Die Faszination von Tonband-Maschinen begeistert Generationen. Ein neuer, noch verhaltener Trend für Musik-Liebhaber, das wachsende Angebot an Masterband-Kopien, erweckt diese Geräte-Spezies zu neuem Leben. In Deutschland engagiert sich seit Jahren EternalArts für das analoge Ur-Format.

Reel One – Luciano Pavarotti Live In Concert ist eine bisher unveröffentlichte Aufnahme, exklusiv als Masterband-Kopie erhältlich
Reel One – Luciano Pavarotti Live In Concert ist eine bisher unveröffentlichte Aufnahme, exklusiv als Masterband-Kopie erhältlich

Es war im April dieses Jahres, als Dr. Burkhardt Schwäbe anlässlich des zehnjährigen Firmen-Jubiläums von EternalArts die Fachpresse zur Vorstellung neuer Geschäftsräume und neuer Konzepte einlud. Dabei entwickelte sich die Idee, unseren Lesern, die Unternehmungen Dr. Schwäbes umfangreicher und detaillierter vorzustellen. Denn ein ähnliches Miteinander audiophiler Projekte gibt es nach meiner Kenntnis kein zweites Mal. Daher berichten wir in lockerer Folge über die Themenfelder, die EternalArts bedient. Sehr besucherfreundlich ist das neue Hifi-Studio mit fünf von Frau Schwäbe liebevoll mitgestalteten und dekorierten Vorführräumen. Dort kann man neben den Geräten von EternalArts das gesamte Lautsprecher-Programm von Live Act Audio in Wohnraum-ähnlicher Umgebung hören und entspannt genießen.

Ausführliche und individuell auf dieses Tape bezogene Informationen machen jede Kopie zu etwas Besonderem
Ausführliche und individuell auf dieses Tape bezogene Informationen machen jede Kopie zu etwas Besonderem

Bekannt ist EternalArts nicht nur bei uns in Deutschland sondern weltweit, da es die legendären OTL-Röhrenverstärker nach Julius Futterman fertigt. OTL steht für OutputTransformerLess und benennt so den wesentlichen Unterschied zu anderen Röhren-Verstärkern, die Ausgangs-Transformatoren verwenden. Dr. Schwäbe sieht die als Verstärker mit Röhren und nicht als echte Röhren-Verstärker. Denn nur das OTL-Konzept stellt für ihn das Prinzip des reinen Röhren-Endverstärkers dar. In einer dem Futterman-Prinzip verwandten Weise funktionieren übrigens die OTL-Verstärker von Einstein.


Die Restauration von alten Hifi-Geräten, vornehmlich von Bandmaschinen, ist schon lange nicht nur Steckenpferd von Dr. Burkhardt Schwäbe, sondern seit Jahren auch wesentlicher Unternehmens-Pfeiler. Dabei geht es nicht um oberflächliches Restaurieren. Vielmehr überprüft er und sein Team alle Maschinen auf Herz und Nieren und bessert aus, was verschlissen ist. Da, wo entsprechende Teile nicht mehr zu bekommen sind, fertigt man sie selber auf eigenen Maschinen nach, so dass sie in ihrer Funktion zu hundert Prozent dem Original entsprechen.

Eine große Auswahl an restaurieren Bandmaschinen gibt es bei EternalArts zu bestaunen
Eine große Auswahl an restaurieren Bandmaschinen gibt es bei EternalArts zu bestaunen

Relativ jung ist das vierte Standbein von EternalArts, nämlich die Herstellung und der Verkauf von Masterband-Kopien. Um dieses Thema geht es im heutigen Bericht. In Fachkreisen schenkte man ihnen begeistertes Interesse, als sie auf der diesjährigen HighEnd vorgestellt wurden: den einzigartigen Aufnahmen von Luciano Pavarotti, die bislang unveröffentlicht, nun exklusiv auf einer Kopie des Master-Tonbandes zu bekommen sind. Produziert wird dieses Musik-Juwel von Hemiolia Records in Perugia. Das Unternehmen bietet in seinem Portfolio vornehmlich Masterband-Kopien von Aufnahmen aus der italienischen Jazz-Szene, die bedauerlicherweise international wenig Bekanntheit besitzen. Dies tut dem musikalischen und klanglichen Wert jedoch keinerlei Abbruch. Das ist natürlich bei Luigi Pavarotti völlig anders. Dem entsprechend wird jedes Tonband auf Metallspule aufwändig verpackt und mit individueller, spezifischer technischer Information in seiner Einzigartigkeit ausgewiesen. Zu hören gibt es auf Reel One zehn Arien des Ausnahme-Künstlers

Die von EternalMasters selber produzierten Masterband-Kopien bieten musikalisch hoch spannendes Material
Die von EternalMasters selber produzierten Masterband-Kopien bieten musikalisch hoch spannendes Material


Dieses Meisterwerk aus dem Portfolio von Hemiolia, das hierzulande von Dr. Schwäbe unter der Firmensparte EternalMasters verkauft wird, ist vielleicht das prächtigste Produkt dort, aber bei Weitem nicht das einzige. Insgesamt gibt es ein großes Angebot an Masterband-Kopien. Deren Qualität steht außer Frage, sobald man so etwas einmal erlebt hat. Ich selber durfte diese Erfahrung in jüngster Vergangenheit immer wieder machen. Denn Dirk Sommer, der Herausgeber von Hifistatement, besitzt gemeinsam mit seiner Ehefrau das Label sommelier du son und produziert rein analog Schallplatten bekannter Künstler wie Dieter Ilg, Charlie Mariano, der leider inzwischen verstorben ist, oder Michel Godard und Hans Theessink. Die Schallplatten klingen vorzüglich – aber nur solange, bis man eine Kopie des Masterbandes gehört hat. Sofort wird bewusst, wie viel der ursprünglichen Qualität des Masterbandes beim bei der Herstellung von Schallplatten leider unvermeidlichen mechanischen Kopier-Prozess verloren geht. Dies ist auch nicht mit bestmöglichen Produktions-Methoden zu verhindern. Dagegen ist eine Masterband-Kopie das Beste, was heutzutage als analoger Tonträger erworben werden kann. Leider hat dies auch seinen Preis, da das Bandmaterial kostspielig und das Überspielen aufwändig ist.

Auch bei den eigenen EternalMasters Bändern bekommt der Kunden die spezifischen Informationen zu seiner Kopie
Auch bei den eigenen EternalMasters Bändern bekommt der Kunden die spezifischen Informationen zu seiner Kopie

EternalMasters produziert – wie erwähnt – auch eigene Masterbänder. Da es sich um neuere Musik-Aufnahmen handelt, liegt das ursprüngliche Material im digitalen Format vor. Stolz ist Dr. Burkhardt Schwäbe besonders auf zwei seiner Masterband-Kopien. Das erste ist eine Auswahl aus drei Alben der Schweizer Jazzers Tommy Schneider und Friends. Tommy Schneider spielt die Hammondorgel wie die Genies Jimmy Smith oder Brian Auger. Jedes der beiden Tonbänder in Halbspur mit 38 cm/sec enthält acht Titel und kostet mit 238 Euro genau die Hälfte des Pavarotti-Juwels. Die Musik aus seinem Projekt Klangraumwelten I & II kenne ich seit langem von der gleichnamigen, inzwischen vergriffenen CD. Hier findet sich eine abwechslungsreiche und harmonische Zusammenstellung klassischer Musikstücke. Ich habe Klangraumwelten sehr gerne für Vorführzwecke eingesetzt, als ich seinerzeit auf Ausstellungen Musikdarbietungen moderierte. Auf Metallspulen kosten diese Tapes jeweils 225 Euro. Qualität hat nun mal ihren Preis. Und eine Tonbandmaschine braucht man zudem ja auch noch.

Auch diese faszinierende Ferrograph Logic 7 steht zum Verkauf, perfekt aufbereitet und eingemessen
Auch diese faszinierende Ferrograph Logic 7 steht zum Verkauf, perfekt aufbereitet und eingemessen

Sollten Sie ein Schmuckstück von Tonbandmaschine Ihr Eigen nennen, welches nicht zur Wiedergabe in Halbspur-Technik bei 38 cm/sec fähig ist, liefert EternalMasters alle eigenen Produktionen auch im spezifischen Format für Ihre Bandmaschine, bei Bedarf auch in Vierspur und 19 cm/sec. Sollten Sie keine Bandmaschine besitzen, bedarf es eines Griffs in die Geldbörse. Der muss jedoch nicht so tief sein, wie man glauben mag. Wenn man wie wir, liebe Leser, das Preisgefüge in der Hifi-Szene kennt, erscheinen die Angebote an technisch perfekt aufgearbeiteten Bandmaschinen bei EternalArts geradezu günstig. Das aktuelle Angebot startet preislich mit 950 Euro für eine Akai GX-630. Ein Traumgerät von Ferrograph aus England, eine Super 7, ist heuer für 1600 Euro zu bekommen. Die günstigste Studer im aktuellen Angebot ist eine B67 für 3100 Euro. Die mir vorliegende Preisliste aus dem vergangenen Oktober gipfelt in einer Studer A 810 VU für 6450 Euro. Alle Maschinen werden vor Übergabe an den Käufer nochmals intensiv überprüft, um eventuelle Dejustagen durch Standzeiten zu beheben. Denn hier gilt im übertragenen Sinne: Wer rastet, der rostet.


Das ist die berühmte Studer C 37. Auf ihr werden bei EternalMasters die Mutterbänder erstellt. Von ihr werden sie dann kopiert.
Das ist die berühmte Studer C 37. Auf ihr werden bei EternalMasters die Mutterbänder erstellt. Von ihr werden sie dann kopiert.
Ein Blick in das Innenleben der C 37
Ein Blick in das Innenleben der C 37

Spannend ist natürlich zu erfahren, auf welche Weise bei EternalMasters die Kopien entstehen. Der Ablauf ist nicht immer identisch, denn es hängt erstens davon ab, in welcher Form – als CD oder als Datei – das digitale Rohmaterial vorliegt. Zweitens spielt eine Rolle, auf welches Bandmaterial, bei welcher Geschwindigkeit und Spurlage die Kopie erfolgen soll, damit der Kunde die optimale Qualität auf seiner heimischen Maschine genießen kann. Heute kommt gutes Tonbandmaterial, vergleichbar dem, das vor Jahrzehnten bei Agfa oder BASF gefertigt wurde, von der Firma Mulann aus der Normandie. Als Masterband dient für jede Kopie das Studio Master 468. Dies ist sozusagen die Mutter aller Kopien, die einzeln und direkt von diesem Produktions-Master gefertigt werden. Es entsteht auf einer Studer C 37, die das ¼ Zoll-Band mit 38 cm/sec bespielt. Die Studer C 37 ist eine legendäre Maschine mit Röhren-Technik, nicht zuletzt, weil auf ihr die Beatles in den Abbey Road Studios produzierten. Die Beatles-Maschine war allerdings vierspurig und lief mit ½ Zoll-Band. Im vergangenen Jahr wurde übrigens das auf der Vierspur-Maschine vor 50 Jahren produzierte Mastertape von Sergeant Peppers Lonely Hearts Club Band für eine beeindruckend gelungene Jubiläums-LP neu abgemischt .

Für eine 1:1-Kopie, also bei 38 cm/sec auf das Studio Master 468 Tonband, steht diese Otari MX-55 bereit
Für eine 1:1-Kopie, also bei 38 cm/sec auf das Studio Master 468 Tonband, steht diese Otari MX-55 bereit


Aber zurück zu EternalMasters nach Hannover-Isernhagen und zur Masterband-Erstellung: Für die Wiedergabe der CD, auf der das digitale Quellmaterial möglicherweise vorliegt, verwendet Dr. Schwäbe einen zeitgemäßen CD-Spieler in Studio-Qualität. Gemeint ist hiermit ein Player, der zur Zeit der Entstehung der jeweiligen Musik üblicherweise in den Studios zu Kontrollzwecken eingesetzt wurde. Das dient bestmöglicher Authentizität. Hierfür hält EternalArts diverse hochwertige Player vor. So kann beispielsweise ein auf dem Foto zu sehender EMT CD-Player eingesetzt werden oder ein FineArts CD9009 mit Silver Crown-Wandlern aus den 80er Jahren. Sollte die Musik als digitales File vorliegen, wird es auf auf den PCM.R500 DAT-Recorder von Sony in 96 kHz übertragen. Denn damit lässt sich das Musik-Programm nach der Überspielung auf einen DAT-Recorder hervorragend editieren. Das DAT ist auch ein idealer Tonträger für die Lagerung digitaler Dateien. Denn die Super Avelyn-Beschichtung des Bandes ist extrem langzeitstabil. Der DAT-Player gibt das intern ins Analoge gewandelte Musik-Signal an die EternalArts Universal Tape Stage weiter. Die ist eine gemeinsame Entwicklung von Dr. Burkhardt Schwäbe und seinem Diplom-Tonmeister Christian Schulz-Kréssin, die die perfekte Aussteuerung jeder Bandmaschine erlaubt, die keine eigenen Aussteuerungs-Instrumente besitzt. Zwischen den einzelnen Tracks des Masterbandes werden abschließend fünf Sekunden dauernde Pausenbänder eingeschnitten. Je nach dem, welche Bandsorte der Kunde für seine heimische Maschine benötigt, wird die individuelle Kopie direkt von diesem einmaligen Produktions-Master erstellt, und zwar ohne Umwege von der Studer C 37 auf eine entsprechenden Maschine.

Die digitalen Ursprungs-Dateien werden von einem der Ära der Aufnahme entsprechenden CD-Control-Player oder dem Sony PCM-R500 DAT-Gerät analog ausgegeben und der EternalArts Universal Tape Stage zur Aussteuerung zugeführt
Die digitalen Ursprungs-Dateien werden von einem der Ära der Aufnahme entsprechenden CD-Control-Player oder dem Sony PCM-R500 DAT-Gerät analog ausgegeben und der EternalArts Universal Tape Stage zur Aussteuerung zugeführt

Sollte der Kunde ein Tonbandgerät besitzen, das, wie etwa eine Nagra oder Stellavox, nur 18er Spulen aufnimmt, so wird geeignetes Bandmaterial verwendet, das dünner ist als das originäre Studio Master 468. Denn ansonsten passt nicht ausreichend Spielzeit auf die 18er Spule. Da eine Nagra auch deutlich weniger fest wickelt als andere, große Maschinen, ist das dünnere Band auch gegen Kopiereffekte – das magnetische Übersprechen von einer Wickellage zur anderen während der Lagerung – durchaus gefeit. Man hat auch die Wahl zwischen Metallspule, Kunststoffspule oder einem Rohwickel. Entsprechend der Geschwindigkeit der Aufnahme wird die Masterband-Kopie mit genormtem Vorspannband und Abspannband ausgestattet: Rot-weißes Vorspannband bedeutet 38 cm/sec, blau-weißes 19 cm/sec und blaues 9,5 cm/sec. Selbstverständlich beachtet Dr. Schwäbe bei der Kopie auch den Magnetfluss, mit dem das Kundengerät optimal arbeitet. Der Studiopegel ist 540 nWb/m (Nano Weber). Eine Ferrograph oder Revox PR-99 freut sich jedoch eher über 320 nWb/m. Egal welches Bandgerät beim Hörer zuhause steht und spielen soll, das geeignete Tonband wird bei EternalArts gefertigt. Selbst wer seinen geliebten Nakamichi Kassetten-Rekorder einsetzen möchte, findet bei EternalMasters die Lösung. Denn auch hierfür ist eine Masterband-Kopie möglich und wird gern gemacht.

Die Master-Maschine Studer C 37 in Aktion

Hersteller
EternalArts Audio Laboratorium
Anschrift Wietzendiek 1 + 15
30657 Hannover-Isernhagen
Telefon +49 511 56375007
E-Mail gateway@audioclassica.de
Web www.audioclassica.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder boulevard/18-08-17_eternalarts
Sonntag, 17 August 2008 07:25

EternalArts Audio Laboratorium

Hersteller
EternalArts Audio Laboratorium
Anschrift Wietzendiek 1 + 15
30657 Hannover-Isernhagen
Telefon +49 511 56375007
E-Mail gateway@audioclassica.de
Web www.audioclassica.de
Mittwoch, 13 August 2008 22:57

Genuin Audio

Hersteller
Genuin Audio
Anschrift Byhlener Straße 1
03044 Cottbus
Telefon +49 355 38377808
Telefax +49 355 38377809
Mobil +49 171 6213337
Kontakt www.genuin-audio.de/kontakt
Web www.genuin-audio.de
Dienstag, 14 August 2018 00:01

Genuin Audio Tars

Reine Musikserver sind verstärkt im Kommen. Dies war mein Eindruck auf der diesjährigen High End. In kaum einer Vorführung wurde noch ein Laptop verwendet.Ganz vorne mit dabei sein möchte Genuin Audio mit seinem Musikserver Tars, einem leicht zu bedienenden und stabilen Musiksystem, bei dem der Fokus auch auf höchste Klangqualität gerichtet wurde.

Glaubt man den Marketing-Versprechungen verschiedener DAC-Hersteller, dann ist ein solches Gerät – mal abgesehen vom Bedienungskomfort – völlig überflüssig. Hochpräzise Clocks, Datenpuffer und Re-Clocking sollen jeglichen Jitter im zugelieferten Signal beseitigen und die galvanische Trennung des USB-Anschlusses elektrische Störungen abblocken. Die logische Schlussfolgerung ist dann, dass bedenkenlos ein jeder x-beliebige PC, Laptop oder Mac als Musikserver verwendet werden kann, ohne klangliche Einbußen befürchten zu müssen. Eine nette Idee – nur leider stellt sich dann die Frage, warum ein CD-Laufwerk anders klingt als ein Notebook, ein Notebook wieder anders als ein PC und ein NAS-System noch einmal anders. Für mich ist das nichts anderes als der verständliche Wunsch nach einer „billigen“ Quelle.

Hier kann man die Größe des externen Netzteils im Verhältnis zum eigentlichen Server gut erkennen
Hier kann man die Größe des externen Netzteils im Verhältnis zum eigentlichen Server gut erkennen

Keine Frage, Digital-Audio ist technisch hoch komplex. Mir scheint, dass wir gerade deshalb mitunter den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Grundlegende Erkenntnisse aus dem Analog-Bereich scheinen vergessen zu sein, wie etwa, dass in einer Kette die Quelle die entscheidende Komponente ist und zwar unabhängig davon, wie gut die folgenden Geräte auch sein mögen, da es nach der Quelle praktisch unmöglich ist, nicht, schlecht oder falsch extrahierte Daten zu korrigieren. Was prägt aber nun maßgeblich die Qualität eines audiophilen Musikservers? Für Thomas Wendt von Genuin Audio sind das Jitter-Vermeidung und die konsequente Reduzierung von Störgeräuschen aller Art. Ein normaler PC oder Laptop sind in dieser Hinsicht wahre Dreckschleudern. Hierzu muss man sich vor Augen führen, dass diese Geräte eine Vielzahl von Aufgaben erfüllen und bei der Konzeption ganz andere Kriterien im Vordergrund stehen als die Musikwiedergabe. Der Tars ist zwar auch ein Computer, aber einer, der in jeder Hinsicht für die High End-Audio-Wiedergabe optimiert wurde und keine anderen Aufgaben zu erfüllen hat. Doch was heißt das konkret? Lassen Sie uns gemeinsam auf Erkundungstour gehen und sehen, welche Zutaten den Tars von einem normalen Computer unterscheiden und in einen audiophilen Musikserver verwandeln.

Der Tars im formschönen Gehäuse mit dem CD-Slot und den seitlichen Kühlkörpern
Der Tars im formschönen Gehäuse mit dem CD-Slot und den seitlichen Kühlkörpern


Rein äußerlich kommt der Tars mit seinen beiden seitlich angeordneten Kühlkörpern eher wie eine kleine Stereo-Endstufe als ein üblicher PC oder Laptop daher. Das Gehäuse ist sorgfältig mechanisch bedämpft und ruht auf speziellen Absorber-Füßen von Thixar. Ein zweites Gehäuse, das kennen wir auch von anderen HiFi-Geräten, beinhaltet das ausgelagerte Netzteil, für dessen Design Thomas Wendt den erfahrenen Walter Fuchs gewinnen konnte. Die Stromversorgung ist ganz klassisch mit einem großen Transformator, großzügigen Siebkapazitäten und linearen Spannungsreglern aufgebaut, was sich auch im satten Gewicht von immerhin zwölf Kilo niederschlägt. Alle relevanten Systemkomponenten, wie Motherboard, SSD und PCIe-Bridge, verfügen dabei über eigene, separate Strom-Versorgungslinien. Bei normalen PCs und Laptops findet man an dieser Stelle in aller Regel Schaltnetzteile, die zwar auf Effizienz getrimmt sind, zugleich aber ein breites Spektrum an Störungen erzeugen. Um allerdings überhaupt sinnvoll ein Linear-Netzteil für einen Computer einsetzen zu können, bedarf es einer sorgfältigen Auswahl der zu versorgenden Komponenten. Dabei kommt es vor allem darauf an, wie leistungshungrig der verbaute Prozessor ist. Genuin Audio hat sich für einen sehr potenten i7-Prozessor von Intel, aber in einer besonderen, stromsparenden Variante entschieden. Diese Wahl hat den angenehmen Nebeneffekt, dass es möglich ist, den Prozessor auch passiv ohne störenden Lüfter zu kühlen. Die Wärme wird stattdessen über Heat-Pipes an einen der beiden seitlichen Kühlkörper abgeleitet. Dahinter steht die Überlegung, dass ein Musikserver völlig geräuschlos arbeiten sollte. Hinzu kommt, dass damit auch die kräftigen elektrischen Störgeräusche, die durch die Steuerung der Lüfterdrehzahl mittels Pulsweitenmodulation entstehen, von Haus aus vermieden werden.

Die Rückseite des Tars: links die Standardanschlüsse des Motherboards, rechts der S/PDIF-Ausgang im koaxialen (RCA) oder symmetrischen AES/EBU-Format (XLR). Der Access-Key dient zur Kopplung der App JRemote mit JRiver
Die Rückseite des Tars: links die Standardanschlüsse des Motherboards, rechts der S/PDIF-Ausgang im koaxialen (RCA) oder symmetrischen AES/EBU-Format (XLR). Der Access-Key dient zur Kopplung der App JRemote mit JRiver

Das Konzept der Geräuschvermeidung setzt sich in der Verwendung von SSD-Festplatten für die Speicherung der Musik-Dateien fort. SSDs haben neben schnellen Zugriffszeiten im Gegensatz zu herkömmlichen Festplatten keine mechanischen Elemente, die durch ihre Geräusche den Hörgenuss schmälern könnten. Bis zu fünf SSDs können in das Gerät eingebaut und verwaltet werden. Darüber hinaus ist das Betriebssystem auf einer weitern, speziellen SSD installiert, die unmittelbar auf dem Motherboard eingesteckt ist. Die Trennung von Betriebssystem und Musik-Dateien auf getrennten Festplatten ist nach meiner Erfahrung ein probates Mittel zur Steigerung der klanglichen Performance.

Die drei Strom-Versorgungslinien für Motherboard, PCIe Bridge und SSD werden über ein speziell angefertigtes, elf Millimeter dickes Spezialkabel mit dem externen Netzteil verbunden und über einen gewaltigen Bajonettverschluss kontaktsicher fixiert
Die drei Strom-Versorgungslinien für Motherboard, PCIe Bridge und SSD werden über ein speziell angefertigtes, elf Millimeter dickes Spezialkabel mit dem externen Netzteil verbunden und über einen gewaltigen Bajonettverschluss kontaktsicher fixiert

Genauso wichtig wie die Hardware ist die Software eines Musikservers. Als Betriebssystem hat Genuin Audio sich für Windows 8.1 entschieden. Nun sind klassische Windows-Systeme alles andere als schlank und schleppen einen gewaltigen, für die Musikwiedergabe unnötigen „Overhead“ mit sich herum. Bei Genuin Audio greift man deshalb zu einem interessanten Kniff und verwendet eine „Embedded“-Ausführung von Windows 8.1. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Variante des Betriebssystems, die eigentlich speziell für die Anwendung in Industriegeräten konzipiert wurde und die bei der Installation entsprechend konfiguriert werden kann. Genuin Audio nutzt das und entfernt konsequent alle Aspekte, die nicht der Musikwiedergabe dienen. So gibt es keine unnötigen Prozesse oder Programme. Das Ergebnis dieser Konzeption soll sein, dass der Tars hochgradig performant, stabil und einfach in der Handhabung ist. In jedem Fall ist ein dermaßen entschlacktes und „beruhigtes“ Windows-System eine wichtige Maßnahme zur Reduzierung von Jitter und Störgeräuschen nach dem Motto: Was nicht läuft, kann auch nicht stören. Der Einfluss dieser Maßnahmen auf den Klang ist nicht zu unterschätzen. Zum Rippen von CDs setzt man bei Genuin Audio auf die aktuelle Version der bewährten Software dBpoweramp. Wie mir Thomas Wendt erzählte, ist diese Wahl auch einer der Gründe für Windows als Betriebssystem, da dBpoweramp nur für Windows- oder Mac-Systeme zur Verfügung steht. Als Audio-Software kommt JRiver Media Center 23 zum Einsatz.


Das Innenleben des Tars: in der Mitte oben das Motherboard, links daneben die Audio-Bridge mit dem Clock-Modul, darunter die SSD für die Musikdateien und rechts unten das CD-Laufwerk
Das Innenleben des Tars: in der Mitte oben das Motherboard, links daneben die Audio-Bridge mit dem Clock-Modul, darunter die SSD für die Musikdateien und rechts unten das CD-Laufwerk

Einen aus meiner Sicht gravierenden Nachteil haben alle Windows-Systeme: die lästige Installation von Treibern, insbesondere für die Wiedergabe über USB. Hier sind Schwierigkeiten auf Anwenderseite geradezu programmiert. Genuin Audio geht hier einen völlig anderen Weg und bietet überhaupt keine Wiedergabe über die USB-Schnittstelle an. Die Audio-Ausgabe erfolgt stattdessen über eine S/PDIF-Schnittstelle im koaxialen (RCA) oder symmetrischen AES/EBU-Format (XLR). Der Transport der Daten erfolgt dabei über eine spezielle PCIe-Karte, die in einem direkt mit dem Prozessor verbundenen Slot auf dem Motherboard steckt. Damit wird ein direkter Wiedergabepfad für die Audio-Daten zum S/PDIF-Ausgang geschaffen, bei dem der sonst übliche Weg über viele weiteren Komponenten auf dem Motherboard abgekürzt wird. Der Treiber für die PCIe-Karte wurde von Genuin Audio nach klanglichen Gesichtspunkten angepasst. Auf dieser Karte befindet sich huckepack noch eine weitere kleine Platine mit einer extrem genauen und ausnehmend temperaturstabilen OCXO-Clock, die für präzisen Takt sorgt. Mit diesen Maßnahmen soll Jitter extrem minimiert werden.

Das Clock-Modul mit der OCXO-Clock aus der Nähe, unten ist die direkt auf dem Motherboard eingesteckte SSD mit dem Betriebssystem zu erkennen
Das Clock-Modul mit der OCXO-Clock aus der Nähe, unten ist die direkt auf dem Motherboard eingesteckte SSD mit dem Betriebssystem zu erkennen

Im Zusammenspiel mit JRiver werden vom Tars über den S/PDIF-Ausgang alle gängigen Audioformate unterstützt ebenso wie die Wiedergabe aller PCM-Formate mit einer Bittiefe von 16 bit bis 24 bit und Samplingraten von 44,1 kHz bis 192 Kilohertz. Das DSD-Format wird nicht native verarbeitet. In JRiver erfolgt bei der Wiedergabe von DSD eine Konvertierung in das PCM-Format mit 24bit /176,4 Kilohertz. 

Sie sehen, die Themen Jitter-Vermeidung und Störgeräuschreduzierung ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Konzeption des Tars. Vor diesem Hintergrund sind die einzelnen Komponenten sorgfältig und mit hohem Sachverstand ausgewählt sowie einfallsreich miteinander abgestimmt und kombiniert. Der konstruktive Aufwand ist sehr hoch und mit einem normalen PC oder Laptop nicht einmal ansatzweise zu vergleichen. Bleibt die entscheidende Frage: was bringt dieser Aufwand in klanglicher Hinsicht? Ich war genauso gespannt wie Sie. Meine Erwartungen waren hoch und wurden – das nehme ich schon einmal vorweg - vom Tars sogar noch übertroffen. Doch der Reihe nach.


Die Musik-Dateien finden auf einer hochwertigen SSD von Samsung Platz
Die Musik-Dateien finden auf einer hochwertigen SSD von Samsung Platz

Der Tars war schnell in meine Anlage integriert. Neben einem Netzanschluss benötigt man lediglich noch eine Netzwerk- und Internetverbindung. Ausgangsseitig habe ich den Server über den koaxialen (RCA) Ausgang mit meinem PS Audio DirectStream DAC verbunden. Für den laufenden Betrieb benötigt der Tars keinen externen Computer-Bildschirm oder eine Tastatur, die man aber jederzeit anschließen kann, wenn man denn möchte – für mich irgendwie beruhigend, im Notfall eingreifen zu können. Im Normalfall wird der Server ausschließlich über ein Tablet oder Smartphone gesteuert. Hierfür habe ich die mir bestens vertraute und auch von Genuin Audio empfohlene Player-App „JRemote“ verwendet, die perfekt mit JRiver harmoniert. Diese App ermöglicht, auf einfache und komfortable Weise Titel anzuwählen, Musik-Bibliotheken zu organisieren und Playlists zu erstellen. Beim ersten Start der App wird der auf der Rückseite des Tars angegebene Code eingegeben und schon verbindet sich JRemote mit JRiver auf dem Server. Einfacher geht es nun wirklich nicht.

Der Träger zur Aufnahme weiterer SSDs für die Musik-Dateien, darunter ein weiterer Teil der Stromversorgung
Der Träger zur Aufnahme weiterer SSDs für die Musik-Dateien, darunter ein weiterer Teil der Stromversorgung

Für Testzwecke habe ich dann zunächst einmal einige CDs gerippt. Die Daten werden mit Hilfe der ausgeklügelten AccurateRip-Algorithmen von dBpoweramp selbständig von der CD extrahiert, die Meta-Daten mit bis zu fünf Datenbanken großer Meta-Daten Provider abgeglichen und dann auf der SSD des Musikservers gespeichert. Der Rip-Vorgang erfolgte in der von dBpoweramp bekannten Qualität. Das habe ich ehrlich gesagt auch nicht anders erwartet. Weitere Alben habe ich dann über die USB-Schnittstelle an den Tars übertragen. Hierzu steckt man einfach einen USB-Stick an eine der USB-Buchsen an und alles weitere erledigt der Tars dann alleine. Nach einiger Zeit stehen die neuen Alben dann in JRiver bereit.

Auf Anhieb beeindruckt mich die klare und natürliche Wiedergabe von Stimmen. Es spielt das Album „Nat King Cole & Me“ und der Name von Gregory Porters 2017-er Album ist Programm. Der US-amerikanische Sänger präsentiert eine wunderschöne Hommage an sein großes Idol, den legendären Sänger und Pianisten Nat King Cole. Gregory Porters samtige Stimme kommt auf diesem Album mal sanft warm, sensibel und klangschön, mal schmetternd und voluminös daher. Der Tars bildet alle Schattierungen exakt und zugleich vollkommen natürlich ab. Im völligen Gegensatz zu Gregory Porter steht die geradezu zerbrechlich wirkende Stimme von Julia Stone bei „And the Boy“ (Angus & Julia Stone: Down the way). Hier arbeitet der Tars die besondere Charakteristik dieser Stimme genau heraus, ohne dass das kraftvolle Bassfundament der Begleitinstrumente die Feinheiten verdeckt. Bei „Temptation“ mit Diana Krall (Diana Krall: Girl in the other Room) gibt es knackige Bassläufe und eine glasklar im Raum stehende Stimme zu hören.


Die aufwendige Konstruktion zur Ableitung der Verlustwärme des Prozessors über Heat-Pipes an einen der seitlichen Kühlkörper
Die aufwendige Konstruktion zur Ableitung der Verlustwärme des Prozessors über Heat-Pipes an einen der seitlichen Kühlkörper

Orchesterstücke wie „La Boda De Luis Alonso“ oder „La Gran Vía“ aus dem Album Rafael Fruhbeck De Burgos conducts Music of Spain (HDTT 24/192) mit dem National Orchestra of Spain leben von der Vielfalt der Instrumentierung und der stupenden Feindynamik. Im Zusammenspiel mit der phantastisch eingefangenen Tiefe der imaginären Klangbühne klingen diese Stücke über den Tars einfach umwerfend. Eine meiner Lieblingsaufnahmen des „Violinkonzerts in D-Dur, KV 218“ von Mozart ist die Fassung mit Marianne Thorsen und den TrondheimSolistene (Mozart: Violin Concertos - Marianne Thorsen & TrondheimSolistene – 2L). Die Aufnahme ist in einer Kirche im Format DXD 352 Kilohertz aufgenommen und liegt mir sowohl im PCM-Format mit 192 Kilohertz als auch in der 2016 neu abgemischten Version in PCM 176 Kilohertz non-MQA vor. Mit dem Tars lassen sich die Unterschiede dieser beiden Versionen außergewöhnlich gut nachvollziehen. Die ursprüngliche Fassung besticht durch die gewaltige räumliche Tiefe und die vollen runden Klangfarben. Beim Remix rücken die Instrumente insgesamt näher an den Hörer heran und das gesamte Klangbild wirkt dichter, was dazu führt, dass das Orchester wesentlich stärker als Einheit wahrgenommen wird. Die Streicher und insbesondere die Solovioline klingen klarer und haben oben herum an Brillanz gewonnen, ohne jedoch scharf oder hart zu klingen. Welche Version der Aufnahme nun die Bessere ist, bleibt für mich Geschmackssache, zumal keiner von uns bei der ursprünglichen Aufnahme dabei war. In jedem Fall fasziniert mich bei beiden Aufnahmen die Natürlichkeit der Klangfarben über den Tars.

Der gewaltige Netztransformator des externen Netzteils, rechts daneben ein Teil der Siebkapazitäten und Linear-Regler
Der gewaltige Netztransformator des externen Netzteils, rechts daneben ein Teil der Siebkapazitäten und Linear-Regler

Zum Vergleich wechsle ich durch Umstecken auf mein Sony Notebook, das über meine beiden kaskadierten Mutecs am PS Audio angeschlossen ist. Auf dem Sony läuft die bewährte Konfiguration mit dem Betriebssystem Windows 10 Pro optimiert mit AudiophileOptimizer, MinimServer in Verbindung mit JPLAY. Die Musik wird von einem externen G-Technology 4 TB G| USB-C Laufwerk zugespielt, das von einem HDPLEX 200W Linear-Netzteil mit Strom versorgt wird. Im direkten Vergleich hat diese Kombination nicht den Hauch einer Chance gegen den Tars. Der Hauptunterschied liegt für mich insbesondere im Farbreichtum und Natürlichkeit der Klangfarben. Die Streicher bestechen über das Notebook zwar im ersten Augenblick mit Glanz und Klarheit, die aber im Vergleich zum Tars dann doch eher unnatürlich und fast schon dünn wirken. Ich vermute mal, dass das auf Störgeräusche im Notebook selbst zurückzuführen ist. Die räumliche Darstellung verliert über das Notebook weniger an absoluter Tiefe als vor allem an Präzision in der Abbildung. Das lässt das Ganze etwas hohl klingen. Die im Orchester weiter hinten sitzenden Instrumentengruppen scheinen sich in der Tiefe des Raums zu verlieren. Erstaunlicherweise ist dieser Effekt in der ursprünglichen Aufnahmeversion des Violinkonzerts stärker ausgeprägt als im Remix 2016.


Zum Abschluss verbinde ich den Tars mit meinen DAC M2Tech Young, während mein Sony Notebook am PS Audio DAC angeschlossen bleibt. Natürlich spielt der PS Audio in einer anderen Liga als der M2Tech Young. Die Räumlichkeit ist beim M2Tech Young nicht ganz so ausgeprägt und bietet hörbar weniger Feinauflösung – einerseits. Anderseits hat die Kombination Tars mit M2Tech Young im „Konzert für 2 Mandolinen“ von Vivaldi (The Chasing Dragon – Audiophile Recordings), die mit nur drei Neumann M 50-Mikrofonen in der berühmten „Decca-Tree“-Anordnung aufgenommen ist, gerade bei der Wiedergabe der Mandolinen wieder diese faszinierende Tonalität und klangliche Geschlossenheit, an die der PS Audio mit dem Laptop als Zuspieler nicht herankommt. Da bleibt irgendwie ein Rest von „digitalem Klang“ hängen. Für mich eine klare Bestätigung für die Bedeutung der Quelle auch in digitalen Audio-Systemen!

STATEMENT

Der Tars von Genuin Audio ist ein klanglich herausragender Musikserver mit hohem Bedienungskomfort. Wenn es noch eines Beweises für die Bedeutung des Musikservers in hochwertigen digitalen Ketten bedurfte, hier ist er!
Gehört mit
Computer Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.0, G-Technology 4 TB G| USB-C Laufwerk mit HDPLEX 200W Linear-Netzteil
Software MinimServer, JPlay 6.2
Reclocker 2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert
D/A-Wandler PS Audio DirectStream DAC, M2Tech Young
Vorstufe Erno Borbely, Omtec Anturion
Endstufe Omtec CA 25
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1
Kabel Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable
Herstellerangaben
Genuin Audio Tars
Audioformate FLAC, ALAC, AIFF, MP3, OGG, AAC, WAV
Wiedergabe PCM-Formate 16 bit bis 24 bit und alle Samplingraten von 44,1 kHz bis 192,0 kHz
Wiedergabe DSD-Formate DSD 64x und DSD 128x via PCM-Konvertierung auf 24bit /176,4 kHz
Betriebssystem Windows 8.1 embedded
Software JRiver Media Center 23, dBpoweramp 16.4
Speicher 1 TB SSD aufrüstbar
Streaming-Technologie Airplay (iOS) / Googlecast (Android)
Ausgänge (digital) AES/EBU (XLR), S/PDIF (RCA)
Eingänge (digital) USB 3.1, Ethernet
Abmessungen Netzteil 165 x 135 x 305 mm (B x H x T)
Gewicht Netzteil 12 kg
Abmessungen Server 441 x 125 x 331 (+100) mm (B x H x T)
Gewicht Server 8,2 kg
Preis 13.500 Euro

Hersteller
Genuin Audio
Anschrift Byhlener Straße 1
03044 Cottbus
Telefon +49 355 38377808
Telefax +49 355 38377809
Mobil +49 171 6213337
Kontakt www.genuin-audio.de/kontakt
Web www.genuin-audio.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/18-08-14_genuin
Freitag, 10 August 2018 00:01

Wie wird das Analoge digital?

Natürlich mithilfe eines Analog/Digital-Wandlers. Welche klanglichen Unterschiede ADCs machen können, haben wir anhand dreier ausgesuchter Exemplare während der diesjährigen Norddeutschen Hifi-Tage und der High End in unserem jeweiligen Raum demonstriert. Für alle die nicht dabei sein konnten, gibt es hier drei Musik-Dateien zum Download.

Auf den Messen konnte man – wegen der Nahfeld-Aufstellung der aktiven Lautsprecher in einer kurzen Reihe hintereinander – vor einer Digitalen Audio Workstation Platz nehmen und per Mausklick drei Versionen einen Liedes miteinander vergleichen, die alle vom selben analogen Mastertape erstellt wurden. Dabei reichte die Spanne der Wandler vom recht preisgünstigen Tascam DA-3000 über den Mytek Brooklyn ADC bis zu MSBs ADC V für knapp 35.000 Dollar. Unter Messebedingungen ist es ja nicht so leicht, Unterschiede aufzuspüren. Die drei für diesen Download verwendeten Wandler liegen preislich deutlich dichter zusammen. Aber dazu gleich mehr.

Unten links im Display des Mytek Brooklyn ADC wird angezeigt, dass der symmetrische – englisch: balanced – Eingang direkt mit dem Wandler-Baustein verbunden ist
Unten links im Display des Mytek Brooklyn ADC wird angezeigt, dass der symmetrische – englisch: balanced – Eingang direkt mit dem Wandler-Baustein verbunden ist

Ich fand es ausgesprochen interessant, dass der Wandler, der die meisten (Fein-)Informationen lieferte, ohne dabei – zumindest für meine Ohren – zu analytisch oder präsent zu klingen, nicht alle Hörer überzeugte. Einige präferierten ein kompakteres Klangbild. Und sogar der, wie ich finde, etwas harsche Sound des günstigen Studio-Werkzeugs fand seine Anhänger. Bei einem redaktionsinternen Vergleich einiger DSD256-fähiger ADCs hing die Bewertung auch von der gewählten Musikrichtung ab. Eine breite musikalischen Auswahl kann ich Ihnen an dieser Stelle aus Copyright-Gründen leider nicht bieten. Es schien mir auch nicht verlockend, wieder einmal auf die inzwischen wohlbekannten Eigenproduktionen von sommelier du son zurückgreifen. Freundlicherweise hat es Dieter Ilg ermöglicht, dass ich Ihnen drei Varianten eines Stücks aus Otello Live At Schloss Elmau zugänglich mache. Wenn Ihnen das Album mit den Bearbeitungen von Verdis Melodien bekannt vorkommen sollte, liegt das daran, dass wir die in Kooperation von Dieter Ilgs Label Full Fat und sommelier du son entstandene Langspielplatte kurz vor einigen Jahren an dieser Stelle vorgestellt und den Track „Fuoco Di Gioia“ in CD-Qualität und in 96/24 zum Download angeboten haben – damals waren Wandler, die Dateien mit einer Abtastrate von 192 Kilohertz verarbeiteten, noch nicht so verbreitetet, weshalb wir uns auf 96 Kilohertz beschränkten. Nun können Sie den Song von Deutschlands bestem Bassisten, Rainer Böhm am Flügel und Patrice Heral an Schlagzeug und Elektronik in noch höherer Qualität genießen: nicht einfach nur in höherer Auflösung, sondern auch mit klanglich deutlich besseren Wandlern erstellt als die 96-Kilohertz-Version.

Unten links im Display ist T 1:1 zu lesen: Zwischen der elektronischen Eingangsstufe und dem Wandler-Baustein liegt ein Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis von eins zu eins im Signalweg
Unten links im Display ist T 1:1 zu lesen: Zwischen der elektronischen Eingangsstufe und dem Wandler-Baustein liegt ein Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis von eins zu eins im Signalweg

Zuerst wäre da einmal der Mytek Brooklyn ADC, der in PCM eine maximale Abtastrate von 384 Kilohertz und bei DSD knapp 11,3 Megahertz erreicht. Da Michal Jurewicz, einer der beiden Mytek-Entwickler und Toningenieur in New York, den Wandler auch als Mittel der kreativen Klanggestaltung sieht, lässt sich beim Brooklyn zwischen der elektronischen Eingangsstufe und dem eigentlichen Wandler-Baustein ein Übertrager in den Signalweg legen – ganz einfach per Knopfdruck im Menü. Ebenso leicht kann auch das Verhältnis von Primär- zu Sekundärwicklung verändert werden: von 1:1 über 2:1 bis zu 3:1. Mit einem entsprechenden Eingangspegel kann der Übertrager also leicht in die Sättigung gebracht werden, was eine angenehme harmonische Verzerrung zur Folge hat. Für unseren Wandler-Vergleich habe ich eine Datei erstellt, bei der allein die elektronische Eingangsstufe im Signalweg liegt, und eine zweite, bei der der Trafo mit einen Verhältnis von 1:1 für eine minimale Klangfärbung sorgt.

Beim Artistic Fidelity kann man zwischen 44,1 und 48 Kilohertz und dem Ein-, Zwei- oder Vierfachen dieser Frequenzen wählen
Beim Artistic Fidelity kann man zwischen 44,1 und 48 Kilohertz und dem Ein-, Zwei- oder Vierfachen dieser Frequenzen wählen

Auch der zweite beteiligte Wandler stammt nicht von einem Hifi-Hersteller, sondern von einem Studio-Profi: Ralf Koschnicke, der vielen Musik-Freunden durch seine Living Concert Series – ganz hervorragende, als CD, LP und HighRes-File erhältliche Aufnahmen vor allem mit Jonathan Darlington und den Duisburger Philharmonikern – ein Begriff sein dürfte, hat natürlich zuerst für seine eigenen Aufnahmen A/D- und D/A-Wandler entwickelt, die er inzwischen unter dem Markennamen Artistic Fidelity – nomen es omen – einem breiteren Publikum zugänglich macht. Das dritte File für unseren Vergleich habe ich mit dem Acousence Artistic Fidelity AD-Converter 2 Pro produziert. Der liegt preislich ein Stück über dem Brooklyn, wirkt im Vergleich zu diesem aber recht puristisch, besitzt trotz doppelter Gehäusegröße kein Display und erzeugt ausschließlich PCM und zwar nur bis zu einer Abtastrate von 192 Kilohertz. Und das hält Ralf Koschnicke auch für vollkommen ausreichend. Der Marketing-Hype mit immer höheren Abtastraten interessiert ihn nicht im mindesten. Wichtiger als – vielleicht – beeindruckende Zahlen sind für ihn der konsequente Schutz seiner Wandler vor hochfrequenten Störungen durch damit verbundene Computer oder Streamer und eine präzise Taktung. Eine genauere Betrachtung der eigenständigen Lösungen Ralf Koschnickes verschiebe ich aber auf den Test seines D/A-Wandlers, der schon seit über einer Woche in meiner Kette eingebunden ist.

Das Mastertape wurde von einer Studer A80 zugespielt
Das Mastertape wurde von einer Studer A80 zugespielt

Dass Wandler nicht gleich Wandler ist, zeigen auch die mit Xiveros Musicscope erzeugten Analysen der drei Songs. Hier sind die Unterschiede im Frequenzspektrum schon beim genauen Hinsehen erkennbar. Kleiner Tip: Ich habe mir die drei png.-Datein beim Mac in die Vorschau geladen, so dass ich schnell zwischen ihnen wechseln konnte.

So sehen die drei Files in der Analyse von Musicscope aus:

Natürlich entsprechen die Zahlen in den Namen der Dateien nicht der Reihenfolge der oben vorgestellten Wandler(-varianten). Wir sind sehr an Ihrer Bewertung der einzelnen Tracks interessiert: Bitte nennen Sie uns Ihren Favoriten. Noch mehr würden wir uns über ein kurze Begründung Ihres Urteils freuen. Als Belohnung verlosen wir unter allen Einsendern drei LPs von sommelier du son: Hans Theessinks Live At Jazzland, sds 0017-1. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Was Sie auf der Theessink-LP musikalisch erwartet, erfahren Sie im entsprechenden Artikel in unserer Download-Rubrik. Ich wünsche Ihnen viel Glück für die Verlosung und viel Spaß mit Verdi – hier mit mehr Groove denn je!

PS: Als Download-Button dient das Cover von Dieter Ilgs CD, die bei ACT erschienen und im Fachhandel erhältlich ist. Die LP gibt es direkt bei www.dieterilg.de.

Drei dieser LPs gibt’s zu gewinnen. Alle noch im August eintreffenden Kommentare zu den drei Files werden bei der Verlosung berücksichtigt
Drei dieser LPs gibt’s zu gewinnen. Alle noch im August eintreffenden Kommentare zu den drei Files werden bei der Verlosung berücksichtigt

Weitere Informationen

  • Imagefolder downloads/18-08-10_pcm
Freitag, 08 August 2008 00:12

cma audio GmbH

Vertrieb
cma audio GmbH
Anschrift Münchener Straße 21
82131 Gauting
E-Mail gmbh@cma.audio
Web www.cma.audio

Meine erste Begegnung mit Q Acoustics fand auf der diesjährigen High End statt. Einige Wochen später hat der Concept 500, das zwei-Wege-Flaggschiff des britischen Herstellers, seinen Weg zu mir gefunden. Es gilt herauszufinden, ob der gute erste Eindruck, den diese Marke bei mir hinterlassen hat, bestehen bleibt.

Der Concept 500 ist nicht einfach nur irgendein Lautsprecher, sondern durch und durch bis in das letzte Detail durchdacht und kompromisslos umgesetzt. So vereint er das geballte Wissen verschiedener Spezialisten: Fink Audio Consulting, das Team rund um Karl-Heinz Fink, war zuständig für die Entwicklung der Lautsprecherchassis und des Gehäuses. Verantwortlich für das Design des letzteren war Kieron Dunks Team von IDA. So gelingt Q Acoustics mit Hilfe dieser Experten ein sehr attraktives Gesamtkunstwerk.

Der Concept 500 in voller Größe und Schönheit
Der Concept 500 in voller Größe und Schönheit

Ausgestattet mit zwei 165-Millimeter-Tiefmitteltönern und einem 28-Millimeter-Hochtöner soll der Concept 500 bei einer Übernahmefrequenz von 2,5 Kilohertz 41 bis 30.000 Hertz wiedergeben. Dabei weist er mit einer Empfindlichkeit von 90 Dezibel maximale Verzerrungen von 0,2 Prozent auf. Die Impedanz verläuft sehr gleichmäßig und beträgt nominelle 6 Ohm, bei einem Tiefpunkt von 3,7 Ohm. All diese technischen Daten klingen prinzipiell nicht schlecht, stechen aber nicht unbedingt aus der Masse heraus. Was den Lautsprecher letztendlich jedoch besonders macht, sind seine klanglichen Eigenschaften, die nicht zuletzt durch eine Menge an frischen Ideen und gründlichen Überlegungen zustande kommen.

Die Chassis ohne sichtbare Schrauben in Verbindung mit dem Holzfurnier und der Lackqualität zeugen von überaus hochwertiger Produktion
Die Chassis ohne sichtbare Schrauben in Verbindung mit dem Holzfurnier und der Lackqualität zeugen von überaus hochwertiger Produktion


Die ersten Innovationen finden sich in der Gehäusekonstruktion, in der sich die Technologien P2P, Dual Gelcore und der sogenannte Helmholtz-Druck-Equalizer finden. Um das Gehäuse möglichst effektiv und wirklich nur dort zu versteifen, wo es zur Unterdrückung von Resonanzen unbedingt notwendig ist, kommt die rechengestützte Punkt zu Punkt – kurz P2P – Technologie, zum Einsatz. Entgegen sonst üblichen großflächigen Versteifungen werden nur ganz gezielt kleine Versteifungen platziert. Tieffrequente Resonanzen werden hierdurch bereits sehr wirkungsvoll und vor allem gezielt eliminiert. Um die Resonanzarmut auch auf den mittleren Frequenzbereich zu erweitern, setzt Q Acoustics die Dual-Gelcore-Technologie ein. Die Gehäusewand besteht aus drei Schichten, in deren Zwischenräumen sich ein liquides Gel befindet. Perfektioniert wird das Konzept durch Helmholtz-Druck-Equalizer-Elemente, die Druckunterschiede innerhalb des Gehäuses ausgleichen sollen, wodurch eine linearere Tiefbasswiedergabe versprochen wird. Auf einen Aluminiumsockel platziert und verschraubt, steht das Grundgerüst wahlweise auf vier höhenvariablen Spikes oder abgerundeten Füßen mehr als sicher. Natürlich ist ein gutes Gehäuse noch kein Garant für ein gelungenes Gesamtkonzept, deshalb sind auch die Lautsprecherchassis selbst speziell für den Concept 500 entwickelt und produziert worden. Besonders interessant ist die Befestigung dieser im Gehäuse. Sie sind nicht wie sonst meist üblich frontal verschraubt, sondern werden rückseitig mit federgespannten Bolzen an die vordere Schallwand gezogen. Durch die Gegenspannung der Feder lösen sich die Bolzen im Laufe der Lautsprecherlebzeit nicht und auf der Front gibt es keinerlei sichtbare Schrauben.

Der perfekt eingepasste Tiefmitteltöner ist eine Neuentwicklung, mutet rein optisch dennoch sehr klassisch an
Der perfekt eingepasste Tiefmitteltöner ist eine Neuentwicklung, mutet rein optisch dennoch sehr klassisch an

Der Tiefmitteltöner verfügt über eine imprägnierte und beschichtete Papier-Konusmembran mit einer recht großen Schwingspule, die hohe Pegelfestigkeit und ein sehr kontrolliertes Bassfundament in Aussicht stellt. Der Hochtöner wurde auf eine möglichst breite Abstrahlung hin optimiert, um möglichst viel Räumlichkeit zu erzeugen und außerhalb der Null-Grad-Achse noch genügend Schalldruck zur Verfügung zu stellen. Sowohl der Hoch- als auch die Tiefmitteltöner zeichnen einen linearen Frequenzverlauf und stellen somit optimale Grundvoraussetzungen für die Arbeit der Frequenzweiche her. Diese Linkwitz-Riley-Frequenzweiche vierter Ordnung setzt als Kernstück auf eine, im unteren Teil des Lautsprechers montierte, Mundorf-Luftspule für minimale Verzerrungen. Ebenfalls unten, auf der Rückseite des Lautsprechers, befindet sich das vierpolige Anschlussterminal, das neben Bi-Wiring und Bi-Amping auch Verbindungsmöglichkeit für Kabelschuhe, vier-Millimeter-Bananenstecker oder Draht bietet. Darüber befindet sich die Bassreflexöffnung. Das letzte Gehäusebauteil, eine für Wartungszwecke vorgesehene Abdeckung, deren Rückseite weitere Spulen und Kondensatoren der Frequenzweiche beherbergt, ist im oberen Teil des Lautsprechers eingearbeitet. Die Abdeckung ist ebenso massiv aufgebaut wie der Rest des Gehäuses, um nicht zum Schwachpunkt der Konstruktion zu werden. Zusätzlich beherbergt sie drei Steckplätze, über die mittels einer kleinen Verbindungsbrücke der Hochton wahlweise um 0,5 Dezibel abgesenkt oder angehoben werden kann. Soviel zum technischen Hintergrund, nun aber zu meinem persönlichen Eindruck.

Die rückseitige Abdeckplatte dient zur Befestigung von verschiedenen Komponenten der Frequenzweiche und als Wartungsöffnung
Die rückseitige Abdeckplatte dient zur Befestigung von verschiedenen Komponenten der Frequenzweiche und als Wartungsöffnung


Noch vor allem anderen fällt mir auf: Die Concept 500 sind schwer. Verdammt schwer! Mit 42 Kilogramm bringen sie mehr auf die Waage als so mancher drei-Wege-Lautsprecher. Schon die Kartons sind viel größer als erwartet. Dies ist hauptsächlich dem recht ausladenden, wenn auch schicken Standfuß geschuldet. Die Gehäuse sind dafür, dass jeweils „nur“ zwei 165 Millimeter Tiefmitteltöner und ein Hochtöner verbaut sind, ebenfalls recht voluminös. Immer noch schlank und sehr gut platzierbar, allerdings mit leicht bulligem Charakter. Meine Testexemplare sind zweifarbig. Die Front und etwa drei Viertel der Seitenflächen sind schwarz lackiert. Der Rest ist mit einem wunderschönen dunklen Palisanderfurnier veredelt. Die weiße Ausführung hingegen wird mit heller Eiche abgerundet. Die gesamte Lackierarbeit wurde extrem gut ausgeführt, der Lack wirkt sehr tief und glänzend. Gemeinsam mit den abgerundeten Gehäusekanten, nahtlos eingefügten Chassis und dem diskusartigen Standfuß ist der Concept 500 optisch sehr gelungen. Dennoch ist mir das Furnier zugegebenermaßen, in Kombination mit den übrigen Komponenten meiner Anlage und meiner eher schlichten Farbgestaltung des Wohnraums, schon zu viel des Guten. Das ist aber weiter kein Problem, es werden auch einfarbig lackierte Varianten auf den Markt kommen, die eher meine Wahl wären, zumal der Paarpreis dann voraussichtlich 500 Euro niedriger ausfallen wird. Einzig die unsichtbar von Magneten gehaltene Frontabdeckung will nicht so recht ins Bild passen, sie wirkt eher billig und zerstört in meinen Augen das harmonische Gesamtbild. Glücklicherweise hinterlässt sie durch die verwendeten Magnethalter beim Entfernen keinerlei Spuren in Form von unschönen Plastikhaltern und gibt so den Blick frei auf die perfekt eingepassten Chassis.

Einzig die Frontabdeckung kann mich optisch nicht vollends überzeugen
Einzig die Frontabdeckung kann mich optisch nicht vollends überzeugen

Als ziemlich praktisch erweisen sich die vier kleinen, in den Alufuß einschraubbaren Standfüßchen mit abgerundeter Unterseite. Spikes machen sich auf meinem Boden nicht sonderlich gut. Die bodenfreundliche Alternative verhält sich in meinem Hörraum akustisch unproblematisch und hilft enorm beim Positionieren der Lautsprecher, da sie sich hiermit leicht verschieben lassen. Im Laufe der Zeit hat sich eine ideale Standposition für die meisten Systeme in meinem Raum herauskristallisiert, die ich als Ausgangspunkt für meinen Test nutze. Der Abstand zur Rückwand beträgt etwa 40 Zentimeter und die Lautsprecher sind nicht auf meine Hörposition eingedreht. Das entspricht zwar nicht den Empfehlungen von Q Acoustics, dennoch habe ich mit dieser Aufstellung bisher immer zufriedenstellende und vor allem aussagekräftige Ergebnisse erzielt. Ich bin gespannt, wie sich die Concept 500 in dieser Aufstellung machen. Nebenbei bemerkt, gibt es auch nicht viele andere Aufstellungsmöglichkeiten, bedingt durch die geringe Grundfläche meines Raumes. So kann ich lediglich mit dem Abstand zur Rückwand und dem Hörabstand experimentieren, während der verhältnismäßig geringe Abstand zwischen den Lautsprecher weitestgehend identisch bleibt. Der Direktvergleich zu meinen Magnat 807 hilft mir zusätzlich bei der Einschätzung meiner Testobjekte. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass Standlautsprecher in größeren Räumen noch eher zeigen, was sie können, doch sollten ihre Stärken bereits in diesem Testaufbau deutlich zu Tage treten.

Die Lautsprecher werden mit Spikes und abgerundeten Standfüßchen für empfindlichere Böden ausgeliefert
Die Lautsprecher werden mit Spikes und abgerundeten Standfüßchen für empfindlichere Böden ausgeliefert


Beim Anschließen an die Endstufe C 275BEE von NAD, die ich direkt mit dem Signal des Mytek Liberty Digital-Analog-Wandlers füttere, mutet das Anschlussterminal der Concept 500 zunächst etwas klobiger als gewohnt an. Jedoch lässt es sich sehr gut handhaben und auch mit offenen Drahtenden kann die Verbindung sehr schnell und unaufwendig hergestellt werden. Die Lautsprecher waren schon viel zu Testzwecken in Deutschland unterwegs, bevor sie bei mir gelandet sind, und ich gehe davon aus, dass sich alle Komponenten nach einer Menge Hörstunden ausreichend gesetzt haben. Dennoch gebe ich den Gehäusen ein paar Tage Zeit, sich auf die klimatischen Gegebenheiten in meinem Wohnraum einzustellen. Nach dieser Eingewöhnungsphase höre ich mich wie üblich erst einmal kreuz und quer durch meine Musiksammlung. Wer meine Testberichte verfolgt hat, dürfte bereits einen Hang zu Stromgitarre und Geschrei bemerkt haben. Da eines der größten Metalfestivals der Welt zum Testzeitpunkt bevorsteht, gibt es zunächst viele Stücke dieses Genres zu hören. Als erstes fällt die grandiose Homogenität der Lautsprecher auf, denn die Tiefmittel- und der Hochtöner arbeiten extrem harmonisch miteinander. Dennoch werden einige Aufnahmen aus dem Schwermetallbereich recht schnell anstrengend anzuhören, was allerdings unzulänglichen Aufnahmen zugeschrieben werden muss, die von der extremen Auflösungsfähigkeit der Fünfhunderter gnadenlos aufgedeckt werden. Extrem dichte, teilweise stark komprimierte Mischungen mit aggressiven E-Gitarren machen mir nicht so wirklich Spaß auf den Concept 500. Tatsächlich bevorzuge ich hier etwas mehr, man kann fast sagen, Einfach- und Direktheit. Der Bassbereich der Zweiwege-Konstuktionen ist wunderbar akzentuiert gezeichnet und rund. Für dieses Genre dürfte er allerdings für meinen Geschmack etwas weniger opulent sein. Eine in diese Richtung gehende Klangveränderung ist mit den beigelegten Verschlussstopfen für die Bassreflexöffnungen zu erzielen. Zwar verliert der Gesamtklang dadurch etwas von seiner Raffinesse, dennoch ist es eine willkommene Variante. Sie kann sehr schnell wieder rückgängig gemacht werden und lädt so zum Experimentieren ein. Für die wenigsten Hörer dürfte dieser Umstand interessant sein, denn in den meisten Fällen wird dieses Genre einen Randbereich des persönlichen Musikgeschmacks darstellen. Die Punkte, die hier zunächst möglicherweise einen negativen Eindruck erwecken mögen, sind im Verlauf des weiteren Hörerlebnisses – natürlich – genau das, was diese Lautsprecher auszeichnet. Ein Verschließen der Bassreflexöffnungen wird absolut uninteressant.

Die Bassreflexöffnung kann mittels Schaumstoffstopfen zweistufig verschlossen werden
Die Bassreflexöffnung kann mittels Schaumstoffstopfen zweistufig verschlossen werden

Speziell akustische Instrumente erhalten eine ungeahnte Rundheit und Präsenz. Das Hauptriff von Fleetwood Macs „The Chain“, vom wohl bestens bekannten Album Rumours in 96 Kilohertz bei 24 Bit, klingt ungemein nah und authentisch. Sehr selbstverständlich und freistehend im Raum löst sich die Gitarre vom Lautsprecher, obwohl sie im Mix hart links positioniert ist. Im weiteren Verlauf des Stückes eröffnet sich eine noch räumlichere Abbildung. Jedes Instrument ist dabei klar positioniert, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Die Abbildungsschärfe lässt sich durch das Anwinkeln der Lautsprecher auf die Hörposition noch verstärken. Jedoch verliert der Klang dadurch etwas an Fläche. Ich entscheide mich für die gerade Ausrichtung, da so der Hochtonbereich etwas weniger präsent ist, was bei geringerer Hörentfernung zum Lautsprecher von Vorteil ist

Das gut handhabbare Bi-Wiring- und Amping-Terminal befindet sich auf der Rückseite und nimmt sämtliche denkbare Kabelenden auf
Das gut handhabbare Bi-Wiring- und Amping-Terminal befindet sich auf der Rückseite und nimmt sämtliche denkbare Kabelenden auf

An dieser Stelle merkt man deutlich, dass sich für die volle Entfaltung der klanglichen Abstimmung ein entsprechend großer Hörraum positiv auswirken dürfte. Denn ganz egal wie sehr ich mit dem Wandabstand und somit einem veränderten Hörabstand oder der Absenkung des Hochtonpegels experimentiere, bleiben Sibilanten für meinen Geschmack teilweise ein wenig präsent. Ich sage bewusst teilweise, da es hauptsächlich von der Aufnahme abhängt, folglich belasse ich die Hochtonanpassung in der Neutralposition. Es wird zwar nie wirklich anstrengend oder gar störend, nur wird eben nichts geschönt. Da hilft es auch nicht, die Abdeckungen wieder anzubringen. Letztendlich ist diese Eigenschaft jedoch ein Geschmackskriterium und nicht als Schwäche zu werten. Ganz im Gegenteil ist die Präzision, die hier an den Tag gelegt wird, auf höchstem Niveau. Dennoch sollte man sich dessen beim Kauf bewusst sein. Möglicherweise erweisen sich die eigenen Lieblingsaufnahmen auf einmal als gar nicht mehr so großartig. „The Chain“ muss tatsächlich ordentlich Federn lassen. In Anbetracht des Alters der Aufnahme ist die Qualität dieses Remasters immer noch gut, die Stimmen allerdings mögen nicht mehr vollends überzeugen. Diese minimale Härte fällt auch bei einigen anderen Produktionen auf, bei denen sie mir zuvor verborgen geblieben ist, so zum Beispiel in Peter Gabriels „Secret World“ vom Album Us.


Nach den ersten Höreindrücken experimentiere ich mit der Absenkung des Hochtons. Hier allerdings befindet sich die Verbindungsbrücke in der +0,5-Dezibel-Position
Nach den ersten Höreindrücken experimentiere ich mit der Absenkung des Hochtons. Hier allerdings befindet sich die Verbindungsbrücke in der +0,5-Dezibel-Position

Als nächsten Song höre ich „Her Lies“ von einem meiner Lieblingsalben The Reckoning von Asaf Avidan, das mir nicht nur inhaltlich, sondern auch klanglich sehr gefällt. Die Qualität der als CD vorliegenden Aufnahme zeigt, was wirklich in Q Acoustics Vorzeigelautsprecher steckt. Der knarzende Bass, das feine Singen der Becken, die schiebende Bass-Drum, eingerahmt von verschiedenen Gitarren und darüber die außergewöhnliche Stimme von Asaf Avidan, all das klingt dermaßen natürlich, unbeschwert räumlich und akzentuiert, als wäre es speziell für die Concept 500 produziert worden. Insbesondere die Klänge der Becken möchte ich noch einmal nachdrücklich hervorheben, ihre geschmeidige Seidigkeit sucht ihresgleichen. Der leicht präsente Bassbereich verleiht dem musikalischen Geschehen Nachdruck und Gewicht. Bei akustischer Musik empfinde ich dies als sehr angenehm, geradezu fesselnd. So kann auch Oliver Nelsons „Cascades“ vom Album The Blues And The Abstract Truth, vorliegend in 96 Kilohertz und 24 Bit, von dieser Abstimmung profitieren. Wieder zeugt der Klang von hoher dynamischer Präzision und extremer Ausgewogenheit. Alle Instrumente, speziell der Kontrabass, können ihre Klangfarben voll entfalten. Ihre Verteilung im Raum ist ebenfalls eine wahre Freude.

Nicht zuletzt der sehr breit abstrahlende Hochtöner trägt zu der herausragenden räumlichen Wiedergabe bei
Nicht zuletzt der sehr breit abstrahlende Hochtöner trägt zu der herausragenden räumlichen Wiedergabe bei

Schlussendlich bei symphonischer Musik zeigt die Zweiwege-Konstruktion, was drei sorgfältig aufeinander abgestimmte Treiber leisten können. Die verschiedenen Orchester, in Konzerten oder bei Filmmusik, werden großzügig mit viel Tiefe bruchlos aufgefächert und einzelne Instrumentengruppen sind fein durchgezeichnet heraushörbar. Die Qualität der Aufnahme entscheidet bei diesen Lautsprechern unmittelbar über die Qualität der Wiedergabe.

STATEMENT

Mit ihrem ausgeprägten Talent für das Erschaffen von virtuellen Klangräumen und der fantastisch authentischen Abbildung von Instrumenten ist der Concept 500 die ideale Wahl für alle Hörer, die gerne akustischen Instrumenten lauschen. Seinen ausgewogenen Klang rundet er mit einem kräftigen Bassfundament ab.
Gehört mit
Computer Intel i7-2600K @ 3,4GHz, 16GB RAM @ 1600MHz, Windows 7 Professional SP1 (Roon, foobar2000)
DAC Mytek Liberty DAC
Endstufe NAD C 275BEE
Lautsprecher Magnat Quantum 807
Kabel Cordial
Herstellerangaben
Q Acoustics Concept 500
Frequenzumfang 41 Hz – 30 kHz
Nennimpedanz 6 Ω
Mindestimpedanz 3,7 Ω
Empfohlene Verstärkerleistung 25 - 200 W
Klirrfaktor (120 Hz – 20 kHz) 0,2 %
Übergangsfrequenz 2,5 kHz
Tiefmitteltöner 2 x 165 mm
Hochtöner 28 mm
Abmessungen (B x H x T) 400 x 1150 x 350 mm
Gewicht 42 kg
Anpassung des Hochtonpegels + oder - 0,5 dB
Preis 5.000 Euro

Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Anschrift Am Brambusch 22
44536 Lünen
Telefon +49 231 9860285
E-Mail info@mkidc.eu
Web www.idc-klaassen.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/18-08-06_qacoustics
Freitag, 03 August 2018 00:01

PSI Audio AVAA C20 – Teil 2

Im ersten Teil habe ich die Technik der Bassfallen und ihre Wirkung in meinem großen Hörraum beschrieben. Da der Effekt von Maßnahmen zur Verbesserung der Akustik aber noch stärker von den aktuellen Gegebenheiten abhängig sein dürfte als der von Kabeln oder Netzfiltern, habe ich die AVAA auch noch in zwei weiteren Räumen ausprobiert.

Nach den bisherigen Erfahrungen war ich sehr gespannt, wie sich zwei C20 in meinem Dachzimmer auswirken. Dies hat eine Grundfläche von etwa 5,5 zu vier Metern mit einem Drempel bei einem Meter Höhe. Die Lautsprecher stehen vor der Giebelwand, haben jeweils seitlich eine Dachschräge außen neben sich und spielen von der längeren Seite des Raumes in die kurze. Dieses Zimmer ist akustisch recht ausgewogen. Dort warteten die Analysis Audio Bändchen-Lautsprecher an meiner NAD 2200 Endstufe und dem Antelope Zodiac plus als Digital-Wandler-Vorverstärker. Als Tonquelle trug ich den Primare CD-Player nach oben. Die beiden AVAA platziert ich hinter die Analysis Audio in die Ecken unter die Dachschrägen auf dort stehende niedrige Möbelstücke. Wie auch im ersten Hörraum habe ich an der bisherigen Ausstattung nichts geändert, um nicht schon damit akustische Veränderungen zu schaffen, die die Beurteilung verfälschen würden. Das bedeutet aber auch, dass bei einer dauerhaften und perfekten Installation der AVAA noch ein klein wenig mehr an Wirkung zu erwarten ist. Nach Rücksprache mit Uwe Grundei vom deutschen Vertrieb Audiowerk sind aber geringe Abweichung von einer idealen Aufstellung in den Raumecken nicht entscheidend für die Beurteilung. Die musikalischen Auswirkungen der beiden AVAA im Dach-Studio waren hoch interessant. Lassen Sie mich dies anhand von drei CDs beschreiben: Der zweite Satz von Camille Saint-Saëns Orgel-Symphony No.3 mit den Bostoner Symphonikern unter Leitung von Charles Munch beginnt mit dem Einsatz der Orgel. Das Orchester gesellt sich mit zartem Streicheinsatz dazu. Ohne AVAA klingt dieses Miteinander der das orchestrale Klanggemälde untermauernden Orgel und der melodischen, filigranen Zeichnungen der Symphoniker schon bei mäßiger Lautstärke ergreifend schön, warm und voluminös. Es wirkt nichts unkonturiert oder zu üppig.

Ein Mikrofon erfasst den Schalldruck vor einer mikro-perforieten Absorber-Membran mit definiertem akustischem Widerstand
Ein Mikrofon erfasst den Schalldruck vor einer mikro-perforieten Absorber-Membran mit definiertem akustischem Widerstand

Kommen die zwei AVAA ins Spiel, klingt die Orgel klar und mächtig, aber befreit von einigen andauernden Tönen. Auf den ersten Eindruck mag das sogar als musikalisch weniger erscheinen. Das ändert sich jedoch, wenn die AVAA länger mit von der Partie sind. Dann nämlich überzeugt auch hier wieder die gewonnene Klarheit und Konturenschärfe, gepaart mit einer verbesserten Offenheit der Streicher. Die Darbietung ohne AVAA erscheint jetzt schwülstig und macht weniger Spaß, weil auch musikalische Spannung auf der Strecke bleibt, die den Erlebniswert erhöht. Hat man einmal den angenehmeren Klang mit den AVAA im Ohr, ist es nicht leicht, auf sie zu verzichten. Beim ebenfalls nicht besonders laut gehörten Instrumental-Stück „Snowden´s Jig “ der Carolina Chocolate Drops von ihrem Album Genuine Negro Jig spielt Rhiannon Giddens die Fiedel gemeinsam mit der vielfältiger Percussion ihrer drei Mitmusikanten. Selbst bei diesem keineswegs Bass-intensiven Stück bringen die zwei AVAA mehr Ordnung und Klarheit. Die Musik gewinnt an Offenheit und wirkt wie gereinigt. Die tieffrequenteren Töne der Trommeln erklingen etwas kürzer, weil das Nachschwingen eliminiert ist. Dadurch wirken sie explosiver. Das folkloristische Musikstück gewinnt an Lebendigkeit. Wer bis hierher noch Zweifel hegen sollte, wird beim Titelsong von Jennifer Warnes Album The Well erkennen müssen, dass die AVAA ein nicht zu überhörender Gewinn sind, selbst in diesem akustisch eigentlich sehr ordentlichen Hörraum. Im Vergleich geht der Gesang von Frau Warnes fast schon an die Nerven, sobald die AVAA ausgeschaltet sind. Denn die bringen Präzision, Ordnung und Klarheit in die tiefen Lagen. Davon profitiert Jennifer Warnens Gesang deutlich: Ihre Stimme gefällt mit mehr Offenheit und Reinheit.

Die analoge Elektronik rechnet die vom Mikrofon gelieferten Schalldruck-Werte in die Antriebs-Schnelligkeit für den Lautsprecher um
Die analoge Elektronik rechnet die vom Mikrofon gelieferten Schalldruck-Werte in die Antriebs-Schnelligkeit für den Lautsprecher um


Ein guter Freund von mir besitzt eine sehr üppige, hervorragend klingende Anlage mit selbst gefertigten Drei-Wege-Lautsprechern und Elektronik fast ausschließlich von Brinkmann Audio sowie einem PS-Audio Directstream DAC. Die Kette spielt in einem akustisch ausgewogenen, rechteckigen Raum von 40 Quadratmetern. Die einzelnen Lautsprecher-Systeme werden aktiv angesteuert. Der Bass arbeitet unterhalb 70 Hertz. Zur Eliminierung der Raummoden ist im Bass-Signalweg die digitale Raum-Korrektur (DRC) Anti-Mode 2.0 zwischen der aktiven Frequenzweiche von Accuphase und den Bassendstufen eingeschleift. In diesem tieffrequenten Spektrum wirken sich die klanglichen Nachteile der digitalen Wandler des Anti-Mode relativ wenig aus im Vergleich zum Gewinn durch die Eliminierung der Raummoden, die das Anti-Mode aber hier auch nicht gänzlich unterdrücken kann. Beim Vergleich in dieser Anlage, wo das Anti-Mode bis 70 Hertz im Signalweg liegt und die AVAA bis 150 Hertz wirksam werden, überzeugt letztlich nach vielerlei Experimenten mit unterschiedlichen Platzierungen im Raum die Kombination aus Antimode und vier AVAA. Ähnlich wie in meinen Räumen ist die Wirkung in Abhängigkeit von der Musik unterschiedlich ausgeprägt. Zwei Musikstücke, in denen die AVAA ihre erfreuliche Wirkung durch mehr Genauigkeit und die Befreiung von Nachschwingungen sehr deutlich machten waren „I´ve Grown Accustomed To Her Face“ vom Rick Hollander Quartet, CCD-4550 Accidental Fortune und, per Qobuz gestreamt, Nenna Freelon Live, „Body & Soul“. Hier hört man nach dem Einsatz der Hammondorgel besonders deutlich die Verfärbungen des Raumes. Diesen rücken der DRC oder die AVAA jeweils allein für sich schon recht erfolgreich zu Leibe, überzeugend ist in diesem Falle aber die Kombination der Beiden. Hätte man die Wahl zwischen Anti-Mode 2.0 und AVAA, hätten rein musikalisch die vier AVAA einen Vorteil. Denn ihre klangliche Verbesserung paarte sich nicht, wie beim DRC, mit einer wahrnehmbaren digitalen Harschheit trotz des nur niedrig-frequenten Einsatzes.

Das Tieftonchassis arbeitet auf ein geschlossenes und gedämpftes Gehäuse. Zwischen der Rückseite des Chassis und der mikro-perforierten Membran entsteht eine Kammer ohne Schalldruck
Das Tieftonchassis arbeitet auf ein geschlossenes und gedämpftes Gehäuse. Zwischen der Rückseite des Chassis und der mikro-perforierten Membran entsteht eine Kammer ohne Schalldruck

Die AVAA C20 bewirkten in allen drei Test-Umfeldern eine nachhaltige Verbesserung des Klanges im gesamten Raum und ihr Einsatz hat sich in jedem Falle eindeutig gelohnt. Erfreulich ist neben dem klanglichen Gewinn ihre Unauffälligkeit, da sie meist in den Raumecken oder deren Nähe verschwinden, auch gerne hinter einem Vorhang. Auch wenn sie es nicht schaffen, den Frequenzgang in den Tiefen zu linearisieren, wie es digitale Raum-Korrektur-Systeme oft leisten können, überzeugen die Vorteile der AVAA. Hat man sie einmal erlebt, macht das anschließende Hören ohne sie leider weniger Spaß.

STATEMENT

Es gibt wohl aktuell keine bequemere und optisch annehmbarere Lösung als die AVAA C20 von PSI Audio, um den störenden Einflüssen von Raummoden zu begegnen. Die kinderleichte Installation macht sie auch zukunftssicher bei räumlichen Veränderungen und erspart zusätzlichen Aufwand für fachmännische Installation. Eine erfreuliche Erfindung!
Gehört mit
Computer Apple MacMini mit OS X El Capitan, Amarra 3.0.3, Audirvana Plus 3 und Qobuz
Netzwerk-Player Melco N1A
Clock Mutec MC-3+Smart Clock USB
DA-Wandler Antelope Zodiac plus, Audio-gd Master 7, Sonic Frontiers SFD-1
CD-Player Primare DVD 30
Plattenspieler Brinkmann Bardo mit Musical Life Conductor 10 Zoll oder Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage
Tonabnehmer Audio Technica ART 9, Clearaudio Da Vinci
Phono-Vorstufe Plinius Koru
Vorverstärker Audio-gd Master 9
Endstufe für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Air Tight ATM-3 oder Spectral DMA-100
Lautsprecher Triangle Grand Concert, Analysis Audio Epsylon, Qudral Platinum M 50
Zubehör Audioquest Diamond oder Carbon USB, Audioquest Jitterbug, JIB Boaacoustic Silver Digital Carbon SPDIF und Krypton AES/EBU, Sommer Cable Carbokab-AES/EBU, In-akustik Black&White NF-1302, Audio-gd NF Cinch und XLR, QED Genesis Silver Spiral LS mit Enacom LS, Shunyata Andromeda LS mit Enacom LS, Real-Cable HD-TDC, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber, Levin Design Vinyl-Bürste
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis
Herstellerangaben
PSI Audio AVAA C20
Wirkungs-Bandbreite 15 Hertz bis 150 Hertz
Stromverbrauch Maximal 70 Watt in ruhiger Umgebung maximal 10 Watt
Gehäuse schwarz oder weiß
Abmessungen 424 mm B x 509 mm H x 300 mm T
Gewicht 13 kg
Preis 2450 Euro

Hersteller
Relec SA
Anschrift Rue de Petits-Champs 11a+b
1400 Yverdon-les-Bains
Switzerland
Telefon +41 244260420
E-Mail info@psiaudio.com
Web www.psiaudio.com

Vertrieb
AUDIOWERK e. Kfm.
Anschrift Schulstr. 30
55595 Hargesheim
Telefon +49 671 2135420
Fax +49 671 2135419
E-Mail info@audiowerk.eu
Web www.audiowerk.eu

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/18-08-03_psi
Dienstag, 29 Juli 2008 23:23

AUDIOWERK e. Kfm.

Vertrieb
AUDIOWERK e. Kfm.
Anschrift Schulstr. 30
55595 Hargesheim
Telefon +49 671 2135420
Fax +49 671 2135419
E-Mail info@audiowerk.eu
Web www.audiowerk.eu

PSI Audio hat im professionellen Musik-Markt einen guten Namen.Unter Hifi-Freunden sind die interessanten Lautsprecher aus der Schweiz wenig bekannt. Ein ganz ungewöhnliches Produkt von PSI Audio ist die aktive Bassfalle AVAA C20. Auf der diesjährigen HighEnd begegnete mir PSI Audio erstmalig in der gemeinsamen Vorführung mit Weiss Engineering.

Im Gespräch mit Daniel Weiss, dem Chef von Weiss Engineering Ltd, über die aktuelle Version seines vielseitigen DAC 502 Wandlers erwähnte er die Wirksamkeit des PSI Audio AVAA. Denn in der Standard-Vorführkabine in Halle 4 herrschten keine idealen akustischen Voraussetzungen für die Demonstration der anspruchsvollen Komponenten beider Schweizer Hersteller, die ihre eigentliche Zielgruppe in namhaften Tonstudios dieser Welt haben. Daniel Weiss hat vor Jahren mit seinem Firewire DA-Wandler die HiFi-Szene stark beeindruckt und damit einen audiophilen Meilenstein in der digitalen Reproduktion geschaffen. PSI HiFi wurde vor mehr als 40 Jahren von Alain Roux gegründet, zuerst mit anspruchsvollen Lautsprechern für die Hifi-Szene. Später konzentrierte sich das Geschäft auf den Profimarkt. 2003 firmierte man um zu PSI Audio. Inzwischen ist das Unternehmen die Flaggschiff-Marke von Relec SA. Im Gegensatz zu den digitalen Konzepten von Weiss Engineering liefert PSI Audio ausschließlich analoge Technik. In den aktiven Monitoren finden sich Class-G-Verstärker, die gegenüber herkömmlichen Class-AB-Konzepten weniger Verzerrungen und eine höhere Effizienz haben sollen. Mit dem AVAA C20 hat PSI Audio ein ganz und gar einzigartiges Produkt. Die aktive Bassfalle wurde ursprünglich für Aufnahme-Studios entwickelt. Für uns Hifi-Freunde dürfte sie jedoch ebenso interessant sein, da sie eine Problemlösung in besonderer Weise ermöglicht. Es geht um Raumakustik und die berüchtigten Raummoden.

Der PSI Audio AVAA C20 ist so konzipiert, dass er besonders gut in Ecken aufstellbar ist. Es gibt ihn auch in weiß
Der PSI Audio AVAA C20 ist so konzipiert, dass er besonders gut in Ecken aufstellbar ist. Es gibt ihn auch in weiß

Dieses Thema ist ebenso komplex wie kompliziert: Sinn meines Artikels ist nicht, raumakustische Probleme im Detail zu beschreiben, sondern auf eine einfache Lösung aufmerksam zu machen, die vielerorts zu deutlichen klanglichen Verbesserungen führen kann. Dennoch sei kurz und vereinfacht beschrieben, worum es geht. Sobald Lautsprecher in geschlossenen Räumen mit parallelen Wänden musizieren, bauen sich in Abhängigkeit von den Abmessungen des Raumes tieffrequent stehende Wellen auf. Man nennt diese Phänomene auch Raummoden. Diese Resonanzen entstehen stets, sobald ein akustisches Signal aus den Boxen die raumspezifische Frequenz anregt, die wesentlich von der Raumlänge abhängig ist. Ebenso mitbestimmt werden die Raummoden aber auch durch die zwei Längs-Wände sowie Boden und Decke. Raummoden generieren deutliche Pegelüberhöhungen und Einbrüche. Was noch schlimmer ist: Ihr schlechter Charakter ist geprägt durch langes Nachschwingen, was sich deutlich hörbar auf den gesamten musikalischen Grundtonbereich negativ auswirkt. Dies kann man mit einfachen Messungen sichtbar machen. Dazu habe ich die kostenlose Software Room EQ Wizard genutzt. Man benötigt zusätzlich ein Messmikrofon und lange Kabel. Mit einem gleitenden Sinus wird ein Frequenzband zwischen 3 Hertz und 30 Kilohertz abgespielt und regt die Raummoden an. Schon in der einfachen Frequenzgang-Darstellung – wir haben zwischen 20 Hertz und 1000 Hertz gemessen – sieht man auf dem Computer die Abweichungen von der Linearität und erkennt die Überhöhungen und Einbrüche. Die Darstellung als Wasserfall-Diagramm macht dann zusätzlich die problematischen Nachschwingungen sichtbar. Damit wird sofort klar, dass hier etwas geschieht, was nicht sein sollte und eine saubere Musikreproduktion stört.

Der Eckaufstellung trägt die rückseitige Gestaltung erkennbar Rechnung
Der Eckaufstellung trägt die rückseitige Gestaltung erkennbar Rechnung


Die Raumakustik ist selbstverständlich ganz wesentlich bestimmt durch die Einrichtung des Zimmers. Jeder weiß, dass kahle Räume in den Höhen anders klingen als üppig mit Teppichen und Vorhängen ausgestattete. Mit relativ einfachen Mitteln, die auch optisch akzeptabel an die Umgebung angepasst werden können, lassen sich akustische Defizite im Hochtonbereich und auch in den Mitten bis hinunter an die 500 Hertz ausgleichen. Im tieferen Frequenzbereich wird es schwierig, da wegen der langen Wellen entsprechend voluminöse Absorber nötig sind, die man nicht unauffällig installieren kann. Zudem würden sie wegen ihrer Größe den Raum deutlich verkleinern. Spezielle, auf die Raummoden abgestimmte Absorber wie Helmholtz-Resonatoren sind wirksam aber auch keine Schmuckstücke, weil auch sie kaum zu verstecken sind. Zudem bergen alle auf eine Raummode zur Absorption abgestimmte passiven Filter dieses Risiko: Sollten sie auch nur etwas von der Zielfrequenz abweichen, können sie zusätzlichen klanglichen Schaden anrichten. Aktive, analoge Systeme sind da eine für die Optik des Raumes geeignetere und vor allem in der Wirkung auch effektive Lösung. Denn sie sind von ihren Abmessungen erheblich kleiner. Die wenigen Systeme, die es zu kaufen gibt, haben aber den Nachteil, dass sie fachmännisch eingestellt werden müssen und auch nur auf eine Frequenz optimiert werden können. Eine Ausnahme bildet – aber auch nur in letzterem Punkt – der Cosinus von Roger Schult und mbAkustik. Alle Systeme aber bedeuten stets Installations-Aufwand und Kosten sowie eine Neujustage bei räumlichen Veränderungen. Deutlich benutzerfreundlicher ist der AVAA C20 von PSI Audio konzipiert, der vergleichsweise breitbandig arbeitet.

Die Empfindlichkeits-Einstellung wird man im Musikzimmer kaum brauchen
Die Empfindlichkeits-Einstellung wird man im Musikzimmer kaum brauchen

In diesem Zusammenhang will ich kurz auf DSP-Prozessoren zur Raumkorrektur eingehen. Denn diese können das Problem wirksam lösen, haben aber grundsätzlich Nachteile. Sie korrigieren optimal auf einem bestimmten Punkt im Hörraum hin, nämlich dort, wo das Messmikrofon steht. Das wird immer der Hörplatz sein. An abweichenden, entfernteren Positionen im Raum entstehen daraus unerwünschte Frequenzgang- und Phasen-Verschiebungen. Es wird also nicht die Raumakustik verbessert, sondern nur der Frequenzgang und die Phasenlage am Hörplatz. Klanglich nachteilig kann sich die unvermeidbare Tatsache auswirken, dass so ein Raumkorrektur-Prozessor zwei Digital-Wandler enthält. Der erste wandelt das Signal von Analog ins Digitale, der zweite die vom DSP korrigierte, digitale Information wieder ins Analoge. Ist man Besitzer einer hochwertigen Anlage, wirken sich bei den meisten DSP-Raumprozessoren schon die Wandler hörbar nachteilig aus. Somit gewinnt man zwar Linearität, verliert aber Musikalität in der Audio-Kette. Damit will ich keineswegs jeden digitalen Raum-Korrektur-Prozessor verdammen. Es hängt vom Klangniveau der gesamten Anlage ab. So habe ich in einer recht guten Anlage beeindruckende Ergebnisse mit dem Room-Perfect von Lyngdorf erzielen können. Auch die Komponenten von Trinnov beispielsweise haben in der Branche ebenfalls einen guten Ruf. Der AVAA C20 hingegen arbeitet absolut analog und löst das Problem für den ganzen Raum. Deshalb ist es völlig egal, wo der Hörer sich aufhält.

In diesem Frequenz-Spektrum arbeitet der AVAA
In diesem Frequenz-Spektrum arbeitet der AVAA

Der AVAA ist ein kleinvolumiges Gerät, ähnelt optisch einem wohnraumfreundlichen Subwoofer und lässt sich aufgrund seiner Proportionen leicht in den Ecken des Raumes platzieren. Da ist üblicherweise der ideale Platz zur Unterdrückung von Raummoden, da hier die Reflexionen dreier Wände kumulieren. Genau für diese Positionierung ist er gemacht. Wichtig ist in der Regel, dass aus Gründen der Symmetrie zwei AVAA eingesetzt werden, idealerweise in den Raumecken hinter den Lautsprechern. Hat man einen großen Hörraum, kann man noch weitere AVAA benötigen. Sie gehören meist in die anderen Raum-Ecken oder dorthin, wo der Tiefbass im Raum überbetont und dröhnend ist, weil es dort aufgrund der Raummoden zur Schalldruck-Überhöhungen kommt. Das ist leicht zu ermitteln, indem man sich im Raum bewegt und ein tieffrequentes Signal oder Rosa Rauschen über die Lautsprecher wiedergibt. Wo der Bass überdeutlich wahrnehmbar ist, hat man den richtigen Platz, um die Wirkung eines AVAA dort zu probieren. So ist die geeignete und bestmögliche Aufstellung der AVAA im Grunde nicht schwierig zu finden. Dank der kleinen Abmessung und der kinderleichten Handhabung ist das Experimentieren einfach. Nur Strom braucht man am Aufstellungsort.


So skizziert PSI Audio den technischen Aufbau des AVAA C20
So skizziert PSI Audio den technischen Aufbau des AVAA C20

Der AVAA ist seitlich und vorn akustisch offen und darf sinnvollerweise nicht zugestellt werden. Ein Vorhang, um ihn unsichtbar zu machen, stört aber keineswegs. Es macht auch keinen Sinn, mehrere AVAA zu stapeln oder direkt nebeneinander aufzustellen. Denn der C20 hat einen Aktionsradius von deutlich über einem Meter. In diesem Umfeld wäre ein zweites Exemplar nicht sinnvoll. Am AVAA lässt sich nichts einstellen. Er ist nur am leicht von oben zugänglichen harten Netzschalter auf der Rückseite ein- oder auszuschalten. Darunter befindet sich ein Potentiometer, mit dem man die Wirkung abschwächen kann. Da dies bei Hifi-Anwendungen nicht in Frage kommt, es sei denn, der Hörraum ist hallig, gibt es also rein gar nichts einzustellen. Wem das Betätigen des Netzschalters am AVAA in den Raumecken zu umständlich ist, dem kann mit einer optionalen Relais-Fernbedienung zum Ein- und Ausschalten gleichzeitig mehrerer oder einzelner AVAA geholfen werden.

So misst sich mein Hörraum ohne jegliche Korrektur im Wasserfall-Diagramm. Mein Equalizer bleibt dabei ausgeschaltet
So misst sich mein Hörraum ohne jegliche Korrektur im Wasserfall-Diagramm. Mein Equalizer bleibt dabei ausgeschaltet

AVAA bedeutet: Active Velocity Acoustic Absorber. Das Wort Velocity, also Geschwindigkeit oder Schnelle, im Namen AVAA deutet die Arbeitsweise des C20 an. Darüber wäre einiges zu berichten, wenn nicht die Schweizer mit entsprechenden Informationen sehr zurückhaltend wären, um ihre mit der AVAA-Technologie verbundenen Entwicklungsleistungen zu schützen. Das ist verständlich, wenn man weiß, welcher jahrelange und kostenintensive Aufwand hinter diesem Produkt steht. Der AVAA wandelt Schalldruck in Schallschnelle (Velocity) und wirkt akustisch wie ein großes Loch in der Wand, durch das der der Schall entweichen kann. Dieses Loch ist um ein Vielfaches größer als die den Schall aufnehmende Fläche des AVAA. Er reagiert auf Raum-Moden zwischen 15 und 150 Hertz. PSI Audio selber beschreibt die Funktionsweise so: „Der PSI Audio AVAA C20 nutzt ein Mikrofon, das den Schalldruck an einem akustischen Widerstand misst. Dieser Widerstand ist so konstruiert, dass er die Luft passieren lässt, dabei aber den Schalldruck deutlich verringert und in Schallschnelle umwandelt. Eine aktive Membran absorbiert die Schallschnelle dann und entfernt den Schall aus dem Raum. Vor dem akustischen Widerstand wird eine akustische Impedanz erzeugt, durch die der AVAA den umgebenden Luftdruck förmlich einsaugt.“ Schaltet man die AVAA ein, erkennt man ihre Betriebsbereitschaft an einer grünen LED auf der Front. Diese leuchtet rot, sobald der AVAA überlastet würde. Dieser Grenzwert liegt bei stattlichen 115 Dezibel, wohlgemerkt im Tieftonbereich. Diesen Pegel haben wir während des gesamten Tests, auch unter Zuhilfenahme alkoholischer Getränke, nie erreicht. So viel oder auch wenig zur Technik. Was passiert akustisch im Hörraum?

Schon der Einsatz von nur zwei AVAA C20 zeigt in meinem L-förmigen, etwa 50m² großen Zimmer eine Verbesserung der Nachlaufzeiten. Dies wirkt sich klanglich deutlicher aus, als es die Grafik vermuten lässt
Schon der Einsatz von nur zwei AVAA C20 zeigt in meinem L-förmigen, etwa 50m² großen Zimmer eine Verbesserung der Nachlaufzeiten. Dies wirkt sich klanglich deutlicher aus, als es die Grafik vermuten lässt


Mein Musikzimmer mit den Triangle Grand Concert ist eigentlich tonal ziemlich in Ordnung. Den Nichtlinearitäten unterhalb von dreihundert Hertz bin ich seit Jahren mit einem graphischen Equalizer zu Leibe gerückt, was einigermaßen gut funktioniert. Es klingt besser als ohne. Aus den oben schon genannten Gründen habe ich andere Lösungsansätze stets verworfen. Jetzt stehen erst einmal zwei schwarze AVAA in den Raumecken hinter den Triangle und mein Equalizer bleibt ausgeschaltet. Zwei weitere AVAA warten noch verpackt auf ihren Einsatz. „You Look Good to Me“, der ewige Test-Titel vom Album We Get Requests vom Oscar Peterson Trio sollte mir zeigen, was passiert. Sehr viel war das erst einmal nicht, was ich da an Veränderung wahrnahm. Dennoch wurde nach wenigen Takten klar: Jetzt stellt sich eine unbekannte Präzision und Transparenz ein. Die tiefen Töne des Kontrabasses wirken entschlackt und der Grundtonbereich gewinnt an Leichtigkeit und Genauigkeit. Diesen Unterschied zum gewohnten Klangbild empfinde ich schon nach kurzem Hören ohne Einschränkung als überzeugende Verbesserung. Bei Mahlers zweiter Symphony mit dem Orchester der Tonhalle Zürich unter Leitung von David Zinman verfestigte sich der Eindruck. Bei Paul Simons politischem Album Songs From The Capeman war seine Stimme und die Instrumentierung mit den AVAA erheblich klarer und glaubhafter als ohne. Nach etlichen Musikstücken stand für mich fest, dass zwei AVAA in meinem Raum sehr positiv wirken. Sie verleihen dem Grundtonbereich Präzision, weil sie vor allem das Nachschwingen der Raummoden eliminieren oder zumindest deutlich reduzieren. Hatte ich dies mit etlichen Musikstücken nachhaltig verifiziert, mochte ich ohne die zwei AVAA nicht mehr hören. Die Vorteile der AVAA prägen sich bei langfristiger Anwendung in die Wahrnehmung ein. Schaltet man sie dann irgendwann aus, wird sehr deutlich hörbar, wie nützlich sie waren. Trotz meines großen, L-förmigen Raumes war dieser positive Eindruck bereits mit den zwei Exemplaren sehr ausgeprägt. Für Räume ab etwa zwanzig Quadratmetern empfiehlt PSI Audio den Einsatz von vier AVAA C20.

So sieht der AVAA C20 ohne Verkleidung aus
So sieht der AVAA C20 ohne Verkleidung aus

Ich probierte erst einmal, was ein dritter C20 zu bewirken vermag, den ich in der hinteren, linken Raumecke aufstellte. Und siehe da, ein unerwarteter Effekt trat ein: Ray Browns Kontrabss geriet bei „You Look Good to Me“ sogar etwas intensiver. Die zu Beginn des Stückes recht zart gestrichenen Saiten hatten etwas mehr Volumen und das mächtige Instrument bekam mehr Korpus. Dabei blieb nichts von dem Gewinn an Präzision auf der Strecke, den die zwei AVAA gebracht hatten. Dieser Vorteil zeigte sich aber nicht bei jeder Art von Musik. Es kommt eben darauf an, inwieweit die Raummoden angeregt werden. Bei klassischer Musik ist der Effekt nach meinem Empfinden schwieriger eindeutig positiv einzustufen, da der überwiegend getragene Grundtonbereich mit nur zwei AVAA angenehm rund wirkte. In Anbetracht des Preise hätte ich mich in diesem Stadium für zwei AVAA entschieden. Dennoch wollte ich ausprobieren, was ich mit insgesamt vier AVAA an verschiedenen Positionen im Raum erreichen kann. Die zwei C20 hinter den Triangle blieben dabei aber auf ihrem Platz. Im Ergebnis wirkte sich der vierte, nachdem ich die AVAA drei und vier an verschiedenen Orten im Raum ausprobiert hatte, als Ergänzung zur bisherigen Dreier-Konstellation etwa in der Mitte des Raumes an der linken Wand am deutlichsten aus. An der linken Seite (vom Hörplatz aus) standen nun drei, an der rechten Seite nur ein AVAA hinter den Lautsprechern. Dazu muss man wissen, dass sich das L des Raumes auf der halben Raumlänge nach rechts öffnet. In dem Raumteil verliert der Bass deutlich an Intensität. Diese Anordnung mit vier AVAA klang absolut überzeugend. Derartig aufgeräumt war es zuvor nicht in meinem Musikzimmer – rein klanglich betrachtet. Wie von jeglichem Ballast befreit erfreute jetzt der Tief- und Grundton-Bereich mit Lebendigkeit, Exaktheit, Klangfarben und Klangfülle. Letztere werden nun allein von den Instrumenten und nicht mehr durch ungewünschte Reflektionen erzeugt.

Mit der Beschreibung der Wirkung der AVAA in zwei weiteren Räumen, dem Statement und den Spezifikationen geht’s dann im zweiten Teil weiter.

Hersteller
Relec SA
Anschrift Rue de Petits-Champs 11a+b
1400 Yverdon-les-Bains
Switzerland
Telefon +41 244260420
E-Mail info@psiaudio.com
Web www.psiaudio.com

Vertrieb
AUDIOWERK e. Kfm.
Anschrift Schulstr. 30
55595 Hargesheim
Telefon +49 671 2135420
Fax +49 671 2135419
E-Mail info@audiowerk.eu
Web www.audiowerk.eu

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/18-07-30_psi

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.