tests/18-07-09_bergmann
 

Bergmann Audio Odin

09.07.2018 // Dirk Sommer

Und weil's so schön war, bleibe ich gleich bei Milt Buckner: Auf Rockin' Hammond, einem 1956 für Capitol aufgenommenen Album, ist der Organist auf einigen Stücken gleichzeitig auf Hammond und Flügel zu hören, und der Toningenieur spielt auch mal ein bisschen mit dem Hall. Bei „The Beast“ und dem „One O'Clock Jump“ kommt der Sound des Flügels ähnlich hart und direkt wie Jahrzehnte später bei den berühmt-berüchtigten, von „Tee“ Fujii produzierten Three-Blind-Mice-Aufnahmen rüber. Die Musik ist nicht unbedingt innovativ, swingt aber mit Macht und macht einfach nur gute Laune. Dazu tragen auch das satt goldene Strahlen der Farben, die stabile Abbildung der Instrumente, die Offenheit der Wiedergabe und das weitgehende Fehlen technischer Artefakte im Klangbild bei. Dass das Etna vehement zu Sache geht und in puncto Drive nichts anbrennen lässt, ist bekannt und wird auch vom Odin bestätigt. Aber so geschmeidig und warm wie bei diesen beiden Scheiben hatte ich das Lyra nicht in Erinnerung.

Dieser Knopf mit der exzentrisch daran befestigten Stange dient als Tonarmlift
Dieser Knopf mit der exzentrisch daran befestigten Stange dient als Tonarmlift

Wie auch schon der Sleipner-Arm lässt sich auch der Odin durch nichts aus der Ruhe bringen: weder durch Staublagerungen noch durch Scheiben mit exzentrischem Mittelloch – von mir einmal abgesehen: Bei einem Track verlor die Abbildung plötzlich an Stabilität, die Nadel sprang eine Umdrehung zurück. Der Grund war, wie gesagt, ich – oder ein wenig freundlicher formuliert: mein Bedienungsfehler. Ich hatte den Lift, der nicht über einen Hebel, sondern über einen Drehknopf betätigt wird, nur soweit herunter gedreht, dass die Nadel mit der Rille in Kontakt kam, nicht aber bis zum unteren Anschlag. Nachdem ich es mir angewöhnt hatte, den Lift vollständig abzusenken, gab es keine besonderen Vorkommnisse mehr.

Das Gegengewicht wird durch drei Gummieinlagen entkoppelt
Das Gegengewicht wird durch drei Gummieinlagen entkoppelt

Nach der dreitägigen Einspielphase musste der Arm dann den LaGrange in Richtung Fotostudio verlassen. Da die Position der Basis auf dem Laufwerk durch die beiden Gewinde zur Montage des Level Boards definiert ist, muss ich beim erneuten Aufbau des Arms Nadelposition, Auflagekraft – das Gewicht wurde für eine Foto entfernt – und horizontale Ausrichtung neu einstellen. Da habe ich mich dann entschlossen, gleich einen neuen Tonabnehmer einzubauen und zwar das Lyra Titan i, das ich beim Test des Keces Ephono „wiederentdeckt“ hatte und das vor etwas mehr als fünf Jahren so gut mit dem Sleipner harmonierte. Der Odin legte die Unterschiede zwischen den beiden Lyras schnell offen: Das Etna ist noch einen Tick sauberer, offener und auch noch ein wenig agiler, rhythmisch anspringender. Obwohl es mich in dieser Disziplin im Odin positiv überraschte, reicht es aber doch nicht ganz an die Klangfarbenfülle des Titan i heran. Toll, wie deutlich der Odin die Unterschiede zwischen den Lyras zur Geltung bringt – und dass er beide zu klanglichen Spitzenleistungen treibt, ohne selbst in Erscheinung zu treten!


  • Bergmann Audio Galder, Magne ST und Odin

    Dass ich die Laufwerke und Tonarme von Bergmann Audio sehr schätze, dürfte hifistatement-Lesern nicht verborgen geblieben sein. Als sich dann in einem Gespräch mit Johnnie Bergmann und Werner Obst, seinem deutschen Vertrieb, herausstellte, dass es bisher keinen Vergleich zwischen Magne und Odin Tonarm gibt, war dieser Test beschlossene Sache. Grund für die hohe Wertschätzung der dänischen Analog-Spezialitäten ist vor allem die Beschäftigung mit dem Sleipner, der für mich auch heute noch neben dem Continuum Caliburn…
    20.12.2019
  • Celebrating 10 Years of Bergmann Audio

    Bergmann Audio is a company and not an individual—and that's a good thing. Otherwise it would not have been very charming to admit that I did not quite believe the news about their tenth anniversary. For me, the Danish manufacturer appeared to be much older, basically due to their technically independent designs seeming to have successfully established themselves in the analogue sector for decades. Well, Bergmann Audio is being internationally successful. The turntables and tonearms…
    06.07.2018
  • Einstein The Tonearm 12 Zoll

    Einsteins The Tonearm gibt es ganz klassisch in den Längen von neun und zwölf Zoll. Die kurze Version hat seit über einem Jahr fast ununterbrochen die nahe Position auf meinem LaGrange behauptet und muss sich nun am Zwölf-Zöller messen: Bedeutet mehr Länge auch mehr Wohlklang? Falls Sie sich an die Vorstellung von The Tonearm in Hifistatement nicht so recht erinnern können, wird das wahrscheinlich daran liegen, dass er seine Test-Premiere im ersten Teil des Erfahrungsberichts…
    15.06.2018
  • Zehn Jahre Bergmann Audio

    Gut, dass Bergmann Audio eine Firma und keine Person ist. Denn andernfalls wäre es wenig charmant zuzugeben, dass ich die Nachricht vom zehnjährigen Jubiläum nicht recht glauben wollte: Ich hielt die Dänische Manufaktur für deutlich älter, nämlich dank ihrer technisch eigenständigen Konstruktionen für schon seit Jahrzehnten erfolgreich in der Analog-Szene etabliert. Nun, Bergmann Audio ist international erfolgreich, die Laufwerke und Tonarme zeichnen sich teils durch nirgendwo sonst zu findende, intelligente technische Details aus – nur…
    02.03.2018
  • Cantano

    Wir hatten bereits das Vergnügen. Im Mai 2013 beschrieb Dirk Sommer sehr ausführlich den Plattenspieler und Tonarm Cantano der KlangwellenManufaktur in Berlin. Nun gibt es mehrere Gründe, den Cantano noch einmal zu betrachten und zu hören. Seit damals hat es Veränderungen gegeben. Für Auge und Ohr am wenigsten bedeutsam, aber dennoch wissenswert, ist die Tatsache, dass Firmenchef Oliver von Zedlitz inzwischen den Namen KlangwellenManufaktur in den Hintergrund stellt. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich…
    27.01.2017
  • Acoustical Systems Aquilar Tonearm

    I haven't introduced new tonearms to you for many years, which was due to the fact that – among the rest – really new solutions are extremely rare. Mostly, new models are about variations in the materials mix, in combination with different, known bearing kinds. With Acoustical Systems, however, this is different: The Aquilar tonearm is based on an entirely new calculated geometry. However, before we turn to this, let me briefly introduce Acoustical Systems…
    01.06.2016

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.