tests/20-10-27_buchardt
 

buchardt A500

27.10.2020 // Finn Corvin Gallowsky

Der traditionelle High Ender mag jetzt durchaus skeptisch werden. Ein volldigitaler Signalweg und das Ganze dann auch noch über Funk, das kann doch gar nicht gut gehen. Doch, es kann. Die Vorteile des DSPs im Lautsprecher überwiegen meiner Meinung nach deutlich die – kleinen – Nachteile, die mit ihm einhergehen. Der DSP setzt nicht nur die Übernahmefrequenzen zwischen den einzelnen Chassis, sondern optimiert zusätzlich die Charakteristik und den Frequenzgang eines jeden Chassis. Dazu nutzen die Entwickler 2700 Messungen pro Chassis und können so verschiedene akustische Phänomene voneinander isolieren, beurteilen und unabhängig korrigieren. Es kommen FIR-Filter, Filter mit endlicher Impulsantwort, zum Einsatz. Dank ihnen kann der Frequenzgang weitestgehend ohne negative Auswirkung auf den Phasengang des Lautsprechers korrigiert werden. Dies ist vor allem wichtig, um die räumliche Abbildung und Transientenwiedergabe nicht zu beeinträchtigen. Zusätzlich kann der DSP, wie bereits erwähnt, dazu genutzt werden, den Frequenzgang an den jeweiligen Raum anzupassen. Besonders in diesem Bereich löst eine digitale Klangverbiegung Diskussionen aus. Sie mag zwar den Frequenzgang eines Lautsprechers glätten, jedoch nicht das Nachhallverhalten des Hörraumes verbessern. Ich persönlich stehe diesem Thema eher aufgeschlossen gegenüber. Nicht jeder kann oder möchte aus seinem Wohnzimmer optisch ein Tonstudio machen. Nachhall hin oder her, eine gelungene Entzerrung des Frequenzgangs stellt oft durchaus bereits einen Mehrwert an Musikgenuss dar. Der nicht zu vernachlässigende Nachteil jedoch ist, dass ein DSP-kontrollierter Lautsprecher immer nur so gut klingen kann wie der intern verwendete Digital-Analogwandler. Selbst ein analog am rückseitigen XLR-Anschluss anliegendes Signal muss ins Digitale übersetzt werden, um den DSP zu durchlaufen und dann für die Endstufen wiederum zurück ins Analoge übersetzt zu werden. Das Klangergebnis des Lautsprechers kann immer nur so gut sein, wie der intern verwendete Digital-Analog-Wandler. buchardt setzt auf den Cirrus Logic CS4398. Mein geliebter Mytek Brooklyn DAC+ ist in diesem Test folglich arbeitslos. Es macht meiner Meinung nach einfach keinen Sinn, ein extrem hochgezüchtetes analoges Audiosignal an den Lautsprecher zu senden, wenn es ohnehin nochmals eine Wandlung durchläuft. Ich verlasse mich im Test ausschließlich auf die Funkübertragung des buchardt-Audio-Hubs und werde darüber hinaus ausschließlich von meinem Melco Server und TIDAL via BubbleUPnP streamen. Ich entscheide mich bewusst dafür, in diesem Test konsequent Netzwerkaudio zu verwenden, denn ich möchte wissen, ob das Konzept von buchardt wirklich aufgeht. Wer jetzt enttäuscht das Lesen einstellt, verpasst den eigentlichen Clou des A500: Der Lautsprecher kann mit verschiedenen Presets gespeist werden und wahlweise als 2,5-Wege oder 3-Wege-System spielen. Das klingt zunächst vielleicht unspektakulär, aber man lasse es sich auf der Zunge zergehen. Man kauft nicht nur einen Lautsprecher, sondern mindestens gleich zwei, da man Stereo hören möchte. Ein kleiner Scherz, Verzeihung. Was ich eigentlich meine ist, dass man mit dem Kauf eines Stereopaares buchardt A500 eben nicht nur eine Lautsprecher-Abstimmung kauft, sondern gleich eine ganze Reihe dergleichen. Dabei beschränken sich die Varianten nicht nur auf ein klassisches Absenken oder Anheben des Hochtonpegels, nein, es stehen grundverschiedene Konzepte zur Auswahl. Nennen Sie mir einen passiven Lautsprecher, der dies ermöglicht. Ich kenne keinen. Selbst bei aktiven Mitbewerbern wird die Luft hier sehr dünn. DSP besitzen einige, aber grundverschiedene Auslegungen bietet kein mir bekanntes Modell. Bevor ich Ihnen allerdings verschiedene Klangpresets im Detail garniert mit Höreindrücken präsentiere, fange ich vorne an und richte die Lautsprecher erst einmal in meinem Hörraum ein.

Via XLR kann der Lautsprecher analog mit einem Signal versorgt werden und spielt so auch ohne Hub
Via XLR kann der Lautsprecher analog mit einem Signal versorgt werden und spielt so auch ohne Hub

Beide Lautsprecher sind gemeinsam mit dem Hub und der Fernbedienung gut mit Styropor im Inneren des Produktkartons fixiert. Der Karton ist zum Schutz vor Feuchtigkeit in eine große Plastiktüte verpackt und steckt nochmals in einem Umkarton, damit beim Versand alles glatt geht. Das Auspacken geht leicht von der Hand. Die Lautsprecher sind nicht zu schwer und sehr gut allein handzuhaben. Lediglich die Membranbestückung auf der Vorder- und Rückseite sollte man bedenken, damit man beim Hantieren weder beherzt in eine Sicke greift noch dem Hochtöner zu Leibe rückt. Der mattweiße Lack macht einen robusten und gleichzeitig zeitlos eleganten Eindruck. Weiß ist normalerweise gar nicht meins, das seidenmatte Finish gefällt mir jedoch ausgesprochen gut. Sogar in Weiß. Alternativ sind die Lautsprecher in Schwarz, ebenfalls seidenmatt, oder Walnuss Furnier zu haben. Weiß ist dabei die günstigste Ausführung. Wenn man möchte, kann man die zwei runden, schwarzen Abdeckgitter mit kleinen Magneten direkt an den Schrauben der Chassis befestigen.

An Anschlüssen mangelt es dem Hub nicht. Sogar ein Mehrkanalsignal per HDMI ist möglich
An Anschlüssen mangelt es dem Hub nicht. Sogar ein Mehrkanalsignal per HDMI ist möglich

Seit meinem Umzug Mitte des Jahres habe ich meinen Hörraum schon recht gut kennengelernt und weiß um seine Problemzonen. Da er verhältnismäßig klein ist, liegen diese naturgemäß im Bassbereich. Eine Lautsprecheraufstellung recht nah an der Rückwand funktioniert am besten. Damit fange ich mir zwar in einigen Frequenzbereichen Überhöhungen ein, diese sollte eine Einmessung der A500 allerdings besser kontrolliert bekommen als ein Loch im Frequenzgang, welches bei anderer Aufstellung in meinem Raum nicht zu vermeiden ist. Ich entscheide mich gewissermaßen für das kleinere oder richtiger ausgedrückt, leichter zu korrigierende Übel. Mein Wohnzimmer ist eher ein Hörraum als Wohnzimmer und daher recht spärlich möbliert. Um eine gute Wiedergabe im Bassbereich ohne DSP-Anpassung zu erreichen, komme ich um raumakustische Maßnahmen nicht herum. Diese befinden sich noch in der Aufbauphase. Eine erste konnte den Bassbereich jedoch deutlich linearisieren. Der DSP des A500 ist bei der Raumkorrektur also nicht allein, sondern wird durch Akustikelemente unterstützt. In einem größeren und stärker möblierten Raum dürfte die Einmess-App folglich deutlich leichteres Spiel haben oder vielleicht gar nicht notwendig werden.


  • Storgaard & Vestskov Frida

    Frida von Storgaard & Vestskov hat mich bereits auf den Hamburger HiFi-Tagen 2024 derart verblüfft, dass ich lange im Raum der Dänen verweilte und der Vorführung gespannt zuhörte, strafte der Lautsprecher seine physische Größe offensichtlich Lügen. Nun hat diese Pretiose endlich den Weg von Bornholm zu mir nach Hause gefunden. Für alte HiFi-Hasen wie mich werden lichte Momente auf Messen und Ausstellungen zunehmend seltener, damit spiele ich nicht auf meinen verblassenden persönlichen Geisteszustand an, sondern…
    26.08.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    On a trip to the West German Ruhr region, I stopped off in Meschede, where Finite Elemente is located. Luis Fernandes and Werner Moehring presented the new Pagode Signature MKII entry-level series, Carbofibre° shelves for optimizing the sound of USM Haller furniture, and an ultimate component platform called Statement. The acoustic characteristics of my listening room were discussed here not too long ago, but without very much going into detail about the tiled floor, which…
    22.08.2025
  • Eversolo DMP-A10

    Dieser Test hatte eine lange Vorlaufzeit, war jedoch nicht von langer Hand geplant. Ich hatte mir den Eversolo DMP-A10 ausgeliehen, da man mit ihm zwei Festplatten direkt vergleichen kann, wobei es aber allein um die kältebehandelten SSDs ging. Dann weckte das enorm günstige Preis/Klangverhältnis des Luxsin X9 aus demselben Konzern mein Interesse. Als ich plante, eine ganz normale, eine mit Musik bespielte und dann kryogen behandelte sowie eine tiefgefrorene und daraufhin mit Daten bespielte SSDs…
    19.08.2025
  • ramar Schallplattenbürste & Resonanzkontrollkonzept JEWEL

    ramar aus Berlin bringt frischen Wind in die Welt des High-End-Zubehörs: kompromisslos gestaltet, funktional durchdacht – eine Entdeckung, die audiophiles Zubehör zu einem echten Erlebnis werden lässt. Manchmal beginnt eine Geschichte aus einer Kombination von Leidenschaft und Frust – so auch im Fall von Rangel Vasev, dem Gründer und Kopf von ramar. Auf der Suche nach einer Plattenbürste fand er nichts, was sowohl qualitativ als auch optisch seine Erwartungen erfüllte. Auch der Besuch von Messen…
    15.08.2025
  • Luxsin X9

    Die intensive Bemühung um besten Klang aus digitalen Wiedergabeketten und die Beschäftigung mit Servern, DACs, Switches, Kabeln und Filtern haben ihre Spuren hinterlassen: Vor Jahren hätte ich eine Kopfhörerverstärker/DAC-Kombination wie den X9, der eingespeiste analoge Signale digitalisiert, einem Kollegen zugeschanzt. Jetzt finde ich ihn spannend. Dafür gibt es nicht nur einen Grund: Zum einen haben die inzwischen ausgesprochen positiven Erfahrungen mit digitalen Quellen – wie oben angedeutet – die alten Ressentiments eines Analogfans fast gänzlich…
    12.08.2025
  • The Chord Company PhonoARAY

    Beim Test der GroundARAYs der Chord Company fand ich es recht unerfreulich, dass keine genauen Informationen zur Funktionsweise dieser Art von Abschlusssteckern für freie Ein- und Ausgänge zu bekommen waren. Klanglich überzeugten sie mich aber derart, dass ich einige davon für die Kette im Wohnzimmer erstand. Nun präsentiert Chord das PhonoARAY. Auch wenn der Name es nicht auf der ersten Blick erkennen lässt, geht es beim PhonoARAY wirklich um den Ground, also die Erdung des…
    08.08.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.