Das größere Modell 8c (15.200 Euro) von Dutch & Dutch hat bei mir auf der AVS 2022 bereits Eindruck gemacht. Dieses Jahr wurde die kleinere 6c gezeigt. Sie teilt die selben Tugenden wie ihre große Schwester: den Waveguide-optimierten Hochtöner, den kardioiden Mitteltöner und einen direkt an die Wand koppelnden Bass auf der Rückseite. Die gesamte Konzeption des Lautsprechers denkt die physikalischen Eigenschaften des Hörraumes von Anfang an viel konsequenter mit, als andere Produkte dies tun. Schlussendlich kann der bereits akustisch/mechanisch optimierte Lautsprecher durch eine DSP-Korrektur weiter an den Raum angepasst werden. Entweder man macht das selbst oder gemeinsam mit einem der Spezialisten von Dutch & Dutch in einer Remote-Session, die knapp 600 Euro kostet. Die Lautsprecher können über eine hauseigene App kontrolliert werden, sind voll Streaming-fähig und können darüber hinaus sowohl analog als auch per AES/EBU angesteuert werden. Der 6c soll noch dieses Jahr ab Dezember für knapp 10.000 Euro (schwarz oder weiß) und 10.900 Euro (andere Farben) erhältlich sein. Ein ergänzender Subwoofer ist in Planung. An einer eigenen Einmessapp für das Smartphone wird ebenfalls gearbeitet.
Auch der japanische Hersteller Final ließ seine Kopfhörer von Ferrum-Komponenten speisen. Provokativ fragte mich Global Sales & Marketing Manager Satoshi Yamamoto, nachdem ich das neue Modell DX3000CL gehört hatte, nach seinem Preis. Meine Schätzung lag weit oberhalb der aufgerufenen 600 Euro. Mit seinen weichen Polstern und geringem Gewicht war der Kopfhörer sehr angenehm zu tragen. Außerdem bekam ich den Prototypen des DX4000CL zu hören. Er verfügt über ein aufwendigeres Kabel und das widerstandsfähige Shibo-Finish, das ich von meinen ZE8000 JDH bereits kenne. Er soll 1.000 Euro kosten und noch dieses Jahr erscheinen. Seine im Vergleich zum 3000-er insgesamt deutlich linearere Abstimmung überraschte mit dennoch hochimpulsiven Bässen. Mit dem UX5000 bringt Final einen Bluetooth- Over-Ear, der 250 Euro kosten soll. Die einfache Austauschbarkeit von Ohrpolstern, Bügel und sogar des Akkus heben sich sehr positiv von der Masse an Wegwerfprodukten ab. Auch wenn Bluetooth-Kopfhörer nicht zu meinem Kerninteresse gehören, bin ich einem Test nicht abgeneigt. Wenn der UX5000 ein ähnlich gutes Noise-Cancelling wie die marktführende Konkurrenz und eine etwas höher auflösende Wiedergabe bietet, kann er sich sicher ein breites Publikum erschließen.
Der „digitale“ der beiden Räume von Audiothlon gehörte für mich zu den besten Räumen der gesamten Messe. Er bestach durch Simplizität und außergewöhnliche akustische Leistungen, unabhängig vom fairen Komponentenpreis. Zu Audiothlon gehört das Sub-Markenportfolio Equilibrium, ENERR und JJ Pure. Was nach einem großen Unternehmen klingt, ist trotzdem doch eher eine kleine, nur in Polen agierende Manufaktur. Ein Amp, ein DAC und ein Paar Lautsprecher, mehr brauchte es hier nicht, um mich zu begeistern. Der kleinste Denafrips DAC Enyo 15th kostet gerade einmal 700 Euro und spielte direkt in die Class-A-Endstufe von JJ Pure Audio. Sie feierte auf der AVS Premiere, soll 50 Watt liefern und ihr Aufbau nur unbedingt essenzielle Bauteile besitzen. Mit einem angepeilten Preis von 35.000 Złoty (etwa 8.250 Euro) für die Endstufe entstand zwar ein Ungleichgewicht zu dem günstigen DAC und den mit 15.000 Złoty (etwa 3.535 Euro) ebenfalls überraschend erschwinglichen Equlibrium Lautsprechern, aber genau das machte diese Kombi so spannend. Es wurde sogar bewusst auf einen Pre-Amp verzichtet und die digitale Softwarelautstärkeregelung von TIDAL genutzt, bevor das Signal an den DAC geschickt wurde. Alles in allem kam so eine überraschend holografische, losgelöste und musikalische Wiedergabe zustande, die mich gar nicht unbedingt durch eine absolut fehlerfreie Abbildung, sondern viel eher durch ihren nahbaren und authentischen Charakter in ihren Bann zog.
Homogenix ist eine der Marken, die außerhalb Polens eher weniger bekannt ist. Auf der AVS wurde der neue Tonabnehmer Evo präsentiert. Er kostet 40.000 Złoty. Die anderen Systeme hören auf die passenden Namen Blue (20.000 Złoty), Gold (10.000 Złoty), Silver (8.000 Złoty) und Black (6.000 Złoty). Dank zweier kleiner Umschaltboxen konnte in dem System die Erweiterung mit Take T Superhochtönern A/B verglichen werden. Sowohl der einstellbare Live Supertweeter auf dem Lautsprecher als auch der auf der Sockelplatte des Lautsprechers platzierte WHDPURE basieren auf dem piezoelektrischen Kunststoff Polyvinylidenfluorid. Beide sollen im hörbaren Bereich keinen relevanten Schall abstrahlen, aber dennoch die Wiedergabe beeinflussen. Sie sollen einfach parallel zum Lautsprecher an die Endstufe angeschlossen werden. Während der Tweeter wohl eher die hohen Frequenzen beeinflussen soll, wirkt der WHDPURE im gesamten Frequenzband. Im A/B-Vergleich war ich der Meinung, einen Unterschied heraushören zu können. Allerdings spreche ich hier bewusst von einem Unterschied, denn ob die beiden zusätzlichen Lautsprecher – oder müsste man sie in diesem Fall eigentlich Nichtsprecher nennen? – für Verbesserung sorgen, dürfte eine Geschmacksfrage sein. In meinen Ohren klang die Wiedergabe mit Take T etwas räumlicher und hatte ein etwas ausdrucksstärkeres Timbre, fast so, als wären Harmonische dazugekommen, allerdings litt die Präzision und Schallquellentrennung etwas. Take T ist etwas für aufgeschlossene Hörer, die 8.500 Złoty übrig und Spaß an Experimenten haben.