Norddeutsche HiFi-Tage 2020 – Teil 2

04.02.2020 // Wolfgang Kemper

Nachdem der Kollege Carsten Bussler Ihnen seine Eindrücke von den Norddeutschen HiFi-Tagen 2020 aus den oberen drei Etagen im Holiday Inn schon am Sonntag berichtete, möchte ich Ihnen heute die Ausstellungen der Etagen zwei und drei sowie eines Teils des Erdgeschosses nahebringen.

Wie immer war ich auf der Suche nach Besonderheiten und Neuem. Die NDHT sind den Herstellern und Vertrieben bedeutend genug, um neue Produkte vorzustellen, oft noch als Vorserien-Modelle wie in diesem Jahr bei Einstein oder Transrotor. Bei Transrotor war es deshalb besonders spektakulär, da wir seit Jahrzehnten gewohnt sind, die Laufwerke mit Tonarmen von Jelco oder SME bestückt zu sehen. Das wird sich nun ändern. Denn Jochen Räke hat, auch motiviert durch die Endscheidung im Hause SME, keine einzelnen Tonarme mehr zu verkaufen, sondern nur noch komplette Plattenspieler, hier in Hamburg seinen eigenen Transrotor-Tonarm vorgestellt. In kreativer Zusammenarbeit mit seinem Sohn und seinem Mitarbeiter Lars Hornung konnte er einen eigenen Tonarm mit sinnvollen Features präsentieren. In den nächsten Monaten soll er zur Serienreife entwickelt werden. Denn die Drei nutzten gern auf dieser Ausstellung die konstruktiven Anmerkungen der Fachleute, die die zwei bisher existierenden Exemplare des Tonarmes in Augenschein nehmen durften und auch im Detail erklärt bekamen. Diskutiert wurden beispielsweise noch Feinheiten bei der Armhöhen-Verstellung oder die Markierung des Lager-Mittelpunktes zur Kalibrierung des Überhanges. Das Team freut sich nach so viel Erfahrung mit Tonarmen von SME über die Möglichkeit, an diversen Stellen besondere Lösungen realisieren zu können. So wurden die drei verwendeten Kugellager für die horizontale und vertikale Bewegung auch danach ausgesucht, wie leichtgängig sie aus der Ruheposition den langsamen Bewegungen des Abtast-Vorganges folgen. Die silberne Innenverdrahtung ist von van den Hul, die Stecker kommen von WBT. Mehr oder alles über die finale Version des Transrotor-Tonarmes wird in wenigen Monaten Dirk Sommer an dieser Stelle berichten.

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Die Präsentation bei Hifistatement ermöglichte unseren Besuchern, wahlweise über Kopfhörer oder die Dynaudio-Monitore BM 15 die Auswirkungen von unterschiedlichen Betriebssystemen auf den Klang nachzuvollziehen, wie sie Dirk Sommer kürzlich in seinem Artikel beschrieb.

 

Unabhängig von der Hotel-Etage möchte ich Ihnen einige Lautsprecher oder Dazugehöriges vorstellen, die ich mir angehört habe und bemerkenswert finde – ohne damit die vielen anderen, ebenfalls gut gelungenen Präsentationen auch nur im Geringsten hintanstellen zu wollen. Ich finde sie nur aus unterschiedlichen Gründen interessant: Da wäre das Aktiv-Konzept Model M1 von GGNTKT, sprich durch Ergänzung der Vokale Gegentakt. Hier handelt es sich um einen Nahfeldmonitor, was nicht unbedingt eine Begrenzung des Hörabstandes bedeutet. Denn die M1 besitzt dank ihrer digitalen DSP-Frequenzweiche auch die Möglichkeit zur Anpassung an den Hörplatz. Das Exemplar auf dem Foto auf dem Möbel ist keineswegs ein zusätzlicher Woofer sondern zeigt die zwei rückseitig abstrahlenden Tieftöner. Die Elektronik mit den Class-D-Endstufen befindet sich in einem externen Gehäuse, so dass nur ein sechsadriges Kabel von dort zum Lautsprecher verläuft. Wegen des originellen Designs in Verbindung mit den musikalischen Fähigkeiten planen wir einen Testbericht. Gefallen haben mir auch allein schon formal die Lautsprecher Meracu von Vitru Akustik, weil sie aus Beton sind und so geschickt mit Holzelementen kombiniert wurden, dass der Werkstoff Beton nur wissentlich wahrgenommen wird. Auch ist die Wohnmöbel-Lösung Meracu Spectaculum gut gemacht, weil die niedrige Platzierung im Sidebord durch die aktive Elektronik kompensiert wird. Auf den Möbeln steht übrigens der neue Plattenspieler von Orbiter Audio, einem Vitru Akustic eng befreundeten Hersteller. Ein ganz anderes Unterfangen unterstützt aus Überzeugung Joachim Gerhard, einer der Masterminds des deutschen Lautsprecherbaus und heute Entwickler der Marke SuesskindAudio. So ist denn auch eine Suesskind „Fortschritt“ der Vermittler der Arakas-Spiegeltechnik, die die Schallenergie von Mittel- und Hochton reflektiert und die räumliche Darstellung verändern lässt, wie es dem Hörer besser gefällt. Die hier auf einer Ausziehleiter und auch rückseitig hinter den Hörern angebrachten, quadratischen Spiegelflächen gestalten den Räumlichkeits-Eindruck zusätzlich. Ganz und gar nicht entsprechen die Lautsprecher von Soundkaos der Assoziation mit ihrem Markennamen. Die kompakten Vox3f haben eine ungewöhnliche Bestückung mit einem nach vorn abstrahlenden Breitbandchassis mit Holzfiber-Membran in Kombination mit seitlich abstrahlenden Bässen. Das Raal-Bändchen oben strahlt bis 35 Kilohertz und ist sicher mitverantwortlich für die frappierende räumliche Auflösung. Die Ständer sind fest verschraubt mit der Anti-Vibratitionsbasis des Vox 3f-Gehäuses. Das Ausstellungspaar ist auf dem Weg in unsere Redaktion. Ganz sicher beteiligt an dem bestechend musikalischen Auftritt dieses Kleinodes für 6545 Euro ist der originelle, kleinvolumige Vollverstärker Amp-13R von Bakoon, den der Kollege Roland Dietl bereits im Hörraum hat. Der kleine Volumio neben dem Bakoon erledigt als Zuspieler das Streamen. Nur der kleine Electrocompaniet Vollverstärker ECI80D unten rechts für 2500 Euro mit 2 x 80 Watt, angesteuert vom Electrocompaniet CD-Spieler waren nötig, um das Paar der formschönen Albedo Amira musikalisch auftrumpfen zu lassen. Die italienischen Klangskulpturen gibt es ab 6900 Euro das Paar. Wer bei gleicher Optik noch mehr Klang möchte, muss gut 3000 Euro mehr für die mit Keramik-Chassis bestückten Albedo Aptica MKII zahlen. Amira und Aptica sind Transmission-Line-Konstruktionen und mit zwei Chassis bestückt. Und dann gab es noch etwas Beeindruckendes: Sicher ist unter Hotelzimmer-Bedingungen eine klangliche Beurteilung solcher Objekte nicht einfach. Was Klavier- und Cembalobaumeister Michael Symann mit seinem Knowhow fertigt, ist seinem gelernten Metier engstens verwandt. Aus besonders geeigneten Tonhölzern gefertigte Resonanzflächen werden von dynamischen Antrieben, Exiter genannt, in Schwingung versetzt und lassen die großen Holzpanele homogen abstrahlen. Ein steinerner Sockel sorgt für die Standfestigkeit der 104 mal 180 Zentimeter großen Fläche. Phasengleich strahlen auch die Rückwände der nur 13 Zentimeter tiefen Klangelemente, für die Michael Symann einen Übertragungsbereich von 20 bis 20000 Hertz minus drei Dezibel angibt. Eine ganz andere Zielgruppe spricht Wow-Soundart an. Klang, Licht und Ambiente gestalten die Systeme von Holger Brinkmann. Die Motive der Akustik-Bildfläche sind frei wählbar und austauschbar. In unterschiedlichen Formaten sind die Wow SoundArt ab 8500 Euro erhältlich.

 

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