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Van den Hul The Grail SB

26.04.2014 // Dirk Sommer

Allerdings kamen die Pauken beim Einstein mit ein wenig mehr Druck. Sein Tieftonfundament wirkt noch einen Hauch solider als das des Grail. Der aber bezaubert den Hörer mit noch strahlenderen Klangfarben und einer minimal weitläufigeren Aufnahmeumgebung. Die exzellente Raumdarstellungen der van den Hul Phonostufe wird bei frühen, mit wenigen Mikrofonen gemachten Stereoaufnahmen noch deutlicher: Bei Dick Schorys Bang Baaroom and Harp glaubt man fast, die Größe der Chicagoer Orchestra Hall vor sich sehen zu können. Einfach fantastisch, wie der Grail das Signal des Olympos aufbereitet.

Mit den DIP-Schaltern lässt sich die Verstärkung für MCs und MMs in drei Stufen einstellen
Mit den DIP-Schaltern lässt sich die Verstärkung für MCs und MMs in drei Stufen einstellen

Dem Crimson gebe ich noch ein wenig Zeit, bis es sich einem Test und der Aufnahme für unsere Klangbibliothek stellen muss. Aber es steht jetzt schon fest, dass es schade wäre, ein solches Juwel hier nur am Rande mitzubehandeln. Nach der begeisternden Vorstellung mit dem Olympos, das mit einer Impedanz von 3 Ohm der ideale Partner für eine Stromanpassung ist, soll The Grail nun zeigen, wie er mit dem hochohmigeren Brinkmann EMT ti – hier haben die Spulen eine Impedanz von 25 Ohm – zurechtkommt. Dazu liegt Oregons Out Of The Woods in der audiophilen Ausgabe von Discovery Records auf dem Teller des LaGrange. Auch hier wirkt es, als seien Tonabnehmer und Phonostufe füreinander gemacht: Feindynamik, Rhythmik, Farbigkeit und vor allem dieses offene, freie Klangbild ziehen den Zuhörer sofort in ihren Bann. Da denkt man gar nicht daran, nach einer anderen Testscheibe zu greifen, sondern versinkt in Wohlklang. Kein Wunder: Ist der nächste Song doch das durch Jan Garbareks gleichnamiges Album bekannte gewordene „Witchi-Tai-To“ aus der Feder von Jim Pepper. Tablas, die in den 70-er fast unvermeidliche Sitar, Oboe, Gitarre und Bass, später dann noch ein Flügel und Becken: präzise differenzierte, dennoch weich fließende Farben, Melodien und Rhythmen, in denen man sich am liebsten für Stunden verlieren möchte. Schade, dass dieses akustische Glücksgefühl schon nach etwas mehr als acht Minuten endet.

Unter der Abdeckung verbirgt sich die MC-Eingangsstufe. Hier will man sich nicht in die Karten sehen lassen
Unter der Abdeckung verbirgt sich die MC-Eingangsstufe. Hier will man sich nicht in die Karten sehen lassen

Zum Schluss montiere ich noch einmal das Air Tight PC-1 in den Thales, was recht leicht von der Hand geht, wenn der Tonabnehmer bereits im Mini-Headshell justiert ist. Mit einem Innenwiderstand von lediglich 1,7 Ohm bei einer Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt stellt das PC-1 theoretisch einen idealen Spielpartner für The Grail dar. Praktisch ist das nicht anders: Ich habe einfach aus Spaß mal wieder das Reissue von Albeniz: Frühbeck de Burgos' Suite Espagñola aufgelegt und konnte mich an den riesigen Dimensionen des Aufnahmeraumes, den kräftigen Klangfarben, den blitzschnellen Impulsen, der packenden Dynamik und dem Druck der Pauken gar nicht satt hören. So viel Feinzeichnung und Detailfreudigkeit ohne jeglichen Anflug von Schärfe oder auch nur Kühle kann man selten erleben. Jede weitere vertraute Testscheibe enthüllt die klangliche Ausnahmestellung des Grail SB ein wenig mehr. Man muss sich einfach ein wenig Zeit und einige bekannte LPs nehmen, um die besonderen Qualitäten der van den Hul Phonostufe zu entdecken. Wenn sie sich einem erschlossen haben, möchte man den Grail in seiner Kette nie mehr messen!

Die Dämpfungsplatte soll Vibrationen des Deckels entgegenwirken
Die Dämpfungsplatte soll Vibrationen des Deckels entgegenwirken

STATEMENT

The Grail SB protzt nicht mit seiner Ausstattung. Und er provoziert beim ersten Reinhören keine Aha-Effekte. Wer ihn allerdings etwas länger genießen darf, wird merken, dass nur sehr wenige Phonostufen eine solche Menge an Detailinformationen – davon sehr viele, die den Raum beschreiben – so geschickt und beinahe unauffällig in den Fluss der Musik integrieren können. Auch wenn es so gar nicht zum zurückhaltenden Auftritt des Grail passt, lassen Sie es mich einmal etwas plakativer formuliern: The Grail SB ist ein Raumwunder, eine Phonostufe von Weltklasse!
GEHÖRT MIT.
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity
Tonabnehmer Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos, van den Hul Crimson
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice
Vorverstärker EAR Yoshino 912
Endstufe Ayon Epsilon mit KT 150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus
HERSTELLERANGABEN.
Phonovorverstärker van den Hul The Grail SB
Netzspannung 115 oder 230 V
Leistungsaufnahme (Leerlauf) ca. 10 Watt
Temperaturbereich im Betrieb 15 bis 30 Grad Celsius, nur in trockenen Räumen verwenden
Max. unverzerrte Ausgangsspannung 19 Vss
Ausgangsimpedanz 330 Ohm, 600 Ohm (symmetrisch)
Rauschabstand >= 77 dB, >= 74 dB (symmetrisch)
Eingangsempfindlichkeit MM für 0,707 Vss Ausgangsspannung
Verstärkungsfaktor 33 dB 5,6 mV
Verstärkungsfaktor 41 dB 2,2 mV
Verstärkungsfaktor 50 dB 0,8 mV
Eingangsimpedanz 47 kOhm / 50 pF
Eingangsempfindlichkeit MC für 0,707 Vss Ausgangsspannung
Verstärkungsfaktor 56 dB 0,4 mV
Verstärkungsfaktor 64 dB 0,15 mV
Verstärkungsfaktor 73 dB 0,05 mV
Eingangsimpedanz von ca. 40 bis 400 Ohm
Gewicht 19,5 kg (ohne externes Netzteil)
Preis ab 13900 Euro
HERSTELLER/VERTRIEB
B&T hifi vertrieb GmbH
Anschrift Hauptstr. 14
40699 Erkrath
E-Mail team@bthifi.com
Web http://www.bthifi.com

Silmic-Kondensatoren als pars pro toto für die hohe Bauteilequalität im Inneren des Grail
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