Die Anpassungsvielfalt ist in der Praxis völlig ausreichend: Für MM- und MC-Systeme stehen getrennte Verstärkungsstufen zur Verfügung. Die Impedanz lässt sich in zwölf Stufen anpassen, während die Verstärkung in acht Stufen regelbar ist. So lässt sich jeder Tonabnehmer vom hochpegeligen MM- bis zum leisen MC-System sehr gut anpassen. Ich hatte mit den in Sachen Anpassung zugegeben wenig anspruchsvollen Pro-Ject Pick it PRO und Ortofon MC X10, welche ich für meine Tests einsetzte, entsprechend keinerlei Schwierigkeiten. Die Bedienung erfolgt über farbig leuchtende Taster auf der Oberseite. Jede Farbe steht für eine bestimmte Einstellung, ein visuelles Konzept, für das ich am Anfang etwas Eingewöhnung brauchte, um mir die Farbcodes zu merken, aber nach kurzer Zeit geht die Bedienung intuitiv von der Hand. Und für Leute, die keine Röhrengeräte besitzen, mag das bunte Leuchten auf der Oberseite womöglich durchaus seinen Reiz haben. Darüber hinaus verfügt der Huei über ein steilflankiges, bei Bedarf zuschaltbares Rumpelfilter mit 24 Dezibel pro Oktave, das tieffrequente Störanteile unterhalb von 50 Hertz wirksam unterdrückt. Bei den angedachten hochwertigen Zuspielern dürfte diese Funktion in der Praxis allerdings kaum verwendet werden.

Nach der technischen Pflicht folgte die Kür im Hörraum. Und was ich da zu hören bekam, hat mich wirklich begeistert und mir schnell klargemacht, dass es sich bei der Huei um ein waschechtes High-End-Gerät handelt, und zwar umso mehr, je länger ich diese Phonovorstufe hörte. Grundsätzlich schien mir die Britin kaum ausgeprägten Eigenklang zu haben. Das hatte nichts mit langweiliger Perfektion zu tun, sondern mit wohltuender Neutralität in dem Sinne, dass kein euphonischer Zuckerguss hinzugefügt wurde und sich das Gerät damit als langzeittaugliche und ermüdungsfreie Hörpartnerin erwies.
Ich fühlte dem Gerät zum Beispiel mit „Überlin“ des Albums Collapse into now von R.E.M. (Warner Brothers, 2011) sowie „Man on the Moon“, „Everybody Hurts“ oder „Nightswimming“ (Automatic for the People, Warner Bros. Records, 1992) auf den Zahn. Ansatzlos rockte sie los und erfüllte das grobdynamische Pflichtenheft ihrer Preisklasse, ohne jedoch den Anschein eines groben Haudraufs zu erwecken. Vielmehr war feindynamische Diktion das Metier der Huei, wie zum Beispiel in der Rock-Ballade „Ride on“ von AC/DC (Dirty Deeds Done Dirt Cheap, Atlantic Records, 1976). Das Auflösen feinster Nuancen von Beckenanschlägen oder das Wischens der Finger über die Saiten einer E-Gitarre beim Umgreifen wirkten enorm authentisch und frei von Störartefakten.
Die Klangfarben waren generell sehr ausgewogen, weder hell, kühl oder analytisch noch zu warm und heimelig. Chord schaffte es hier auf sehr gelungene Weise, einen ausgewogenen Mittelweg hinzubekommen. Das hohe Auflösungsvermögen stellte sich dabei voll in den Dienst der Musik: Die Huei Phonovorstufe ist eine Analytikerin, ohne sich als solche zu erkennen zu geben. Ich hatte schon Mühe, mich wirklich auf einzelne Töne oder Geräusche zu konzentrieren, denn stets wurde ich vom musikalischen Fluss sowie der Spielfreude und den rhythmischen Fähigkeiten dieser Phono-Vorstufe mitgerissen.
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