Nach Andreas Kochs Plädoyer für DSD beleuchten wir hier ein Projekt aus dem Umfeld des 1-Bit-Consortiums und gehen der Frage nach, ob auch überall Ein-Bit drin ist, wo DSD draufsteht – ein Problem, das bei Hochbit-Formaten natürlich ebenfalls virulent ist.
teaser


Am Abend nach dem Schließen der High End war wieder einmal Stig Bjørge, der Inhaber der Firma Lyra, die in Japan die renommierten Tonabnehmer gleichen Namens fertigt, in meinem Hörraum zu Gast. Aber diesmal ging es nicht um eine seiner analogen Pretiosen. Stig verlangte nach Batterien verschiedener Größen, entnahm seinem Koffer eine Schaltung ohne Gehäuse, einen – wie man auf den ersten Blick erkennen konnte – recht heftig modifizierten Wandler, eine Spannungswandler sowie ein Handvoll SD-Karten. Nachdem er alles soweit verkabelt hatte, verbanden wir den Wandler mit meiner Anlage, Stig schob eine SD-Karte in die Ansammlung von Platinen, Musik erklang und das Display zeigte die in diesem Falle magische Zahl 11,3. So beeindruckend die Versuchsanordnung auch musizierte, nach vier Messetagen stand uns weder der Sinn nach langen Fachgesprächen noch nach vergleichendem Hören – da schien uns das ein oder andere frisch gezapfte Thoma-Märzen einfach verlockender. Und deshalb hat Stig die wichtigsten Fakten eines der wohl zukunftsträchtigsten Projekte in der Digitaltechnik später kurz schriftlich zusammengefasst. Hier die Übersetzung seiner Beschreibung eines SD-Karten-Transports samt passendem Wandler mit aberwitzigen Abtastraten:

Ein Blick auf das Gesamte System: Der SD-Card-Transport links im Bild wird ausschließlich von Batterien versorgt. Der Wandler/Vorverstärker wird vom integrierten Netzteil gespeist, die Batterien liefern lediglich die Energie für die Platinen der synchronisierten Clock
Ein Blick auf das Gesamte System: Der SD-Card-Transport links im Bild wird ausschließlich von Batterien versorgt. Der Wandler/Vorverstärker wird vom integrierten Netzteil gespeist, die Batterien liefern lediglich die Energie für die Platinen der synchronisierten Clock

 





SDTrans384 und Fidelix Caprice

von Stig Bjørge

Der SDTrans384, der früher SDTrans192 genannt wurde, ist ein MicroSD Memory Card Transport mit I2S-Ausgang über eine HDMI-Schnittstelle. Diese I2S-über-HDMI-Verbindung ist mit der von PS Audio kompatibel und wird mit Zustimmung von PS Audio verwendet. Zum Transport gibt es einen eigenen Thread.

Die ursprüngliche Idee war es, mit dem batteriebetriebenen MicroSD Memory Card Transport eine komplett nebengeräuschfreie Umgebung zur Wiedergabe hochaufgelöster WAV-Dateien zu schaffen. Üblicherweise spielen selbst Audiophile solch hochwertige Dateien direkt mit ihrem Computer ab und zwar meist über USB-Interfaces. Aber ein Computer ist eine sehr geräuschvolle Umgebung und nicht gerade ideal, wenn es darum geht, höchste Wiedergabequalität zu erreichen. Musikserver basieren ebenfalls auf Computern, und selbst wenn sich einige Hersteller Mühe geben und bessere Netzteile und andere Filtertechnik einsetzen, kommt man um die Tatsache nicht herum, dass auch Musikserver Computer mit lauten Komponenten sind.

Ein weiterer Grund für die Verwendung von MicroSD Memory Cards ist es, alle beweglichen Teile wie sich drehende Scheiben bei der CD, der DVD oder bei Festplatten zu vermeiden. Deshalb haben auch einige Hersteller von Computern und Musikservern begonnen, in ihren Geräten Solid State Drives (SSD) einzusetzen, die ebenfalls auf Halbleiterspeichern beruhen und keine sich drehenden oder überhaupt beweglichen Teile besitzen. Es ist unbestreitbar, dass die Musik einer gut gerippten CD – indem man beispielsweise das weltweit bekannte Programm Exact Audio Copy verwendet – auf eine MicroSD Memory Card oder SSD übertragen und in der ruhigstmöglichen Umgebung wie beispeisweise auf dem SDTrans384 abgespielt eine höhere Klangqualität bietet als dieselbe CD in einem CD-Player, und zwar deshalb, weil man eine geräuschvolle Umgebung mit Motoren zum Drehen der Scheiben und Laser, die die ganze Zeit in Bewegung sind, um die sich drehende Scheibe zu lesen, vermeidet.

Der SDTrans spielt PCM-Dateien bis 384kHz ab. Die aufgesetzte Platine stellt die  I2S-über-HDMI-Schnittstelle bereit
Der SDTrans spielt PCM-Dateien bis 384kHz ab. Die aufgesetzte Platine stellt die I2S-über-HDMI-Schnittstelle bereit

 

Der SDTrans wurde als Hobby und ganz persönliches Forschungsprojekt von den beiden japanischen Ingenieuren Bunpei und Chiaki entwickelt. Momentan ist Chiaki der Hauptentwickler. Anfangs konnte der SDTrans Dateien mit maximal 24bit/192kHz abspielen, aber die beiden Ingenieure waren auch an Multi-Bit-Formaten wie beispielsweise DXD mit 352,8kHz/24 und ganz hinauf bis 384kHz/32kHz interessiert.

Später wollten sie auch die DSD-Wiedergabe verbessern, bei der die SACD mit 64-fachem Oversampling oder 2,8MHz arbeitet, während bei DSD auch höheres Oversampling und höhere Frequenzen wie etwa 128-fach oder 5,6MHz und gar 256-fach oder 11,3MHz möglich sind. DSD wurde in Japan an der Waseda Universität entwickelt, die auch das 1-Bit-Consortium beherbergt. Dort wird auch weiterhin an DSD mit noch höherer Qualität geforscht. Bunpei und Chiaki unterhalten enge Beziehungen zur Waseda Universät und dem 1-Bit-Consortium.

Nachdem Bunpei und Chiaki den SDTrans384 Memory Card Transport entwickelt hatten, war es unerlässlich einen D/A-Wandler zu haben, der in der Lage ist, dessen Signale von sehr hoher Qualität zu empfangen und zu konvertieren. ESS Technology in Kalifornien fertigt einen extrem leistungsfähigen Chip mit der Bezeichnung ES9018, einen echten 32bit-Chip, der in der Lage ist, Multibit-Dateien mit dem höchsten Oversampling ebenso wiederzugeben wie DSD-Dateien mit extrem hoher Abtastrate. Nur wenige Firmen und Einzelpersonen sind in der Lage, die volle Leistung dieses Wandlers wirklich zu nutzen. Einige kleinere Hersteller wie die japanische Firma Fidelix sind aber sogar noch einen Schritt weitergegangen und haben ihr eigenes System um diesen Chip herum entwickelt. Der Fidelix Caprice ist ein Wandler und Vorverstärker, der den ES9018 Wandler-Chip in Kombination mit einer optisch isolierten I2S-über-HDMI-Schnittstelle kombiniert. Der SDTrans wurde so ausgelegt, dass er mit dieser Schnittstelle des Fidelix Caprice kompatibel ist.

Allerdings benutzt die normale Version dieses Systems noch getrennte Uhren für die beiden Geräte: Der SDTrans besitzt zwei interne Uhren mit 22.5792MHz und 24.576MHz, während der Fidelix Caprice von einer einzigen Uhren mit etwa 96MHz getaktet wird. Später testeten Bunpei und Chiaki eine synchroniserte Uhr mit einer „gehackten Version‟ des Fidelix Caprice – allerdings mit Erlaubnis seinen Entwicklers Nakawa. Für die synchronisierte Version von Fidelix Caprice und SDTrans entwarf Chiaki zwei neue Platinen, eine für den Transport und eine für den Wandler. Die Platine für den Fidelix Caprice enthält zwei speziell für diese Anwendung maßgeschneiderte NDK Quarzoszillatoren mit sehr geringem Phasenrauschen mit den Frequenzen 90,3168MHz und 98,304MHz. Diese beiden Uhren takten sowohl den auf dem ES9018 basierenden Wandler als auch den SDTrans384. Diese Entwicklung führte zu einer beträchtlichen klanglichen Verbesserung und trug dazu bei, dass der SDTrans so weiterentwickelt werden konnte, dass er nun DSD-Files mit 11,3MHz oder 256-fachem Oversampling wiederzugeben vermag.

Der Fidelix Caprice wandelt mit dem hervorragenden Sabre32 Reference DAC (ES9018), der noch über dem Ultra DAC des Mytek angesiedelt ist. Schade, dass es für Fidelix hierzulande keinen Vertrieb gibt
Der Fidelix Caprice wandelt mit dem hervorragenden Sabre32 Reference DAC (ES9018), der noch über dem Ultra DAC des Mytek angesiedelt ist. Schade, dass es für Fidelix hierzulande keinen Vertrieb gibt

Viel Musikliebhaber und professionelle Audioanwender kennen die Firma Korg als Hersteller von DSD-Recordern. Korg bietet aber auch ein Programm namens AudioGate an, mit dem man Dateien von Mulit-Bit zu DSD und umgekehrt konvertieren kann. Up- und Downsampling von DSD-Files ist mit AudioGate ebenfalls möglich. Momentan ist die Abtastrate auf 128-faches Oversampling respektive 5,6MHz beschränkt. Bunpei entwickelte jedoch eine Methode, den Header von Dateien so zu verändern, dass das Programm bereits hochgerechnete Dateien für unbehandelt hält, so dass sie noch einmal einem Upsampling unterzogen werden können. So macht Bunpei es möglich, Dateien mit 11,3MHz zu erstellen. Es ist momentan sogar möglich, noch weiter zu gehen und Dateien mit 512-fachem Oversampling und und 22,6MHz zu erstellen, aber auf diesem Level ist es für die meiste Hardware sehr schwer, Schritt zu halten.

Die Originaldateien, die für die Umwandlung in DSD und dann zum Upsamling benutzt wurden, waren CDs mit 16bit/44,1kHz, Audio-Files mit 16bit/48kHz, 24bit/192kHz, 24bit/352,8kHz (DXD) und mit älteren Sony PlayStations gerippte SACDs sowie andere DSD-Aufnahmen wie die, die das 1-Bit-Consortium an der japanischen Wasada Universität machte.

Das momentane System, das mehr zu leisten vermag, als jede kommerziell erhältliche Audiokomponente, kann als ein Mittelding zwischen einem Forschungsprojekt und einem ambitionierten Do-It-Yourself-Projekt angesehen werden. Es ist noch nicht möglich, das komplette System zu kaufen. Fidelix bieten den Caprice Wandler und Vorverstärker lediglich in Japan an, entweder ohne die I2S-über-HDMI-Schnittstelle oder als Option auch mit. Allerdings verfügt auch der Caprice mit der I2S-über-HDMI-Schnittstelle nicht über die synchronisierte Clock. Dennoch ist er im Grunde in der Lage, die hochgerechneten DSD-Dateien zu wandeln, wenn man sie mit dem SDTrans384 abspielt. Die aktuelle Version, die auf den Bildern zu sehen ist und die ich in Dirk Sommers Hörraum gespielt habe, geht wie gesagt noch einen Schritt weiter, indem eine synchronisierte Uhr für den SDTransport und den Caprice Wandler benutzt wird. Es ist noch nicht entschieden, ob diese Version zum Verkauf angeboten werden wird, da sie Modifikationen des Fidelix Caprice durch Bunpei und Chiaki erfordert.

Es sei noch einmal betont, dass es hier nicht um kommerziell zu erwerbende Produkte geht, sondern viel mehr um anspruchsvolle Forschung nach dem, was die Zukunft bringen könnte.


Die hochstehend eingebaute Platine stammt von Bunpei und Chiaki, stellt die I2S-über-HDMI-Schnittstelle für den Caprice bereit und dient der Synchronisierung von Wandler und Transport
Die hochstehend eingebaute Platine stammt von Bunpei und Chiaki, stellt die I2S-über-HDMI-Schnittstelle für den Caprice bereit und dient der Synchronisierung von Wandler und Transport

Vielen Dank an Stig Bjørge für diese Ausführungen, die er während seines Europa-Aufenthaltes verfasst hat, und die Bilder, die er unterwegs – natürlich mit einer seiner so sehr geschätzten Leicas – geschossen hat. Selbstverständlich wird Hifistatement Sie darüber informieren, wenn sich die Mitarbeiter an diesem Hobby- und Forschungsprojekt dazu entschließen sollten, Transport und Wandler zum Kauf anzubieten. Korgs technisch hochinteressante, mir optisch aber etwas zu verspielte Software AudioGate können Sie nach einer Registrierung kostenlos herunterladen.

Der DSD-Recorder MR-2000s darf – wie im ersten Teil dieses Artikels bereits erwähnt – seit einiger Zeit in der EU nicht mehr vertrieben werden. Wie ich leider aus eigener Erfahrung weiß, tauchen auch keine Geräte auf dem Gebrauchtmarkt auf. Zur rechtlichen Situation eines Importes aus den USA vermag ich nichts zu sagen, technisch dürfte es mit der hiesigen Stromversorgung aber keine Probleme geben.

Wie in Stigs Beschreibung des Projekts eher am Rande erwähnt, ist es ein gar nicht so geringes Problem, an Musikdateien in DSD zu kommen – besonders, wenn es etwas mehr sein darf als die üblichen 2,8MHz. Noch ist das Angebot an käuflich zu erwerbenden DSD-Downloads nämlich äußerst überschaubar. Wie wäre es daher mit ein wenig Selbsthilfe: Erstellen Sie doch eigene Musik-Files, indem Sie Ihre Schallplatten und Tonbänder auf DSD archivieren. Das ist mit dem Tascam DV-RA1000HD möglich, weshalb ich ihn in Kürze an dieser Stelle einmal ausführlich vorstellen werde. Die Abtastrate liegt beim Tascam jedoch leider nur bei 2,8MHz. Da wäre der Korg MR-2000 mit der doppelten Frequenz schon eher das Mittel der Wahl, wenn man ihn denn bekäme. Eine andere Möglichkeit, zumindest Dateien mit 2,8MHz zu bekommen, ist es, die Daten einer SACD mit einem älteren Modell einer Sony PlayStation und einer speziellen Software auszulesen.

Der Screenshot zeigt die Benutzeroberfläche der von Korg kostenlos angebotenen Software AudioGate, die Up- und Down-Sampling sowie Konvertierungen zwischen DSD und PCM erlaubt
Der Screenshot zeigt die Benutzeroberfläche der von Korg kostenlos angebotenen Software AudioGate, die Up- und Down-Sampling sowie Konvertierungen zwischen DSD und PCM erlaubt

Allerdings kann man auch hier nicht sicher sein, dass die Musik von Beginn der Produktionskette bis zum Schluss immer im 1-Bit-Format geblieben ist. Zwar gibt es schon seit geraumer Zeit gute DSD-Analog/Digital-Wandler wie etwa die von dCS, Digital Audio Denmark, EMM Labs oder Mytek, aber nur eine Studiosoftware, bei der das Signal beispielsweise bei Ein- und Ausblendungen oder dem Mischen im 1-Bit-Format bleibt: den von Andreas Koch entwickelten Sonoma DSD Multitrack Recorder and Editor. Die 32-Kanal-Version mit EMM Labs-Wandlern kostet jedoch über 90000 Dollar. In weiter verbreiteten Programmen wie Pyramix wird das Signal beispielsweise für eine Ausblendung in PCM mit 352,8kHz (DXD) gewandelt, die Ausblendung berechnet und das resultierende PCM-Signal wieder in ein 1-Bit-Signal konvertiert. Dabei werden immer nur die Teile des Song gewandelt, die auch wirklich bearbeitet werden. Wenn aber zum Beispiel die Lautstärke eines Liedes näher an die Aussteuerungsgrenze gebracht werden soll, muss der gesamte Song ins vermeintlich schlechter klingende PCM-Format und zurück konvertiert werden. Aus Kostengründen und um sich wiederholtes Konvertieren zu ersparen, wird bei vielen Produktionen erst im Hochbit-Format – eher 96kHz als 352,8kHz (DXD) – aufgenommen und dann der fertige Zweikanal-Mix in DSD übertragen. Eine der rühmlichen Ausnahmen, was die Abtastrate angeht, stellt das Label 2L dar: Hier werden alle Formate, also auch DSD-Files, vom DXD-Master konvertiert.


Dass es durchaus sinnvoll sein kann, selbst die Daten einer CD vor der Wandlung in DSD zu konvertieren, habe ich vor mehr als zehn Jahren beim Test des dCS Delius Wandlers und Purcell Upsamplers feststellen können: Hier klang das, was von der CD kam, einfach am besten, wenn es vor der Wandlung ins 1-Bit-Format konvertiert wurde. Hochbit-Formate konnten da einfach nicht mithalten. Wenn man aber davon überzeugt ist, dass ein 1-Bit-Datenstrom besser klingt als PCM, dürfte man einfach ein ungutes Gefühl haben, wenn man weiß, dass das noch so wohl tönende DSD-File auf der eigenen Festplatte zumindest zwischenzeitlich mal ein Hochbit-Signal war. Aber da geht es dem Analogfan auch nicht besser: Wenn er heute noch ein aktuelles Album auf Schallplatte bekommt, kann er fast sicher sein, dass die darauf enthaltene Musik während des gesamten  Produktionsprozesses als Datensatz vorlag und erst zur Überspielung in Lack oder Kupfer wieder ins Analoge gewandelt wurde.

Wer nun – wie auch ich vor kurzem noch – meint, zumindest die Nutzer von Computer-Hifi mit ihren für gutes Geld erworbenen High-Resolution-Files seien auf der sicheren Seite, dürfte auch nicht immer richtig liegen, zumindest wenn es um Dateien mit Abtastraten oberhalb von 96kHz geht: Heinrich Schläfer, Mastering-Koryphäe und Ex-Mitinhaber des bestens beleumundeten österreichischen Labels Quinton Records, merkte während eines Telefonats letztlich ganz beiläufig an, dass das meiste heutzutage in den Studios zu findende, sogenannte Outboard-Equipment – Hallgeräte, Kompressoren, Equalizer und so weiter – lediglich mit 96kHz arbeite. Den Rest erledige dann oft ein guter Upsampler. Und mit ein wenig Geschick und einigen Tricks bekäme man das auch so hin, dass die Manipulation mit einem einfachen Test nicht nachweisbar sei.

Joe Kubala nimmt mit synchronisierten Korg MR-2000 mit 5,6Mhz auf, mixt und mastert analog und zeichnet den Stereo-Mix in DSD und oft auch analog auf
Joe Kubala nimmt mit synchronisierten Korg MR-2000 mit 5,6Mhz auf, mixt und mastert analog und zeichnet den Stereo-Mix in DSD und oft auch analog auf

Bevor wir nun jedoch vor lauter Misstrauen die ungemein positive Tatsache aus dem Blick verlieren, dass wir heute mit hochaufgelösten PCM- und DSD-Files viel näher an die Musik kommen als je zuvor, stelle ich Ihnen jemanden vor, der die Vorzüge der DSD-Technik teils zum eigenen Vergnügen, teils zur Produktion hervorragenden Demo-Materials für Hifi-Shows kreativ nutzt: Joe Kubala, einer der beiden Inhaber der Nobel-Kabel-Schmiede Kubala-Sosna, nimmt schon seit einiger Zeit mit einen ganzen Rack voller synchronisierter Korg MR-2000 live auf mehrere Spuren auf. Bei 5,6MHz sei die Qualität seiner „digitalen Mehrspurmaschine‟ durchaus mit dem analogen Pendant zu vergleichen, meint er. Zum Mixen und Nachbearbeiten der einzelnen Spuren wechselt Joe Kubala dann wieder in die analoge Ebene. Den Mix-Down auf zwei Kanäle speichert er anschließend sowohl auf DSD mit 5,6Mhz als auch auf Tonband. Ich werde versuchen, mal eine seiner Aufnahmen für einen Download zu bekommen.

Zwar steht in einer Publikation wie Hifistatement das Wort im Vordergrund, aber so ganz ohne Musik möchte ich den zweiten Teil meiner DSD-Reihe doch nicht beenden. Zum Download habe ich das Titelstück der zweiten sommelier du son-LP Goodbye Pork Pie Hat ausgewählt. Charlie Mariano und Dieter Ilg haben die Charles-Mingus-Komposition in der recht halligen Akustik der Kapelle des Schlosses Solitude in Stuttgart als Zugabe gespielt. Das Saxophon wurde mit einem AKG C 414 B-ULS und der Bass mit einem Neumann SM 69 fet aufgenommen. Den Song vom analogen Session-Tape habe ich für den Download mit dem „amtlichen‟ EMM Labs ADC Mk IV in ein DSD-Signal mit 2,8MHz gewandelt, auf dem Tascam-Recorder gespeichert und von dort per AudioQuest Diamond USB auf den Computer überspielt. Viel Spaß damit.

Der EMM Labs-Wandler – hier mit einem Frequenzgenerator zum peniblen Pegelabgleich – ist nur in einer Acht-Kanal-Version zu bekommen, was ihn für die meisten Heimanwendungen leider zu kostspielig macht
Der EMM Labs-Wandler – hier mit einem Frequenzgenerator zum peniblen Pegelabgleich – ist nur in einer Acht-Kanal-Version zu bekommen, was ihn für die meisten Heimanwendungen leider zu kostspielig macht

PS: Einige der – natürlich in allen Produktionsschritten rein analogen – LPs sds 0014-1 sind noch im einschlägigen Fachhandel und im Hofladen Dieter Ilgs zu haben.

b_850_0_16777215_10_images_content_basics_12-05-19_dsd_downloadbutton.png
Charlie Mariano & Dieter Ilg
Goodbye Pork Pie Hat
2,8MHz
ca. 295,7 mb (DFF)

Weitere Informationen

  • Imagefolder basics/12-05-19_dsd

Auf der CES im Januar war DSD plötzlich wieder ein Thema, wie Kollege Danny Kaey berichtete. Die Audioplayer Audirwana Plus und Pure Music unterstützen das Ein-Bit-Format und Boliden von dCS und Playback Designs, aber auch der erschwingliche Mytek-DAC wandeln bereits DSD-Files. Grund genug, sich noch einmal mit diesem Format zu beschäftigen.

Und dies wird ausführlicher geschehen, als es in nur einem Artikel möglich ist. Es wird ein Test des Tascam DV-RA1000HD mit drei Klangbeispielen im DSD- und Hochbit-Format folgen, und auch unser nächstes Statement From Birdland wird ein Ein-Bit-File zum Download bieten. Hier werden wir kurz auf die SACD zurückblicken und uns dann die Vorteile von DSD von einem an seiner Entwicklung beteiligen Spezialisten erläutern lassen.

Ich gebe es gerne zu, als ich noch in der holzverarbeitenden Industrie tätig war – so titulierte die Süddeutschen Zeitung einmal wenig schmeichelhaft die Printmedien –, habe ich die SACD recht früh als Medium ohne Zukunft gesehen, was mir nicht nur freundliche Reaktionen von Leserseite bescherte. Auch wenn es immer noch engagierte audiophile Label gibt, die SACDs in hervorragender Qualität veröffentlichen, bleibe ich dabei: Als physisches Medium wird die Polycarbonatscheibe mit dem Ein-Bit-Datenstrom nicht mehr all zu lange überleben. Aber diese Prognose teilt die SACD langfristig mit der guten alten CD, die früher oder später der Verbreitung von Files per Internet oder billigem Festspeicher zum Opfer fallen wird. Für Downloads in sehr hoher Qualität könnte DSD aber das Format der Wahl werden.

Warum das so ist, erläuterte Andreas Koch in einem Beitrag für ein amerikanisches Online-Magazine, den er leicht gekürzt für Hifistatement übersetzte. Doch zuvor noch einige Informationen über den Autor: Andreas Koch war von Anfang an in die Entstehung der SACD involviert, während er für Sony arbeitete. Er leitete das Team von Ingenieuren, das die erste professionelle Studio-Software für Mehrkanal-DSD-Aufnahmen und -Bearbeitung (die Sonoma Workstation) und die weltweit ersten Mehrkanal-DSD-Wandler (A/D und D/A) entwarf, und gehörte verschiedenen Komitees zur weltweiten Standardisierung von SACDs an. Später entwickelte er als Berater eine Vielzahl von speziellen Algorithmen zur Konvertierung von DSD in PCM und in die Gegenrichtung sowie weitere Technologien zur D/A-Wandlung und zur Kontrolle von Jitter in Wandlern. Im Jahr 2008 hat er dann Playback Designs mitbegründet, um sein außergewöhnliches Wissen und seine Erfahrungen in Sachen DSD in Form von D/A-Wandlern und CD/SACD-Playern auf den Markt zu bringen. Vorher war er bei Studer in der Schweiz Teil eines Teams von Ingenieuren, das eine der ersten digitalen Bandmaschinen konstruierte. Anschließend war er Leiter einer Gruppe, die an einem Mehrkanal-Festplatten-Recorder arbeitete. Eine dreijährige Beschäftigung bei Dolby als deren erster Entwicklungsingenieur für Digitaltechnik verschaffte ihm ein sehr solides Fundament an Erfahrung und Know-how in der Audioelektronik. Man kann unter andreas@akdesigninc.com mit ihm Kontakt aufnehmen, um unter anderem auch zu seinem Beitrag Stellung zu nehmen:

DSD – ein neues Suchtmittel

von Andreas Koch

Eine neue Droge? Nein, aber ein ein ganz und gar unentbehrliches Audio-Format drängt in unsere Hörräume. Dabei gibt es DSD (Direct Stream Digital) schon seit einer geraumen Zeit, aber es war so stark mit dem physischen Medium, der SACD, verknüpft, dass es bisher nicht die Aufmerksamkeit bei Audiophilen erlangt hat, die es verdiente. Erst kürzlich in Verbindung mit dem wachsenden Interesse an Downloads in hoher Auflösung per Internet schaffte es DSD, wieder zum Thema zu werden. Was vor mehr als zehn Jahren zwingende Gründe waren, diese Wandlungsart bei der SACD einzusetzen, wird nun zu bequemen Wahrheiten in der neuen Ära hochaufgelösten Internet-Audios. Im Folgenden werde ich den Hintergrund und das Wesen von DSD darstellen und was daraus in naher Zukunft werden könnten.

Der Begriff Direct Stream Digital (DSD) wurde von Sony und Philips geprägt, als sie gemeinsam die SACD einführten. Der direkte digitale Datenstrom ist nichts anderes als eine bearbeitete Delta-Sigma-Modulation, die Philips in den 70-er Jahren entwickelte. Weitere Verbreitung fand sie erst in den späten 80-ern, als sie als Zwischenformat in A/D- und D/A-Wandler-Bausteinen zum Einsatz kam.

Abbildung 1
Abbildung 1

Abbildung 1 zeigt, wie eine analoge Quelle von einem Analog/Digital-Converter in ein digitales PCM-Format und anschließend von einem DAC wieder zurück ins Analoge gewandelt wird. Im Analog/Digital-Wandler laufen intern zwei unterschiedliche Prozesse ab:

  1. Delta-Sigma Modulation: Das analoge Signal wird mit einer sehr hohen Sampling-Rate direkt in DSD gewandelt. Dabei werden je nach Anwendung und notwendiger Genauigkeit verschiedene Algorithmen benutzt, die Ein-Bit-DSD oder Multibit-DSD mit einem im Vergleich zur normalen CD 64- oder 128-fachen Oversampling generieren.
  2. Dezimationsfilter: Das DSD-Signal aus dem vorherigen Prozess wird heruntergesampled und in PCM konvertiert. Die Wortlänge wird beispielsweise auf 16 oder 24 Bit vergrößert und die Abtastrate auf den CD-Wert oder für PCM-Formate mit hoher Auflösung auf ein niedriges Vielfaches davon herabgesetzt.

Die D/A-Wandlung läuft sehr ähnlich ab:

  1. Das PCM-Signal wird auf eine sehr viel höhere Abtastrate konvertiert.
  2. Dann wird es vom Delta-Sigma-Modulator zu DSD gewandelt, um die Wortlänge zu reduzieren.
  3. Schließlich wird es ins Analoge gewandelt.

Diese Technologie wurde wegen ihrer besseren Linearität und konstanten Qualität in Bezug auf die verwendeten Bauteile gewählt, da hier die meisten schwerwiegenden Signalbearbeitungen in die digitale Ebene verlagert wurden, so dass sie von der Veränderung elektronischer Komponenten im Laufe der Zeit nicht beeinträchtigt werden. Dieses Verfahren wurde schnell in die meisten Wandler-Systeme übernommen, so dass man durchaus behaupten kann, dass wir seit den späten 80-ern eine Form von DSD gehört haben, ohne es überhaupt zu wissen.

Als dann die Wissenschaft Fortschritte machte und wir unsere Erfahrungen mit Digital-Audio, begannen wir zu erkennen, dass die Algorithmen für die DSD zu PCM und PCM zu DSD Konvertierungen tiefgreifende Auswirkungen auf die Klangqualität haben können, wenn sie nach klassischen Formeln berechnet werden. Das sind relativ komplizierte Algorithmen und sie brachten ein neues Phänomen hervor, das wir als „digitalen Klang‟ oder „Ringing‟ beschreiben. Daher waren die Ingenieur-Teams von Sony und Philips bemüht, die Konvertierungsschritte in PCM und zurück aus der Wandlung zwischen analog und digital gänzlich zu entfernen. Dieser DSD-Pfad, der PCM völlig umgeht, ist oben in Abbildung 1 dargestellt. Wie es für gewöhnlich der Fall ist, führte auch hier die Vereinfachung im Signalweg zu klanglichen Verbesserungen. So war es keine Überraschung, als die ersten Hörtests derart gute Ergebnisse brachten, dass das DSD-Format als ideale Archivierungsform für Tonstudios angesehen wurden. Das allein sagt genug zur Klangtreue dieses Formats. Zu dieser Zeit zog kein Aufnahmestudio die Archivierung seiner Analogaufnahmen auf PCM auch nur in Erwägung.

Zur selben Zeit fand das neue DVD-Format Verbreitung und seine Besitzer warfen sogleich die Frage auf, ob es nicht geeignet sei, das in die Jahre gekommene Redbook-CD-Format zu ersetzen. Dessen Lizenzinhaber, Sony und Philips waren davon verständlicherweise höchst alarmiert und beeilten sich, eine konkurrierende Audio-Disc vorzuschlagen, die das DSD-Codierungs-Schema benutzt, um den Anforderungen der Musikindustrie stärker gerecht zu werden. Es entbrannte ein regelrechter Format-Krieg zwischen SACD und DVD-Audio, den glücklicherweise die SACD gewann. Daher wurde DSD in vielen digitalen Aufnahmestudios benutzt, so dass inzwischen eine riesige Bibliothek von DSD-Aufnahmen besteht, auch wenn viele davon bisher nur als PCM-Konvertierung veröffentlicht wurden.

Für die Produktion von SACDs wird meist DSD mit einer Abtastrate von 2.8224MHz (64 x 44.1kHz) benutzt. Das Aufnahme-Equipment lief aber oft auch mit der doppelten Abtastrate von 5.6448MHz (128 x 44.1kHz). Dieses Format verwenden Studios besonders gern zur Archivierung ihrer analogen Aufnahmen. Aufnahmegeräte für die doppelte DSD-Abtastrate sind selbst in höherer Qualität recht günstig zu haben, so dass auch Endverbraucher es zum Archivieren von Schallplatten und Tonbändern nutzen können, um die DSD-Files dann über audiophile High-End-D/A-Wander komfortabel in ihrem Hörraum wiederzugeben.

Die theoretische Bandbreite eines DSD-Signals mit einer Abtastrate von 2.8224MHz (64 x 44.1kHz) beträgt 1.4112MHz, während ein 96kHz-PCM-Signal eine Bandbreite von 48kHz erreicht und ein 192kHz-PCM-Signal eine Bandbreite von 96kHz. Die hohe Bandbreite von DSD hat allerdings ihren Preis: Delta-Sigma-Signale sind lediglich mit einem Bit quantisiert und haben daher keinen großen Dynamikbereich. Deshalb muss in Delta-Sigma-Wandlern ein Prozess integriert werden, der „Noise Shaping‟ genannt wird und der den Dynamikbereich im nutzbaren Audio-Bereich (0-20kHz) vergrößert und dann zu hohen Frequenzen hin langsam verringert. Das mit Noise Shaping versehene Delta-Sigma-Signal wird dann DSD genannt. Abbildung 2 zeigt den typischen Dynamikbereich eines DSD-Signals mit einer Abtastrate von  2.8224MHz, der im Audioband unter 20kHz größer sein kann als 150dB. Zudem folgt der zu hohen Frequenzen langsam ansteigende Rauschteppich in gewissem Grad unserer Hörschwelle für Transienten, die nachweislich bis hinauf zu 100kHz zu hören sind. Selbstverständlich hat DSD mit der doppelten Abtastrate einen ausgedehnteren Audio-Bereich von 0-40kHz, über dem dann der Rauschteppich sanft anstreigt.

Abbildung 2 zeigt auch die theoretischen Dynamikbereiche von PCM-Signalen verschiedener Abtastraten. Achten Sie auf die steilen Übergänge, die PCM-Signalen typischerweise eigen sind. Diese können hörbare Nebeneffekte haben wie zum Beispiel das Pre-Ringing, wenn man ihnen nicht mit speziellen Algorithmen entgegenwirkt. Prinzipbedingt kommen diese Nebeneffekte bei DSD-Signalen nicht vor.

Abbildung 2
Abbildung 2

Wie wir daraus erkennen können, ist DSD durch die folgenden Eigenschaften gekennzeichnet:

  • ein großer Dynamikbereich im Audio-Bereich (0-20kHz)
  • ein langsamer und nicht sprunghafter Anstieg des Rauschteppichs zu hohen Frequenzen hin
  • ein bis in den Megahertz-Bereich ausgedehnter Frequenzgang

Diese Eigenschaften machen DSD zu einem ernsthaften Wettbewerber bei der Wahl von hochaufgelösten Audio-Formaten. Manchmal wird DSD wegen des im Signal enthaltenen Hochfrequenz-Anteils kritisiert (vergleiche Abbildung 2). Doch alle Wandler begrenzen die Menge des Rauschens, das auf der analogen Seite ankommt. Dieses Rauschen korreliert üblicherweise nicht mit dem Musiksignal und kann deshalb von unserem psychoakustischen System leicht herausgefiltert werden. Darüber hinaus nehmen es die meisten Hörer nicht einmal wahr. DSD mit doppelter Abtastrate löst das Problem, indem es den Anstieg des Rauschteppichs um etwa 20kHz auf der Frequenzachse nach oben verschiebt und derart das gesamte Rauschen bei höheren Frequenzen dramatisch reduziert.


Klar, große Datenmengen brauchen beim Download ihre Zeit. Aber diese Tatsache hat die Evolution der Audioformate viel zu lange eingeschränkt. Da die Computer-Plattform kein bestimmtes Format gegenüber einem anderen favorisiert, ist es für den Aufnahmeingenieur und den Produzenten zu einer künstlerischen Entscheidung geworden, welches Format er für welche Anwendung und welchen Markt auswählt. Es gibt weltweit immer weniger CD-Presswerke, und die Ära der Downloads von hochaufgelösten Musikdateien auf den Computer hat längst begonnen. In Kombination mit einem externen Wandler kann ein für hochwertige Musikwiedergabe konfigurierter Computer eine hervorragenden Musikquelle sein.

Die verschiedenen, im Moment gebräuchlichen Formate besitzen sehr unterschiedliche Bitraten, die die Zeit für einen Download aus dem Internet bestimmen. In Abbildung 3 sind verschiedene Formate mit ihrer Dateigröße für einen Song von drei Minuten und die entsprechende Download-Zeit für eine Internet-Verbindung mit 5Mb/sec aufgelistet.

Abbildung 3
Abbildung 3
Wenn die Abtastrate über 96kHz hinausgeht, entstehen im PCM Format relativ große Dateien, die lange Download-Zeiten erfordern. Die Dateigröße und Download-Zeit für DSD sind hingegen mit denen vom 24/96kHz-PCM-Dateien vergleichbar, bieten aber eine bessere Wiedergabe wie wir in Abbildung 2 gesehen haben. Oft wird das DXD-Format in puncto Klangqualität dem DSD-Format gleichgesetzt, das aber dreimal effizienter ist, was die Dateigröße anbelangt. Dies liegt darin begründet, dass DSD wie in Abbildung 2 gezeigt keinen linearen Frequenzgang besitzt, sondern die Auflösung bei sehr hohen Frequenzen vermindert, wo unser Gehör ebenfalls eine sehr geringe Auflösung besitzt. Aus diesem Grund und wegen der Tatsache, dass bereits eine große Anzahl an DSD-Aufnahmen existiert, könnte DSD das vorherrschende Format für hochaufgelöste Downloads werden.

Es gibt verschiedene Standards für DSD-Dateien, die alle ihre Geschichte und Existenzberechtigung haben:

  • .dff: im Jahr 2000 von Philips eingeführt.
  • .wsd: im Jahr 2002 vom 1-Bit-Audio-Consortium eingeführt, das sich hauptsächlich aus japanischen Firmen zusammensetzt.
  • .dsf: im Jahr 2005 von Sony eingeführt. Dieses Format ist .dff sehr ähnlich, besitzt aber mehr Flexibilität, um Metadaten wie Grafiken von Covern einzubeziehen, die dann im einem Display angezeigt werden, während der Song gespielt wird. Dieses Format wird auf DSD-Discs benutzt, also bespielbaren DVDs, die von Sonys Playstation, einigen Computern und auch einigen SACD-Playern gelesen werden können. Wegen seiner zusätzlichen Kapazitäten für Metadaten wird dieses Format wohl zum vorherrschenden werden.

Alle drei Formate sind momentan in Gebrauch, und die meisten heute erhältlichen Wiedergabe-Programme unterstützen sie alle. Das ist das Schöne an einer auf Software basierenden Plattform, dass es für den Software-Entwicklicker meist nur ein paar einfacher Handgriffe bedarf, damit ein zusätzliches Dateiformat unterstützt wird. Wir brauchen uns um die verschiedenen Dateiformate also keine Gedanken zu machen. Und wenn eine Software ein Format mal nicht akzeptiert, dann ermöglicht es Korgs kostenlose Audiogate-Software, ein Format in ein beliebiges anderes zu konvertieren. Viele Hersteller bieten bereits Wiedergabe-Programme an, die PCM in jeder Abtastrate, DSD und DSD mit doppelter Abtastrate abspielen.

Sobald die Software eine DSD-Datei liest, sendet sie die Daten an den USB-Treiber, der sie dann für die Übertragung per USB in Containern neu anordnet. Windows und Apple Betriebssysteme haben Treiber implementiert, die die USB-Audio-Spezifikationen teilweise unterstützen:

  • In Windows wurde USB-Audio nur sehr schlecht implementiert. PCM wird lediglich bis 24/96kHz unterstützt, DSD überhaupt nicht. Anders ausgedrückt: Ohne Treiber von einem Fremdanbieter ist Windows allein für hochaufgelöste Musikwiedergabe nicht zu verwenden. Glücklicherweise entwickelte die Professional-Audio-Firma Steinberg einen sehr hochwertigen Audio-Interface-Treiber (ASIO), der nicht nur PCM in jeder Abtastrate, sondern auch DSD unterstützt. Dieser wird von vielen Herstellern genutzt und ist so weit verbreitet, dass er defacto zum Standard in der professionellen Audio-Industrie wurde. Er wird auch mehr und mehr von audiophilen Herstellern eingesetzt.
  • Apple OS unterstützt nativ jegliches PCM-Format, leider aber nicht DSD. In der Version OS 10.7 wurde darüber hinaus der „integer mode‟ entfernt, der es zuvor erlaubte, DSD sicher zu übertragen ohne die Gefahr, dass irgendeine Software es mit PCM verwechselt. Da Apple anders als die PC/Windows-Plattform ein sehr geschlossenes System darstellt, hat man, wenn man DSD nativ auf einem externen Wandler abspielen möchte, im Moment nur die Wahl, die DSD-Daten in PCM-Container zu verpacken, damit dass Betriebssystem denkt, es sei PCM. Dann obliegt es dem Software-Entwickler und dem Wandler-Hersteller, genug Sicherungen einzubauen, die es verhindern, dass es zu Verwechselungen von PCM und DSD kommt. Wenn es doch zu einer solchen Verwechselung kommen sollte, dürften Ihre Lautsprecher das Fliegen lernen. Verschiedene Hersteller arbeiten bereits gemeinsam daran, ein Verfahren zu standardisieren, das es erlaubt, DSD nativ über den normalen PCM-Weg ohne jegliche Wandlung abzuspielen. Der Vorteil daran ist, dass keine zusätzlichen Software-Treiber benötigt werden. Der native Apple USB-Audio-Treiber wäre dann in der Lage, PCM und DSD mit jeder Abtastrate wiederzugeben.

Die Linux Plattform wird zwar auch für Musik-Server benutzt. Sie ist aber – wenn der Nutzer im Umgang mit Computern nicht ausgesprochen bewandert ist – nicht leicht zu konfigurieren, und die Unterstützung mit Treibern ist bei weitem nicht so massiv wie bei Windows und Apple. Meines Wissens gibt es für Linux zur Zeit keine Wiedergabe-Software und keine Treiber, die DSD unterstützen.

Während DSD weiterhin auf jeder SACD zum Einsatz kommt, dürfte es zusätzlich eine neue Lebenschance als Download-Format bekommen. Seine klanglichen Leistungen machen es konkurrenzfähig zum PCM-Format, ganz gleich mit welcher Abtastrate. Viele Hörer halten DSD sogar für überlegen. Allein die effektive Nutzung der Bits dürfte den Erfolg als Download-Format garantieren. Gestern war jedes Audio-Format fest mit seinem Trägermedium verheiratet, wie beispielsweise LPs, CDs und SACDs. Das verhinderte die Entwicklung der Codierungs-Formate, sei es in PCM oder DSD. Aber heute kommen wir in eine Ära, in der die Hardware nicht dieselben Beschränkungen auferlegt. Dank Software-Steuerung und Computer-Plattform wird alles flexibler und nachrüstbar. Das gilt nicht nur für Speicherung, Bearbeitung und einfache Wiedergabe-Funktionen, sondern auch für physische Verbindungen wie beispielsweise USB, bis hin zum dem Ort wo die Musik spielt, im Wandler. Wenn sich gestern das Codierungs-Format dem physischen Träger anpassen musste, dann hat sich heute das Blatt gewendet: Die Hardware passt sich dem Codierungs-Format an. Mit anderen Worten: Die heutige Computer-Technologie wird wachsen, unabhängig davon, welches Format wir heute oder morgen wählen. Heute mag es eine Kombination aus PCM mit hoher Abtastrate und DSD sein, morgen vielleicht überwiegend DSD.

Folgende Firmen bieten Software-Audio-Player an, die die native Wiedergabe von DSD-Files unterstützen:

  • ChannelD Puremusic: www.channld.com. Unterstützt DSD und DSD mit doppelter Abtastrate auf Mac.
  • Audirvana: www.audirvana.com. Unterstützt DSD auf Mac.
  • JRiver Media Center 17: www.jriver.com. Unterstützt DSD und DSD mit doppelter Abtastrate auf Windows PC.
  • Merging Technologies Emotion: www.merging.com. Unterstützt DSD und DSD mit doppelter Abtastrate auf Windows PC.

Die folgenden Label und Künstler bieten DSD-Files zum Download an:

  • Blue Coast Records: www.bluecoastrecords.com
  • Japan: http://music.e-onkyo.com/artist/m101210_R.asp
  • Channel Classics: www.channelclassics.com/dsd.html
  • Japan: http://ototoy.jp/feature/index.php/sound_and_recording
  • 2L: http://www.2l.no/hires/index.html
  • Wheatus: http://wheatus.com/
  • David Elias: http://www.davidelias.com/
  • Site where various artists and labels offer high resolution recordings for download, including DSD: http://downloadsnow.net.
  • Germany: www.cybele.de.
  • In Kürze: www.hifistatement.net

Wer seine analogen Aufnahmen – egal, ob von Platte oder Band – in höchster digitaler Qualität in DSD mit doppelter Abtastrate archivieren möchte, dem empfehle ich den Korg MR-2000s, der DSD-Files generiert, die mit der oben genannten Wiedergabe-Software direkt abgespielt werden können.

  • Korg: www.korg.com

(Leider ist das Gerät in der EU momentan nicht erhältlich. ds) D/A-Wandler, die DSD-Files direkt aus dem Computer wiedergeben können, werden angeboten von:

  • dCS: http://www.dcsltd.co.uk. Unterstützung für DSD und PCM bis zu 192kHz über USB.
  • Mytek Digital: www.mytekdigital.com. Unterstützung für DSD und PCM bis zu 192kHz über USB und Firewire.
  • Playback Designs: www.playbackdesigns.com. Unterstützung für DSD, DSD mit doppelter Abtastrate und PCM bis zu 384kHz über USB.

Soweit die positive Sicht Andreas Kochs, dem ich an dieser Stelle für seinen Beitrag herzlich danke. Im zweiten Teil sollen dann auch die Probleme nicht ungenannt bleiben, die bei der Arbeit mit DSD auftreten, wenn man nicht gerade glücklicher Besitzer einer Sonoma-Workstation ist.

Weitere Informationen

  • Imagefolder basics/12-05-16_dsd
Geschafft! Nach einer Woche kehrt auch bei Hifistatement wieder Normalität ein. Das sehen Sie schon daran, dass Sie parallel zum letzten Teil des rein fotografischen Messeberichts wieder einmal einen Hinweis auf eine gewiss interessante Händlerveranstaltung finden. Und am Wochenende will Matthias Jung seinen ersten Test nach dem Neustart von Hifistatement fertig haben.
teaser


 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/12-05-10_highend-06
Bevor wir Ihnen die wichtigsten Fakten aus dem Abschlussbericht der High End Society vorstellen, noch ein Hinweis zur Fotogalerie: Nach vier ausführlichen Berichten von beiden Messen hatten wir noch eine Menge ungenutzter Fotos, nicht aber die Zeit, zu allen weitere Informationen zu recherchieren. Vor die Wahl gestellt, die Bilder im Archiv zu lassen oder sie ohne Kommentar zu veröffentlichen, entschieden wir uns für letzteres.
teaser


Auf über 20000 Quadrametern Fläche präsentierten in diesem Jahr 366 Aussteller und damit 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr ihre Produkte. Den internationalen Stellenwert der Messe zeigt die Tatsache, dass über zehn Prozent mehr Journalisten aus dem In- und Ausland über das Messegeschehen berichteten. Am wenigsten stark stieg die Zahl der Fachbesucher: Für Branchenprofis war und ist die High End eben ein Pflichttermin. Sehr schön, dass die Ausstellung nach einem leichten Rückgang vor zwölf Monaten auch bei den privaten Musik- und Technikfreunden wieder auf verstärkten Zuspruch stieß. Hier lag der Zuwachs bei 5,8 Prozent gegenüber 2011. Bleibt Hifistatement nur, den Veranstaltern zu diesem Erfolg zu gratulieren.


 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/12-05-09_highend-05
Selbstverständlich gab es auf der High End noch weit mehr zu sehen, als Ihnen unsere beiden Autoren in ihrer Auswahl vorstellen konnten. Auch wenn wir in Hifistatement – wie der Name schon suggeriert – durchaus zur Subjektivität neigen, wollen wir Ihnen die übrigen im M.O.C. gezeigten Geräte nicht vorenthalten. Viel Spaß also mit dem ersten Teil des Bilderarchivs unseres Fotografen.
teaser


 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/12-05-08_highend-04
Natürlich vermitteln Ihnen unser Messeberichte vorrangig Informationen über die High End und die Hifi Deluxe. Aber so ganz nebenbei bieten sie auch die Möglichkeit, die Vorlieben unserer beiden neuen Autoren ein wenig intensiver kennenzulernen – und das kann ja nicht schaden, wenn es darum geht, deren Urteile in Tests genauer einzuordnen.
teaser


 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/12-05-07_highend-03
Die High End ist vorbei, auch der letzte unseres kleinen Teams nach getaner Arbeit zu Hause angekommen, aber in Hifistatement haben wir noch nicht einmal Halbzeit unserer umfassenden Messeberichterstattung. Folgen Sie heute Wolfgang Kemper auf dem zweiten Teil seines Rundganges.
teaser


 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/12-05-06_highend-02
Heute berichten wir nicht nur von einer anderen Messe. An Ihrer Seite finden Sie auch einen neuen Begleiter. Während Jürgen Saile für Sie die Hifi Deluxe besuchte, absolvierte Wolfgang Kemper übrigens den zweiten Teil seines Rundgangs auf der High End. Die steht für Jürgen Saile ebenfalls noch auf dem Programm. Für Nachschub an spannenden Berichten in den kommenden Tagen ist also gesorgt.
teaser


 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/12-05-05_hifideluxe-01
Was Fläche und Aussteller anbelangt, schlägt auch die 31. High End wieder alle Rekorde. Zu dem findet heuer parallel auch wieder die hifi deluxe statt. Und da erfreulicherweise seit einiger Zeit auch die Personaldecke von Hifistatement wieder ein wenig dicker ist, dürfen Sie sich auf eine umfangreiche Berichterstattung mit jeder Menge toller Bilder freuen. Den Anfang macht diesmal Wolfgang Kemper.
teaser


 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/12-05-04_highend-01
Donnerstag, 03 Mai 2012 02:00

Ypsilon CDT 100

Wo stehen wir heute? Die Computerfestplatte ist das Tonträgermedium der Zukunft. Sagt man. Wenn es nach der Tonträgerindustrie geht, wird die CD Ende 2012 abgeschafft. Wieder einmal.
teaser


Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Meldung, dass in 2011 wieder mehr LPs verkauft wurden als 2003. Sind die nicht schon viel länger totgesagt? In Japan gibt es ein altes Sprichwort: Wenn die Menschen über die Zukunft reden, dann lacht der Oni. Ein Oni ist ein Wesen aus der japanischen Mythologie, das Unheil bringt und sich über die naiven Zukunftsvisionen der Menschheit amüsiert, weil er eben schon anderes vorhat. Tatsache ist aber, dass der Computer aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist. Damit ist es mittlerweile auch super modisch geworden, Musik über den Computer zu hören. Solange aber der „audiophile Computer“ nicht so einfach funktioniert wie mein Wasserkocher, sollen sich andere damit herumärgern. So. Und damit kommen wir zum Ypsilon CDT 100. Zum was?? Zum Ypsilon CDT 100, einem konventionellen, puristischen CD Laufwerk aus Griechenland. Nun ja, so ganz konventionell ist das Ganze nun auch wieder nicht.

Der CDT100 thront auf dem Flightcase, che bella figura!
Der CDT100 thront auf dem Flightcase, che bella figura!

Wenn es um Design geht, fallen mir in erster Linie italienische Firmen ein. Griechische Kunstwerke kenne ich nur aus dem antiken Griechenland, aber hier... Den CDT100 empfinde ich als außergewöhnlich ästhetisch gelungen, er erinnert mich an alte Zeiten, als solides Handwerk noch gefragt war. Und an mein Plattenlaufwerk Apolyt. Geeignet platziert wird dies der Blickfang in jeder Hifi Anlage! Aber es geht hier natürlich nicht nur um Äußerlichkeiten. Viele Wege führen nach Rom, die Griechen gehen hier einen völlig anderen Weg als beispielsweise Ayon im letzten Bericht.

Der Netzschalter an der Rückseite ist nur der Hauptschalter, das Laufwerk kann auch über die Fernsteuerung eingeschaltet werden.
Der Netzschalter an der Rückseite ist nur der Hauptschalter, das Laufwerk kann auch über die Fernsteuerung eingeschaltet werden.

Die Lasereinheit ist grundsätzlich sehr empfindlich gegenüber Vibrationen, deshalb hat man bei Ypsilon großen Wert auf eine besonders stabile und resonanzfreie Konstruktion gelegt. Es handelt sich hier um ein Sandwich Konstrukt, bestehend aus Edelstahl und Aluminium. Das Ganze steht auf vier dorischen Säulen... Sorry, da ist wieder die Fantasie mit mir durchgegangen. Ich meine natürlich resonanzableitende Gerätefüße; alles zusammen ergibt eine äußerst stabile Plattform. Mit dieser Konstruktion möchte man die gängige Boxenform und deren Resonanzprobleme umgehen. Interessanterweise ist das Philips Pro Laufwerk nicht über die eigenen Federn mit der Deckplatte verbunden, sondern fest verschraubt. Ypsilon ist also sehr von den Resonanz-Ableitfähigkeiten der eigenen Konstruktion überzeugt. Trotzdem würde ich das Laufwerk nicht unbedingt auf eine Marmorplatte stellen. Das Display hängt unter dem massiven Alublock, bedient wird der CDT 100 über eine ebenso massive Fernbedienung. Diese enthält keinen Ziffernblock zur direkten Anwahl der Titel, man wird somit mehr dazu überredet, die Musik als Ganzes zu hören. Eine Skipfunktion ist natürlich vorhanden. Hier hat aber der Vertrieb mitgedacht und liefert noch eine Fernbedienung mit Ziffernblock dazu. Allerdings ist diese nicht so chic.


Hier die original Fernsteuerung, aus einem Aluminiumblock gefräst. Wenn die mal auf den Fuß fällt...
Hier die original Fernsteuerung, aus einem Aluminiumblock gefräst. Wenn die mal auf den Fuß fällt...

Zudem enthält der CDT einen DAC, es handelt sich also nicht nur um ein reines Laufwerk. Und der ist keine Notlösung, sondern durchaus aufwändig gemacht. Hier kommt wieder eine Spezialität des Hauses zum Tragen, als I/V Konverter fungiert ein eigens hergestellter C-Core Trafo. Ein einziger J-FET liegt im Signalweg, der DAC arbeitet im Non-Oversampling Modus. Es existieren drei Anschlussmöglichkeiten S/PDIF via 75 Ohm Nextgen Verbindung, analoge RCA-Ausgänge, wenn der interne DAC mitbenutzt wird, auch Nextgen und eine geheimnisvolle fünfpolige Neutrik-Verbindung zu dem hauseigenen DAC 100. Diese Verbindung im Zusammenhang mit dem DAC 100 wird von Ypsilon als Optimum empfohlen. Klar.

Geliefert wird das Gerät in einem gigantischen Flightcase, wie ich es nur von Musikinstrumenten oder Bühnenequipment kenne, welches  für einen Gig unfallfrei über den Atlantik gebracht werden muss.

Wenn der Deckel geschlossen wird, liest der CDT100 automatisch die Daten der CD ein
Wenn der Deckel geschlossen wird, liest der CDT100 automatisch die Daten der CD ein

Zunächst habe ich das Laufwerk über den eingebauten DAC angeschlossen. Das geht schon einmal hervorragend, auch wenn das Gerät eher für den Betrieb mit dem hauseigenen DAC 100 gedacht ist. Die Performance ist nicht verwunderlich, wenn ich mir den aufwändigen Aufbau der Platine ansehe. Neben den bereits erwähnten Features gibt es shuntregulierte Stromversorgungen, sämtliche Baustufen sind diskret aufgebaut, bis auf den Wandlerchip natürlich. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser DAC einigen externen Wandlern das Leben schwer macht. Anschließend habe ich den CDT 100 mit meinem Borbely DAC verbunden und war sehr gespannt, was diesmal passiert. Salopp ausgedrückt  gibt es jetzt von allem noch etwas mehr, sowohl tonal, als auch schaltungstechnisch. Die folgenden Beschreibungen beziehen sich dann auf diese Kombination.

Als erstes lege ich die CD Cachaito ein: Der Bassist Orlando Cachaito Lopez war eines der Gründungsmitglieder des Buena Vista Social Club. Er verstarb im Alter von 76 Jahren und war damit sozusagen der Youngster in dieser Truppe. Auf dieser CD spielt er allerdings mit anderen Musikern, der bekannteste dürfte dabei Hugh Masekela sein. Interessant bereits das Intro „ siempre con swing“ . Hier hört man ein altes Telefon klingeln (im wahrsten Sinn des Wortes), eine Frau hebt ab und holt Cachaito ans Telefon. Im Hintergrund läuft ständig irgendeine Maschine. Offensichtlich wollte der Anrufer ihn für einen Gig engagieren. Das Ganze spielt sich weit hinter den Lautsprechern ab, wie in einem Film aus dem Cubanischen Alltag. Dann geht es allerdings gleich heftig zur Sache, der Kontrabass steht mächtig im Raum, gefolgt von diversen Perkussionsinstrumenten, Orchester und einer Hammond B3. Cachaito spielt hier die für Kuba typische Tumbao Basslinie, womit das Ganze sofort anfängt zu schieben. Spätestens ab hier wird sich – hifitechnisch gesehen – die Spreu vom Weizen trennen. Die CD ist unglaublich lebendig aufgenommen und das mit kubanischen Möglichkeiten. Oder vielleicht deshalb. Der CDT 100 lässt uns hier nicht im Stich, der Bass steht felsenfest im Raum, die ganze Dynamik und Farbigkeit der Instrumente wird so abgebildet, wie ich es live auch kenne. Na ja fast, soweit sind wir dann doch noch nicht. Erstaunlich ist aber die Sprachverständlichkeit im Intro, so klar von dem Hintergrundgeräusch getrennt habe ich die Stimmen bisher noch nie gehört.


Massive Füße kombiniert aus Edelstahl und Messing
Massive Füße kombiniert aus Edelstahl und Messing

Bevor mir jetzt einer sagt: was hört sich denn der zuhause an, kommen wir zu ernster Musik. Bela Bartók, Concerto for Orchestra gespielt vom Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner. Der ebenfalls aus Ungarn stammende Dirigent war wegen seines Präzisionsfanatismus seinerzeit gefürchtet. Er hat aber als Landsmann und ehemaliger Schüler von Bartók sicher den besten Zugang zu dessen Musik. Diese Aufnahme aus der Living Stereo Ära ist einer der Blockbuster aus deren goldener Zeit und gilt zu Recht als Referenzeinspielung und das nicht nur in aufnahmetechnischer Hinsicht. Bei der vorliegenden CD Version handelt es sich um ein XRCD2 Mastering von JPC, welches nicht schlecht gelungen ist, aber gegen eine original Living Stereo Shaded Dog weit zurückstecken muss. Aber egal, jedenfalls ist der außerordentlich runde Klang in der Chicago Orchestra Hall hier perfekt eingefangen, die Aufnahme bietet eine stupende Räumlichkeit, man hat das Gefühl mitten drin zu sein.

Nun wird mancher denken, eine derartige hervorragende Aufnahme klingt auf jeder Anlage gut. Tut sie nicht, oder nur zum Teil. Bereits im ersten Satz sind die massiven Streicher in hohen Lagen schwierig naturgetreu wiederzugeben. Hier trägt allerdings auch die diesbezüglich nicht ganz optimale CD Überspielung dazu bei. Spätestens aber in den Tutti Passagen des 5. Satzes wird die eine oder andere Anlage den Überblick verlieren. Oder beide. Über den CDT 100 werden die Violinen wesentlich natürlicher abgebildet, so dass man die mitunter gepfefferten Höhen nicht nur der CD-Überspielung in die Schuhe schieben kann. Die natürliche Wiedergabe der Violinen scheint überhaupt eine der Stärken des CDT 100 zu sein. Wie zu erwarten ist der 5. Satz ein Heimspiel für den Ypsilon. Hier ist es extrem schwierig, das Geschehen zu kontrollieren. Wenn der Rest der Anlage mitmacht, klingt es absolut spektakulär. Wobei man eigentlich diese großartige Musik nicht auf derartig banale Aspekte reduzieren sollte.

Von mir immer wieder gerne gesehen, ein klassisches Trafonetzteil.
Von mir immer wieder gerne gesehen, ein klassisches Trafonetzteil.

Als Kontrast dazu nehme ich einmal die CD  Hadouk Trio Live à FIP. FIP ist die Abkürzung für den französischen Rundfunksender France Inter Paris. Die Musik der drei Multiinstrumentalisten ist schwer klassifizierbar, oft läuft sie unter dem schwammigen Begriff Weltmusik. Sie ist eine jazzige Mischung aus orientalischen, afrikanischen und europäischen Elementen. Von den hier gespielten Instrumenten hat wahrscheinlich ein Großteil unserer Leser noch nie etwas gehört: Hjouj, Duduk, Mbira. Und noch viele Exoten mehr. Der Hajouj Bass sieht aus, als hätte ihn jemand aus angeschwemmten Strandgut zusammen gebastelt. Aber, der Sound ist mit keinem anderen mir bekannten Bass erreichbar.

Wenn die drei loslegen, ist eigentlich alles geboten, was der Anlage das Leben schwer machen kann. Eine für Europäer ungewöhnliche Fülle unbekannter Klangfarben der akustischen Instrumente. Grob- und Feindynamik, Tiefbass vom Synthesizer, Perkussionsinstrumente aller Art, realistische Abbildung des Publikums im Hintergrund. Spannungsgeladene Musik. Was sagt der CDT 100 zu dieser Aufgabe? Tja, nichts. Er gibt einfach alles, so wie es war, an die Anlage weiter. Das klingt jetzt so, als würde sich große Langeweile breitmachen; das Gegenteil ist der Fall. Wie selbstverständlich wird das komplexe Geschehen mit allen Facetten wiedergegeben, so dass man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann: die Musik. Und man fühlt sich wie mitten im Konzert.


Ungewöhnliche Lösung: der C-Core Trafo dient als I/V Konverter
Ungewöhnliche Lösung: der C-Core Trafo dient als I/V Konverter

Was hat sich mit dem Ypsilon CDT 100 als Frontend geändert? Die Wiedergabe ist sehr klar, sehr kontrolliert, fein und dynamisch. Die Musik wird mit einer selbstverständlichen Lässigkeit wiedergegeben, die äußerst ungewöhnlich ist. Dynamiksprünge sind einfach da, man hat nicht das Gefühl, erst irgendwohin zu müssen. Wie bei „der Hase und der Igel“. Die räumliche Abbildung des Geschehens ist hervorragend. Diese Attribute haben mit der Musik selbst natürlich nichts zu tun. Für mich ist deshalb die Frage viel interessanter, inwieweit ich mit einer Musikanlage in die Musik hineingezogen werde, ohne mir ständig Gedanken über Bässe, Höhen oder sonstiges machen zu müssen. Dieser emotionale Faktor gelingt mit dem CDT 100 bei digitaler Musik wie noch nie. Allerdings sollte man sich Gedanken machen, worauf man den CDT100 stellt. Bei dieser Konstruktion spielt die Unterlage eine entscheidende Rolle, welches klangliche Ergebnis erreicht wird. Es wäre sicher auch nicht schlecht, wenn der Rest der Kette nicht überanalytisch ausgerichtet wäre, sonst wird es irgendwann des Guten zuviel.

STATEMENT

Es ist immer wieder erstaunlich, welch großen Einfluss das Frontend bei Digitalkomponenten hat. Eigentlich nur Nullen und Einsen. Der Ypsilon CDT 100 hebt die CD Wiedergabe auf ein neues Niveau. Es war interessant, einmal zu sehen, wo der Hammer hängt. Leider ist der Preis nicht in Drachmen.
GEHÖRT MIT
Laufwerk Ypsilon CDT100, Ayon CDT
DAC Borbely Audio
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Shindo Cortese
Lautsprecher TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem

 

HERSTELLERANGABEN
Ypsilon CDT 100
Ausgänge digital S/PDIF (RCA Nextgen), AES/EBU, 5 Pol Neutrik für DAC 100
Ausgänge analog RCA Nextgen
Ausgangsspannung 2V
Ausgangsimpedanz 2,5 kOhm
DAC Chip 24 Bit Burr Brown, Non Oversampling
Abmessungen (B/H/T) 400/120/400 mm
Gewicht 20 kg
Preis 16100 Euro

 

VERTRIEB
WOD Audio Werner Obst
Telefon 06187 900077
E-Mail info@wodaudio.de
Internet www.wodaudio.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/12-05-03_ypsilon

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.