Dass es durchaus sinnvoll sein kann, selbst die Daten einer CD vor der Wandlung in DSD zu konvertieren, habe ich vor mehr als zehn Jahren beim Test des dCS Delius Wandlers und Purcell Upsamplers feststellen können: Hier klang das, was von der CD kam, einfach am besten, wenn es vor der Wandlung ins 1-Bit-Format konvertiert wurde. Hochbit-Formate konnten da einfach nicht mithalten. Wenn man aber davon überzeugt ist, dass ein 1-Bit-Datenstrom besser klingt als PCM, dürfte man einfach ein ungutes Gefühl haben, wenn man weiß, dass das noch so wohl tönende DSD-File auf der eigenen Festplatte zumindest zwischenzeitlich mal ein Hochbit-Signal war. Aber da geht es dem Analogfan auch nicht besser: Wenn er heute noch ein aktuelles Album auf Schallplatte bekommt, kann er fast sicher sein, dass die darauf enthaltene Musik während des gesamten Produktionsprozesses als Datensatz vorlag und erst zur Überspielung in Lack oder Kupfer wieder ins Analoge gewandelt wurde.
Wer nun – wie auch ich vor kurzem noch – meint, zumindest die Nutzer von Computer-Hifi mit ihren für gutes Geld erworbenen High-Resolution-Files seien auf der sicheren Seite, dürfte auch nicht immer richtig liegen, zumindest wenn es um Dateien mit Abtastraten oberhalb von 96kHz geht: Heinrich Schläfer, Mastering-Koryphäe und Ex-Mitinhaber des bestens beleumundeten österreichischen Labels Quinton Records, merkte während eines Telefonats letztlich ganz beiläufig an, dass das meiste heutzutage in den Studios zu findende, sogenannte Outboard-Equipment – Hallgeräte, Kompressoren, Equalizer und so weiter – lediglich mit 96kHz arbeite. Den Rest erledige dann oft ein guter Upsampler. Und mit ein wenig Geschick und einigen Tricks bekäme man das auch so hin, dass die Manipulation mit einem einfachen Test nicht nachweisbar sei.
Bevor wir nun jedoch vor lauter Misstrauen die ungemein positive Tatsache aus dem Blick verlieren, dass wir heute mit hochaufgelösten PCM- und DSD-Files viel näher an die Musik kommen als je zuvor, stelle ich Ihnen jemanden vor, der die Vorzüge der DSD-Technik teils zum eigenen Vergnügen, teils zur Produktion hervorragenden Demo-Materials für Hifi-Shows kreativ nutzt: Joe Kubala, einer der beiden Inhaber der Nobel-Kabel-Schmiede Kubala-Sosna, nimmt schon seit einiger Zeit mit einen ganzen Rack voller synchronisierter Korg MR-2000 live auf mehrere Spuren auf. Bei 5,6MHz sei die Qualität seiner „digitalen Mehrspurmaschine‟ durchaus mit dem analogen Pendant zu vergleichen, meint er. Zum Mixen und Nachbearbeiten der einzelnen Spuren wechselt Joe Kubala dann wieder in die analoge Ebene. Den Mix-Down auf zwei Kanäle speichert er anschließend sowohl auf DSD mit 5,6Mhz als auch auf Tonband. Ich werde versuchen, mal eine seiner Aufnahmen für einen Download zu bekommen.
Zwar steht in einer Publikation wie Hifistatement das Wort im Vordergrund, aber so ganz ohne Musik möchte ich den zweiten Teil meiner DSD-Reihe doch nicht beenden. Zum Download habe ich das Titelstück der zweiten sommelier du son-LP Goodbye Pork Pie Hat ausgewählt. Charlie Mariano und Dieter Ilg haben die Charles-Mingus-Komposition in der recht halligen Akustik der Kapelle des Schlosses Solitude in Stuttgart als Zugabe gespielt. Das Saxophon wurde mit einem AKG C 414 B-ULS und der Bass mit einem Neumann SM 69 fet aufgenommen. Den Song vom analogen Session-Tape habe ich für den Download mit dem „amtlichen‟ EMM Labs ADC Mk IV in ein DSD-Signal mit 2,8MHz gewandelt, auf dem Tascam-Recorder gespeichert und von dort per AudioQuest Diamond USB auf den Computer überspielt. Viel Spaß damit.
PS: Einige der – natürlich in allen Produktionsschritten rein analogen – LPs sds 0014-1 sind noch im einschlägigen Fachhandel und im Hofladen Dieter Ilgs zu haben.
![]() Charlie Mariano & Dieter Ilg Goodbye Pork Pie Hat 2,8MHz ca. 295,7 mb (DFF) |