tests/24-07-09_westminsterlabs
 

WestminsterLab Monologue

09.07.2024 // Dirk Sommer

Eine unter Jazz- (und KLangspektakel-)affinen Audiophilen extrem populäre Scheibe war in den 80-ern das Album Blow Up des Isao Suzuki Trios respektive Quartets, Three Blind Mice tbm-2515: Auch heute noch zieht mich die Melange aus vehement gestrichenem Cello, Kontrabass, E-Piano und explosiver Percussion auf „Aqua Marine“ sofort wieder in ihren Bann. Dieser auf einen einstürzenden, schieren Energie kann man sich einfach nicht entziehen. DS Audio und der Phonoeinschub in der Quest stellen den Zuhörer rundum zufrieden. Wenn da nur nicht der Monologe wäre: Er verwöhnt mit einer luftigeren Präsentation in einem größeren virtuellen Raum, einer besseren Durchzeichnung, feineren Klangfarben und einer absolut ansatzlosen Dynamik. Ich gebe gern zu, dass die Unterschiede in jeder einzelnen Disziplin nicht weltbewegend sind, sich aber nicht zu addieren, sondern eher zu multiplizieren scheinen: Wer das Optimum aus seinem W3 herausholen möchte, kommt um die Investition in einen Monologue, ein weiteres Netzkabel und zusätzliche XLR-Verbindungen nicht herum. Einziger Trost: Den Phonoeinschub für den Quest kann man einfach weiterverwenden.

Nachdem ich mit großem Genuss Holsts Die Planeten mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta als Stereo-Laboratory-Reissue über den Monologue gehört habe und mich über die feine Auflösung, den immensen Energiefluss und einen großen Aufnahmeraum gefreut habe und dann zum Einschub im Quest wechselte, glaubte ich anfangs, meine obige Einschätzung revidieren zu müssen. Beim extrem leisen Beginn von „Merkur“ schienen die Instrumente, wie sie das Modul im Quest reproduziert, minimal konkreter und greifbarer zu sein. Sobald das Stück dann aber an Intensität gewann, wurde klar, dass dieser Eindruck nur entstehen konnte, weil der Einschub in der Vorstufe das Gefühl vermittelte, man sei etwas näher am musikalischen Geschehen – und zwar dadurch, dass ein paar Rauminformationen nicht so deutlich zur Geltung kamen und der Klang sich nicht so perfekt vom Schallwandler löste, wie das der Fall war, als der Monologue die Signalaufbereitung übernahm. Auch in puncto Dynamik und Feinzeichnung hatte der externe Phonoentzerrer wieder mehr zu bieten. Wenn man nur mit dem besten zufrieden ist, sollte man seinem DS-Audio-Tonabnehmer schon die Monologue zur Seite stellen – was zumindest ein Quest-Besitzer bedauert.

Über die intensive Beschäftigung mit dem W3 und den Einschüben für DS-Audio-Abtaster hätte ich beinahe vergessen, dass die Monologue mit dem entsprechenden Modul ja in erster Linie als Phonostufe für „ganz normale“ MM- und MC-Systeme konzipiert worden sein dürfte. Laut Produktinformation auf der Website des Herstellers kommt beim MM-/MC-Modul eine unkonventionelle dreistufige Verstärkerschaltung zum Einsatz, bei der jede einzelne Stufe an der Entzerrung ihren Anteil habe. Um ein Höchstmaß an Klangtreue zu gewährleisten, sei eine Reihe von maßgeschneiderten Kondensatoren speziell für diese Anwendung entwickelt worden. Mehr lässt WestmisterLab zum MC-/MM-Einschub nicht verlauten. Ich tausche diesen gegen den für die DS Audios, wähle die höchste Verstärkungsstufe mit 70 Dezibel und mit 60 Ohm die niedrigstmögliche Abschlussimpedanz, da das Transrotor Tamino mit Einsteins The Turntable's Choice mit 40 Ohm noch besser klang als mit 85 Ohm.

Das MM-/MC-Modul mit den Mäuseklavieren für die Verstärkung und die Lastkapazitäten und -impedanzen. Unser Fotomuster ist mit Cinch-Eingängen ausgestattet, zum Test verwendete ich die Variante mit XLR-Buchsen
Das MM-/MC-Modul mit den Mäuseklavieren für die Verstärkung und die Lastkapazitäten und -impedanzen. Unser Fotomuster ist mit Cinch-Eingängen ausgestattet, zum Test verwendete ich die Variante mit XLR-Buchsen

Zum Einspielen des Einschubs wählte ich Egberto Gismontis Doppelalbum Sanfona, habe aus Versehen aber statt der ersten die zweite Scheibe in die Degritter gesteckt. Wenn die LP, auf der Gismonti an verschiedenen Gitarren, Harmonium – hier Indian Organ genannt – und mit seiner Stimme zu hören ist, schon frisch gewaschen ist, landet sie auch auf dem Plattenteller. Ich hatte die Scheibe immer als ein wenig langweilig in Erinnerung, mit dem im kurzen Einstein-Arm montierten Tamino und dem Monolog kann davor aber keine Rede sein. Vor allem die im Amerika Haus München von Martin Wieland aufgenommene Gitarre klingt in diese Raum – egal ob dank der natürlichen Akustik oder entsprechender Effekte – ganz vorzüglich. Das hört sich keineswegs so an, als bräuchte das Modul noch Einspielzeit, die ich ihm aber trotzdem gerne noch gewähre, zum Beispiel mit der ersten Scheibe von Sanfona: Das Quartett aus einem Saxophonisten, der ebenfalls an der Flöte zu hören ist, einem Bassisten, einem Drummer und Gismonti, der neben den bereits erwähnten Instrumenten auch noch einen Flügel spielt, bezaubert besonders mit dem beschwingten „Lôro“, das die zweite Seite eröffnet. Bei so viel Spielfreude ist es eigentlich ein Frevel, auf einzelne Klangdisziplinen zu achten. Dennoch: Die Kette überzeugt in Sachen Durchzeichnung, Platzierung der Musiker auf der imaginären Bühne so wie Grob- und Feindynamik rundum. Das nicht in allen Teilen alltägliche Instrumentarium auf dem folgenden vierteiligen Titel beweist, wie klangfarbenstark der Monologue zu Werke geht. Aber was sollen Sie mit all den lobenden Worten anfangen, solange ein Bezugspunkt fehlt?


  • CoolTech revisited: -180 Grad für SSDs

    Schon bei den Gesprächen während unseres ersten Besuchs hatte CoolTech-Chef Wolfgang Lausecker erwähnt, dass einige seiner Kunden auch Festplatten zur Kryo-Behandlung geschickt und von klanglichen Verbesserungen berichtet hätten. Mir erschienen die Auswirkungen der Kälte auf Schallplatten und Kabel aber erst einmal deutlich spannender. Auf Messen, Veranstaltungen von Herstellern und im privaten Bereich habe ich immer mal wieder „normale“ LPs gegen Frozen-Editions gespielt, wobei mir wegen des höheren Informationsgehalts und der besseren Durchzeichnung die zwischenzeitlich auf…
    03.06.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    Auf einer Reise ins Ruhrgebiet machte ich einen Zwischenstopp in Meschede, wo sich die Produktion von Finite Elemente befindet. Luis Fernandes und Werner Möhring präsentierten die neue Einsteigerserie Pagode Signature M, Carbofibre°-Böden zur klanglichen Optimierung von USM-Haller-Möbeln und eine ultimative Geräteplattform namens Statement. Die akustischen Besonderheiten in meinem Hörraum waren an dieser Stelle ja vor nicht allzu langer Zeit Thema, allerdings ohne näher auf den gefliesten Boden einzugehen, der sich beispielsweise bei der Aufstellung der…
    30.05.2025
  • Palma DHS-1

    Mit dem Palma DHS-1 haben wir mal wieder einen ersten seiner Art im Test bei Hifistatement: Der Kopfhörer mit dynamischem Schallwandler kann mittels einer drehbaren, perforierten Ohrmuschelabdeckung sowohl offen als auch geschlossen betrieben werden. Ein Umschalten ist in Sekunden möglich. Palma ist als Kopfhörerhersteller aus dem Nichts aufgetaucht. Deshalb habe ich mich selbst erst einmal informieren müssen, wie es denn eigentlich zum DHS-1 gekommen ist. Letztendlich stecken mit Pascual und Mario zwei Kindheitsfreunde hinter der…
    26.05.2025
  • TAD-ME1TX

    TAD ist seit vielen Jahren für seine herausragenden Lautsprechersysteme bekannt. Als uns kürzlich Jürgen Timm vom deutschen Vertrieb in der Redaktion besuchte, hatte er die brandneue TAD-ME1TX im Gepäck. Dieses Modell der TAD „Evolution Series“ ersetzt die allseits geschätzte TAD-ME1 die 2016 vorgestellt wurde, und ist der Einstieg in die TAD-Welt. Die Technical Audio Devices Laboratories, Inc. (TAD) wurde 2007 als 100-prozentiges Tochterunternehmen von Pioneer gegründet und gehört unverändert zum Unternehmensverbund, auch wenn Pioneer seine…
    14.05.2025
  • Stenheim Alumine FIVE SX

    Langjährige Hifistatement-Lesern dürften sich daran erinnern, dass die Alumine FIVE vor acht Jahren hier schon einmal Thema waren. In dieser Zeit entwickelten Jean-Pascal Panchard und sein Team die FIVE kontinuierlich weiter, wie die Modellvarianten SE, SX und LE beweisen. Kleiner Spoiler: Für mich spielt die SX in einer deutlich höheren Liga. Damals traten die nicht unerheblich teureren Kawero! Classic und die LumenWhite DiamondLight gegen die FIVE an und machten schnell klar, dass in Sachen Raumdarstellung…
    12.05.2025
  • AudioMaster21 The GoldBug

    Wenn Audio Freak respektive dessen Inhaber Markus Wierl einen Tonabnehmer von AudioMaster für einen Test vorschlägt, lehne ich nicht ab: Seine letzte Empfehlung, der MK Audio Röhren-Phonoentzerrer samt Übertrager, überzeugte mich rundum, obwohl ich bis dahin Step-Up-Trafos eher ablehnend gegenüber stand. Das GoldBug weckt also hohe Erwartungen. Das liegt nicht nur daran, dass Audio Freak diesen Tonabnehmer aus Italien importiert, sondern vor allem an seiner Entstehungsgeschichte: AudioMaster ist „das italienische Highend Urgestein Joseph Szall“, wie…
    09.05.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.