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Sonoma Acoustics M1

22.06.2018 // Dirk Sommer

Das Herzstück des Sonoma M1 stellt der sogenannte High-Precision Electrostatic Lamimate – oder HPEL – Schallwandler dar. Dessen Membran besteht aus einer nur 0,015 Millimeter dicken, schwach leitenden Folie. Es muss also nur eine extrem geringe Masse bewegt werden, was bei gleichem Krafteinsatz eine höhere Beschleunigung zur Folge hat und damit zu deutlichen Vorteilen bei der Wiedergabe von Transienten führen dürfte. Aber die Besonderheit des HPEL ist nicht seine sehr leichte Membran: Üblicherweise bewegt sich die unter hoher Spannung stehende Membran zwischen zwei Statoren, an denen das Musiksignal anliegt. Als Statoren werden meist Gitter verwendet, durch die die von der Membran erzeugten Schallwellen zum Hörer respektive zur Außenseite der meist offenen Ohrmuschel gelangen.

Zwischen Ohr und Membran befindet sich bei M1 kein Statorengitter, sondern nur die recht grobmaschige Abdeckung, die eine Berührung der Membran verhindert
Zwischen Ohr und Membran befindet sich bei M1 kein Statorengitter, sondern nur die recht grobmaschige Abdeckung, die eine Berührung der Membran verhindert

Der HPEL hingegen kommt nur mit einem Edelstahlgitter aus, das den Gegenpol zur Membran bildet, an der die Vorspannung von etwa 1350 Volt und das Musiksignal mit einer Amplitude von bis zu 145 Volt anliegt. Das hat den Vorteil, dass der erzeugte Schall direkt zum Ohr gelangt und auf diesem Weg nicht erst ein Gitter passieren muss. Andererseits ist die durch einen gegebenen Spannungsunterschied erzeugte Kraft nicht mehr linear, sondern davon abhängig, wie weit die Membran gerade vom Gitter entfernt ist. Auch sind die Druckverhältnisse vor der Membran ohne Gitter und dahinter mit Gitter nicht mehr identisch. Damit sich diese Nachteile gegenüber einer symmetrischen Wandlerkonstruktion nicht in Verzerrungen niederschlagen, muss das Signal, das zur Membran gelangt, vorentzerrt werden. Mit diesem speziell für den HPEL aufbereiteten Signal soll der Schallwandler des M1 dann verzerrungsfrei, aber keineswegs linear arbeiten: Sonoma orientiert sich beim Frequenzgang anders als etwa Skylar Gray bei der Abstimmung von Audioquests außergewöhnlichem Nighthawk an der „kopfbezogenen Übertragungsfunktion“. Bei der Frage „Frei- oder Diffusfeld?“ tendieren die Entwickler des M1 zu letzterem und entschieden sich für einen „modifizierten Pseudo-Diffusfeld-Frequenzgang“ – und den realisiert ebenso wie die wegen der unsymmetrischen Bauweise notwendigen Vorentzerrung der XMOS-Mulit-Kern-Prozessor, in dem zeitoptimierte Minimum-Phase-Filter zum Einsatz kommen.

Das niederkapazitive Anschlusskabel mit den hochwertigen Steckverbindern liefert Straight Wire zu
Das niederkapazitive Anschlusskabel mit den hochwertigen Steckverbindern liefert Straight Wire zu

Auch wenn ein DSP fester Bestandteil des Systems ist, treibt man deshalb nicht weniger Aufwand, den HPEL-Schallwandler per se zu optimieren. So wird die Membranfläche von 3570 Quadratmillimetern durch den Abstandshalter aus Formex™ zwischen der Folie und dem Stator in sieben Drei- bis Sechsecke unterschiedlicher Größe gegliedert, um statt einer ausgeprägten Resonanz sieben unterschiedliche, deutlich geringe Resonanzen zu bekommen. Die Formen wurden übrigens in langen Versuchsreihen unter Zuhilfenahme von Finiter-Elemente-Analyse ermittelt. Ein weiterer Vorteil der Laminate-Membran ist es, dass sie sich sehr präzise maschinell und damit gleichmäßig über den Abstandshalter spannen lässt. So soll die maximale Frequenzgangabweichung zwischen zwei HPEL-Schallwandlern ±0,8 Dezibel nicht überschreiten. Die obere Grenzfrequenz wird mit 60 Kilohertz angegeben.


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