tests/12-05-21_guru
 

Guru QM 10 / II

21.05.2012 // Matthias Jung
Schwedische Kleinlautsprecher für wandnahe Aufstellung mit dem Outfit von überdimensionierten Apple-PC-Boxen, die in Konkurrenz zu ausgewachsenen Männerboxen treten wollen? Na klar, und die Kinder bringt der Papst! Schwedisch stimmt, mit dem Computerhersteller haben sie nicht zu tun, und den Vergleich mit den Großboxen müssen sie auch nicht scheuen.
teaser


Die QM 10 / II der schwedischen Marke Guru liefen mir das erste Mal über den Weg bei den Norddeutschen Hifi-Tagen 2011, als mein erster Blick auf zwei relativ große Zwei-Wege-Säulen fiel, die fetten Tiefbass absonderten. Daneben standen kleine kastenförmige Lifestyle-Böxchen, denen man die Chassis auf der falschen Seite verkehrt herum eingebaut hatte. Niedlich! Als der Vorführer dann mal lauter machte und bei den schmucken Zierlautsprechern plötzlich jeweils eine kleine LED anfing zu zucken, bemerkte ich den Irrtum und hielt erst mal die Klappe, da ich mit fortschreitendem Alter auch in Momenten größten Erstaunens darauf achte, nicht mit offenem Mund dazustehen.

Guru Pro Audio ist im malerischen Uppsala circa 60 Kilometer nördlich von Stockholm beheimatet und nimmt für sich in Anspruch, mit den QM 10 / II  für 1990,00 Euro den kleinsten und günstigsten richtigen Fullrange-Lautsprecher dieses Planeten zu fertigen. Erst seit 2007 produziert die Firma Lautsprecher, die aus Forschungsprojekten über das menschliche Hören über Einzelanfertigungen für professionelles Abmischen in der QM 60 mündeten. Die QM 10 / II (QM steht übrigens für Quality Manager und nimmt damit direkt Bezug auf den professionellen Hintergrund) ist die letzte Inkarnation dieser Reihe.

BREITER ALS HOCH UND TIEF. DURCH DIE UNKONVENTIONELLE ANORDNUNG DER CHASSIS WIRD AUF MÖGLICHE MEMBRANFLÄCHE VERZICHTET
BREITER ALS HOCH UND TIEF. DURCH DIE UNKONVENTIONELLE ANORDNUNG DER CHASSIS WIRD AUF MÖGLICHE MEMBRANFLÄCHE VERZICHTET

Anderthalb Jahre später liegen zwei Kartons in meinem an sich nicht mehr vorhandenen Hörraum – neuerlicher Nachwuchs hat jede Raumordnung im Haushalt gekippt. In dem einen befindet sich ein Pärchen QM 10 / II, in dem anderen ein Paar Lautsprecherständer von Atacama Audio, das speziell für die Guru konzipiert ist, mit Aufnahmen in der Stellplatte für die vier Füße der QM 10 versehen ist und überschaubare 249,00 Euro pro Paar kostet.

Zieht man die in einem hübschen Extrakarton befindlichen, in weißem Hochglanzlack (es gibt sie auch in schwarz und rot) gehaltenen Lautsprecher ans Licht, kommen einem spontan Assoziationen wie „stylish“, „zeitgeistig“, „goldig“, „originell“ in den Sinn, aber niemals Full-Range! Das Klettband, das die Verpackung für die Abdeckungen verschließt, verkündet „Welcome to the Guru world“, die man jetzt wohl betritt – ich bin gespannt.

SPIKES PASSEN NICHT IN DIE PHILOSOPHIE DER SCHWEDEN: DIE WEICHEN FÜßE DER QM 10 / II PASSEN PERFEKT IN DIE GURU-STANDS
SPIKES PASSEN NICHT IN DIE PHILOSOPHIE DER SCHWEDEN: DIE WEICHEN FÜßE DER QM 10 / II PASSEN PERFEKT IN DIE GURU-STANDS

Die Lautsprecher sind sauber verarbeitet, die Oberseite in hellem Grau abgesetzt. Die Füße sind aus Moosgummi und hören auf den Namen Guru Anodyne Pad. Der Kopf und Entwickler hinter Guru, Ingvar Öhmann, lehnt Spikes und jede Form der Ableitung von Energie ab und steht damit inzwischen wohl so ziemlich allein da. Laut Manual soll auch nur auf die Stellhöhe geachtet werden (60 Zentimeter), der Untergrund ist nicht weiter spezifiziert, sogar ein Brett vor der Wand soll reichen. Immerhin muss man sich nicht den Kopf über den Anschluss der Kabel zerbrechen, diese finden ausschließlich Kontakt über die auf der Rückseite eingelassenen Bananenbuchsen. Das Gehäuse ist aus MDF, die obere Platte und die Chassisumrandung aus Aluminium. Über die Chassis ist nicht viel herauszubekommen. Die Membran des 102 Millimeter großen Konus-Tieftöners sieht nach einem Geflecht aus und besteht aus einer nicht näher spezifizierten Mineralfaser, die 20 Millimeter-Gewebekalotte verfügt über eine breite Aufhängung. Beide Chassis machen nicht den Eindruck von High-Tech, müssen sie ja auch nicht. Ausbauen dürfen wir sie nicht, sie sollen dabei irreparablen Schaden nehmen. Na gut, dann eben nicht.


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