HIGH END 2022: Messerundgang mit Finn Corvin Gallowsky – Teil 2

26.05.2022 // Finn Corvin Gallowsky

 

Oliver Göbel stellt endlich seinen lang ersehnten 18-Zoll-Subwoofer Divin Sovereign mit DSP vor. Aus 2.500 Watt und rückenschädigenden 145 Kilogramm produziert der Referenz-Subwoofer unglaubliche 10 Hertz und spielt am oberen Frequenzende bis 200 Hertz. Der genaue Frequenzbereich ist abhängig von den DSP-Einstellungen. Neben einem jeweils in Trennfrequenz und Flankensteilheit einstellbaren Tiefpass- und Subsonicfilter, stehen fünf parametrische Korrekturfilter zur Verfügung. Passend zu den ausgestellten Divin Marquis, den „kleinen“ Lautsprechern der Divin-Serie, ist der Subwoofer weiß lackiert und kostet in dieser Konfiguration mit schwarzen Aluminiumteilen 30.700 Euro. Auf Kundenwunsch bietet Göbel jegliche andere farbliche Ausführung. Da jetzt auch die Divin-Serie über einen Subwoofer verfügt, fühlt sie sich für mich abgeschlossen an. Ob sich Oliver jetzt einer neuen Serie zuwenden wird? Wenn es einem an Ideen, technischer Expertise und Erfindergeist nicht mangelt, dann ihm.

 

Michael Mudra weiß in der Vorführung sowohl die Vorzüge von Mudra Stromfiltern als auch die Qualitäten der SPL-Elektronik und der Lautsprecher von Fischer & Fischer hervorzuheben. Die Zweiwegestandlautsprecher SN/SL 270 gibt es jetzt beide wahlweise auch mit AMT-Hochtöner statt Kalotte. In Naturschieferausführung (SN) kostet die AMT-Version je Paar 8.950 Euro, die Kalottenausführung 6.800 Euro. Die geschliffene und lackierte SL 270AMT kostet 10.400 Euro, die normale SL 270 8.300 Euro.

 

Für diese HIGH END wurde mit der Monolith-Serie bei Einstein ein System der Superlative entwickelt. Nicht, dass die üblichen Serien bei Einstein Grund zur Beanstandung bieten würden, aber mit dieser Serie wollte man einen Qualitätsstandard schaffen, der für Einstein nach eigener Aussage nicht mehr zu übertreffen ist. Die Monoendstufen The Silver Bullet OTL erschienen Volker Bohlmeier zumindest vorerst nicht mehr verbesserbar, weshalb sie den Antrieb für die gewaltigen mehrteiligen, teilaktiven Megalith-Lausprecher darstellen. Um das aktiv angetriebene Basschassis miteinzubinden, ist die gesamte Verkabelung von Endstufe und Lautsprecher über eine Weiche samt Aktivelektronik im eigenen Gehäuse realisiert. Mit den Reglern auf der Oberseite der Frequenzweiche können Hochton und Superhochtonpegel je nach Geschmack eingestellt werden. Lautsprecher und Endstufen kommen der 200.000 Euro Marke schon sehr nahe. Der Plattenspieler Aerolith kostet um die 60.000 Euro. Die Spindel ist aufwendig gelagert und praktisch wartungsfrei. Der Motor benötigt 5 Newton, um den 25 Kilogramm schweren Teller in Rotation zu versetzen und einen Moment, bis sich die Drehzahl stabilisiert hat. Dann kann er dank des hochwertigen Lagers die Kraft wieder reduzieren. In die Tonarmaufnahme können Sockel aus Messing, Honduras Palisander oder Grenadill eingelegt werden, was jeweils den Klang beeinflusst. Hier gibt es kein besser oder schlechter, der Geschmack entscheidet. Die Spindel, mit der der VTA an der Tonarmhalterung eingestellt werden kann, wurde der CNC-Frästechnik entliehen und ist dementsprechend genau. Das im Eingangsbereich spielende System erscheint im Gegensatz zur Monolith Serie geradezu normal. Dabei vergisst man, dass auch dieses System bereits auf sehr hohem Niveau spielt.

 

Die Racks von Falkenohr sind mir in einer der Messehallen durch ihre massive Optik aufgefallen. Racks findet man auf der HIGH END zwar in jeder Preisklasse und nahezu jeder Bauweise, etwas ähnlich Mächtiges findet sich jedoch kaum. Bei näherer Betrachtung beeindruckt mich der betriebene Produktionsaufwand. Ein Großteil der Bauteile beispielsweise sind unheimlich präzise gefertigt – CNC sei Dank. Der Konstruktion liegen folgende Annahmen zugrunde: Ein gutes Rack sollte nach Falkenohrs Ansicht Vibrationen möglichst effektiv vermeiden und unvermeidbare Vibrationen ableiten, außerdem elektromagnetische Felder vermindern. Erreicht wird dies durch die hohe Masse und Steifigkeit von Sandwich-Böden aus drei lagen MDF und zwei Lagen Aluminium, die mit Einschraubhülsen versehen werden. Zur Ableitung von Mikrovibrationen und induzierten Spannungen wird je Regalboden immer nur eine der vier Verbindungen zu den Füßen mit anodisierten Aluminiumhülsen versehen. Die anderen drei Verbindungen werden mittels einer speziellen Plastikhülse bedämpft verbunden. So können bis zu vier Regalböden vollständig voneinander entkoppelt werden. Ein Rack ähnlich dem ausgestellten bringt etwa 150 bis 200 Kilogramm auf die Waage und kostet um die 11.000 Euro. Eine Base wiegt gut 50 Kilogramm und kostet 4.500 Euro. Die Funktionsweise der Racks wird an einem Acryl-Modell veranschaulicht.

 

Bei Markus Höffner hat sich seit unserer ersten Begegnung auf der HIGH END 2018 einiges getan. Er hat die Zeit seitdem genutzt und mit dem H10 eine kleinere, erschwinglichere Serie als seine eher auffälligen und kostenintensiveren H1 geschaffen. Die H10 gibt es in zwei Wegen, mit Passivmembran oder als Dreiwegesystem H10+: vollaktiv oder teilaktiv. In letzterem Fall wird nur der Tieftontreiber mit einem integrierten Verstärker und DSP angesteuert. Tiefmittel- und Hochtöner sind klassisch passiv. Auch auf dem Messestand ohne Hörkabine lassen sich die Qualitäten der Lautsprecher ausmachen.

 

ATR hat gefühlt fast eine gesamte Halle gemietet und mit Abstand den größten Stand auf der HIGH END. Neben Marken wie ATC, Cabasse, final, Plixir und Waversa finden sich überdurchschnittlich viele Hersteller von Plattenspielern in ihrem Portfolio. Bei ATR befinde ich mich sozusagen im Plattenspielerhimmel. Begonnen bei Helmut Thieles TT01 samt genialen Tonarm TA01, der bei Dirk Sommer zum Test zu Besuch war. Inklusive Tonabnehmer Ortofon Verismo kostet das Trio 26.000 Euro. Der sympathisch Entwickler steht zwar Modell neben seinem Plattenspieler, aber nicht zum Verkauf. Der ebenfalls allein durch seine Optik Eindruck schindende zavfino Copperhead X aus Kalifornien ist ab 5.400 Euro zu haben, der ZV8 X ab 6.000 Euro. Der Aeshna Tonarm kostet in Aluminiumausführung 1.000 Euro, in Carbon 1.300 Euro. Wolfgang Epting lässt 2015 mit Perpetuum Ebner eine Traditionsmarke wieder aufleben. Er berichtet mir, dass St. Georgen als der Inbegriff für Plattenspieler und Perpetuum Ebner stand und er stolz darauf ist, dieses Erbe in seiner Heimat weiterführen zu können. Die Marke steht, in Zusammenarbeit mit ATR, für individuell für den Kunden gestaltete, hochwertige, im Schwarzwald produzierte Laufwerke. Verschiedenste Farb- und Furnierkombinationen sind möglich. Bei den günstigeren Modellen, kostet eine individuelle RAL-Farbe 300 Euro Aufpreis, bei den höherpreisigen Modellen sind RAL-Individualisierungen im Preis inbegriffen. Wolfgang wünscht sich ganz im Sinne einer traditionsreichen, lokalen Manufaktur direkten Kontakt zum Kunden. Zögern Sie also nicht, an ihn und sein Team mit ihren Wünschen heranzutreten. Wenn seine Mitarbeiter auch nur einen kleinen Funken seiner Begeisterung teilen, dürfen Sie sich nicht nur auf Hörgenuss freuen, sondern der Spaß geht schon mit der Bestellung los. Der PE 1010 MKII ist bereits für 2.450 Euro zu haben. Auch der sichtbar aufwendigere PE 4040 MKII ist mit 4.750 Euro noch erschwinglich. Das Topmodell PE 7070 kostet dann je nach gewünschtem Tonabnehmer ab 7.500 Euro. Deutlich günstiger, aber von der Stange sind Plattenspieler und andere Komponenten bei Pro-Ject. Dennoch sind die Komponenten nicht billig produziert. Für den Nachfolger des S2-CD-Players beispielsweise wurde gezielt nach einem neuen, reinen CD-Laufwerk gesucht, was inzwischen nicht mehr ganz einfach ist. Für das gefundene Laufwerk musste das Gehäuse der CD Box S3 (400 Euro) vergrößert werden. Der S2-Tuner wurde in S3-Auflage um DAB+ ergänzt. Die neue Phono Box DS3 B (600 Euro) ist jetzt symmetrisch ausgeführt. Ein RPM 12 und Signature 12.2 sind als Konzeptmodelle ausgestellt. Preislich werden diese Spieler auf den fünfstelligen Bereich zusteuern. Der Debut PRO S stellt mit seinem S-Form-Arm lediglich eine Alternative, kein Update, zum normalen Debut PRO dar. Den Pro-Ject-Metallica-Plattenspieler für 1.300 Euro will ich ihnen ebenfalls nicht vorenthalten. Er wird sicher seine Anhänger finden. Wenige Stunden vorher unterhielt ich mich mit Kollege Marras Grünwalds über meine wenig ausgeprägte Metallica-Verbundenheit. Obwohl sie als stilbildend gelten, kann ich der Band abgesehen vom Erstlingswerk kaum etwas abgewinnen. Eingefleischte Metallica-Fans müssen den Plattenspieler jetzt allein schon aus Trotz kaufen. Lautsprecher der Schweizer Edelmarke Stenheim gehören ebenfalls zum ATR-Portfolio. Alumine THREE (34.000 Euro pro Paar) und Alumine TWO (12.500 Euro pro Paar) sind am ATR-Stand ausgestellt. Im Hörraum im Atrium spielen Ultime Two, die preislich stark auf sie 200.000 Euro zugehen an DarTZeel Elektronik.


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