tests/24-07-05_ds
 

DS Audio DS-W3

05.07.2024 // Dirk Sommer

Für die Verbindung zum Tonabnehmer hat DS Audio Cinch-Buchsen gewählt. Hier gibt es ja kein genuin symmetrisches Signal. Für den Kontakt zur Vorstufe stehen pro Kanal jeweils zwei Cinch- und XLR-Buchsen zur Verfügung, die sich durch die Flankensteilheit des vorgeschalteten Subsonic-Filters unterscheiden
Für die Verbindung zum Tonabnehmer hat DS Audio Cinch-Buchsen gewählt. Hier gibt es ja kein genuin symmetrisches Signal. Für den Kontakt zur Vorstufe stehen pro Kanal jeweils zwei Cinch- und XLR-Buchsen zur Verfügung, die sich durch die Flankensteilheit des vorgeschalteten Subsonic-Filters unterscheiden

Erste Abhilfe brachte der Wechsel zu „OUTPUT 2“: Die Membranen bewegten sich nun nur noch minimal und ich konnte mich etwas entspannter dem Klang des W3 zuwenden: Absolut verblüffend, welch eine ausgedehnte und luftige Illusion des Aufnahmeraumes es in mein Arbeitszimmer zauberte und wie druckvoll Steve Swallows Elektrobass rüberkam. Trotz der anfänglichen Irritationen stand für nicht schon nach einer Plattenseite fest, dass nicht nur das Funktionsprinzip, sondern auch der Klang des W3 etwas ganz besonderes ist. Nachdem das DS Audio nun reichlich Betriebsstunden gesammelt hat und auch meist über längere Zeiträume eingeschaltet bleibt, gibt es auch mit Life Goes On keinerlei Problem mehr, solange ich den Ausgang mit dem Filter mit höherer Flankensteilheit verwende. Der Versuch mit einem schwereren Arm, Einsteins kurzem The Tonarm mit etwas über 18 Gramm effektiver Masse, erbrachte lediglich die Erkenntnis, dass das W3 darin ebenso überzeugend spielt wie im AMG mit seinen knapp 14 Gramm. Das Verhalten im subsonischen Bereich änderte sich durch die verschiedenen Massen der Tonarme nicht. Alle weiteren Eindrücke habe ich mit dem W3 im AMG 12JT gesammelt, wobei die Entzerrer/Versorgungseinheit über den „OUTPUT 2“ mit dem Vorverstärker verbunden war und die Einsatzfrequenz des Subsonic-Filters bei 30 Hertz lag.

Üblicherweise hole ich zum Einspielen von Tonabnehmern und zu meiner Gewöhnung an sie Art Farmer und Jim Halls Big Blues aus dem Regal, was ich jetzt nachhole: Beim DS Audio gewöhne ich mich innerhalb von Sekunden an die extrem gut zu verfolgende, knarzenden Bass-Linie und die Menge an Luft um die Instrumente. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, das Flügelhorn und Mike Mainieris Vibraphon so vor Energie strotzend gehört zu haben. Dabei kommen die beeindruckenden Transienten völlig unvermittelt und absolut ansatzlos. Trotzdem wirkt das DS Audio dabei nie nervös oder gar effekthascherisch. Die Musik fließt entspannt dahin, aber die Instrumenteneinsätze kommen denen in einem Konzert überraschend nahe. Das Fehlen jeglicher Unruhe bei großer musikalischer Spannung hat natürlich auch damit zu tun, dass sich das Klangbild des W3 vor einen tiefschwarzen Hintergrund aufbaut. Gäbe es bei viel benutzten Scheiben nicht hin und wieder einen Knackser, könnte man, was die Freiheit von unerwünschten Nebengeräuschen angeht, fast meinen, man lauschte einem High-Res-File. Aber das kommt gewiss nicht derart nahe an ein Live-Erlebnis heran wie eine mit dem W3 reproduzierte LP.

Zwölfmal 56.000 Mikrofarad machen die Schaltung vom Netzstrom so gut wie unabhängig
Zwölfmal 56.000 Mikrofarad machen die Schaltung vom Netzstrom so gut wie unabhängig

Bevor ich noch ins Schwärmen gerate, sollte ich auf einen Schwachpunkt des W3 hinweisen: seinen per 3D-Druck hergestellten Nadelschutz. Ich habe mir schon vor Jahren angewöhnt, jeden Tonabnehmer mit der schützenden Abdeckung zu versehen, wenn er nicht in Betrieb ist. Schließlich geht es in meinem Hörraum in der Nähe des Plattenspielers recht eng zu und man muss über die beiden Tonarme greifen, um etwa an das dahinter liegende Fenster zu gelangen. So schiebe ich bei den beiden Lyras schon ganz automatisch den Nadelschutz von vorn auf seine Führung im Systemkörper. Beim W3 hätte die gewohnte Bewegung unweigerlich die Zerstörung des Nadelträgers zur Folge, denn am hinteren Ende des Plastikteils befindet sich mittig eine Art Ausleger, der dafür sorgt, dass sich der Schutz zwischen den Anschlusspins auf der Rückseite „festkrallt“. Hier wünsche ich mir beispielsweise zwei Ausleger, die rechts und links der Mitte eine ähnliche Funktion erfüllen. Das ist natürlich mein ganz persönlicher Kritikpunkt, nicht jeder hantiert ständig mit dem Nadelschutz herum…

Also lieber weiter mit Musik: Schon seit einiger Zeit habe ich Frühbeck de Burgos Orchesterfassung von Albéniz' Suite Espagñola nicht mehr aufgelegt, was ich jetzt nachhole. Gut, in der Zwischenzeit hat sich in meiner Kette so einiges zum Besseren gewendet, aber so lebendig, dynamisch und klangfarbenstark habe ich die erste Seite der Scheibe bisher nicht erleben können. Auch dank des W3 werden die Instrumentengruppen millimetergenau im großen Saal platziert. Selbst bei den heftigen Tuttipassagen bleibt das fein strukturierte Klangbild extrem gut durchhörbar. Das DS Audio verbindet intensive Spielfreude gekonnt mit hoher Präzision: sehr überzeugend! Natürlich will ich auch hier nicht auf Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 aus der Living Concert Series verzichten, die es leicht macht, die Fähigkeiten eines Tonabnehmers in puncto Raumdarstellung zu beurteilen. Die Illusion einer breiten und tiefen Bühne, die das W3 vermittelt, ist schlichtweg fantastisch. Die Instrumentengruppen werden scharf fokussiert und gut gegeneinander abgegrenzt. Einfach klasse, wie weit hinten die kleine Trommel nach etwa mehr als zwei Minuten erklingt und dennoch voller Kraft den großen Raum füllt. Dass das DS Audio in Sachen Dynamik auch hier keine Wünsche offen lässt, brauche ich bestimmt nicht noch einmal zu betonen. Die Darstellung des Orchesters gelingt dem W3 ungemein präzise und wohl geordnet. Klarheit und Akkuratesse rangieren hier vor einschmeichelndem Glanz, ohne dass das System auch nur ansatzweise in die kühle oder gar überanalytische Richtung abdriften würde. Rundum stimmig.


  • dCS LINA X

    Es ist gerade zwei Jahre her, dass ich hier den dCS LINA Network DAC samt passender Clock vorgestellt und die Kombination als digitalen Glücksfall gerühmt habe. Nun steht der LINA DAC X im Hörraum, der natürlich auch über einen integrierten Streamer verfügt und aussieht, als habe man den Network DAC um den Headphone Amplifier erweitert. Der LINA DAC X ist aber, anders als der erste Eindruck suggerieren könnte, keine Kombination aus dem Kopfhörerverstärker und dem…
    04.11.2025
  • Acapella Harlekin 2

    Es ist zwar schon fast nicht mehr wahr, solange ist es her, aber ich war mal treuer Audio-Forum-Kunde und lange Jahre Besitzer zweier ATR Monitor, bevor die Kreationen von Alfred Rudolph unter dem Namen Acapella angeboten wurden. Nun stehen wieder Zwei-Weg-Lautsprecher aus der Duisburger Manufaktur im Wohnzimmer und machen richtig Spaß. Dass ich damals in eine gewisse ATR/Acapella-Abhängigkeit geriet, hatte mit dem ausgeklügelten Aufsteigerkonzept von Hermann Winters und Alfred Rudolph zu tun. Wie ich schon…
    21.10.2025
  • Bladelius Oden Class-A II

    Bladelius wurde 1997 in Alingsås, Schweden, gegründet und ist Teil der Bladelius Design Group. Der Gründer ist Michael Bladelius, einer der renommiertesten Designer in der Welt der Audiotechnik. Wir testen seinen neuesten Vollverstärker, den Odfen Class-A II. Dies ist seine Weltpremiere. Es ist wie ein Mantra, in jedem Artikel über Bladelius wiederholt, aber es führt kein Weg daran vorbei: Michael Bladelius ist eine der interessantesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Audioindustrie. Wie wir in unserem Test der…
    14.10.2025
  • Ortofon MC X40

    Nach dem jüngsten Test des günstigsten MC-Tonabnehmers X10 aus Ortofons Einstiegsserie „X“ greifen wir nun ganz oben ins Regal und holen uns den X40 heraus. Dieser wartet unter anderem mit Bor-Nadelträger und einer Nadel mit Shibata-Schliff auf. Wir klären, ob und wie sich dieser technische Mehraufwand klanglich bezahlt macht. Bereits das Ortofon MC X10 hat mich durch seine ganzheitliche musikalische Abbildung und seinen lebendigen, riesigen Spaßfaktor stark beeindruckt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des für…
    07.10.2025
  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    The Frida from SV-Audio by Storgaard & Vestskov had already astonished me at the 2024 Hamburg HiFi Days to such an extent that I lingered in the Danes’ room for a long time, listening intently to their presentation. This loudspeaker so clearly defied its physical size that it was impossible not to be captivated. Now, this precious creation from Bornholm has finally found its way into my home. For seasoned hi-fi veterans like myself, moments…
    02.10.2025
  • Lu Kang Audio Spoey 200

    Das erste Mal sind mir die Lautsprecher von Lu Kang Audio in einer sehr guten Vorführung auf der High End 2023 aufgefallen. Zu dem Zeitpunkt waren sie auf dem deutschen Markt noch überhaupt nicht erhältlich. Durch die Aufnahme in das Portfolio des Vertriebs audioware aus Österreich hat sich das jetzt europaweit geändert. Für den Test der Spoey 200 habe ich mir die Zeit genommen, Firmeninhaber Cheng-Chien „Rox“ Shih und die Marke Lu Kang in Ruhe…
    30.09.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.