Es stört mich nicht mehr, dass mein HiFi-Hobby sein Ziel, die naturgetreue Musikwiedergabe, nie erreichen wird. Es ist, das ist meine Überzeugung, eine Illusion, zu glauben, Musik könne wie live in den Hörraum übertragen werden. Da reicht eine Vier-Mann-Kapelle auf dem Weihnachtsmarkt mit Fidel, Akkordeon, Trommel und Gitarre, um zu verstehen: Der Charakter jedes einzelnen Instrumentes mit seiner eigenen Prägnanz und Schwingung ist so nicht reproduzierbar. Oder, wenn ich in einem Konzertsaal einem kleineren Ensemble lausche, wo ich sehe, welches Instrument hinter dem Flügel gespielt wird, und dann die Augen schließe: Ich spüre die Energie jedes einzelnen Tones und der Instrumente. Aber Tiefenstaffelung? Eher gar nicht. Schön wär´s, könnte man sich dieses Erlebnis wirklich in den eigenen Wohnraum holen. Aber mit den Verlust behafteten Mitteln unserer Zeit ist das nicht zu machen. Das wird schon klar, sobald man eine hochwertige Vinyl-Pressung mit einem Master-Tonband vergleicht. Seit meinem 15. Lebensjahr beschäftige ich mit HiFi und mit 18 konnte ich meine erste große Anlage anschaffen. Damit war ich glücklich. Solange, bis ich eine andere Anlage hörte, an der mir irgendetwas besser gefiel. Und so ging es über Jahrzehnte, dass stets erneuert und mutmaßlich verbessert wurde. Sie kennen das. Es ist inzwischen schon lange her, da verwarf ich dieses unbewusste Streben nach realitätsnaher Wiedergabe und formulierte mein Ziel neu: Musik hören soll Spaß machen, und zwar mir. Es gelang über die Jahre, meine Anlage so abzustimmen, dass sie stets eine Quelle des Wohlbefinden ist. Selbst wenn ich mal unzufrieden oder einfach schlecht drauf bin, kann ich mich vor meine Anlage setzen, eine Musik auswählen, und es kommt Freude in mir auf. Was will ich mehr?
Erreicht habe ich dieses Ziel auch dadurch, dass ich an der Tonquelle nicht sparte und die Verkabelung und Stromzufuhr bedachte. Für mich haben Kabel einen ebenso großen klanglichen Wert wie Geräte. Voraussetzung für den guten Ton sind auch die Akustik-Elemente im Hörraum. All dies wirkt zusammen; ohne das eine funktioniert das andere auch nicht gut. Dass ich jederzeit die Musik meiner Wahl hören kann, empfinde ich als erheblichen Vorteil gegenüber einem Konzertbesuch, der selbstverständlich auch seine Faszination hat. Dies ist nicht die Frage. Aber wie oft habe ich erlebt, dass ich nach einem Arbeitstag auf die Sinfonie, für die ich Wochen zuvor die Eintrittskarte erworben hatte, überhaupt keine Lust hatte und den ersten Satz benötigte, um mich dem Ereignis zu öffnen, was nicht immer gelang. Das ist zuhause nie ein Problem, und da stört mich auch niemand. Okay, die Familie, aber die liebt man ja. Warum erzähl ich Ihnen dies? Weil ich zutiefst überzeugt bin, dass das Musikerleben über die heimische Anlage per Lautsprecher oder Kopfhörer zu den schönsten Erfahrungen gehört, die man im Leben haben kann und dies immer wieder.
So stehe ich heute zu unserem Hobby und lerne beim Testen natürlich immer wieder das eine oder andere Gerät oder Kabel oder Zubehör kennen, dass auch mein Setup noch verbessert. An meine zweiten Anlage gehe ich anders heran. Sie soll so konfiguriert sein, dass ich hier möglichst viele Geräte-Arten testen kann. Vollverstärker oder Endstufen kann ich in meiner Wohnzimmer-Anlage nicht testen, weil die Triangle Lautsprecher im Bi-Amping betrieben werden und auch ein analoger Equalizer bis 300 Hertz die Raummoden korrigiert. Falls Sie mehr über mich erfahren wollen, ist hier der Link zu meinem Lebenslauf in einem Interview von Wojciech Pacula, dem Inhaber unseres polnischen Partner-Magazins highfidelity.pl.
Tach auch. Mein Name ist Klaus Schrätz und ich teste und schreibe seit drei Jahren für das hifistatement netmagazine. „Tach auch“ klingt nach Ruhrgebiet wie „Moin“ nach der norddeutschen Küstenlandschaft. Als Kind des Ruhrgebiets bin ich in Oberhausen geboren und in Duisburg aufgewachsen. Mittlerweile lebe ich in einem Dorf bei Unna am östlichen Rand des Ruhrgebiets. Schnell begann ich mich für Musik und deren hochklassige Wiedergabe zu interessieren. Mein älterer Bruder besaß schon früh eine recht gute Musikanlage aus Revox-Komponenten, Thorens Plattenspieler und Boxen aus einer Duisburger Manufaktur. Derartig angefixt ging es für mich mit einem Yamaha Verstärker, Akai Tonbandgerät, Rega Plattenspieler und Canton Boxen los. Parallel zum passiven Musikhören spielte ich auch mehrere Musikinstrumente in diversen Bands.
Vor vielen Jahren lernte ich Dirk Sommer und Birgit-Hammer-Sommer in Dortmund kennen und nach einem vorsichtigen Abtasten auch schätzen. Schnell stellten wir fest, dass wir die Hobbys HiFi, respektive das Beschäftigen mit hochwertigen Komponenten zur Musikwiedergabe und das aktive Musikmachen teilten. Die Qualität meiner Musikanlage wuchs ständig, nicht zuletzt durch Dirks große Erfahrung auf diesem Gebiet. Die Idee, dass ich einmal für hifistatement.net Artikel schreiben könnte, ist demzufolge schon alt. Einzig die zeitliche Einschränkung durch meine berufliche Tätigkeit und hierdurch notwendige Erholungsphasen hielt mich davon ab. Als ich 2022 in den Ruhestand ging, dauerte es nicht allzu lange, bis mein erster Testbericht veröffentlicht wurde. Diese Tätigkeit bereitet mir nach wie vor viel Freude. Es ist großartig und bereichernd, wenn die edlen und natürlich gut klingenden Komponenten zu mir geschickt werden und ich sie ausführlich testen darf. So kommt es selbstverständlich hin und wieder vor, dass das eine oder andere Testgerät Einzug in meine heimische Musikwiedergabekette hält. Auf der einen Seite schön, auf der anderen aber auch fatal, denn die Einnahmen aus der Schreiberei decken nur den kleinsten Teil der Kosten für neue Komponenten. Noch kurz ein Satz zum Musikgeschmack: Vorzugsweise höre ich Jazzmusik, gewürzt mit wohldosierten Anteilen von Klassik, Blues, Rock und Weltmusik. Der Besuch des Jazzfestivals in Münster ist seit vielen Jahren sowohl Pflicht als auch Vergnügen, bietet es doch die Möglichkeit, hierzulande noch unbekannte, aber hervorragende Jazzmusiker kennenzulernen.
Beenden möchte ich meine Vorstellung mit einem Zitat aus planet wissen: „Musik kann viel in uns auslösen: Sie kann Balsam für die Seele sein und die geistige und soziale Entwicklung von Kindern fördern. Bei Erwachsenen mobilisiert Musik das Gehirn und produziert Glückshormone.“ Dem bleibt nichts mehr hinzuzufügen – außer: Weiterhin viel Spaß beim Musikhören!