Sonntag, 20 November 2011 01:00

Musical Life Halcyon

Wie vor Monaten in den News berichtet verlagerte Michael Stolz den Tätigkeitsbereich seiner Firma Musical Life von der Entwicklung und Herstellung von Laufwerken auf den Lautsprecherbau. Das mittlere Modell der neuen Baureihe, die Halcyon, hat er selbst nach Gröbenzell gebracht und im Hörraum aufgestellt.


Musical Life Halcyon
Musical Life Halcyon

Da geschah allerdings einige Zeit vor den Hifistatement-losen Spätsommermonaten, während derer ich die Schallwandler ausführlich hören konnte. Da zu dieser Zeit aber noch nicht klar war, wie es mit unserem Magazin weitergeht, gingen die Halcyon anschließend zurück nach Bad Berleburg – ohne fotografiert worden zu sein. Als dann feststand, dass diese Seiten wieder online gehen, hielten es Hersteller und Autor für zu aufwendig, die Boxen noch einmal für ein paar Bilder nach Gröbenzell zu verfrachten. Schließlich akzeptierte auch unser Fotograf Helmut Baumgartner in diesem speziellen Falle einige der wirklich gelungenen Bilder, die Musical Life zur Verfügung stellte. Ergänzende Detailaufnahmen – Chassis sind eben ein wenig leichter zu verschicken als über 40 Kilogramm schwere Boxen – wurden natürlich in bewährter Qualität hier vor Ort gemacht. Warum ich das alles so detailliert schildere? Es gehört – trotz dieser Ausnahme – schließlich zum Konzept von Hifistatement, in den Testberichten ausschließlich eigene Fotos zu verwenden. Und daran wird sich auch nach dem Neubeginn nichts ändern.

Die Halcyon glänzt mit perfekt lackierten Oberflächen. Zugunsten der Musik spielt sie sich weder optisch noch akustisch in den Vordergrund
Die Halcyon glänzt mit perfekt lackierten Oberflächen. Zugunsten der Musik spielt sie sich weder optisch noch akustisch in den Vordergrund

Doch zurück zu den Halcyon und dem Besuch ihres Entwicklers: Nachdem die Lautsprecher im Hörraum standen und wir ein wenig verschnauften, war natürlich die erste Frage, warum sich Michael Stolz vom Plattenspielerbau ab- und dem Lautsprecherbau zuwendet: Da werde zum einen der Markt für gute Laufwerke immer enger. Trotz der Renaissance der Schallplatte sei der Absatz von Plattenspielern nicht gerade explosionsartig angestiegen, die Zahl der Mitbewerber hingegen ganz erheblich. Zum anderen folge er hier ganz einfach seinen Vorlieben, denn schon seit dem zarten Alter von 15 Jahren habe er immer wieder mit Spaß Lautsprecher konstruiert. Ja, ganz prinzipiell finde er die Beschäftigung mit Schallwandlern um einiges spannender als die mit Laufwerken und Elektronik. Momentan bietet er wie erwähnt drei Modelle an, von denen die Halcyon das mittlere ist. Seit unserem ersten, kurzen Bericht über die Musical-Life-Lautsprecher ist die Perpetuum neu hinzugekommen: Auch das derzeitige Topmodell mit seinen sieben Chassis ist noch im vierstelligen Preisbereich angesiedelt. Michael Stolz ist es ein Anliegen, Komponenten zu entwickeln und zu fertigen, die einer Vielzahl von Musikfreunden zugänglich sind und nicht nur einigen wenigen extrem finanzkräftigen Zeitgenossen vorbehalten bleiben – eine ebenso sympathische wie in unseren Zeiten leider auch seltene Einstellung.


Wer die Halcyon in seine vier Wände geschafft hat, wird auch ihr ein absolut  überzeugendes Preis/Leistungs-Verhältnis bescheinigen können: Hier beeindrucken Materialeinsatz und Verarbeitungsqualität – noch bevor der erste Ton erklingt. Das über einen Meter hohe Gehäuse aus 25 Millimeter MDF mit Füßen aus Eiche bringt nicht zuletzt wegen der Gehäuseversteifungen, deren Positionen mithilfe eines Messkopplers ermittelt wurden, 43 Kilogramm auf die Waage. Die perfekten Oberflächen unseres Testexemplars erstrahlen in grau metallic. Dem Kunden stehen aber alle Auto- und Industrielacke sowie eine Vielzahl von Furnieren zur Wahl. Und dafür verlangt Musical Life nicht mal einen Aufpreis, sondern nur ein wenig Geduld: Die Lieferzeit für die individuellen Gehäusevarianten beträgt sechs Wochen. Das einlackierte Firmen-Logo, die hochwertigen Lautsprecherterminals und der Verzicht auf Bi-Wiring-Anschlüsse runden das positive Bild ab – zumindest für meinen Geschmack: Nach meinen Erfahrungen bringt ein hochwertiges Lautsprecherkabel in den meisten Fällen mehr als deren zwei, die – den gleichen Preis für beide Lösungen vorausgesetzt – dann von geringerer Qualität sein müssen.

Die gelungene Bass-Reflex-Abstimmung sorgt für ordentlich Schub trotz moderater Gehäusegröße und Membranfläche
Die gelungene Bass-Reflex-Abstimmung sorgt für ordentlich Schub trotz moderater Gehäusegröße und Membranfläche

Eine besondere Herausforderung lag für Michael Stolz darin, ein wirklich homogenes Drei-Wege-System zu erschaffen. Bei zwei Wegen sei es recht einfach, Tiefmittel- und Hochtöner bruchlos miteinander zu verbinden. Bei den meisten Drei-Wege-Konstruktionen sei es ihm aber möglich, der Übergang vom Tief- zum Mitteltöner wahrzunehmen, und diese Inhomogenität störe ihn besonders bei der von ihm bevorzugten klassischen Musik. Bei der Halcyon setzt er im kritischen Bereich Chassis mit „natürlichen‟ Membranmaterialen ein. Aluminium-, Magnesium- und Keramikmembranen könnten zwar in Einzeldisziplinen glänzen, überzeugten ihn aber nicht in der Summer ihrer Eigenschaften. Das gelang vielmehr dem Scan Speak 12-Zentimeter-Mittel- und dem 18-Zentimeter-Tieftöner. Ersterer komme dank einer relativ kleinen Schwingspule auf einen Titanträger und der Papiermembran auf eine bewegte Masse von gerade einmal 4,5 Gramm, und beim Tieftöner seien es auch nicht mehr als 10 Gramm. Ein vergleichbar großes Keramikchassis bringe da hingegen schon 18 Gramm auf die Waage, begründet Michael Stolz seine Chassis-Auswahl. Ab fünf Kilohertz übernimmt dann ein Swans-Magnetostat, der sich bruchlos ins Klangbild eingliedere. Die Trennung erfolgt hier ebenso wie die zwischen den beiden Tief- und dem Mitteltöner bei 220 Hertz mit einer Flankensteilheit von 12 Dezibel. Die Bauteile für die Frequenzweichen bezieht Musical Life von Intertechnik und Premiumhersteller Mundorf. Silber/Gold-Folien-Ölpapier-Kondensatoren, Flachband- und für den Bassbereich Null-Ohm-Trafokern-Spulen beweisen, dass auch an dieser Stelle an nichts gespart wurde. Eine Impedanzkorrektur im Bass sowie ein Wirkungsgrad von 90 Dezibel stellen sicher, dass die Halcyon eine leicht zu treibende Last darstellt, die keiner speziellen Elektronik bedarf. So ab 20 Röhrenwatt geht laut Michael Stolz der Spaß los.

Der Scan Speak Mitteltöner ist für Michael Stolz der Dreh- und Angelpunkt für die homogene Spielweise der Halcyon
Der Scan Speak Mitteltöner ist für Michael Stolz der Dreh- und Angelpunkt für die homogene Spielweise der Halcyon

Nach einigen kurzen Experimenten kommen die Halcyon an genau der Stelle zu stehen, die noch kurz zuvor die LumenWhite eingenommen haben. Auch wenn die Musical Life bei einer ersten Betrachtung die Erwartungen an einen Lautsprecher ihrer Preisklasse deutlich übertrafen, erscheint es mir fast unfair, sie so kurz nach meiner vielfach teureren Keramik und Diamant bestückten persönlichen Referenz zu hören. Doch weit gefehlt! Die Halcyon spielt so einschmeichelnd, so gewinnend und stimmig, dass ich gerne eine Weile auf die immense Auflösung, sezierende Genauigkeit und – ja auch – gewisse Kühle meiner akustischen Lupe verzichte. Die Musical Life machen einfach so viel Spaß, und das auch bei weniger gelungenen (CD-)Einspielungen, dass die Frage nach der klanglichen Wahrheit rein akademisch wirkt. Ich lege ein paar wohl bekannte Stücke auf – und genieße. Bei der Halcyon kommt es einem erst gar nicht in den Sinn, auf Einzelkriterien zu achten: Sie stellt die Musik in den Vordergrund, statt sich selbst in Szene zu setzen, und diese Bescheidenheit macht sie für alle Musikfreunde zu einen Objekt der Begierde. Wer allerdings vorgeschaltete Quellen und Elektronik penibelst bewerten möchte oder muss, sollte zu einem noch höher auflösenden Werkzeug greifen, selbst wenn es weniger Genuss verheißt.
 


Seit dem wir uns ein wenig intensiver mit Aufnahmen und der Produktion von Schallplatten beschäftigen, ertappe ich meine Gattin und mich beim abendlichen Entspannen bei einem Glas Wein und einer vorzugsweisen alten, lange nicht gehörten Scheibe dabei, dass wir kritisch über die Aufnahmequalität diskutieren, was man durchaus als déformation professionnelle bezeichnen könnte. Bei der Halcyon tritt diese erfreulicherweise weniger häufig auf: Hier kann man sich viel einfacher schwelgerisch in die bekannten Rhythmen und Melodien fallen lassen. Und das schönste dabei ist, dass man niemals das Gefühl hat, es fehle auch nur das geringste. Um es einmal – mit Verlaub – ein wenig zu plakativ zu formulieren: Die Halcyon macht die Musik eher zu einem emotionalen Erlebnis, denn zum Gegenstand analytischer Betrachtungen. Darin kommt sie unseren Lautsprechern in Wohnzimmer, in dem ich keine Hifi-Hoheit habe, sehr nahe: den Consensus Lightning. Auch sie zeigen sich dank einer zusätzlichen Prise warmen Oberbasses gegenüber mediokren Aufnahmen ein gutes Stück versöhnlicher und lassen es dennoch weder an Raum noch an Auflösung oder Basspräzison fehlen.

Zwei dieser Bass-Chassis mit der charakteristischen holzfarbenen Membran arbeiten bis 220 Hertz parallel. Die bewegte Masse des Bass-Treiber beträgt lediglich 10 Gramm
Zwei dieser Bass-Chassis mit der charakteristischen holzfarbenen Membran arbeiten bis 220 Hertz parallel. Die bewegte Masse des Bass-Treiber beträgt lediglich 10 Gramm

Ob auch die Musical Life trotz ihrer angenehmen, ganzheitlichen Spielweise über die nötige Tieftonpräzision verfügen, müssen sie bei Jonas Hellborgs Elegant Punk zeigen: Weder die fast subsonischen Tiefen von „Drone‟ noch das Slap-Gewitter auf „It‘s The Pits, Slight Return‟ können sie aus dem Tritt bringen: Da wummert nichts, da verschmieren keine Impulse. Auch bei hohen Lautstärken bleiben die Musical Life völlig souverän. So, jetzt bin ich doch wieder in die Betrachtung von Einzeldisziplinen verfallen, die dem Charakter der Halcyon so gar nicht entspricht. Aber sei‘s drum, Sie wollen bestimmt auch wissen, wie es die Musical Life mit Auflösung, Raum und Klangfarben hält. Letztere sind, wie zu erwarten, auf der kräftigen, vollen und warmen Seite und machen zu einem großen Teil den besonderen Charme dieser Schallwandlers aus.

Bei den Reissues einschlägiger RCAs verwöhnen die Halycon mit einer plastischen Raumdarstellung. Die imaginäre Bühne hat reichlich Breite und Tiefe, und ich wäre völlig zufrieden, wenn ich nicht wüsste, dass die LumenWhite eine noch etwas großzügigere Ausdehnung suggerieren würde. Aber hier gilt wieder die alte Hifi-Erkenntnis, dass ab einem gewissen Qualitätsstandard jede noch so kleine Verbesserung nur mit einem ganz enormen zusätzlichen Aufwand und dem entsprechenden Preis zu erzielen ist. Gleiches gilt, wenn es um die Präsentation von Details geht: Die Musical Life verschweigt so gut wie keines von ihnen, rückt sie aber nicht in so gleißenden Licht wie die DiamondLight. Auch nach der Einzelbetrachtung bleibt es dabei: Die Halcyon strebt nicht nach Höchstleistungen in Einzeldisziplinen, sondern bietet ein ganzheitliches Musikerlebnis auf extrem hohen Niveau.

In den Artikeln von Matthias Jung findet sich hin und wieder eine Formulierung, mit der ich mich immer etwas schwer getan habe: „Braucht man das wirklich?‟ fragt der Kollege sich und den Leser, wenn er irgendeinen Teilbereich aufgespürt hat, in dem eine andere Komponente noch etwas mehr zu bieten hat als die, über die er gerade schreibt. Nun verstehe ich ihn besser: Im Vergleich mit der Lumen wird schon klar, wo noch etwas mehr geht als das, was die Halcyon leistet. Aber nicht nur angesichts des immensen Preisunterschiedes stellt sich die Frage: „Braucht man das wirklich?‟ Wenn es allein um den Musikgenuss geht, scheint mir ein „nein‟ gar nicht so abwegig.

Ab fünf Kilohertz übernimmt der Magnetostat von Swans
Ab fünf Kilohertz übernimmt der Magnetostat von Swans

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STATEMENT

Schön, dass sich Michael Stolz wieder seinem Lieblingsthema, dem Lautsprecherbau, zugewandt hat. Mit der Halcyon präsentiert er einen absolut erwachsenen, nie nervigen langzeittauglichen Schallwandler, mit dem es Freude bereitet, voll in die Emotionen von Songs, Standards und Symphonien einzutauchen. Auflösung, Raumdarstellung und Detailfülle erreichen dabei ein hohes Niveau, ohne vom musikalischen Geschehen abzulenken. Die Musical Life bieten unverschämt viel Wohlklang zum vergleichsweise moderaten Preis!
GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Ortofon 309i, Kuzma 4Point
Tonabnehmer Lyra Olympos, Ortofon SPU Reference
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler M2Tech Young, Prototyp
Bandmaschine Studer A 80
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode, Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
Musical Life Halcyon
empf. Verstärkerleistung > 20 Watt
Wirkungsgrad 90 dB/2,83 Volt/1 Meter
Frequenzgang 35 Hz – 35 kHz, -3 dB
Übergangsfrequenzen 220 und 5000 Hz
Nennimpedanz 4 Ohm
Gewicht 43 kg
Abmaße (H x B x T) 1090 x 210 x 410 mm ohne Fuß
Garantie 5 Jahre
Paarpreis 6000 Euro

 

HERSTELLER
Musical Life
Anschrift Michael Stolz
Schützenweg 4
57319 Bad Berleburg
Telefon 02755 3869805
E-Mail info@musicallife.de
Internet www.musicallife.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/11-11-20_musicallife
In dieser Nachbetrachtung geht es einmal nicht um Geräte und technische Innovationen. Die klangBilder geben sich traditionell facettenreicher als übliche Messen und lassen auch immer wieder die ein oder andere lukullische Entdeckung zu. Heuer möchte ich Ihnen deren zwei vorstellen.


Weindegustationen haben auf den von Dr. Ludwig Flich ohne jegliche Scheuklappen konzipierten Messen schon seit langem ihren festen Platz. Nun ist es gewiss Geschmacksache, ob man sich seinen Lieblingsscheiben bei einem Gläschen Single Malt, einem guten Wein oder lieber völlig nüchtern zuwendet. Für den Wein auf der Messe sprach bisher allein, das die österreichischen Hauptstadt auch zu den Weinbaugegenden zählt. Diesmal war die Verbindung zwischen einem der Kernthemen der klangBilder, der Musik, und dem Wein aber inniger als je zuvor: Am Freitagabend präsentierte Markus Bachmann die sogenannten Sonor Wines – Weine, die bei der Gärung mit Musik beschallt wurden.

Der zweite Teil der Verkostung fand in heimischer Umgebung mit den passenden Gläsern statt
Der zweite Teil der Verkostung fand in heimischer Umgebung mit den passenden Gläsern statt
Die besagten Weine wurden dem geneigten Publikum wie gesagt während der Messe kredenzt – allerdings ohne die Möglichkeit, diese mit der unbeschallten Variante zu vergleichen. Da der Audiophile im allgemeinen und der testende Redakteur im besonderen seine Urteile aber am liebsten im A/B-Vergleich findet, bat ich den Erfinder und Promoter der Sonor Wines, die gewünschte Gegenüberstellung möglich zu machen. Am späten Nachmittag des folgenden Tages erschien er dann mit dem Wein des ersten Experimentes am Stand von sommelier du son (und Hifistatement): Ein einfacher Grüner Veltliner des Jahrgangs 2009 mit 13,5 Prozent Alkohol war in der höheren Bundeslehranstalt und dem Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg einmal auf übliche Weise ausgebaut worden, ein anderes Mal über einem im Gärtank installierten Unterwasserlautsprecher mit Mozarts vierter Symphonie in der Interpretation der Wiener Philharmoniker unter Leonard Bernstein beschallt worden. Und obwohl die beiden Flaschen während des Transportes etwas wärmer geworden waren, als ideal gewesen wäre, braucht man kein geschulter Sommelier zu sein, um die Unterschiede zwischen beiden Weinen festzustellen: Der „normale‟ wirkte etwas plump und eher marmeladig als fruchtig. Der von Mozart beflügelte Wein hingegen schmeckte leichter, spritziger und eleganter. Der Alkohol trat deutlich in den Hintergrund. Auf die Idee, dass man für das erste Experiment voller Vorsicht einen Landwein ausgewählt hatte, kam man beim Verkosten des „Jupiters‟ nun wirklich nicht.

Für das erste Experiment wurde ein Grüner Veltliner Landwein ausgesucht. Heute werden Weine renommierter Winzer der musikalischen Behandlung ausgesetzt, wie man unter www.sonorwines.com nachlesen kann
Für das erste Experiment wurde ein Grüner Veltliner Landwein ausgesucht. Heute werden Weine renommierter Winzer der musikalischen Behandlung ausgesetzt, wie man unter www.sonorwines.com nachlesen kann
Da wir den Wein auf der Messe probierten, können wir sicher ausschließen, dass etwa Gärdämpfe bei der Beurteilung vernebelnden Einfluss genommen hätten. Markus Bachmann hat auch eine durchaus plausible Erklärung für die Geschmacksveränderung: Die Bewegung des Weines soll selbst bei sogenannten Altweinen, bei denen der übliche Gärvorgang abgeschlossen ist, die bioaktive Hefe wieder zu weiterer Arbeit stimulieren. Diese führe dann dazu, dass höherwertiger, aber eben nicht, wie man vielleicht annehmen würde, mehr Alkohol produziert werde. Einen ähnlichen Effekt erreiche man durch die Beschallung während der ersten Gärung. Dadurch, dass der Wein bewegt werde und die Hefen keine Energie dafür verbrauchten, sich im Wein zu bewegen, könnten sie effektiver Arbeiten. Frequenzen von über 10 Kilohertz könnten übrigens im Wein nicht übertragen werden. Auch bedürfe es wechselnder Signale, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Sinustöne seien so gut wie unwirksam. Auf die abschließende Frage, wie man denn auf die Idee komme, Wein und Musik auf diese Weise miteinander zu verquicken, antwortete Markus Bachmann schmunzelnd: „Viel trinken.‟ Das dürfte bei seinen Kreationen nicht schwerfallen.

 


Trotz der aprikotfarbenen Wand im Hintergrund gut zu erkennen: Die Weine unterscheiden sich auch in der Farbe. Der beschallte ist der hellere
Trotz der aprikotfarbenen Wand im Hintergrund gut zu erkennen: Die Weine unterscheiden sich auch in der Farbe. Der beschallte ist der hellere
Als geradezu exemplarisch für das besondere Flair der klangBilder darf der Ausstellungsraum von AviTech gelten: Edvard Potisk, der untere anderem Bryston und PMC vertreibt, konnte Heinrich Schläfer – bisher eher durch die fantastischen Quinton-CD-Produktionen in Erscheinung getreten – für die Gestaltung gewinnen. Der Barrista aus Leidenschaft verbannte als erstes die wenig aufregenden hoteleigenen Sitzgelegenheiten aus der Suite, ersetzte sie durch echte Thonet-Stühle und Kaffeehaustische und installierte eine mächtige La Pavoni Pub 1EL Espresso-Maschine. Das i-Tüpfelchen in diesem so stimmigen Arrangement waren die selbstgebackenen Cantuccini, von denen ich ein paar nach Gröbenzell entführen konnte.


Wie schon bei meinen Mastertape-Kopien von Quinton, die nun ebenso wie die der Paul-Kuhn-LP über die Analogue Audio Association für jedermann verfügbar sind, widerstrebt es mir auch hier, Ihnen von Dingen vorzuschwärmen, derer Sie nicht habhaft werden können. Und deshalb habe ich Heinrich Schläfer zur Herausgabe seines Rezeptes gedrängt. Es kann ja nicht schaden, vor Weihnachten schon ein wenig zu üben: Viel Spaß also beim Backen und Genießen!

CANTUCCINI á la Schläfer

Zutaten für 100 Portionen

  • 300 g Mehl (Glatt oder Universal)
  • 300 g Zucker (Feiner Backzucker)
  • 1 Pck. Bourbon-Vanillezucker
  • 1 EL Zitronensaft
  • 1⁄2 EL Bittermandel-Aroma
  • 1 Pck. Backpulver
  • 3 Eier
  • 1 Prise Salz
  • 200 g ganze Mandeln
  • 100 g Mandelstife
  • 100 g gemahlene Mandel (oder 100 Gramm ganze Mandeln in der Küchenmaschine fein mahlen)

 

Tipps und Variationen

  • Je nach Menge des zugegebenen Bittermandelaromas kann man die Cantuccini nach Belieben „marzipaniger“ machen. Maximal einen EL Bittermandelaroma beigeben, da sonst der Marzipangeschmack zu intensiv wird.
  • Man kann auch nur eine halbe Packung Backpulver beigeben. Die Cantuccini gehen dann weniger auf, werden aber auch nicht so hart (die klassischen, italienischen Cantuccini sind allerdings hart!)
  • Zusätzlich kann man ein bis zwei Orangen abreiben, die Orangenschale beigeben, die Orange(n) dann auspressen und den Orangensaft beigeben.
  • Schokolade-Cantuccini: Anstelle des Bittermandel-Aromas ca. 50 Gramm Kakaopulver und 50 Gramm fein geriebene, dunkle Schokalode (Kakao-Anteil über 60%) beigeben.
  • Kaffee-Schokolade-Cantuccini: Anstelle des Bittermandel-Aromas ca. 25 Gramm Kakaopulver und 25 Gramm gemahlenen Espresso (also 2 Zweier-Siebträger) beigeben.


Der Autor bevorzugt die dunkle Variante, auch wenn sie nicht die klassische ist.
Der Autor bevorzugt die dunkle Variante, auch wenn sie nicht die klassische ist.


Zubereitung

  • Eier trennen.
  • Eiweiß steif schlagen.
  • Mehl, Eigelbe, Zucker, Bourbon-Vanillezucker, Bittermandel-Aroma,
  • Backpulver, Salz und Zitronensaft dazugeben und verrühren.
  • Dann die Mandeln beigeben, nach jedem Beigeben gut Verrühren: Erst die gemahlenen Mandeln, dann die Mandelstifte, dann die ganzen Mandeln.
  • So lange mit dem Knethaken durchkneten, bis die Mandeln gleichmäßig verteilt sind.
  • Den Teig zu 2 - 3 cm dicken Rollen verarbeiten, Arbeitsfläche und Hände dazu intensiv mit Mehl bestäuben. Auch während des Ausrollens immer wieder die Arbeitsfläche und die Hände bestäuben. Die Teigmenge sollte 7 - 8 Rollen ergeben.
  • Die Rollen auf zwei mit Backpapier ausgelegte Backbleche legen. Da die Rollen sehr gut aufgehen, benötigt man zwei Backbleche und sollte zwischen den Rollen ausreichend Platz lassen.
  • Für 25 Minuten im Ofen (Umluft, je nach Ofen 160° C – 180° C) backen.
  • Herausnehmen, kurz abkühlen lassen (die Rollen dürfen aber nicht kalt werden!), dann mit einem Pinsel das Mehl von den gebackenen Rollen gründlich entfernen.
  • Die Rollen mit einem scharfen Messer (ideal ist ein japanisches, zweischneidiges Messer, z.B. ein Santoku) in 1 cm breite Streifen schneiden.
  • Die kleinen Streifen minimal frei legen, zwischen den Streifen sollte aber nur sehr wenig Platz sein, da die Cantuccini sonst zu hart werden.
  • Noch einmal 7 – 12 Minuten (je nach Ofen und Qualität der Umluft) bei derselben Temperatur backen.

Weitere Informationen

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Freunden unserer Downloads dürfte der Gitarrist Helmut Kagerer kein Unbekannter sein, und auch Andreas Kurz ließ seinen tiefen Viersaiter hier schon im John Marshall Quintett erklingen. Mit dabei sind diesmal Bernd Reiter an den Drums und Ralph Lalama, seit fast einer Ewigkeit Saxophonist des legendären New Yorker Vanguard Jazz Orchestras.


Was die Statements From Birdland anbelangt, war die nun beendete Zwangspause von Hifistatement weniger prekär als für den Rest des Magazins, fiel sie doch in etwa so lang aus wie die alljährliche sommerliche Auszeit unseres Lieblings-Jazz-Clubs. Dort ging es dann ab September wieder los. Die erste in der neuen Saison gemachte Aufnahme –  vom Auftritt des Joris Dudli Sextetts – bedarf noch einer leichten Nachbearbeitung, so dass wir Ihnen hier einen Song aus dem Konzert des Helmut Kagerer Trios mit dem seinem Gast aus New York präsentieren. Wie man die beiden Stunden hochenergetischer Musik im Keller unter der Hofapotheke erlebte, schildert Thomas Eder, der bisher an dieser Stelle – und auf der Paul Kuhn-LP – vor allem mit seinen atmosphärischen Fotos hervorgetreten ist.

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Der Flügel auf der Bühne zwang die Musiker, recht dicht zusammenzurücken, was der Kommunikation, nicht aber der Breite des Stereopanoramas zugute kam

 

 

New York – München – Regensburg


Immer wieder gastieren im Keller der ehemaligen Neuburger Hofapotheke einheimische Jazz-Trios, die sich einen Stargast für eine Deutschlandtournee mit ins Boot holen, und das war an diesem Abend der amerikanische Saxophonist Ralph Lalama. Der an der New York University lehrende Professor  – eine Entdeckung des legendären Trompeters und Komponisten Thad Jones – musizierte unter anderem in Bands von Carla Bley,  Woody Herman, Joe Lovano und Tom Harrell und ist bis heute Mitglied im Vanguard Jazz Orchestra, das aus dem Thad Jones/Mel Lewis Orchestra hervorging.

An der Gitarre saß der international gefragte Regensburger Gitarrist Helmut Kagerer, der sich mit dem wendigen Lalama die Soloparts teilte. Den Kontrabass zupfte der einfühlsame Münchner Andreas Kurz, und der aus der Steiermark stammende Wahl-Münchener Bernd Reiter sorgte mit messerscharfen Schlägen und gekonnter Beckenarbeit zusammen mit seinem Kollegen am Bass für den richtigen Drive. Das Quartett überzeugte vom ersten Takt an und hielt das Publikum über zwei Stunden lang mit feinstem balladesken bis groovenden Modern Jazz bei Laune. Vier erlesene Musiker und eine starke Band zelebrierten ein Konzert mit Hand und Fuß, das man sich sofort wieder anhören würde!

Thomas Eder


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Meist stand Ralph Lalama recht zentral vor dem Bassisten. Er ist aber auch mal weiter links und vor allen Dingen rechts zu hören. Statisches gab es bei diesem Quartett einfach nicht: weder musikalisch noch räumlich

Bei der Aufnahme verließ ich mich auf Bewährtes: das Stereomikrofon AKG C 422 comb. und das MBHO 603 A/KA 200N als Stützmikrofon für den Kontrabass. Vorsichtshalber hatte ich noch ein Røde NTK vor dem Gitarrenverstärker platziert, da es sich schon beim Ninth Download From Birdland vor dem Amp von Helmut Kagerer bestens bewährt hat. Die beiden Schönheitsfehler der Aufnahme – die mangelnde Differenzierung der sehr dicht beieinander agierenden Musiker und die etwas zu dominierenden Becken – ließen sich aber auch durch das zusätzliche Mikro nicht beheben. Deswegen blieb es aus und die Aufnahme so puristisch wie möglich. Dass das Saxophon nicht wie angenagelt von einen speziellen Punkt auf der Bühne zu vernehmen ist, liegt in der Agilität Ralph Lalamas begründet: Mal stand er zentral und spielte in Richtung des Publikums, mal nahm er am Rande der Bühne Platz, dann wieder wandte sich bei seinen Improvisationen Helmut Kagerer zu. Die sparsame Mikrofonierung gibt meines Erachtens das Geschehen auf der Bühne recht hautnah wieder, gerade weil hier die geschliffene Eleganz vieler Studioproduktionen fehlt. Die Mischung der drei Signale besorgte wie so oft ein Audio Development AD 245 und die Wandlung in Daten und ihre Speicherung eine Nagra LB.

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Das Großmembran-Röhrenmikrofon vom dem Gitarrenverstärker blieb aus, da das Hauptmikro einen ebenso runden wie stimmigen Sound der halbakustischen Gibson einfing


PS: Als Download Button haben wir das Cover von Ralph Lalamas aktueller CD gewählt, die er mit amerikanischen Kollegen einspielte und die über seine Homepage ralphlalama.com zu beziehen ist. Eine Aufnahme mit dem Helmut Kagerer Trio ist momentan leider nicht verfügbar.

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Auch wenn die klangBilder in Teilen einem – überraschend harmonischen – Familientreffen der Hifi-Szene ähneln, gibt es doch wieder die ein oder andere Überraschung – meist eher an Peripherie unseres Kernthemas. Mitten im Zentrum steht allerdings die Superbox Sonus Faber Fenice, die nur nach Voranmeldung mit Eintrittskarte bei Audio Tuning in geschlossenen Vorführungen zu erleben waren. Das krasse Gegenteil waren Lautsprecherböxlein zur Aufwertung von Mini- und Midianlagen – mit durchaus audiophilem Anspruch bei Martina Schöner.

Wien ist voller Überraschungen
Wien ist voller Überraschungen
Dass dieser Bericht vom Samstag statt in der Nacht erst im Laufe des Sonntags online geht, liegt an sonor wines: Weinen, die während der Gärung mit Musik beschallt wurden. So interessant die Verkostung am Freitag sein mochte, ein endgültigen Urteil mag sich der wissbegierige Audiophile natürlich erst nach dem allfälligen A/B-Vergleich bilden. Und den haben wir am Samstagnachmittag organisiert. Mehr Informationen zum Verfahren und die Ergebnisse des Vergleichs werden Sie in nicht allzu ferner Zukunft an dieser Stelle finden.

 

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Größere Überraschungen blieben aus – und das war gut so. Wir hatten ja schon im Vorbericht bekannt, dass die klangBilder unser Favorit unter den Messen sind.

Wien bleibt Wien
Wien bleibt Wien
Das änderte sich auch im elften Jahr ihres Bestehens nicht: Der Service im Hilton, die kompetente Messeorganisation, eine Vielzahl von Ausstellern mit spannenden Produkten und reger Zuschauerzuspruch ab dem Mittag des ersten Tages sorgten überall für zufriedene Gesichter. Teil eins der Messeimpressionen finden im Anschluss, der zweite soll dann morgen folgen – vorausgesetzt die Arbeit am Stand und Workshops zu neunen Produktionen von Edel und sommelier du son lassen uns die Zeit dazu.

 

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Donnerstag, 03 November 2011 01:00

M2TECH Young und Squeeze-upgrade Netzteil

Haben die – nun glücklicherweise überwundenen – Wirren um Hifistatement die Redaktion aus dem Takt gebracht? Oder wie lässt es sich sonst erklären, dass der Young hier zum Thema wird, obwohl er andernorts schon mehrfach positiv besprochen wurde? Soweit ich weiß, war das Squeeze-Netzteil bisher nie Gegenstand der Betrachtung. Und das grenzt an Fahrlässigkeit!

M2TECH Young und Squeeze-upgrade Netzteil
M2TECH Young und Squeeze-upgrade Netzteil

Eine Fahrlässigkeit, der ich mich selber zeihen muss, denn der Young steht geraume Zeit in meinem Hörraum und wechselt sich mit dem Prototyp eines später einmal deutlich teureren D/A-Wandlers dabei ab, die Daten aus dem Mac und ganz selten einmal die aus dem Wadia-Laufwerk in Musik zu übersetzen. Zwar hatte Carsten Hicking, Mitinhaber des deutschen M2TECH-Vertriebes dem – wie man neudeutsch wohl sagt – stylischen Konverterkästchen bald ein Netzteil von recht ansehnlichen Abmessungen hinterher geschickt. Aber dessen schwarzes Plastikgehäuse und der für den Anschluss an den Young unvermeidliche simple Netzteilstecker waren nicht in der Lage, auch nur eine Spur von audiophiler Experimentierfreude bei mir zu wecken.

Der Young bietet fünf Eingänge für digitale Signale, symmetrische Analogausgänge darf man in dieser Preisklasse nicht erwarten. So bleibt nur ein Wunsch: eine hochwertigere Verbindung für die Stromversorgung
Der Young bietet fünf Eingänge für digitale Signale, symmetrische Analogausgänge darf man in dieser Preisklasse nicht erwarten. So bleibt nur ein Wunsch: eine hochwertigere Verbindung für die Stromversorgung

Auch wenn ich seit einiger Zeit davon überzeugt bin, dass man mit einem gutem Wandler, einem entsprechenden Computer und einem adäquaten Media Player mindestens eine ebenso überzeugende Wiedergabe digital gespeicherter Musik erreichen kann wie vor Jahren allenfalls mit Boliden vom Kaliber eines dCS, Burmester oder Wadia, wünscht man sich doch manchmal in vergangene Zeiten zurück, in denen man ein Gerät, das seine Energie aus einem Steckernetzteil bezog, nicht einmal eines Blickes gewürdigt hätte. Damals war die Welt für die schreibende Zunft noch in Ordnung: Man konnte hinter Zentimeter dicken Frontplatten nach riesigen Trafos, edlen Kondensatoren, massiven Kupferschienen, schnellen Gleichrichtern oder mechanisch aufwändig gelagerten Laufwerken fahnden oder sich an die meist spannenden Schaltungsbeschreibungen von Herstellern und Vertrieben halten. Zum Young ließ sich lediglich in Erfahrung bringen, dass er mit Burr Brown PCM 1795 Wandlern, speziellen, eigens für diese Anwendung geschriebenen und auf einen programmierbaren Logik-Baustein hinterlegten Oversampling-Filtern sowie klangoptimierten Minimum-Phase-Filtern arbeitet. Die Daten ruft er im asynchronen USB-Modus ab – aber dass dies die bessere, weil weitaus jitterärmere Variante ist, war nicht nur in Hifistatement schon des häufigeren zu lesen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Mitbewerbern dürfte allerdings der von M2TECH selbst entwickelte Treiber für den USB-Ausgang des Computers sein, der eine Datenausgabe mit 32 Bit bei 384 Kilohertz erlaubt. Um die darin verarbeiteten Erkenntnisse vor der Konkurrenz zu schützen, verzichten Marco Manunta und sein Team sogar darauf, neben den Windows- und Apple-Treibern einen solchen für Linux-Betriebssysteme anzubieten.

Das Innere des Young: Kürzeste Signalwege und noch recht viel Platz dank Auslagerung des Netzteils
Das Innere des Young: Kürzeste Signalwege und noch recht viel Platz dank Auslagerung des Netzteils

Bei der Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, Songs mit der genannten maximalen Auflösung zu speichern, verlässt man sich am besten auf die Aussagen von Spezialisten: Wie mir erfahrene deutsche und schweizerische Digitalentwickler aus der professionellen und Heim-Hifi-Szene versicherten, klingen Aufnahmen mit 192 Kilohertz nicht per se besser als solche mit der halben Abtastfrequenz. Das deckt sich erfreulicherweise mit eigenen Erfahrungen: Bevor ich meine digitalen Sicherungskopien von Aufnahmen mit einer Nagra LB machte, war ein Alesis MasterLink mit 96 Kilohertz für mich das Maß der Dinge. Besser klang es allerdings, wenn ein externer dCS-Wandler samt Masterclock die Umsetzung in die digitale Welt bewerkstelligte – obwohl er nur mit 48 Kilohertz arbeitete. 


Dass ich nun bei der Nagra doch hin und wieder mit 192 Kilohertz aufzeichne, liegt allein daran, dass ich eine spätere Verwendung der Aufnahmen in einem Download-Shop nicht ausschließen möchte. Und da zählt, wenn es um Preis und Attraktivität geht, vor allem die höhere Zahl. Das war zu den Anfängen der Digitalfotografie nicht anders. Da gab allein die Menge der Megapixel bei der Kaufentscheidung den Ausschlag. Die Qualität der Optik oder die Schnelligkeit des Autofokus wurden hingegen sträflich vernachlässigt. Ich kann also durchaus verstehen, dass M2TECH mit den 384 Kilohertz wirbt, sind diese doch beinahe noch ein Alleinstellungsmerkmal. Über die klanglichen Qualitäten sagt die Zahl aber so gut wie nichts aus. Da kommt man ums Hören einfach nicht herum. Fast ein Paradoxon: Je hoch technisierter die zu betrachtenden Geräte werden, desto mehr gewinnt die rein subjektive Einschätzung an Gewicht.

Wohl selten habe ich eine Komponente länger gehört als den Young, bevor ich darüber geschrieben habe. Leider machte ich – Stichwort Fahrlässigkeit – fast alle Erfahrungen mit dem serienmäßigen Netzteil. Daher ist es auch kein Wunder, dass beispielsweise der PS Audio Perfect Wave DAC, als er mit der Bridge im März diesen Jahres ein zweites Mal in meinem Hörraum zu Gast war, in puncto Detail und Luftigkeit ein bisschen mehr zu bieten hatte als der Young. Was den M2TECH aber so attraktiv macht, ist seine klangliche Stimmigkeit: Dass man im direkten Vergleich mit mehrfach teureren Wandler immer wieder die ein oder andere Disziplin finden wird, in der mit mehr Aufwand noch ein wenig mehr geht, ändert nichts daran, dass einem rein gar nichts fehlt, solange man den Young allein hört: Die Wiedergabe fließt, ist frei von jeglichen lästigen Artefakten und fasziniert mit Dynamik und Klangfarben. Stundenlanger, stressfreier Musikgenuss ist garantiert – selbst wenn die nachfolgende Kette wie die meine absolut keine Fehler verzeiht und jegliche Unstimmigkeit einer Quelle voller Stolz auf dem Silbertablett präsentiert. Da der Young sich in diesem Umfeld behaupten kann, wird ihm dies mit Gewissheit auch in den allermeisten anderen Anlagen gelingen.

Dank ebenso cleverer wie aufwändiger Beschaltung entlockt M2TECH dem Burr Brown PCM 1795 die Fähigkeit, Signale mit 32 Bit und 384 Kilohertz zu wandeln
Dank ebenso cleverer wie aufwändiger Beschaltung entlockt M2TECH dem Burr Brown PCM 1795 die Fähigkeit, Signale mit 32 Bit und 384 Kilohertz zu wandeln

Im Vergleich mit dem Wandler-Prototypen, dessen Identität ich erst enthüllen kann, wenn das Seriengerät verfügbar ist, macht der M2TECH ebenfalls eine gute Figur, obwohl jener mit einer noch großzügigeren Raumdarstellung und ein paar zusätzlichen Details auftrumpfen kann. Als ich während des Sommers so viel Zeit im Ruhrgebiet verbringen musste, dass ich währenddessen auf einen digitalen Arbeitsplatz nicht verzichten wollte, vertraute ich auf den Young, den iMac und ein Pärchen aktiver Adam Audio A5. In dieser eher untypischen Kombination zeigt der M2TECH ebenfalls seine Stärken: Die damit bearbeiteten Musikstücke vermochten auch über die hochauflösende Kette im heimischen Hörraum völlig zu überzeugen. Für den Einsatz im professionellen Umfeld wünschte man sich allenfalls noch symmetrische Ausgänge für den Young: Ein Forderung, die angesichts seines moderaten Preises allerdings ein wenig unverschämt wirken könnte.

Noch vor ein, zwei Jahren musste jede Komponente, die erstmals auf einem der Pagode-Racks im Hörraum zu stehen kam, eine kurze Tuning-Prozedur über sich ergehen lassen: Sie bekam ein HMS- oder Audioplan-Netzkabel und durfte auf verschiedenen Füßen mit dem Rack in Kontakt treten, bis die optimale Ankopplung gefunden war. Beim Young war das anders: Das mitgelieferte Steckernetzteil vereitelte Experimente mit der Stromversorgung, und teure Füße unter ein so schickes und im besten Sinne preiswertes Teil zu stellen, erschien mir widersinnig. Ich erinnere mich noch gut daran, welches Unbehagen mir beim Test der AudioQuest USB-Kabel das preisliche Missverhältnis zwischen den ebenso kostspieligen wir wirkungsvollen Edelkabeln und dem Young verursachte. Da ich das klangliche Potential des M2TECH aber ausschöpfen wollte, verdrängte ich den Gedanken an den Preis eines längeren Stücks AudioQuest Carbon, so dass der Young seine Daten auf einem der bestmöglichen Wege beziehen konnte.

M2TECH programmiert die Oversampling-Filter selbst und speichert die Algorithmen in sogenannten FPGAs – field programmable gate arrays
M2TECH programmiert die Oversampling-Filter selbst und speichert die Algorithmen in sogenannten FPGAs – field programmable gate arrays

Erst für den abschließenden Hörtest kam dann das Netzteil von Squeeze-upgrade mit ins Spiel. Es trägt den nicht gerade griffigen Namen „Best Of Two Worlds Solution‟ und stellt dem Young aus einem soliden Transformator, einem Gleichrichter mit Shottky-Dioden, sechs Rubicon 2200-Mikrofarad-Elkos sowie einem Spannungsregler die benötigten 15 Volt zu Verfügung. Kurz vor dem Stecker für die Netzteilbuchse ist ein sogenannter SBooster, den Squeeze-upgrade auch einzeln anbietet, um dem Strom von einfachen Schalt-Steckernetzteilen zu säubern, ins Anschlusskabel integriert. In Verbindung mit dem geregelten Netzteil soll der SBooster für eine nochmalige Stabilisierung und Säuberung des Stroms direkt vor der Eingangsbuchse des Verbrauchers sorgen. Squeeze-upgrade weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich beim SBooster nicht nur um ein passives Tiefpassfilter handeln soll – leider ohne dezidiert zu sagen, was der SBooster denn nun wirklich ist.
 


Wie dem auch immer sei, sobald der Young mit dem großen Netzteil musizierte, kam spontan richtig Ärger auf – nämlich über mich selbst, weil ich aus Gleichgültigkeit über so lange Zeit auf eine Menge mehr Musikgenuß verzichtet habe: Die heilsame Wirkung der Best Of Two Worlds Solution entfaltete sich nämlich exakt in den Disziplinen, in den der M2TECH bisher noch kleinere Wünsche offen gelassen hatte: Dank der sauberen und stabileren Stromversorgung ging der Young jetzt noch deutlich filigraner zu Werke. Feininformationen traten deutlicher hervor, wobei besonders diejenigen, die Auskunft über die räumliche Beschaffenheit der Aufnahmeumgebung geben, das Hörvergnügen ganz enorm steigerten. Die Verbesserung erweist sich als so signifikant, dass es keines Hin- und Hersteckens zwischen den Netzteilen bedarf, um zu einen sicheren Urteil zu gelangen: Das Netzteil von Squeeze-upgrade hievt den Young auf ein deutlich höheres Nievea – und das für gerade einmal 135 Euro! Ich wüsste nicht, wo man eine größere Klangverbesserung zu diesem Schmunzelpreis bekommt.

Das serienmäßige Netzteil und die Best Of Two Worlds Solution, bei der der SBooster im Kabel integriert ist
Das serienmäßige Netzteil und die Best Of Two Worlds Solution, bei der der SBooster im Kabel integriert ist

Nach dieser so ungemein positiven Tuning-Erfahrung mit dem Netzteil werfe ich alle guten Vorsätze über Bord und spendiere dem Young drei Nordost Pulsar Points in Alu und anschließend ebenso viele Audio Exklusiv d.C.d. Feet. Ob es mir – oder Ihnen – passt oder nicht: Auch die Aufstellung des M2TECH macht einen nicht unerheblichen Unterschied. Mit den Pulsar Points gerät die Wiedergabe prickelnder, lebendiger und emotionsgeladener. Die Tiefe der räumlichen Abbildung nimmt zu, insgesamt wirkt das Klangbild größer und luftiger. Die c.D.c. Feet bewirken sehr ähnliche Klangveränderungen, es gibt aber ein bisschen weniger überbordende Spielfreude, dafür mehr Kontrolle und Durchzeichnung. So eindeutig die Klangverbesserungen durch die bessere Ankopplung sind, so marginal sind die Unterschiede zwischen den beiden Konzepten: Weder spielt der Young auf den c.D.c Feet mit gebremsten Schaum, noch auf den Pulsar Points nervös oder gar unkontrolliert. Ich belasse es aber erst einmal bei den c.D.c. Feet und konfrontiere den so getunten M2TECH noch einmal mit dem Prototypen, der schon seit geraumer Zeit auf Pulsar Points ruht, allerdings solchen aus Titan: Ich habe mich nicht getäuscht, der Young hat durch die Tuning-Maßnahmen wirklich ungemein zugelegt und spielt nun in einer Liga mit meiner Referenz. Im M2TECH steckt jedenfalls eine Menge mehr klangliches Potential, als er auf den ersten Blick offenbart. Gut behandelt, entwickelt er sich zum wahren Favoritenschreck!

 

STATEMENT

Der M2TECH bietet deutlich mehr Wohlklang, als man üblicherweise zu diesem Preis erwarten darf. Dennoch – oder gerade deshalb – sollte man unbedingt noch die überschaubare Ausgabe für das große Netzteil mit einkalkulieren. Hier gilt: Je mehr man investiert, desto besser wird das Preis/Genuss-Verhältnis.
GEHÖRT MIT
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
D/A-Wandler Prototyp
CD-Laufwerk Wadia WT3200
Audioplayer Amarra 2.3
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, Adam Audio A5 (aktiv)
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Coffee (USB), Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren,
Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus
HERSTELLERANGABEN
M2TECH Young
Eingänge 2 x S/PDIF (RCA und  BNC), 1x AES/EBU (XLR),
1 x optisch (Toslink), 1x USB (Type B)
Abtastraten 44,1, 48, 88,2, 96 kHz
176,4, 192 kHz (alle Eingänge außer Toslink)
352,8, 384kHz (nur USB)
Auflösung 16 - 24 bit (S/PDIF, AES/EBU, optical)
16 - 32 bit (USB)
Ausgänge 1 x unsymmetrisch (Cinch)
Ausgangspannung 2,65Vrms (7,5Vpp @ 0dBFS)
Frequenzgang 0-90 kHz +0.1/-0.1dB (384 kHz)
Fremdspannungsabstand 121 dB (A bewertet, 192 kHz, 24 bit)
Stromversorgung Steckernetzteil 15-18 Volt, 240 mA (15V)
Maße (H/B/T) 50/200/200 mm
Gewicht 1 kg
Preis 1100 Euro
HERSTELLER
M2TECH Srl
Anschrift Via Giuntini, 63 -
Incubatore Polo Tecnologico
I-56023 Navacchio di Cascina (PI)
Italy
Telefon +39 (0)50 7519600
Fax +39 (0)50 754707
Internet www.m2tech.biz
HERSTELLERANGABEN
Squeeze-Upgrade Best of 2 Worlds
Maße (B/H/T) 88/64/124 mm
Gewicht 1 kg
Preis 135 Euro
HERSTELLER
Squeez-upgrade
Internet www.sqeeze-upgrade.com
VERTRIEB
digital-highend
Anschrift Higoto GmbH
Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 832 5825
E-Mail info@digital-highend.com
Internet www.digital-highend.de

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Samstag, 29 Oktober 2011 02:00

Rocky Mountain Audiofest 2011

Jedes Jahr im Oktober hat man das Gefühl, es wäre schon Weihnachten. Und das Gefühl trügt nicht, trifft man doch auf eine Menge Freunde und kleine Aufmerksamkeiten. Denvers Rocky Mountain Audiofest entwickelte sich zum Ziel von Hifi-Fans aus der ganzen Welt. Im achten Jahr hat sich diese Zusammenkunft der wichtigsten Vertreter der Industrie de facto zum Audio-Ereignis des Jahres entwickelt, woran auch die CES und T.H.E Show – sowie ihr Ableger in Newport Beach im Juni – nicht ändern kann. Denn während sich die CES mehr ans Fachpublikum wendet, geht es in Denver und Newport vor allem um die Konsumenten.


Rocky Mountain Audiofest 2011
Rocky Mountain Audiofest 2011
Der großartigen und cleveren Gastgeberin Majorine Baumert ist es zu verdanken, dass sich auch die diesjährige Messe – wieder einmal – als die bisher größte erwies: Die Zahl der Industrievertreter und der Ausstellungsräume erreichten Rekordzahlen. Die Besucherbeteiligung schienen minimal geringer zu sein als im letzten Jahr, was aber an meiner Einschätzung liegen kann: Offizielle Zahlen liegen noch nicht vor. Was könnte man auch an Denver nicht mögen? Ein beeindruckendes Herbstpanorama, vorzügliches Essen und überbordende Gastfreundschaft fast überall, wohin man sieht.

Bisher gab es in jedem Jahr jemanden, der etwas wirklich Besonderes präsentierte: Diesmals war es das Team von Chad Kassem, James Guthrie und Kollegen, die allen anderen mit ihrer Live-Vorführung der heiß erwarteten Mehrkanal-SACD von Pink Floyds Wish You Where Here die Schau stahlen. Die Scheibe lief auf einem passenden Playback Designs-Laufwerk und dem Mehrkanal-DSD-Wandler MPS-5 – für mich die beste Digitalquelle, die es gibt –, und das klangliche Ergebnis war schlicht überwältigend. Wish You Where Here ist vielleicht dasjenige Pink Floyd-Album, das es am ehesten verdient, in Surround Sound neu abgemischt zu werden: Mit seinen bezaubernden Klanglandschaften und den mächtigen Kompositionen scheint es von Anfang an für Surround Sound prädestiniert zu sein. Es steht zu hoffen, das Chad und sein Team die Plattenfirma EMI überzeugen können, das Projekt mit weiteren SACD Mehrkanal-Veröffentlichungen – oder besser noch DSD Downloads! – aus Pink Floyds enormen klassischem Katalog fortzusetzen.

Á propos DSD: Es scheint gemeinsame Anstrengungen zu geben, die Musikindustrie insgesamt dazu zu bewegen, DSD Downloads auf den Weg zu bringen. Die Pionierarbeit von Playback Designs Andreas Koch und Jonathan Tinn, DSD-Wiedergabe über USB (!) zu ermöglichen, bringt nichts weniger als eine Offenbarung: Sie stellt jede PCM-High-Resolution-Wiedergabe, die ich kenne, in den Schatten. Die einzige Einschränkung: Wirklich native DSD-Files sind ziemlich rar, da sich die meisten Studios damit zufrieden gaben, Hoch-Bit-PCM in einen 1-Bit-Datenstrom zu konvertieren – und das, obwohl Firmen wie Korg superb klingende DSD-Recorder wie den MR-2000 entwickelt haben, die jeden High-Resolution-PCM-Recorder ihrer Klasse überstrahlen.

Computer-basierte Audioquellen gab es in fast allen Räumen, oft mit Pure Musics neustem iTunes-Add-On Software-Decoder. Natürlich konnte man auch in vielen Zimmern Amarra entdecken, aber ich persönlich ziehe es vor, meine Musik mit iTunes zu verwalten statt in irgendeiner anderen Umgebung. Offensichtlich sind wir in der Zukunft angekommen und die Wiedergabe hochaufgelöster Dateien – sei es nun PCM oder DSD – ist nicht wieder wegzudenken.

Selbstverständlich wurde auch analog vorgeführt: Viele Aussteller hatten Plattenspieler für das geliebte Vinyl mit gebracht. Eines der beeindruckendsten war Luxmans neues Laufwerk mit Jelco-Arm, dass über 40 Pfund auf die Waage bringt und respektable 6500 Dollar kostet. Viele Transrotors, Clearaudios und andere feine Laufwerke bewiesen nachdrücklich, dass das Vinyl-Revival so stark ist, wie eh und je.

Alles in allem war die Show ein gutes Beispiel dafür, wie man feines Hifi so präsentiert, dass die Besucher eine Wiedergabequalität erleben konnten, die weit über die der allgegenwärtigen Mehrkanal-Heimkino-Anlagen und beliebten iPhone/iPad/iPod-Anwendungen hinausgeht. Bleibt zu hoffen, dass immer mehr Konsumenten diese Qualitäten nicht mehr missen möchten.

Anmerkung der Redaktion

Nicht nur wir haben uns beim Reaktivieren der Seite während des Analogforums ein wenig unter Druck gesetzt. Der Kollege in den USA bekam die Folgen des raschen Wiedereinstiegs ebenfalls spüren. Unsere Bitte um einen Bericht vom Audiofest erreichte ihn vor Ort: Er war bereits in Denver, seine Spiegelreflexkamera in L.A. Als Apple-Repräsentant vertraute er aber einfach auf die Qualitäten seines iPhone 4 und lieferte uns eine ganze Reihe interessanter Fotos, die zwar nicht immer den Ansprüchen Helmut Baumgartners genügen, nach der Bearbeitung mit iPhoto aber einen recht guten Eindruck des Geschehens beim Rocky Mountain Audiofest vermitteln. In Zukunft kann es nur besser werden, meint Danny – nicht zuletzt wegen seines neuen 4S!


 

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Sonntag, 23 Oktober 2011 02:00

Analog Forum Krefeld 2011

Dieses Jahr ist es soweit: Das Analog Forum ist am Ende – am Ende der Kapazität des Mercure Hotels in Krefeld angekommen. Alle Räume, die sinnvollerweise zu belegen waren, wurden gebucht.


Analog Forum Krefeld 2011
Analog Forum Krefeld 2011
Einige Aussteller gingen gar Kooperationen ein und teilten sich ein Zimmer, nicht um zu sparen, sondern um überhaupt auf dem Forum vertreten zu sein. Und das, obwohl zur gleichen Zeit Messen in Zürich und Eindhoven stattfanden, die für deutsche Hersteller gewiss auch attraktiv waren. Die Messe im nahen Holland führte bis zum Sonntagmittag, an dem diese Zeilen geschrieben wurden, auch nicht zu einem spürbaren Besucherrückgang. Die perfekte Messeorganisation trägt natürlich auch zum positiven Gesamteindruck bei, der selbst durch den bestenfalls mediokren Service im Hotel nicht beeinträchtigt wurde. Bleibt uns nur noch, der Analogue Audio Association zum  20. Jubiläum zu gratulieren.

 

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Samstag, 16 Juli 2011 02:00

Accustic Arts Player ES

Mit dem Player ES will der deutsche Hersteller Accustic Arts den Beweis antreten, dass auch für ein relativ vernünftiges Investment von der CD und aus MAC und PC wie aus jeder sonstigen per SPDIF-Schnittstelle zugänglichen digitalen Quelle verdammt viel Musik gezogen werden kann. Unser Schweizer Autor ist diesem Anspruch nachgegangen.

Auf der Frontplatte herrscht strenge Symmetrie, wobei das Doppel der Lade links sich rechts als Blende wieder findet
Auf der Frontplatte herrscht strenge Symmetrie, wobei das Doppel der Lade links sich rechts als Blende wieder findet

Uns Schweizern sagt man gerne nach, wie hätten einen Humor so trocken wie Bündner Fleisch und einen Geschmack so bieder wie, na ja, sagen wir es freundlich, der ein wenig geradeaus gerichtet, eben eher schlicht ist. Wie bei allen Vorurteilen steckt auch in diesen ein Körnchen Wahrheit. Vielleicht gefällt mir deshalb – um mich auf den nachgesagten nationalen Geschmacksaspekt zu beschränken, da ich meinem Humor lieber nicht selber werten möchte – dieser Player aus dem Schwabenland schon rein optisch auf Anhieb so gut. Da gibt es keine Schnörkel und nichts Überflüssiges und Protz ist diesem Player ohnehin total fremd. Da wiederum tut sich offenbar eine Gemeinsamkeit zwischen dem Deutschschweizer im nördlichen Teil der Eidgenossenschaft und dem Schwaben auf. Weiter vertiefen wollen wir die Gemeinsamkeiten der beiden Volksstämme, wie etwa Sparsamkeit und Tüchtigkeit lieber nicht, um nicht auf weitere Vorurteile zu sprechen kommen zu müssen. Widmen wir uns lieber dem Hersteller und seinem Produkt.

Im Innern bleibt reichlich Platz zwischen Laufwerk, Netzteil, und den beiden Platinen für digitales und analoges Signalmanagement
Im Innern bleibt reichlich Platz zwischen Laufwerk, Netzteil, und den beiden Platinen für digitales und analoges Signalmanagement

Vor vierzehn Jahren realisierten Fritz, Martin und Stefan Schunck, die leitend hinter Accustic Arts – genauer hinter der SAE Schunk Audio Engineering GmbH & Co. KG –  stehen, die bereits seit längerem gehegte Idee, das mit der Fertigung von elektronischen Bauelementen gewonnene Know-How mit ihren Erfahrungen aus professioneller Musikproduktion zu einer High End Schmiede zu verschmelzen und diese unter Accustic Arts segeln zu lassen. Das Projekt startete vielversprechend mit wenigen allseits hoch gelobten Produkten und nahm über die Jahre beträchtlich an Fahrt auf und auch der Zuspruch der einschlägigen Presse fehlte nicht. Zahlreiche internationale Auszeichnungen künden vom Erfolg des Herstellers aus dem Neckartal nahe Stuttgart, der stolz auf das Made in Germany ist, so etwa jüngst die Auszeichnung „Produkt des Jahres 2010‟, verliehen durch Hong Kongs HiFi Review für den Verstärker Accustic Arts Power ES.

In die analoge Welt ab CD geht es per Cinch, ab Computer per USB und ab sonstiger externer Quellen per Cinch-SPDIF
In die analoge Welt ab CD geht es per Cinch, ab Computer per USB und ab sonstiger externer Quellen per Cinch-SPDIF

Von Anfang an gerade in Sachen Digitales auf der highendigen Spur mit dem Ziel, das Machbare auch zu leisten – Tube-DAC und Drive künden in der Referenz-Serie davon bereits in der zweiten Generation –, gibt es jetzt in der ES-Serie, gewissermaßen auf dem Einstiegsniveau der Schwaben einen CD-Player mit für externe digitale Quellen zugänglichem D/A-Wandler, schlicht Player ES genannt. Eingeflossen sind in den Neuen die Erfahrungen mit Drive und Tube-DAC, auch wenn beim Player ES keine Röhren Dienst tun. Vom Drive wurde die Erkenntnis übernommen, dass man Jitter am Besten nicht nur elektronisch bekämpft, nachdem er aufgetreten ist, sondern vorab schon mal mechanisch durch ein vibrationsentkoppeltes High-End-Schubladenlaufwerk, das laut Accustic Arts eigens für Audiozwecke konzipiert wurde, was heutzutage nicht mehr trivial ist, weil es von der Stange fast nur noch für Audiozwecke nahezu immer suboptimale DVD-Laufwerke gibt, die auch in Laufwerke und Player der High-End-Klasse mangels verfügbarer Nur-Audio-Laufwerke Eingang gefunden haben. Dieser Ansatz macht meines Erachtens – ungeachtet der Jitteraspekts –  schon unter dem Aspekt Langlebigkeit Sinn. Dazu passt auch die bedämpfte und nicht nur in dieser Preisklasse ungewöhnlich hochwertig aus Aluminium anstatt Kunststoff gefertigte Schublade, die an zwei Metallstangen geführt ist. Früher einmal ein ursprüngliches Kennzeichen eines High-End-CD-Players oder -Laufwerks im Gegensatz zur Plastik-Massenware ist dieses Unterscheidungsmerkmal im Laufe der Jahre weitgehend verschütt gegangen. Schön, dass es jetzt wieder prominent auftaucht und damit den ursprünglichen Ansatz von High End stützt, demnach das Haptische und Langlebige ein wesentlicher Bestandteil des Produkts sein sollen. Jedenfalls gibt diese Wertigkeit Anlass für ein Lob des Herstellers. Dessen offenbar hoher Anspruch findet sich im übrigen auch anderweitig, wie zum Beispiel in der Verarbeitung des Vollmetall-Gehäuses. Hier bekommt man jedenfalls ordentlich Gegenwert für sein Geld. Das weiß sicherlich nicht nur der Schweizer zu schätzen.


Schnelles Netzteil dank Kondensatorbank mit einem Trafo, der als eher seltene Ausnahme unter High End Playern einmal nicht überdimensioniert ist
Schnelles Netzteil dank Kondensatorbank mit einem Trafo, der als eher seltene Ausnahme unter High End Playern einmal nicht überdimensioniert ist

Nur von Mechanischem lebt ein CD-Player natürlich nicht. Ganz ohne Elektronik geht es nicht. Die Entwickler von Accustic Arts setzen auf einen D/A-Wandler, der das eher magere 16 Bit und 44.1 Kilohertz-Signal, das der Laser des Laufwerks aus der CD ausliest, auf 24 Bit und 192 Kilohertz hochrechnet. Extern zugeführte digitale Musiksignale empfängt der Player ES entweder per Cinch oder USB 2. Damit der Wandler optimal arbeiten, das Laufwerk die CD präzise in Drehung versetzen und die analoge Ausgangsstufe ungestört von digitalem Störnebel arbeiten kann, ist das Netzteil in vier sorgfältig getrennte Sektionen unterteilt. Im Zusammenspiel mit dem  resonanzgedämpften Gehäuse sollten Laufwerk und Elektronik aus technischer Sicht eine Player-Wandler-Kombination ergeben, die aus jedem digitalen Zaubertrank Musik und nichts als Musik destilliert. Und so ist es denn auch. Ab CD macht der Player ES ganz genau so Musik, wie er ausschaut: geradeaus, ohne Schnörkel und frei von heißer Luft. Auf hohe Jitterarmut möchte ich zurückführen, dass ihm jegliche Nervosität fremd ist, dass er feine und feinste Details nicht verschmiert und den Aufnahmeraum detailreich abbildet. Aus schlankem klanglichen Ansatz baut er unterschiedliche Klangbühnen überzeugend realistisch auf und vermittelt so glaubwürdig den Unterschied zwischen der samtigen Opulenz des Amsterdamer Concertgebouw und der golden schimmernden Akustik des Musikvereinssaals in Wien. Enorm schnell folgt der Player ES Tonfolgen und Dynamikänderungen und lässt Klangfarben auch im wildesten Getümmel eines groß besetzten Orchesters wie  Wetterleuchten aufblitzen. Klarheit und Durchsichtigkeit haben stets Vorrang vor dunkler und verdunkelnder Einfärbung des Klanges. Der Detailreichtum verhindert jedoch nicht die Integration einzelner Klangereignisse in ein Ganzes, in Musik. Eine recht beeindruckende Leistung.

Digitale und analoge Schaltzentralen
Digitale und analoge Schaltzentralen

All das gilt auch für den Fall, dass der Player ES als D/A-Wandler für WAV, FLAC und Co. ab Computer eingesetzt wird. Nur schade, dass der Wandler maximal 48 Kilohertz Signaltaktung über die USB-Schnittstelle akzeptiert, während er über die SPDIF-Schnittstelle immerhin eher praxisgerechte 96 kHz verarbeitet. Wer also höher als 48 Kilohertz aufgelöste Musikdateien ab Rechner ins analoge Diesseits fördern und nicht nur hochgerechnet hören will, muss sich entweder nach einen anderen Wandler umsehen oder einen Umsetzer von USB auf SPDIF an den Cinch-Eingang des Player ES anschließen. Für mich ist daher ganz klar, dass der Player ES in erster Linie als CD-Player Karriere machen wird.

STATEMENT

Nicht nur wegen seines für High-End-Ansprüche moderaten Preises vermag der Player ES den anspruchsvollen Highender zu entzücken. Nein, er erhebt zu Recht den Anspruch, unabhängig davon in der Phalanx klangkompetenter CD-Player unabhängig vom Preis ein gewichtiges Wörtchen mitreden zu können. Er ist deshalb ein starkes Stück. Meine Empfehlung als kompetente Musikmachmaschine für das Medium CD hat er jedenfalls.
HERSTELLERANGABEN
Accustic Arts Player ES
Abspielbare Medien CD, CD-R, CD-RW; WAV, FLAC etc.
Ausgänge analog 1 x unsymmetrisch (Cinch)
Eingänge digital 1 x SPDIF; koaxial (Cinch)1x USB 2.0 (Typ B)
Eingangsdatenformat bis 24 Bit/96 kHz (Cinch) bis 24 Bit/48 kHz (USB)
D/A-Wandler 24 Bit/192 kHz (Upsampling)
Gesamtklirr (THD +N) 0,0015%
Übersprechdämpfung 120 dB bei digital 0 dB
Maße 48 x 10 x 37 cm (Breite x Höhe x Tiefe)
Gewicht 7 kg
Garantiezeit 2 Jahre
Preis 2990 Euro
HERSTELLER
SAE Schunk Audio Engineering GmbH & Co. KG
Anschrift Hoher Steg 774348 Lauffen am Neckar
VERTRIEB
SAE GmbH & Co. KG
Anschrift Hoher Steg 774348 Lauffen
Telefon +49 7133 974 770
E-Mail info@accusticarts.de
Internet www.accusticarts.de

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Dienstag, 28 Juni 2011 02:00

SPL Phonitor

Kopfhörer sind nicht meine bevorzugten Schallwandler. Aber manchmal kommt man an ihnen einfach nicht vorbei – sei es kurz vor dem Einschlafen beim Hören alter Rocksongs oder beim Mischen von Aufnahmen, wenn während eines Konzerts keine noch so kleine Kammer zur Verfügung steht, die als „Kontrollraum‟ dienen könnte. Hier hilft der Phonitor, der Kopfhörerverstärker für Lautsprecher-Hörer.

Es gibt übrigens keine Redaktionsrichtlinie, den Leser in diesem Sommer mit selbstkritischen Geständnissen zu inkommodieren. Wir sind aber ein Autorenmagazin, und darum blieb es Amré Ibrahim auch unbenommen, in seinem Bericht über den Lektor CDP-7 TL seine frühere Einschätzung einer früheren Version des Gerätes mit einem Anflug von Bedauern zu revidieren. Da Hifistatement glücklicherweise nicht in Rom, sondern in Gröbenzell beheimatet ist, erlaube ich es mir nun ebenfalls, eine frühere Erkenntnis zu widerrufen. Und dabei wären wir wieder beim Phonitor: Kurz nach seinem Erscheinen – damals war ich noch für ein Printmagazin tätig – hat mich das leicht nostalgische Erscheinungsbild mit den VU-Metern derart fasziniert, dass ich umgehend ein Exemplar zum Test bestellt habe. In bester, puristischer Hifi-Manier habe ich dann selbstverständlich alle Klangbeeinflussungsmaßnahmen ausgeschaltet und den Phonitor mit einem ebenfalls von SPL entworfenen Vierfach-Kopfhörerverstärker von Grapevine verglichen, der statt mit 1600 Euro gerade mal mit etwas über 200 Euro in der Preisliste stand. Die zweifelsohne vorhandenen klanglichen Vorteile des Phonitors mögen für einen Kopfhörer-Fan zwar über Gut oder Böse entscheiden, für einen Ignoranten auf diesem Gebiet – wie mich – schien die dafür erforderliche Mehrausgabe aber in keinem rechten Verhältnis zum zusätzlichen Genuss zu stehen. Mit dieser für mich ernüchternden Einsicht meinte ich damals, die Leser nicht behelligen zu müssen.

CROSSFEED- und SPEAKER· ANGLE-Eistellungen lassen sich mit einen Schalter aktiveren. Das erleichtert die Beurteilung ihrer Wirkungsweise
CROSSFEED- und SPEAKER· ANGLE-Eistellungen lassen sich mit einen Schalter aktiveren. Das erleichtert die Beurteilung ihrer Wirkungsweise

Inzwischen habe ich aber bei den Aufnahmen für die Hifistatement-Downloads in unserer Rubrik Statements From Birdland, für sommelier du son und für andere Label so viel Zeit unzufrieden unter Kopfhörern verbracht, dass ich noch immer – oder schon wieder – nach einer überzeugenden Lösung suche – allerdings fast ausschließlich auf Seiten der Schallwandler und nicht bei der Elektronik. Die einzige Ausnahme bildete bisher der auf der Swiss High End entdeckte und von Audio-Import vertriebene Smyth Realiser, der mit jeder Menge DSP-Power jedem guten Kopfhörer die Illusion der Lautsprecher in den heimischen vier Wänden entlocken soll. Ein erster kurzer Check war vielversprechend, aber noch nicht völlig überzeugend – und als Mitbetreiber eines Analog-Labels ist mir auch nicht sonderlich wohl dabei, klangliche Entscheidungen auf Grundlage von immensen digitalen Rechenoperationen zu treffen.Zwischenzeitlich schien mir dann der Stax 4070 samt Röhrenspeiseteil aus dem Fundus des Hifistatement-Herausgebers die Lösung zu sein. Der Stax ist zwar ein Muster an Feinzeichnung, weist letztlich aber auch eine Bassüberhöhung auf und klingt in den Höhen unnatürlich gebremst, so dass ich zwischendurch immer wieder zum Beyerdynamic DT 660 wechsele, den ein zweimal 15-Band-Equalizer auf den Frequenzgang meiner Lautsprecher im Raum zwingt, so dass ich zumindest während der Aufnahmen nicht mehr zu viel Bass vorgaukelt bekomme und mit einem deutlich unterbelichteten Tieftonbereich auf den Mitschnitten nach Hause komme.

DIM steht für eine Absenkung des Pegels um 20 Dezibel und hat nichts mit der Helligkeit der Anzeigeninstrumente zu tun, die entweder im VU- oder PPM-Modus arbeiten
DIM steht für eine Absenkung des Pegels um 20 Dezibel und hat nichts mit der Helligkeit der Anzeigeninstrumente zu tun, die entweder im VU- oder PPM-Modus arbeiten

Für die Demonstration der klanglichen Meriten von sommelier-du-son- und Statement-In-Sound-Produktionen auf dem Hifistatement-Stand auf der diesjährigen High-End habe ich mir dann bei einem unserer Standnachbarn SPL – oder in voller Länge: Sound Performance Lab – einen Kopfhörerverstärker ausgeliehen, nicht ohne SPL-Chef Hermann Gier nach seinem Schallwandler-Favoriten zu befragen. Im Laufe des Gesprächs, in dem in kürzester Zeit die Elektronik in den Mittelpunkt rückte, lernte ich dann, dass der Phonitor konstruiert wurde, um einen guten Teil der Probleme beim Monitoring per Kopfhörer zu lösen, die auch mir zu schaffen machen. Da wäre zu aller erst einmal der Frequenzgang: So führte Hermann Gier überzeugend aus, dass der Winkel zwischen den Lautsprechern und die Reflexionen beispielsweise des rechten Signals von der linken Seite des Raumes – oder schlicht: das akustische Übersprechen zwischen den Lautsprechern – zu einer weniger intensiven Wahrnehmung des Tieftonbereiches führten, als wenn der Schallwandler eines Kopfhörers das Bass-Signal direkt auf das Ohr abstrahlt. Mit dem CROSSFEED-Regler lässt sich lautstärkeabhängig der Einfluss verschiedener Räume auf den wahrgenommenen Frequenzgang nachbilden. So wird also beispielsweise im Bassbereich bei Aktivierung des CROS./SPK.-Schalters weniger Tieftonenergie an den Kopfhörer geliefert als bei der linearen Betriebsart ohne Korrekturschaltung.

Im Studio-Betrieb lässt das Anschlussfeld keine Wünsche offen. Für die Benutzung mit der Hifi-Anlage wäre ein zusätzlicher unsymmetrischer Eingang wünschenswert
Im Studio-Betrieb lässt das Anschlussfeld keine Wünsche offen. Für die Benutzung mit der Hifi-Anlage wäre ein zusätzlicher unsymmetrischer Eingang wünschenswert

Während die CROSSFEED-Schaltung also vorrangig den Frequenzbereich beeinflusst, variiert die SPEAKER ANGLE-Einstellung hauptsächlich die Laufzeitunterschiede eines Signals auf den beiden Kanälen. Mit beiden Reglern zusammen soll es dann möglich sein, ein Klangbild zu simulieren, das dem der Lautsprecher im heimischen Hörraum recht nahe kommt. Dazu muss man allerdings auch noch den Pegel eines virtuellen Mittensignals feinfühlig absenken, da dies durch die beiden anderen Korrekturen ansonsten ein wenig zu laut wahrgenommen werden würde. Das Zweitbeste nach der Möglichkeit zur Raumsimulation ist bei all diesen Schaltungen, dass sie in bester SPL-Manier rein analog aufgebaut sind. Das Grundkonzept des Phonitors dürfte so gut wie einmalig sein: Um bei jeder Leistungsanforderung genug Spannung und Strom liefern zu können, setzt SPL auf sogenannte SUPRA-OPs, von Chefentwickler Wolfgang Neumann entworfene, diskret aufgebaute Operationsverstärker, die ihre Energie aus einer 120-Volt-Stromversorgung beziehen. Sie bieten einen Signal-Rauschabstand von 116 Dezibel und eine Übersteuerungsfestigkeit von 34 Dezibel. Bei einem Dynamikumfang von 150 Dezibel ist eine völlig unangestrengte, fließende, von jeglichen Verzerrungen so gut wie freie Wiedergabe garantiert.


Für diesen Material- und Fertigungsaufwand erscheint der Preis des Phonitor ausgesprochen moderat
Für diesen Material- und Fertigungsaufwand erscheint der Preis des Phonitor ausgesprochen moderat

Neben seinem Alleinstellungsmerkmal, den vielfältigen Korrekturen zur Annäherung an Lautsprecher im Raum, bietet der Phonitor selbstverständlich auch alle Schaltungen, die beim Betrieb des Kopfhörers als sogenannte „akustische Lupe‟ sinnvoll sind: Man kann nur das Signal eines Kanals hören (Solo), dieses auf beide Kanäle legen, die Summe aus beiden Kanälen bilden (Mono) oder einen der Kanäle invertieren und so sein Signal von dem des zweiten subtrahieren (Phase). Während diese Einstellungen wohl nur für den Profi bei der Arbeit interessant sein dürften, steigern die CROSSFEED, SPEAKER ANGLE und CENTER LEVEL Einstellung auch schlicht den Hörgenuss. Schon bevor ich eine Justage gesucht habe, die den Lautsprechern in meinem Raum möglichst nahe kommt, probierte ich den Phonitor mit den vor Hermann Gier vorgeschlagenen Werten aus: CROSSFEED 3, SPEAKER ANGLE 30 Grad und CENTER LEVEL -0,9. Dazu nehme ich noch einen Kopfhörer, der von seiner Bauweise keinerlei Gefühl von Beengung aufkommen lässt, den Ergo 2, der aus der dynamischen Variante des Jecklin Float entwickelt wurde: Diese Kombination verwöhnt mich denn bei der digitalen Sicherungskopie des Hifistatement-Paul-Kuhn-Albums Live At Birdland auch mit einer stimmigen, lockeren und luftigen Wiedergabe, wie ich sie zuvor mit Kopfhörern nicht erlebt habe. Das liegt zu einem guten Teil daran, dass die bei der Kopfhörerwiedergabe ansonsten extrem weit aufgespannte Stereobasis nun deutlich stärker an das erinnert, was man auch über stimmig in den Raum integrierte Lautsprecher geboten bekommt.Auch bei den bisher bis auf einen Song in unseren Downloads unveröffentlichten Aufnahmen des virtuosen Gitarrenduos Helmut Kagerer und Helmut Nieberle, bei denen die beiden Gitarren mit dem Panorama-Regler des Mischpultes voller Absicht nicht auf extreme Rechts-Links-Positionen geschoben wurden, sorgen die Klangbeeinflussungen des Phonitor dafür, dass die Instrumente nicht am Ohr zu kleben, sondern luftig im Raum zu schweben scheinen. Schon jetzt steht für mich fest, dass der SPL-Verstärker mit den klanglichen Manipulationen des Signals die Kopfhörerwiedergabe nicht nur von jeder Lästigkeit befreit, sondern gleichzeitig auch eine realistischere Vorhersage dessen erlaubt, was man über seine Lautsprecher zu hören bekommt.

Im Phonitor sind insgesamt neun dieser sogenannten SUPRA Operationsverstärker verbaut. Die diskret aufgebauten OPs werden mit 120 Volt gespeist
Im Phonitor sind insgesamt neun dieser sogenannten SUPRA Operationsverstärker verbaut. Die diskret aufgebauten OPs werden mit 120 Volt gespeist

Beim Versuch, mit den drei entsprechenden Reglern den Klang des jeweiligen Kopfhörers an den des Hörraums anzugleichen, merkt man, wie subtil die Schaltungen das Klangbild beeinflussen: Von Raumsimulation zu schreiben, wie ich es oben getan habe, wird den feinfühligen Eingriffen in den Klang, die mit dem Phonitor möglich sind, nicht unbedingt gerecht. Er erlaubt es ,mit kleinen Veränderungen an der räumlichen Perspektive, Schallquellen so im Stereopanorama zu verteilen, dass die virtuelle Bühne auch beim anschließenden Hören über Lautsprecher noch stimmig erscheint. Einmal im Hörraum ermittelte Werte gelten selbstverständlich nur für den Kopfhörer, den man beim der Einstellung verwendet. So empfinde ich beispielsweise beim Ergo und beim Beyerdynamik T5p, bei denen die Schallwandler in einem spitzen Winkel zu den Ohren stehen, einen CROSSFEED-Wert von 3 als völlig ausreichend, während ein DT 660, dessen Wandler direkt auf die Ohren zielen, mit einen Wert von 4 besser klingt. Letztlich führt also kein Weg daran vorbei, den eigenen Kopfhörer am Phonitor auszuprobieren. Dennoch lehne ich mich ein wenig aus dem Fenster: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Headphone-Amp gibt, der ihrem Hörer mehr Musikgenuss entlockt – vorausgesetzt, die Wiedergabe über Lautsprecher in einem geeigneten Raum ist Ihr Ideal. Wenn Sie aber lediglich etwas mehr über die speziellen Features des SPL erfahren möchten, brauchen Sie sich nicht einmal zu Ihrem Händler zu begeben: Hier finden Sie ein Video, das beim Anhören über Kopfhörer einen guten Eindruck von den Möglichkeiten des Verstärkers vermittelt – selbst wenn der Kopfhörerausgang Ihres Laptops nicht unbedingt mit einer 120-Volt-Stromversorgung arbeitet.

STATEMENT

Wer einmal selbst gehört hat, wie groß der Unterschied zwischen einem guten, in Profikreisen verbreiteten Kopfhörerverstärker und dem Phonitor mit seinen Korrekturen zur perspektivischen Wahrnehmung ist, der wird sich so leicht nicht wieder mit der zweidimensionalen Darstellungsform üblicher Verstärker zufriedengeben. Für die Arbeit an Aufnahmen erscheint mir der Phonitor schlicht unverzichtbar. Dem engagierten Kopfhörer-Fan bietet er bisher ungeahnten Genuss: High End aus der Profiszene!
GEHÖRT MIT
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
D/A-Wandler M2TECH YOUNG, Prototyp
CD-Laufwerk Wadia WT3200
Audioplayer Amarra 2.2
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Wild Blue Yonder, Wildwood, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

HERSTELLER
Sound Performance Lab
Anschrift SPL electronics GmbH
Sohlweg 80
41372 Niederkrüchten
Telefon +49 (0) 2163 98340
Fax +49 (0) 2163 983420
Internet www.spl.info

Weitere Informationen

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