tests/18-06-25_crayon
 

Crayon Audio CIA-1

25.06.2018 // Matthias Jung

Etwas Zeit braucht es auch, bis man Musik mit dem CIA-1 genießen kann. Direkt eingeschaltet habe ich ihn sofort wieder ausgemacht. Die ersten Sekunden klingen „seltsam“, und ich habe erst mal überprüft, ob ich die Lautsprecherkabel über die Gehäuserückwand kurzgeschlossen habe und der Verstärker an 0,2 Ohm ums Überleben würgt. Nein, war nicht. Also meinen jüngsten Sohn davor gesetzt, Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt angemacht und ab in die Küche, einen Espresso machen.

Zurück von der Pause klingt zumindest das laufende Hörspiel nicht ungewöhnlich. Nachdem das Kind ins eigene Zimmer vor den Ghettoblaster verfrachtet wurde – kostet mich einen Schokobutterkeks –, konnte ich endlich Musik hören. Und eines lässt sich sofort feststellen: Das Warten hat sich gelohnt!

Sämtliche wichtigen Einstellungen werden auf der Rückseite vorgenommen. Die Lautsprecherklemmen sind allerdings bemerkenswert simpel ausgefallen
Sämtliche wichtigen Einstellungen werden auf der Rückseite vorgenommen. Die Lautsprecherklemmen sind allerdings bemerkenswert simpel ausgefallen

Beim ersten Hören erscheint nichts spektakulär oder irgendwie besonders. Äußerst sauber und ausgeglichen auf sehr hohem Niveau drängt sich der Crayon CIA-1 nicht auf und gibt seine Eigenheiten erst nach und nach eindrücklich preis.

Debussys „Prélude à l'après-midi d'un faune“ fängt ganz leise an, der Streicherteppich in den tiefen Lagen und die gedeckten Holzbläser sind eine Prüfung an das Auflösungsvermögen. Im schlimmsten Fall klingt das dann, als wenn man einen Höhenfilter eingesetzt hat, im besten so wie mit dem Crayon. Knapp über der Hörschwelle fächert der CIA-1 die Bühne auf und schafft es auch noch, die Instrumentengruppen aufzufächern. Darin dann die Soloflöte als ganzes Instrument ohne jede Übertreibung. Dieses Kunststück gelingt ihm nicht über den scharfen Umriss, sondern plastisch füllig mit einem kleinen Hang zur Wärme. Er erinnert hier mehr an eine Röhre als an einen klassischen Transistor. Feindynamisch ist er ebenfalls in seinem Element. Wenn sich das Werk des französischen Komponisten ganz langsam steigert und steigert, geht der Crayon dies entsprechend mit, ohne seinen tonalen Pfad zu verlassen. Dazu kommen dann grummelnde Kontrabässe mit eben nicht nur Struktur und Substanz, sondern auch mit dem Schwingen des Raumes. Es sind oft diese kleinen Details, die sich nahtlos in bestehende Strukturen einfügen und diesen damit einen höheren Informationsgehalt abtrotzen. Solche Mikroinformationen bietet der Crayon an jeder Ecke und entfaltet damit eine große Wirkung. Sehr beeindruckend. Grobdynamisch zeichnet er sich dabei durch eine große Lässigkeit aus, als wenn er das alles so aus dem Ärmel schüttelt. Einschränkend sei an dieser Stelle aber doch noch erwähnt, dass der CIA-1 keine Dampframme ist und die letzte Gewalt für sich behält. Aber dafür ist er auch gar nicht gedacht.


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