Aber der Klangunterschied war mir die annähernd doppelte Investition wert. Lange zuvor bin ich übrigens beim Vergleich von FM Acoustics FM122 und 222 zum selben Ergebnis gekommen: Auch hier war die symmetrische Variante der unsymmetrischen klar überlegen. Außerdem fängt sich in meinem Hörraum jede noch so gute unsymmetrische Phonostufe nahezu unabhängig vom verwendeten Kabel das eine oder andere Radioprogramm ein. Auch die Halogenlampe neben dem Plattenspieler macht sich beim Einschalten akustisch bemerkbar. Von all dem bleibe ich bei symmetrischen Phonostufen verschont. Schon allein deshalb braucht mich niemand mehr von den Vorzügen der Symmetrie bei der Verstärkung von Tonabnehmern, einer genuin symmetrischen Quelle, zu überzeugen.
Die Filter für die RIAA-Entzerrung wurden beim Grail allein mit Spulen und Widerständen aufgebaut. Aalt an den Hul verzichtet hier gänzlich auf Kondensatoren. Auch aus dem Signalweg hat er sie, wo immer es möglich war, entfernt, da sie seiner Meinung nach den Klang negativ beeinträchtigen. Damit es den Verstärkerstufen nicht an sauberer Energie mangelt, kommen für jede von Ihnen eigene Gyratoren zum Einsatz. Jeder Kanal verfügt selbstverständlich über seine eigene Verstärkerplatine. Um die Platinen mit ihren vergoldeten Leiterbahnen vor von außen auf das schwere und rigide Gehäuse einwirkende Vibrationen zu schützen, wurden sie auf speziellen Halterungen montiert. Auch die Holzseitenteile und die speziellen Gerätefüße sollen die Schaltungen so weit wie möglich gegen Mikrofonie-Effekte immunisieren.
Als ich November bei den klangBildern mit Aalt van den Hul über den geplanten Test sprach, bot er an, gleich sein momentanes Lieblingssystem, das Crimson, mitzuschicken: ein Angebot, das kein Analogfan ablehnen würde. Da der Abtaster etwa zur selben Zeit eintraf wie die Phonostufe, habe ich den beiden erst einmal eine durch kritische Quervergleiche ungestörte Einspielphase gegönnt – die sich schon nach wenigen Stunden als reiner Genuss entpuppte. Obwohl sich das Crimson dazu mit einem SME V begnügen musste, faszinierte das Duo im Zusammenspiel mit den Acapella Violon VI, die für eine Zeit lang die LumenWhite um ihren angestammten Platz in meinem Hörraum gebracht hatten, bei Becken einen ungemein realistischen Eindruck von schwingendem Metall. So hatte ich das bei wohlvertrauten Scheiben zuvor noch nicht gehört. Klangfarben und Dynamik ließen auch ohne Vergleich keine Wünsche offen. Und noch musste ich mir keine Gedanken darüber machen, welche Komponente des Trios den größten Anteil daran hatte. Ich erlaubte mir einfach, noch ein wenig in Farben und Impulsen zu schwelgen.
Nachdem dann die LumenWhite zurückgekehrt waren und im Thales Simplicity wieder das Lyra Olympos montiert war – beim Testen sollte nur eine Unbekannte geben –, bereitete ich alles für einen Vergleich des Grail mit dem Einstein vor. Das Erdungskabel des LaGrange war noch mit The Turntable's Choice verbunden, aber auch so ließ sich über den van den Hul Entzerrer nicht das geringste Brummen vernehmen. Ich hatte mal wieder Codonas „Malinye“ von ihrem zweiten Album aufgelegt und während des ersten Hörens immer ein wenig lauter gedreht. Vor dem zweiten Durchgang – um sicher zu sein, beim ersten oder zweiten Mal nichts zu „überhören“, lasse ich eine Scheibe vor einer Veränderung meist dreimal laufen – hörte ich kurz über der Wahrnehmungsgrenze ein ganz klein wenig „Radio“. Sobald das Erdungskabel des Plattenspielers aber am Grail angeschlossen war, herrschte totale Stille – und der imaginäre Raum wirkte noch ein kleines Stückchen größer: Die Einstreuungen hatten feinste Rauminformationen überlagert. Obwohl ich beim Wechsel auf den Einstein nun auch das Erdungskabel mit umklemmte, schien der Raum hier minimal kleiner zu sein. Auch die Instrumente erstrahlten nicht in hundertprozentig der gleichen Farbintensität.
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