Doch zurück in den Hörraum: Dort fasziniert mich vor allem der Titan-Grand-Complication-Tonarm, bei dem alle Einstellungen dank einer Vielzahl von Mikormeterschrauben nicht nur sehr exakt vorzunehmen, sondern auch reproduziertbar sind. Da ist eine Justage im Bereich von Bruchteilen eines Millimeters nicht länger audiophiles Wunschdenken, sondern plötzlich Realität. Beispiel gefällig? Um den vertikalen Abtastwinkel – oder Vertical Tracking Angle (VTA) – respektive den Eintauchwinkel der Nadel in die Rille einzustellen, verändert man üblicherweise die Tonarmhöhe und damit die gesamte Geometrie des Armes: Steht der Arm nicht mehr parallel zur Platte, sondern hinten ein wenig höher, verkürzt sich auch – wenn auch minimal – die effektive Länge und infolgedessen stimmt auch der Kröpfungswinkel nicht mehr. Nicht so bei Dietrich Brakemeiers Tonarmen. Hier stellt man den VTA direkt im Headshell ein, ohne die übrige Geometrie zu verändern – und beim Titan G.C. sogar reproduzierbar! Doch ich schweife ab.
Die zwischenzeitliche Abwesenheit der übrigen Gäste erlaubte auch, ganz in Ruhe mit Dietrich Brakmeier zu fachsimplen, vor allem natürlich über seinen einzigartigen Tonarm, der die penible Justage eines Tonabnehmers von einer Gefühlssache oder dem bei einigen Audiophilen so beliebtrem tagelangen Herumprobieren mit etwaigen aussagekräftigen Scheiben zur exakten Wissenschaft macht. Trotz des in Anbetracht des Aufwandes zwar angemessenen, für die aller meisten Analog-Fans aber leider dennoch prohibitiven Preises von 70.000 Euro für den Grand Complication ist Acoustical Systems wegen Vorbestellung einerseits und der relativ langen Fertigungszeit andererseits gezwungen, Warteleisten für die Auslieferung des Tonarms zu führen. Ich konnte dessen Entwickler immerhin die Zusage abringen, einen Grand Complication zum Test zu bekommen, sobald die Vorbestellungen abgearbeitet sind. Wenn der dann noch auf einem Astellar montiert wäre...
Axinina Schäfer und Dietrich Brakemeier hatten zur ersten Veranstaltung nur ihnen gut bekannte Audiophile eingeladen, da sie das Treffen auch als Generalprobe für weitere Aktivitäten dieser Art ansahen. Es galt unter anderem herauszufinden, wie gut man auf den jeweils drei Plätzen der drei Reihen das hören konnte, was demonstriert werden sollte. Aufgrund des recht großen Abstandes von den fast 2,40 Meter hohen und über einen Meter breiten Elektrostaten konnte man zumindenst auf den sechs Plätzen der ersten beiden Reihen, die ich ausprobiert habe, hervorragend dem musikalischen Geschehen folgen. Und auch von den „Hinterbänklern“ kamen keine Beschwerden. Dafür war der Klang der Kette einfach zu ausgewogen, detailreich und dynamisch. Die Abbildungsgröße und die Raumillusion ließen – auch auf den äußeren Plätzen – keine Wünsche offen. Trotz aller Energie, der großartigen Feinzeichnung und der Schnelligkeit der Schallwandler blieb die Wiedergabe stets angenehm und entspannt. Beste Voraussetzungen also für stundenlangen und dennoch Erkenntnis fördernden Musikgenuss.
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