Währenddessen habe ich mich eher spielerisch mit einigen DSP Plugins beschäftigt, wobei ich erst mal den „Room EQ“, den „EQ“ und die „XTC“-Schaltung außen vor gelassen habe: Ich besitze so gut wie keine Kunstkopfaufnahmen und möchte auch meine Lautsprecher nicht von ihrem idealen Aufstellungsort fortbewegen. Auch klingen Raum und Kette in etwa so, wie ich es mir wünsche. Da sehe ich keinen Grund, ohne eingehende Messungen etwas zu ändern. Aber ich habe ganz gegen meine Gewohnheit Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 in der Interpretation der Duisburger Philharmoniker unter Jonathan Darling einmal richtig leise gehört und ein wenig Klarheit, Brillanz und Definition vermisst: Hier schafft der „Schwede Loudness EQ“ Abhilfe, wenn das Level auf 60 Dezibel eingestellt ist: In allen drei genannten Disziplinen hat die Wiedergabe plötzlich mehr zu bieten. Den Unterschied, den die Loudness-Kurve macht, ist nicht riesig, aber beim Einschalten schon deutlich zu hören. Wenn man sich ein wenig daran gewöhnt hat, fällt es dann richtig schwer, darauf zu verzichten. Am deutlichsten werden die Unterschiede bei den mächtigen Pauken: Sie kommen dank der von Bernhard Schwede entwickelten Entzerrung einfach dramatischer rüber. Wer aus freiem Willen oder mit Rücksicht auf Nachbarn öfter mal leise Musik genießt, wird auf die nie überzogen oder lästig wirkende, spezielle Loudness-Entzerrung nicht mehr verzichten wollen.
Manchmal gönne ich mir den Luxus, auch auf dem Balkon Musik zu hören: durch das geöffnete Fenster über die Kette im Arbeitszimmer. Dabei sind größere Lautstärkeunterschiede respektive große dynamische Kontraste eher kontraproduktiv: ein Fall für die „Weiss Dynamics Adaption“. Lässt man den Regler in der voreingestellten Null-Dezibel-Position, pendeln die Lautstärke-Änderungen eher sanft um einen Mittelwert: Die recht leise Triangel zu Beginn des ersten Satzes ist nun auch in einiger Entfernung von den Lautsprechern gut wahrnehmbar, wohingegen die Pauken nicht gleich zu Beschwerden wegen Ruhestörung Anlass geben. Aus Neugierde habe ich den Kompressor dann aber auch einmal auf meinem Hörplatz ausprobiert. Wie bei Weiss nicht anders zu erwarten, bleibt das Klangbild auch bei reduzierter Dynamik sehr gut durchgezeichnet, und auch die Raumdarstellung leidet nicht: Die „Dynamics Adaption“ tut genau, was sie soll: Dynamische Kontraste verringern ohne in anderen Disziplinen Nachteile zu generieren. Da ist es wohl überflüssig zu erwähnen, dass das früher bei einigen Kompressoren unvermeidliche „Pumpen“ nicht einmal ansatzweise wahrzunehmen ist. Wer für spezielle Anwendungsfälle die gegebene Dynamik begrenzen möchte oder muss, kann sich kein besseres Werkzeug wünschen als die „Dynamics Adaption“.
Es bedarf keiner besonderen Situation, um auf die Idee zu kommen, mal den „Vinyl Emulator“ auszuprobieren. Und das tue ich mit einem der aufschlussreichsten Test-Tracks, der „Improvisation“ Patrice Herals auf dem Album Le Concert Des Parfums. Doch zuvor höre das Stück zweimal ohne jegliche Klangbeeinflussung und genieße den großen Raum, in den der DAC502 hineinhören lässt. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, hat er auch noch einen Hauch mehr Tieftonenergie zu bieten als Auralics Aries im Zusammenspiel mit Chord Electronics' M-Scaler und DAVE: sehr angenehm! Beim Einschalten des „Vinyl Emulators“ vernimmt man schon, bevor die Musik einsetzt, ein ganz leichtes Rauschen. Der Raum wirkt noch größer und tiefer, die Pauken lassen jedoch eine Spur Druck vermissen – das alles bewegt sich im Bereich des persönlichen Geschmacks: Ich kann mich nur schwer zwischen der ansprechenderen Raumanmutung und dem minimal präziseren und kräftigeren Tieftonbereich entscheiden. Doch dann setzt das vor allem in den Höhen energiereiche, perkussive Rascheln ein: Würde sich mein Plattenspieler diese klangliche Unsauberkeit – oder vielleicht besser: leichte Verzerrung –erlauben, wäre ich ein wenig alarmiert. Bei dieser Improvisation verzichte ich gerne auf den „Vinyl Emulator“. Ganz anders sieht das bei Van Morrisons für meinen Geschmack überproduzierten Album Down The Road aus. Das recht laute, sprich reichlich komprimierte „Whatever Happend To PJ Proby?“ klingt dank des Emulators deutlich fließender und angenehmer – da würde ich mich nicht einmal scheuen, die Wiedergabe analoger zu nennen: frei von Rauigkeiten und Härten, fließend und eingängig. Wirklich gelungen! Auch Keith Jarretts „God Bless The Child“ gefällt mir mit dem „Vinyl Emulator“ besser: Die Instrumente umgibt mehr Luft, der Klang ist farbiger und das Spiel des Trios spricht mich rhythmisch stärker an. Es hängt also nicht unwesentlich vom Stück ab, ob man den „Vinyl Emulator“ aktivieren sollte oder nicht. Bei einigen Songs möchte ich darauf jedenfalls nicht mehr verzichten.