tests/12-12-10_thales
 

HiFiction Thales Simplicity

10.12.2012 // Dirk Sommer

Hier ist ein leerer Systemträger in die Justage-Lehre eingelegt. Das Fadenkreuz markiert die Position der Abtastnadel. Der Nadelträger sollte sich unter der senkrechten Linie des Kreuzes befinden
Hier ist ein leerer Systemträger in die Justage-Lehre eingelegt. Das Fadenkreuz markiert die Position der Abtastnadel. Der Nadelträger sollte sich unter der senkrechten Linie des Kreuzes befinden

Ja ich weiß schon, mit Schwärmereien ist Ihnen nicht wirklich gedient. Und deshalb baue ich das Olympos nun in das Headshell des Kuzma 4point, positioniere den Arm exakt auf dem LaGrange und stelle dann den Überhang des Tonabnehmers ein. Leider gibt es bisher kein Chassis für das LaGrange, auf dem sich zwei neun-Zoll-Arme montieren lassen. Für die nicht allzu ferne Zukunft hat Helmut Brinkmann aber ein solches angekündigt. Die Basis mit dem recht kurzen Simplicity muss nämlich ebenso wie die mit dem Kuzma, auch wenn er deutlich länger ist, auf einer neun-Zoll-Position montiert werden. Daher komme ich nicht umhin, nicht nur den Tonabnehmer, sondern auch die Arme auf dem Laufwerk zu tauschen. Selbst wenn dies einige Zeit dauert, werden die Unterschiede zwischen den Armen deutlich: Der Kuzma verhilft dem Olympos in den untersten Oktaven zu einem Hauch mehr Druck, ohne dass der Simplicity hier ausgedünnt wirkte. Unterschiede werden bei großorchestralen Einspielungen mit Pauken deutlich, bei einem akustisch aufgenommenen Kontrabass lassen sie sich mehr erahnen. In ähnlichen Größenordnungen bewegen sich auch die Unterschiede in den Disziplinen, in denen der Simplicity die Nase vorn hat: Er erzeugt die Illusion eines minimal offeneren und größeren Raumes und lässt die Musiker einer Tick spielfreudiger erscheinen, ohne dass dieses – zugegebenermaßen sehr kleine – Plus an Lebendigkeit auch nur mit einer Andeutung von Unruhe oder gar Nervosität einherginge.

Für die Höheneinstellung werden drei unterschiedlich lange Gewindestangen mitgeliefert
Für die Höheneinstellung werden drei unterschiedlich lange Gewindestangen mitgeliefert

Alle zum Vergleich herangezogenen Stücke befinden sich übrigens auf der ersten Hälfte der jeweiligen Platte, so dass der Simplicity hier keine konstruktionsbedingten Vorteile hatte. Solche Tricks hat der „kleine“ Thales auch nicht nötig, um mich völlig für sich einzunehmen. Er erlaubt selbst sehr hochkarätigen Tonabnehmern, ihre klanglichen Vorzüge voll zur Geltung zu bringen. Quasi als Bonus gibt es dann noch die Gewissheit, dass die wertvollen Scheiben in geometrisch idealer Weise abgetastet werden – ohne Kompressor, Servomotoren oder starke seitliche Kräfte, die auf den Nadelträger einwirken. Den Thales original habe ich vor Jahren als Micha Hubers mechanischen Geniestreich bezeichnet. Vielleicht war das voreilig. Denn den Simplicity zeichnen zusätzlich eine uneingeschränkte Alltagstauglichkeit und noch minimal höhere klangliche Qualitäten aus.

STATEMENT

Simpel sind beim Simplicity erfreulicherweise der Aufbau und die Handhabung. Langwierigen Hantierens mit filigraner Mechanik wie beim Thales original bedarf es beim Simplicity nicht. Dank eidgenössischer Ingenieurs- und Fertigungskunst gelangt man recht problemlos zu höchstem analogen Genuss. Der hat allerdings seinen Preis, der angesichts der kompletten Herstellung in der Schweiz, vor allem aber für den gebotenen Klang dennoch voll in Ordnung geht.

PS: Als ich im Oktober meine Nagra IV vom Service in der Schweiz abholte, habe ich am späten Nachmittag kurz bei HiFiction in Winterthur Station gemacht. Da waren zwar nur noch der Micha Huber und einer seiner Mitarbeiter in der Firma, einen Eindruck der handwerklichen Fertigung der Arme vermitteln die Bilder aber dennoch.


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