Nachdem ich die Ascendance 2 ausgepackt hatte, platzierte ich sie auf den von Uwe Heile mitgelieferten 70 Zentimeter hohen SS7 Ständern von Solid Steel. Dies sind justierbare stählerne Dreibein-Stative mit punktueller Ankopplung der MFD-Stellfläche oben mittels Stahlkugeln. Auf die MDF-Platte der Solid Steel wurde die Ascendance mit je drei zu Lieferumfang der Ständer gehörenden Pads aus elastischem Haftmaterial recht fest verbunden. Die Ascendance 2 zeigt sich funktional geradlinig gestaltet und fällt nicht durch ein mariniertes Design auf. Es gibt keine Abdeckung für die Front. Man hat standardmäßig die Wahl zwischen fünf Gehäuseausführungen. Mein Paar aus Eiche-Furnier trug frontal in der dem nicht zentral montierten Hochtöner abgewandten oberen Ecke ein dezent eingeprägtes griechisches Phi, das auf mich wie ein Brandzeichen wirkt und in sympathischer Weise irgendwie die Wertigkeit des Holzes zu unterstreichen scheint. Die Chassis-Anordnung ist unterschiedlich für das linke und rechte Exemplar. Anders als der unten die halbe Front bis an den Rand einnehmende SEAS Tief/Mitteltöner mit beschichteter Papiermembran ist der proprietäre Hochtöner mit Metall-Kalotte seitlich versetzt. Die Kalotte schützt ein Gitter. Zu den Membrandurchmessern äußert sich der Hersteller nicht. Den Tieftöner habe ich mit etwa zwölf Zentimetern innerhalb des Sicken-Innenrandes gemessen. Es gibt keine Links/Rechts-Vorschrift zur Aufstellung. Man sollte also ausprobieren, welches Exemplar links oder rechts die bessere räumliche Darstellung und Bühne realisiert. Ich habe die Hochtöner außen platziert, um eine möglichst breite Darbietung zu erhalten, was auch gut funktionierte. Um der rückseitigen Bassreflex-Öffnung genug Raum zu geben, beträgt der Abstand zur Rückwand im Test 25 respektive 27 Zentimeter, da ich die OePhis leicht nach innen anwinkelte. Unter der Ventilier-Öffnung befindet sich das Single-Wire Anschlussterminal mit vergoldeten Polklemmen aus Kupfer zur Aufnahme von Bananas, blanken Kabelenden oder Gabelschuhen. Die OePhi Lautsprecher werden, so kann man auf der Website lesen, in Handarbeit gefertigt.
Der erste Höreindruck zu Beginn der Einspielzeit war unglaublich. Es spielten die Dire Straits ihr Brothers In Arms in der 40-Jahre Jubiläumsausgabe, von Qobuz per Bubble UPnP auf die Bridge des PS Audio DirectStream DACs gestreamt. Erst tags zuvor hatte ich dieses Album auf meiner großen Anlage gehört. Was ich nun über die im HiFi-Studio Falkensee schon eingespielten Ascendance hörte, hatte ich nicht im Geringsten erwartet. Klarheit, Offenheit, Detailgenauigkeit, Dynamik und sogar die Energie im Bass waren frappierend. Als ich Tags darauf auch die Ascendance Lautsprecherkabel in 3 Meter Länge zugeschickt bekam und sie anstelle meiner QED Silver Spiral einsetzte, verbesserte dies diese Qualitäten der Ascendance 2 nochmals ganz erheblich. Nun hieß es aber, geduldig zu sein und die Lautsprecher und Kabel ein paar Tage einzuspielen, um zu ermitteln, ob sich da noch was tut. Dies verlief jedoch sehr viel anders als üblich. Normalerweise lasse ich Lautsprecher hinter geschlossener Tür einspielen, häufig phasenverkehrt gegeneinander gestellt, um möglichst Ruhe zu haben. Den OePhis hörte ich jedoch gespannt und mit Vergnügen bei ihrer Entwicklung zu. So zum Beispiel bei Carl Orffs Oper Die Kluge in der Einspielung von Eterna mit dem Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig, dirigiert von Herbert Kegel, gestreamt in CD-Qualität von Qobuz. Diese Sprachverständlichkeit und Dynamik! Phänomenal! Der Gesang des Vaters war klar artikuliert und auch die folgenden, nicht so leicht verständlichen Stimmen waren viel besser zu verstehen, als ich dies gewohnt bin. Ähnlich ging es mir hinsichtlich der Präzision mit etlichen Musikstücken, die ich gut kenne. Vor allem diese Akkuratesse und eine für so einen kleinen Lautsprecher beinahe unfassbare Dynamik bis in die Bass-Tonlagen hinunter machten einen Höllenspaß.
Während des Einspielvorganges stellte sich heraus, dass das Ascendance Lautsprecherkabel mehr vom Stromfluss zu profitieren schien als die Ascendance 2 selber. Letztere schienen kaum mehr Einspielen zu benötigen. Das ließ zumindest ein Gegencheck mit dem Silver-Spiral LS-Kabel folgern. Zunehmend wurde deutlich, wie das Ascendance LS-Kabel die Qualitäten des Lautsprechers unterstützt und zu einem stimmigen, einheitlichen Miteinander aufblühen lässt. Somit ergibt sich daraus ein ganzheitliches Testobjekt aus den Ascendance 2 dem Ascendance LS-Kabel mit drei Meter Länge und den Solid Steel Ständern, was in der Summe einen Preis von 6425 Euro bedeutet. Das ist keine Kleinigkeit, der jedoch erfreulicherweise eine mehr als erwartete musikalische Qualität gegenübersteht. Ein Freund, der nach einer Woche das Set an meinem Pier Audio Verstärker hören wollte, kommentierte: „Ein ungemein attraktives Preis-zu-Musik-Verhältnis“. Den Pier Audio hatte ich übrigens gewählt, weil er mir mit seinem Preis von unter 3000 Euro angemessen erschien. Beim Vergleich mit dem etwa doppelt so teuren Soulnote A2 zeigten die Ascendance im Zusammenspiel mit ihm eine noch feinere, sauberere Auflösung, die vor allem in den obersten Frequenzen eine zweifelsfreie Verbesserung darstellen. Das gesamte Klangbild geriet mit dem Soulnote auch etwas leichtfüßiger, während der Pier Audio mit etwas mehr Grundtonwärme zu punkten wusste. Ich habe die Verstärker in der Folgezeit immer wieder gewechselt, aber überwiegend den MS-880SE als Spielpartner genutzt.