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ADAM Audio Classic Compact Mk3

10.11.2010 // Matthias Jung

Aufwendige, gut bestückte Frequenzweiche der ADAM Compact
Aufwendige, gut bestückte Frequenzweiche der ADAM Compact

Und wie klingt das Ganze nun? Wenig. Zum Glück! ADAM hat vermieden, irgendeinen Bereich anzuheben oder abzusenken, um im Consumer Markt auf sich aufmerksam zu machen. Und dies ist gerade im Bereich des X-ART ein echter Gewinn, wenn man diese Treiber nicht einsetzt, um Effekte, Sibilanten, Details, Phrasierungen besonders effektvoll spielen zu lassen. Lässt man sie neutral spielen, wird es durchaus eindrucksvoll.

Der Hochtonbereich der Classic Compact spielt sehr frei, durchsichtig und detailreich. Dabei wird zum Glück auf extra „Zing“ verzichtet, das im Laden immer so schön Auflösung suggeriert und zu Haus nach drei Tagen nur noch furchtbar auf den Senkel geht. Die Abstimmung der Classic Compact geht durchaus in Richtung Kalotte – nur mit besserer Auflösung. Ich habe mich durch eine Unzahl an Tonträgern gehört, um ihr doch mal die eine oder andere Unartigkeit im Hochtonbereich nachzuweisen und schließlich aufgegeben. Die vielen Informationen kommen eher so beiläufig, als wäre es nichts. Zum Beispiel angeschlagene Bleche bei moderner Klassik.

Abgesehen davon, dass diese prima im Raum stehen und ordentlich Krach machen, gibt es am Ende des Gedängels noch so ein letztes Ausschwingen, das ich bisher nicht gehört habe. Klingt wie ein scheppernder Fahrradkotflügel – sehr faszinierend. Dabei haben es sich die Entwickler verkniffen, analytisch abzustimmen und irgendetwas in den Vordergrund zu stellen. Becken bleiben, bei aller Feininformation und Durchhörbarkeit, immer brav an ihrem Platz, ohne deswegen weniger zu strahlen. Stimmen profitieren ebenfalls enorm. Oft wird ja das Volumen zugunsten des Umrisses zurück genommen, um besondere Präzision vorzutäuschen. Die ADAMs sind in sich so präzise, dass sie das nicht nötig haben. Stimmen sind klar umrissen, aber eben auch mit dem richtigen Volumen ausgestattet. Wie die Entwickler dabei noch so viel Farbe und Ausdruck untergebracht haben, bleibt ihr Geheimnis.

Dies trifft besonders auch auf Streicher zu: viel Schmelz und Volumen bei gleichzeitig hoher Präzision und Genauigkeit. Überhaupt spielen die Classic Mk3 sehr sauber. Irgendwie bringen sie Dinge klar und deutlich, deren Unsauberkeit ich bisher mit dem jeweils benutzten Verstärkern in Verbindung gebracht habe. Nicht dass dieser auf einmal unwichtig wäre, aber man kommt an den ADAMs schon mit günstiger Elektronik sehr weit. Die Mitten profitieren von dieser Sauberkeit und schließen nahtlos und unauffällig an. Auch in diesem Bereich gibt es ein großes Repertoire an Details und Farbe. Der Bassbereich kommt locker und ist kräftig und tief genug, um auch mittelgroße Räume mit ausreichend Schalldruck zu füllen. Dabei fällt die Stabilität auf, die auch bei Zugabe heftiger Leistung nicht leidet. Insgesamt sehr schön ausbalanciert und nicht übermäßig trocken wird bis hinunter zu sehr tiefen Frequenzen nicht nur eine realistische Größe, sondern auch Druck erzeugt. Ganz unten im Frequenzkeller gibt es irgendwann eine Begrenzung – alles andere wäre bei einem passiven Lautsprecher dieser Größe auch unmöglich. Tiefe Bassläufe sind mühelos zu verfolgen, auch hier agiert die ADAM sehr sauber und aufgelöst, bei Bedarf auch sehr laut. Lediglich im Bereich zwischen circa 60 und 80 Hertz geht es etwas vorlaut zu. Einerseits kommen dadurch Kick Drums so wie sie heißen, gezupfte Kontrabässe werden allerdings mit etwas zu viel Impetus auf den Hörer losgelassen.

Der räumliche Eindruck ist eher breitflächig als sehr tief, hallende Gewölbe (Arvo Pärt Te Deum) werden in Tiefe und Höhe bis zum Chor ausgeleuchtet, aber eben auch nicht weiter. Hier kommt wieder die Neutralität ins Spiel, immerhin stammen die Macher aus dem Profibereich. Daraus resultiert einerseits bei entsprechenden Aufnahmen eine schon fast erschreckend realistische Wiedergabe: RickyLee Jones auf Pop, Pop steht direkt im Raum, in dem man wenig später bei Faurés Klavierquartetten die Hand nach den Musikern ausstrecken möchte. Bei modernen, bis zum Anschlag komprimierten Popaufnahmen mündet die neutrale Gangart teilweise in totale Belanglosigkeit (Amy McDonald) oder tickernden Krach (Depeche Mode Sounds of the Universe).


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