Nun wird die Sache etwas schwieriger, was hört man denn beim Austausch von Reference gegen Reference Plus? Für einen schnellen A/B Vergleich, wie sie der Händler vielleicht zwangsläufig durchführt, sind Kabel generell nicht geeignet. Ein Schnellschuss aus der Hüfte bringt hier meistens nichts und führt eher zu falschen Ergebnissen. Diese Diskussion kommt ja immer wieder auf, wenn man bei einem schnellen Hin- und Her-Stöpseln nicht sofort einen gravierenden Unterschied hört, dann existiert dieser eben nicht. Damit will ich sagen, dass einem manchmal die Unterschiede erst dann bewusst werden, wenn die Kabel längere Zeit im System gespielt haben und nach einer gewissen Zeit wieder entfernt werden. Insbesondere wenn der Effekt – wie bei den Swisscables – unter anderem auch auf dem weglassen bestimmter Störfaktoren beruht.
Allerdings war in diesem Fall der Unterschied zu dem Reference Kabel aus dem gleichen Hause sofort und sehr deutlich zu hören. Wobei hier erwähnt werden soll, dass diese Kabel eine gewisse Einspielzeit benötigen, bis sie zur vollen Form auflaufen. Anfangs erscheint der Präsenzbereich etwas zurückhaltender, dieser Effekt legt sich aber im Laufe der Zeit gänzlich. Auch wird die Wiedergabe dann deutlich flüssiger. Das dauert eine Weile, hier darf man nicht die Geduld verlieren. So etwa 50 Stunden sollte man hier schon einplanen.
Zunächst hatte ich eine Einspielung der L’Accademia Giocosa aufgelegt: Telemann. Die Accademia wurde von Mitgliedern des Bayerischen Rundfunkorchesters gegründet und hat sich als Ziel gesetzt, die Musikliteratur des 17. Und 18. Jahrhunderts auf Originalinstrumenten lebendig auf die Bühne zu bringen. Telemann gilt ja für manche als uninspirierter Vielschreiber, dessen Interpretationen oftmals an Fahrstuhlmusik erinnern. Dass dies nicht so sein muss, zeigen die Musiker hier.
Bei dieser Aufnahme fällt sofort auf, wie natürlich die Klangfarben der einzelnen Instrumente wiedergegeben werden. Insbesondere der Hochtonbereich ist nun wesentlich feiner, hier erscheint die Wiedergabe über das normale Reference wie mit einem breiteren Pinsel gemalt. Bei dieser Einspielung kann der Hochtonbereich schon einmal etwas krätzig rüberkommen, das wird mit dem Reference Plus aber wesentlich angenehmer, ohne dass dabei alles in Watte gepackt wird. Mit Watte hat das Swisscable überhaupt nichts am Hut. Die Wiedergabe über das Reference Plus erinnert mehr an das Erlebnis im Konzertsaal. Wobei die Musik natürlich von der Elektronik und dem Lautsprecher gemacht wird, das Kabel unterstützt diesen Vorgang lediglich. Ich möchte mich da aber nicht ständig wiederholen.
Auch Gesangsstimmen bekommen einen sehr natürlichen Ausdruck. Manchmal werden Stimmen speziell über Röhrengeräte mit einem weichen, samtigen Glanz wiedergegeben, der sich zwar sehr schön anhört, aber in Natura einfach nicht in der Form existiert. Bei guten Aufnahmen wie Matanë Malit mit der Sängerin Elina Duni entsteht im Zusammenspiel mit der Mayer Elektronik und dem Reference Plus eine gespenstisch realistische Wiedergabe. Diese Aufnahme macht wahrscheinlich in jeder Anlage eine gute Figur, aber so natürlich klingend habe ich Dunis Stimme noch nie gehört.
Ein weiterer Effekt im Vergleich zu dem Standard Reference ist die kräftige, aber wesentlich konturiertere Basswiedergabe. Dadurch wird natürlich auch der Grundtonbereich klarer. Gut zu hören ist dies bei der neuen Einspielung von Eberhard Weber: Encore. Weber hatte ja vor einigen Jahren einen Schlaganfall erlitten und musste somit seine Karriere als Bassist beenden. Bei dieser CD hat er nun unbegleitete Basssoli aus älteren Konzerten genommen, zu denen er nun mit einer Hand Keyboard spielt und vom Trompeter Ack van Rooyen begleitet wird. Das hört sich etwas seltsam an, ist aber trotzdem eine äußerst interessante Einspielung geworden. Jedenfalls spielte Weber einen fünfsaitigen E-Kontrabass ohne Korpus, der optisch irgendwie an einen überdimensionalen Zahnstocher erinnerte. Allerdings konnte er mit diesem Instrument einen wesentlich klareren und sehr eigenständigen Ton erzeugen; mit dem alten Mümmel-Kontrabass wäre das in der Form nicht möglich gewesen. Der leicht singende Ton, der eher an einen fretless E-Bass erinnert, kommt mit dem Reference Plus enorm gut und mit allen Nuancen rüber; dieser Ton war ja das Markenzeichen Webers, man konnte ihn damit in jeder Formation erkennen. Die Bassläufe werden mit Hilfe des Reference Plus enorm druckvoll, klar und sehr farbig wiedergegeben. Es ist auch sehr deutlich zu hören, dass dem Ton aus dem Zahnstocher das Korpusvolumen fehlt.
Auch die Abbildung des Musikers ist enorm plastisch, die Fokussierung ist mit dem neuen Kabel eindeutig besser. Es werden auch wesentlich mehr Details abgebildet, man kann förmlich die Finger auf dem Griffbrett sehen. Ack van Rooyen spielt bei dieser Aufnahme auf einem Flügelhorn, der klangliche Unterschied zu einer Trompete ist sehr leicht erkennbar.