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Buchardt Audio S300 MKII

03.04.2017 // Matthias Jung

Bei Lautsprechern dieser Größe wird ja gern getrickst. Leichte Höhenanhebung für die Brillianz und Analytik, kräftiger Oberbass, um Volumen zu suggerieren. Die S300 MKII machen nichts dergleichen. Sehr ausgeglichen und neutral, aufs erste Hören fast zurückhaltend im Hochtonbereich – ein Trugschluss – und leicht füllig liegen sie tonal völlig anders. Schon an diesem Punkt ist klar, dass die Erwartungshaltung ob der physikalischen Größe des Lautsprechers korrigiert werden muss. Der klingt wie ein Großer – unabhängig davon, welche Art Musik an ihn verfüttert wird. Musik wird mit großer Selbstverständlichkeit in den Raum gestellt, und die Buchardt bringen das Kunststück fertig, völlig homogen mit tollem Timing sehr detailreich zu spielen, ohne auch nur ansatzweise analytisch zu sein. Klingt etwas paradox, und das habe ich in der Kombination so auch noch nie erlebt. Ein bisschen wie ein Monitor, der aber nie auf den Keks geht.

Der Tiefmitteltöner mit einer Membran aus einem Kunststoff-Mineral-Gemisch spielt unglaublich tief und laut. Dabei macht er nur sehr wenig mechanischen Hub
Der Tiefmitteltöner mit einer Membran aus einem Kunststoff-Mineral-Gemisch spielt unglaublich tief und laut. Dabei macht er nur sehr wenig mechanischen Hub

Der Monitor kommt mir auch bei klassischer Musik in den Sinn. Im weiten Saal Streicherteppiche mit wunderschönem Glanz im Anstrich, sehr glaubhafte Blech- und Holzbläser und Kontrabässe mit sanfter Gewalt. Die Ortbarkeit ist sehr gut und bleibt bis zu hohen Lautstärken stabil. Aufgrund der schon erwähnten Fülle ist da nicht besonders viel Luft um einzelne Instrumente – aber die gibt es im Konzertsaal ja auch nicht. Dabei sind die S300 MKII trotzdem sehr genau. Philippe Herreweghe spielt gern große Werke mit kleiner Besetzung ein. Bei der Psalme von Felix Mendelssohn Bartholdy hört man die kleine Besetzung sehr genau wie auf einem Studiomonitor. Da aber gleichzeitig die Aufnahme nicht seziert wird, klingt das trotzdem sehr harmonisch und integriert. Dabei unterschlagen die Buchardt Audio auch nicht den Druck der Stimmen, die von anderen Lautsprechern gern gezähmt werden. Stimmen im Allgemeinen haben nicht nur den Oberton, sondern auch einen darunterliegenden Brustkorb. Obwohl alle Nuancen hörbar sind, werden sie sehr realistisch als Ganzes belassen. Dabei spielen die Buchardt Audio enorm sauber und auch im Hochtonbereich sehr gut aufgelöst, allerdings tonal minimal auf der dunklen Seite von neutral.

Die Abbildungsgröße der Lautsprecher wächst übrigens mit der Lautstärke. Knapp über Zimmerlautstärke wird es realistisch, auch im Bass. Dieser ist auch so eine Sache. Abgesehen davon, dass die Lautsprecher prinzipbedingt bei ganz – wirklich ganz - hohen Pegeln an ihre Grenzen kommen und man auch keine Tanzsäle damit beschallen kann, ist das sehr beeindruckend. Sehr tief und dabei immer noch farbig und mit hohem Informationsgehalt kann das bei elektronischen Bässen regelrecht massiv werden. Man bekommt diese Performance nicht mit dem Anblick der Lautsprecher unter einen Hut.

Für einen Zwei-Wege-Lautsprecher relativ aufwendige Weiche mit normalen Bauteilen, die aber wirklich zu Ende entwickelt ist
Für einen Zwei-Wege-Lautsprecher relativ aufwendige Weiche mit normalen Bauteilen, die aber wirklich zu Ende entwickelt ist


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