tests/22-01-14_chord
 

Chord Electronics QUTEST

14.01.2022 // Dave Marras Grünwalds

Als Eigentümer einer etwas größeren CD-Sammlung und weil ich aufgrund von Zeitmangel und etwas Prokrastination noch nicht die Muße fand, diese auf ein Laufwerk zu rippen, freue ich mich ein paar meiner Silberlinge für den Test hervorzuholen, nachdem ich den DAC mit dem Digitalausgang meines CD-Players verbunden habe. Den Beginn darf Milow mit seinem Cover-Welthit „Ayo Technology“ machen und schon bei den ersten Akkorden der Gitarre des belgischen Songwriters wird klar, wohin die Reise geht. Der QUTEST präsentiert das Zusammenspiel von Gitarre und Stimme mit viel Gefühl und zugleich mit natürlichem Körper, sonor und voluminös. Ich bleibe im Genre der Songwriter und suche mir von Chris Jones die Nummer „No Sanctuary Here“ von dem 2003 erschienenen Album Roadhouses and Automobiles heraus. Die Harmonics von Jones Lakewood schwingen durch meinen Hörraum, von den martialischen Backround-Vocals bekomme ich Gänsehaut. Beim Vergleich der Wiedergabe ohne den DAC bemerke ich unmittelbar den gewaltigen Unterschied. Wo ohne den Wandler vorher die Dynamik und Räumlichkeit fehlte, bekommt die Musik nun eine Seele.

Weiter geht es mit dem Longplayer The Black Parade von My Chemical Romance. Bei der stark von Queen beeinflussten Produktion verwandelt die Mixtur aus melodiösen Gitarrenriffs und donnernden Schlagzeugrhythmen gepaart mit dem Punch eines Punkbasses meinen Hörraum förmlich in eine Konzerthalle. Ich drehe den Volume-Regler meines Verstärkers weiter auf – soll mich doch der böse Blick meiner besseren Hälfte töten - und genieße die Powerballaden „This is How I Disappear“. und „Dead!“ Im Gegensatz zu seinem Namen kann der QUTEST definitiv auch nicht ganz so niedlich – der nötige Punch ist zweifelsohne vorhanden. Beim mehrmaligen Abspielen des Albums komme ich nicht daran vorbei, die Filter auszutesten: Zur Verfügung stehen der mit der weißen LED gekennzeichnete „Incisive neutral“, der grüne „Incisive neutral with high frequency roll-off“, orange für den "Warm"-Filter und rot ist für den "Warm with high frequency roll-off" reserviert. Die Unterschiede der vier Filter sind sehr subtil, hier ist in der Bezeichnung mehr Differenz zu vernehmen als beim Zuhören. Doch ich möchte mein Urteil nicht an einem Album allein festmachen und so wechsele ich nicht nur den Musikstil und den Interpreten, sondern auch das Medium.

Ich tausche TOSLINK-Ausgang gegen den USB-Anschluss meines mit Bill Gates Fenstersoftware der Version 10 gefütterten Laptops und suche mir hierbei ein paar meiner favorisierten Soundfiles heraus. Die Quell-LED leuchtet jetzt weiß statt grün und ich wähle als ersten Track das Duett „What a Wonderful World“ von Tony Bennett und KD Lang. Bei dieser wundervollen Wertschätzung des Louis Armstrong Songs geht mir das Herz auf. Der kleine DAC zeigt hier, dass er mit größeren Vertretern seiner Zunft einwandfrei mithalten kann. Die Größe des Raumes wird glaubwürdig dargestellt und selbst feine Hintergrundgeräusche, wie das Atmen des Saxophonisten werden natürlich abgebildet.

Doch zurück zu den Filtern. Nachdem ich mir „The Chain“ von Fleetwood Mac und Nicholas Britells „No Two Words“ mit verschiedenen Einstellungen immer wieder zu Gemüte führte, fällt mein Urteil klar für den weiß leuchtenden Incisive Neutral-Filter des Chord aus. Bei allen anderen Einstellungen nehme ich keine Verbesserung wahr und werde an 9-0er-Jahre-Kleinanlagen erinnert die mir mit ihren Equalizer-Settings „Rock“, „Jazz“ und „Classic“ schon damals den Nerv raubten. Doch halt, beim QUTEST wäre diese Kritik nicht gerechtfertigt. Nach etwas Recherche bezüglich der Filter bekomme ich die Einsicht, dass in meinem Hörzimmer wohl die Vorteile der Filter nicht deutlich genug zur Geltung kommen. So gelange ich zur Schlussfolgerung, dass bei Räumen mit großer Reflektionsfläche die Anwendung der Filter eine Klangverbesserung bewirken kann. Ich spinne den Gedanken weiter und sehe aufgrund der Portabilität des QUTEST die Möglichkeit bei DJs in verschiedenen Lokalitäten ihren Soundfiles den benötigten Drive und Feinzeichnung beizugeben, vorausgesetzt natürlich sie legen nicht mit minderwertigen mp3s auf.

Das Innenleben typisch für Chord: höchste Präzision rund um den von Rob Watts programmierten FPGA-Chip
Das Innenleben typisch für Chord: höchste Präzision rund um den von Rob Watts programmierten FPGA-Chip

Bei meinem Referenzgerät dem Brooklyn DAC+ von Mytek fällt im Vergleich zum QUTEST zunächst die weit größere Ausstattung auf. Für circa 300 Euro mehr erhält man einen Phono-Vorverstärker, Kopfhörer-Verstärker und XLR-Ausgänge. Klanglich bewegen sich die beiden Wandler auf Augen- respektive Ohrenhöhe. Als Referenzstück dient mir „Sky Blue“ des wohl besten Genesis-Frontmans Peter Gabriel – Phil Collins Fans werden mir diesen Kommentar sicherlich nachsehen. Die Balance des Mytek ist etwas vordergründiger als die des Chord, was mir mehr Präsenz beziehungsweise gefühlte Lautstärke brachte, obwohl die Pegel angeglichen waren. Hingegen zeichnet sich der QUTEST bei den sehr präsenten tiefen Frequenzen des fast totproduzierten Songs durch mehr Fülle aus. Bei einem meiner Lieblingssongs, „Nightrain“ der Hollywood-Rocker Guns N‘ Roses, sehe ich den Brooklyn DAC+ im Vorteil. Er wirkt lebendiger in den Höhen, kraftvoll in den Tiefen und detaillierter. Dies ist vor allem beim letzten Part zu hören als sich Slash von einem Solo zu nächsten immer mehr in einen Rausch spielt.


  • Moonriver Audio Model 505 Hybrid Stereo Phono EQ Stage

    Der Phono-Entzerrer Model 505 des schwedischen Herstellers Moonriver Audio kommt in schlichtem Design daher und wendet sich an den ernsthaften Vinyl-Liebhaber, der ohne Bling Bling einfach Musik hören will. Hinter dieser heuer selten gewordenen Gerätephilosophie verbergen sich oft große HiFi-Perlen, mein Interesse ist geweckt! Im Nachhinein, jetzt, wo dieser Testbericht fertig geschrieben und hier veröffentlicht ist, empfinde ich es als persönlichen Fauxpas, bisher noch nichts von diesen Schweden gehört zu haben. Moonriver Audio meine ich,…
    26.03.2024
  • MUTEC REF10 NANO

    Das Thema Master Clock beschäftigt mich schon längere Zeit. Es ist faszinierend, was sich damit in einer digitalen Kette an klanglicher Verbesserung noch herauskitzeln lässt. Der brandneue REF10 NANO von MUTEC ist eine auf das Wesentliche konzentrierte Variante des überragenden REF10 zum halben Preis. Das ist mal eine Ansage und macht das Thema Clocking noch interessanter als es ohnehin schon ist. Ich habe seit vielen Jahren zwei kaskadierte Mutec MC3+ USB Reclocker in meinem Bestand…
    19.03.2024
  • Chord Electronics Ultima Integrated

    Vor fünf Jahren begann Chord Electronics, mit den Ultima Vorverstärkern und Mono- sowie Stereo-Endstufen eine neue Top-Linie zu etablieren. Jetzt haben die Briten einen Ultima Vollverstärker hinzugefügt, um den hohen Qualitätsstandard auch den Freunden kompakterer Audio-Ketten zugänglich zu machen. Nur zur Erinnerung: John Franks baute ursprünglich hochwertige Elektronik für die Luftfahrt, insbesondere eine zuverlässige Stromversorgung für Kampfflugzeuge. Er gründete 1989, seiner Leidenschaft folgend, das Unternehmen Chord Electronics Ltd. zur Fertigung von High-End-Elektronik. Diese Audio-Karriere begann…
    12.03.2024
  • Dan Clark Audio E3

    Dan Clark Audio schickt sich an, mit seinem geschlossenen Kopfhörer E3 einen neuen Standard in seiner Preisklasse zu setzen zu. Amerikaner sind selten um markige Worte verlegen, da machen auch die Spezialisten aus San Diego keine Ausnahme. Unser Interesse war aufgrund der spannenden Technik geweckt und ein Test ein Muss. Wenn ich Hintergrundinformationen über einen mir persönlich bislang eher unbekannten HiFi-Hersteller sammeln möchte, gehe ich üblicherweise auf dessen Originalwebseite anstatt auf die des deutschen Vertriebs.…
    07.03.2024
  • Aavik C-880 und P-880 – Teil 3

    Ich gebe gern zu, dass einige Passagen zur Technik im ersten Teils des Interviews keine leichte Kost waren. Natürlich geht es auch hier um einige von Michael Børresens konstruktive Lösungen, aber auch um die kommende Generation von Hifi-Fans und – wie angekündigt – um einen Geheimdienst, Kirchen, einen Filou und nukleares Material. Dirk Sommer: Wie hoch ist der Dämpfungsfaktor der P-880? Michael Børresen: Hoch, weil wir so viel Verstärkung haben und acht Ausgangstransistoren. Das kann…
    01.03.2024
  • PrimeCore Audio A7

    Streamen oder nicht streamen, ist das hier die Frage? Eigentlich nicht so richtig, denn mit dem PrimeCore A7 hat niemand eine Ausrede mehr, nicht zu streamen. Bei der Beschäftigung mit diesem spannenden Audio-Server für Roon von Wolfgang Saul ging es um viel mehr als das: Ich habe mein Audionetzwerk neu kennengelernt. Der als Audiosaul bekannte Händler Wolfgang Saul hat sich der möglichst perfekten digitalen Musikwiedergabe verschrieben und möchte diese so zugänglich und damit fair bepreist…
    27.02.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.