tests/22-01-14_chord
 

Chord Electronics QUTEST

14.01.2022 // Dave Marras Grünwalds

Leuchtende Dioden zeigen Filter- und Eingangswahl an
Leuchtende Dioden zeigen Filter- und Eingangswahl an

Nachdem ich unser Testobjekt seinem schützenden Plastikbeutel entrissen habe, halte ich das fast 800 Gramm schwere kleine Technikwunder in den Händen. Irgendwie erinnert es mich an die Steuerkonsole des Knight Industries Two Thousand, wohl besser bekannt unter der Abkürzung K.I.T.T. Typisch für die Produkte der britischen HIFI-Schmiede besticht der Wandler mit puristischen, aber auch einzigartigen Design. Eingefasst in einen mattschwarzen Aluminium-Block befindet sich auf der Oberseite neben einem Metallschild mit Firmennamen die eingefräste Bezeichnung. Zwischen den beiden LED-Bedienungskugeln zur Steuerung prangt ein circa vier Zentimeter großes Bullauge, das die verbaute Technik mit den FPGA-Chips erahnen lässt.

Doch was hat es mit diesen besonderen Elektronikbausteinen auf sich? Diese speziellen 64Bit-DSP-Chips bieten die Möglichkeit, für verschiedene Aufgaben programmiert zu werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Chipsätzen können die FPGAs (Field Progammable Gate Array) zu einem Computer-Prozessor vereint werden, oder im Falle des QUTEST mit seinem XILINX Artix-7 FPGA zu einem Digital/Analog-Wandler. Ein weiterer Vorteil ist die weitaus größere Rechenleistung der FPGA-Chips. Der nachgeschaltete Taktgenerator kann somit mit höherer Frequenz betrieben werden, was zu mehr Präzision führt, und diese gewünschte Feinheit soll natürlich auch im Vergleich zu anderen Wandlern mit Chipsätzen von der Stange hörbar sein.

Neben der hohen Rechenleistung kann der kleine DAC auch auf das von Rob Watts entwickelte WTA-Filter (Watts Transient Aligned) zurückgreifen. Die Grundidee hierbei ist, dass abgespeicherte Musik mit höheren Samplingfrequenzen räumlicher und zugleich detaillierter, sprich besser klingt. Man vergleiche hierbei ein mp3 mit 128 Kilobit pro Sekunde und Aufnahme in CD-Qualität mit 1411Kilobit pro Sekunde Das menschliche Gehör kann zwar Frequenzen unter 20 Hertz nicht wahrnehmen, doch es reagiert äußerst empfindlich auf Phasenverschiebungen von wenigen Mikrosekunden zwischen beiden Ohren. Eine perfekte digitale Aufnahme müsste, um eine Zeitverschiebung von einer Mikrosekunde zu gewährleisten, also eine Samplingrate von einem Megahertz aufweisen. Somit bräuchte man für eine perfekte Aufnahme theoretisch einen Filter mit unendlicher Länge! Doch selbst bei CD-Aufnahmen ist mit den richtigen digitalen Filtern eine korrekte Abbildung möglich, ohne dass dafür höhere Samplingfrequenzen nötig sind. Und setzt das „Watts Transient Aligned“-Filter an: Mr. Watts entwickelte einen Algorithmus, der darauf ausgelegt ist, Zeit- und Phasendiskrepanzen von Beginn an zu minimieren und mit viel feineren Abtastschritten die Filterlänge zu reduzieren. Interessiert an der Filterlänge im QUTEST? 49.152 Taps! Nachdem mir vor lauter Zahlen schon langsam der Schädel brummt, möchte ich nun lieber wieder zurück zum Wesentlichen kommen, die Technikfreaks unter uns können aber gerne das Interview mit Rob Watts auf unserer Webseite nachlesen und in die Tiefen der programmierbaren Zeilen eintauchen.

Auf der Rückseite meines etwa 1700 Euro teuren Testobjekts befinden neben dem optischen TOSLINK-Eingang (bis zu 96 Kilohertz) zwei vergoldete BNC-Buchsen, die in paralleler Schaltung mit Daten bis zu 768 Kilohertz gefüttert werden können, zusätzlich ein USB-Typ-B-Eingang, der an einem PC mit ASIO-Treibern 32 Bit auf 768 Kilohertz PCM oder natives DSD 64 bis 512 erlaubt. Für die Ausgabe finde ich lediglich zwei unsymmetrische Cinch-Buchsen. Da der QUTEST ohne Lautstärkeregler auskommt, kann man den Pegel für den angeschlossenen Verstärker anpassen. Die Ausgangsspannung lässt sich in drei Stufen auf ein, zwei oder drei Volt umschalten. Dies kann ich während der 16-sekündigen Einschaltphase selbst mit zittrigen Händen - nach dem zehnten Espresso – dank der kinderleicht zu bedienenden kugelförmigen Tasten entspannt tun. Ich drücke die „Filter“ und die „Eingangs“-LED gleichzeitig und erfreue mich über die veränderte Lautstärke. Da ich an meinem Verstärker über einen Lautstärkeregler verfüge, werde ich dieses Feature während der weiteren Testphase ignorieren.

Anschlusspanel: Neben den Eingängen USB, 2x BNC und TOSLINK befindet sich auf der Rückseite ein unsymmetrischer Stereo-Cinch-Ausgang und der Netzteilanschluss
Anschlusspanel: Neben den Eingängen USB, 2x BNC und TOSLINK befindet sich auf der Rückseite ein unsymmetrischer Stereo-Cinch-Ausgang und der Netzteilanschluss


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