Nineteenth Statement From Birdland: Olaf Polziehn Trio & Jesse Davis

07.03.2012 // Dirk Sommer
Allein schon Olaf Polziehns und Jesse Davis gefühlvolle Interpretation von „Solitary Moon‟ macht diesen Download zu einem Hochgenuss. Eine äußerst spannende Variante der Mikrofonierung setzt dem Ganzen dann das Sahnehäubchen auf.


Das begeisterte Pubklikum verlangte dem Quartett zwei Zugaben ab
Das begeisterte Pubklikum verlangte dem Quartett zwei Zugaben ab

Ich gebe es gerne zu: Auf diese Aufnahme waren wir nicht hundertprozentig vorbereitet. In den letzten beiden Jahren haben wir gelernt, dass es sich meist recht schwierig gestaltet, die Zustimmung für einen Mitschnitt zu bekommen, wenn amerikanische Künstler mit im Spiel sind. Da bestehen doch mehr Bedenken in Sachen Copyright als bei europäischen Musikern. Bei einer so hochkarätigen Besetzung haben wir natürlich trotzdem angefragt, aber nicht unbedingt mit einer Zusage gerechnet. Ich weiß letztlich nicht, ob es daran lag, dass der Leiter der Combo, Olaf Polziehn seinen Band-Kollegen überzeugen konnte oder ob der hervorragende Ruf des Birdlands respektive seines Präsidenten Manfred Rehm uns die Türen öffnete: Jedenfalls wurden wir samstags Mittag von der freudigen Nachricht überrascht, dass eine Aufzeichnung des Konzertes in Ordnung gehe.

Doch leider hatten wir bei unserem Lieblingsstereo-Mikrofon bei einer der letzten Aufnahmen eine Kanalungleichheit entdeckt und es deshalb zu Prüfung eingesandt. Florian Oestreicher, Betreiber und Inhaber von realistic sound in München, hatte uns zur Überbrückung ein ähnliches Modell aus seinen riesigen Mikrofonfundus angeboten. Allerdings war in diesem Falle die Zeit zu knapp, um die Übergabe zu organisieren. Bevor ich die vermeintliche Notlösung beschreibe, übergebe ich aber an Christian Wurm, der das Konzert in Wort und Bild würdigte:

Der aus New Orleans stammende Jesse Davis harmoniert bestens mit Olaf Polziehns deutsch-österreichischem Trio. Musikalisch agiert Schlagzeuger Mario Gonzi glücklicherweise nicht so weit im Hintergrund wie dieses Bild suggeriert
Der aus New Orleans stammende Jesse Davis harmoniert bestens mit Olaf Polziehns deutsch-österreichischem Trio. Musikalisch agiert Schlagzeuger Mario Gonzi glücklicherweise nicht so weit im Hintergrund wie dieses Bild suggeriert

 

 

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Olaf Polziehn Trio & Jesse Davis


Nach 2009 war der vielgefragte Pianist Olaf Polziehn mit seinem Trio und dem Altsaxophonisten Jesse Davis nun erneut zu Gast im vollbesetzten Birdland Jazz Club. Respektvoll, aber mit viel Phantasie interpretiert, ja zelebriert er Standards und Klassiker des Swing und Bebop-Jazz. Dabei stehen ihm der überaus versierte Mario Gonzi an den Drums und Ingmar Heller am Bass zur Seite. Ergänzt wird das Trio durch den Meistersaxophonisten Jesse Davis, der eigentlich schon fast zur Standardbesetzung von Polziehns Combo gehört. Gleich der Opener „The Birdland“ – der Titel variiert je nach Auftrittsort – bringt eine wohlige Wärme in den altehrwürdigen Keller. Locker swingende Saxlinien und perlende Pianoläufe verführen zum Mitschnipsen. Temporeiche Swing- und Bebopstücke wie „Voyage“ von Kenny Barron oder „On Broadway“ von George Benson wechseln mit beseelt vorgetragenen Balladen wie „Solitary Moon“ oder „Estate“. Beim feinfühlig ziselierten und mit einem leichten Augenzwinkern interpretierten Solostück „Rockin‘ Chair“ von Carmichael zeigt Polziehn eindrucksvoll, dass er auch im Ragtime zu Hause ist.

Großartig zudem die Interpretation von Monks „Evidence“, in dem vor allem Mario Gonzi mit einem an rotierende Turbinen erinnernden Schlagzeugsolo glänzte. Und bei McCoy Tyners „Inception“ feuert Jesse Davis am Altsaxophon noch einmal einige fulminante Salven ab ohne aber auszuufern: immer klar strukturiert. Natürlich kommen die Musiker nach diesem erstklassigen und kurzweiligen Konzert nicht ohne Zugaben davon. So bringt „Days Of Wine And Roses“ die an diesem Abend dargebotene Musik noch einmal auf den Punkt: unwiderstehlicher, frischer Swing und Bebop der Spitzenklasse.

Zu guter Letzt folgt noch eine hinreißende Interpretation von „Smoke Gets In Your Eyes“, bei dem Davis von seitlich ausserhalb der Bühne die Themamelodie in den Raum bläst und so für ein spezielles Ambiente und Klangerlebnis sorgt. That’s Jazz; frisch, ehrlich, zeitlos.

Christian Wurm


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