RECHTS), A3.5 (MITTE) UND VALVET L2 (SILBER)

Da ist man der Ansicht, man hätte schon vieles gehört und wüsste gut Bescheid. Man wähnt sich selbstkritisch, weltoffen – und muss doch immer wieder feststellen, dass etwas in einem verzweifelt an Vorurteilen festhalten will. In dieser Erkenntnis liegt nicht unbedingt ein Quantum Trost. Mit dem Namen „Valvet“ bin ich in den letzten Jahren immer wieder in Berührung gekommen: über das Hörensagen, die hiesige Presse und so weiter… Obwohl ich der Meinung bin, dass sowohl Röhren- als auch Transistorenwege nach Rom führen, bin ich als bekennender Röhrensympathisant einem sich bei mir hartnäckig haltenden Ressentiment aufgesessen: Bezahlbares High-End ist über Röhren – genauer Trioden – zielführender realisierbar als über Transistorschaltungen. Diese zugegebenermaßen sehr, sehr subjektive Ansicht, die ausschließlich auf meinem ureigenen, persönlichen Hörgeschmack fußt, wird jetzt sicherlich zu empörten Aufschreien führen. Mir sind bis dato jedenfalls selten Transistorgerätschaften in die Hände gefallen, denen der so von mir geliebte Trioden-Charme zueigen war und die dennoch bezahlbar – was immer jeder von uns darunter verstehen mag – blieben. Ich verfolge eine sehr simple Philosophie bei der Auswahl von Audiokomponenten: Ich muss sie mir leisten können! Dies bedeutet nicht, dass ich Verstärkerelektronik oder Lautsprecher, so teuer wie ein Einfamilienhaus, ablehne. Nein, ich habe einfach kein Budget für derlei bombastische Hörgenüsse – sofern es sich wirklich um solche handelt. Bei mir muss das Prinzip „Schuster bleib bei deinen Leisten“ gelten. Dieses Prinzip ist auch meine Antriebsfeder bei der stetigen Suche nach dem Besseren für kleineres Geld. Nicht, dass Ihnen jetzt die Tränen kommen – so eng ist mein finanzieller Rahmen dann auch wieder nicht.

DER MIX MACHT’S: SORGFÄLTIG UND NACH KLANGLICHEN, ZUVERLÄSSIGKEITS- UND SICHERHEITSASPEKTEN SELEKTIERTE BAUTEILEMISCHUNG
DER MIX MACHT’S: SORGFÄLTIG UND NACH KLANGLICHEN, ZUVERLÄSSIGKEITS- UND SICHERHEITSASPEKTEN SELEKTIERTE BAUTEILEMISCHUNG

Ein Freund von mir, Rezensent eines amerikanischen High-End-Magazins und Besitzer einer nahezu identischen Kette, legte sich die Valvet E1r für seinen Verstärkerfuhrpark zu. Da er seine offenen Schallwände gewöhnlich mit einem klassischen 300B-Amp im Single-Ended-Modus treibt, ließ mich seine neue Investition sehr hellhörig werden. Der Kontakt zu Knut Cornils, der schöpferischen Kraft hinter Valvet, war schnell geknöpft. Vielleicht habe ich bei meinen Begegnungen mit Entwicklern, die – man mag es oft kaum für möglich halten – auch nur Menschen sind, viel Glück gehabt. Meistens handelte es sich bei dieser Spezies um leidenschaftliche und sehr von ihrer Sache überzeugte Zeitgenossen. So auch Knut Cornils, der mich zudem durch eine inspirierend herzliche und offene Art begeisterte.

Das Produktportfolio von Valvet teilt sich in zwei Serien – Bricks und Blocks –, die auch einige Freiheiten in Sachen Customizing zulassen: So können Gehäusefronten, Seitenteile oder Kühlkörper neben dem Schwarz- oder Silber-Standard in diversen Farben bestellt werden – selbstverständlich gegen einen kleinen Aufpreis. Eine Aufrüstung von RCA-Buchsen oder Lautsprecher-Terminals mit WBT Nextgen als Kupfer- oder Silberausführung ist ebenso möglich wie andersfarbige Beleuchtungen des Valvet-„V“-Logos. Sollte man RCA-Buchsen oder Terminals anderer Hersteller wünschen, wird sich Knut Cornils gewiss gesprächsbereit zeigen. Nicht gesprächsbereit respektive kompromisslos zeigt er sich hinsichtlich der elektrischen Sicherheit seiner Geräte – diese besitze oberste Priorität.


DIE KLEINEN EINTAKTER AUS DER BRICKS-SERIE MIT WBT LS-TERMINALS. VALVET LÄSST VERNÜNFTIGE CUSTOMIZING-WÜNSCHE ZU
DIE KLEINEN EINTAKTER AUS DER BRICKS-SERIE MIT WBT LS-TERMINALS. VALVET LÄSST VERNÜNFTIGE CUSTOMIZING-WÜNSCHE ZU

Knapp 3 Wochen nach unserem ersten Telefonat durfte ich ein Paket aus Bargteheide mit einem Paar der Valvet-E1r-Endstufen in Empfang nehmen. Knut Cornils war so freundlich, mir diese Monoblöcke der Bricks-Serie mit WBT NextGen Polklemmen auszustatten. Ich habe mir inzwischen abgewöhnt, Geräte „out of the Box“ analytisch zu Gehör zu führen. Mein Hirn lässt sich nur allzu schnell auf akustisch unvollendete Tatsachen ein, zu groß waren oftmals die Überraschungen nach den so unterschiedlich langen oder kurzen Burn-in-Phasen diverser Audio-Komponenten. Nach einer kurzen – so viel sei an dieser Stelle bereits gesagt – sehr erfreulichen Hörprobe und einiger kleinen Gedächtnisnotizen, beherzigte ich Knut Cornils Ratschlag und ließ die Monos ungehört  – mit einigen Ruhephasen – circa 250 Stunden an meiner Zweitanlage fröhlich vor sich hindudeln. Auch wenn die E1r-Amps von ihren Abmessungen her eher unter die Kategorie „schnuckelige Winzlinge“ fallen, benötigen sie aufgrund ihrer Wärmeentwicklung doch etwas Luft zum Atmen. Die Produktphilosophie der E1r-Monoblöcke ist schnell umrissen: Puristische aber solide Gehäuse, eine minimalistische aber effiziente Schaltung, extrem kurze Signalwege, eine sorgfältig gewählte, langlebige Bauteilemixtur und ein stabiles Netzteil sollen für größtmögliches Hörvergnügen bei kleinstmöglichem Preis sorgen. Und dieser ist allemal verlockend: Das Pärchen kostet schlappe 1700 Euro – (hand)made in Germany wohlgemerkt!

SAUBERER UND ORDENTLICHER GEHT ES EIGENTLICH NICHT MEHR: EIN PLATINENAUFBAU WIE AUS DEM SCHULBUCH – HANDWERK MADE IN GERMANY EBEN
SAUBERER UND ORDENTLICHER GEHT ES EIGENTLICH NICHT MEHR: EIN PLATINENAUFBAU WIE AUS DEM SCHULBUCH – HANDWERK MADE IN GERMANY EBEN

Die Classe-A-Eintakter liefern zehn Watt an acht Ohm beziehungsweise 18 Watt an vier Ohm, womit sich natürlich sofort die Frage nach dem geeigneten Lautsprecher stellt. Nun, ich musste mir diese Frage nicht wirklich stellen, da meine Bastanis Mandala Atlas – offene Schallwände mit 100 Dezibel Wirkungsgrad und aktiv getriebenen Dipol-Bässen – auch bestens mit Kleinstleistungs-Röhrenverstärkern zurechtkommen. Es versteht sich aufgrund der Leistungsdaten von selbst, dass nicht jeder Lautsprecher optimal mit den Valvet E1r harmonieren kann, jedoch vermögen die Zwerge laut Knut Cornils aber schon bei Lautsprechern mit einem Wirkungsgrad ab 89 Dezibel Erstaunliches zu leisten. Meine größte Sorge, dass die Endstufen nicht mit meinem Fonel Renaissance Vorverstärker in SRPP-Schaltung zurechtkommen würden, konnte Knut Cornils bereits bei unserem ersten Telefonat entkräften: Der hohen Ausgangsspannung meines Preamps werden die E1r-Amps dank einer Eingangsimpedanz von 50 kOhm und einer maximalen zulässigen Eingangsspannung bis circa 800 Millivolt absolut sorglos begegnen – abgesehen davon, dass die Valvet Phono- respektive. Line-Vorverstärker, ausgenommen die Valvet Soulshine, ohnehin im SRPP-Modus arbeiten. Da die Harmonie zwischen Verstärkerelektronik und Lautsprecher zumindest in der Theorie geklärt war und die Endstufen ihre empfohlene Einspielzeit hinter sich gebracht hatten, konnte ich mich dem ernsthaften Hören widmen. Bevor der erste Ton erklang, gab es schon Anlass zu Freude: Trotz 100 Dezibel Wirkungsgrad waren weder Rausch noch Brummen zu vernehmen: Totenstille! Diese Ernsthaftigkeit wich nur allzu schnell einem Spaßfaktor, den ich so – trotz aller Vorschusslorbeeren – nicht erwartet hatte.

VALVET WEISS UM DEN KLANGLICHEN WERT DES STROMS UND LEGT SEINEN KOMPONENTEN KEINE BILLIGEN 1-EURO-PC-STRIPPEN BEI. IN DEN NETZKABELN MIT SCHWARZEM GEWEBESCHLAUCH WIRD EIN ANDERES DIELEKTRIKUM VERWENDET, DAS DEM KLANG  DER  A3.5 MONOS NOCH WEITER ZUGUTE KOMMT
VALVET WEISS UM DEN KLANGLICHEN WERT DES STROMS UND LEGT SEINEN KOMPONENTEN KEINE BILLIGEN 1-EURO-PC-STRIPPEN BEI. IN DEN NETZKABELN MIT SCHWARZEM GEWEBESCHLAUCH WIRD EIN ANDERES DIELEKTRIKUM VERWENDET, DAS DEM KLANG DER A3.5 MONOS NOCH WEITER ZUGUTE KOMMT

 

Seit Jahren beginne ich jede Hörsession mit Steely Dan’s „Babylon Sisters“ aus dem famosen Gaucho-Album. Die ersten beiden Takte des Tracks sind meine persönliche Messlatte für den typischen Tom-Tom-Klang eines erdig-gespannten Schlagzeug-Sets. Ein Schlagzeuger, der die Toms präzise mittig und mit etwas Schmackes anschlägt, vermag Ihnen einen körperhaft-trockenen, nicht allzu bauchigen Sound zu entlocken. Was die Valvets hier präsentierten, kann ich eigentlich nur mit dem Begriff „richtig“ bezeichnen. Der Eindruck der „Richtigkeit“ blieb nicht nur bis zum Ende des Songs – er begleitete mich bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Monos meinen Hörraum Richtung Fotostudio verließen. Ganz gleich was ich den E1r an organischer, nicht überfrachteter Kost vorsetzte, die Mischung aus Dynamik, Körper, räumlicher Abbildung und Auflösung ist einfach stimmig und kommt dem viel beschriebenen Trioden-Charme im Single-Ended-Modus sehr ähnlich. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erläutern, was ich unter „organischer, nicht überfrachteter Kost“ verstehe: Bei nahezu jedem Single-Ended-Konzept, das mir in die Finger geraten ist, musste ich bei komplexen Strukturen – besonders bei großorchestralen Aufnahmen, moderner elektronischer Musik mit tiefgehenden Subbässen und breit-harschem Sounddesign sowie höheren Lautstärken – Abstriche hinsichtlich Abbildungsordnung und Kontrolle hinnehmen. Aus dieser Erfahrung heraus, war ich mir relativ sicher, dass dies auch bei den kleinen E1r so sein würde. Der Verdacht bestätigte sich nach kurzen Stichproben in Über-Zimmerlautstärke beispielsweise bei Björks‘s „Yoga“ oder Celibidache/Bruckner Symphonie No. 4. Berstein/Barber „Adagio for Strings“ oder Kraftwerks „Autobahn“ indessen, die nicht notwendigerweise nach Verstärkern mit maximaler Autorität verlangen, vermochten die kleinen Valvets derart involvierend darzustellen, dass ich geneigt war, die Dauer-Repeat-Taste meines Lector CDP-7 zu drücken. Folk, Jazz oder Rock, von Joni Mitchell über Avishai Cohen bis zu The Raconteurs, sind eh das Terrain auf dem sich die Valvet E1r absolut ausdruckssicher bewegen: Egal, ob die Live-Atmosphäre auf Joni Mitchells Shadows and Light, die Klavier-Bass-Duointimität auf Cohen’s Duende oder das gezähmte Geschrammel von Jack White auf Consolers of the Lonely: die kleinen Biester schmachten, swingen und rocken was das Zeugs hält.

NICHT NUR OPTISCH AUTORITÄR: DIE VALVET A3.5 MKII MONOS KÖNNEN GANZ SCHÖN DIE MUSKELN SPIELEN LASSEN
NICHT NUR OPTISCH AUTORITÄR: DIE VALVET A3.5 MKII MONOS KÖNNEN GANZ SCHÖN DIE MUSKELN SPIELEN LASSEN

Da es mir die Valvet E1r sehr angetan hatten und ich sie als hochattraktive Alternative zu einem Single-Ended-Triodenverstärker betrachte, wollte ich ein wenig mehr über die Valvet-Produkte wissen und einen Ausflug in die „Blocks“-Serie unternehmen. Im Visier hatte ich dabei A3.5-Monoblöcke in der MKII-Version, die mir Knut Cornils zeitnah zukommen ließ. Parallel dazu schickte er mir die Valvet L2 Line-Vortsufe mit – doch dazu komme ich später. Die circa zweieinhalbmal so teuren Gegentakt-Endstufen arbeiten ebenfalls im Classe-A-Betrieb, mit nur einem Leistungstransistorpaar im Ausgang und langen mit 50 Watt pro Kanal an acht Ohm nochmal anders hin als die E1r-Eintaktendstufen. Mit dieser Leistung bieten sich natürlich deutlich mehr Lautsprecher als potenzielle Spielpartner an. Wie in der E1r werkelt auch im A3.5 MKII ein Ringkerntrafo im Netzteil. Während dieser für die E1r mit 80 Watt und 25.000 Mikrofarad Siebung mit 8 Elkos ausgelegt ist, fährt der gekpaselte Ringkerntrafo der A3.5 300 Watt und 100.000 Mikrofarad Siebung je Monoblock auf. Knut Cornils verzichtet bei beiden Schaltungstopologien auf das Parallelschalten mehrerer Leistungstransistoren, da diese sich seiner Ansicht nach klanglich nachteilig auswirkt. Auch bei den A3.5 MKII setzt er auf extrem kurze Signalwege – ohne Kondensatoren.

SINN FÜR KLANGFÖRDERNDE DETAILS:– SCHON VON HAUS AUS SIND DIE VALVET A3.5 MKII MIT WBT UND NEUTRIK (XLR) AUSGESTATTET
SINN FÜR KLANGFÖRDERNDE DETAILS:– SCHON VON HAUS AUS SIND DIE VALVET A3.5 MKII MIT WBT UND NEUTRIK (XLR) AUSGESTATTET

Mein Körpergedächtnis hatte wohl noch das Paketgewicht der E1r gespeichert – denn ich wurde bei der Übergabe durch den Paketboten vom Gewicht der neuen Endstufen doch etwas überrascht. Optisch und haptisch sind die A3.5 selbstverständlich ein anderes Kaliber – dass hier andere Aufwendungen betrieben worden sind, erklärt sich alleine schon durch den Preisunterschied, so sind die A3.5 sind von Werk aus bereits mit hochwertigen WBT0201 Ein- und WBT0703 Ausgängen ausgestattet. Valvet Verstärker werden auch prinzipiell nicht mit den oftmals handelsüblichen, billigen Ein-Euro-Netztstrippen ausgeliefert. Schon den E1r liegen überdurchschnittlich gute Netzkabel bei. Den A3.5 spendiert Knut Cornils allerdings zwei Netzkabel, die sich selbst hinter einigen Netzstrippen nicht  zu verstecken brauchen, die  genauso teuer sind wie ein Paar Valvet E1r Endstufen.


In diesen Netzkabeln verwendet Knut Cornils ein anderes Dielektrikum, das an der strompotenteren A3.5 noch etwas besser „klingt“. Doch auch die E1r profitieren von diesem Netzkabel: Sie verleihen den Monos eine Spur mehr Autorität. Die A3.5 sind übrigens mit einem Neutrik XLR-Eingang ausgestattet, der nicht als vollsymmetrischer Eingang konzipiert ist. „Keines der Valvet Geräte ist vollsymmetrisch aufgebaut“ bestätigte mir Knut Cornils. „Richtig gemacht, muss man den Aufwand schlichtweg verdoppeln, was meinem ‚Keep it simple‘ Prinzip widerspricht“.

Den A3.5 gönnte ich die gleiche Einspielzeit wie den E1r-Monos, bevor es ans Hören ging. Übrigens benötigen sowohl die E1r als auch die A3.5 circa eine halbe Stunde, bis sie sich so richtig Fahrt aufnehmen. Trotz der deutlich größeren Leistung der A3.5 konnte ich auch diesmal weder Brumm noch Rausch an meinen Schallwänden vernehmen – einfach klasse! Ohne weitere Valvet-Verstärker gehört zu haben, äußere ich jetzt die Vermutung, dass diese wohl alle denselben Klanggrundcharakter haben werden. Dies bestätigt sich auch im direkten Vergleich zwischen den E1r und A3.5: Beide Endstufen sind auf zack, bieten ein involvierendes, musikalisches Klangbild, besitzen jedoch durchaus unterschiedliche Tugenden.

DAS INNENLEBEN DER VALVET A3.5 MKII GLÄNZT AUCH HIER MIT EINEM GELUNGENEN BAUTEILEMIX INKLUSIVE GEKAPSELTEM RINGKERNTRAFO. AUF DAS PARALLELSCHALTEN VON LEISTUNGSTRANSISTOREN VERZICHTET VALVET BEWUSST, GENAUSO WIE AUF KONDENSATOREN IM SIGNALWEG
DAS INNENLEBEN DER VALVET A3.5 MKII GLÄNZT AUCH HIER MIT EINEM GELUNGENEN BAUTEILEMIX INKLUSIVE GEKAPSELTEM RINGKERNTRAFO. AUF DAS PARALLELSCHALTEN VON LEISTUNGSTRANSISTOREN VERZICHTET VALVET BEWUSST, GENAUSO WIE AUF KONDENSATOREN IM SIGNALWEG

Die Valvet A3.5 legen in Sachen Auflösung, Feindynamik und Raumabbildung noch eine Schippe drauf, aber das herausragendste Merkmal, ist die enorme Autorität, mit der sie aufspielen – speziell in Sachen Bassperformance. Nichts bringt sie wirklich aus der Ruhe: Aus einem rabenschwarzen Raum heraus entsteht eine wie in Stein gemeißelte breite Bühne, die sich auch durch die vorhin genannten Musikbeispiele nicht erschüttern ließ. Der abgrundtiefe Subbass auf Björks „Yoga“ blieb stets fest im Griff der A3.5 – da kam aber auch gar nichts ins Schwimmen. Bruckners 4te geriet mit den A3.5 Monos zu einer spektakulären Angelegenheit. Unter dem einzigartigen Celibidache wird speziell die Coda zu einem dramaturgisch fesselnden Erlebnis und dank der A3.5 zu einer akustischen Delikatesse. Sie ahnen es wahrscheinlich schon: Die Valvet A3.5 lassen dort ihre Muskeln spielen, wo die E1r einen nicht ganz so ausgeprägten Bizeps aufweisen können. Dabei stellen beide Endstufenausführungen in ihrer Präsentation Musikalität sowie Live-Charakter in den Vordergrund. Die E1r punkten dort mit einer extra Portion Charme, wo die A3.5 Autorität betont. Von besser oder schlechter kann im direkten Hörvergleich nicht die Rede sein, beide klingen „richtig“. Hier werden im Falle einer Kaufentscheidung – die Lautsprecherfrage mal beiseitegelassen – der persönliche Geschmack und die Hörgewohnheiten entscheiden müssen.   

PLATZ WÄRE IM GEHÄUSEINNEREN GENÜGEND VORHANDEN. TROTZDEM SPENDIERT VALVET SEINER L2 AUS DER BLOCKS-SERIE EIN EXTERNES NETZTEIL – SEHR LÖBLICH!
PLATZ WÄRE IM GEHÄUSEINNEREN GENÜGEND VORHANDEN. TROTZDEM SPENDIERT VALVET SEINER L2 AUS DER BLOCKS-SERIE EIN EXTERNES NETZTEIL – SEHR LÖBLICH!

Wie bereits angedeutet blieb es nach der Begegnung mit den E1r nicht allein bei der Neugier auf die A3.5 Push-Pull-Endstufen. Ich wollte wissen, wie eine Kombination mit einem Valvet Vorverstärker klingt. Mit seiner Philosophie, alle Vorstufen mit Ausnahme der Soulshine im Shunt-Regulated-Push-Pull-Prinzip zu konzipieren, trifft Knut Cornils bei mir auf offene Ohren. Nach wie vor ist diese, Ende der Sechziger Jahre erstmalig vorgestellte Schaltung nicht allzu häufig anzutreffen. Das röhrenbasierte Konzept ohne Gegenkopplung ist mit Operationsverstärkern oder Transistoren nicht realisierbar – der Klirrfaktor ohne Gegenkopplung wäre einfach zu groß. Bei SRPP-Schaltungen werden die Röhren gegentaktgeschaltet, liegen aber gleichspannungsseitig in Serie: Diesem Konzept spricht man Schnelligkeit und Linearität zu, die sich klanglich in einem unvergleichlichen Live-Charakter mit schönen Klangfarben und den typischen Röhrentugenden in der Mitten- oder Stimmwiedergabe widerspiegelt.


SRPP-SCHALTUNG MIT 6SN7-RÖHREN UND EXTERNEM, ÜBERDIMENSIONERTEM NETZTEIL: UNGEWÖHNLICHES, ABER MUSIKALISCH ABSOLUT ÜBERZEUGENDES KONZEPT. BRUMMEN UND RAUSCHEN? FEHLANZEIGE!
SRPP-SCHALTUNG MIT 6SN7-RÖHREN UND EXTERNEM, ÜBERDIMENSIONERTEM NETZTEIL: UNGEWÖHNLICHES, ABER MUSIKALISCH ABSOLUT ÜBERZEUGENDES KONZEPT. BRUMMEN UND RAUSCHEN? FEHLANZEIGE!

Besonders spannend fand ich Knut Cornils Ansatz nicht, wie viele andere Entwickler von Vorverstärkern auf die ECC83/-82-/-81-Röhrenfamilie oder deren russische Derivate zu setzen. So gibt er gibt bei der L2 Line-Vorstufe, die er mir zugeschickt hat, deren Vorgänger, der 6SN7 den Vorzug. In seinen Ohren klingt diese Doppeltriode in einer SRPP-Schaltung erwachsener. Darüber hinaus „kann“ sie, im Gegensatz zur ECC81 oder gar ECC83 Strom und wird daher auch gerne als Treiber beispielsweise für 300B Endröhren eingesetzt. Die 6SN7 ist in guter Qualität zu einem moderaten Preis erhältlich. Die von Valvet eingesetzten 6SN7 von TungSol sind für eine aktuell produzierte – und damit ROHS-, sprich gesetzeskonforme – Röhre klanglich sehr ansprechend und besitzen eine gute Kurz- und Langzeitkonstanz.

EIN SELTENER ANBLICK IN EINEM VORVERSTÄRKER: VALVET SETZT BEI DER L2 AUF DIE 6SN7-DOPPELTRIODE – FÜR JEDEN PASSIONIERTEN TUBEROLLER EIN KLANGTUNING-TRAUM
EIN SELTENER ANBLICK IN EINEM VORVERSTÄRKER: VALVET SETZT BEI DER L2 AUF DIE 6SN7-DOPPELTRIODE – FÜR JEDEN PASSIONIERTEN TUBEROLLER EIN KLANGTUNING-TRAUM

Weitere Gründe, die L2 etwas näher in Augenschein zu nehmen , sind für mich nicht nur der Preis von 2.600 Euro, sondern auch die Ausstattung der zur „Blocks“-Serie gehörenden Vorstufe: Mit sechs Line-Eingängen und drei Ausgängen, einer davon als Tape-Out konzipiert, bietet sie beste Voraussetzungen für die problemlose Integration in meine Kette. Für faule Socken, wie ich eine bin, liegt eine Lautstärkefernbedienung bei. Obwohl es sich bei der L2 um einen puristisch aufgebauten Vorverstärker handelt und das Gehäuse genügend Platz für ein eigenes Netzteil bieten würde, spendiert Knut Cornils der L2 ein separates, externes Netzteil um jegliche Brummeinstreuungen auszuschließen. Für ihn gehört das Störpotential potenter Trafos einfach nicht in ein Gerät, das zarte NF-Signale verarbeiten muss. Dass die Versorgungsgleichspannungen dem Vorverstärker erdpotentialfrei zugeführt werden, erspart zudem eine weitere, mögliche Brummquelle. Durch die Auslagerung des Netzteils kann dieses darüber hinaus ausreichend überdimensioniert werden, was dem Klang natürlich zugutekommt.

MIT INSGESAMT 6 EINGÄNGEN UND 3 AUSGÄNGEN INKL. TAPE/REC. OUT BIETET DIE VALVET L2 GENÜGEND ANSCHLUSSMÖGLICHKEITEN. DIE XLR-EIN- UND –AUSGÄNGE LASSEN JEDOCH KEINE ECHTE SYMMETRISCHE VERBINDUNG ZU
MIT INSGESAMT 6 EINGÄNGEN UND 3 AUSGÄNGEN INKL. TAPE/REC. OUT BIETET DIE VALVET L2 GENÜGEND ANSCHLUSSMÖGLICHKEITEN. DIE XLR-EIN- UND –AUSGÄNGE LASSEN JEDOCH KEINE ECHTE SYMMETRISCHE VERBINDUNG ZU

 

Auch bei den Bauteilen bleibt Valvet seinem Prinzip treu: Der richtige Mix und die Balance machen’s: reinsilberverdrahtete, kurze Signalwege, lineares Alps-Motorpoti, ein sorgfältig selektiertes Röhrenpaar. Mit einer Eingangsimpedanz von 100 Kiloohm ist man bei der Wahl der Quellen nicht im mindesten eingeschränkt, mit einer Ausgangsspannung von maximal zehn Volt und einer Ausgangsimpedanz von 2,5 Kiloohm ist das perfekte Zusammenspiel mit den hauseigenen Endstufen garantiert. Nach einer Einspielzeit von circa 150 Stunden durfte die L2 endlich zeigen, was sie konnte. Ich gönnte mir, nach langer Zeit wieder einmal, Jeff Buckley’s Grace in der limitierten Columbia US-Pressung und nahm die Nadel erst nach „So real“ wieder von der Rille. Knut Cornils hatte nicht zu viel versprochen: Die Valvet L2 spielt völlig unaufgeregt auf einem soliden Bassfundament und bietet dabei ein luftig-offene Präsentation mit klar strukturierter Bühnenabbildung. Den unter anderem mit der Dynamik zusammenhängende Live-Charakter – also das, was ich mir von Vorverstärkern mit SRPP-Schaltung am meisten verspreche – den liefert die L2 im Überfluss. Leider noch einen Hauch mehr als mein eigener Vorverstärker, der im Gegenzug aber ein klein wenig feinsinniger aufspielt und … dafür auch ungefähr das Dreifache kostet. Beim Valvet ist die Homogenität der Wiedergabe wirklich beeindruckend; die L2 zeigt sich weder effekthascherisch noch hält sie sich über Gebühr zurück. Hier wird kein Frequenzbereich überbetont, nichts nervt, die Mitten erhalten einen romantischen Minihauch an Sonderpräsenz. Eigentlich kann man die letzten Zeilen auf alle drei Valvet Geräte übertragen, mit denen ich mich beschäftigt habe.

DER FEINE UNTERSCHIED: LINEARES ALPS-MOTORPOTI UND REINSILVERKABELUNG ALLER SIGNALWEGE – VALVET WEISS, WAS SICH (AUS KLANGLICHER SICHT) GEHÖRT
DER FEINE UNTERSCHIED: LINEARES ALPS-MOTORPOTI UND REINSILVERKABELUNG ALLER SIGNALWEGE – VALVET WEISS, WAS SICH (AUS KLANGLICHER SICHT) GEHÖRT

Aber im Falle der L2 bin ich mir sicher, dass noch mehr geht. Also was macht ein Röhrenliebhaber wenn er dies herausfinden will? Richtig, er widmet sich dem Tuberolling! An dieser Stelle seien die obligatorischen Warnhinweise „auf eigene Gefahr“, „keine Garantieansprüche“ etcetera erwähnt. Aber das sollte sich inzwischen von selbst verstehen. Aus meiner 300B-Single-Ended-Verstärkervergangenheit konnte ich noch ein Pärchen RCA 6SN7 Red Base und ein russisches Militäräquivalent, die 6H8C in der seltenen 1578 Metal Base Ausführung, aus dem Hut zaubern, die damals als Treiberröhren zum Einsatz kamen. Beide Röhrenpaare katapultierten die L2 noch einmal in eine höhere Sphäre. Speziell die 1578 sorgten für noch mehr Luftigkeit und bessere Feinauflösung – wenn auch auf Kosten einer geringfügig schlankeren Gesamtwiedergabe. Brummen und Rauschen? Nix da. Spaß? Jede Menge.

Was soll ich also jetzt zum Abschluss sagen? Vielleicht etwas, das Sie bereits (zu) oft gelesen haben? Am Ende des Tages bleibt mir nichts anderes übrig: Valvet E1r, Valvet A3.5 MKII und Valvet L2 sind sowohl für sich allein betrachtet als auch in der jeweiligen Kombination Audiokomponenten, die für Langzeitfreude am Musikhören bürgen. Gemessen am Preis sind sie ein Hammer! Handwerklich gibt es an allen drei Valvet Geräten ohnehin nix zu kritteln. Sie sind sauber und solide verarbeitet, so wie man sich „Made in Germany“ eben vorstellt. Auf den nächsten Miss-Wahlen werden die L2 und E1r nicht unbedingt den ersten Platz belegen – wer dies aber angesichts ihrer Preise erwartet, ist wirklich noch nicht in der High-End-Realität angekommen.

STATEMENT

Man kann Herrn Cornils nicht genug dafür danken, dass er die High-End-Welt mit Komponenten wie den Valvet E1r, A3.5 MKII und L2 bereichert. In einer Zeit in der viele Geräte die finanziellen Dimensionen des Otto-Normal-Verbrauchergeldbeutels sprengen, setzt er mit ungewöhnlichen Entwicklungsansätzen, und robuster Made-in-Germany-Handwerkskunst einen eindrucksvollen Kontrapunkt: absolut stimmige, hochmusikalische Audiokomponenten zum einem wirklich bezahlbaren Preis! Bitte mehr davon Herr Cornils.
GEHÖRT MIT
Vorverstärker Fonel Renaissance
Endstufen Tubeguru/DPA EL156 SE Monoblocks in Triodenschaltung
Kabel Acoustic System LS & NF (Liveline Series Blue), Gregg Straley’s Reality Cables LS, Bastanis Epilog
CD-Player Lector CDP-7 TL MK3
Phonoverstärker Tubeguru/DPA Reference
Plattenspieler Garrard 301/Loricraft Netzteil/CartridgeMan Mat mit Thomas Schick 12“, Denon DL-103/Lignolab-Gehäuse/Yamamoto Ebony Headshell und Decca London Tonarm mit Decca SuperGold (Paratrace, CartridgeMan Isolator), Nottingham Analogue Hyperspace/Dr. Fuß Netzteil mit Robert Fuchs 12“/Lyra Kleos und Origin Live Encounter MK2/Audio Technica AT33PTG
Subwoofer XTZ SubAmp 1
Lautsprecher Bastanis Mandala Atlas Dipolbass-Version
Racks TAOC LS-3
Zubehör Audio Exklusiv d.C.d. Base & Silentplugs, FPH Akustik-Schwingungsdämpfer, Duende Criatura Dämpfungsringe, Fast Audi Absorber, Acoustic System Resonatoren
Strom MFE Netzleiste, Bastanis Reference Power Chords, AMR-, Furutech, AHP-Feinsicherungen

HERSTELLERANGABEN
Valvet E1r Monoendstufen
Schaltung Single-Ended, Classe-A
Anschlüsse Cinch
Leistung 10 W an 8 Ohm, 18 W an 4 Ohm
Eingangsimpedanz 50 kOhm
Eingangsspannung ca. 800 mV
Abmessungen (B/H/T) 120/60/350 mm
Gehäuse schwarz/pulverbeschichtet; Frontlatte: 4 mm silber oder schwarz eloxiert
Gewicht 3 kg
Lieferumfang hochwertige Netzkabel
Preis 1700 Euro

 

HERSTELLERANGABEN
Valvet A3.5 MKII Monoendstufen
Schaltung Push-Pull, Classe-A
Anschlüsse 1x Cinch (WBT 0201), 1 x XLR (Neutrik), Ausgang WBT0703
Leistung 50 W an 8 Ohm, 90 W an 4 Ohm
Eingangsimpedanz 50 kOhm
Eingangsspannung ca. 800 mV
Abmessungen (B/H/T) 230/80/310 mm
Gehäuse schwarz/pulverbeschichtet; Frontlatte: 12 mm Aluminium, schwarz oder silber eloxiert
Gewicht ca. 10 kg
Lieferumfang hochwertige Netzkabel (Sonderausführung)
Preis 4250 Euro

 

HERSTELLERANGABEN
Valvet L2 Vorstufe
Schaltung SRPP, externes Netzteil
Anschlüsse 6 x Cinch (Eingänge), 3 x Cinch (Ausgänge, davon 1 x Tape-Out)
Verstärkung 10-fach, max. Ausgangsspannung > 10 V
Eingangsimpedanz 100 kOhm
Ausgangsimpedanz 2,5 kOhm
Abmessungen (B/H/T) 445 x 45 x 300 mm
Gehäuse schwarz/pulverbeschichtet
Gewicht ca. 7 kg, Netzteil ca. 3 kg
Lieferumfang hochwertiges Netzkabel, Lautstärke-Fernbedienung
Preis 2600 Euro

 

VERTRIEB
Valvet High-End Verstärkung
Anschrift Inh. Dipl.- Ing. Knut Cornils
Fliederbogen 8a
22941 Bargteheide
Telefon +49 4532 267651
E-Mail info@Valvet.de

Weitere Informationen

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howdeepistheoceanKlangbibliothek.

How Deep Is The Ocean

Tonabnehmer Lyra Atlas
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „How Deep Is The Ocean“
Downloadgröße 113,0 mb
Recorder Nagra VI
 

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