tests/21-05-25_lyngdorf
 

Lyngdorf SDA 2400

25.05.2021 // Bert Seidenstücker

Und wo wir gerade auf der Trennungslinie zwischen Digital und Analog balancieren, das „D“ bei Class-D steht nicht für „Digital“, sondern ist die simple Einordnung in eine Verstärkerklasse. Dennoch ist der inhaltliche Brückenschlag zwischen den Begriffen nachvollziehbar. Einerseits ähnelt die für die Charakterisierung der Technik typische, extrem schnelle Schaltfrequenz, mit denen die Transistoren für die Modellierung des analogen Signales an- und ausgeschaltet werden, den Nullen und Einsen der digitalen Signalverarbeitung sehr. Anderseits sind die vielen mobilen und mit digitalen Daten versorgten Musik-Gadgets ohne die effizienten Class-D Verstärkermodule kaum denkbar. Denn deren hoher Wirkungsgrad reduziert die für eine festgelegte Leistung benötigte Bau- wie auch Akkugröße. Zudem sind raumgreifenden Maßnahmen zur Kühlung verzichtbar. Vorteile, die unzählige weitere Audio-Anwendungen im Consumer- wie auch im professionellen Umfeld möglich machten. Aber gerade dieser „Brot und Butter“-Einsatz beeinflusste die Reputation der Technologie auch einige Zeit negativ.

Ein Schaltnetzteil und die wirkungsgradstarke Class-D-Verstärkertechnik sorgen für einen aufgeräumten Maschinenraum. Dennoch ist die SDA-2400 mit ihren 6,5 Kilogramm kein Leichtgewicht
Ein Schaltnetzteil und die wirkungsgradstarke Class-D-Verstärkertechnik sorgen für einen aufgeräumten Maschinenraum. Dennoch ist die SDA-2400 mit ihren 6,5 Kilogramm kein Leichtgewicht

Als Knackpunkt bei der Performance machte Lyngdorf dabei die schon erwähnte Schaltfrequenz, auch Takt- oder Komperatorfrequenz genannt, aus. In Verbindung mit dem zu verstärkenden Musiksignal ergeben sich je nach Ausführung unterschiedlich lange Schaltimpulse respektive eine spezifische Pulsweitenmodulation (PWM). Mehrheitlich verarbeiten Class-D-basierte Erzeugnisse diese Frequenz abhängig vom Signal selbstoszillierend. Lyngdorf Audio hingegen fixiert den Takt bei den Modellen der SDA- und TDAI-Baureihen. Mit der gewählten Festlegung auf 384 Kilohertz steigen allerdings die ohnehin hohen Anforderungen an die Bauteiltoleranz wie auch an die Stromversorgung, dafür kann unter anderem das klanglich überaus bedeutsame wie auch notwendige Tiefpassfilter weniger rigoros ausgelegt werden.

Wie bei den allermeisten Vertretern der Bauart setzt Lyngdorf bei der Stromversorgung der Class-D-Schaltkreise auf die Allianz mit einem Schaltnetzteil, das gleichfalls praktisch verlustfrei die zugeführte Energie verarbeitet. Um ein möglichst perfektes Zusammenspiel zu gewährleisten, wurde der Trafo speziell für den SDA-2400 entwickelt, der eingangsseitig die Strom- und Spannungsversorgung neu aufbereitet. Aufgrund dessen wird von der Güte der zugeführten Netzspannung nicht viel erwartet, vielmehr rät der Hersteller auf Netzfilter oder Ähnliches zugunsten einer direkten und soliden Verbindung zur Netzsteckdose zu verzichten. Die abgestimmte Kombination der Baugruppen ist, so Lyngdorf Audio, das „Geheimnis“ der Musikalität, die unabhängig von der geforderten Lautstärke, der Dynamik oder den angeschlossen Lautsprechern allzeit geboten werden soll.

Oben links im Bild der nahe an den Eingängen platzierte D/A-Wandler
Oben links im Bild der nahe an den Eingängen platzierte D/A-Wandler

Nachdem sich die Endstufe vom Skive Fjord in meinem Musiksystem ausreichend akklimatisiert hat, begann der Hörparcours mit Stille. Keine ungebührlichen akustischen Lebenszeichen verkünden die Betriebsbereitschaft. Weder ein feines elektrisches oder mechanisches trafobedingtes Brummen, noch ein vernehmbares Rauschen wird zu Gehör gebracht – das kenne ich von anderen an meiner Altbau-Stromversorgung betrieben Geräten (ganz) anders. Chapeau! Überhaupt nicht still ist hingegen die Eröffnung von Ani DiFranco CD Live at Babeville. Ihre Setlist beginnt mit „Napoleon“ und der gerade eröffnete Saal in New York tobt – ja, so etwas gab es früher einmal. Spürbar das Adrenalin im Blut der Musikerinnen, die zu Beginn mehr kraftvoll als feingliedrig die Takte intonieren. Im Laufe des Auftritts weicht die Nervosität, und die leisen Töne, wie zum Beispiel bei „Hypnotized“, gewinnen Raum. Das Publikum hängt der amerikanischen Singer-Songwriterin über das gesamte Konzert hinweg begeistert an den Lippen. Eine tolle Live-Atmosphäre reproduziert von dem Endverstärker. Zwischenrufe aus dem Publikum werden ebenso akzentuiert wiedergegeben wie die charakterstarke Stimme der Sängerin oder deren robustes Gitarrenspiel – Ani DiFranco spielt ihr Instrument mit speziellen Metall-Fingerpicks. Ohne jede Anstrengung werden die Dynamiksprünge der Band verarbeitet. Das geht ja gut los.


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