tests/20-12-18_apertura
 

Apertura Edena Evolution

18.12.2020 // Wolfgang Kemper

Es gibt einen linken und einen rechten Lautsprecher. Die Rückseite des Gehäuses und die hintere Traverse sollten erst einmal parallel zur Rückwand stehen. Ich habe sie letztendlich etwas mehr nach innen ausgerichtet, da ich meinen Hörraum quer bespielen muss. Die Gehäuse der Edena sind so gefertigt, dass die Front leicht nach innen angewinkelt ist. Auf diese Weise ergeben sich keine parallelen Flächen im seitlich abgerundeten Boxen-Korpus und so wird Resonanzen generierenden stehenden Wellen im Gehäuse keine Chance gegeben. So, jetzt geht es ans Eingemachte: Die Edena stehen auf den vier Rundspikes auf den kleinen Edelstahl-Tellern. Der große Zentralspike berührt den Boden nicht. Jetzt müssen Sie bitte die Edena über die Gewinde der vier Rundspikes derart absenken, dass das Gewicht auf den Zentralspike zu lasten kommt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit steht nun der Lautsprecher nicht gerade und in Waage. Wenn man jetzt, wie es mir passiert ist, nach üblicher Manier die Rundspikes wieder nach unten verstellt, also die Traversen anhebt, bis die oben auf dem Gehäuse platzierte Wasserwaage anzeigt, das alles richtig ausbalanciert ist, hängt der Zentralpike wieder in der Luft. Also noch einmal von vorne: Zuerst alles absenken, bis der Zentralspike fest auf seinem kleinen Teller steht und er an den Fußboden ankoppelt.

Der Spike-Kegel im Zentrum des Gehäusebodens soll die Masse des Lautsprechers tragen und Energien weiterleiten
Der Spike-Kegel im Zentrum des Gehäusebodens soll die Masse des Lautsprechers tragen und Energien weiterleiten

Dabei neigt das Gehäuse dazu, sich jetzt unerwünschter Weise um die eigene Achse zu drehen und so die parallele Orientierung zur Zimmerwand zunichte zu machen. Jetzt ist es sinnvoll, einen der vorderen Rundspikes nach unten zu verstellen, und zwar den, dessen Boxenseite laut Wasserwaage angehoben werden muss. Danach lässt sich auch die Verdrehung des Gehäuses wieder korrigieren. Wichtig ist in diesem Moment, dass die drei anderen Rundspikes keine Stützfunktion bekommen. Danach schraubt man vorsichtig den zweiten frontalen Rundpike in die richtige Höhe, danach die beiden hinteren. Es kann übrigens bei geringen Hörentfernungen zum Lautsprecher durchaus klanglich von Vorteil sein, wenn die Edena Evolution leicht nach hinten geneigt sind. Ich habe für diese Justage-Prozedur beim linken Lautsprecher über eine halbe Stunde gebraucht. Bei der rechten Box waren es dann nur noch zehn Minuten. Allerdings habe ich diese vorgesehene ideale Aufstellung erst am zweiten Tag nach der Inbetriebnahme der Apertura in meinem Hörraum durchgeführt, weil ich wissen wollte, wie sich dieses Konstruktionsprinzip mit der Ankopplung des mittigen Gehäusebodens an den Fußboden klanglich auswirkt. Also habe ich die Französinnen erst einmal in üblicher Weise auf den vier Rundspikes auf ihren Stellplatz eingerichtet und gehört. Dazu schloss ich meine NAD 2200PE Endstufe an. Nach einer Woche Reise von Bremen bis zu mir bei Hannover durch den Spediteur, bedurfte es wohl etwas Einspielzeit und Akklimatisierung, wenn auch dieses Paar laut Jan Sieveking werksseitig bereits eingespielt wurde. Es klang so auch nicht wirklich toll, nämlich etwas unharmonisch mit holprigem Bass. Also stellte ich mein Wadia CD-Laufwerk auf Repeat, verließ den Hörraum und beschäftigte mich anderweitig. Am anderen Morgen hörte sich das schon ganz anders an und es begann Spaß zu machen. Diesen positiven Gesamteindruck erlebte ich, als ich der CD Water von Gregory Porter lauschte. Mit ihr wollte ich den Aufstellungswechsel vornehmen. Da ich keine Ahnung hatte, in welcher Größenordnung eine Veränderung bei Ankopplung über den Zentral-Spike stattfinden würde, habe ich mich erst lange eingehört, vornehmlich mit den beiden Versionen des Titels „1960 What?“

Vier dieser justierbaren Spikes dienen ausschließlich dazu, den Lautsprecher um den zentralen Spike-Kegel in der Waage zu halten, und nicht dazu, Masse zu stützen
Vier dieser justierbaren Spikes dienen ausschließlich dazu, den Lautsprecher um den zentralen Spike-Kegel in der Waage zu halten, und nicht dazu, Masse zu stützen

Nur wenige Takte nach der vorschriftsmäßigen Aufstellung machten klar: das ist ein erheblicher Unterschied. Die Darbietung geriet in hohem Maße harmonischer. Bass-, Mittel- und Hochton verschmolzen zu einem musikalischen Ganzen. Die Einzelwahrnehmung der zwei Treiber war vorbei, denn die Edena zeigte jetzt ein geschlossenes Klangbild, das sich auch räumlich mehr nach vorn und hinten mit klaren Konturen ausbreitete. Die Musik Gregory Porters genoss ich mit angemessenem Pegel und freute mich über die unerwartet präzise und fein gezeichnete Wiedergabe. Mit Vergnügen wahrnehmbar war die Impulsfreudigkeit, Schnelligkeit und Genauigkeit, mit der das große Bändchen und der 22-Zentimeter-Tiefmittelöner gemeinsam ohne spürbaren Übergang und qualitativ ebenbürtig spielten. Feinzeichnung und Auflösung sind ja bekannte Merkmale hochwertiger Bändchen. Dem Entwicklerteam in Héric um Christian Yvon ist es gelungen, diese Qualität mit einem adäquaten Tieftöner bis in die tiefen Basslagen fortzuführen. Und dies zeichnet die Edena Evolution aus und hebt sie vom Gros ähnlich teurer Mitbewerber ab. Das Ergebnis ist eine klangliche Darstellung, die den Hörer geradezu fesselt und zum Hineinhören in die Nuancen der Musik einlädt. Als Lautsprecher für Hintergrundbeschallung scheint mir die Edena Evolution deshalb weniger geeignet, was sie bitte nicht als Manko sondern als Kompliment verstehen. Bevor ich nach diesem ersten Eindruck den Edena jetzt die AirTight Mono-Röhren als Spielpartner gönne, schauen wir uns den Lautsprecher genauer an.


  • Circle Labs P300 und M200

    Die polnische Hifi-Manufaktur Circle Labs bietet neben dem international gepriesenen Vollverstärker A200 auch eine noch hochwertigere separate Vor- Endstufen Kombination an, die nicht nur etwas mehr Leistung zur Verfügung stellt. Eine außergewöhnlich elegante Optik ist ebenfalls ein Merkmal der drei Verstärker aus Krakau. Nur sehr, sehr selten habe ich etwas so Gediegenes, so ansprechend schön Verarbeitetes in Händen halten und betrachten dürfen wie diese Verstärker aus Polen. Seine Liebe zum Produkt hat das Entwicklerteam diesem…
    16.04.2024
  • AIM NA2, NA6 und NA9

    Es sollte sich zwischenzeitlich herumgesprochen haben: in modernen Streaming-Lösungen, gerade auch mit HiRes-Formaten, spielen die Netzwerkverbindungen eine wichtige Rolle und haben einen nicht unerheblichen Anteil am klanglichen Endergebnis. Der japanische Spezialist AIM bietet dafür drei audiophile Serien von LAN-Kabeln an. AIM kennen Sie nicht? Dann geht es Ihnen wie mir bis vor kurzem. AIM Electronics ist ein Kabelhersteller aus Japan und wurde 1983 gegründet. Der Schwerpunkt des Unternehmens lag im Bereich Datenkommunikationskabel für die Netzwerk-Industrie.…
    12.04.2024
  • Chord Electronics Ultima Integrated

    Five years ago, Chord Electronics began to establish a new top-end line with the Ultima preamplifiers, as well as mono and stereo power amplifiers. Now the British company has added an Ultima integrated amplifier to make their high quality standard accessible to fans of more compact audio systems. Just as a reminder: John Franks originally built high-quality electronics for the aviation industry, in particular a reliable power supply for fighter jets. Following his passion, he…
    09.04.2024
  • buchardt Anniversary 10

    Seit meinem letzten buchardt-Test im Jahr 2020 habe ich die Marke weiterhin mit Spannung beobachtet. Während die aktiven buchardt-Lautsprecher mit immer weiter verfeinerten Presets verbessert wurden, kamen einige Sonderserien und der passive S400 MKII auf den Markt. Mit dem aktiven A10 zum zehnten Jubiläum beginnt in meinen Augen eine neue Ära. Der Anniversary 10 ist für mich auf ganzer Linie ein außergewöhnlicher Lautsprecher. Da ich meine im Teaser gemachte Aussage in einigem Umfang erläutern will,…
    05.04.2024
  • Rega NAIA, Aphelion 2 und Aura MC

    Bei der Präsentation des NAIA beim deutschen Rega-Vertrieb TAD Ende letzten Jahres wurden selbst an einer durchaus erschwinglichen Anlage – die Boxen kosten gerade einmal 2.000 Euro – die klanglichen Vorzüge des neuen Topmodells gegenüber einem Rega P10 so deutlich, dass ich diesen technologisch einzigartigen Plattenspieler näher erkunden wollte. Dabei passt der Rega eigentlich so gar nicht in mein analoges Beute-Schema. Seit über 40 Jahren höre ich fast ausschließlich mit Masselaufwerken Musik: erst mit einem…
    02.04.2024
  • Moonriver Audio Model 505 Hybrid Stereo Phono EQ Stage

    Der Phono-Entzerrer Model 505 des schwedischen Herstellers Moonriver Audio kommt in schlichtem Design daher und wendet sich an den ernsthaften Vinyl-Liebhaber, der ohne Bling Bling einfach Musik hören will. Hinter dieser heuer selten gewordenen Gerätephilosophie verbergen sich oft große HiFi-Perlen, mein Interesse ist geweckt! Im Nachhinein, jetzt, wo dieser Testbericht fertig geschrieben und hier veröffentlicht ist, empfinde ich es als persönlichen Fauxpas, bisher noch nichts von diesen Schweden gehört zu haben. Moonriver Audio meine ich,…
    26.03.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.