Erfahrungsgemäß scheiden sich an Kabeln dieses Preisniveaus die Geister. Hifistatement wird aber auch in Zukunft keine Scheuklappen anlegen: Wir beschäftigen uns genauso ausführlich mit ebenso wirkungsvollen wie im besten Wortsinne preiswerten Tuning-Artikeln wie den AHP Feinsicherungen oder den Sqeeze-upgrade Netzteilen wie mit sündhaft teuren High End-Boliden. Ich komme dennoch nicht umhin, wieder einmal anzumerken, dass Kabeltests nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählen, denn die in der eigenen Kette gemachten Erfahrungen sind nicht immer auf andere Gerätekombinationen übertragbar, besitzen also nicht allzu viel Allgemeingültigkeitsanspruch. Besser als bei Signal- und Lautsprecherkabeln sieht es da schon bei Verbindungen zwischen elektrisch exakt spezifizierten Computer-Schnittstellen aus. Doch auch hier erwiesen sich aufwändigere – und teurere – Kabel fast immer als klanglich überlegen. Und deswegen muss ich andererseits auch eingestehen, dass Kabel der Luxusklasse eine gewisse Faszination auf mich ausüben. Und das fing schon lange vor meinen schreiberischen Aktivitäten an: Als ich mich Anfang der 90-er Jahre zur Investition in eine Wadia-Kombination durchgerungen hatte, bot mir der Händler meines Vertrauens sehr günstig ein im Verhältnis zur damaligen Kette exorbitant teures Audioquest Diamond Cinch-Kabel an, das ich dann auch freudig erwarb: ein weiterer Schritt in die High-End-Abhängigkeit.
Nun liegen, wie gesagt, die zweitbesten NF- und Lautsprecherkabel in meinem Hörraum, die Audioquest zu bieten hat. Anders als viele Mitbewerber schmückt Bill Low seine hochwertigen Verbindungen mit massiven Metallsteckern – zumindest wenn man sich für die Cinch-Variante entscheidet. Die Kappe auf den voluminösen XLR-Steckern hingegen besteht aus Kunststoff. Die Lautsprecherkabel werden mit Spades verschiedener Größen geliefert, die aus reinem Kupfer herausgearbeitet und direkt mit einer dicken Silberschicht umgeben werden. Der Verzicht auf die sonst zwischen den beiden Metallen aufgebrachte Nickelschicht, die Audioquest für einen harschen Klang verantwortlich macht, beschert den Spades zwar einen weniger glänzenden Auftritt, soll dafür aber zur einer natürlicheren, stressfreieren Wiedergabe führen. Wer sich für Bananenstecker entscheidet, darf sich übrigens über einen Preisnachlass freuen, der jedoch in der Produktinformation nicht näher benannt wird. Bei den Steckern geht Audioquest also genauso konsequent seinen eigenen Weg wie mit dem patentierten Dialectric Bias System oder kurz DBS. Hier werden ein zentral im Kabel angeordneter Leiter und eine Folie unter der äußeren Isolierung mit den Knopfzellen in einem außerhalb des Kabels angebrachten Batteriepack verbunden. Die 72 Volt sollen das Isolationsmaterial, das, wie Audioquest in seiner Produktinformation erläutert, bei einem neuen oder über mehrere Wochen nicht benutzten Kabel in keiner Weise ausgerichtet sei und erst durch das Musiksignal eine partielle Ausrichtung erfahre, elektrostatisch komplett polarisieren. Dabei sei allein die Gleichförmigkeit der Ausrichtung, nicht aber ihre Richtung wichtig. Während eine elektrostatisch nicht polarisierte Isolierung unterschiedliche zeitliche Verzögerungen für Signale verschiedener Amplitude und Frequenz bewirke, träten bei einer vollständig ausgerichteten Isolierung keine Verzerrungen durch die unterschiedliche Signalverzögerungen auf. Selbst wenn ich die Kabel nicht aus Neugierde immer mal wieder benutzt hätte, brauchte ich sie Dank des DBS also nicht mehr einzuspielen, zumindest was die elektrostatische Ausrichtung des Isolationsmaterials anbelangt. Das Dialectric Bias System kommt selbstverständlich sowohl beim Wild Blue Yonder als auch beim Wild Wood zum Einsatz.
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