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Test.
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Børresen X3

29.08.2023 // Finn Corvin Gallowsky

Die Tieftöner sind ohne aufgesetzte Staubschutzkappen konzipiert
Die Tieftöner sind ohne aufgesetzte Staubschutzkappen konzipiert

Nur mit Begeisterung ist es allerdings nicht getan, die X3 müssen unter vollem Körpereinsatz in den Hörraum verfrachtet werden. Dort positioniere ich sie zunächst auf meinem üblichen Lautsprecherstandplatz. Die Gehäuserückseite kommt aufgrund der langgestreckten Bauform der Schallwandler der Rückwand dabei absurd nah. Mein Fazit zu diesem Zeitpunkt: Das kann überhaupt nicht funktionieren. Tut es aber doch. Natürlich ist der Bassbereich eher präsent, aber keinesfalls matschig oder unkontrolliert. Trotz der größeren Nähe zur Rückwand verhalten sich die X3 sehr ähnlich wie meine eigenen Lautsprecher. Doch es wird noch absurder. Mit den ersten Testsongs vernehme ich bereits eine luftige und holografische Bühne, aber es macht sich das Gefühl breit, dass der Lautsprecherabstand noch größer gewählt werden müsste, damit die Børresen ihr Potential voll ausspielen können. Folglich schiebe ich sie so weit wie überhaupt möglich an meine Seitenwände und somit unmittelbar in meine Raumecken. Und tatsächlich quittieren die Lautsprecher das mit einer noch offeneren, plastischeren Bühne. Außerdem gilt es noch, mit dem Eindrehwinkel der Lautsprecher zu experimentieren. Ein kurzer Blick ins Handbuch zeigt, dass die Lautsprecher bereits nach der Empfehlung positioniert sind. Die von der Front orthogonal gedachten Linien sollen über die Schulter des Hörers verlaufen und sich etwa einen Meter hinter dem Kopf treffen. Man sollte gerade noch die Innenflanken der Lautsprecher sehen können. Nach etwas Probieren komme ich zu dem Schluss, dass ich in meinem Hörraum eine etwas weiter eingedrehte Variante bevorzuge. Ich kann die Innenflanke der Lautsprecher für die ersten Millimeter nach der abgerundeten Frontkante erahnen, mehr aber auch nicht. Aufgrund des geringen Sitzabstandes zielen die Lautsprecher noch immer an meinen Ohren vorbei und sind nicht direkt auf sie ausgerichtet. Ihr Brennpunkt liegt aber weniger als einen Meter von meinem Kopf entfernt. Alles in allem ist die Aufstellung mehr als ungewöhnlich. Zu allen Seiten näher an den Wänden, als ich überhaupt jemals einen Lautsprecher positioniert habe, aber es scheint die X3 in keiner Weise zu stören. Ganz im Gegenteil, sie scheinen sich erst jetzt so richtig wohlzufühlen.

Der massive Aufbau des Treibers spricht für sich
Der massive Aufbau des Treibers spricht für sich

Der Song „Coup D’etat“ vom Level 42 Album World Machine fiel mir kürzlich wieder als besonders gut produzierte Popmusik auf, als ich ihn über eine zweckentfremdete KRK-Studioabhöre während einiger Lötarbeiten hörte. Er scheint mir ein passender Eröffnungstrack für den Test der X3. Ich beginne natürlich ohne irgendeine EQ-Anpassung der Lautsprecher an meinen Raum. Noch vor allem anderen mache ich die Feststellung, dass die X3 ohne Frage die Lautsprecher mit dem höchsten Groovefaktor sind, die bisher in meinem Hörraum zu Besuch waren. Sie schütteln den Song mit einer derartigen Spielfreude, Lockerheit und Energiedichte aus dem Ärmel, als wäre es eine Kleinigkeit. Die verschiedenen Ebenen des Mixes mit klar positionierter Snare und Hi-Hat, hart nach außen gepannten Percussion-Elementen, dem charakteristischen Bassspiel von Mark King und verschiedenen Synths werden auf einer breiten Bühne enorm luftig, leichtfüßig und mit einem tollen Spannungsverhältnis zueinander präsentiert. Einzelne Schallquellen werden dabei mit einer großzügigen individuellen Ausdehnung abgebildet, wie sie ein Lautsprecher dieses Ausmaßes erwarten lässt. Die einzelnen Instrumente wirken zwar etwas weniger scharf und punktuell abgebildet, erzeugen aber eine extrem anziehende Plastizität. Da die Instrumente aufgrund ihrer individuell größeren Ausdehnung etwas näher zusammenrutschen, ist es einleuchtend, dass der größtmögliche Lautsprecherabstand zum überzeugendsten Ergebnis führt. Das musikalische Geschehen scheint stärker im Hörraum stattzufinden und nicht nur als Abbild wiedergegeben zu werden. Die Bühnentiefe ist dabei sehr gut, aber doch ein beträchtliches Stück vom imaginären Durchbruch in der Hörraumrückwand entfernt, den ich mir manchmal vorstelle, wenn ich in Dirk Sommers Hörraum die Børresen 05 SSE höre. Dafür fühle ich mich aber immer unmittelbar in die Musik einbezogen und weniger wie in einem Konzertraum als doch etwas entfernter Zuhörer. Auf diese Eindrücke wirkt sich natürlich auch die Hörraumgröße und der Sitzabstand aus, aber ich denke, es ist mehr als fair, festzuhalten, dass eine Børresen 05 eine beeindruckendere Bühnentiefe produziert als eine X3 – von der vorgeschalteten Kette einmal abgesehen.

Es wurde sich für ein schlichtes, aber vollkommen ausreichendes Single-Wiring-Terminal entschieden
Es wurde sich für ein schlichtes, aber vollkommen ausreichendes Single-Wiring-Terminal entschieden


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