tests/23-12-19_antipodes
 

Antipodes Audio Oladra G4 Upgrade

19.12.2023 // Wolfgang Kemper

In meiner Anlage stehen nun mein Oladra G3 und der neue Oladra G4 nebeneinander, beide mit Audioquest Hurricane Netzkabeln am Audioquest Niagara angeschlossen. Hier gleiche Bedingungen zu schaffen, ist kein Problem. Schwieriger ist es beim USB-Kabel und bei Roon als Server- und Player-Software. Der Wechsel des USB-Kabels von einem Oladra zum anderen und auch die jeweilige Zuordnung zu Roon sind jeweils zeitraubend und erfordern manchen Neustart. Die Computer im Oladra brauchen recht lange beim Herunter- und Hochfahren. Das ist aber nur bei einem direkten Vergleich lästig, im wirklichen audiophilen Leben hat das wohl keine Bedeutung. Ich wähle für den Hörtest die USB-Anbindung an den D/A-Wandler, weil dies der gängigste Weg ist, obwohl die I2S-Schnittstzelle bei beiden Oladra noch besser klingt: Die Musik spielt greifbarer, eine Spur trockener und vor allem noch ein wenig mitreißender. Aber I2S ist nun mal kein Standard. Später werde ich USB auch mit AES/EBU vergleichen. Dafür nutze ich zwei Habst Kabel, das USB Ultra-3 und das DIII AES/EBU, zwei hinsichtlich ihres klanglichen Charakters sehr nahe Verwandte, was den Schnittstellen-Vergleich überhaupt nur sinnvoll macht.

Im Inneren des Oladra G4 ist der Aufwand auf dieser Platine sichtbar, die der G3 nicht besaß
Im Inneren des Oladra G4 ist der Aufwand auf dieser Platine sichtbar, die der G3 nicht besaß

Der neue Oladra ist inzwischen deutlich mehr als einhundert Stunden eingespielt. Mit der Zeit wird er wohl dennoch geringfügig an Homogenität zulegen, so war es zumindest bei meinem eigenen Exemplar. Die klanglichen Unterschiede sind mehr als deutlich, trotz der langwierigen Umschalterei. Eva Cassiday singt auf ihrem Live-Album Nightbird nun nicht nur mit einer glaubwürdigeren, vollbrüstigen und faszinierenden Stimme, auch die sie begleitenden Instrumente erlebe ich mit mehr Intensität im Grundton, was zu einem authentischeren Klangbild führt. Dabei verliert die Auflösung und die räumliche Darbietung, die die Akustik im Blues Alley-Jazzclub erahnen lässt, in keiner Weise. Die Musik erlebe ich über den G4 emotionaler, auch weil sie schöner, etwas schmeichelhafter klingt. Das wirkt aber nicht übertrieben und schon gar nicht einlullend, sondern scheint mir musikalisch richtig und lässt mit Leichtigkeit in diesem einmaligen Konzert ein Dabeisein-Gefühl entstehen. Ähnlich empfinde ich, wenn Eric Clapton sein „Old Love“ vom Album Unplugged (Live) zum besten gibt. Wirklichkeitsnahe Stimmwiedergabe auch hier, gepaart mit einem begeisternden farbenreichen Klang der Saiten seiner Gitarre. Dank einer wohldosierten Menge mehr an Grundton-Energie klingt der Oladra G4 plastischer und musikalisch stimmiger, so dass ich das Gefühl habe, mehr Feinheiten zu erleben. Das Upgrade scheint auch der räumlichen Darstellung noch eine Spur mehr Stabilität zu geben. Der klangliche Unterschied zwischen den beiden Oladra liegt nicht in der Größenordnung wie seinerzeit beim Vergleich K-50 mit dem ursprünglichen Oladra. Dennoch ist der G4 musikalischer und spielt faszinierender, einfach weil er noch mehr Details vermittelt und dabei auch noch ein für mein Empfinden genau richtiges Maß an Schönheit im Klangbild mitbringt. Das erlebte ich auch mit der Highres-Version von Neil Diamonds bekanntem Album Hot August Night. Der Open-Air-Live-Auftritt im Greek Theater in Los Angeles wird vom neuen G4 derart packend intoniert, dass man die vielen Nebengeräusche wahrnimmt, ohne sie als störend zu empfinden, und das Gefühl bekommt, den Bewegungen des Sängers folgen zu können. Die Atmosphäre wird in einer solchen Realitätsnähe vermittelt, dass ich das Konzert komplett hörte, obwohl dies eigentlich heute nicht mehr meine Musik ist. Was deutlich auffällt, ist bei allen Musikstücken die eindeutig realistischere Reproduktion durch die gesteigerte Grundton-Intensität. Beim Schlagzeug hört man dies stets sehr klar. Da bekommen die einzelnen Trommeln jetzt ihre typische Klangfarbe, so dass man sie nun mit Leichtigkeit identifizieren kann. Deren Bespannung klingt farbintensiver und länger nach – ganz klar ein musikalischer Fortschritt. Jetzt könnte man möglicherweise denken, dass in einer Anlage, die schon grundtonstark abgestimmt ist, der Oladra G4 zu viel des Guten tut. Das glaube ich deshalb nicht, weil die Informationsfülle und -Qualität, die den G4 im Vergleich zu seinem Vorgänger überlegen macht, in mindestens gleicher Weise überzeugt wie seine musikalische Schönheit. Beides Dinge, die kaum nachträglich generiert werden können, wenn das Quellgerät sie nicht bietet. Diese Fähigkeiten des Oladra G4 machen auch hinsichtlich des feindynamischen Empfindens einen Unterschied, einfach weil mehr Information zu hören ist oder authentischer kommuniziert wird.

Schaut man auf das Innenleben des G4, findet man überwiegend identisches, aber auch einige Abweichungen im Detail, so etwa die anders eingebaute zentrale Platine
Schaut man auf das Innenleben des G4, findet man überwiegend identisches, aber auch einige Abweichungen im Detail, so etwa die anders eingebaute zentrale Platine

Die Samsung-Festplatte ist beim alten Oladra 480Gb groß, beim G4 scheint sie zwar gleichen Typs aber nicht gleicher Größe zu sein. Leider verdeckt die Kabelverbindung auf dem Foto die Sicht
Die Samsung-Festplatte ist beim alten Oladra 480Gb groß, beim G4 scheint sie zwar gleichen Typs aber nicht gleicher Größe zu sein. Leider verdeckt die Kabelverbindung auf dem Foto die Sicht


  • Acapella Harlekin 2

    Es ist zwar schon fast nicht mehr wahr, solange ist es her, aber ich war mal treuer Audio-Forum-Kunde und lange Jahre Besitzer zweier ATR Monitor, bevor die Kreationen von Alfred Rudolph unter dem Namen Acapella angeboten wurden. Nun stehen wieder Zwei-Weg-Lautsprecher aus der Duisburger Manufaktur im Wohnzimmer und machen richtig Spaß. Dass ich damals in eine gewisse ATR/Acapella-Abhängigkeit geriet, hatte mit dem ausgeklügelten Aufsteigerkonzept von Hermann Winters und Alfred Rudolph zu tun. Wie ich schon…
    21.10.2025
  • Bladelius Oden Class-A II

    Bladelius wurde 1997 in Alingsås, Schweden, gegründet und ist Teil der Bladelius Design Group. Der Gründer ist Michael Bladelius, einer der renommiertesten Designer in der Welt der Audiotechnik. Wir testen seinen neuesten Vollverstärker, den Odfen Class-A II. Dies ist seine Weltpremiere. Es ist wie ein Mantra, in jedem Artikel über Bladelius wiederholt, aber es führt kein Weg daran vorbei: Michael Bladelius ist eine der interessantesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Audioindustrie. Wie wir in unserem Test der…
    14.10.2025
  • Ortofon MC X40

    Nach dem jüngsten Test des günstigsten MC-Tonabnehmers X10 aus Ortofons Einstiegsserie „X“ greifen wir nun ganz oben ins Regal und holen uns den X40 heraus. Dieser wartet unter anderem mit Bor-Nadelträger und einer Nadel mit Shibata-Schliff auf. Wir klären, ob und wie sich dieser technische Mehraufwand klanglich bezahlt macht. Bereits das Ortofon MC X10 hat mich durch seine ganzheitliche musikalische Abbildung und seinen lebendigen, riesigen Spaßfaktor stark beeindruckt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des für…
    07.10.2025
  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    The Frida from SV-Audio by Storgaard & Vestskov had already astonished me at the 2024 Hamburg HiFi Days to such an extent that I lingered in the Danes’ room for a long time, listening intently to their presentation. This loudspeaker so clearly defied its physical size that it was impossible not to be captivated. Now, this precious creation from Bornholm has finally found its way into my home. For seasoned hi-fi veterans like myself, moments…
    02.10.2025
  • Lu Kang Audio Spoey 200

    Das erste Mal sind mir die Lautsprecher von Lu Kang Audio in einer sehr guten Vorführung auf der High End 2023 aufgefallen. Zu dem Zeitpunkt waren sie auf dem deutschen Markt noch überhaupt nicht erhältlich. Durch die Aufnahme in das Portfolio des Vertriebs audioware aus Österreich hat sich das jetzt europaweit geändert. Für den Test der Spoey 200 habe ich mir die Zeit genommen, Firmeninhaber Cheng-Chien „Rox“ Shih und die Marke Lu Kang in Ruhe…
    30.09.2025
  • exD konNET-k und konNET-o

    exD ist eine Marke aus Hongkong, von der Sie vielleicht zum ersten Mal hören. Der Hersteller hat kürzlich die Netzwerk-Switches konNET-k und konNET-o vorgestellt, die speziell für den Einsatz in hochwertigen Audio-Setups entwickelt worden sein sollen. exD hat ganz offensichtlich eine Passion für eigenwillige Typografie bei Marken- und Produktnamen, aber auch dafür, die klangliche Qualität der digitalen Audiowiedergabe bereits an der Quelle zu optimieren. Der Designer hinter der Marke ist Albert Leung und er hat…
    16.09.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.