tests/20-03-18_finite
 
Test.
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Finite Elemente Pagode Edition MKII

18.03.2020 // Wolfgang Kemper

Viel Zeit hat Luis Fernandes dafür aufgewendet, um zu ermitteln, ob das von ihm verwendete Material des alten Pagode nach wie vor das bestmögliche ist oder ob an geeigneter Stelle anderes Material klangliche Vorteile bietet. Dabei zeigte sich, dass die Geräte-Böden Potential zur Optimierung boten und dies mit beachtlicher Auswirkung. Ein Boden des alten Pagode war ein Sandwich aus zwei acht Millimeter starken MDF-Platten. Zwischen diesen befand sich eine dämmende Silikonschicht zwischen zwei dünnen Papierlagen. Seitlich war das ganze umleimt. Diese Geräteböden waren vergleichsweise schwer und bewirkten eine hohe Dämpfung. Der Sandwich-Aufbau des MKII ist nun derart verbessert, dass zwischen den zwei MDF-Lagen ein ultraleichter polymerer Wabenkern für Beruhigung sorgt. Das bewirkt ein verbessertes Resonanzverhalten und führt zu weniger Dämpfung dank reduzierter Energiespeicherung. Dies gewährleistet im Vergleich zum Silikon zwar sehr gute Absorptionsfähigkeit, aber nicht dessen Weichheit, die eine gewisse Sumpfigkeit mit sich bringt. Das neue Waben-Sandwich führt klanglich zu weniger musikalisch relevanter Energie-Vernichtung und deshalb zu mehr Dynamik. Dies erfuhr ich nicht nur durch die technischen Erklärungen von Luis Fernandes, sondern ich konnte beim Vergleich der beiden Racks mit Leichtigkeit eine erheblich gesteigerte Feindynamik und andere positive klanglichen Auswirkungen wahrnehmen, ohne dass ich zum Zeitpunkt des Hörens den technischen Hintergrund, also den neuen Materialmix kannte. Naheliegend wäre für Besitzer eines alten Pagode, so wie ich es ja auch bin, der Gedanke, die alten Geräteböden gegen die neuen auszutauschen. Das kann man jedoch getrost vergessen, weil dann das ganze Resonanz-System des Pagode nicht mehr stimmt.

In den H-Trägern jeder Ebene sind die vier individuell abgestimmten Resonatoren waagrecht eingelassen. Ihre Endstücke aus Edelstahl sind innen erkennbar
In den H-Trägern jeder Ebene sind die vier individuell abgestimmten Resonatoren waagrecht eingelassen. Ihre Endstücke aus Edelstahl sind innen erkennbar

Für den Hörtest stand der Soul Musikserver-Vorverstärker auf der obersten der vier Ebenen des alten Pagode. In den beiden unteren hatten jeweils eine meiner Air Tight Mono-Röhrenendstufen ihren Platz. Darüber, also unterhalb des Soul wartete der Soul E Endverstärker auf seinen späteren Einsatz. Eingehört haben wir uns mit Sotho Blue von Abdullah Ibrahim & Ekaya, das, wie auch alles weitere Musikmaterial, von der internen Festplatte des Soul kam. Zuerst wechselten wir nur den Soul auf das neue Pagode MKII. Die Air Tights verblieben im alten. Der Gewinn an Detailzeichnung und damit verbunden an räumlicher Ordnung war frappierend. Die Snare Drum und auch die Becken des Schlagzeugs klangen nuancierter, farbenprächtig und plastisch. Erst recht der unüberhörbare Zugewinn an Dynamik versetzte mich in Erstaunen. So kam die Attacke der Bläser mit ihren Saxophonen und der Posaune in ihren üppigen Klangfarben, die auf diesem Album so ansprechend eingefangen wurden, erheblich vehementer. Als dann zusätzlich auch die Mono-Endstufen im neuen Pagode ihren Platz auf gleicher Höhe einnahmen, brachte auch dieses einen ausgeprägten Qualitätssprung, und zwar an Homogenität. Obwohl das Klangbild nun im positiven Sinne geschlossener wirkte, war dennoch ein weiteres Plus in der Detailzeichnung nicht zu überhören. Dies betraf vornehmlich auch die druckvollen, tiefen Lagen des Basses, dessen Saiten jetzt noch konturierter und griffiger intonierten.

Diese Grafik zeigte die Wirkung eines auf 512 Hertz abgestimmten Resonators - links ohne, rechts mit
Diese Grafik zeigte die Wirkung eines auf 512 Hertz abgestimmten Resonators - links ohne, rechts mit

Ähnlich waren die Unterschiede zwischen den beiden Pagode bei Luigi Boccherinis „Sonate für Violoncello in G-dur“ mit Bruno Cocset und Les Basses Réunies, obwohl diese Musik viel ruhiger und getragener ist als das Jazz-Stück. Die fein aufgelösten tiefen Streichinstrumente gerieten mit dem neuen Pagode nicht nur dynamischer, feingliedriger und geordneter, sondern bildeten auch eine der Instrumentierung angemessenere, angenehm homogene Grundtonstimmung. Kein Zweifel, das war musikalisch überzeugend, und vor allem war es spannender hinzuhören und in die Musik einzutauchen. Als wir dann statt der Air Tight die Soul E Endstufe in gleicher Weise mit dem Soul als Quelle vom alten Pagode in das neue MKII umsetzten, war die Verbesserung absolut gleichartig, jedoch in einigen Aspekten etwas weniger ausgeprägt. Der Soul E kostet ungefähr ein sechstel der Air Tight oder anders: Der Soul mit Soul E kosten weniger als das Test-Pagode MKII. Daraus zu folgern, dass eine derartige Investition in das Rack-System unverhältnismäßig sei, kann trügerisch sein. Denn die gehörten Vorteile waren nicht klein und dürften langfristig den Genuss steigern, weil einfach mehr in der Musik passiert. Das wurde deutlich, sobald wir die Soul und Soul E wieder in das alte Pagode zurückbauten. Der Absturz war brutaler, als von mir vermutet. So traurig es ist: Die Musik wirkte stets langweilig und müde. So ging auch die Spannung und Prägnanz des Gesangs im Ween Song „Buenas Tardes Amigo“ dien, die das MKII fesselnd und hautnah zur Geltung brachte.


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