Messebesuch Analog-Forum 2016 in Krefeld – Teil eins

01.11.2016 // Elke und Wolfgang Kemper

Empfangen werde ich genauso freundlich wie im Vorjahr mit der Vinyldekoration vor dem Eingang des Mercure Hotels, die bei vorhandenem Sonnenschein natürlich weit schöner reflektiert als bei verhangenem Himmel. Die Damen am Empfang verteilen freundlich lächelnd die hilfreichen Flyer zur besseren Orientierung.

Diese fällt nicht schwer, wenn man das Analog-Forum häufiger besucht. Denn die Aussteller buchen überwiegend dieselben Räume wie im Jahr zuvor. Dazwischen, vor allem in der Erweiterung im unteren Geschoss, finden sich auch neue Anbieter. Und so ist die Messe noch einmal ein Stück gewachsen. Dieser Erfolg passt wunderbar zum Jubiläum. Denn in diesem Jahr feiert das Analog-Forum sein dreißigstes Mal und die Analogue Audio Association ihr 25-jähriges Bestehen. Zusätzlich zu den Fotos, die wie im Vorjahr meine Frau machte, habe ich mir heuer ein paar kurze Hörproben gegönnt, von denen ich Ihnen berichten werde.

 

Zuerst besuche ich WOD. Dort darf man immer Besonderes erwarten, von ganz teuer bis so preiswert und interessant, dass man gleich sein Portemonnaie öffnen und es mitnehmen möchte. Die Anlage bei WOD war dann auch später am Tage die erste, die ich mir anhörte. Grund dafür waren die Lautsprecher von Thrax, die Lyra, die vor einem Jahr auf dem Analog-Forum Premiere hatten und mir schon damals ausgesprochen gut gefielen. Sie ist ein zwei-Wege-D´Appolito Konzept mit zwei Seas-Excel-Chassis mit Magnesium-Membran und einem ein-zölligen Horn-Hochtöner von BMS im Aluminium-Gehäuse. Platziert ist sie auf Ständern von Track Audio.

Als ich zur Hörprobe in den WOD-Raum kam, lag die Opus Testrecord 4 auf dem Plattenteller des Bergmann Audio Galder. Es lief Mendelssohn „Capriccio“, interpretiert vom Stockholm Guitar Quartet. Angenehm ruhig, mit viel Instrumenten-Körper wird die Musik plastisch abgebildet. Das anschließende „Concertino“ von L-E Larssons Clarinet Concertos besticht durch die unaufdringliche Darstellung und Farb-Intensität. Dabei zeichnet die Kette keineswegs zu weich und zaubert die feine Dynamik lässig in den Raum. „Stompin´ At The Savoy“ vom Erstrand Lind Quartet lässt noch viel deutlicher erkennen, zu wieviel Farbenpracht diese Kette in der Lage ist. Weiträumig platziert sie die Solo- und Rhythmus-Instrumente. In L-E Larsons kleinem Konzert für Kontrabass erhält dies Instrument glaubhafte Größe und Energie mit strukturierter klanglicher Zeichnung. Die Lyra kann die einzelnen Instrumente sehr schön auffächern, frei von jeglicher Härte. Im folgenden „Tequilla Sunrise“ vom Hell Freezes Over-Album der Eagles überrascht positiv der Stimm- und Obertonbereich, weil er in bestechender Weise Nuancen-Vielfalt mit angenehmen farbenreichem Klang verbindet. Beim „Hotel California“ erstaunen zudem die tieffrequenten Percussions. Diese Anlage liefert ein traumhaftes Hörerlebnis. Die Lyra kostet aber auch 16000 Euro zuzüglich Ständer. Diese wird man in naher Zukunft durch Subwoofer-Unterbauten ersetzen können, die der Thrax Lyra noch mehr Kraft in den tiefen Lagen ermöglichen werden. So oder so: hörenswert.

 

Im relativ großen Raum Zukunft hatte Thomas Wendt seine Genuin-Audio-Kette aufgebaut. Als ich eintrete, liegt gerade Patricia Barbers packende Interpretation von Peter Greens „Black Magic Woman“ auf dem Genuin-Plattenspieler. Ich werde gleich mit einem bombastischen Dynamik-Feuerwerk empfangen. Auch die folgende Mazurka aus dem ersten Akt von Delibes Coppelia imponiert durch mit Wucht und Feinsinn inszenierter Dynamik. Plakativ groß bildet die Anlage das Klangbild im Hörraum ab. Der „Home Lovin´Man“, vorgetragen von Eric Bibb, wird stimmlich vordergründig mit mitreißendem Timing aufgeführt. Lebendig und swingend ertönte „Big Foot“ von Diana Kralls Stepping Out-Album mit John Clayton am Bass und Jeff Hamilton am Schlagzeug. Die drei Musiker waren beinahe live im Raum zu spüren. Dieser live-Charakter ist eine der Stärken der Genuin-Kette, wobei sie niemals aufdringlich ertönt. Der Spaß an lebendiger Performance steht hier im Vordergrund, weniger die filigrane, detailverliebte Zartheit, mit der etwa die WOD Kette bestach. Seine Trümpfe spielt das Genuin-Setup mit geeignetem Material in faszinierender Weise aus. So bei Herman van Veens Live-LP Herz, und zwar beim Rausschmeißer-Stück „Spetter Pieter Pater“. Hier glaubt man, dabei zu sein, und wünscht sich, das ganze Konzert von vorn genießen zu können. Ein von Spannung geprägtes, lächelndes Gesicht bei den Zuhörern erzeugte die Darbietung von Jacques Offenbachs Orpheus in der Unterwelt mit Anneliese Rothenberger als Eurydike und Theo Lingen als Hans Styx. Sein „Prinz von Arkadien“ war ein köstlicher Hörgenuss, weil er, gefühlt greifbar vor uns Zuhörern sang – ein tolles Erlebnis.

Abschließend für heute möchte ich ein Ereignis erwähnen, das im vergangenen Jahr erstmals stattfand: In den Räumlichkeiten von Eternal Arts fand gegen Ende der beiden Tage das LiLa, ein einstündiges, exklusives Listening for Ladies statt. Firmenchef Dr. Burkhardt Schwäbe startete nur die Bandmaschinen mit Songs von Barbara Streisand. Ehefrau Astrid Schwäbe moderierte, und die Damen waren begeistert und gerührt, wie meine Gattin zu berichten wusste. Die Musik traf die Herzen.

 

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