tests/11-04-09_audiodata
 

Audioprozessor Audiovolver II

09.04.2011 // Reinhold Martin

Wer von sich sagen kann, dass er den perfekten Lautsprecher in einem nicht weniger perfekten Hörraum betreibt, muss hier nicht unbedingt weiterlesen. Wer auch nur den geringsten Zweifel hegt, hat hingegen die verdammte Pflicht, diesen Artikel zu lesen und sich endlich mit der einzigen praktikablen Gegenmaßnahme näher zu befassen, die im Audiovolver verkörpert ist.

Es gibt ein paar grundlegende Voraussetzungen, die im Hifi-Leben zu beachten sind, wenn man auf das optimal Machbare abzielt. So gilt zum Beispiel, dass das, was aus einem Lautsprecher herauskommt, niemals besser sein kann als die Qualität des Stroms, mit dem die Quellen und Verstärker gespeist werden. Wer da – angefangen von den Haussicherungen bis zu den Netzkabeln –  spart, spart am falschen Ende. Im übrigen ist der begrenzende Faktor für den Hörspaß in den eigenen vier Wänden der Hörraum selbst, mit dem die Lautsprecher in Wechselwirkung stehen. Wohl dem, der diesen beim Hausneubau durch fachkundige Hand richtig planen und ausführen lässt. Die Regel sind jedoch Hörräume mit mehr oder weniger geeigneter Akustik, die man als gegeben hinnehmen muss oder allenfalls mittels Akustikelementen mehr oder weniger, meist weniger stark bezüglich Raummoden korrigieren kann. Wesentlich eleganter ist es, den Hörraum als Hörraum zu akzeptieren und den Raum elektronisch über die Lautsprecher parallel zur Nutzsignalwiedergabe zu korrigieren. Leistungsstarke Computer im Verbund mit ausgeklügelter Software machen es möglich.

Dieses unauffällige, schlanke Teil hat das Potential, Ihren Lautsprecher und Ihren Hörraum sehr nahe ans klangliche Optimum zu bringen
Dieses unauffällige, schlanke Teil hat das Potential, Ihren Lautsprecher und Ihren Hörraum sehr nahe ans klangliche Optimum zu bringen

Erste Ansätze elektronischer Raumkorrektur stammen aus den 80-er Jahren. Damals mangelte es an leistungsfähigen bezahlbaren Kleincomputern und DSPs zum Ausführen der Software, weshalb die hinter der Korrektur-Software stehende Mathematik (FFT-Analyse) zwar beherrschbar, nicht jedoch in die Tat umsetzbar war. Meines Wissen war Sigtech nahe Boston die erste Firma, die Anfang der 90-er Jahre vorrangig für Studioanwendungen einen Raumkorrekturprozessor auf den Markt brachte, der nahezu in Echtzeit Frequenz- und Zeitkorrekturen durchführte, um dem Tonmeister unabhängig von seinem Einsatzort eine identische Lautsprecher-Abhörumgebung bereitzustellen. Dieser Prozessor fand in Robert Green einen begeisterten Anhänger, der im Herbst1993 einen spannenden Artikel dazu in The Absolute Sound veröffentlichte, auf den ich erst ein paar Jahre später stieß, als der ursprüngliche Studio-RKP  eine High-End-Ausgabe mit verbesserter Wandlertechnik (24 Bit/48 kHz ADC und DAC) erfahren hatte. Entflammt von Greens Begeisterung bestellte ich diesen Sigtech Prozessor 1998 mangels deutschem Vertrieb direkt beim Hersteller.

Anschlussvielfalt: Nicht weniger als drei digitale und eine analoge Quelle warten auf Anschluss an den Audiovolver II; zur Vorstufe oder direkt zur Endstufe geht es wahlweise symmertrisch oder unsymmetrisch
Anschlussvielfalt: Nicht weniger als drei digitale und eine analoge Quelle warten auf Anschluss an den Audiovolver II; zur Vorstufe oder direkt zur Endstufe geht es wahlweise symmertrisch oder unsymmetrisch

Angeliefert wurde das sagenumwobene Teil von Mark Donahue, einem der Toningenieure, die später für das geniale Remastering der Living Stereo Zwei- und Dreikanal-Aufnahmen für das Medium SACD verantwortlich zeichnete und damals gewissermaßen im Nebenberuf für Sigtech aktiv war. Sein Flug und seine Einmessung des Prozessors vor Ort waren im stolzen Preis von zehntausend Dollar für den Prozessor enthalten und eine Investition, die sich ausgezahlt hat, da zwar die Einmessprozedur als solche auch vom technisch geschickten Hörer erfolgreich durchführbar gewesen wäre, keinesfalls jedoch Messung und Erstellung der Filter. Ich erinnere mich, dass vier unterschiedliche Filterfunktionen errechnet wurden, die mit einer Auflösung von einer drittel Oktave sämtlich den bei 60 Hertz zentrierten mächtigen Bauch der Thiel CS 6 in meinem Hörraum flach gerechnet und im Mittenbereich unterschiedlich stark Einbrüche geglättet hatten, was ein entsprechender Equalizer grundsätzlich auch zustande gebracht hätte. Der am stärksten beeindruckende Effekt rührte jedoch aus der Zeitkorrektur her, die ein Equalizer nicht beherrscht und zu erstaunlicher Präzision bei der Ortung von Schallquellen und der Vermittlung von Ein- und Ausschwingvorgängen führt, ganz so, als ob der Hörraum durch den jeweiligen Aufnahmeraum ersetzt worden wäre. Die Begeisterung über die erstaunlich starke Annäherung an die Aufnahmesituation teilte sich jedem mit, vom geübten High Ender bis zum Hifi-Novizen und zwar dank der Option, zwischen unkorrigiert und korrigiert per Fernbedienung umschalten zu können. Als einziger Wermutstropfen stellte sich heraus, dass wegen der Wandlung von analog in digital und dann wieder in analog analoge Quellen, wie vor allem der Plattenspieler, eines nicht unerheblichen Teil ihres Charms verlustig gingen, der durch die Wirkung der Raumkorrektur nicht kompensiert werden konnte. Dadurch wurde die Suche nach einem kompetenteren externen Wandler ausgelöst, die schließlich in einem dCS-Wandler gipfelte, der das Kunststück fertig brachte, etwa 90 Prozent des analogen Charmes auch nach Raumkorrektur per Sigtech Prozessor zu erhalten. Die restlichen zehn Prozent resultierten schließlich daraus, Musik vom Plattenspieler unkorrigiert an die Lautsprecher weiterzuleiten und den Hörraum mitsamt Bassüberhöhung zu akzeptieren. Das komplette Aus der Sigtech-Raumkorrektur kam etwa drei Jahre später, als der Wandler der damals angeschafften SACD-Laufwerk/Wandler-Kombi von dCS den internen D/A-Wandler des Prozessors krass deplazierte, was an sich ja kein Problem ist, weil anstelle des internen Wandlers ohne weiteres der externe Wandler verwendet werden kann. Wenn der interne A/D-Wandler jedoch jenseits von 48 Kilohertz zu macht und DSD nicht verarbeitet, hört sich der Spaß langsam auf.

Die Korrekturdaten nimmt der Audiovolver II per USB-Stick entgegen und über die Ethernetbuchse geht es zum Heimnetzwerk für's Streaming
Die Korrekturdaten nimmt der Audiovolver II per USB-Stick entgegen und über die Ethernetbuchse geht es zum Heimnetzwerk für's Streaming

Damit war die schöne Zeit der Raumklangkorrektur für mich für lange Zeit vorbei. Ein Zwischenspiel mit dem 96 Kilohertz tüchtigen TACT war von kurzer Dauer, da der ohne kompetenten Akustikprofi angeliefert den Hörraum nicht glaubhaft wegzuzaubern vermochte und mich auch nach späterer Intervention eines Akustikers nicht überzeugte. In den nachfolgenden Jahren gelang es mir, die Bassprobleme meines Hörraums durch die Kombination kleinerer Lautsprecher mit einer unteren Eckfrequenz von 70 Hertz mit einem einmessbaren Subwoofer in den Griff zu bekommen, so dass die wesentliche Linearisierung des Amplitudenfrequenzgangs im Hörraum geschafft war. Soweit stellte sich Zufriedenheit ein. Trotzdem nagte die Erinnerung an die Segnungen zeitlicher Raumkorrektur aus glücklichen Sigtech-Zeiten so lange insgeheim am Hifi-Gewissen, bis ich anlässlich eines Besuchs bei Hans Strassner von HMS mit dem Audioprozessor Audiovolver von Audiodata konfrontiert angefressen vom Gehörten nicht umhin konnte, ein Revival der Raumkorrektur in meinem eigenen Hörraum zu riskieren.


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