Oscar Peterson: Exclusively For My Friends

25.12.2015 // Dirk Sommer

Als kleines Weihnachtsgeschenk finden Sie hier einen Download aus Oscar Petersons bisher unveröffentlichtem Album The Lost Tapes II: diesmal keine Digitalisierung eines analogen, sondern gleich das digitale Master.

Für diesen Download gibt es gleich zwei Gründe: Zum einen habe ich in diesem Jahr trotz bester Vorsätze bisher lediglich fünf Songs zum Herunterladen online gestellt. Da kann ein weiterer nicht schaden. Zum anderen haben wir etwas zu feiern: Unsere 8-CD-Deluxe-Box wurde in die Bestenliste der Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen. Und diese Ehre wird pro Quartal nur zwei Jazzproduktionen zuteil. Doch von Anfang an: Mitte des Jahres fragte Edel:Kultur an, ob ich in bewährter Kooperation mit Mastering-Spezialist Christoph Stickel kurzfristig zum 90. Geburtstag von Oscar Peterson eine um ein oder zwei Alben erweiterte CD-Ausgabe von Exclusively For My Friends produzieren könne. Das Problem dabei war vor allem das letzte Album: MPS-Gründer Hans Georg Brunner-Schwer hatte aus bisher unveröffentlichten Stücken eine CD zusammengestellt, die den Titel The Lost Tapes 2 tragen sollte, konnte das Projekt wegen seines tragischen Unfalls aber nicht mehr realisieren. Ironischerweise gab es von den Songs aber nur eine Version auf CD-R, die Bänder waren hier ebenso verschollen wie die für die bisherige The Lost Tapes-Veröffentlichung – was übrigens auch erklärt, warum diese Stücke bei der 6-LP-Box, aus denen unser letzter Peterson-Download entnommen wurde, keine Berücksichtigung fanden: Hier kam nur rein analoges Ausgangsmaterial in Frage.

Die CD-Box und das Album, von dem der Download stammt
Die CD-Box und das Album, von dem der Download stammt

Aber auch für die CD-Ausgabe begann zumindest bei den ersten sechs Alben alles rein analog: Die Matrizierbänder landeten auf meiner grundüberholten und exakt eingemessenen Studer A80. Von dort ging es in den Ayre QA-9, der die Musik in einen digitalen Datenstrom wandelte, aus dem ein Tascam 3000 dann Musik-Files machte und auf eine Compact-Flash-Card schrieb. Alle drei Geräte wurden von einem eigenen Ausgang des PS Audio Power Plant gespeist. Da feststand, dass aus den Files CDs werden sollten, wählte ich als Abtastrate ein gradzahliges Vielfaches von 44,1 Kilohertz: 176,4 Kilohertz. Die Daten von der CF-Card waren dann für Christoph Stickel das Ausgangsmaterial für seine Arbeit. Und wie fast immer waren wir uns schnell einig, wie es klingen sollte: Für die CDs wählte Christoph Stickel einen immer noch eng am Original orientierten, aber minimal eingängigeren, ja ich möchte fast sagen: süffigeren Klang als für die rein analogen Scheiben. Etwas größere Eingriffe erforderten dann The Lost Tapes, die ab nun den Zusatz 1 erhielten. Was uns auf CD-R angeliefert wurde, erreichte eben nicht den Standard der aufwändig digitalisierten Tapes. Allerhöchste Mastering-Kunst war dann bei The Lost Tapes 2 gefragt. Die musikalisch unbestreitbar hochklassigen Stücke auf der CD-R waren technisch leider in einem recht üblen Zustand: Es kostete Christoph Stickel mehr als einen ganzen Tag, um die Songs von technischen Mängeln wie Lautstärkesprüngen oder Schwankungen im Stereopanorama zu befreien. Das sind Eingriffe, die sich nicht wie etwa die Entfernung von Knacksern oder Störgeräuschen automatisieren lassen, sondern von Hand ausgeführt werden müssen. The Lost Tapes 2 danach dann an den Klang der übrigen Alben anzupassen, war eine vergleichsweise einfache Übung. Aber wir sind der Meinung, dass Oscar Petersons Spiel und Hans Georg Brunner-Schwers Aufnahmen dieser Mühen zweifellos wert sind, eine Ansicht, die – wie gesagt – erfreulicherweise auch von der Bestenliste 4-2015 der Deutschen Schallplattenkritik geteilt wird.

Die Titel finden auf dem Cover Platz, die Liner Notes der ersten sechs Alben werden gut leserlich im umfangreichen Booklet reproduziert
Die Titel finden auf dem Cover Platz, die Liner Notes der ersten sechs Alben werden gut leserlich im umfangreichen Booklet reproduziert

Da es in Hifistatement.net aber vorrangig um Technik statt um Musik geht, erlaube ich mir eine Spielerei, die ich ohne ausdrücklichen Hinweis auf diese Manipulation für Betrug halte: Mit Hilfe des Weiss Saracon erstelle ich eine DSD-Version aus dem Musik-File in CD-Qualität. Ob's über diesen Umweg besser klingt? Probieren es Sie selbst!

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PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.

Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.

Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis des aufwändig gestalteten Booklets
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