Montag, 03 Juni 2013 02:00

Trioden, die Legende lebt!

Nun gibt es zwei verschiedene Triodentypen, die sich durch die Art der Heizung unterscheiden: zum einen direkt geheizte Trioden, bei denen die Heizspannung direkt an der Kathode anliegt. Zum anderen die indirekt geheizten Trioden, hier wird die Kathode über eine zusätzliche Heizwendel beheizt. Dies ist nicht nur ein technischer Gimmick, sondern direkt beheizte Trioden haben in Eintaktschaltung  bestimmte klangliche Eigenschaften, die man bei allen Konstruktionsarten wiederfinden kann. Was ist denn nun dieser oft zitierte, aber nie genau definierte Single-Ended Sound der Trioden? Man sollte hier nichts vereinheitlichen, aber eine Eigenschaft trifft bei den meisten Systemen zu: Sie können die einzelnen Soloinstrumente sehr deutlich von den restlichen Musikern abgrenzen. Man könnte die Sängerin vorne zwischen den Lautsprechern regelrecht umarmen! Die Mitten werden sehr flüssig und mit vielen Klangfarben wiedergegeben. Dies alles aber nur an einem geeigneten Lautsprecher!

Die Miniaturisierung fing schon im Röhrenzeitalter an. Links eine Noval Triode, wie sie heutzutage als ECC8xx häufig eingesetzt wird, in der Mitte eine amerikanische Version mit Octalsockel und rechts eine 6J5 mit Metallkorpus
Die Miniaturisierung fing schon im Röhrenzeitalter an. Links eine Noval Triode, wie sie heutzutage als ECC8xx häufig eingesetzt wird, in der Mitte eine amerikanische Version mit Octalsockel und rechts eine 6J5 mit Metallkorpus

Nun hängt der Klang eines Röhrenverstärkers nicht ausschließlich von der Ausgangsröhre ab. Wie immer ist die Qualität und Auslegung des Netzteils von ausschlaggebender Bedeutung, dazu noch die Frage der Gleichrichtung: Halbleiter oder Transistoren? Den klanglichen Einfluss der Treiberröhre kann man nicht stark genug hervorheben. Ein weiterer, ganz entscheidender Punkt ist die Qualität des Ausgangstransformators, wobei dessen Parameter natürlich optimal auf die Bedürfnisse der Ausgangsröhre abgestimmt sein müssen. Es nützt nichts, den chicsten Ausgangstransformator zu verbauen, der gerade „hip“ ist, wenn die Röhre dessen Eingangsimpedanz nicht mag. Zu guter Letzt natürlich die Schaltung selbst, teilweise herrscht die Meinung vor, es war ja alles schon einmal da, man braucht nur die alten Handbücher von Telefunken oder Tektronix wälzen, dann findet man was man braucht. Natürlich stehen die heutigen Designer auf den Schultern der alten Größen, und viele Schaltungen sind bereits einmal entwickelt worden. Aber es gibt durchaus Querdenker, wie beispielsweise J.C.Morrison, die immer wieder mit völlig neuen Ideen überraschen. Um nur einen zu nennen.

Allgemein kann man sagen, dass Trioden einen sehr farbigen Klang erzeugen können, der uns mehr zur Musik führt und weniger über technische Details nachdenken lässt. Hören und Empfinden wird mehr auf eine emotionale Ebene verlagert. Allerdings muss man auch bedenken, dass ein brauchbares Gerät nicht zum Schnäppchenpreis hergestellt werden kann. Trotz der einfacheren Schaltung im Eintaktbetrieb verursacht der hierfür benötigte Ausgangstrafo keine unerheblichen Kosten, und gerade wegen der einfachen Schaltung hört man sofort, wenn ein Bauteil qualitativ nicht mithalten kann. Zudem ist die Leistungsausbeute eher gering, so dass ein geeigneter Hochwirkungsgrad-Lautsprecher gefunden werden muss, der – bei passender Qualität – auch nicht ganz billig sein wird.

Eine weitere Möglichkeit wäre noch, die Triode an einem kleineren Lautsprecher so ab 92 dB zu betreiben und den Bassbereich über einen aktiven Bass laufen zu lassen. Puristen werden jetzt sofort mit dem Hinweis abwinken: dabei geht aber die Homogenität verloren. Stimmt! Aber vielleicht ist dies bei begrenztem Raumangebot für Hörner als zweitbeste Lösung möglicherweise gar nicht so schlecht? So eine Konstruktion einmal zu testen, wäre vielleicht interessant für ein zukünftiges Projekt. Es bleibt spannend!


Weitere Informationen

  • Imagefolder: basics/13-06-03_trioden

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