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Ayre QA-9 – ein Test und vier Klang-Beispiele

04.01.2013 // Dirk Sommer

Auf die Ayre-Historie verweist auch die Kopplung der beiden mit Widerständen des Nobelherstellers Precision Resistor bestückten, kanalgetrennten Pegelschalter: Sie sind wie in der K-1xe mit einem Zahnriemen gekoppelt. Einer möglichst exakten Pegeleinstellung dienen die rechts und links im Display des QA-9 angeordneten Aussteuerungsanzeigen: Da im Gegensatz zu analogen Bandmaschinen, die bei zu hohen Pegeln in die Bandsättigung fahren, was in einem gewissen Rahmen sogar recht angenehm klingt, bei Digitalrecordern jegliche Übersteuerung zu harschen Verzerrungen führt, ist unbedingt zu vermeiden, dass die roten Balken aufleuchten. Sollte dies der Fall sein, empfiehlt Ayre völlig zu recht, die Aufnahme abzubrechen und mit niedrigerem Pegel neu zu beginnen.

Oben rechts im Bild ist der Ayre Conditioner zu sehen, der hochfrequente Störungen aus dem Netz vom QA-9 fernhalten soll
Oben rechts im Bild ist der Ayre Conditioner zu sehen, der hochfrequente Störungen aus dem Netz vom QA-9 fernhalten soll

Den Wandler-Chip bezieht Ayre von Arda Audio: Der AT1201 erlaubt Sampling-Frequenzen bis zu 384 Kilohertz und besitzt PCM-, Multi-Bit- und DSD-Ausgänge, wobei die beiden ersten Wortlängen von 24 Bit ausgeben. Die DSD-Ausgänge können beim Ayre nur genutzt werden, wenn man sich für die 800 Euro teurere Pro-Version entscheidet. Auf dem Arda-Audio-Chip befinden sich auch Digitalfilter für die verschiedenen Abtastraten. Charles Hansen verzichtet jedoch aus klanglichen Gründen auf den Einsatz dieser Filter und nutzt stattdessen den Multi-Bit Modulator, dem ein Moving Average Filter nachgeschaltet ist, das zeit- und phasenkorrekt arbeitet. So können schon aufnahmeseitig Vor- und Nachschwinger vermieden werden, die bei den sonst üblichen Filtern auftreten. Auch der QA-9 bietet also – wie von Ayre nicht anders zu erwarten – wieder eigenständige Lösungen, die mit teils hohem Bauteileaufwand umgesetzt werden.

Wie allen Wandlern habe ich auch dem QA-9 eine mehrwöchige Aufwärmphase gegönnt. Statt nun mit seiner Hilfe Songs von Schallplatten in Musik-Files umzuwandeln, was ich zumindest bei Tonabnehmertest für die Hifistatement Klangbibliothek hin und wieder mache, digitalisiere ich hier eines der drei Stücke, die Sie in besagter Klangbibliothek finden direkt von einer Mastertape-Kopie: „Griff“, ein Komposition Paul Kuhns zu Ehren Johnny Griffins, die der Pianist mit seinem Trio im Birdland einspielte und die auf dem Album Paul Kuhn, Live At Birdland zu finden ist. Die Auswahl dient übrigens nicht der Eigenwerbung, denn die Scheibe ist schon seit einiger Zeit vergriffen, lediglich im einschlägigen Vinyl-Handel wie beispielsweise bei DaCapo könnten noch einige Exemplare zu finden sein.

Über diese Platine mit dem bekannten XMOS-Chip wird das USB-Signal ausgegeben
Über diese Platine mit dem bekannten XMOS-Chip wird das USB-Signal ausgegeben

Zuerst verbinde ich die symmetrischen Ausgänge der Studer-Bandmaschine mit dem Analog-Eingängen der Nagra LB, deren A/D-Wandler, wie der Test des Forrsell Technologies Mada 2 zeigte, zwar recht gut, aber klanglich auch noch nicht das Ende der Fahnenstange sind. Für die zweite Aufnahme desselben Stückes wandelt dann der Ayre QA-9 die Signale vom Band in einen 24-Bit-192-Kilohertz-Datenstrom, der über ein Sun Audio Digisym Reference zum Digitaleingang der LB gelangt, die daraus eine .wav-Datei macht. Per AudioQuest USB Diamond gelangt das File dann auf die Festplatte des iMac. Trotz eines möglich exakten Pegelabgleichs per Frequenzgenerator unterscheiden sich die beiden Aufnahmen im Zehntel-Dezibel-Bereich. Diese minimalen Unterschiede gleiche ich mit SonicStudios soundBlade aus, mit dem ich auch die Anfänge und Enden ein ein wenig beschneide. Wenn man noch einige der ebenfalls mit der Nagra digitalisierten Versionen von der Schallplatte aus der Klangbibliothek im Ohr hat, ist man erfreut, wie viel besser es direkt von der Master-Kopie klingt. Die mechanischen Umkopierprozesse bei der Plattenherstellung haben doch ihre klanglichen Spuren hinterlassen. Was sollte der Ayre da mehr aus dem Master herausholen? Er bringt den Swing der drei Musiker noch besser auf den Punkt. Hier gibt es plötzlich rhythmische Akzentuierungen zu entdecken, die bei der Digitalisierung mit den Nagra-internen Wandlern einfach untergingen. Insgesamt ist die Auflösung des Ayre ein wenig höher, ohne jedoch jemals zu vordergründig zu wirken. Hier wird erfahrbar, dass der Korpus des Flügels aus Holz ist, der Glanz aber von den Saiten kommt. Bei der Nagra erscheint der Klang kompakter, zwar wuchtig und voller Glanz, nicht aber so differenziert. Auch Becken kommen bei der Aufnahme mit dem Ayre feiner und dabei klangfarbenprächtiger rüber. Um es kurz zu machen: Die vom QA-9 gewandelten Files sind einfach näher am Band.


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