Twenty-Fifth Statement From Birdland: Bebelaar – Lenz – Joos

21.02.2014 // Dirk Sommer
Die Downloads des letzten Jahres haben wir mit dem Duo Bebelaar-Klink beschlossen, dieses Jahr, in dem es ein paar mehr Statements werden sollen als im letzten, beginnen wir mit einem hochkarätigen Trio, in dem Patrick Bebelaar ebenfalls eine tragende Rolle spielt. Diesmal gibt es ausnahmsweise auch ein DSD-File.

Patrick Bebelaar als Sound-Magier: Er bearbeitete die Saiten des Flügels auch mit Fingern und Gläsern
Patrick Bebelaar als Sound-Magier: Er bearbeitete die Saiten des Flügels auch mit Fingern und Gläsern

Nein, ich habe mich weder dazu verstiegen, während des Konzertes im Ein-Bit-Format aufzunehmen und einen Pegel deutlich unter Vollaussteuerung oder Übersteuerungen in Kauf zu nehmen, noch eine Hochbit-Datei auf DSD umzurechnen. Schon die Ankündigung der Konzertes erschien mir so vielversprechend, dass wir es in Nahmikrofonierung mit ein wenig Hall von der Goldfolie live auf zwei Kanäle mischten und auf Tonband aufzeichneten. Und von diesem entstanden dann das High-Res- und das Ein-Bit-File. Aber bevor ich mich in technischen Details verliere, erst einmal zum wichtigsten: der Musik, die Tobias Böcker für die Neuburger Rundschau wie folgt beschrieb.

 

 

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Günter Lenz Trio (18.01.2014)


Kaum zu glauben, dass man so was noch zu hören kriegt in unseren Tagen: Fast wie eine Zeitreise in die kreativen Zeiten der jungen 60er hörte sich zeitweise an, was das Günter Lenz Trio im Birdland Jazzclub bot. Kein Wunder, war der heute 75jährige Lenz doch just im genannten Jahrzehnt an etlichen epochalen Aufnahmen beteiligt, nicht zuletzt im Albert Mangelsdorff Quintett.

Irgendwo zwischen Cool und Free, Intellekt und Expression, immer wieder abgeschmeckt mit einer guten Prise Blues, ordnet sich die Musik nach wie vor zu, wirkt dabei jedoch mitnichten gestrig oder überholt, sondern im Gegenteil hellwach, interaktiv, humorvoll und überaus lebendig. Das liegt nicht wenig am auch schon 73jährigen musikalischen Weggefährten Herbert Joos und dessen so kühner Trompete wie sensiblem Flügelhorn, zuweilen ergänzt durch rasant gescattete Vocals. Patrick Bebelaar, in diesem Kontext mit 42 noch ein richtiggehender Jungspund, ergänzt den Dreiklang am Bösendorfer meisterhaft schillernd zwischen romantisierender Balladenkunst und explosiven Klangclustern.

Die Drei agieren dabei völlig gleichberechtigt, was Günter Lenz denn auch zu der Richtigstellung veranlasst, eigentlich sei hier nicht das Günter Lenz Trio am Werk, sondern das Trio Lenz –Joos – Bebelaar.

Sei es im rasanten „Song For Thelonious“, im regen „Tango“, in der solo am Bass durchexerzierten „Sharp Structure“, im gefühlsstarken „Requiem For W.W.“, im sehnsuchtsvollen „Love Song“ oder im zärtlichen „Natuschkas Song“, Lenz, Joos, Bebelaar spielen abwechslungsreiche, immer wieder überraschende, mitreißende, selten verstörende, viel öfter betörende Musik von wunderbarer Herzenswärme, tiefer Weisheit und erfrischender Lebenskraft. Bei aller Verwurzelung in der jüngeren europäischen Tradition improvisierter Musik: Jazz für Leute von heute, aktuell, vital und berührend.

Dr. Tobias Böcker


Wie erwähnt habe wir die Instrumente einzeln mikrofoniert: Für das Piano benutzten wir das Earthworks PianoMic System, für den Bass das MBHO 603 A / KA 200 N und für die Trompete respektive das Flügelhorn ein Shure 55 H. Da Herbert Joos für seinen eigenständigen, sofort wiedererkennbaren Sound Hall benötigt, hatte wir den analogen EMT Goldfolien-Hall samt Delay mitgebracht. Die Signale von Bass und Flügel wurden nicht über den Effektweg geschickt, da  Reflexionen der Geräusche im Raum vom Deckel in den Korpus des Flügels und damit auf die Earthworks-Mikrofone für genug – jedoch leicht diffuse – Rauminformation sorgten

Günter Lenz faszinierte das Publikum auch mit seinem Solo-Bass-Stück „Sharp Structure“
Günter Lenz faszinierte das Publikum auch mit seinem Solo-Bass-Stück „Sharp Structure“

 

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