Obwohl der DHS-1 ohne Kabel ungefähr 500 Gramm auf die Waage bringt, sitzt er dank seiner Polsterung der Ohrmuscheln und des Bügels sehr bequem. Die Größenverstellung läuft butterweich und ist doch überraschend stabil. Eine kleine Überraschung beim Auspacken dürfte die beiliegende parfümierte Holzkugel sein, die dem gesamten Case samt Kopfhörer einen charakteristischen Geruch verleiht. Ich empfand das als willkommene Abwechslung zu sterilen Gerüchen oder gar synthetischem Plastikgeruch manch anderer Produkte – und das, obwohl ich sonst nicht unbedingt Wert auf Parfum lege, sondern einen neutralen Geruch bevorzuge.
Oft gelten offene Kopfhörer geschlossenen generell als klanglich überlegen. Dass es sich dabei allerdings um eine Fehlannahme handelt und es nicht zuletzt auf die jeweilige Abstimmung und den Anwendungszweck ankommt, dürfte die großer Mehrheit der Leser unserer Tests aber bereits erfahren haben. Letztendlich bieten offene Kopfhörer dieses Quäntchen mehr – Überraschung – Offenheit, besser gesagt Bühne, Luft oder Instrumentenseparation. In lauter Umgebung bleibt von diesem Plus aber kaum mehr etwas übrig. Dass man mit dem DHS-1 beide Optionen hat und zudem, wenn man schnell ist, dank einer 14-Grad-Drehung der äußeren Ohrmuschelabdeckung, in unter einer Sekunde umschalten kann, ist schlichtweg genial. Betrachtet man den beiliegenden Frequenzschrieb, wird augenscheinlich, dass sich die Frequenzgänge bei offener oder geschlossener Abdeckung kaum unterscheiden. Lediglich bei ungefähr 30 und 60 Hertz spielt der geschlossene Kopfhörer wenige Dezibel leiser. Ab 100 Hertz schwingt sich der offene Kopfhörer leicht über den geschlossenen auf, um dann bei etwa 800 Hertz die Kurve zu schneiden und bei etwa 1,2 Kilohertz in eine nicht ganz eine Oktave breite Senke zu fallen. Alles in allem sind die messtechnischen Abweichungen marginal, besonders ab 2 Kilohertz sind die Kurven praktisch nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Im offenen Modus liefert der DHS-1 102 Dezibel pro 1 Milliwatt und im geschlossenen Modus 2 Dezibel mehr.
Ich entscheide mich zum Start für den geschlossenen Modus und wähle mit „Jinete viento“ von Renaud Garcia-Fons Album ein von akustischen Instrumenten getragenes Stück, das ich immer wieder auf sehr vielen Systemen gehört habe. Zum Fünfsaiterbass von Renaud gesellen sich neben, Geige, Viola, Cello und Gitarre exotische Instrumente wie Kemençe und Kanun, die mit starkem Charakter aus dem Reigen der Saiteninstrumente hervorstechen. Oft wirkt die Aufnahme verhangen und nicht sonderlich trennscharf, jedoch gibt das Musikstück meiner Erfahrung nach viel Aufschluss über die Auflösungsfähigkeit des Lautsprechers/Kopfhörers, mitunter stärker als andere audiophilere Aufnahmen. Und abgesehen davon ist es schlicht und ergreifend fantastische Musik. Tatsächlich entschlüsselt der DHS-1 das Musikstück mit einer selten gehörten Präzision, ohne dabei auch nur im Entferntesten aufdringlich zu werden. Für eine unmittelbarere Einordung ziehe ich gleich zu Beginn meinen Sennheiser HD 800 s heran. Wie erwartet zeichnet der Sennheiser insgesamt den größeren, luftigeren Raum und betont den Hall auf den gezupften Streichern oder der perkussiven Gitarre gleich zu Beginn viel deutlicher. Die Instrumente selbst jedoch zeichnet er größer, diffuser und stärker miteinander verschmelzend. In klassischer HD800er-Manier wird mit spritzigen Höhen dabei nicht gegeizt und wie eigentlich immer ist das hart an der Grenze zur Hochton-Übertreibung. Der DHS-1 verpackt all diese Informationen auf eine deutlich musikalischere Weise. Die Instrumente wirken in sich etwas konzentrierter, kleiner, der Hall organischer eingebettet. Die Tiefenstaffelung liegt gleichauf mit dem Sennheiser, ist eventuell sogar einen Hauch größer. Es ist weniger Hochtonenergie vorhanden, aber trotzdem wirken die Instrumente nicht weniger spritzig als mit dem Sennheiser. Ganz im Gegenteil, der DHS-1 folgt den Instrumenten derartig impulsschnell (und in meinen Ohren schneller als der Sennheiser), dass es so gar keinen aufgesetzten Hochtonglanz braucht, um eine Gefühl von Auflösung zu schaffen. Genau diese Balance kennzeichnet für mich ein herausragendes Wiedergabesystem, das es versteht, mit dieser komplexen Aufnahme umzugehen.
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