tests/24-07-12_eversolo
 

Eversolo DMP-A8

12.07.2024 // Wolfgang Kemper

Zum Kennenlernen integrierte ich den Eversolo in meine große Anlage, wo er als Streamer und Wandler gegen mein etatmäßiges Set aus Antipodes Oladra G4 und HoloAudio May KTE stand, die gemeinsam mit einem Audioquest Dragon HDMI für die I2S-Verbindung mit 40.000 Euro in der Preisliste stehen. Ein total unfairer Vergleichs-Ansatz, der so auch nicht ernsthaft stattfinden sollte – aber halt zum ersten Kennenlernen. Ich ließ den Eversolo ein paar Stunden stumm warmlaufen und hörte dann in einige wohlbekannte Musikstücke hinein, alles Qobuz-Streams, da die integrierte 4-Terabyte-Festplatte noch nicht gefüttert war: „Blue Skies“ von Eva Cassidys Live-Album Nightbird gefiel durch eine transparente, luftig-lebendige Darstellung und offenbarte glaubhaft die Raumakustik des Blues Alley in Washington D.C. Eric Claptons „Before You Accuse Me“ vom Album Unplugged (Live) beeindruckte dank einer vorzüglichen Klarheit, Dynamik und authentischen Klangfarben. Die Phillips-Aufnahme von Vivaldis Gitarren-Konzerten mit Los Romeros, Iona Brown und der Academy of St.Martin in the Fields entzückte geradezu durch die feine, plastische Darbietung der Gitarren, bei denen man nicht allein die Saiten wahrnimmt, sondern auch den Korpus hört. Gleichermaßen erfreut der schöne Schmelz der Streicher bei einer homogenen und plastischen imaginären Bühne. Hier empfand ich einen Hauch mehr Wärme in der Musik, was an dieser Stelle sehr angenehm klang. Diese ersten Eindrücke zeigten so bereits deutlich das hohe musikalische Niveau des Eversolo, der nur ein Zwanzigstel meiner Referenz-Kombination kostet. Da gerät man schon ins Grübeln. Aber bleiben wir ehrlich: Mein Standard-Set spielte noch leichtfüßiger und luftiger, nuancierter, ließ tiefer in die Musik hineinschauen, mit überzeugender räumlich Ordnung – für den Preis eines bestens ausgestatteten Kleinwagens.

Der Eröffnungs-Bildschirm zeigt übersichtlich die Optionen
Der Eröffnungs-Bildschirm zeigt übersichtlich die Optionen

Die vielfältige Ausstattung des Eversolo DMP-A8 zwingt mich zum Nachdenken darüber, welche Optionen ich testen sollte. Es macht eher keinen Sinn, den Streamer mit einem anderen D/A-Wandler auszuprobieren oder sogar zu eruieren, ob oder inwieweit der I2S-Ausgang daran besser klingt als S/PDIF koaxial oder Toslink. Auch dürfte es Sie kaum interessieren, ob Musik von einem per rückseitigem USB 3.0-Anschluss angeschlossenen Speichermedium anders klingt als von der optionalen internen M2-SSD, die mit den angebotenen bis zu vier Terabyte Platz für eine üppige Musik-Bibliothek bietet. Dieser Test wird sich mit den Qualitäten des DMP-A8 als integrierter Streamer/Wandler befassen und darüber hinaus auch seine Fähigkeiten als Vorverstärker erkunden, denn es wäre bei dem aufwändigen Lautstärke-Regelwerk eine Schande, es zu vernachlässigen – auch wenn Besitzer eines Vollverstärkers es nicht nutzen werden. Dann drängt sich auch auf, zu hinterfragen, wie gut die analogen XLR- und Cinch-Eingänge eine externe Phono-Vorstufe zur Geltung kommen lassen. All dies lässt ich prima in meiner großen Anlage testen, zumal die XLR- und Cinch-Anschlüsse am Eversolo gleichzeitig nutzbar sind. Auf Nachfrage beim Hersteller in China war zu erfahren, dass die Signalführung im Gerät symmetrisch erfolgt. Egal, ob Sie den Eversolo als Streamer-Wandler oder auch als Vorverstärker nutzen möchten, Inbetriebnahme und Ersteinrichtung sind unkompliziert und intuitiv zu machen. Denn nicht jeder will die optionalen Features nutzen wie etwa die etlichen DSP-Möglichkeiten mit den graphischen und parametrischen Equalizern. Die gibt es gleich zweimal, nämlich unter dem Menü-Punkt DSP oder EQ. EQ wirkt ausschließlich auf die digitalen Ausgänge, die Equalizer unter DSP ausschließlich bei Verwendung des internen D/A-Wandlers. Benutzt man also das Gerät ganzheitlich, wären Veränderungen per EQ nicht zu hören.

Grundeinstellungen sind verständlich angeordnet
Grundeinstellungen sind verständlich angeordnet

Der innere Aufbau des DSP-8A ist geordnet und übersichtlich. Im Herzen des Gerätes befindet sich unter Kühlrippen die Prozessorplatine für das modifizierte Android und die EOS. Darunter sieht man zwei Femto-Taktgeber für die Referenzfrequenzen 44,1 und 48 Kilohertz Oben liegen übereinander die Ein- und Ausgangsplatinen für alle digitalen Verbindungen. Rechts im Gerät ist die Stromversorgung mit getrennten Netzteilen untergebracht. Der gekapselte Ringkerntrafo versorgt die analoge Sektion und die D/A-Wandlung. Das Schaltnetzteil bedient den Prozessor, der kleine Trafo dient dem Standby, so dass der DMP-A8 ganz schnell per Fernbedienung, App oder Wake-on-Lan aktiviert werden kann. Links im Gerät befindet sich das analoge Lautstärke-Regelwerk mit den Festwiderständen und Relais, ein Teil der Stromstabilisierung und die Wandler-Einheit. Der unterste Chip, ein AKM7739VQ erledigt die DSP-Funktionen, der AKM4191EQ bereitet den digitalen Datenstrom auf und, wie ich vom AudioNext Mitarbeiter Christoph Zingel erfuhr, gibt ihn als einen maximal 7-Bit-Binärdatenstrom an den AKM4499EX weiter, der daraus das analoge Signal macht. Die Binärdatenverbindung dieser Chips wurde nach dem Brand des Asahi-Kasei-Werkes entwickelt und arbeitet asynchron. Somit können beide mit einer eigenen Clock getaktet werden. Diese AKM-Konfiguration scheinen mir klanglich tendenziell eher leicht angenehm warm, jedoch nicht in den hohen Tonlagen bedeckt, wie ich dies bei früheren AKMs oft empfand.


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