tests/13-08-28_totaldac
 
Test.
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Totaldac DAC d1-tube

28.08.2013 // Jürgen Saile

Als Versuchsobjekt diente zunächst ein mit einfachen Widerständen mit einprozentiger Toleranz aufgebauter Prototyp. Das tonale Ergebnis war vielversprechend und sehr musikalisch, allerdings fehlte es an Auflösung. Dies war aber der Ausgangspunkt für weitere Verbesserungen, die letztlich bei den hochwertigen Vishay 0,01-prozentigen Bulk-Foil-Folienwiderständen endeten. Pro Gerät werden hierfür 96 Widerstände benötigt! Nachdem diese Präzisionswiderstände nur im zweistelligen Eurobereich angeboten werden, kann man sich ausrechnen, dass das Ganze nicht als Schnäppchen daherkommen wird. Die Steuerfunktionen der einzelnen Widerstände für den Wandelprozess werden von FPGAs übernommen. FPGAs (Field Programmable Gate Arrays) sind integrierte Schaltkreise der Digitaltechnik, in welche logische Schaltungen programmiert werden können. Insbesondere dort, wo es auf schnelle Signalverarbeitung ankommt, werden diese ICs gerne eingesetzt. Zu den zahlreichen Möglichkeiten, die sich hiermit in den Geräten von Brient ergeben komme ich gleich.

Interessanter Nebeneffekt bei diesem diskret aufgebauten Wandler: Der totaldac benötigt keinen Strom/Spannungswandler, wie sonst bei jedem konventionellen DAC üblich. Dieser wird meistens mit Hilfe von OP-Amps realisiert, die ihrerseits natürlich auch wieder den Klang beeinträchtigen. Der diskrete Wandler liefert bereits 1,4 Volt rms Ausgangsspannung, so dass die Röhrenausgangsstufe offensichtlich nur als eine Art Buffer fungiert, um den Wandler von den Ausgängen zu trennen. Näheres war nicht zu erfahren, Brient möchte sich hier nicht in die Karten schauen lassen.

Ich hatte für den Test eine DAC-Version mit einer ECC82 im Ausgang geordert, den  d1 tube DAC. Die Geräte werden in verschiedenen Versionen angeboten, möglich ist auch eine Variante mit Transistorausgang, sowie ein symmetrisches Gerät. Bei letzterem liegen zwei komplette Wandler vor, es wird dann die doppelte Anzahl an Vishay Widerständen benötigt!

Rechts sieht man die Batterie von Vishay Widerständen. Auf den freien Feldern in der Mitte und links kann die Frequenzweiche nachgerüstet werden
Rechts sieht man die Batterie von Vishay Widerständen. Auf den freien Feldern in der Mitte und links kann die Frequenzweiche nachgerüstet werden

Alle Versionen beinhalten eine Lautstärkeregulierung, die auf digitaler Ebene in den FPGAs erfolgt, mit einer Auflösung von 69 Bit. Ich höre jetzt schon den Aufschrei mancher Leser! Bei den meisten digitalen Lautstärkeregelungen ergibt sich ja das Problem des Bit-Verlustes bei geringen Lautstärken respektive hoher Dämpfung. Die hier eingesetzte Variante soll dies verlustfrei regeln; aber auch hier ist Brient wenig auskunftsfreudig. Dies ist wegen der Kopierwut in einigen Ländern ja auch verständlich.

Ich bin gespannt. Gesteuert wird das Ganze – und zwar ausschließlich – über eine Philips Plastik-Fernbedienung. Hier hätte das Gerät sicher eine chicere Variante verdient, aber funktionieren tut das natürlich einwandfrei. Sollte die Fernsteuerung allerdings einmal irgendwo in der Sofaritze verschwunden sein, geht gar nichts mehr!

Jedenfalls kann der tube DAC bei einer Ausgangsimpedanz von 420 Ohm auch eine Endstufe direkt ansteuern. Somit erhält man mit Vincents DAC auch ein einfaches, aber sehr anspruchsvolles Frontend. Wie gesagt, der tube-DAC liefert maximal 1,4 Volt rms Ausgangsspannung, man sollte also wissen, welche Spannung die Endstufe zur Vollaussteuerung benötigt. Üblich sind hier 2 Volt oder weniger.

Was bietet der DAC noch an Besonderheiten? Über die Fernsteuerung lassen sich verschiedene Funktionen steuern:

  • FIR: der totaldac ist als non-oversampling DAC konzipiert. Erfahrungsgemäß wird damit die Wiedergabe etwas harmonischer, mit natürlicheren Klangfarben. Nachteilig ist dabei ein Frequenzabfall von -3 Dezibel bei 20 Kilohertz, dies ist nun keine Besonderheit des totaldac, sondern der Effekt tritt bei allen non-oversampling DACs auf. Für die Fledermausohren unter uns kann aber dieser Abfall über ein zuschaltbares FIR Filter ausgeglichen werden.  
  • PHASE: Hier kann die absolute Phase umgeschaltet werden.
  • EARTH: Mit einem weiteren Schalter lässt sich die Signal-Erde von der Netz-Erde trennen. Hier muss man einfach die beste Variante ausprobieren.
  • BASS BW: ein Hochpassfilter, mit dem sich der Tiefbass abschwächen lässt, für Hörsessions zur Geisterstunde...


Aber es kommt noch besser, für die Profis unter uns bietet Brient noch eine Erweiterung des DAC an. Diese beinhaltet eine digitale Frequenzweiche mit wahlweise bis zu drei Kanälen. Hier erfolgt die Trennung bereits auf digitaler Ebene in den FPGAs. Hiermit lassen sich dann sämtliche Weichenparameter wie Trennfrequenz, Flankensteilheit, Filterordnung und Laufzeitverzögerung einstellen. Dies ist eine hochinteressante Lösung, würde aber den Rahmen dieses Berichtes sprengen und das vorliegende Gerät ist hierfür auch nicht vorbereitet.


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