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M2Tech Joplin – ein Test und zwei Klang-Beispiele

01.03.2013 // Dirk Sommer

Wie Tonband-Kenner mit Sicherheit wissen, kommen auch Bandmaschinen nicht ohne Entzerrungen aus. Die variieren je nach Bandgeschwindigkeit und Kontinent. In Europa wird nach CCIR respektive IEC und in Amerika nach NAB entzerrt. Allerdings sind bei Bandmaschinen die Equalizer für Aufnahme und Wiedergabe fester Bestandteil des Gerätes. Um die vier vom Joplin angebotenen Entzerrungen, die für im heimischen Betrieb genutzte Geschwindigkeiten ausgelegt wurden, nutzen zu können, kommt man um Umbauten an den Tonbandgeräten nicht herum: Es reicht meist nicht einmal, die Ausgänge er Tonköpfe direkt herauszuführen. In vielen Fällen ist auch noch eine Impedanzanpassung fällig. Ich wage einmal zu prophezeien, dass diese Möglichkeiten des Joplin nur in Ausnahmefällen genutzt werden dürften.

Häufiger zum Einsatz kommen werden da die jeweils zwei Rausch- und Rumpelfilter, die bei der Überspielung verwellter Schallplatten oder solcher mit nicht gerade perfekter Oberfläche gute Dienste leisten könnten. Über ein MPX-Filter, das den 19-Kilohertz-Pilotton bei Stereosendungen unterdrückt, wird sich freuen, wer Rundfunksendungen vom Band oder aus dem laufenden Programm digitalisiert. Marco Manunta, Gründer und Chef von M2Tech, sieht den Joplin nämlich auch als Problemlöser für all jene Hifi- und Musikfreunde, die ihre Anlage teils schon vor Jahren ausschließlich auf Digitaltechnik umgestellt haben, dank eines Wandlers mit Lautstärkeregelung auf eine Vorstufe verzichteten und nun doch wieder Plattenspieler oder Tuner nutzen möchten. Diejenigen könnten nun die analogen Quellen mit dem A/D-Wandler in die bestehende Anlage integrieren, ohne erst wieder einen Vorverstärker oder einen Phonoentzerrer anzuschaffen. Der Joplin ist nämlich in der Lage, ankommende Signale um bis zu 65 Dezibel zu verstärken. Da die Phonoentzerrung nach der Verstärkung stattfindet, soll eine Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt ausreichen, um eine Wandlung ohne Auflösungsverlust zu garantieren. Wer keinen allzu leisen Tonabnehmer sein Eigen nennt, kann damit den Joplin direkt ansteuern. Dessen Eingangswiderstand liegt allerdings bei 47 Kiloohm, was für Moving-Magnet-Systeme ideal ist, nicht aber für Moving-Coils. Hier empfiehlt Marco Manunta ein Y-Kabel, um parallel zum Tonabnehmer noch einen Lastwiderstand anschließen zu können. Der audiophile Purist denkt dabei natürlich sofort erschrocken an vermeidbare Übergangswiderstände, aber er würde wohl auch nie auf die Idee kommen, seine Vinyl-Schätze zu digitalisieren.

Da hätte ein Paar XLR-Buchsen einfach keinen Platz mehr gehabt. Ansonsten bleiben bei dieser Anschlussvielfalt keine Wünsche offen
Da hätte ein Paar XLR-Buchsen einfach keinen Platz mehr gehabt. Ansonsten bleiben bei dieser Anschlussvielfalt keine Wünsche offen

Das Bedienungsmenü ist recht einfach gehalten: Durch den Druck auf den Drehknopf wandert man durch die verschiedenen Menüpunkte als da wären Eingangspegel, Eingangwahl, Abtastrate, Auflösung, Entzerrungskurve, Display-Helligkeit, Rumpel- Rausch- und MPX—Filter. Durch Drehen des Knopfes wählt man dann das gewünschte aus und bestätigt es mit einem weiteren Druck auf den Knopf. So einfach und verständlich das Verfahren ist, hat es doch zumindest bei der Pegelregelung einen Nachteil: Da sich die Einstellung erst nach dem Druck auf den Knopf ändert, kann man kann die Auswirkung der Änderung nicht sofort an den beiden Pegelanzeigen erkennen. Hilfreich für die Einstellung des richtigen Pegels ist es aber, dass statt der ansonsten beständig angezeigten Abtastfrequenz kurz das Wort „CLIP“ erscheint, wenn der Eingang des Joplin übersteuert wird. Dann sollte man die Aufnahme abbrechen und mit niedrigerem Pegel neu beginnen.

Der Joplin arbeitet prinzipiell mit der höchsten Auflösung, also mit 32 Bit. Beim Herunterrechnen auf 24 Bit entstehen dann Verzerrungen, die sich jedoch in das für das Ohr viel angenehmere Weiße Rauschen umwandeln lassen, wenn man dem 32-Bit-Signal vor der Reduzierung Dither hinzu mischt. Der Joplin lässt einem die Wahl zwischen dem besten Störspannungsabstand mit Verzerrungen oder verzerrungsfreiem Klang mit ein wenig mehr Rauschen. Ich habe für die Erprobung des Joplin die Einstellung 24D gewählt: 24 Bit mit Dither. Während ich mich beim Test des Young noch für das pfiffige Design mit dem großen Display hinter der Lochblende begeistern konnte, überzeugt es beim Joplin weniger: Das liegt daran, dass die angezeigten Werte wie etwa die beständig eingeblendete Zahl der Abtastrate nicht mehr die gesamte Höhe es Displays zur Verfügung hat, da darüber noch die beiden Balken für die Darstellung des Eingangspegels Platz finden müssen. Da gibt es zwischen der Anzeige und dem Lochraster Interferenzen, die die Leserlichkeit des Displays ein wenig einschränken.

Genauso gedrängt wie auf der Rückseite des Joplin geht es im Inneren des Wandlers zu. Da verbittet man sich den Wunsch nach noch mehr Ausstattung
Genauso gedrängt wie auf der Rückseite des Joplin geht es im Inneren des Wandlers zu. Da verbittet man sich den Wunsch nach noch mehr Ausstattung

 

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