Eigentlich sind Röhrengeräte unpraktisch, die Röhren haben eine begrenzte Lebensdauer, sie haben eine hohe Verlustleistung, die in Wärme wieder abgeführt werden muss, zudem verändern die Röhren ihre elektrischen Eigenschaften mit zunehmender Betriebsdauer. Dazu kommt dann ein wesentlich höherer Preis, üblicherweise im zweistelligen Eurobereich, im Gegensatz zu den Centbeträgen bei Transistoren. Von Liebhaberpreisen für alte Western Electric 300B oder ähnlichen Schätzchen möchte ich gar nicht erst reden. Woher kommt nun die zunehmende Vorliebe für Triodenverstärker?
Ganz einfach, der Klang wird als natürlich empfunden. Im Allgemeinen führt man dieses Phänomen auf das Verzerrungsmuster der Trioden – in Eintaktschaltung – zurück. Diese produzieren in erster Linie geradzahlige Verzerrungen (K2, K4...), Pentoden und Transistoren ungeradzahlige (K3, K5..). Damit kann man nun eigentlich nicht so wahnsinnig viel anfangen, deshalb versuche ich dies mit Hilfe einer Klaviertastatur zu erklären. Wenn wir Verzerrungen einmal als Töne bezeichnen, die dem Originalsignal fehlen und künstlich hinzugefügt werden, so bedeutet K2 eine Verdoppelung, K3 eine Verdreifachung des Originaltons.
Nehmen wir als Beispiel den Kammerton a’ (440 Hz), so bedeutet K2 a’’ (880Hz), also genau eine Oktave höher. K3 bedeutet 1320 Hz, also eine reine Quint (x2) höher, in diesem Fall das e’’’. Die Frequenz wäre bei einer reinen Stimmung des Instrumentes korrekt, die Quint hätte dabei die anderthalbfache Frequenz des Grundtones. Dummerweise liegt durch die gleichtemperierte Stimmung des Klaviers die Frequenz der Quint etwas tiefer, so dass die K3-Verzerrungen sich mit dem gespielten Ton ständig reiben. Anders ausgedrückt, K3 produziert Töne, die auf keiner Klaviatur existieren. Das Gleiche gilt für K5, nur in verstärktem Maße. Bei K2-Verzerrungen werden immer harmonische Obertöne erzeugt, die ja auch von den Instrumenten selbst produziert werden. Es ist also nicht so, wie immer gerne behauptet wird, Trioden erzeugen Verzerrungen, die den Klang künstlich angenehm erscheinen lassen, sondern sie vermeiden unnatürliche Verzerrungen.
Historisch gesehen waren Röhrenverstärker Anfang des 20. Jahrhunderts die einzigen elektronischen Geräte, mit denen man elektrische Signale linear verstärken konnte. Oder sagen wir einmal halbwegs linear. In den 50/60er Jahren kamen dann die Transistoren auf, die oben genannte Mängel nicht besaßen, billig herzustellen waren und natürlich den Reiz einer neuen Technologie besaßen. Richtig hingehört hatte – oder wollte – damals wahrscheinlich keiner. Kennt eigentlich noch jemand die deutsche HIFI Norm DIN 45500? Ha, ich glaube, mein Rasierapparat erfüllt diese Norm mittlerweile auch; dies nur als Beispiel, über welchen Unfug man sich damals den Kopf zerbrochen hatte.
Die großen Firmen wie RCA und Western Electric in den USA oder Telefunken in Deutschland wollten aufgrund der neuen Technologie schnell ihre Lagerbestände an Röhren räumen und haben dankbare Abnehmer in Japan gefunden. Tja, dumm gelaufen! Wenn jemand heutzutage eine alte Western Electric Röhre sucht, wird er am ehesten noch im Tokyoter Stadtteil Akihabara fündig. Dort werden derartige Röhren teilweise auf 300 Quadratmeter großen Verkaufsflächen angeboten. Sofern man die verschlungenen Pfade zu diesen Räumlichkeiten findet. Und der japanischen Sprache mächtig ist. Nebenbei bermerkt, bei den Preisen, die mittlerweile für diese Schätzchen bezahlt werden, spielen die Flugkosten keine so große Rolle mehr. Weshalb nun der ganze Heckmeck mit diesen NOS ( New Old Stock ) Röhren? Mittlerweile werden Röhren doch wieder in Massen in China und auch im ehemaligen Ostblock produziert.
Ganz so einfach ist die Herstellung wohl dann doch wieder nicht, es genügt offensichtlich nicht, einfach alte Originalmaschinen aufzukaufen und los gehts. Entscheidend ist das Know How, und das Fachwissen hierfür haben mittlerweile Leute, die bereits in Rente sind. Interessanterweise gibt es noch einen aktiven Mitarbeiter aus dem ehemaligen Telefunkenwerk in Ulm, der in seiner Firma Elrog unter Anderem wunderbar gefertigte 845 und 211 Trioden herstellt. Allerdings in verbesserter technischer Ausführung. Der Korpus besteht aus dickem Jenaer Glas, die Anoden sind aus Graphit mittels CNC gefräst, der massive Sockel ist aus Messing. Wie bei den Originalen bestehen die Kathodenfäden aus thoriertem Wolframdraht, sie werden also sehr hell leuchten. Deutlich stärkeres Vakuum als allgemein üblich. Kurzum, ein industriell gefertigtes Spitzenprodukt! Einen interessanten Firmenbericht hierzu gibt es unter: www.vinylsavor.blogspot.com
Damit will ich nun nicht behaupten, dass es heutzutage nicht möglich wäre, hervorragende Röhren neuer Konstruktion herzustellen, hierfür gibt es ja genügend Beispiele. Aber die Herstellungskosten einer Telefunken EC 8020 Triode beispielsweise wären sicher nicht geringer, als das, was man für eine NOS Version bezahlen müsste. Sofern man überhaupt eine findet. Andererseits sollte man nicht blind darauf vertrauen, wenn NOS draufsteht, dass die Röhre dann qualitativ hochwertig ist, es gab früher natürlich auch schlechte Produktionsläufe. Und den Originalaufdruck irgendeiner Billigröhre entfernen und mit einem Siemens oder Telefunken Label zu versehen, stellt für manch einen auch kein Problem dar. Die Berührungsängste mit NOS Röhren sind allerdings unbegründet, seriöse Geräte-Hersteller sorgen natürlich dafür, dass immer genügend Ersatzröhren vorhanden sind. Und durch das Internet waren die Versorgungsmöglichkeiten noch nie so gut wie jetzt! Natürlich sind bestimmte Typen ausgestorben, wie beispielsweise die Original Western Electric 300B, um die ein Riesen-Hype gemacht wurde. Oder eine WE 349A.
Es gibt aber natürlich andere Typen, wie beispielsweise eine 45, die klanglich von vielen einer 300B vorgezogen wird. Zudem gibt es zahlreiche Röhren, die seinerzeit für einen ganz anderen Zweck verwendet wurden, von den Daten her aber ideal für Audiozwecke geeignet sind. Gerne verwendet werden mittlerweile NOS Röhren, die exklusiv für die Bundespost von verschiedenen Herstellern wie Siemens, Telefunken und Valvo hergestellt wurden. Diese Röhren wurden unter hohen Qualitätsstandards gebaut, teilweise wurden Standzeiten von mehr als 10000 Stunden garantiert. Mit diesen Röhren lassen sich hervorragende Verstärker bauen, die Beschaffung ist auch noch kein Problem. Und überlegen wir einmal, wenn ich jeden Tag drei Stunden Musik höre und die C3m eine Lebensdauer von 10000 Stunden hat, dann brauche ich erst nach 10 Jahren eine neue. Diese lege ich mir jetzt zu, dann habe ich die nächsten 20 Jahre meine Ruhe!
Für Fernsehgeräte wurden massenhaft Röhren hergestellt, von denen etliche auch für Audiozwecke geeignet sind. Manche Typen haben so hervorragende Kennlinien, so dass man sich wundern muss, warum diese nicht für Audiozwecke eingesetzt werden. Die Hersteller müssten sich nur umsehen und diese Röhren wieder zum Leben erwecken. In Japan hatte Ken Shindo gezeigt, dass es möglich ist, mit ungebräuchlichen Röhrentypen hervorragende Verstärker zu bauen. Interessanterweise machen sich viele Leute Gedanken über den Nachschub an Röhren und lassen möglicherweise die Finger von einem derartigen Verstärker. Andererseits gibt es offensichtlich keinerlei Bedenken, wenn bei einem Transistorgerät die Transistoren nach 10 Jahren nicht mehr verfügbar sind. Zudem kann sich ja jeder beizeiten einen entsprechenden Vorrat an Ersatzröhren zulegen.
Eine der frühesten, im großen Stil in Radiogeräten in USA verwendeten Trioden ist die 45. Dies ist eine Röhre, von der es schon seit 15 Jahren heißt, sie sei nicht mehr erhältlich, und die trotzdem immer noch ohne größere Schwierigkeiten zu bekommen ist. Sie wurde zunächst in der „Globe“ Form hergestellt, später dann in der charakteristischen ST ( Shoulder Type ) Form. Auch Coke Bottle genannt, unsere Freunde jenseits des Atlantiks sind bei der Namensgebung ja immer sehr erfinderisch. Die ST Form wurde gebaut, um die Elektroden im Inneren mittels Glimmerscheiben gegen die Glaswand abzustützen. Bei den Globe Typen ist das Innenleben nur am Sockel befestigt und sollte somit etwas Mikrophonie-empfindlicher sein. Eine Globe UX 245 klingt trotzdem im Vergleich zu einer ST 45 feiner, mit mehr Auflösung, was manche auf das Fehlen des Glimmermaterials im Glaskolben zurückführen. Man spekuliert, dass das Glimmermaterial im Laufe der Zeit Gase absondert, die einen negativen Einfluss auf das Vakuum haben. Aber vergessen wir das ganz schnell, die Dinger sind einfach als NOS Version kaum noch zu haben!
Bei geeigneter Schaltung – und darauf kommt es an – kann die 45 sehr plastisch abbilden und die Musik sehr charmant mit wunderbaren Klangfarben wiedergeben, wie kaum eine andere Röhre. Neben den musikalischen Mitten wird der Hochtonbereich sehr rein und seidig reproduziert. Harry Pearson vom Abso!ute Sound hatte früher einmal den Begriff „Magic“ geschaffen, der hier genau zutrifft. Den Nachteil wollen wir natürlich auch nicht verschweigen, die Röhre kann maximal 1,5 Watt Leistung abgeben. Sie funktioniert dann nur mit Lautsprechern ab 100 Dezibel Kennschalldruck. Allerdings kann sie dann auch einen enorm farbigen, kontrollierten und druckvollen Bass wiedergeben. Bei entsprechend ausgelegtem Netzteil natürlich.
Durch die Renaissance der Röhrengeräte werden Röhren wieder in größerem Stil produziert, offensichtlich lohnt es sich auch wieder, qualitativ hochwertige Typen zu bauen. Nun gibt es nicht nur Nachbauten klassischer Röhren, sondern auch Neuentwicklungen. Stellvertretend hierfür soll die direkt geheizte Triode AA62B stehen, die von Ayon in der tschechischen Republik entworfen wurde und dort auch produziert wird. Von der Größe her erinnert die AA62B an eine 211 oder 845, eine geläufige ECC83 sieht daneben aus wie ein Scherzartikel. Mit einer Verlustleistung von 90 Watt sind Ausgangsleistungen möglich, von denen ein 300B Besitzer nur träumen kann. Damit aus dem Traum auch Wirklichkeit wird besteht die Kunst darin, den Verstärker so zu bauen, dass eben nicht nur grobdynamisch alles passt, sondern auch alle Feinheiten entsprechend wiedergegeben werden.
Einen Knaller der Ingenieurs- und Fertigungskunst Anfang der 60er Jahre möchte ich Ihnen aber nicht vorenthalten, auch wenn die Röhre nur noch sehr schwer zu bekommen ist: die Telefunken EC 8020. Diese eher weniger bekannte Triode hatte Thomas Mayer wiederentdeckt und benutzt sie auch in einer seiner Schaltungen. Er gehört auch zu den Entwicklern, die ein Gespür für „Schläfer-Röhren“ haben und diese wieder zum Leben erwecken. Die EC 8020 kann einige spektakuläre Features aufzuweisen: Die Fäden des Steuergitters sind so dünn, dass sie mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Dies führt dazu, dass sie nur in einem Bereich weit außerhalb des Hörbereichs angeregt werden können und die 8020 damit zu den am wenigsten Mikrophonie-empfindlichen Röhren gehört. Ein weiteres Highlight ist die hohe Leitfähigkeit von 65000 micromhos. Mho ist die alte Bezeichnung für die Leitfähigkeit, es handelt sich einfach um den Begriff „Ohm“ rückwärts gelesen. Diese hohen Leitfähigkeitswerte-Werte können nur durch eng zusammen liegende Elektroden erreicht werden, dabei ist umso erstaunlicher, dass die Röhre mit einer Anodenspannung von bis zu 300 Volt betrieben werden kann. Die EC 8020 musste mit extrem hoher Präzision gefertigt worden sein; Telefunken dürfte hierbei einen relativ hohen Ausschuss gehabt haben. Zudem weisen die Kennlinien auf eine außergewöhnlich hohe Linearität hin, die man sonst eher bei Röhren mit niedrigem Verstärkungsfaktor findet. Durch die hohe Anodenverlustleistung könnte die Röhre auch als kleine Leistungstriode mit einer Ausgangsleistung von 1,5 Watt durchgehen. Eine erstaunliche Röhre, leider – wie so oft im Leben – ausgestorben!
Wie funktioniert denn nun so eine sogenannte Vakuum-Elektronen-Röhre überhaupt Zunächst einmal haben wir einen luftleer gepumpten Glaskörper, dieser enthält bei einer Triode drei Komponenten: Kathode – Steuergitter – Anode, bei den späteren Typen sind noch Anschlüsse für eine Heizung der Kathode vorhanden. Betrachten wir das Ganze zunächst einmal ohne Steuergitter. Aus der Erfahrung mit Glühlampen weiß man, dass Elektronen die heiße Glühwendel verlassen. In unserem Fall also die heiße Kathode, die zudem noch nach Minus weisen muss. Liegt nun an der Anode eine positive Spannung an, so entsteht ein gleichmäßiger, dem Innenwiderstand entsprechender Elektronenstrom durch die Röhre. Wegen des hohen Innenwiderstands einer Röhre beträgt die Betriebsspannung zwischen Kathode und Anode üblicherweise einige hundert Volt. Wenn nun das zwischen Kathode und Anode liegende Steuergitter eine im Vergleich zur Kathode negativere Spannung erhält, wird mit zunehmender Negativität der Stromfluss immer kleiner, bis er ganz aufhört. Nähert sich dagegen die Gitterspannung 0 Volt, wird das Gitterhindernis zwischen Kathode und Anode immer kleiner, die Leitfähigkeit der Röhre steigt. Für diese Steuerfunktion genügen bereits einige Volt am Gitter. Anders ausgedrückt, kann man mit geringen Änderungen der Spannung am Gitter große Änderungen des Stromflusses durch die Röhre bewirken. Liegt nun ein Signal (Musik) am Gitter an, so wird der Stromfluss entsprechend den Schwankungen moduliert und man kann an einem Anodenwiderstand das Eingangssignal mit einer höheren Amplitude abgreifen.
In diesem Zusammenhang taucht immer wieder der englische Begriff BIAS auf. Dieser bezieht sich auf nichts anderes als die Gittervorspannung und der damit verbundenen Einstellung des Arbeitspunktes. Mit zunehmendem Alter ändern sich ja die Röhreneigenschaften und damit verlagert sich auch der Arbeitspunkt. Um dem entgegenzuwirken gibt es verschiedene Möglichkeiten: Manche Geräte haben ein eingebautes Anzeigeinstrument und Regler, mit denen man vorgegebene Werte wieder nachjustieren kann. Andere Geräte haben eine Autobias-Schaltung, welche dies selbständig übernimmt. Wie immer, hat alles Vor- und Nachteile, letztlich ist dies eine Frage des Schaltungskonzeptes.
Grundvoraussetzung für ein einwandfreies Funktionieren einer Röhre ist ein möglichst perfektes Vakuum, was technisch natürlich nie hundertprozentig erreicht werden kann. Deshalb besitzen die Röhren an der Innenseite einen silberglänzenden Spiegel, den sogenannten Getter. Hier handelt es sich meistens um Barium- oder Magnesiumlegierungen, die herumschwirrende Luftmoleküle chemisch binden können. Die Substanz wird durch Erhitzen des gut sichtbaren Getter-Rings ( oder andere Formen ) auf die innere Glaswand aufgedampft.
Nun gibt es zwei verschiedene Triodentypen, die sich durch die Art der Heizung unterscheiden: zum einen direkt geheizte Trioden, bei denen die Heizspannung direkt an der Kathode anliegt. Zum anderen die indirekt geheizten Trioden, hier wird die Kathode über eine zusätzliche Heizwendel beheizt. Dies ist nicht nur ein technischer Gimmick, sondern direkt beheizte Trioden haben in Eintaktschaltung bestimmte klangliche Eigenschaften, die man bei allen Konstruktionsarten wiederfinden kann. Was ist denn nun dieser oft zitierte, aber nie genau definierte Single-Ended Sound der Trioden? Man sollte hier nichts vereinheitlichen, aber eine Eigenschaft trifft bei den meisten Systemen zu: Sie können die einzelnen Soloinstrumente sehr deutlich von den restlichen Musikern abgrenzen. Man könnte die Sängerin vorne zwischen den Lautsprechern regelrecht umarmen! Die Mitten werden sehr flüssig und mit vielen Klangfarben wiedergegeben. Dies alles aber nur an einem geeigneten Lautsprecher!
Nun hängt der Klang eines Röhrenverstärkers nicht ausschließlich von der Ausgangsröhre ab. Wie immer ist die Qualität und Auslegung des Netzteils von ausschlaggebender Bedeutung, dazu noch die Frage der Gleichrichtung: Halbleiter oder Transistoren? Den klanglichen Einfluss der Treiberröhre kann man nicht stark genug hervorheben. Ein weiterer, ganz entscheidender Punkt ist die Qualität des Ausgangstransformators, wobei dessen Parameter natürlich optimal auf die Bedürfnisse der Ausgangsröhre abgestimmt sein müssen. Es nützt nichts, den chicsten Ausgangstransformator zu verbauen, der gerade „hip“ ist, wenn die Röhre dessen Eingangsimpedanz nicht mag. Zu guter Letzt natürlich die Schaltung selbst, teilweise herrscht die Meinung vor, es war ja alles schon einmal da, man braucht nur die alten Handbücher von Telefunken oder Tektronix wälzen, dann findet man was man braucht. Natürlich stehen die heutigen Designer auf den Schultern der alten Größen, und viele Schaltungen sind bereits einmal entwickelt worden. Aber es gibt durchaus Querdenker, wie beispielsweise J.C.Morrison, die immer wieder mit völlig neuen Ideen überraschen. Um nur einen zu nennen.
Allgemein kann man sagen, dass Trioden einen sehr farbigen Klang erzeugen können, der uns mehr zur Musik führt und weniger über technische Details nachdenken lässt. Hören und Empfinden wird mehr auf eine emotionale Ebene verlagert. Allerdings muss man auch bedenken, dass ein brauchbares Gerät nicht zum Schnäppchenpreis hergestellt werden kann. Trotz der einfacheren Schaltung im Eintaktbetrieb verursacht der hierfür benötigte Ausgangstrafo keine unerheblichen Kosten, und gerade wegen der einfachen Schaltung hört man sofort, wenn ein Bauteil qualitativ nicht mithalten kann. Zudem ist die Leistungsausbeute eher gering, so dass ein geeigneter Hochwirkungsgrad-Lautsprecher gefunden werden muss, der – bei passender Qualität – auch nicht ganz billig sein wird.
Eine weitere Möglichkeit wäre noch, die Triode an einem kleineren Lautsprecher so ab 92 dB zu betreiben und den Bassbereich über einen aktiven Bass laufen zu lassen. Puristen werden jetzt sofort mit dem Hinweis abwinken: dabei geht aber die Homogenität verloren. Stimmt! Aber vielleicht ist dies bei begrenztem Raumangebot für Hörner als zweitbeste Lösung möglicherweise gar nicht so schlecht? So eine Konstruktion einmal zu testen, wäre vielleicht interessant für ein zukünftiges Projekt. Es bleibt spannend!
Oliver von Zedlitz, der Inhaber der Firma KlangwellenManufaktur und der Entwickler der beiden bisher erhältlichen Komponenten, will mit seinen Kreationen Musikliebhaber ansprechen und nicht vorrangig spielfreudige, vor allem an Geräten interessierte Hifi-Fans. Daher verzichtet er auf auffällige Skalen und Justage-Vorrichtungen und setzt auf ein ebenso zurückhaltendes wie elegantes Design. Sein idealer Kunde baut Laufwerk, Arm und Tonabnehmer einmal auf – oder lässt diese Aufgabe vom Hersteller oder Händler für sich erledigen – und verschwendet dann keinen Gedanken mehr an die Technik und genießt seine Schallplatten. Was für den potentiellen Käufer des – oder vielleicht doch: der – Cantanos gilt, trifft auf dessen Entwickler nicht im Mindesten zu: Der setzte sich nämlich intensiv mit der Technik auseinander und brachte den Plattenspieler erst nach einer achtjährigen Konstruktions- und Reifezeit auf den Markt, auch wenn die KlangwellenManufaktur offiziell erst im Dezember 2011 vom Hobbyprojekt zur Firma mutierte.
Wenn man Maschinenbauer und Chef einer CNC-Fertigungsfirma mit 15 Angestellten ist, kann „von Grund auf“ schon mal bedeuten, dass man allein beim Experimentieren mit verschiedenen Materialien und Schichtstärken auf fast hundert Tellervarianten kommt, die natürlich alle gehört sein wollen. Erst einmal hörte Oliver von Zedlitz Teller aus nur einem Material, als da waren: Glas, Kunststoffe, verschiedene Steine, Metalle mancherlei Art und Grafit. Danach kamen unterschiedlichste Sandwiches auf die Lagerbuchse des Prototyps. Letztendlich entschied sich der experimentierfreudige Entwickler dann für eine Kombination aus Grafit und Aluminium, das für sich allein ein wenig Lebendigkeit vermissen lassen, den Klang des Grafits jedoch „homogenisieren“ soll. Wen jetzt die Angst vor Grafitstaub in den Plattenrillen befällt, der kann beruhigt werden: Die Grafitschicht des fünf Kilogramm schweren Tellers ist beschichtet, so dass kein Abrieb möglich ist.
Der Teller des Cantano sitzt auf einer Gleitlagerbuchse aus hochlegierter Bronze, die die feststehende Achse aus Hartmetall umgibt. Die Buchse wird von Hand geläppt, und das Spiel des Lagers soll lediglich zwei Mikrometer betragen. Oben in die Buchse wird eine Saphir-Kugel eingeklebt. Die Genauigkeit ihrer Zentrierung gibt Oliver von Zedlitz mit einem Hundertstel Millimeter an. Eine Steigung in der Buchse fördert Öl zum Lagerpunkt. Die Saphir-Kugel wird nicht mit dem gesamten Gewicht des Tellers belastet: Sich abstoßende Ringmagnete im Teller und im Edelstahl-Lagerblock, aus dem die Achse ragt, reduzieren den Druck am Lagerpunkt in etwa um den Faktor fünf. Die Kugel „sieht“ also nur einen etwa ein Kilogramm schweren Teller. Den Lagerblock dimensionierte Oliver von Zedlitz dann so, dass der Einfluss des Untergrundes möglichst weit minimiert wurde. Bei der jetzt gewählten Masse an Edelstahl sei es beinahe beliebig, aus welchem Material die Grundplatte bestehe. Nicht zuletzt aus ästhetischen Gründen war dann Granit der Werkstoff der Wahl. Auf der obersten Ebene des Pagode-Racks – egal ob mit oder die untergelegte, optisch reizvolle Schieferplatte – zeigte sich der Cantano dann auch ebenso unbeeindruckt von Trittschall wie mein LaGrange. Wie bei letzterem wird leichtes Klopfen auf die Stellfläche auch beim Cantano auf den Teller übertragen – da bedarf es schon einer Luftlagerung von Teller und Arm wie beim Bergmann Audio Sleipner, um den Plattenspieler gegen solche Spielereien zu immunisieren.
Angetrieben wird der Teller des Cantano von einem Motor samt passenden Speiseteil von Klein Technik, die die KlangwellenManufaktur zukauft. Die Kraftübertragung zwischen dem Edelstahpulley auf der Motorachse und dem Teller übernimmt ein Faden aus festem Garn, da es keine Gleichlaufprobleme verursache und auch langzeitbeständig sei: Oliver von Zedlitz konnte berichten, dass das Garn bei einem frühen Prototypen nun schon seit über fünf Jahren problemlos seine Aufgabe erfüllt.
Aber nicht nur in puncto Langlebigkeit und Wartungsfreiheit macht Oliver von Zedlitz es dem Besitzer des Cantano leicht: Er bietet ihm auch gleich den passenden Tonarm zum Laufwerk – eine, wie er es nennt, Plug and Play Lösung für Musik. Arm und Laufwerk wurden als Einheit konzipiert, und bisher gibt es auch nur für beide gemeinsam einen Preis. Die rege Nachfrage nach dem einzelnen Arm während der High End hat den Entwickler aber ins Grübeln gebracht: Natürlich sei es möglich, Arm und Laufwerk einzeln zu erwerben, und auch, was Basen für andere Tonarme für deren Verwendung auf dem Cantano Laufwerk anbelangt, sei prinzipiell alles machbar. Die Tonarmbasen werden beim Cantano übrigens aus Edelstahl gefertigt.
Selbst wenn der Arm – von der raumgreifenden Antiskating-Einrichtung einmal abgesehen – ähnlich unspektakulär und elegant wirkt wie das Laufwerk, ist er wirklich etwas ganz besonderes: Er wird nämlich aus Titan gefertigt – einem Material, das in Relation zu seinem Gewicht eine enorm hohe Festigkeit aufweist, jedoch nur unter großem Aufwand zu bearbeiten ist. Als weiteren Grund für die Materialwahl nennt Oliver von Zedlitz die sehr gering ausgeprägten Eigenresonanzen des Titans. Und die spielen bei einem Zwölf-Zoll-Arm eine größere Rolle als beim einem kürzeren Vertreter seiner Gattung. Aber ein nahezu vernachlässigbarer Fehlspurwinkel stand ebenso im Pflichtenheft wie eine möglichst geringe Lagerreibung. Oliver von Zedlitz entschied sich daher für eine Ein-Punkt-Lagerung, bei der zwei seitlich am Arm montierte Anker dafür sorgen, dass Taumelbewegungen sicher ausgeschlossen werden: Sie stehen punktuell in Kontakt zu einem das Armlager umgebenden Silikonring. Um auch an dieser Stelle geringst mögliche Reibung zu garantieren, werden die Kontaktflächen der Anker feingeschliffen. Bisher verwendete die KlangwellenManufaktur ausschließlich Silberkabel von van den Hul für die Verdrahtung des Arms. Nach ausgiebigen Hörsitzungen mit unterschiedlichen Anlagen hoher Qualität sind nun auf Wunsch auch Reinkupferleiter erhältlich.
Oliver von Zedlitz besuchte mich mit seinem Laufwerk schon vor mehreren Monaten. Damals hatte er einen kleinen Lyra-Tonabnehmer im Gepäck, installierte dann aber das AirTight PC-1 Supreme aus meinem Fundus. Der Aufbau des Laufwerks – es war lediglich ein Distanzstück zwischen Lagerblock und Teller zu entfernen – und Arms sowie die Montage des AirTight waren im Handumdrehen erledigt, da Oliver von Zedlitz Arm und Laufwerk in einer großen Holzkiste beinahe spielfertig anlieferte: Vom Einbau des Systems einmal abgesehen, erfüllte der Cantano schon einmal eines der Konstruktionsziele: Plug and Play. Und das gab dem Entwickler und mir ausreichend Zeit, gemeinsam ein paar der einschlägigen Testplatten zu hören – was für beide Beteiligten nicht frei von durchaus positiven Überraschungselementen war: Oliver von Zedlitz erlebte mit dem AirTight Supreme wohl erstmals, welches Potential in seinem Laufwerk schlummerte, und ich hatte die von den Cantanos demonstrierten klanglichen Leistungen schlicht nicht erwartet. Was Klangfarben, Detailfreudigkeit, Offenheit und Raumillusion anbelangte, musizierte das Cantano-Duo samt AirTight ebenso begeisternd wie der Brinkmann LaGrange mit dem Thales Symplicity und Lyra Olympos. Und das ist für ein Laufwerk samt hauseigenem Arm zum vergleichsweise günstigen Preis wirklich eine erstaunliche Leistung. Nur im direkten Vergleich konnte ich dann glücklicherweise mit einigen die Kette enorm fordernden Testscheiben bei Brinkmann und Co. geringe Vorteile in Sachen Dynamik und Tiefstbass entdecken. Der Cantano hat wirklich das Zeug zum Favoritenschreck!
Das traf vor einigen Monaten allerdings nur auf den Klang hundertprozentig zu. Optisch gab es an zwei Stellen noch ein wenig Luft nach oben und auch die Ausführung von ein, zwei Details ließ noch Wünsche offen. Bei der ansonsten vorzüglichen Verarbeitung – und vor allem den klanglichen Ergebnissen – wäre es einfach nicht angemessen gewesen, Ihnen die Cantanos so zu präsentieren. Deswegen entschloss sich Oliver von Zedlitz, seinen Kreationen noch einen letzten kosmetischen Feinschliff zugute kommen zu lassen und sich einen Tonabnehmer zuzulegen, der ihrem Niveau gerecht wird.
Als der Cantano dann kurz vor der High End zum zweiten Mal in den Hörraum kam, hatte Oliver von Zedlitz ein Ortofon Anna ins Headshell des Armes montiert. Und das harmoniert ganz vorzüglich mit dem nun auch optisch hundertprozentig stimmigen Cantano: Ich habe eine ganze Weile lang statt mit Brinkmann und Co. genau so spannend und entspannt mit dem KlangwellenManufaktur-Duo samt Anna meine Scheiben genossen. Da vermisst auch ein zugegebenermaßen recht verwöhnter Analoghörer nicht das geringste. Aber Sie wollen ja ganz sicher nicht nur hören, wie viel Spaß einem die Cantanos mit einem adäquaten Tonabnehmer und einigen gelungenen Aufnahmen machen können, sondern erwarten zu Recht eine etwas präzisere Beschreibung seiner Stärken und Schwächen. Und die gelingt nur im Vergleich mit den mir vertrauten Komponenten: In den Disziplinen Auflösung, Feinzeichnung und Raum leisten sich weder das Team um den Brinkmann noch die Cantanos mit dem Ortofon auch nur die geringste Schwäche. Ersteres hat jedoch bei der rhythmischen Akzentuierung von Songs minimal mehr zu bieten und erzeugt auch ein klein wenig mehr Druck im Tiefbass. Aber beides ist – wie angedeutet – nahezu vernachlässigbar, wenn der direkte Vergleich fehlt.
Während sich LaGrange und Co. und das KlangwellenManufaktur-Trio in puncto Tiefenstaffelung ebenbürtig sind, lässt letzteres die imaginäre Bühne bei manchen Scheiben sogar noch etwas breiter wirken. Die Cantanos spielen sehr offen und leichtfüßig – und daher vermisse ich bei einigen Songs das von Brinkmann und Kollegen her vertraute noch etwas sattere Fundament. Aber insgesamt sind das hier Kritteleien auf extrem hohem Niveau. Die KlangwellenManufaktur ist ein Neuling in der analogen Szene, erweist sich aber schon mit ihren ersten beiden Produkte klanglich als Schwergewicht, und das bei einer durchaus kundenfreundlichen Preisgestaltung: eine Entdeckung!
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL, Lyra Titan i, Ortofon Anna |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Ayon Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Audioquest Wild Blue Yonder und Wild Wood, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs AHP Sicherungen |
HERSTELLERANGABEN KlangwellenManufaktur Cantano | |
---|---|
Laufwerk |
|
Geschwindigkeiten | 33⅓ und 45 UpM |
Besonderheiten | durch Magnete entlastetes Lager |
Maße (B/H/T) | 395/270/300mm (Grundplatte) |
Gewicht | 26 Kilogramm |
Arm |
|
Montageabstand Spindel - Tonarm-Drehpunkt | 295mm |
Überhang | 9,5mm |
Kröpfungswinkel | 15 Grad |
Effektive Länge | 304,0mm |
Effektive Masse | 10g |
Preis (Laufwerk und Arm) |
12800 Euro |
HERSTELLER / VERTRIEB Klangwellenmanufaktur / CNC-Fertigung Gronemann GmbH | |
---|---|
Anschrift | Großbeerenstraße 134a 12277 Berlin |
Telefon | +49(0)30-688 94 662 |
info@gronemann-cnc.de | |
Internet | www.klangwellenmanufaktur.de |
Auf den Norddeutschen Hifi-Tagen im Februar dieses Jahres hat mein Kollege Wolfgang Kemper die Marke ICOS entdeckt und gemeint, dass wären doch interessante Testkomponenten für mich. Gesagt, getan: Im März bekam ich dann von ihm zwei sehr schwere Pakete, in denen sich der Vollverstärker ICOS Elsberg 270 und der CD-Spieler ICOS Fado Elsberg befanden. Aber zuerst einige Informationen zur Firma, denn ich nehme an, dass auch die überwiegende Mehrheit von Ihnen, liebe Leser, die Marke ebenfalls nicht kennt. ICOS gibt es bereits seit 1992. Beheimatet ist die Firma in Frankreich. Die Geräte werden in Illkirch in der Nähe von Straßburg, also praktisch direkt vor unserer Haustür, von Denis Hausherr erdacht und gefertigt. Bisher hat er diese ausschließlich in Frankreich vertrieben. Siegl Hifi in Berlin hat nun vor einigen Monaten den Vertrieb für Deutschland übernommen und ich hatte in den letzten Wochen die Gelegenheit, den ersten Test von ICOS Komponenten in Deutschland exklusiv für hifistatement durchzuführen. Denis Hausherr begann schon 1973 aktive Kontrollmonitore für Aufnahmestudios zu entwickeln. Für die damalige Zeit ganz neu war sein Konzept mehrkanaliger Abhörsysteme mit aktiver Filterung zur optimalen Raumbeschallung. 1992 machte er sich dann mit der Firma ICOS selbständig. Ab 1995 kamen dann die ersten zweikanaligen ICOS Highend Komponenten der Serien Init und Elsberg (Verstärker und CD Spieler) auf den Markt und wurden in Frankreich seither immer wieder von der Presse ausgezeichnet. Inzwischen wurden die Geräte kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert, und seit einigen Jahren umfasst die Palette auch Vor- und Endstufen sowie Digital/Analog-Wandler. Die Komponenten werden von Hand in Frankreich gebaut und vor der Auslieferung wird jede Komponente strengen Zuverlässigkeitstests unterzogen. Dazu gehört auch der abschließende Hörtest!
Nun zurück zu den Testgeräten. Nachdem ich den Vollverstärker mit seinen18 Kilogramm und den CD Spieler mit elf Kilogramm aus der Verpackung gewuchtet hatte und sie nun vor mir standen, habe ich mich erst einmal mit der ganz und gar nicht gewöhnlichen Optik auseinandergesetzt. Laut Denis Hausherr hat diese Bauweise handfeste akustische Gründe. Sämtliche ICOS Komponenten besitzen Seitenteile aus Granit und besonders massive Aluminium-Frontplatten. Schwingungen haben bei dieser Geräteauslegung laut Denis Hausherr keine Chance. Das klingt bei Betrachtung der Geräte plausibel.
Die Bedienung des Vollverstärker 270 Elsberg gibt keine Rätsel auf: Die Vorderfront enthält einen Standby-Schalter, Eingangswahltasten und einen Lautstärkeregler. Das war’s. Das Besondere daran ist, dass die Bedienelemente wahlweise vergoldet oder mit Palladium beschichtet sind. Zudem ist der 270 Elsberg fernbedienbar. Der Netz-Hauptschalter befindet sich auf der Rückseite. Diese ist wie die Vorderseite ebenfalls sehr übersichtlich gehalten. Neben massiven Lautsprecherterminals von WBT befinden sich ordentliche, Teflon-isolierte Cinch-Anschlüsse. Es gibt vier Hochpegeleingänge, einmal Video und einen Phono-MM-Eingang. An Ausgängen sind Tape und Video vorhanden.
Ich konnte es natürlich nicht lassen und habe in das Innere des Vollverstärkers geschaut: Hier setzt sich im Aufbau die ungewöhnliche äußere Optik fort. Ich habe noch kein Verstärkerkonzept mit so wenigen Bauteilen und so kurzen Signalwegen gesehen. In der Vorstufe kann ich einen OP-AMP NE 5532 erkennen. Diesen habe ich auch im MM Zweig gefunden. Die bipolaren Motorola-Endstufen-Transistoren werden diskret angesteuert. Das Ganze wird durch einen fetten Ringkerntrafo mit 700 VA versorgt, flankiert durch zwei Kondensatoren mit je 10.000 Pikofarad. Die Leistung gibt ICOS mit „schmalen“ 2 x 80 Watt an. Ich gebe zu, dass mir spontan durch den Kopf schoss: Das soll klingen? Immerhin kostet dieser Vollverstärker über 5000 Euro. Aber dazu gleich mehr…
Nun noch zur Optik und zum Aufbau des CD Spielers ICOS Fado Elsberg. Für diesen sind auch rund 3.500 Euro fällig. Die Seitenteile aus Granit kannte ich ja schon vom Vollverstärker. Beim Player handelt es sich um einen Toplader. Beim Zurückschieben des äußerst massiven Deckels kommt Freude auf. Die CD wird mit einem magnetischen Messingpuck auf dem exzellenten Philips-Laufwerk fixiert. Die Bedienung auf der Front erfolgt mit kleinen vergoldeten oder auch mit Palladium beschichteten Tasten. Es gibt einen Standby-Schalter. Daneben liegen Taster für die wesentlichen Laufwerksfunktionen. Die blauen Ziffern des Displays darüber lassen sich auch aus der Ferne gut ablesen. Auch der Fado Elsberg ist fernbedienbar. Man sucht allerdings vergeblich nach heute durchaus üblichen Filteroptionen. So etwas gibt es nicht. Die Rückseite ist dann im Vergleich zur durchaus schon übersichtlich gehaltenen Vorderfront regelrecht leer. Es gibt keinen Netz-Hauptschalter, das heißt der Fado Elsberg läuft immer im Standby und wird dabei übrigens im Gegensatz zum Vollverstärker recht warm. Es gibt einen Cinch-Ausgang und einen 75-Ohm-Cinch-Digitalausgang. Das war’s mal wieder. Das Innere ist noch viel übersichtlicher ausgefallen als beim Vollverstärker. Die Wandlung erfolgt mit einem bestens beleumundeten BurrBrown 1794. Das CD-Signal wird auf 192 Kilohertz upgesampelt. In der Ausgangsstufe sitzt ein einsamer Op-Amp. Auch hier also: Wenige Bauelemente und sehr kurze Schaltungswege. Und wieder und jetzt drängender formt sich die Frage in meinem Kopf: Kann das klingen? Für diese Kombination müssen Sie immerhin mehr als 8.500 Euro auf den Tisch des Hauses legen!
Vor dem Hörtest gab es dann noch ein Problem. Die ICOS Komponenten haben Überbreite (51,5cm) und passten nicht in mein Hifi-Regal. Ich habe sie also davor auf den Fußboden gestellt. Beide Geräte besitzen jeweils vier große, massive Edelstahlspikes als Füße. Intelligenterweise haben ICOS Komponenten auf ihren Granitseitenteilen Aufnahmen für diese Spikes, so dass man sie einfach übereinander stellen kann. Da stehen sie nun gestapelt in der Mitte zwischen den Quadral Platinum M50 Boxen vor meinem Regal und sehen jetzt gar nicht mal schlecht aus. Verbunden habe ich den CD Spieler und Vollverstärker mit einem kurzen, gerade mal 40 Zentimeter langen Cinch-Kabel von Sommer, einem Epilogue. Zu den Boxen führte wie immer mein bewährtes Monitor Black & White LS 1202. Beide Geräte lassen sich mit einer Universal-Fernbedienung, die dem Vollverstärker beigelegt war, steuern. Über die Qualität dieses Teils sage ich lieber nichts. Meine Erwartungshaltung, liebe Leser, war inzwischen bei Null angelangt…
Aber nun kam, was wohl kommen musste. Nach fünf Minuten mit den nicht warm gelaufenen Geräten war ich schon hellwach und als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, waren vier Stunden (!) vergangen und ich hatte noch lange nicht genug. So geht es mir nach nun sechs Wochen mit den ICOS immer noch. Inzwischen habe ich mich quer durch meine umfangreiche CD-Sammlung gehört. Auf dem Tisch vor mir stapeln sich CDs und der Fußboden vor meinen CD-Regalen liegt auch schon voll. Selbst meine Lebensgefährtin und mein Kollege Wolfgang Kemper kamen nicht umhin, das Gehörte zu verifizieren. Wir waren uns einig, dass die Gehäuse mit ihrer ungewöhnlichen Optik und der unkonventionelle Aufbau zu einem außergewöhnlichen Musikerlebnis führen. Diese Kombination aus ICOS 270 Elsberg und Fado Elsberg gehört Preisklassen unabhängig zum Besten, was ich in über 40 Jahren Beschäftigung mit dieser Materie je gehört habe. In meinem Hörraum, den ich jetzt zwei Jahre habe, ist es sogar das Beste, was mir bisher untergekommen ist. Und liebe Leser, da stand schon deutlich teureres Equipment drin!
Diese Kombination aus ICOS Elektronik und Quadral Lautsprechern musizierte dermaßen überzeugend, dass es mir schwer fällt, irgendein Haar in der Suppe zu finden. Glauben Sie mir, normalerweise finde ich immer was zu bemängeln. Aber in diesem Fall ist das nicht wirklich möglich. Ich versuche mich mal in einer Klangbeschreibung: Als erstes fiel mir das Timing auf. Mein Fuß wippte sofort mit. Das Nächste war die Spielfreude der Kombination. Sie macht regelrecht an. Ich hoffe, Sie verstehen was ich meine. Rhythmus und dynamische Fein- und Grobabstufung sind enorm. Dazu gesellt sich eine mir beinah unheimliche Transparenz und Räumlichkeit. Das ist auch der Grund, warum ich so viele Stücke quer durch meine CD-Sammlung gehört habe. Und das war beileibe nicht nur „Audiophiles“. Ich habe praktisch alles, was ich glaubte zu kennen, neu erfahren dürfen. Die Offenheit, mit der Details dargeboten werden, ist frappierend. Dabei sind die ICOS Geräte aber nicht überanalytisch oder hart. Auch zerfällt die Musik nicht in ihre Einzelteile. Die Darbietung bleibt musikalisch geschlossen, allerdings bei einem Höchstmaß an Transparenz und Offenheit. Die ICOS Komponenten sind unheimlich schnell und wahnsinnig dynamisch. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie so etwas mit den angegeben 2 x80 Watt Ausgangsleistung möglich ist. Dieser Verstärker macht auch bei abartig hohen Lautstärken nicht zu. Sie haben das Gefühl, da sei Leistung ohne Ende vorhanden. Das mag mit anderen Lautsprechern anders aussehen, aber mit meinen Myro Monitoren und den Quadral Platinum M50 war das Ergebnis absolut überzeugend. Das einzige, was man den ICOS Geräten vielleicht ankreiden könnte, ist ihre Direktheit. Man kann sich ihnen nicht entziehen. Sie zwingen zum Zuhören.
Dieses Mal möchte ich auf das Nennen einzelner Musikbeispiele verzichten. Wenn Sie diese ICOS Kombination hören möchten, nehmen Sie einfach die CDs mit, die Ihnen musikalisch gefallen. Denken Sie dabei nicht an die Aufnahmequalität. Das ist in diesem Fall nachrangig. Natürlich zeigen die Geräte die unterschiedlichen Aufnahmequalitäten deutlich auf, aber der Spaß an der musikalischen Darbietung geht auch bei schlechten Aufnahmen nicht verloren. Man nimmt wahr, dass die Aufnahme nicht besonders gut ist, hat aber trotzdem Freude an der Musik.
Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, die Phonoqualitäten des 270 Elsberg vollständig auszuloten, da mein Plattenspieler mit einem MC-System ausgerüstet ist. Ich habe aber noch einen alten Thorens TD 165 mit TP16 Tonarm und einem Denon DL 110 MC High-Output System, als „Backup“ stehen. Natürlich hat das DL 110 seine Grenzen, aber das eben Gesagte zu den klanglichen Fähigkeiten setzt sich auch beim Phonozweig fort. Ich habe auch mein teures analoges Equipment mit meiner MC-Vorstufe über einen Hochpegel-Eingang an den ICOS angeschlossen. Klar gab es dann mehr Details zu hören als über den direkt am Phonoeingang des 270 Elsberg angeschlossenen alten Thorens mit Denon DL 110, aber es fehlt dann das gewisse Etwas. Es geht doch einiges an Dynamik und Transparenz verloren. Das Flair ist weg! Ich würde daher empfehlen, sich ein exzellentes MM-System oder einen guten Übertrager für MC-Systeme anzuschaffen und den Phonoeingang des ICOS Vollverstärkers zu nutzen.
Das gleiche gilt auch für die Verbindung von Fado Elsberg und 270 Elsberg. Ich hab’s auch mit meinem AVM CD Player am ICOS Verstärker probiert. Das klingt nicht schlecht, aber ist weit entfernt von der musikalischen Faszination, die die ICOS Kombination vermittelt! Fazit: Unbedingt die Kombination aus ICOS Vollverstärker und CD-Player kaufen.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Vollverstärker | AVM A3NG |
CD-Player | AVM CD3NG |
Lautsprecher | Myro Rebell, Quadral Platinum M50 |
Phono-Preamp | Otto-Musikant |
Laufwerk | Musical-Life Jazz Reference, Thorens TD 165 |
Tonarm | Musical-Life Conductor Vocalitas, Thorens TP16 |
Tonabnehmer | Musical-Life Denon DL 103, Denon DL 110 |
Kabel | Inakustik Black & White NF und LS 1202, Whitezombieaudio Zeropointzero XLR Reinsilber Kabel, Sommer Epilogue NF, Audioquest Digital Audio Carbon USB, Audioquest Wild Digital S/PDIF, Vovox link direct SD AES/EBU |
HERSTELLERANGABEN Vollverstärker ICOS 270 Elsberg | |
---|---|
Geräuschspannungsabstand | 130 dB |
Dauerausgangsleistung | 80 Watt / Kanal |
Frequenzgang | 20 - 20.000 |
Eingangsempfindlichkeit / Impedanz | 4 mV/47 kΩ (Phono) 300mV/12 kΩ (Hochpegel) 1V / 5 kΩ (Video) |
Vorverstärkerausgang / Impedanz | 300mV / 40 kΩ (Tape) |
Video | 300 mV / 12 kΩ (Video) |
Leistungsaufnahme | 510 W |
Maße (H/B/T) | 16,6/51,5/31 cm |
Gewicht | 18 Kg |
Seitenpartien | hellgraues Granit oder Labradorit |
Frontpartie | gebürstetes Aluminium, schwarz oder silber |
Knöpfe | Palladium oder vergoldet |
Preis | 5040 Euro |
HERSTELLERANGABEN CD-Player ICOS Fado Elsberg | |
---|---|
Geräuschspannungsabstand | 130 dB |
Ausgangsimpedanz | 1000 Ω |
Digitalausgang | 0,5 V |
Laufwerk | Philips CD Pro 2LF |
D/A Wandler | Burr Brown 24 bit / 192 kHz |
Maße (H/B/T) | 12/52/28 cm |
Gewicht | 11 Kg |
Seitenpartien | hellgraues Granit oder Labradorit |
Frontpartie | gebürstetes Aluminium, schwarz oder silber |
Knöpfe | Palladium oder vergoldet |
Preis | 3500 Euro |
VERTRIEB ICOS Vertrieb Deutschland Siegl Hifi | |
---|---|
Anschrift | Kantstr. 98 10627 Berlin |
Telefon | 030/32701916 |
t.siegl@siegl-hifi.com | |
Internet | www.icos-audio.de |
Jürgen Saile: Ashizawa San, nach dem Tod von Hiroyasu Kondo wurden Sie Präsident der Firma. Kondo ist eine traditionsreiche Firma, werden wir nun mit Veränderungen rechnen müssen?
Masaki Ashizawa: Zunächst muss ich korrigieren, ich war bereits zwei Jahre vor dem Tod von Kondo San Präsident der Firma. Kondo San war schwer erkrankt und hatte bereits zwei Jahre vor seinem Tod die Geschicke der Firma an mich übergeben. Es ist in Japan sehr ungewöhnlich, die eigene Firma an eine fremde Person zu übergeben, insbesondere, wenn man selbst einen Sohn in der Familie hat. Trotzdem blieb Kondo San der geistige Lenker, er war mein Lehrer. Aus diesem Grunde werden wir die Firma in seinem Sinne auch weiterführen. Lediglich was Qualität anbelangt, werden wir versuchen, diese immer weiter zu verbessern.
JS: Kondo San hat als erster Silber für den Audiobereich entdeckt und verwendet. Mittlerweile gibt es mehrere Hersteller, die ebenfalls Kondensatoren und Spulen aus Silber anbieten. Entsprechen diese immer noch nicht den Ansprüchen von Audio Note jp.?
MA: Diese Frage ist ein bisschen tricky, es liegt nicht nur an dem Silbermaterial alleine, sondern auch wie dieses eingesetzt wird. Bei unseren Silberkabeln und Kondensatoren ist natürlich die Konstruktion ebenso wichtig. (Hier greift der Marketingleiter in das Gespräch ein) Masaki ist ein sehr höflicher Mensch, deshalb möchte ich die Frage beantworten: wir sind mit den angebotenen Produkten nicht sehr zufrieden, aber er kann das nicht so sagen. Es gibt mittlerweile sehr gute Produkte, aber an tonal kritischen Stellen wollen wir diese nicht einsetzen. Deshalb machen wir uns die Mühe, diese selbst herzustellen, obwohl unsere Produktionskapazitäten sehr begrenzt sind; wir können maximal 50 Verstärkereinheiten pro Jahr bauen. Und jeder Verstärker enthält vier bis sechs Silberfolienkondensatoren, das sind bei Monoblöcken über 400 Kondensatoren pro Jahr, die manuell gewickelt werden müssen. Wir machen diese Arbeit sicher nicht, weil wir Geld sparen wollen. Wir haben sehr hohe Qualitätsansprüche, die vom Gründer der Firma festgelegt wurden.
JS: Wie viele Angestellte haben Sie?
MA: Außer mir sechs. Sie sind sehr vielseitig begabt und haben deshalb auch verschiedene Aufgaben.
JS: Bei den Netztransformatoren benutzen Sie auch Fremdfabrikate, beispielsweise Tango?
MA: Nicht grundsätzlich, die hier vorgestellte Endstufe Kagura enthält ausschließlich eigene Transformatoren. In jedem Fall werden Ausgangs-Transformatoren und Chokes selbst hergestellt. Wir haben sehr gute Beziehungen zu dem Entwickler der Tango-Transformatoren, der uns bei der Entwicklung eigener Netztrafos unterstützen kann. Allerdings gibt es hier enorm viele Sicherheitsbestimmungen, so dass es – bei unseren begrenzten Kapazitäten – günstiger ist, die Netztrafos von ISO Tango nach unserem Design bauen zu lassen. Bei den Ausgangstransformatoren haben wir einen Mitarbeiter, der das beste Fachkönnen hat, unsere Trafos zu wickeln. Er ist weltweit der Beste!
JS: Ashizawa San, sie sind der Chefdesigner; wenn sie ein neues Produkt entwickeln, wie den neuen Lautsprecher Biyura. Geben Sie die dann komplette Entwicklung vor oder haben Sie Spezialisten für einzelne Bereiche, wie Chassis, Weiche, Gehäuse?
MA: Die Entwicklung liegt primär in meinen Händen. Ich werde natürlich unterstützt von Mitarbeitern, die Zeichnungen machen, oder den Kontakt zu den Zulieferfirmen halten. Dies sind aber alles nur untergeordnete Tätigkeiten.
JS: Was ist so speziell an diesem Lautsprecher?
MA: Zunächst handelt es sich um einen Lautsprecher mit Feldspulenchassis. Wir hatten das Chassis mit Permanentmagneten schon seit einiger Zeit, hatten aber zu dieser Zeit kein komplettes Lautsprechersystem. Als wir uns entschlossen, dieses System hier zu entwickeln, kam die Entscheidung, Feldspulen zu benutzen. Feldspulen haben viele sehr gute Seiten, aber bei unseren Hörsitzungen haben wir auch einige negative Seiten gefunden. Diese mussten erst einmal beseitigt werden. Beispielsweise ist die Art des verwendeten Eisens in dem Feldspulen-Magneten extrem wichtig. Deshalb hatte die Entwicklung des gesamten Systems vier Jahre gedauert.
JS: Handelt es sich um ein Fullrange-System mit Unterstützung im Hochtonbereich durch das Horn?
MA: Es ist ein zwei Wegesystem, der Bass ist mehr ein Wide-Range-System.
JS: In der Weiche benutzen sie natürlich ihre Silberfolienkondensatoren?
MA: Ich denke, ja!
JS: Ein anderes Thema: Bei Ihrem neuen Vollverstärker Overture benutzen Sie EL34 Pentoden in Push-Pull Konfiguration. Das ist eher ungewöhnlich bei Kondo. Was war der Grund hierfür?
MA: Die meiste Leute denken beim Kondo Sound an Single Ended und Trioden. Aber ich glaube, es ist nicht notwendig Trioden einzusetzen, um diesen zu bekommen. Das geht auch mit Push-Pull und Pentoden, es ist nur eine Frage, wie man dies macht.
Der Marketingleiter ergänzt: Diese Vorstellungen in der Öffentlichkeit haben eine lange Tradition, aber Kondo ist eine Firma, die nicht an einem Punkt stehen bleibt, wir versuchen so viele Innovationen durchzuführen wie möglich. Dies begann schon zu Kondo Sans Zeiten. Beispielsweise hatte der Verstärker Kegon eine Hybridgleichrichtung, also Röhren und Transistoren.
Das Ziel bei der Entwicklung des Overture war, eine neue Produktlinie für Einsteiger zu entwickeln. Leider auch hier nur für Einsteiger mit den nötigen finanziellen Möglichkeiten. Bevor nun jemand aus Kostengründen die kleinste Vorstufe M7 kauft und mit irgendeiner unpassenden Endstufe kombiniert, wollten wir lieber die passende Endstufe dazu liefern und das Ganze als Vollverstärker anbieten. Zudem sollte der Verstärker eine Ausgangsleistung von 30 Watt haben, und natürlich aus Röhren. Wenn wir dies mit Trioden realisieren wollten, käme so etwas wie die Kagura heraus. Also etwas völlig anderes. Deshalb haben wir diese Schaltung mit Pentoden realisiert. Momentan werden EL34 eingesetzt, wir denken aber darüber nach, in einer neuen Generation möglicherweise andere Typen zu verwenden. Allerdings war es nicht ganz einfach, die typischen Kondo Eigenschaften in diesem Design zu realisieren, überhaupt nicht einfach!
Wir haben auch zu einem psychologischen Trick gegriffen; Die Röhren sind alle in einem Gehäuse versteckt, so dass man zuerst einmal zuhört und dann vielleicht fragt, ob hier 300B verwendet wurden. Das Push-Pull Design kann auch mehr Strom liefern, so dass Overture für eine größere Anzahl von Lautsprechern geeignet ist. Zudem benutzen wir nicht nur Röhren, sondern auch Transistoren, allerdings nur für die Bias-Einstellung.
JS: Ist die EL 34 als Pentode oder Triode geschaltet?
MA: Wir benutzen sie nur in Pentodenschaltung.
JS: Eine schwierige Frage: glauben Sie, dass es unterschiedliche Hörgewohnheiten zwischen asiatischen und westlichen Menschen gibt? Wegen der unterschiedlichen Kultur?
MA: Der größte Teil der klassischen Musik stammt aus Europa, deshalb sind die Menschen hier mehr mit dieser Musik vertraut. Bei Jazz sieht das wieder anders aus.
Deshalb denke ich, der Sound, den die Menschen mögen ist von der Tonalität ihrer Muttersprache abhängig. In der japanischen Sprache vermisse ich manchmal den Ton. Japanische Lautsprecher sind auch außerhalb Japans nicht sehr populär. Dieser hier ist anders und für alle Bedürfnisse ausgelegt.
JS: Was für Musik nehmen Sie zum Abstimmen Ihrer Komponenten? Immer noch Toscanini?
MA: Wir benutzen gerne Gesangstimmen, beispielsweise Aufnahmen mit Elly Ameling. Wir haben zehn ausgewählte Platten mit unterschiedlichen Musikrichtungen, die wir zum Abstimmen hernehmen. Toscanini war ein Favorit von Kondo San, den wir aber nur noch selten hören.
JS: Ashizawa San, arigato gozaimasu !
Der um 1500 in Italien und Frankreich lebende Maler Rosso Fiorentino steht mit seinem Namen Pate für die Lautsprecher-Manufaktur Rosso Fiorentino, die ihren Sitz in der Toskana hat, im kleinen Örtchen Bagno di Ripoli, unweit Florenz. Vor 500 Jahren entwickelte dieser Maler mit eigenen Ideen die Kunst großer Vorbilder wie Michelangelo, Raffael und Leonardo da Vinci in seinem Sinne weiter. So steht der Firmenname Rosso Fiorentino für musikalisch hochwertige Lautsprecher mit eigener, besonderer Note. Francesco Rubenni ist Gründer, Mitinhaber und Entwickler des Unternehmens, welches bei seinen Kreationen nach möglichst naturgetreuer musikalischer Reproduktion strebt. Francesco Rubenni studierte im englischen Salford Elektroakustik, war mehrere Jahre in einem berühmten Florentiner Tonstudio tätig und in diversen Akustik-Projekten engagiert. Sein eigenes Unternehmen Rosso Fiorentino startete er 2006. Unterstützt wird Francesco Rubenni von seinem Entwicklungs-Ingenieur Claudio Certini, der gewiss kein unbeschriebenes Blatt in der kreativen italienischen HiFi-Welt ist. Dem Hause Rosso Fiorentino bedeutet es sehr viel, dass jeder Lautsprecher, der das Werk verlässt, gänzlich handgefertigt ist. Auch die Ausstattung der Modelle mit edlen, außergewöhnlichen Materialien wie Leder-Applikationen ist ein Markenzeichen und in dieser Art einzigartig.
Die Volterra reiht sich in die Typenhierarchie als größtes Modell der Referenz-Serie ein. Daneben existieren die Serien Flagship und Prestige. Bei den wohlklingenden Namen und den schönen Bildern, die sich schnell im Kopf einstellen, wenn man an die Toskana denkt, wundert die besondere Gestalt der Volterra keineswegs. Angeboten wird sie in auffällig ansprechendem Capalbio Holz oder schwarzem Klavierlack, wie mein Test-Paar. Darüber hinaus stehen drei besondere Lackierungen zur Auswahl. Weiterhin sind drei markante Leder-Seitendekorationen im Angebot, was dem Lautsprecher ein ganz besonderes Aussehen gibt. Wichtig zu wissen ist, dass es sich um geprägte Lederdesigns und keineswegs um echtes Krokodilleder handelt – also keinerlei Grund zur Sorge. Formal ist die Volterra nicht leicht zu beschreiben. Sie ist eine außergewöhnliche Erscheinung, die meine Ehefrau sofort mit anerkennenden Bemerkungen bedachte. Das Gehäuse ist dreigeteilt, wenn man den integrierten Fuß nicht mitzählt. Dieser schwarze Sockel aus MDF nimmt unterseitig vier wirklich hochwertige, justierbare Edelstahl-Spikes auf. Entsprechende Tellerchen, die den Fußboden vor Druckstellen schützen, gehören zum Lieferumfang. Mechanisch ist der Sockel mit vier recht festen Pufferelementen mit dem eigentlichen Lautsprecher verbunden.
Diese dämpfen Schwingungen in beide Richtungen und lösen die eigentlichen Gehäuse vom Boden. Die gesamte Höhe der Volterra beträgt gerade mal etwas mehr als einen Meter und führt zu einem sympathischen optischen Gesamteindruck, der keineswegs unauffällig ist. Die Formgebung zieht die Blicke auf sich, und die ungewöhnliche Konzeption des Gehäuses macht neugierig und verlockt zu genauerer Betrachtung der edlen Verarbeitung dieses Kunstwerks. Die Front der beiden größeren unteren und oberen Gehäuse, die die insgesamt vier Chassis beinhalten, besteht aus zehn Millimeter starkem, gebürstetem, schwarz eloxiertem Aluminium. Die ansprechende optische Wirkung dieser massiven Aluminium-Platten ist aber nur das erfreuliche Nebenergebnis der akustischen Aufgabe des Metalls. Es dämpft nämlich sehr effektiv Schwingungen des Holzkorpus' aus hochverdichteter Faserplatte. Rückseitig im Mittelteil fallen die auch haptisch ansprechenden rot und schwarz eloxierten Anschlussklemmen aus eigener Fertigung ins Auge. Bei Rosso Fiorentino hat man hier nicht auf namhafte Zulieferer gesetzt, sondern eigens nicht magnetische Polklemmen gefertigt, die aus reinem Kupfer bestehen, welches handpoliert und mit Gold über Silber über Rhodium beschichtet ist. Das ist Aufwand im Detail. Auf der Front eingelassen ist im taillierten, mit Leder dekorierten Mittelteil das Firmenlogo, das schwarz und golden die Initialen des Firmeninhabers Francesco Rubenni darstellt und durch seine Wertigkeit auch den Stolz des Hauses auf diesen Lautsprecher zum Ausdruck bringt. Die Drittelung des Gehäuses hat selbstverständlich im Wesentlichen technische und klangrelevante Gründe.
Das untere Trapez-förmige Gehäuse beinhaltet nur ein Chassis, nämlich einen 20-Zentimeter-Tieftöner mit einer Membran aus Nomex, fest und leicht. Im genau andersherum aufgebauten oberen Gehäusetrapez sind ein 18-Zentimeter-Tief-Mittelton-Konus, ebenfalls mit Nomex-Membran und eine 28-Millimeter-Hochton-Kalotte aus beschichteter Seide eingelassen. Quasi als i-Tüpfelchen befindet sich darüber der Superhochtöner, ein Bändchen in seinem goldenen Schutzkäfig. Im Gesamtbild der schwarzen Front sticht es neben dem Firmenlogo geradezu ins Auge. Mir persönlich gefällt dieser goldige Design-Punkt ausgesprochen gut. Zeigt er doch, dass man im Hause Rosso Fiorentino mit langweiliger Gleichförmigkeit nichts zu tun haben will. So ist der Bändchenhochtöner akustisch und auch optisch als Glanzlicht zu verstehen.
Die Volterra tritt also augenscheinlich als Vier-Wege-Konzept auf. Aber der Schein trügt. Fangen wir oben an. Das Doppel-Bändchen beginnt erst bei 22 Kilohertz mitzuspielen und reicht bis 100 Kilohertz hinauf. Solche Frequenzgänge sind eine Rarität im Lautsprecherbau. Das gilt auch für die Linearität bis in diese höchsten Höhen mit nur plus/minus drei Dezibel Abweichung. Der die Kalotte aus beschichtetem Seidengewebe musiziert nach oben unbegrenzt. Der im oberen Kabinett sitzende 18-Zentimeter-Tief-Mitteltöner löst die Kalotte bei zwei Kilohertz nach unten ab. Er arbeitet nach dem Bassreflex-Prinzip. Die entsprechende Schallöffnung befindet sich formschön eingelassen auf der Rückseite. Dieses Chassis läuft akustisch unbegrenzt bis zum natürlichen Roll-off in den Tiefen, wird also nicht gefiltert, wie mir Werner Obst vom deutschen Vertrieb mitteilte. Das untere Kabinett beherbergt im geschlossenen Gehäuse ausschließlich den 20-Zentimeter-Treiber für die untersten Frequenzen. Die Übernahmefrequenz wird mit 60 Hertz angegeben. Das bedeutet, dass dieses Chassis lediglich die ganz tiefen Frequenzen sozusagen auffüllt. Die eigenwillige und raffinierte Konzeption im Bassbereich mit den zwei ungewöhnlich kombinierten Chassis soll auch den Vorteil haben, in kleineren oder mittleren Wohnräumen eine saubere Tiefenreproduktion zu gewährleisten.
Die mechanische Stabilität aller Chassis wird durch die Besonderheit ihrer Montage optimiert. Alle Chassis, so Werner Obst, sind über Gummipuffer mit der Schallwand verschraubt, um Vibrationen zu eliminieren. Hinten, also an den Magneten, sind sie fest an inneren Verstrebungen montiert. So werden sie nicht durch ihr hohes rückseitiges Eigengewicht in der Vertikalen belastet; unerwünschte mechanische Kräfte können auf diese Weise gar nicht erst entstehen. Vibrations-Übertragungen des Antriebs werden durch dies Konzept der Chassis-Aufhängung minimiert. Zwischen den beiden mit den vier Chassis bestückten Lautsprecher-Gehäusen befindet sich das mittlere Kabinett für die Frequenzweiche. Dies gibt der Volterra durch die konkave Formgebung die originelle, optische Taille. Durch dieses Gehäuse werden die beiden Chassis-bestückten Gehäuse voneinander entkoppelt und die Weiche befindet sich isoliert in ihrer eigenen Kammer. Über die Bestückung der Weiche und ihren Aufbau bewahrt man im Hause Rosso Fiorentino geheimnisvolles Schweigen. Warum nicht? Man verriet mir aber, dass Filter zweiter und dritter Ordnung, also 12 und 18 Dezibel zum Einsatz kommen. Letztlich entscheidet die Frequenzweiche ganz erheblich über die musikalische Abstimmung, und mit der habe ich mich ausgiebig beschäftigt.
Die Aufstellung der Volterra erweist sich als sehr unproblematisch. Das Abstrahlverhalten ist so gleichmäßig, dass es so gut wie keinen Unterschied bedeutet, wie stark der Lautsprecher angewinkelt im Hörraum steht. Man kann dies durchaus nach optischen Kriterien tun, damit die Formschönheit der Volterra auch während des Hörens zur Geltung kommt. Ich habe sie leicht nach innen ausgerichtet. Einem Objekt wie diesem wird man ohnehin ein wenig Raum geben und es nicht in eine enge Nische zwängen. In meinem Raum betrug der seitliche Wandabstand knapp ein Meter, der rückwärtige war ähnlich. Auch die Höhe der Sitzposition spielt so gut wie keine Rolle. Der Konstrukteur hat die Volterra vorzüglich für die Integration in das heimische Wohnzimmer ausgelegt.
Wer mit Italien lautstarkes und extrovertiertes Auftreten verbindet, erlebt hier eine Überraschung – eine angenehme, wie sich in den Tagen des Hörens zunehmend bestätigt. Die Volterra ist ein Instrument mit Charakter. Um es gleich zu sagen: Wer ausschließlich Popmusik oder Hardrock oder sagen wir ruhig vornehmlich mit elektronischen Instrumenten erzeugte Musik bevorzugt, kann mit der Volterra zufrieden sein. Richtig Spaß gemacht hat mir Led Zeppelins Live Album The Song Remains The Same aus der 12-CD Box von 2008. Das rockte und ging los. Meine Röhrenverstärker ließen Led Zeppelin noch live-haftiger erscheinen als die Spectral DMA 100S. Oder Nils Lofgrens Acoustic Live Album: Selten habe ich die Gitarren so körperhaft und gleichzeitig mit so flirrenden Details erlebt, die Stimme nah und tonal glaubhaft. Das macht schon richtig Spaß.
Aber die wahren Fähigkeiten dieses Lautsprechers liegen ganz klar in der Reproduktion natürlicher Instrumente oder Stimmen. Unglaublich echt kann die Volterra ein Orchester reproduzieren. Sie strahlt die Homogenität bester Konzertsäle aus und durchleuchtet gleichzeitig so wunderbar, dass Instrumente bestens heraushörbar sind. Die bühnenhafte Darstellung ist besser nicht vorstellbar: umfassend und differenziert in die Tiefe des Raumes. Niemals erschien das Klangbild harsch oder nervig, egal ob ich analoge oder digitales Tonträger verwendete. Ich würde so weit gehen und behaupten, dass die Volterra der perfekte Mittler bei digitalem Material ist. Sie reproduziert angenehm filigrane Höhen, ohne dass irgendwann irgendetwas stumpf oder gedämpft erscheint. Der Hochtonbereich strahlt voller Glanz und Schmelz. Streicher sind ein Vergnügen, ebenso Blechbläser. Beispielsweise in der Aufnahme bekannter Aaron Copland Werke mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Philip Ellis auf der Hybrid SACD von 1994. Das Schlagwerke steht tief hinten im Orchester, so dass ich es beinahe vor mir sehe. Oder für den Sonntagmorgen: 1st throw von der Dice of Dixi Crew ist bester Frühschoppen-Jazz und macht richtig Laune. Der Rhythmus steckt an, alles ist da: Dynamik, Farbe, Details – nur das Bier fehlte. Das musikalische und aufnahmetechnische Kunstwerk „The Sixth Dalai´s Love Song“ von der LIM XRCD 064 Treasures Of Asia Pacific habe ich nie zuvor so farbenprächtig genossen – noch nie hat mich der Hund so angeknurrt. Die Fairfield Four zelebrierten ihre Spirituals von der CD Standing In The Safety Zone überzeugend leibhaftig. Hochaufgelöste Files von www.highresaudio.com, wie Ellington/Hodges Side by side oder Mussorgskis Bilder einer Ausstellung mit dem New Zealand Symhony Orchestra & Peter Breiner ließen mein highfideles Herz höher schlagen.
Die Volterra spielt absolut großartig und man mag gar nicht aufhören, neue CDs und LPs aufzulegen. Viele Aufnahmen, vor allem solche mit Streichern, habe ich in diesen Tagen neu kennengelernt und genossen wie nie zuvor. Ich möchte hier aber nicht unter den Tisch fallen lassen, dass es bei Lautsprechern nach meiner langjährigen Erfahrung keine Eier-legenden-Woll-Milch-Säue gibt. Keiner kann alles perfekt. Fast überall haben wir es mit Kompromissen zu tun. So hat auch die Volterra ihr kleines Manko im Segment der elektronisch instrumentierten Pop-Musik. Da haben auch andere Väter schöne Töchter. Aber das, was ihr zu Hause in der Toskana mit auf den Weg gegeben wurde und was sie daraus im heimischen Wohnzimmer macht, ist absolut großartig.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Computer-Audio | Apple MacMini / OS X 10.6.8 / Amarra 2.4 /Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 /Antelope Zodiac plus |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2, Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Endstufen | Spectral DMA 100 S mit Enacom Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Kabel | Audioquest Diamond und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden |
HERSTELLERANGABEN Rosso Fiorentino Volterra | |
---|---|
Typ | 2-1/2-Wege Standlautsprecher, Rückseitiges Bassreflexsystem |
Empfindlichkeit | 87 dB Spl |
Frequenzgang | 38 Hz - 100 kHz |
Impedanz | 6 Ohm (min 3 Ohm) |
Abmessungen | 1050 x 280 x 310 mm (H x B x T) |
Gewicht | 35 kg |
Preis | 8600 Euro (Ausführung Test-Paar) |
VERTRIEB WOD Audio – Werner Obst | |
---|---|
Anschrift | Westendstr. 1a 61130 Nidderau |
Telefon | 06187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Internet | www.wodaudio.de |
Die High End Society hat heute den Abschlussbericht zur Messe verschickt: Unser Eindruck am ersten Tag trog nicht. Da war die Ausstellung besser besucht als je zuvor. Es wurden 5211 Fachbesucher gezählt und damit 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Aussteller nahm um ein ganze Prozent ab, die Zahl der akkreditierten Journalisten blieb in etwa gleich. An den drei Messetagen, die allen Interessierten offenstanden, wurden 10948 Eintrittkarten verkauft. Das war ein Zuwachs von sieben Prozent. Insgesamt wurden also 16159 und damit zehn Prozent mehr Besucher registriert. In dieser Zahl sind weder Journalisten noch Aussteller enthalten. Für die High End setzt sich also auch heuer der langjährige Aufwärtstrend fort. Gratulation an die Veranstalter!
Zudem scheint mir die Messe noch internationaler geworden zu sein. Das erkennt man nicht nur an den ausländischen Autokennzeichen, sondern auch daran, dass immer mehr ausländische Firmen ihre Geräte vorstellen, obwohl sie diese wegen fehlender CE Kennzeichnung hierzulande nicht verkaufen dürften. Sondern eben nur im Ausland.
Dieses Jahr hat der japanische Hersteller Kondo erstmalig seine Top Geräte, wie sie sonst nur auf der CES zu sehen sind, auch in München ausgestellt. Silbatone aus Korea stellt regelmäßig Western Electric Lautsprecher aus seiner umfangreichen Vintage Sammlung vor. Wo kann man diese sonst hören? Aber auch kleine Hersteller aus bisher HiFi-mäßig unverdächtigen Gegenden wie beispielsweise Serbien zeigen, was sie röhrentechnisch alles drauf haben. So vielfältig vom Angebot her hatte ich die High End bisher noch nicht empfunden.
Auch wenn ich mich damit wiederholen sollte: Schon als junger Hifi-Fan war es mir wichtig, die Menschen hinter den Produkten kennenzulernen. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass man in den Geräten den ein oder anderen Charakterzug seines Entwicklers und oft sogar den seines Importeurs wiedererkennt. Ich behaupte einfach mal, dass beispielsweise lebenslustige, musikbegeisterte Lautsprecher-Konstrukteure Schallwandler kreieren, die vor allem Spaß machen, sich aber keinen Deut um einen linealgeraden Frequenzverlauf scheren, der etwa einem Monitor gut zu Gesicht stünde. Als langjähriger Besitzer einer Roksan Darius sah ich meine Annahme bestätigt, als ich Jahre nach ihrem Erwerb ihren Schöpfer kennenlernte. Dass ich heute etwas neutraler abgestimmten Lautsprechern den Vorzug geben, ändert nichts daran, dass mir die Darius lange Zeit höchsten Musikgenuss bescherten.
Doch zurück zum Sleipner und Johnny Bergmann, der seinen Nachnamen ganz schlicht zum Firmennamen machte. Ausflüge in die nordische Mythologie sparte er sich für die Bezeichnung seiner Modelle auf: Sleipner war demnach das erste Pferd – und zwar ein achtbeiniges. Der Begriff konnotiert aber auch schwereloses Gleiten. Und genau das soll der Teller des Laufwerks tun: Während die beiden kleineren Modelle Luftlager in der eher klassischen Bauweise mit einer von Druckluft umströmten Achse besitzen, umgibt beim Sleipner der untere Rand des Plattentellers einen feststehenden Block, an dessen Oberfläche Luft ausströmt, um den 9,2 Kilogramm schweren Teller anzuheben. Seitlich im Lagerblock eingelassene Luftdüsen sorgen dafür, dass eine Gegenkraft zum Zug des Antriebsriemens aufgebaut und der Teller zentriert wird. Diese delikate Einstellung – es geht schließlich um Abstände im zweistelligen µ-Bereich – kann auf der Rückseite des Chassis vorgenommen werden. Glücklicherweise braucht man sich als Kunde um diese Feinjustagen – auch die Luftmenge für den Arm und die horizontale Lagerung lassen sich hier regeln – keine Gedanken zu machen. Der Plattenspieler wird im Werk perfekt eingestellt. Erfreulicherweise musste ich mich nicht einmal mit der Montage des Tonabnehmers, eines Lyra Titan i, beschäftigen, da der Entwickler den Sleipner in meinem Hörraums selbst aufbaute. Dabei waren dem Dänen mit deutschen Vorfahren – wer hätte das bei dem Namen vermutet? – aber keine auch nur im Ansatz an Marketing-Gerede erinnernde Aussagen zu entlocken. Selbst technische Details gab er nur auf wiederholte Nachfragen preis, aber nicht weil ihn die Angst vor Nachahmern umtreibt, sondern weil er weder um sich selbst noch um seine Produkte besonders viel Aufhebens macht.
Da der westfälische Autor aber mit einer gewissen Hartnäckigkeit – manche reden auch von Sturheit – gesegnet ist, kam Johnny Bergmann nicht umhin, doch ein wenig über sich preiszugeben: Seine erste Hifi-Erfahrung machte er, als er noch im zarten Kindesalter seinen besten Freund besuchte, dessen Vater ein – wie man heute sage würde – Audiophiler war. Dessen Anlage faszinierte Johnny Bergmann so sehr, dass er genauso viel Zeit im Hörraum verbrachte wie mit seinem Freund. Selbst als „Kid“ konnte er merken, dass diese Anlage die Musik zum Leben erweckte, eine Menge Details rüberbrachte und eine erstaunliche Bühne suggerierte. Besondere Faszination ging für ihn von einem STD 305 aus. Als Teenager studierte Johnny Bergmann dann dänische Hifi- und High-End-Magazine und investierte das erste selbst verdiente Geld in Audio-Equipment. Sein erster Plattenspieler war ein Micro Seiko DDX 1500. Zu dieser Zeit las er auch von der Luftlager-Technik und war sofort davon überzeugt, dass dies der beste Ansatz für die Konstruktion eines Plattenspielers war. Also dachte er intensiver über diese Art der Lagerung und Möglichkeiten ihrer Weiterentwicklung nach. Im Alter von 22 Jahren zeichnete er dann das Lager, das heute im Sleipner zum Einsatz kommt. Dann setzte jedoch die große Zeit der CD ein und Plattenspieler schienen eine aussterbende Spezies zu sein, weshalb Johnny Bergmanns Konstruktions-Idee auch erst einmal in Vergessenheit geriet.
Vor zwölf Jahren erinnerte er sich dann wieder an seine Pläne und wollte nun endlich herausfinden, ob die Idee eines luftgelagerten und sich selbst zentrierenden Plattentellers funktionierte. Als Maschienenbau-Ingenieur war er natürlich in der Lage, selbst einen Prototypen herzustellen. Das erste Testmuster funktionierte und damit war Bergmann Audio geboren. Inzwischen fertig die Firma alle mechanischen Teile selbst und bezieht die übrigen von einigen wenigen dänischen Zulieferern. Bergmann Audio sei 100 Prozent dänische Handarbeit, teilt Johnny Bergmann in einer E-mail mit.
Zu technischen Aspekten gibt er aber auch in seiner Mail nicht viel mehr preis als in den Spezifikationen in der Bedienungsanleitung. Die knappen Fakten finden Sie wie immer am Ende des Test. Kurz geht Johnny Bergmann noch auf die seinen Produkten zugrundeliegende Philophie ein: Bei seinem riemengetriebenen Laufwerk mit einem sich selbst auf einem Luftlager zentrierenden Plattenteller mit ebenfalls luftgelagerten, tangential abtastendem Carbontonarm ist das Schlüsselwort Einfachheit. Er sucht nach wohlüberlegten, einfachen technischen Lösungen, die sich mit möglichst wenigen aus massiven Materialen gefertigten Teilen umsetzen lassen, so dass sich keine unerwünschten Resonanzen ausbilden können und eine optimale Stabilität garantiert wird.
Als Johnny Bergmann mit dem Aufbau des Sleipner fertig war, konnten Helmut Baumgartner und ich es nicht abwarten, den Plattenspieler sofort einmal mit derselben Scheibe zu hören, die kurz zuvor auf dem LaGrange mit dem Thales Simplicity und dem Lyra Olympos lief, auch wenn klar war, dass das Titan i nach ein paar Monaten Ruhe mindesten eine halbe Stunde brauchen würde, um wieder völlig frei zu spielen. Die Qualitäten des Sleipner waren aber dennoch sofort zu erkennen: In puncto Raumtiefe, Stabilität der Abbildung, Durchzeichnung und Dynamik erreicht das dänisch-japanische Trio mindestens meine momentane Lieblingskombination. Genau genommen geraten meine bisherigen Favoriten, was Raum und Detailfreudigkeit anbelangt, schon jetzt ins Hintertreffen – und das, obwohl ich das Olympos dem Titan für deutlich überlegen halte. Da brauche ich gar nicht erst ein- und denselben Tonabnehmer von hier nach da montieren: Für mich steht jetzt schon fest, dass der Sleipner zu den zwei, drei besten Plattenspielern gehört, die je in meinem Hörraum standen. Einer davon war immerhin der Continuum zum mehr als doppelt so hohen Preis!
Erfreulicherweise hatte ich dann eine ganze Menge Zeit, mit dem Sleipner ganz nach Lust und Laune einfach nur so Musik zu genießen oder mit den einschlägigen Testscheiben seine Leistungen in einzelnen Teilkriterien zu überprüfen. Im täglichen Umgang fällt auf, dass das schlichte Design mit seinen hochglänzenden Flächen auch seine Nachteile hat: Bei wohl keinem anderen Laufwerk kam das Mikrofasertuch häufiger zum Einsatz. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei der Plattenteller. Er sollte völlig staubfrei sein, damit sich keine winzigen Schmutzpartikel in die Rillen drücken, wenn die Platte angesaugt wird. Als potenzieller Käufer würde ich mich für die alternativ angebotene Plattenklemme entscheiden. Natürlich habe ich auch mal den Klopftest gemacht: Der Tonabnehmer wird auf die Platte abgesenkt, die sich aber nicht dreht. Durch Klopfen auf die Zarge und die Stellfläche wird schnell deutlich, wie gut die Konstruktion den sensiblen Abtastvorgang vor Beeinflussungen von Außen schützt. Beim Sleipner gelingt das zu 100 Prozent! Das Klopfen auf Gehäuse und das oberste Board des Pagode Racks ist über die Lautsprecher nicht zu hören!
Doch zurück zu musikalischeren Signalen: Besondern nachhaltig ist mir der Abend eines recht anstrengenden Tages in Erinnerung, an dem nach langer Zeit wieder einmal Hajo Weber und Ulrich Ingenbolds Winterreise (ECM 1235) auf dem Plattenteller lag. Die ruhigen Songs für zwei Gitarren und selten mal eine zusätzliche Flöte faszinierten mit einer Reihe ganz selbstverständlich integrierter Details und weiten imaginären Räumen. Dabei waren aber nicht die großartigen Leistungen des analogen Trios in den genannten Einzeldisziplinen das Besondere, sondern dass die Menge an Feininformationen – und es sind ja relativ winzige Signalanteile, die uns die Position der Instrumente im Raum und dessen Größe verraten – bei gerade mal abendlicher Zimmerlautstärke so klar hervortraten. Beim Testen höre ich gewöhnlich eher laut. Beim abendlichen Genusshören war das aber – wie gesagt – diesmal anders. Dennoch stellte sich bei Sleipner und Titan nicht der sonst übliche Effekt ein, dass bei niedrigeren Pegeln Feininformationen nicht mehr so deutlich rüberkommen. Wenn man dafür nach einer Erklärung sucht, liegt die Idee nahe, dafür das beinahe kontakt- und reibungslose und damit auch völlig geräuschlose Lager des Sleipner verantwortlich zu machen.
Beim unverzichtbaren Elegant Punk (Day Eight Music DEMLP 004 TS) wird dann klar, dass der Sleipner vor lauter Feinauflösung, Durchzeichnung und Räumlichkeit nicht ins Esoterische abgeleitet: Tiefbass und Impulse vermag er ebenso selbstverständlich zu reproduzieren. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, die tiefen Schwingungen auf „Drone“ je so sauber und dennoch druckvoll gehört zu haben. Die Bass-Attacken auf „It's The Pits, Slight Return“ kommen mit der gewohnten Wucht, Ein- und Ausschwingvorgänge rücken aber plötzlich stärker ins Bewusstsein, man hat auch im wildesten musikalischen Getümmel den Eindruck, einfach mehr zu hören. Allerdings hat die enorme Auflösung des Sleipner auch ihre Schattenseite: Jegliches Saitenschnarren, alle Griffgeräusche werden nun so akribisch dokumentiert, dass man Jonas Hellborg doch zu etwas mehr Präzision bei seinem Spiel mahnen möchte.
Keiner besonderen Testplatte bedarf es um zu registrieren, dass Sleipner und Co. bekannten Scheiben mehr Rauminformationen entlocken als die meisten Mitbewerber: Die Ablösung des Klanges von den Lautsprechern geschieht noch selbstverständlicher, imaginäre Räume wirken noch ausladender – ich muss mich wirklich zusammenreißen, den naheliegenden Begriff „luftiger“ zu vermeiden, der bei der Lagertechnik des Sleipner doch arg in Richtung Kalauer ginge. Arm und Laufwerk vermitteln die Musik völlig unspektakulär und frei von Effekten. Beim Sleipner steht der Klang der Schallplatte im Vordergrund, das Laufwerk ist viel zu zurückhaltend, um dem Ganzen seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Allerdings vermögen es Arm und Laufwerk wie nur wenige, die Wiedergabe von mechanisch bedingten Artefakten freizuhalten – wieder eine Parallele zum Continuum. Und diese Freiheit von für sich allein meist gar nicht wahrnehmbaren, auf der Platte nicht enthaltenen und erst beim Abspielvorgang entstehenden Geräuschen ermöglicht es dem Sleipner, scheinbar mehr Informationen aus den Rillen zu extrahieren. Die tasten natürlich auch andere Laufwerke ab. Allerdings maskieren sie winzige Feininformationen mit noch so geringen Lagergeräuschen.
Einfach nur zum Genuss habe ich dann noch die Stereo Laboratory-Version der London/Decca SXL 6529 aufgelegt: Holst Planeten mit einer Orchesterabbildung wie im Breitwand-Format, voller Dynamik und Emotion, und doch so differenziert wie nie zuvor. Natürlich gibt es bei audiophilen Japan-Pressungen minimal weniger Laufgeräusche als bei deutschen oder gar amerikanischen Pressungen. Aber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist die Stille in den Leerrillen dank des Sleipner hier noch einmal intensiver. Um so beeindruckender und klangfarbenstärker strahlen davor hier die Instrumente des Los Angeles Philharmonic Orchesters. Kein Wunder, dass ich entgegen aller Gewohnheit nach dem Klangspektakel „Mars“ nicht den Tonarmlift betätige, sondern die Scheibe bis zum Ende durchlaufen lasse. Nein, ich will keinesfalls das Cliché bemühen, dass Sie mit dem Sleipner Ihre Plattensammlung neu erleben werden. Aber selbst wenn Sie Ihre Scheiben auch bisher schon mit extrem gutem Equipment genossen haben, dürften mit dem Sleipner größere Räume und einige zusätzliche Details entdecken. Schade nur, dass Johnny Bergmann sein Topmodell bald abholt, um es auf der High End zu spielen. Ich kann natürlich nicht sagen, wie gut der Rest der Kette dort mit dem Raum harmoniert und ob die benachbarten Aussteller sich auf Lautstärken beschränken, die es erlauben, die großartigen Fähigkeiten des Sleipner zu erfahren. Wenn er dort so spielt wie in meinem Hörraum, kann dies Erlebnis schon allein den Besuch der Messe rechtfertigen.
Noch einmal kurz zurück zu meiner Eingangsthese: Der Sleipner nimmt sich dank seines ganz speziellen Tellerlagers im musikalischen Geschehen klanglich mehr zurück, als die allermeisten anderen mir bekannten Laufwerke. Und diese Zurückhaltung teilt er mit seinem Entwickler: Hier sind keine Selbstdarsteller am Werk.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL, Lyra Titan i |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Ayon Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Audioquest Wild Blue Yonder und Wild Wood, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs AHP Sicherungen |
HERSTELLERANGABEN Bergmann Audio Sleipner | |
---|---|
Laufwerk | Luftlager-Konstruktion, Plattenansaugung per Vakuum oder Plattenklemme, hochpräziser, digital-gesteuerter Gleichstrommotor, Riemenantrieb |
Gehäuse | außen 12mm lackiertes und handpoliertes Polyvinyl, innen eine siebenlagige Sandwich-Konstruktion verschiedener Materialien zur optimalen Resonanzkontrolle |
Teller/Lager | Aluminium-Teller durch Luft angehoben und zentriert, die Luftversorgung generiert vertikal und horizontal ein dünnes Luftpolster zwischen Teller und Lager, keine mechanischen Geräusche, keine Reibung |
Tellergewicht | 9,2kg |
Plattenauflage | 21mm, dreischichtig: 2 Schichten Polycarbonat, eine Schicht Acryl |
Füße | höhenverstellbar, eine Aluminum/Ceraball-Konstruktion |
Maße (B/T/H) | 495/440/230mm |
Gesamtgewicht | 35kg |
Tonarm |
|
Tonarm | tangential abtastender, luftgelagerter Tonarm mit Carbon-Armrohr und -Headshell, für optimale Steifigkeit in einem Stück gefertigt, Armrohr innen bedämpft, Gegengewicht entkoppelt, Arm in allen Ebenen justierbar |
Tonarmkabel | Innenverkabelung in reinem Silber |
Clips | silberbeschichtetes Kupfer |
Anschlüsse | XLR, RCA oder DIN |
Effektive Masse | 11g |
Motorsteuerung |
|
Motorsteuerung | hochpräzise Digital-Steuerung mit Drehgeber für den Gleichstrommotor, sehr stabile, überdimensionierte Stromversorgung, 33 und 45UpM, Geschwindigkeitsfeineinstellung über Mikroprozessor kontrollierte Drucktaster |
Maße (B/T/H) | 99/440/105mm |
Gewicht | 3,6kg |
Kompressor |
|
Kompressor | sehr leise, liefert einen sauberen, trockenen und gleichmäßigen Luftstrom, Luftfilter dank leichtem Zugang einfach zu reinigen oder auszutauschen |
Maße (B/T/H) | 226/440/232mm |
Gewicht | 17,2kg |
Preis |
44000 Euro |
VERTRIEB Werner Obst Datentechnik | |
---|---|
Anschrift | Westendstraße 1A 61130 Nidderau |
Telefon | +49 6187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Internet | www.wodaudio.de |
Der Astell&Kern ist schon seit einiger Zeit am Markt und noch nicht ganz so lange in der Redaktion. Dafür gibt es aber einen guten Grund: Alle Musik-Dateien, auch die selbstaufgenommenen in hoher Auflösung habe ich im aif-Format gespeichert. Die in den Statements From Birdland zum kostenlosen Download in Hifistatement angebotenen Dateien werden extra zu diesem Zweck aus dem Mastering-Programm SonicStudio als wav-Files exportiert, da dieses Format wohl weiter verbreitet sein dürfte. Für den Test des AK100 eine ganze Reihe von Dateien konvertieren oder zum zweiten Male exportieren wollte ich ganz einfach nicht. Und da Robert Ross, der den High-End-Player hierzulande vertreibt, ein Software-Update angekündigt hatte, nach dem dann auch aif-Files wiedergegeben werden könnten, habe ich dieses abgewartet. Anfang des Jahres war es dann soweit. Aber für die einfache Synchronisation des AK100 mit dem eigenen Rechner bietet sich das Programm iriver Plus 4 an – und das gibt es bisher nur für Windows. Aber noch länger zu warten und weiter auf eine Version für Mac OS zu hoffen verbietet sich, da Astell&Kern zur High End einen noch besser klingenden mobilen Player angekündigt hat, der allerdings dann auch entsprechend teurer sein dürfte. Lesen Sie also im Folgenden einen der letzten Tests des AK100 – dafür aber einen aus Sicht eines Mac-Nutzers.
Der erste Kontakt mit dem AK100 nach dem Auspacken gestaltet sich äußerst angenehm – für Mac- und Windows-User gleichermaßen: Das Aluminium-Gehäuse des Players ist ausgesprochen schlicht und funktional gehalten und verströmt dadurch eine gewisse Eleganz. Zudem liegt die Form mit den abgerundeten Ecken gut in der Hand. Das geriffelte Rädchen zur Lautstärkeregelung rechts oben ist lediglich ein Impulsgeber, fühlt sich bei der Bedienung dank einer Rasterung aber sehr gut an. Allerdings scheint mir das ungeschützt aus dem Gehäuse ragende Rädchen bei einem etwas unachtsamen Umgang mit dem AK100 recht gefährdet. Da die Lautstärkeregelung – wie angedeutet – auf elektronischem Wege geschieht, hat Astell&Kern hier dem „analogen Bedienungsgefühl“ den Vorzug vor mehr Robustheit gegeben: Bei einem sogenannten Gadget zu diesem Preis eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung. Zum Schutz des Farbdisplays und der Scheibe auf der Rückseite liegen dem Player mehrere Folien bei, die ich entgegen meiner Gewohnheit etwa bei iPod oder iPhone beim Testgerät auch verwendet habe: Sie haben keinen negativen Einfluss auf die Bedienbarkeit des Touchscreens.
Der AK100 besitzt einen internen 32GB-Speicher und zwei Steckplätze für 32GB-Micro-SD-Speicherkarten. Damit sollte es möglich sein, seine Lieblingsmusik bequem zu organisieren. Der mit einem Schieber geschützte Kartenschacht ist ein Beispiel für die durchdachte Konstruktion und makellose Verarbeitung des Gerätes. Neben dem Kartenschacht befindet sich auf der Unterseite des AK100 noch die Micro-USB-Buchse, über die der Player Kontakt mit einem Computer aufnehmen kann. Oben auf der linken Geräteseite sind drei kleine Drucktasten für Play/Pause, schnellen Vor-/Rücklauf respektive Titelsprung vor/zurück untergebracht. Alle diese Funktionen lassen sich übrigens auch über Symbole auf dem Touchscreen anwählen.
Auf der Geräteoberseite finden sich dann zwei 3,5-Millimeter-Buchsen: Die eine ist ein optischer Digital-Eingang, der es ermöglicht, den AK100 als externen Wandler zu benutzen. Er akzeptiert Datenraten von 44,1 bis 192 Kilohertz, nicht jedoch 176,4 Kilohertz. Bereitgestellt wird das Signal dann an der zweiten Mini-Klinken-Buchse für Line-Eingänge oder einen Kopfhörer. Die Buchse ist ein Kombi- Ausgang, der neben dem elektrischen Stereosignal auch ein optisches S/PDIF-Signal ausgeben kann, mit dem sich der TosLink-Eingang eines externen Wandlers ansteuern lässt. Das sollte dann aber einer von allerhöchster Qualität sein, da im AK100 bereits der bestens beleumundete Wolfson WM8740 Wandler-Baustein Dienst tut.
Per Fingerbewegung auf dem Screen lässt sich auch ganz bequem der eigene Wunsch-Sound einstellen: Hier steht ein fünfbandiger Equalizer zur Verfügung, der es erlaubt, für eine ganz Reihe vorgegebener Frequenzen Anhebungen und Absenkungen von zehn Dezibel vorzunehmen. Die Filtergüte ist dabei vorgegeben. Für den Test bliebt der Equalizer selbstverständlich ausgestaltet. Auch in pucto Ausstattung hat der AK100 also einiges zu bieten, auch wenn mir persönlich der elektrische S/PDIF-Ausgang beim Colorfly sympatischer ist als der optische hier. Aber eine Cinch- oder gar BNC-Buchse wäre im zierlichen Gehäuse des AK100 nun wirklich nicht mehr unterzubringen gewesen.
Da es für Mac-Computer – wie erwähnt – kein spezielles Programm gibt für den AK100 gibt wie beispielsweise iTunes für den iPod, habe ich ganz pragmatisch von iTunes angelegte aif-Dateien von diversen Alben auf den Astell&Kern überspielt, der bei Anschluss über USB ans MacBook als Harddisk auf dem Desktop erscheint. Das Überspielen geht problemlos, allerdings findet man alle transferierten Daten dann in einem „Unknown Album“, da der Astell&Kern bei den von iTunes gespeicherten Dateien in den Listen den Interpreten nicht anzeigt, obwohl er ihn dann bei der Wiedergabe doch nennt: Das wird bei einer größeren Anzahl von Titeln recht unübersichtlich. Ich habe dann mit den Sample Rate Converter von Weiss von .aif in .wav gewandelt, aber auch so erkennt der AK100 den Interpreten der Dateien nicht: Die Verwendung von iriver Plus 4 scheint zur Verwaltung größerer Musiksammlung doch unerlässlich.
Aber das hindert mich natürlich nicht daran, einige ausgesuchte Dateien zur klanglichen Beurteilung auf den Festspeicher des Astell&Kern zu überspielen: Als Schallwander habe ich meinen momentanen Kopfhörerfavoriten, den PSB M4U 2 ausgewählt, den ich aber erst einmal im passiven Modus betreibe. Da klingt er zwar nicht ganz so kraftvoll, differenziert und – bei Aktivierung des Noise Cancellings – neutral wie im Aktivbetrieb, stellt für den AK100 aber eine schwieriger zu treibende Last dar. Bei bekannten Test-Songs wie Ravi Shankars „West Eats Meat“ sind die Hallfahnen der einzelnen Schläge beim Tabla-Intro sehr gut zu differenzieren. Der zum Vergleich herangezogene iPod Classic liefert da minimal weniger Informationen. Im Aktivbetrieb wirkt der iPod eine Spur hektischer und nervöser als der AK100. Auch schon bei Musik-Files in CD-Qualität sorgt der Astell&Kern für höchsten Musikgenuss. Mit dem PSB M4U 2 ist es auch recht einfach, die Unterschiede zwischen der 16/44,1- und 24/96-Version von Paus Kuhns „Griff“ aufzuspüren: Letztere ist rhythmisch akzentuierter, das Flirren der Becken kommt ein wenig farbiger und differenzierter rüber, und die Instrumente werden scheinbar vor mehr Luft umgeben. Trotz eines zusätzlichen Saitenschnalzens beim Bass hier und einem etwas intensiveren Atemgeräusches da fließt die Musik in der höheren Auflösung noch geschmeidiger.
Da bedarf es keiner langwieriger A/B-Vergleiche mehr: Der Astell&Kern wandelt hoch aufgelöste Musik-Dateien auf allerhöchstem Niveau. Einen guten Teil dieser Qualität lassen einen auch einfachere Kopfhörer wie der Beyerdynamic DT-660 oder der Ultrasone Pro 750 erfahren. Wirklichen Hochgenuss verspricht die Kombination mit dem PSB M4U 2: So intensiv wie mit dieser Kombination habe ich den ersten Teil des Köln Concert in 24/96 nie zuvor erlebt. Wäre ich Windows-Nutzer, stünde der AK100 ganz oben auf meiner Anschaffungsliste. Was aber tun, wenn weit und breit keine Windows-Rechner vorhanden ist? Von der Klangqualität des Astell&Kern begeistert kommt man auf die abstrusesten Gedanken: Man könnte zumindest seine 24/192-Alben auf je eine 4-GB-Micro-SD-Karte überspielen und seine Musiksammlung so organisieren. Da bekommt der Begriff ein Album ein- oder aufzulegen eine ganz neue Bedeutung.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.8.3 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD DAC |
Audioplayer | Amarra 2.5 |
Digital-Player | iPod Classic |
Kopfhörer | Beyerdynamic DT-660, Ultrasone Pro 750, PSB M4U 2 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Ayon Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Audioquest Wild Blue Yonder und Wild Wood, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs |
HERSTELLERANGABEN Astell&Kern AK100 |
|
---|---|
Preis | 699,00 € empf. VK Preis |
Abmessungen | 59.2 x 79,0 x 14.4mm [B x L x H) |
Gewicht | 122 g |
Display | 2.4inch/6.1cm QVGA (320 x 240) IPS Touchscreen |
Unterstützte Audio Formate | AAC, ALAC, AIFF, WAV, FLAC, WMA, MP3, OGG, APE |
Sample rate | FLAC, WAV : 8kHz ~ 192kHz (8/16/24bits per sample) |
Max. Ausgangsspannung | 1.5V RMS |
Ausgangsimpedanz | 22 Ohm |
D/A Wandler | Wolfson WM 8740 24Bit DAC |
Decodierung | fähig bis 24Bit/192kHz Bit to Bit Decodierung |
Ladeanschluss | Micro USB Type-B |
Anschlüsse | USB 2.0, Optischer Ein-/Ausgang, 3,5mm Stereo Kopfhörerausgang |
Wireless | Bluetooth 3.0 |
Frequenzgang | 10Hz to 20KHz +/-0.02dB (24bit 48Khz) |
Geräuschspannungsabstand | 110dB (1KHz 0dB, 24bit 48Khz) |
Übersprechdämpfung | < -120dB (1KHz 0dB, 24bit 48Khz |
THD+N | < 0.003% (24bit 48Khz) |
IMD SMPTE | < 0.0009% (1KHz 0dB, 24bit 48Khz) |
Akku | 2,000mAh 3.7V Li-Polymer |
Betriebszeit | Max. 16 Stunden (based on MUSIC: FLAC, 16bit, 44KHz Vol. 37, EQ Off, LCD Off) |
Ladezeit | ca. 5 Stunden |
Interner Speicher | 32GB [NAND] |
Externer Speicher | 2x 32Gb MicroSD |
Unterstützte Betriebssysteme | Windows 2000 / XP / Vista / 7 / 8 |
VERTRIEB Robert Ross Audiophile Produkte GmbH |
|
---|---|
Anschrift | Alemannenstr. 23 85095 Denkendorf, Deutschland |
Telefon | +49 8466-90 50 30 |
R.Ross@audiomap.de | |
Internet | www.robertross.de |
There is a long, wooden power button – this is probably where “Pinocchio Model” is written - on the front panel are two LEDs, inputs and outputs on the back, and that's it! For a power amp no more is really needed. Oh yeah, and two jacks for external battery chargers are found in the middle of the unit. Heat sinks are nowhere to be seen. Class D? Tubes? An explanation for this is found underneath the top cover. What can now be found by lifting up the top cover? First of all, the interior looks quite different than one is normally used to. It looks like the little daughter may have helped with her building blocks. Whoever may be baffled by this, however, is making a big mistake. Everything is well thought out and totally perfected in this machine.
The existence of two large 12 volt batteries explains the lack of an IEC jack. The MIPA is -as the name suggests - designed for pure battery operation. When fully charged, moderately efficient speakers could be driven for eight to ten hours, higher efficiency ones even longer. Now you may say, other manufacturers have already had this idea. True, but that's not everything of course. Here, the house specialty is also the transformer, an essential part of the circuitry. The signal first passes through an input transformer which additionally splits the signal into plus and minus. From there it goes to the MOSFET amplification stages, one for plus and one for minus. The transistors are mounted on a small spring-mounted circuit board. This is the only place that is not hand wired. An interesting side note: The electrolytic capacitors on the circuit board are stripped, meaning the plastic cover on which the data and polarity is stamped, has been removed. This is responsible for quite bit of sonic improvement, as I am aware of from personal experience. The signal goes from the MOSFETs through another transformer to the output jacks. This will optimize efficient signal transmission to the speakers. The bandwith of the output transformer goes up to 95 kHz.
Meticulous attention is paid to the signal path by connecting all components with in-house silver wire. In addition, most components are not bolted, but clamped between the top and bottom of the unit with wooden columns and felt pads, thus damping them from vibrations. The amplifier delivers 30 watts into 8 ohms with 4 and 8 ohm taps.
But that is still not enough, there is much more to the design. The basis for this was written in several articles in the French magazine “L'Audiophile” in the late 70’s. Here, a French rocket scientist with the pseudonym Héphaïstos, examined the phenomenon of thermal distortion in transistors. This phenomenon does not seem to be very well known today or just may be ignored. In this extremely interesting essay, not only basic, but very complex circuits are described in which a multitude of semiconductors mutually try to compensate for this thermal distortion. The Swiss take a different path and try, on one hand to produce less distortion by using very simple circuits, and on the other hand to compensate for the rest by using specially wound transformers. It is certainly striking that the equipment remains cold even after many hours of operation.
The interpretation does not necessarily have anything to do with historical performance practice, at that time never a consideration. The Russian soul shines through over and over again, especially in the 2nd movement, Andante. The recording is - as expected by Decca recordings of that time - exquisite. Exposing the tonal difference between the violin and the slightly larger viola is the easiest part for the MIPA. The wooden timbre of the instruments is also reproduced very naturally, one of the most difficult tasks for a hifi system. The soloists are standing far in front of the orchestra, the latter represented as a very detailed body of sound, without decaying into a collection of individual instruments. The Forte passages are reproduced completely without effort and with full force.
In conjunction with the MIPA, it is interesting how the mighty "growl" of the Hammond comes across in the lower and middle registers. Although that really seems to be a strength of the tube amp, the MIPA follows very closely behind. This recording is not necessarily technically insane, and the MIPA immediately makes it quite noticeable that there was some electronic editing done here. The artificial reverb that Rudy van Gelder loved to use is also recognizable right away. This is not natural room reverberation. The original recordings are mono, but back then van Gelder made separate two-track recordings of several different musicians, later mixed together into a stereo recording. That is also discernable with the MIPA. It is also easy to hear that the bass runs do not come from a bass player, but were played by Smith using the organ pedals. Smith’s groove and love of playing is captured incredibly well and also really comes through; it’s impossible to sit still. This is not taken for granted at all, because I have heard this recording elsewhere and it just babbled on.
To me, some transistor equipment sometimes sounds too much like hifi and too little like music. This is totally my personal opinion that you, of course, may disagree with. Here, however, a piece of equipment is only successful if it can really make music. And nowhere is a tube to be found! Its sound reproduction is very clear, especially in the upper frequencies. But also an acoustic bass is reproduced with a lot of color and nuance. Particularly for a "grandma", bass sounds are not a black hole, a clear distinction between open and fretted strings must be heard. When connected to speakers with the right efficiency, reproduction on the MIPA is tremendously exciting and fast. The music gets very intense – reading the newspaper at the same time is not possible!
LISTENED WITH | |
---|---|
Drive | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Preamp | Audio Consulting Silver Rock, Shindo Monbrison |
Amp | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET |
Speakers | TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem |
MANUFACTURER'S SPECIFICATIONS Audio Consulting MIPA 30 | |
---|---|
Output Power | 30 Watt |
Output Impedance | taps for 4 ohm and 8 ohm |
Dimensions (W/H/D) | 450/140/340 mm |
Weight | 19 kg |
Price | € 11,500 for the tested version |
MANUFACTURER Audio Consulting | |
---|---|
Address | 14 B Chemin des Vignes 1291 Commugny |
info@audio-consulting.ch | |
Internet | www.audio-consulting.ch |
GERMAN DISTRIBUTOR RmA Audio | |
---|---|
Address | Raimund Auernhammer
Alfershausen 130 91177 Thalmässing |
Telephone | +49 9173 77963 |
Internet | www.rma-audio.de |