boulevard/24-09-13_wilson
 

Erlkönig: Wilson Benesch Tessellate Ti-S

13.09.2024 // Dirk Sommer

Der deutsche Wilson-Benesch-Vertrieb hatte erfreulicherweise ein Einsehen mit dem Autor, der – wenn es um hochkarätige Komponenten geht – trotz über 30 Jahren in der Branche hin und wieder immer noch zu leichter Ungeduld neigt: Krey Baumgartl hat den britischen Hersteller dazu gebracht, ihm respektive mir schon einmal eine Vorab-Version des Tonabnehmers zugänglich zu machen, obwohl die Serienmodelle noch einen letzten Feinschliff erhalten. Auch wenn eines davon Ende September in Gröbenzell eintreffen soll, braucht es ja noch eine gewisse Einspielzeit. Da ich mir vorstellen kann, dass der ein oder andere Analog-Fan unter den Hifistatement-Lesern eben so neugierig sein könnte wie ich, habe ich mich entschlossen statt einer nüchternen Pressmitteilung lieber erste eigene Erfahrungen mit dem mittleren der drei neuen Tessellate-Tonabnehmer zu veröffentlichen.

Das Tessellate Ti-S wird in dieser Aluminium-Dose geliefert
Das Tessellate Ti-S wird in dieser Aluminium-Dose geliefert

Das hätte ich sogar schon ein wenig früher tun können – wenn ich mich denn getraut hätte: Die Vorab-Variante kam zwar in einem feinen Vollmetall-Zylinder, aber leider ohne Nadelschutz. Ich habe keinerlei Bedenken, auch kostspielige Tonabnehmer zu justieren. Sie aber längere Zeit ungeschützt in einem der beiden Tonarme auf meinem LaGrange zu betreiben, macht mich ein wenig unruhig, zumal es um das Laufwerk herum recht eng zugeht. Schließlich habe ich es dann doch gewagt, und bisher ist es auch gut gegangen. Doch zurück zum Tessellate-Trio. Tessallate lässt sich mit Mosaik übersetzen und bezieht sich auf die gleichmäßigen geometrischen Formen – in diesem Fall Sechsecke – in der Konstruktion des Gehäuses, das durch Selective Laser Sintering aus Titanpulver hergestellt wird. Bei der Entwicklung der halboffenen Struktur war die University of Sheffield maßgeblich beteiligt: Die gekrümmten Oberflächen sollen für erhebliche klangliche Vorteile sorgen, da sie eine maximale Steifigkeit, eine minimale Masse und eine extrem hohe Dämpfung miteinander verbinden.

Das halboffene Gehäuse aus Laser-gesintertem Titan soll eine hohe Festigkeit mit starker innerer Dämpfung verbinden
Das halboffene Gehäuse aus Laser-gesintertem Titan soll eine hohe Festigkeit mit starker innerer Dämpfung verbinden

Die drei Modelle unterscheiden sich vorrangig durch das Material der Nadelträger: Bor, Saphir oder Diamant. Jeden der bekannten Werkstoffe kombiniert Wilson Benesch mit einer unidirektionalen Kohlefaserdämpfung zu einem – soweit ich weiß – einzigartigen Hybrid-Nadelträger-Design. Für diese Zeilen und den kommenden Test der Serienversion hat IAD das mittlere Modell in der Hierarchie ausgewählt, das mit dem Saphir-Nadelträger. Informationen zum Material der Spulenwicklungen gibt es nicht, nach Augenschein würde ich auf Kupfer tippen. Die Ausgangsspannung soll bei 0,35 Millivolt bei einer Schnelle von 3,54 Zentimetern pro Sekunde liegen. Trotz eines Innenwiderstands von nur sechs Ohm empfiehlt Wilson Benesch eine Last von 100 bis 330 Ohm. Bei den serienmäßig mitgelieferten Steckern von Einsteins The Turntable's Choice habe ich die Wahl zwischen 150 Ohm und dem Doppelten, entscheide mich für eine erste Annäherung für den niedrigeren Wert. Weitere Experimente kann ich ja immer noch mit dem Serienmodell machen.


  • hifistatement.net intern

    In den letzten 14 Jahren ging es an dieser Stelle fast ausschließlich um Hifi-Komponenten, Messen, ein wenig Musik und den ein oder andern Download. Interna der Redaktion waren so gut wie nie ein Thema. Wir haben beschlossen, das nun kurz zu ändern: Bei einem Autorenmagazin kann es ja kein Fehler sein, ein wenig mehr über die Redakteure zu erfahren. Da formale Bewertungen und Messungen nie ein Teil des Konzepts von hifstatement.net waren und auch nicht…
    19.12.2025
  • Wohltemperiertes Vinyl – Teil 2

    Klaus Schrätz hat in Teil 1 die technischen Details des Temperns und der Kryo-Behandlung beschrieben und seine Hörerfahrungen mit thermisch behandelten Platten wiedergegeben. Lesen Sie hier Teil 2 unseres Experiments. Dies ist meine erste Begegnung mit thermisch behandelten Schallplatten. Nicht, dass ich noch niemals vom Tempern oder dem Kryo-Verfahren gehört hätte. Das sind schließlich Methoden, die bereits seit langem in der Industrie angewandt werden, um die Härte und Steifigkeit von Metallen und Kunststoffen zu erhöhen.…
    12.12.2025
  • Wohltemperiertes Vinyl – Teil 1

    In diesem kleinen Bericht geht es darum aufzuzeigen, ob bei bereits gepressten Schallplatten eine nachhaltige Klangverbesserung durch thermische Spezialbehandlungen möglich ist. Mir sind zur Zeit zwei Methoden bekannt, mit denen man Einfluss auf die Struktur des Schallplatten-Vinyls nehmen kann. Diese beiden Methoden sind durchaus gegensätzlicher Natur und haben trotzdem entscheidenden Einfluss auf das Klangbild der so behandelten Schallplatten. Bei der einen Methode wird die Schallplatte auf -180 Grad Celsius abgekühlt und langsam wieder aufgetaut. Bei…
    05.12.2025
  • Live im A-Trane: Rikard From

    Alles war bereit: Die Aufnahmetechnik war startklar, der Protagonist hatte sich auf seinem Platz am Steinway Flügel eingerichtet, die Songsheets geradegerückt. Die rund 100 Gäste hatten auf ihren Stühlen Platz genommen und blickten erwartungsvoll in Richtung der Bühne des A-Trane Jazzclub. Doch bevor der schwedische Pianist Rikard From die ersten Töne spielte, trat Dirk Mahlstedt auf die Bühne. Er ist Gründer und Inhaber der Agentur Künstlerhafen und derjenige, der es möglich gemacht hat, dass der…
    14.11.2025
  • Ein Besuch in der Rübenburg

    Wer das Haus sieht, das die Räume von Rübenburg Analog Audio beherbergt, könnte auf die Idee kommen, dass sich hifistatement.net, wie auch die Überschrift suggeriert, neuerdings Agrarthemen widmet. Dem ist aber nicht so: In Jürgen Schulzes Hifi-Studio dürfte es eine der höchsten Dichten an Plattenspielern pro Quadratmeter geben. Das liegt keinesfalls daran, dass dort die Ausstellungsfläche klein wäre, im Gegenteil: In gleich vier mittelgroßen, dank dezenter akustischer Maßnahmen wohlklingenden und gemütlich eingerichteten Zimmern präsentiert Jürgen…
    17.10.2025
  • Erlkönig: Audioquest XTRM

    Schon während der High End im Mai hatte Audioquest-Chef Bill Low Roland Dietl und mir von einem Durchbruch in Sachen Metallurgie berichtet, der es ermögliche, besser klingende Kabel ein wenig erschwinglicher anzubieten. Beim Besuch von Marketing Director Rob Hay und Sales Manager Thijs Helwegen hatte ich die Gelegenheit, erste Testmuster zu hören. Audioquest ist ja nicht gerade bekannt dafür, viel Geld zu investieren, um Kunden mit besonders aufwendigen Verpackungen und stylishem Design der Kabel zu…
    10.10.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.